Die humorvollere Miene verblasste unter den genannten Aspekten und Jin konzentrierte sich wieder auf die Fakten. Auf das Wesentliche, auf das Ernste. Die Glocken in seinem Kopf schlugen leise Alarm bei der Erwähnung, dass Luca zu den 'ganz Großen' geschickt werden sollte, so als ihr zukünfitger Läufer. Das verschlug ihm etwas die Sprache, innerlich; Jin sorgte sich um alle in Bangtan, ausnahmslos jeden Einzelnen, doch war er bei Luca und Minho nochmal etwas.. ein wenig anders. Er wusste, dass sie schon vieles zusammen überwunden hatten, und dass es sich besonders bei Minho um einen Rebellen handelte, wohingegen Luca der sanfteren Sorte entsprach - trotz dessen unterlagen die Beiden seinem Mutterschutzinstinkt.
Nicht, weil er ihnen nichts zutraute oder gar an ihnen zweifelte, niemals; aber er konnte es einfach nicht unterdrücken. Diese kleine Sorge um die Jüngsten. The Maknae Line.
Genau so wenig wollte er an RMs Entscheidungsvermögen zweifeln. Er behielt seine Gedanken weitgehend für sich, auch wenn man ihm kurz ansehen konnte, dass ihn diese Aussage nicht tangierte. Wie er leicht die Stirn runzelte, die Lippen aufeinander legte. Hier mit den Junkies zu dealen, man glaubte es kaum, war für sie nicht so gefährlich, wie in der Liga der hohen Tiere zu spielen - oder gar dort herumzuschleichen. Aber, wie Namjoon bereits erwähnte, würde dies auch erst in Kraft treten, sobald ihre Basis von den Unterkäufern langsam stabilisiert wurde, um an die höheren Mächte hervorzudringen.
Bei der Erwähnung der High Society Party zupfte ein Grinsen an seinen Lippen und er klimperte mit den Wimpern. "Die werden diesem Gesicht wohl kaum einen Wunsch abschlagen können.", summte er in aller Selbstverliebtheit, lachte schließlich und stupste den Anderen mit dem Ellbogen leicht an. "Wir Beide in JHopes Anzügen.. hätte was von James Bond auf Drogen." Und sofort brannte ihm bei diesem Kommentar ein Witz auf der Zunge, den er vermutlich nicht alleine vor Namjoon ausgesprochen hätte, wenn ihm der angenehm intensiviert proportionierte Weed Geschmack nicht noch immer im Gaumen hängen würde. "James Bond is so'n Macho und geht trotzdem lieber in Liebesfilme rein anstatt Achterbahn zu fahren. Weißt du warum?", er zog seine Augenbrauen hoch, wartete, bevor er die Pointe aussprach und Bonds zweitberühmtesten Satz raushaute, "er mags gerührt nicht geschüttelt."
Ja, und genau dieser Typ konnte einen Mann doppelter Größe und doppelten Gewichts mit einem Schlag in unter vier Sekunden auf die Matte befördern. Manchmal fragte er sich selbst, was eigentlich mit ihm schief gelaufen war, dass er sich vor demjenigen, für den sein Herz schneller schlug, lieber lächerlich machte als ihm zu gefallen.
Zugeben fand er seine Witze aber ziemlich gut.
Die Straßen wurden mit jedem Schritt belebter und erst, als eine knapp bekleidete Frau ihnen schöne Augen machte, bemerkte er, dass sie bereits im Zentrum des Rotlichtviertels spazierten. So schnell konnte das gehen.. und aus irgendeinem Grund zog sich seine Magengrube widerlich zusammen bei seiner Befürchtung, dass Namjoon hier nicht nur zum Schauen bleiben würde.

Minho erwischte sich selbst dabei, wie er immer weiter in dieser Spirale aus betäubenden Gedanken und leeren Versprechungen an sich selbst abrutschte. Es war lächerlich, wie er sich bei jedem "Ganz allein hier, Kleiner?" oder jedem anderen schmierigen Standardspruch einreden konnte, dass es diesmal anders war. Dass einer, auch nur einer von diesen Männern ihn für interessant genug befand, um ihn wenigstens nach seinem Namen zu fragen. Aber das passierte in den seltensten Fällen.
Taes plötzliche Frage...oder eher Feststellung riss ihn beinah abrupt aus dieser Düsternis in seinem Kopf und er drehte sich leicht zu dem Älteren, musterte ihn einen Moment wortlos von der Seite, bevor sein charakteristisches, schiefes Grinsen sich auf seine Züge stahl, seine dunklen Augen erhellte. "Mhh...nicht so mein Beuteschema hier.", fing er an und ließ seinen Blick einmal über die Anwesenden gleiten, die meisten Kerle hier waren nicht nur absolut widerlich, sondern auch circa doppelt so alt wie er und der Dunkelhaarige mochte den Gedanken, dass er doch noch irgendwo Standards hatte. Ansonsten hätte er sich ja gleich in Itaewon auf den Strich stellen können.
Minhos Blick glitt zurück zu Kimmy hinter der Bar und er beobachtete sie eine Weile dabei, wie sie Shots austeilte, sich mit den Jungs an der Bar unterhielt und lachte.
Nein, Minho würde eher wieder eine Frau flachlegen als sich von jemandem nehmen zu lassen, der vom Alter her sein scheiß Vater hätte sein können. Abwesend begann er an dem Rosario um seinen Hals zu spielen, drehte die hölzernen Kugeln zwischen seinen verzierten Fingern und als Tae ihn dann ansah und seine nächsten Worte zu ihm hinüberklangen, hoben sich seine Augenbrauen erwartungsvoll in die Höhe und Minho neigte grinsend den Kopf. Niemand würde ihn ansprechen, solange V bei ihm saß? Minho fand das bei der Auswahl hier nicht gerade bedauerlich, im Gegenteil, er sprang total drauf an.
"Soll heißen...ich muss warten, bis du mich ansprichst?", fragte er und stemmte seine Boots in die Querstange von Taes Barhocker, beugte sich dann zu ihm nach vorne, sodass er seine Ellenbogen auf seinen definierten Oberschenkeln abstützen konnte. "Ich mein, du bist quasi dabei, mir grad Drinks auszugeben...so fängt das normalerweise immer bei mir an. Jetzt frag mich noch, was so ein geiler Typ wie ich hier ganz alleine macht.", forderte er, steckte die Zunge dabei belustigt zwischen den Zähnen raus, während er Tae in dem leicht rötlichen Licht der Bar anfunkelte.
"Frag ob ich Kondome hab - hab ich übrigens - und wenn du willst, kannst du noch rausfinden, wie alt ich bin." Noch immer grinste er, zwirbelte mit einer Hand die Kreuzkette um seine Finger, bevor er noch ein wenig näher an Tae ranrückte und seine Hände auf seiner rechten Schulter verschränkte, sein Kinn darauf ablegte.
Minho hätte lügen müssen, hätte er behauptet, dass Tae ihn nicht ganz gewaltig anmachte...und es wäre was anderes, oder? Mit jemandem zu schlafen, der sich wenigstens - auch wenn er es nicht wirklich zeigte - einen Hauch darum kümmerte, was Minho für ein Mensch war. Sie wären nicht in einer Gang, wenn dem nicht so wäre...und Minho klammerte sich gerade viel zu sehr an die Utopie, dass er es irgendwann schaffen würde, diese giftigen, tauben Gefühle in seinem Inneren los zu werden, dass er einmal nicht voller Verachtung und Reue neben jemandem aufwachen würde.
"Frag mich, ob es okay ist, ne Line oder zwei von meinem Körper zu ziehen. Ist es übrigens, und du darfst dir auch die Stelle aussuchen...", machte er weiter, seine Stimme nur noch ein Raunen, das für jeden, der nicht hingehört hätte, in der Musik und dem restlichen Lärm untergegangen wär.

Namjoon war selbst noch zu sehr in seine Gedanken vertieft, als dass er irgendwas zu der Stille, die auf seine Worte folgte, gesagt hätte. Jin war vermutlich genauso wie er schon einige Schritte voraus am Planen, doch...heute Nacht würden sie das sowieso nicht umsetzen können. Jin würde sich erstmal hinsetzen und sein brillantes Gehirn nach möglichen Wegen durchforsten müssen, je nach dem, was sie für Equipment brauchten, würden sie mit JHope reden müssen, vielleicht auch ein etwas größeres Ding drehen müssen, um an einige Stoffe zu kommen, für was sie den ganzen Rest von Bangtan brauchen würden.
Lange hatte RM nicht vor, die ganze Sache vor den restlichen Jungs geheim zu halten, doch viele der Dinge, die ihm auf dem Herzen lagen, Dinge, die die Gang betrafen, besprach er lieber vorher mit Jin, hörte sich seine Sicht auf die Situation an. Namjoon fand, er wäre kein guter Anführer, wenn er nicht so etwas wie eine rechte Hand bei sich hätte und auch wenn er V von allen Jungs bei Bangtan am längsten kannte, hatte er Jin innerlich und für sich zu dieser gemacht. Nicht, weil er der Nächstälteste unter ihm war - wobei diese Tatsache zu dem zweiten Grund hätte beitragen können - doch er erachtete Jin als jemand, der am ehesten von ihnen allen einen kühlen Kopf bewahren konnte, der einen ganz anderen Blickwinkel als die meisten auf Probleme hatte, der rationale, durchdachte, längerfristig vorteilhafte Entscheidungen treffen konnte.
Ein erwartungsvolles Grinsen breitete sich auf RMs Gesicht aus, als Jin ihm in die Seite stieß, ihre Aufmachung in Designer Suits mit James Bond verglich...und gleich darauf einen seiner berühmten Witze dranhängte. "Will ich's wissen?", fragte er und betrachtete Jin von der Seite, bevor dieser mit der Antwort rausplatzte und RM damit einen Moment komplett sprachlos machte, bevor ihm ein gepresstes Lachen entwich und er sich an die Stirn fuhr.
"Seriously, Jin...manchmal weigere ich mich, zu glauben, dass du keine split personality hast.", grinste er und fuhr sich durch die grauen Haare, bevor er dem Jüngeren den gleichen Stoß mit dem Ellenbogen gab, den er ihm vorhin verpasst hatte. "Bring so Witze während du umringt von lauter eitlen, scheißreichen Tussen bist und sie werden dich lieben.", gab er von sich und lachte dabei weiter in sich hinein, nicht unbedingt weil der Witz so gut war, sondern einfach wegen Jin. Einfach wegen ihm.
Sie gingen noch ein Stück weiter und als die ersten mit roten Lampions verzierten Häuser am Straßenrand sowie ihre zahlreichen "Angestellten" auftauchten, begann Namjoon wie von selbst ein wenig zu grinsen.
Er verlor sich gerne ein wenig in dieser Gegend und in den meisten Etablissements hier war er schon bekannt wie ein bunter Hund - nicht nur weil er die Betreiber kannte, sondern weil ihm die Frauen hier auch ziemlich zu Füßen lagen.
Mittlerweile war es fast wie eine kleine Angewohnheit, hier öfter mal vorbeizukommen - auch wenn er jedesmal sicherstellte, dass er den Mädels danach gutes "Trinkgeld" gab, weil er wusste, dass sie von der normalen Bezahlung fast nichts zu sehen bekamen.
"Daddy-o!"
Wie aufs Stichwort wank ihm eine eher kleine, aber auffallend hübsche Rothaarige in einem schwarzen Kleid, das mehr zeigte als verbarg, zu und Namjoon verlangsamte seine Schritte, als er sah, dass die Kleine - Tess - sich von ihrem Platz am Bordstein, wo sie sicher mehr als oft die Aufmerksamkeit vorbeiziehender Autofahrer und Passanten auf sich zog, entfernte und zu ihnen kam.
"Hey, man...Lee, also...der Zuhälter von drüben, schuldet mir noch ein, zwei Gefallen.", meinte Namjoon zu Jin, während er dabei zusah, wie Tess die Straße überquerte, bereits jetzt schon verführerisch ihre langen, aber definitiv gefärbten Haare über die Schulter warf, was den Älteren zum Grinsen brachte. "Geht auf mich, mh?", versuchte er, sein Angebot dem Blonden schmackhaft zu machen, doch bevor der reagieren konnte, hatte sich Tess schon an Namjoons Arm geworfen und schmiegte sich gegen ihn.
"Stattest du uns heute einen Besuch ab, Daddy-o? Die Mädels vermissen dich und...", wollte sie wissen und sah fast treu ergeben zu ihm hoch, bevor ihr Blick zu Jin wanderte. "Du hast wen mitgebracht! Wer ist dein süßer Freund, mh?", wollte sie wissen und streckte eine Hand nach Jin aus, - vermutlich um ihn um den Finger wickeln zu wollen - dabei ein perfektes, wunderschönes Lächeln im Gesicht.
"Wird er uns auch besuchen kommen? Wie wärs, Kleiner...die Mädels werden sich um dein hübsches Gesicht reißen."

Teilnahmslos schob V das Shotglas zurück zu der Barfrau, leckte sich den Tropfen Alkohol aus dem Mundwinkel und schenkte seine halbe Aufmerksamkeit wieder dem Flaschenöffner, den er gekonnt, wie sein Taschenmessertrick, zwischen den Fingern drehte. Dabei sah er aus dem Augenwinkel, wie Minho auf seine Worte ansprang, sofort antwortete und plötzlich aufgeweckter schien, als noch vor wenigen Sekunden. Jetzt bin ich gespannt, was er vorhat.
V spielte nicht nur gerne den Unnahbaren, sondern war das in 9 von 10 Fällen auch, weswegen er den Jüngeren bei seinen Worten nicht anguckte, selbst als sich dieser zu ihm beugte und sogar seine Ellbogen auf seinem trainierten Oberschenkel abstützte. Ein dunkles, raues Schmunzel englitt seinen Lippen, ungläubig schüttelte er den Kopf und wartete insgeheim auf mehr. Es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, Minho hatte nichts an sich, das ihn reizen könnte; das hatte er nämlich. Und gerade genoss er es vielleicht etwas zu sehr, von ihm scherzend umworben zu werden, so ganz auf seine Yoon Art und Weise.
Er konnte sich ein leises Lachen allerdings nicht verkneifen; das, was Minho sagte, war einfach zu wahr. Solche Standardsprüche konnte V in und auswendig, selbst im Schlaf, und so, wie Minho sie aussprach und ein Spiel daraus machte, regte seine Lachmuskeln ziemlich an. Es gab selten einen Augenblick, in welchem Minho es nicht schaffte, dem Älteren ein Lachen zu entlocken.
"Ein geiler Typ.. überlass die Selbstverliebtheit lieber Jin, sonst stiehlst du ihm seinen wohl heiligsten Charakterzug.", kommentierte er lediglich amüsiert, bohrte die Spitze des Flaschenöffners in die hölzerne Theke und drehte sie an seiner Fingerkuppel. Doch als Minho weitermachte, seine Hände sogar auf seine rechte Schulter anlegte und sein Kinn drauf bettete, blickte V grade aus und grinste leicht. Gefährlich schmal.. wie ein entspanntes Raubtier. Das Raunen in seinem Ohr hinterließ einen angenehmen, leichten Schauer in seinem Körper - was er so nicht erwartet, aber auch nicht hinterfragt hatte. Sexentzug. Mehr war es nicht; und dadurch, dass sie Beide auch noch vor einem wilden Treiben hatten fliehen müssen, kein Wunder.
Noch immer umspielte das viel zu entspannte Lächeln auf seinen Lippen, er nickte Kimmy zu und bekam kurzerhand zwei Tequillashots mit jeweils einer Zitrone und einem Salzpäckchen zugeschoben. "Weißt du.. ich bin nicht so der Fall für Pick-Up-Lines", begann er leise zu erzählen, schob den Flaschenöffner in seine Jackentasche und widmete sich den Salzpäckchen, die er erstmals nur spielerisch zusammenschob. "Und ich frag auch nicht nach Kondomen, nach dem Alter, ob jemand alleine da ist oder nicht", fuhr er fort, seine Stimme nahm eine derart dunkle Klangfarbe an, dass es einem sowohl kalt, als auch verdammt heiß den Rücken runter lief. "Ich nehm mir, was ich will, und lass es wieder fallen, wenn ich fertig bin. Wenn es keinen Reiz mehr hat." Langsam drehte er seinen Kopf zu dem Jüngeren, seine Lippen nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, und grinste verboten.
"I'm a heartbreaker."
Entschieden nahm er die beiden Tequillagläser in eine Hand, klemmte die Salzpäckchen zwischen die Finger, stand vom Hocker auf und - nahm mit der anderen Hand die des Jüngeren von seiner Schulter und zog ihn um den Hocker herum zu sich. "Ich zeig dir, was das bedeutet.", wisperte er, grinste an seine Ohrmuschel, bevor er ihn unsanft zurückdrückte. "Aber nicht hier." Er nickte Kimmy zu, vergewisserte sich, dass keiner auf die Idee kommen würde, ihnen zu folgen, bevor er Minho dazu aufforderte, ihm zu folgen. Gemeinsam verschwanden sie zur Hintertür, an welcher noch drei weitere Räume angrenzten: Der Lagerraum, die Toiletten, und das Treppenhaus zu dem kleinen, unbenutzten Couchraum für Fußballspiele oder Karaokeabende. Ja, sowas gab es noch. Und dorthin entführte er den Jüngeren.
Die Gläser stellte er auf der provisorischen Theke ab, schaltete die fahlen Lichterketten an, die den abgedunkelten Raum im Kellergewölbe etwas erhellte und verband sein Handy mit dem Bildschirm. Wenig später machte er sich einen unglaublichen Spaß daraus, auf die Couch zu steigen, seinem nun gut angetrunkenem Verstand die Bühne zu überlassen und Minho ein Ständchen zu machen. Dabei handelte es sich um nichts anderes als das Lied This is how to be a heartbreaker, worauf seine tiefere Stimme erstaunlich gut passte - und für die Art und Weise, wie er darauf abging, hätte er einen Oscar verdient.
Er kickte nicht nur die Couch um, oder schwang sich auf den Tresen, oder riss sich die Lichterketten unter den Nagel, um Minho damit einzufangen und zu sich zu ziehen - nein, er betonte jedes einzelne dieser Regeln, von denen er sang, bevor er mittendrin Minho den Tequillashot reichte, den Traditionen zuliebe zuerst das Salz vom Daumenrücken ableckte, den Alkohol runterkippte - aber, anstatt ihm die Zitrone zu geben, biss er zuerst selbst rein, legte seine Hand in den Nacken des Jüngeren und verschloss ihre Lippen zu einem intensiveren, bedauerlicherweise eher kurzen Kuss.
Woher das kam? Bevor er den Tequilla runtergekippt hatte, hatte er noch von Kiss him goodbye at the door, and leave him wanting more., gesungen. Und, nun ja.. dem Jüngeren sowohl den Geschmack der Zitrone auf die Zunge zu übertragen, als auch in den Genuss seiner Lippen zu kommen; das wollte er sich gönnen.

Minho hatte die Klappe gehalten, als Tae angefangen hatte zu sprechen, auch wenn ihm sicher noch ein paar absichtlich überzogene Sprüche eingefallen wären, die er schon zu hören bekommen hatte und die er dem Älteren nur zu gerne ins Ohr geflüstert hätte. Er konnte sehen, wie sich ein feines, schmales Lächeln auf das Gesicht des Schwarzhaarigen legte und Minho grinste zufrieden, sah dabei zu, wie er mit den kleinen Päckchen Salz, die Kimmy ihnen zusammen mit den neuen Shots und Zitronenscheiben gebracht hatte, spielte.
"Mhh...", summte er leise an Vs Ohr, er hatte sich schon denken können, dass der Ältere - wenn er wen abschleppen wollte - da ganz anders vorging, als die meisten Typen, die Minho getroffen und mit denen er geschlafen hatte. Und bei seiner Stimme, diesem...lauernden, dunklen Tonfall wurde Minho ganz anders und wie von selbst gruben sich seine Zähne fest in seine Unterlippe, richtete sich nur minimal auf, als Tae den Kopf zu ihm drehte, dabei weitersprach.
Der Jüngere wusste nicht ganz, wie er beschreiben sollte, was seine Worte in ihm auslösten, was dieses gefährliche Grinsen gepaart mit seinen mitleidlosen Sätzen mit ihm machte.
Ich nehm mir, was ich will, und lass es wieder fallen, wenn ich fertig bin.
Minho lächelte noch immer und die Neugier in seinen dunklen Augen war nicht zu übersehen, doch da war noch etwas anderes. Unsicherheit. Würde er ihn genauso fallen lassen? Hatte Minho wieder mal nur seine ganzen Traumvorstellungen versucht auf jemanden zu projizieren, der nicht dafür gemacht war, was er haben wollte? Wenn es keinen Reiz mehr hat.
Er hielt die Luft an, wagte es nicht einen Atemzug zu tun, als Vs Atem seine Haut streifte, er sich dann aufrichtete und das mit den Worten, die dem ganzen verwirrenden Pulk an Gefühlen in seinem Magen nochmal einen gewaltigen Tritt zu verpassen schienen.
"I'm a heartbreaker." Fuck, ja. Fuck, das war er und er hatte ihn gerade quasi vor sich gewarnt und trotzdem...trotzdem folgte Minho ihm durch die Hintertür, die Treppe hinunter in das kleine, zur Zeit unbenutzte Räumchen. Er folgte ihm, wie ein vertrauenswürdiges Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank.
Trotzdem stand er da, sah Tae mit diesem leichten Grinsen im Gesicht zu, wie er auf Marina and the Diamonds abging, wie er die Lyrics schmetterte, als wären sie seine eigene Hymne und wäre Minho nicht in dem Moment gefangen gewesen zwischen den Worten, die er zu ihm gesagt hatte und den Zeilen des Liedes, das er ihm zur Verdeutlichung derer nochmal um die Ohren haute...dann hätte er sich auch darauf konzentrieren können, wie gut Taes dunkle, tiefe Stimme zu der Musik harmonierte, wie wild und frei er aussah, als er sich zu dem Lied bewegte, auf die Theke raufkletterte, die bunte Lichterkette abriss, damit dann auf ihn zukam.
Rule Number Two: Just don't get attached to somebody you could lose
Minho fand es plötzlich schwer zu atmen, hätte fast reflexartig einen Schritt vor Tae zurückgemacht, vor dieser hässlichen, brutalen Erkenntnis, dass er ihm sein dummes, dummes Herz genauso brechen würde...genauso, wie Luca es damals getan hatte, wie er es jeden Tag immer und immer wieder aufs Neue tat.
Doch er konnte nicht, stand einfach nur da als wären seine Füße am Boden festgewachsen...und grinste noch immer, als der Ältere die Lichterkette um ihn schlang, ihn damit zu sich zog, ihm das verheißungsvolle, leise „At least I think I do“ ins Ohr hauchte, bevor er wieder verschwand, ihm stattdessen den Shot reichte. Als hätte er Wochen nichts an Flüssigkeit zu sich genommen kippte Minho den Shot hinunter, nachdem er das Salz aufgeleckt hatte, doch bevor er die Trinktradition vollenden konnte, war Tae wieder bei ihm, packte ihn im Nacken und Minho ließ vor Überraschung das Shotglas fallen, als er seine Lippen auf seine senkte, ihn in einen so vielversprechenden und heißen Kuss verwickelte, dass der Jüngere keuchend ausatmete, als er ihn wieder stehen ließ, von ihm wegtrat, bevor er ihn festhalten konnte.
Der saure Geschmack der Zitrone prickelte auf seinen Lippen und Minho hob seine Finger an, tastete kurz nach diesem brennenden Gefühl, bevor ihm ein kleines, gepresstes Lachen entwich.
Er lachte über sich selbst, weil er nicht glauben konnte, was hier gerade passierte.
Dass er schon wieder so verdammt dumm war.
Dass er...ihn trotz allem immer noch wollte.
Ich nehm mir, was ich will, und lass es wieder fallen, wenn ich fertig bin. Wenn es keinen Reiz mehr hat.

Stille kehrte ein, als das Lied endete und Minho stand nur da, die Hände in den Taschen seiner Jeansjacke vergraben.
„...war das sowas wie ne Warnung? Like...halt dich fern von mir oder ich brech dir dein dummes, dummes Herz, Minho Yoon?", wollte er wissen und grinste den Älteren sarkastisch an, während er auf ihn zukam, verlieh seiner Stimme extra noch etwas Theatralik, um das Ganze übertrieben darzustellen.
Hätte er nicht im Quartier schon zwei Shots runtergehauen und jetzt hier im Morphine noch ein paar...hätte er das vielleicht nicht getan, doch als Minho vor V ankam, zuckte ein zartes, bitteres Lächeln um seine Lippen.
„Dafür bist du zu spät, heartbreaker.“

Das Nachbeben ihres Orgasmus schwoll langsam ab, hart und keuchend atmend hob Luca den Kopf und lehnte seine glänzende Stirn gegen die Wand, wohingegen Sugas auf seiner Schulter ruhte. Dessen Worte entlocktem ihm ein heiseres Lachen unter seinem Keuchen und er drehte den Kopf leicht zu ihm. "Kinda.." Mehr konnte er dazu nicht sagen, der Orgasmus hatte ihm so ziemlich die Kraft des Abends geraubt - und er fühlte sich vollends befriedigt.
Sein Herz pumpte noch ordentlich Blut durch seinen Körper, zirkulierte den Sauerstoff, denn er jetzt so schnell in die Lunge bekam, in seine Blutlaufbahn und sein erhitzter Körper schmiegte sich schlapp, kraftslos gegen den des Älteren, bevor er ihn langsam von seiner Hüfte absetzte, auf seinen Knien den kleinen Größenunterschied, den er sich damit gesichert hatte, auf ihn herab blickte und seine Hand in seinen Nacken schob. Sie hatten eine ziemliche Sauerei auf ihren Bauchdenken hinterlassen, ganz zu schweigen von Sugas Hintern, den er ordentlich gefüllt hatte. Ihre Lippen fanden in einem letzten, intensiven und kraftlosen Kuss zueinander und Luca keuchte zufrieden gegen seine Zunge. Oh ja, er war Sugas Slut.. und er verspürte keinerlei Schamgefühl dabei. Jedenfalls nicht, wenn sie die einzigen Zeugen seiner versauten Art blieben. "Yours only", hauchte er willig zurück, lächelte erschöpft in den Kuss hinein. Sugas Slut zu sein war wie im Lotto zu gewinnen; bloß, dass sie den Cash noch nicht hatten. Andernfalls hätte das hier nicht auf diesem Bett, sondern dem aus Cash stattgefunden.
"Ich denke.. wir sollten duschen gehen", riet er dem Minthaarigen rau lachend, schnappte nochmal nach seinen Lippen, küsste ihn ein, zwei, dreimal, bevor er vom Bett stieg und an sich runter und zurück zu Suga guckte. Wow.. sie hatten wirklich ordentlich abgespritzt. Da wäre eine Dusche das Mindeste, und da er von draußen keinerlei Geräusche, Proteste oder sonst was gehört hatte, konnte das nur eins bedeuten: Die Dusche würde heute auch nur ihnen gehören.

Split personality. Darüber konnte Jin nur lachend den Kopf schütteln, mit den Achseln zucken und schief grinsend zu seinem Partner rübergucken. Manchmal fragte er sich das auch, schließlich hieß es nicht, nur weil man selbst Arzt war, dass man psychische Krankenheiten an sich selbst ausschließen konnte; doch war Jin davon überzeugt, wenn es sich um etwas so schwerwiegendes gehandelt hätte, müsste er es als Erster wissen. Besonders, da der Betreffende dazu neigte, sich seinen multiplen Persönlichkeiten entweder bewusst zu sein, oder zumindest es zu bemerken. "Ich mach nur meinen Job", kommentierte er schließlich, bevor sein Lächeln ein wenig verrutschte. Die streinreichen Tussen fänden es toll? Ew, dann lieber nicht. "Würde uns zumindest die Kassen füllen", witzelte er trotz dessen, trotz der Tatsache, dass sein Herz sich weigerte, diese Worte positiv aufzunehmen.
Jin wollte keinen reichen Tussen, heißen Nutten, oder gutaussehenden Geschäftsmännern gefallen. Er wollte ihm gefallen, Namjoon Hwang, wovon er niemals erfahren würde. Dagegen sträubte sich Jin fast noch mehr, als sein zu Splittern zersprungenes Herz, das sich erst langsam zu einem Ganzen formte, allerdings erst zur Hälfte geschafft hatte. Blieb nur noch die Frage, wie lange - mit RM als sein heimlicher, ganz persönlicher Gefühlshurricane würde es dieses Jahr sicher nicht mehr ganz werden. Geschweigedenn, überhaupt wieder.
Und nichts anderes als das wurde ihm unmittelbar bestätigt; direkt ins Gesicht, zweifach, und nochmal schön wuchtig in die Magengrube. D a d d y - o. Er hätte sich bei dieser Anrede fast übergeben, unterdrückte einen Würgereflex und sah den versauten Feuersalamander matt lächelnd an, blickte abwesend in das Gesicht des Älteren und machte sich darauf gefasst, sein Inneres noch so schnell wie möglich in Eis zu gefrieren, damit ihm keines der nächsten Worte weh tun würde. Sein Angebot.. war ja ganz.. nett, aber Jin war heute sehr schlecht auf Nutten anzusprechen. Vielleicht, weil er bei dem Beschützerinstinkt des Älteren, der sich in der düsteren Gasse mit Rey gezeigt hatte, etwas mehr hineininterpretiert hatte, als er durfte.
You thought. Alleine, dass Jin überhaupt solche naiven Gedanken gefasst hatte, war komplett verwerflich - und er hätte sich selbst eine runterhauen können für die schmerzliche Eifersucht, die an den scharfen Herzsplittern in seiner Brust zerrte, als sich die Rothaarige an ihn schmiegte. Lustig, dass Jin gerade sie, eine unterbezahlte Nutte, dafür beneidete.
Teilnahmslos ließ der Blonde seinen Blick zur Seite schweifen, als wolle er sich umschauen, das Angebot durch seinen Kopf gehen lassen; dabei konnte er diesen scheiß Anblick nicht ab, wie sie ihn weiterhin Daddy-o nannte, ihn ansah, als wäre er ihr Allerheiliger Fickkönig.. und das war er wahrscheinlich auch. Erst, als sie ihn direkt ansprach, widmete er seine Aufmerksamkeit dem.. viel zu engen Nuttenkleid, bevor seine Augen in ihr Gesicht wanderten. Höflicherweise nahm er ihre Hand entgegen, lächelte charmant und neigte den Kopf leicht. "Danke.. aber", und damit richtete er sich auch an RM, "ich glaub, ich verzieh mich. Das war mein vierter Joint heute. Das war's heut für mich." Er zog seine Hand wieder zu sich, hielt sie stattdessen Namjoon hin und schlug mit ihm ein, stieß seine Schulter leicht gegen seine und nickte ihm leicht grinsend zu. "Wir sehen uns morgen." Treib's nicht zu wild, wäre ihm fast rausgerutscht, was vielleicht im ersten Moment witzig gewesen wäre - doch mit dem bitte, dass er in Gedanken hinzufügte, verschwamm der Witz und hinterließ ein Loch in seinem Bauch.
Er entfernte sich vom Spektakel, vergrub seine Hände in den Jackentaschen; doch bevor er aus der Sichtweite des Gebäudes verschwand, drehte er sich halb um und beobachtete genaustens, wie Namjoon hinter der Tür verschwand. Schmerzliche Emotionslosigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus - ehe er den Blick entschieden abwandte und seines Weges ging.
Seine Gedanken kreisten immer und immer wieder, um genau die selbe Frage, genau das selbe Thema, das er gestern, vorgestern, vor drei Wochen und zwei Monaten bereits in vierfacher und ausführlicher Fassung in Papierberg in seinem Kleiderschrank versucht hatte, zu beantworten: Liebe. Er zückte den, nun fünften, Joint aus der Jackentasche, zog ein Feuerzeug aus seiner Hose und zündete sich den Spliff an. Liebe existierte im Kopf, sie war nichts greifbares. Sex war greifbar, ja - aber Liebe war es nicht. Hormonelle Schübe sorgten lediglich dafür, dass man sich bei der einen Person besser oder aufgeregter fühlte, als bei einer Anderen. Und weh tun konnte es eigentlich auch nicht; trotzdem hatte er zwei üble Liebestragödien miterleben müssen, und beide hatten dafür gesorgt, dass er sich vorgekommen war, als würde er inneren Herzblutungen unterliegen.
Kurz fragte er sich, ob es in RMs Leben jemanden gab, den er liebte. Dem er sein Herz versprochen hatte; seine erste Liebe, die er irgendwann genau so verloren hatte, wie Jin bei sich vermutete. Vielelicht fand man nur einmal im Leben die erste Liebe.. vielleicht war es bei ihm schon zu spät, und alles andere würde nur noch weh tun. Tief inhalierte er das Weed ein, so tief, dass man meinte, er würde gleich daran ersticken - sein Kopf wurde angenehm leer, die Straßenbeleuchtung greller, der Boden unter seinen Füßen fühlte sich mit jedem Schritt angenehm in Watte verpackt an.
Jin würde es nie schaffen, Rms Liebe für sich zu gewinnen. Er kämpfte nicht dafür, also hatte er schon so gut wie verloren. Die Mülltonne, die neben ihm auftauchte, erhaschte seine Aufmerksamkeit - und Binnen von Sekunden hatte er das grüne Plastikgestell wuchtig gegen die Mauer getreten, bevor er den Spliff wieder zwischen die Lippen führte. Er war ein Versager. Er konnte nicht kämpfen.

Ein raues Lachen auf den Lippen fasste Suga seinen Freund an der Hand, richtete sich vom Bett auf und zog ihn mit sich in das kleine Bad. Die Dusche war eng - nicht dass es ihn in dem Moment gekümmert hätte - aber sie beide hatten schnell rausgefunden, dass sie zusammen trotzdem in die kleine Kabine passten.
Und es gab kaum etwas besseres als sich die Überreste ihres gemeinsamen Zusammenseins gegenseitig von den Körpern zu waschen. Auch unter dem Wasserstrahl konnte Suga es nicht lassen, den Jüngeren zu teasen, gegenseitig verwickelten sie sich immer wieder in tiefe Küsse und als Luca sich zu ihm umdrehte, damit der Minthaarige ihm den Rücken einreiben konnte, fuhr er tastend die Kratzer, die er dort in seiner Haut hinterlassen hatte, entlang, grinste dabei ein wenig. Sein Lieblingsmuster.
Wenige Minuten später lagen sie nebeneinander im Bett, Suga hatte die dreckigen Laken einfach zu Boden geworfen, um die konnten sie sich später noch kümmern. Die warme Dusche, Lucas massierende Bewegungen während er seine Schultern eingeseift hatte, all das hatte ihn erschöpft und dem Grauhaarigen schien es nicht anders zu gehen.
Er driftete auch tatsächlich in etwas ab, was vielleicht eher oberflächliches Dösen als tatsächliches Schlafen war, das Gesicht in Lucas frisch gewaschenen und duftenen Haaren vergraben, seine Beine und Arme um seinen Körper geschlungen.
Auch wenn Suga um einiges schmächtiger als der Jüngere war, fand er doch, dass dieser perfekt in seine Arme passte und er mochte diese Löffelchenstellung viel zu gerne. Sich in Lucas starke Arme zu kuscheln war zwar auch auf der Top5 Liste der Dinge, die er liebte, aber Sugas Angewohnheit, Luca in seine Umarmung zu ziehen, hatte auch den Grund, dass er ihn nah bei sich halten, ihn beschützen wollte.
Irgendwann schreckte das quietschende Geräusch der Eingangstür ihn auf und Sugas Lider flatterten, bevor er sich ein wenig regte, dann jedoch innehielt, um Luca nicht aufzuwecken.
Wer auch immer gerade zurückgekommen war, schien sich Mühe zu geben, leise zu sein, weshalb Suga logischerweise erstmal V und Minho ausschloss. Die würden sich nämlich garantiert nicht zurückhalten. Blieben also noch RM und Jin...und er vermutete letzteres.
Lautlos richtete er sich auf, befreite seinen Arm, auf dem Luca seinen Kopf gebettet hatte und deckte seinen Freund nochmal richtig zu, bevor er das Bett verließ, sich seine Zigaretten vom Tisch schnappte und in seine zerrissenen Jeans stieg, den Gürtel zuzog. Fuck Unterwäsche. Brauchte eh niemand.
Barfuß tappte er in den Flur, schloss die Tür hinter sich und zog sich dabei sein weißes, viel zu großes Shirt über den Kopf, bevor er - wie erwartet Jin vorfand. Beziehungsweise....riechen konnte. Wie gewöhnlich, wenn er von draußen zurückkam, umgab ihn der Geruch nach Gras und Suga musste in der Dunkelheit ein wenig grinsen, während er sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob. So wie er konstant nach Kippen, Whiskey und dem immer selben Cologne roch, roch Jin eben nach Weed. Who was he to judge?
Als er ins Wohnzimmer kam, sah er, dass eins der Fenster offen stand und nachdem Suga in den herumliegenden Klamotten nach seiner Kapuzenjacke gekramt hatte, schlüpfte er rein, stieg in seine Boots, zündete seine Kippe an und stieg auf das Fensterbrett.
Er war mittlerweile schon so oft über die rostige Feuerleiter nach oben geklettert, das Luca schon die Angst geäußert hatte, Suga würde es mal beim Schlafwandeln versehentlich tun und dann vom Dach fallen.
Während Suga die abgenutzten Sprossen nach oben stieg, kam ihm das nicht mal so unwahrscheinlich vor...er hatte schon einige schräge Dinge beim Schlafwandeln gemacht, vor allem in seinen drei Jahren, in denen er sich alleine rumgetrieben hatte und wo niemand hatte aufpassen können, dass er nicht einfach orientierungslos durch die Gegend spazierte.
Auf dem flachen Dach des Wohnblocks angekommen, schwang Suga sich auf die Beine und konnte Jins Silhouette direkt ausmachen. Wortlos ließ er sich neben ihm am Rand nieder und winkelte die Beine an, sodass er seine Arme darauf abstützen und seine Kippe bequem rauchen konnte.
Sie mussten nicht immer reden und das war auch gut so. Suga würde warten, bis Jin die Stille brach - wenn er wollte.

Sein Ständchen, das er mehr als nur verinnerlicht hatte, endete und V schwang sich auf die verstaubte Theke, die Lichterkette zwischen den Fingern und Minho dabei lasziv anblickend; während er es sich abwechselnd ums Handgelenk oder die Hand selbst wickelte und wieder auswickelte. Der Alkohol kroch auch ihm bereits in den Verstand, beglückte die Monster in seinem Kopf und bürstete sie auf Krawall und Provokation. Minho in einen Kuss verwickelt zu haben erweckte in ihm zwar den Drang nach mehr, allerdings ließ er den Jüngeren viel lieber zappeln, spannte ihn auf die Folter und beobachtete seine Reaktion. Zu einem Kuss war es in dem gesamten Jahr, das sie in der Gang verbrachten, noch nie gekommen; umso spontaner war der Impuls von V ausgegangen. Ich nehme mir, was ich will eben. Und das nicht selten auf Kosten anderer.
Der Ausdruck in Minhos Gesicht regte seinen rechten Mundwinkel dazu an, böse hoch zu zucken, seine Beine breiter zu öffnen und sich mit der freien Hand hinter sich abzustützen. Die andere spielte mit der Lichterkette, als wäre es ein Seil, das er dem Jüngeren gleich um den Hals schlingen würde. Die Idee war bei ihm ganz sicher nicht abwegig.
Bei den Worten, die Minho an ihn richtete, auf ihn zukam und sarkastisch dreingrinste, empfand V keine Empathie. Er war vor allem in diesem Zustand nicht dazu fähig, Mitleid zu empfinden - nicht zuletzt, da er selbst zu jemandem geworden war, der lieber andere verletzte als zuzulassen, dass ihm jemand jemals wieder zu nahe kam. Emotional, verstand sich - und bei einem bestimmten Punkt auch körperlich.
Vielmehr verdunkelte sich der Ausdruck in seinen Raubtieraugen, seine Lippen öffneten sich einen schmalen Spalt und seine Zunge leckte sich den sauren Nachgeschmack der Zitrone von seiner Unterlippe. “Keine Warnung.. eher eine Drohung.“, raunte er gefährlich schnurrend, neigte den Kopf zur Seite und seufzte, die Augen verdrehend, ausgelassen auf. “Aber ich könnte es verstehen, wenn du nicht sofort das Weite suchst.“ Abrupt hob er die Lider, durchbohrte den Jüngeren, der fast vor ihm zum Stehen kam, mit seinem erbarmungslos provozierenden Blick. “Boys your age like the look of danger. If I were you, I'd do me too.“ Nur musste sich Minho den Kosten und den Konsequenzen bewusst sein - und die hatte V ihm und sämtlichen Anderen immer klar gemacht.
Als der Jüngere unmittelbar vor ihm stand und ihn quasi wissen ließ, dass sein Herz durch etwas.. oder jemand anderen bereits in zwei Hälften zerteilt wurde, umspielte ein bedauerndes Lächeln seine Lippen. “Hach, loverboy..“, schlagartig richtete er sich aus seiner lässigen, bereitwilligen Position auf, schlang ihm die Lichterkette um den Hals und zog ihn unsanft zu sich, sodass er gezwungenermaßen zwischen seinen Beinen stand. Ihre Gesichter trennte ein Abstand von knapp drei Zentimetern, nahe genug, um leicht auf ihn herab zu blicken und die Wimpern an seinen Lidern abzählen zu können. “Mein Gefühl sagt mir, dass du es nicht anders willst. Sonst hättest du vermutlich schon längst damit abgeschlossen, dich dagegen gewehrt... oder würdest nicht an mich, sondern an jemand anderen geraten.“ Seine Worte glichen einem einzigen, rauen Dirtytalk, selbst wenn die Aussage dahinter alles andere als sexuell anregend war - und trotzdem klang alles, was er sagte, wie das sündhaft Begehrenswerteste, das auf dieser gottverdammten Welt existierte. Er beugte das Gesicht nach vorne an sein Ohr, mit der einen Hand hielt er die Lichterkette um seinen Hals, die Finger der anderen Hand tasteten blind nach seiner Rosenkranzkette. Sein Zeigefinger harkte sich ein, das umgedrehte Kreuz baumelte an seiner Fingerkuppel.
“Du hast den Teufel gerufen, loverboy. In der Hölle gibt es keine Happy Ends.“

Kaum, dass Jin die Tür geräuschlos hinter sich zugezogen hatte, streifte er sich die Schuhe von den Füßen und machte erstmal einen kurzen Abstecher in sein Zimmer. Er schlüpfte aus seiner Lederjacke, hing sie sich über den Stuhl und schaltete blind in der Dunkelheit die Tischlampe an. Völlig neben der Spur, wie er oft drauf war, wenn er sich eine ordentliche Grammmenge portioniert hatte - und das über den Tag verteilt -, fuhr er sich über das Gesicht und riss sich die Brille runter, um sie aufs Bett zu schmeißen. Faul drehte er sich zu seinem Kleiderschrank und warf seinem Spiegelbild einen schiefen, belämmerten Blick zu, beugte sich näher heran und bemerkte seine blassrot unterlaufenen Augen. Er sah genau so aus, wie er sich fühlte: Wasted.
Er angelte sich den karamellfarbenen Hoodie aus dem Schrank, zog ihn sich über das nach Bob stinkende weiße T-Shirt. Kurz spielte er mit dem Gedanken, ins Badezimmer zu gehen, was er im Endeffekt auch tat, allerdings vergaß er sofort, warum er dorthin hatte gehen wollen und drehte sich abwesend wieder weg. Sein zugedröhnter Kopf hatte auch viele Vorteile; beispielsweise vergaß er seine mittlerweile verdammt chronisch gewordene Zwangsstörung, sich Medikamente reinstopfen zu müssen. Also trugen ihn seine Beine, er wusste oberflächlich nicht wieso, zum Wohnzimmer Fenster und wenige Sekunden später saß er stillschweigend auf dem Dach ihres Quartiers. Die typische, kühlere Herbstnacht umgab ihn wie ein Schutzschild, ein zusätzliches Beruhigungsmittel - oder einfach eine Umgebung, in der er sich nicht dazu verpflichtet oder gezwungen fühlte, seine Gemütslage zu unterdrücken. Jin war nachts, wenn es nicht gerade hieß, wilde Parties mit den Jungs zu crashen oder Randale zu veranstalten, sehr nachdenklich und philosophisch. Seelenruhig atmete er die kalte Luft ein, verschränkte seine Beine zu einem Schneidersitz und stützte seine Arme hinter sich ab, um in den Sternenhimmel zu gucken. Manchmal sprach er zu ihnen, zu den Sternen, dem Mond, das weite Universum - aber nur, wenn er bekifft war. Es hatte was befreiendes an sich, und seit er mit der Schwere eines gebrochenen Herzens und zwei Verlusten leben musste, die er eigentlich noch immer nicht vertrug, kam es gar nicht so selten vor.
Eine Schatten neben ihm, den er erst verzögert wahrnahm, ließ ihn blinzeln und leicht den Kopf drehen. Er musste die Augen etwas zusammenkneifen, erkannte die hellen, türkisen Haare, von welchen sich das Mondlicht silbrig reflektierte. Suga. Langsam formten seine Lippen ein sanftes, dümmliches Lächeln, kurz schwieg er weiter und guckte in den Nachthimmel. Suga war der Einzige, dem er in so einem Augenblick irgendwie.. vertraute. Er vertraute jedem seiner Jungs, blind, aber was seine Empfindungen anging fühlte er sich bei Suga am besten aufgehoben. Er wusste was es hieß, den Hang zu einer traurigen Seele zu haben.
Irgendwann rutschte er zu ihm nach vorne, winkelte seine Beine an der Regenrinne an, brach die Stille jedoch nicht. Noch nicht.
“Seid nur du und Luca da?“, fragte er schließlich in die Stille hinein; dass er sich immer erst nach den anderen vergewisserte schimmerte selbst mit einem zugedröhnten Kopf am stärksten hevor.

Es dauerte eine Weile, bis Jin sich schließlich dazu entschied, die Stille zwischen ihnen beiden zu brechen, doch Suga störte die zwischen ihnen herrschende Ruhe nicht. Sie war angenehm, lastete nicht drückend und meistens hatte er eh das Gefühl, dass er sich mit Jin auch ohne Worte verstand. Ruhig vor sich hinrauchend ließ er seinen Blick auf einem unbestimmten Punkt in der Ferne lasten, beobachtete die dunkleren Wolkenfetzen, die sich über den Himmel schoben und zwischen denen ab und zu die Sterne aufblitzten. Auch der Mond zeigte sich ab und zu, tauchte sie in ein kühles, weißes Licht, bevor er wieder hinter den Wolken verschwand.
Suga mochte die Nacht, mochte die vermeintliche Stille, die diese mit sich brachte...auch wenn man eigentlich von allem anderen als Stille sprechen konnte. Das Nachtleben Seouls war wild und bunt und schmutzig und abstoßend, doch er war darin aufgewachsen, hatte eigentlich nie was anderes gekannt. Letztendlich hatte er sich die Angewohnheit, mehr zu nächtlicher Stunde als am Tag aktiv zu sein, wohl von seinem Alten abgeguckt, der die Tage meistens nur damit verbracht hatte, besoffen und/oder mit ner Nadel im Arm auf dem Sofa zu liegen.
Abwesend kratzte Suga sich über die Beuge seines Ellenbogens, über die roten, lilafarbenen und teils tief schwarzen Male, die sich dort auf seiner blassen Haut abzeichneten, bevor er sein Tun bemerkte und die Hand senkte, stattdessen wieder tief an seiner Kippe zog.
Man konnte es psychosomatische Belastung nennen, dass er sich immer bei den Gedanken an seinen Dad anfing, die Spuren seiner früheren Sucht aufzukratzen, selbst wenn es Jahre her war, dass Suga sich einen Schuss gesetzt hatte.
„Mhm...“, machte er schließlich, stieß den grauen Dunst der Kippe dabei aus der Nase aus und lenkte seinen Blick auf Jin, tastete ihn einmal mit seinem Blick ab - das Ganze eher nebenbei, ohne ihn anzustarren.
„Luca schläft, wann die anderen ab sind...kein Plan. Aber Minhos Motorrad ist weg, sind sich wahrscheinlich irgendwo besaufen.“ Er nickte kurz zu dem kleinen Fleck des Hinterhofs, den man von hier aus sehen konnte und wo tatsächlich jede Spur von Minhos Maschine fehlte. Typisch für Jin, zuerst nach den anderen zu fragen, auch wenn er stoned as fuck war.
Suga zog die Schultern leicht an, betrachtete kurz das glimmende Ende seiner Zigarette. Er wollte ihn nicht fragen, ob er über irgendwas reden wollte, was ihn belastete...wäre es andersrum würde ihn so eine Frage eher davon abhalten, den Mund aufzumachen. Wobei Suga ja auch eine eher verschwiegenere und in sich gekehrte Person war...der Minthaarige verzog leicht den Mund, fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, während er den Älteren neben sich ansah.
Aber er war genauso. Auch wenn er das niemandem zeigte.

Minho hob spielerisch eine Augenbraue an, kam dem Älteren dabei immer näher, ließ sich von seinen Worten fesseln und hypnotisieren als wäre er ein willenloses etwas. „Das heißt du drohst mir, mein Herz zu brechen?“, wiederholte er also seine Frage und musste darüber wieder ein wenig grinsen, während der Blick seiner dunklen Augen auf dem Gesicht seines Gegenübers haftete.
Etwas glänzte darin, hinter dem Schatten, der sich in seiner fast schwarzen Iris verbarg und als V ihn mit diesem einen, provozierenden Blick durchbohrte, funkelten sie nur verheißungsvoll auf. Gott, Minho wollte, dass er weiter redete, er wollte jedes einzelne dieser sündigen, pechschwarzen Wörter von seinen Lippen tropfen sehen wie Gift, er lechzte fast danach und als der Schwarzhaarige sich aufrichtete, ihn mit der Lichterkette zu sich zog und so das letzte bisschen Abstand zwischen ihnen auf wenige Zentimeter verringerte, raste sein Puls so stark, dass er sich sicher war, dass Tae es spüren musste.
Unsanft bohrten sich die kleinen heiß brennenden Lämpchen der Kette in seinen Hals und Minho unterdrückte es, hart zu schlucken, stattdessen teilten sich seine Lippen schon fast erwartungsvoll, aber V ließ ihn in der Leere hängen, beugte sich stattdessen zu seinem Ohr, während seine Finger sich um Minhos Rosario, den auf den Kopf gestellten Kreuzanhänger schlossen.
Der Jüngere senkte langsam den Blick, sah auf den filigranen Anhänger in Vs Hand und es wunderte ihn fast, dass das Kreuz keine zwischene Brandspur auf seinen Händen hinterließ.
Er war der Teufel, der verdammte Antichrist und sein Vater hätte ihn - wenn er hiervon gewusst hätte - mit dem Schürhaken niedergeprügelt, doch Minho atmete nur schaudernd aus, drehte den Kopf leicht ein, sodass er an Vs Ohr flüstern konnte.
„Maybe I’m tired of the angels in heaven and wanna play with the Fallen one." Er wusste, er verbrannte sich die Finger an ihm und trotzdem würde er sich seine Drohung nicht zu Herzen gehen und...sich abwenden. Er würde sich nicht nur seine Finger, sondern seinen ganzen Körper versengen und Minho würde mit Freuden im Höllenfeuer brennen, selbst wenn es sein Herz in eine Millionen Splitter zerspringen ließ. Langsam richtete er sich wieder auf, drückte den Nacken gegen den Griff in dem V ihn immer noch dank der leuchtenden Kette hielt und grinste ihm schief ins Gesicht, zog seine Hände dabei über seine Oberschenkel.
„My father told me the devil is a tiny red man with horns and a little tail...I’m not surprised that he’s been wrong tho. It’s no wonder you’re beautiful. After all...“, fing er an und ließ seine tätowierten Finger über Vs Schultern zu seinem Gesicht gleiten, strich die paar dunklen Strähnen beiseite, die ihm tief in die Augen hingen. „...you used to be god’s favorite.“, hauchte er und lachte leise, neigte den Kopf dabei und offenbarte das minimalistische, umgedrehte Kreuz Tattoo unter seinem linken Auge.
Minho wollte keine Happy Ends...glaubte gar nicht mehr daran, dass er so etwas überhaupt verdient hatte. „Hey Tae...“, wollte er wissen, hielt sein Gesicht dabei immer noch zwischen seinen Fingern fest und strich dabei ab und zu seine Konturen nach, als würde er ihn das erste Mal so richtig vor sich sehen.
„Do you think...I’m beautiful, too?"

He wants to play with the fallen one, huh. Voller gefährlicher Genugtuung senkte er die Lider, ließ die rauen, verheißungsvollen Worte des Jüngeren über sich ergehen, fing an, mit jedem Wort etwas breiter in sich hineinzugrinsen, Stück für Stück; manisch, genüsslich, triumphierend. Auch wenn ihm nicht bewusst war, wie sehr sich Minho daran festhalten würde. Für Tae war das nichts weiter als ein Pokerspiel; russchisches Roulette auf dem Thron der Sünde, umgeben von Flammen der verbotenen Versuchung - und er saß mittendrin, das Züngeln des glühenden Feuers um ihn herum begleitete ihn wie ein zweiter Schatten, jeder verbrannte sich an ihm - und Minho wollte es auch. Er wollte sich an ihm verbennen.
Das Gefühl seiner Hände auf seinen Oberschenkeln jagte ihm eine Gänsehaut ein, schlagartig öffnete er die Augen, seine Pupillen weiteten sich, und trotzdem rührte er sich nicht vom Fleck. Vielmehr verstärkte er den Griff um die Lichterkette, ließ das umgdrehte Kreuz wieder zurück auf seinen Haut fallen und zeichnete stattdessen quälend langsam einen Weg zu seinem tiefen Ausschnitt nach, während Minho weitersprach. Seine schwarzen Strähnen hingen ihm tief ins Gesicht, der Ausdruck in seinen Augen war gefährlich, verführerisch, wahnsinnig, und als ihm der Jüngere die Strähnen zurückstrich, verengte Tae ein wenig die Augen. Seine Lippen formten sich zu einem bösen, schmalen Lächeln; dunkel funkelte er ihn an, fixierte ihn so fest, dass man fürchtete, seine Augäpfel würden sich innerhalb von Sekunden pechschwarz verfärben. Als würde der teuflische Dämon, aus den Tiefen des Tartarus, von ihm Besitz ergreifen.
You're beautiful. After all, you used to be God's favorite. "Tell your Dad, the Devil was God's biggest temptation. But he wasn't able to handle him. He was jealous of the way he made everyone sin, but as soon as he realized jealousy is a sin too, he himself had to ban him from heaven." Er zog an den Ketten, sodass Minhos Lippen seine eigenen streiften. Minho war wunderschön, er war der Gottgesandte, der den Teufel hätte aufhalten müssen; und ihm, alsbald er auf ihn traf, verfiel. "I Peter 5:1 : 'Be careful! Watch! Because your enemy, the Devil, walks around like a roaring lion looking for any he may devour.'", zitierte er eine Bibelstelle, eine, die er niemals vergessen würde. Er hatte die Bibel nie gelesen, aber die Stellen, die ihn am meisten tangierten, hatten sich in seinen Kopf eingebrannt.
"Only a beautiful soul would take the risk to burn alive and kiss the damned."

„Mhh...more like young, stoned and drunk.“, kommentierte Suga leise, war sich aber nicht sicher, ob Jin das überhaupt gehört hatte. So wie er in den Himmel starrte, schien er irgendwie in seiner eigenen kleinen Welt zu leben und der Minthaarige dachte gar nicht daran, ihn da raus zu reißen.
Manchmal musste man der normalen, grausamen Welt entfliehen und in in die seines Kopfes eintauchen. Auch wenn die manchmal nicht weniger grausam war. Suga war der Meinung, dass sein Kopf ein noch viel schlimmerer Ort als Seouls Ghetto war.
Stumm schnippste er ein wenig der überstehenden Asche von seiner Kippe über den Rand des Daches, legte seine Wange dann auf seine Knie ab und sah Jin an, als er anfing zu reden.
Wen er auch immer vermisste...auch wenn er es mit seinem nächsten Satz so klingen ließ, als würde er die Gang meinen, zeigte ihm nur mal wieder, dass Jin so viel mehr mit sich trug, als man zunächst dachte. Dass auch er sein Päckchen zu schleppen, sein Kreuz zu tragen hatte. Und dass er - genauso wie Suga - darüber viel zu selten sprach, aber alle im selben Atemzug dazu ermutigte, mit ihm über deren Probleme zu sprechen. Er war wie eine vielbeschäftigte Mutter, die das Brot mit ihren vielen Kindern teilen musste und am Ende nichts für sich übrig ließ. Suga konnte nur hoffen, dass sich keiner von ihnen undankbar verhielt.
„Wir schätzen das sehr, man.“, meinte er schließlich ruhig, ließ seinen Blick dabei über den Älteren wandern und schob sich die Kippe wieder zwischen die gesprungenen Lippen. „Ganz ehrlich, die Hälfte von uns wär wahrscheinlich schon verreckt, wenn du nicht wärst.“
Es war fast schon amüsant, solche Witze übers Sterben zu machen, wo er selbst doch wahrscheinlich schon den engsten Tanz mit dem Tod getanzt hatte. Sich quasi freiwillig für diesen tödlichen Reigen gemeldet hatte, seine Hand in seine gelegt hatte.
Jin hingegen...Jin hatte sie alle schon so oft wieder zusammengeflickt und das mit einer Professionalität und Ruhe, dass Suga immer nur wieder stumm für sich staunen konnte.
„Ich vermiss sie auch.“, schloss er schließlich, drehte seinen Kopf wieder, sodass er seinen Blick ebenfalls in die Sterne gleiten lassen konnte.