Serendipity.
Sugas Kehle wurde trocken und sein Blick senkte sich in seinen Schoß, in seinen Fingerspitzen begann es zu kribbeln und als Luca wieder ansetzte, hatte es sich in seinem ganzen Körper verteilt, war bis in seine Zehen, seine Haarspitzen gezogen und Suga nickte nur auf seine Frage, gab sein Einverständnis, denn ganz ehrlich...jetzt war es sowieso für alles zu spät und sein Herz begann wieder schneller zu schlagen. Er wollte sich so gerne weigern, einfach weiter...alles vorspielen und vortäuschen, es war ihm egal, es war ihm so egal, wenn er nur an seiner Seite sein konnte, wenn man ihn nur nicht von Luca, von dem einzigen Licht in seinem scheiß Leben, trennen würde.
Es war bescheuert und vollkommen hirnrissig, wie abhängig Suga von seiner leuchtenden Präsenz geworden war und er wusste nicht, was er mit sich anfangen würde, wenn Luca sich irgendwann von ihm abwenden würde.
Das durfte einfach nicht passieren und die Dämonen in seinem Herzen liefen Amok, schrien wild durcheinander, bis Suga entschied, sie auszusperren, sich einfach auf das Hier und Jetzt, diesen einen, irgendwie...perfekten Moment zu konzentrieren.
Erste Frage.
„Ja.“ Seine Stimme war überraschend fest, doch Suga brachte es nicht übers Herz, Luca dabei anzusehen, sein Blick lag irgendwo auf den Weiten des Horizonts, folgte den dahinziehenden Wolken, einem Schwarm Vögel, er sah überallhin, nur nicht zu dem Schwarzhaarigen, weil er wusste, allein sein Anblick würde alles in ihm niederreißen. Absolut alles und Suga würde ihm sein Herz vor die Füße kotzen, vielleicht Dinge sagen, die er später bereuen würde.
Aber ja. Ja, Serendipity war Lucas Song und Suga hatte Wochen damit zugebracht, hatte sich in den entlegendsten Ecken des Internats vergraben, um in den Freistunden zu schreiben, hatte Tage am Klavier zugebracht, um diese sanften Notenfolgen zu spinnen und es hatte gedauert, bis Suga endlich zufrieden gewesen war.
Zweite Frage.
Hier dauerte es länger, bis er antwortete und seine Haltung versteifte sich ein wenig, der Griff um seine Knie wurde ein wenig fester, bis seine Knöchel sich unter der blassen Haut spannten.
„....ja.“ Er flüsterte, hoffte fast, der laue Wind würde seine Antwort davontragen, über den Wellen verstreuen, damit Luca es nicht hören musste, damit Luca nicht erfahren musste, dass Suga ihn angelogen hatte. Dass er ...keinen Deut besser war als all die Mädchen, die ihm dreist das Blaue vom Himmel heruntergelogen hatten.
Es fühlte sich so schrecklich an, es zuzugeben, dass Suga kurz schluckte, dann jedoch entschieden wieder aufblickte. Er war es Luca schuldig. Luca verdiente die Wahrheit.
Dritte Frage.
„Ja."
Sugas Antwort kam prompt, wie aus der Pistole geschossen, doch seine Stimme klang seltsam belegt, rau, entschuldigend und zerbrochen, denn die Erinnerung an diese Nacht lag wie ein schwerer Stein in seinem Magen. Ja, ja er war eifersüchtig gewesen. Und ja, er hatte Luca grundlos verletzt.
Min Suga, du bist ein furchtbarer Mensch.
Jede einzelne Antwort hatte sich angefühlt, als würde Luca ihm Frage um Frage ein weiteres Kleidungsstück abnehmen, einen weiteren Stein aus der Mauer reißen, die Suga um sich gebaut hatte, so lange, bis er nackt und vollkommen wehrlos zurückblieb, bis es nichts mehr gab, was er vor Luca verbergen konnte.
Und jedes Geständnis tat so seltsam weh, dass sich in Sugas Kopf unweigerlich die Schlussfolgerung formte, dass er Recht behalten hatte.
Dass er tatsächlich nicht gut genug für ihn war.

Alle drei Fragen beantwortete Suga mit Ja.. und jedes Mal auf eine andere Art und Weise. Mal tat es mehr weh, es zu hören, als bei anderen.. aber, das lag nicht daran, weil sich Luca belogen vorkam. Ihm wurde wieder schmerzlich klar, wie oft er Suga verletzt haben musste. Wie oft er dabei hatte zusehen müssen, wie Luca seine Arme um Mädchen geschlungen hatte, Küsse auf die Wange bekommen hatte, früher im Internat, noch bevor sie zusammengezogen waren, fremde Mädchen aus seinem Zimmer gekommen waren.
Doch.. bei all dem bemerkte er ebenso, dass es sich gelegt hatte. Dass, seitdem er mit Suga befreundet war, seitdem er einen so wahnsinnig wichtigen Teil in seinem Leben war, aufgehört hatte, blindlings in One Night Stands reinzulaufen, in der Hoffnung, er würde seine Herzdame unter ihnen finden. Das änderte nicht an der Tatsache, dass er sich an Valentinstag neben Suga.. seine CD.. es traf ihn wieder wie ein Panzerwagen, und er musste kurz die Augen schließen. Es tat so.. so schrecklich weh.
Aber es machte ihm eine Sache klar. Nein, sogar verdammt viele. Suga beeinflusste ihn genau so, wie andersherum, er war ihm ungeheuer wichtig, er konnte keine zwei Tage ohne ihn klar kommen, und wenn, schrieb er ihm sofort eine Nachricht. Damals im Musikzimmer war es Suga gewesen, der ihn zu sich gelockt hatte, ja verdammt, er hatte sich für ihn interessiert und wusste es in dem Augenblick nicht. Und er hatte ihm schon damals vorhergesagt, dass er ihn nicht alleine lassen würde. Mit seinem Ständchen, der riesen Ausnahme, seinem Cover von Cold Water..
Suga war die Ausnahme gewesen. Immer.
In der Nacht, als sie gestritten hatten, war Luca zum ersten Mal kotzend über der Toilettenschüssel gehangen, hatte so viel Trost von seinem Besten gebraucht, um nicht vor Sorge und Schuldgefühlen, von denen er nichtmal wusste, zu sterben, hätte alles in seiner Macht stehende getan, um es wieder gerade zu biegen, Suga das Gefühl zu geben, dass er nicht mit ihm streiten wollte, dass es ihm dadurch viel zu schlecht ging.
Suga war die Ausnahme gewesen. Immer.
Beim Volksfest in der Stadtmitte, vor dem Stand mit den verschiedenen Ketten und Armbändern, den Steinen und Anhängern, hatte er sich für Yin und Yang entschieden. Der erste, der ihm eingefallen war, und das ohne Weiteres, war Suga Min gewesen - sein Gegensatz, sein signifikantes Gegenstück, der Schatten zu seinem Licht, der Mond zu seiner Sonne.
Die Klaviertheraphien, die er von Suga bekam, wenn Luca nichts weiter brauchte als Ruhe, Stressabbau, jemanden, der bei ihm war, ihn verstand, ohne dass er reden musste. Dessen Präsenz er im Stillen genau so sehr wertschätzte, wie im Gespräch. Jede Minute, die sich Luca in seine Kompositionen verlor, war das beste Geschenk, das er bekommen konnte. Sein Antrieb.. sein Rettungsring.. seine Beruhigung..
Im Musiksaal, der letzte Trostversuch, um ihn von seiner Verzweiflung loszukriegen. Ihm die Hoffnung zuzusprechen, eines Tages zu lieben - jemanden zu finden, der ihn akzeptierte, ob beliebt oder nicht.. dem es nicht darauf ankam, welchen Status er hatte, weil ihm etwas an seiner Persönlichkeit lag, weil er seine Präsenz genau so schätzte, wie andersherum. Dass er seiner Liebe beweisen würde, wie gut sie ihm tat, dass sie es wert war, dass sie das Beste für ihn war.
Dich müsste man verdient haben, Suga-ni.
Luca war so blind gewesen. Die Liebe, die er brauchte, die er suchte und nicht gefunden hatte, saß direkt neben ihm - und er hatte nicht daran gedacht, über den Tellerrand zu gucken.
Lucas Gedanken überschlugen sich, sein Herz fing langsam an, schneller zu pochen, die letzte Frage sorgte für dieses wilde, kribbelige Leere-Bauchgefühl. Er sah auf den Yang Anhänger seines Gegenüber, atmete die saubere Küstenluft ein und hob den Kopf.
"Vierte Frage. Die Letzte.." Er wollte Suga noch nicht zu nahe kommen, aus Angst, er würde ihn sonst zu etwas drängen. "Darf ich..", oh, jetzt wurde er unsicher, schüchtern.. sein Herz schlug wie wild. Er räusperte sich leise, und schaute unter dem dichten Wimpernpaar zu dem Minthaarigen auf.
"Darf ich dich.. küssen?"

Um Sugas Hals schien eine Schlinge zu liegen, die sich immer fester und unnachgiebiger zuzog, seine Kehle einquetschte, seinen Puls zum Stocken brachte. Noch immer lag sein Blick in der Ferne, doch etwas in dem Funkeln in seinen Augen war...anders. Zerbrechlicher, ungeschützter, nicht verborgen von einem frechen Glimmen, wann immer er einen savage Spruch losließ, von einem unbeeindruckten Schatten, der zu seiner konstant genervten Miene passte, von einem aggressiven Stechen, wann immer er eins der Mädchen, die Luca verletzt hatten, zusammengestaucht hatte.
Nein, Suga war sich sicher, dass diesen Ausdruck bisher nur ein Mensch in seinem Leben gesehen hatte.
Seine Mutter.
Es war der Ausdruck in den Augen von jemandem, der im Inbegriff war, etwas zu verlieren. Der sich sicher war, dass etwas aus seinem Leben gerissen werden würde und der sich seiner eigenen Machtlosigkeit bewusst war. Es war der schrecklichste, einsamste Moment in Sugas Leben gewesen, als er sich das letzte Mal so gefühlt hatte.
Diesmal war es...ähnlich. Ähnlich, aber anders. Denn trotz allem, trotz der betäubenden Stille in seinem Kopf, dem kribbelnden Gefühl in seinen Fingern, dem Druck um seinen Hals, fühlte er sich nicht alleine.
Auch wenn sie beide nicht sprachen, fühlte er sich nicht im Stich gelassen, denn Luca saß direkt neben ihm, sah ihn an, würde ihm zuhören, bei allem, was er ihm zu sagen hatte.
Seine Stimme war verständnisvoll, aufmerksam, aufrichtig, vorurteilslos...er war der hellste Stern am Firmament und Suga wollte mit seiner Präsenz keine Wolken vor ihn schieben, wollte seinen Schein nicht vor der Welt verstecken, auch wenn er gerne so egoistisch gewesen wäre und den Schwarzhaarigen nur für sich beansprucht hätte. Die Welt brauchte Menschen wie Luca Park.
Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich dich belogen habe, dass ich nicht ehrlich zu dir sein konnte, so wie du es zu mir immer warst.
Es tut mir Leid, dass ich dir damals nicht mit Verständnis begegnet bin, so wie du es verdient hättest.
Es tut mir Leid, dass ich dich in unangenehme Situationen gebracht habe, dass ich unfreundlich war, dass ich es nicht schaffe, eine gute Person zu sein, so wie du es bist.
Es tut mir Leid, was ich dir angetan habe und was ich dir noch antun werde.
Es tut mir Leid, dass ich so selbstzentriert bin, dass ich dich nicht loslassen, dich nicht aufgeben kann, weil ich dich brauche.
Es tut mir Leid, dass ich dich verletzt habe und dass ich es vielleicht wieder tun werde.
Es tut mir Leid, dass ich mich nie dafür revanchieren kann, was du schon alles für mich getan hast.
Es tut mir Leid, dass ich dir nicht so viel geben kann, wie du es verdienst.
Es tut mir Leid, dass ich liebe, Luca Park.
Es tut mir Leid.

Vierte Frage.
Langsam hob Suga den Kopf, denn in Lucas Stimme schwang etwas mit, was vorher nicht da gewesen war, etwas, was Suga binnen Sekundenbruchteilen als Unsicherheit identifizierte, eine Emotion, die ihn schon sein Leben lang begleitete.
Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen und Sugas Herz, alles schien auf einmal in Zeitlupe zu laufen, sein ganzer Körper schien wie lahmgelegt und der Minthaarige hätte am liebsten den Blick gesenkt, doch Lucas Augen hielten ihn fest.
Hielten ihn bei sich.
Darf ich dich küssen?
Suga dachte in dem Moment nicht nach, sein Kopf war wie leergefegt, in seinen Ohren rauschten die Wellen, die an den Klippen zerschellten, der Wind zerrte an seinen Haaren, seinen Kleidern, in seinen dunklen Augen lag ein leichter Schimmer und seine Stimme war nur ein leises Flüstern.
„Ja."

Er wusste nicht im Geringsten, was in Sugas Kopf vorging. Ihm war nicht klar, welche inneren Konflikt er mit sich hatte. Doch als Luca diese eine, letzte Frage aussprach, sein Herz vor lauter Aufregung glatt drohte, in tausend Teile zu zerspringen, wusste Luca für sich ganz genau: Er musste Suga küssen. Wenigstens einmal.. denn er fühlte sich zu ihm hingezogen. Gottverdammt, Suga war sein Yang, sein Mond, sein Schatten, er konnte ohne ihn nicht existieren. Nicht ruhig bleiben. Er hielt seine Welt im Gleichgewicht, wovon er nicht einmal eine Ahnung hatte. Suga rechnete nicht damit, dass er so eine massive Wirkung auf Luca ausübte, aber das tat er. Und wie er das tat.. und jetzt, wo ihm erstmals und aus erster Hand klar wurde, wie er fühlte, wie.. wie die gesamten Gefühle auf der CD Sugas waren.. er musste ihn küssen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es etwas verändern könnte.
Das Risiko wollte Luca eingehen.
Love is a risk. What if you fall? But, my darling, what if you fly?
Das leise 'Ja' des Jüngeren wäre fast unter den aufschäumenden Wellen untergangen, doch hingen Lucas Augen so an seinem Gesicht, seinen Lippen, dass ihm das Herz förmlich in die Hose rutschte. Langsam rutschte er näher an ihn heran, seine Herz klopfte wie verrückt, das Kribbeln in seinem Bauch nahm gigantisch zu. Suga musste sich aus seiner Position nicht einmal lösen, sie würden den Sprung ins kalte Wasser zusammen tun. Zusammen wagen.
Und Luca war zuversichtlich, dass das Pochen seines Herzens diesmal dem richtigen gewidmet war, als er sich langsam nach vorne beugte. Seinem Gesicht näher kam, den Blick zwischen seinen Augen und Lippen ohne Hektik hin und her gleiten ließ, der Wind an ihren Klamotten und Haaren zupfte, bevor er die Augen schloss, den Atem des Jüngeren auf seinen Lippen spüren konnte.
Und im nächsten Moment küsste die Sonne den Mund, Yin und Yang vereinten sich, das Gleichgewicht der Welt wurde hergestellt - sanft verschloss Luca ihre Lippen zu einem so.. zärtlichen, ersten, und doch angenehm langen Kuss. In seinem Bauch brach eine Ameisenkolonie aus, seine Haut kribbelte, seine Lippen passten so.. perfekt auf die des Minthaarigen, und sie fühlten sich so.. gut an. So weich, so... geschmeidig. Als wären sie füreinander gemacht. Als würden nur ihre Lippen so peferkt aufeinander passen.
Den Augenblick wollte Luca, nicht nur für Suga, sondern für sich selbst ausschöpfen, genoss es mit jeder Sekunde die vergang, bis er sich leicht, ganz leicht und mit wenigen Millimetern Abstand von ihm löste, die Lider aufschlug. Suga direkt in die Augen sah, und.. lächelte. Sanft, schüchtern, befreit.
Und eine Sache stach in seinen Augen mehr als nur deutlich heraus: Luca hatte sich soeben, offiziell, in seine Prinzessin verliebt.

Nicht mal, wenn um sie herum gerade der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, wenn ein fucking Tsunami die leichten Wellen, die an den Klippen zerschellten, aufgewühlt hätte, nicht mal, wenn die Welt gerade um sie herum in Feuer und Asche versunken wäre, hätte Suga sich von Luca losreißen können.
Er sah ihn einfach nur an, während er ihm langsam näher kam, sich zu ihm vorbeugte, sah ihm einfach nur in die warmen, schokoladenbraunen Augen, die in seinem Gesicht funkelten, die ihn aus der Dunkelheit gerissen hatten, die ihn in warmes Licht getaucht hatten, schon damals, als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden hatten.
Nichts, nichts hätte ihn auf das, was gerade passierte vorbereiten können.
Er war so nah, dass Suga jede Wimper hätte zählen können und er schloss die Augen als ihre Nasen einanderstreiften, eine prickelnde Hitze in Sugas Nacken kroch und diese vollen, perfekten Lippen geisterten über seine, berührten ihn noch nicht. Ihr Atem wurde eins und Luca roch stark nach etwas, das Suga zuhause nennen wollte. Es war zuviel. Konnte er das hier gerade wirklich zulassen?
Doch Suga rührte sich nicht, hier war er, Millimeter entfernt von seinem ersten Kuss, seinem ersten Kuss mit Luca Park. Fuck, er wollte es.
Denn Luca war die verdammte Sonne und Suga...Suga wollte die Sonne berühren.
Es würde ihn töten.
Aber er wollte die Sonne berühren.
Und in dem Moment schloss Luca den Abstand zwischen ihnen, legte seine warmen, weichen Lippen auf seine und Suga schmolz dahin, fiel in diesen Kuss hinein, als wäre er alles, auf das er in seinem ganzen Leben je gehofft hatte.
Die Sonne war so hell. Hell und brennend, schloss eine Hand um sein Herz und brandmarkte seine Seele.
Luca war die Sonne und alles war leicht und atemberaubend und Suga erstickte an seinem pochenden Herzen, dem Gefühl von Luca, der ihn so vorsichtig und sanft küsste, als wäre er der größte Schatz, den ihm das Leben anvertrauen könnte.
Er wusste nicht, wie lange sie sich küssten, doch als Luca sich von ihm löste, schlug er langsam die Augen auf, sein Atem kam flach über seine halb geöffneten Lippen, auf denen ihr Kuss wie das ewige Feuer verweilte.
„...wieso?“, fragte er leise und in seinen Augen lag...Zweifel, Unverständnis, die jedoch unter dem Ausdruck in Lucas Blick kleiner und kleiner wurden.
Nie, noch nie hatte jemand Suga so angesehen...

Wieso? Dieses eine, leise Wort verweilte in der Luft zwischen ihnen, wurde hinfortgetragen von der leichten Frühlingsbrise, die um sie herum tänzelte, die Wellen am Fuße der Klippe zum Schäumen brachte. In Lucas Fingern kitzelte, nein vielmehr kribbelte es unsagbar stark, sein Herz schlug wie blöd und er konnte selbst nicht fassen, wie sehr er sich darin verlor. Nicht in die Idee der Liebe, sondern in das, was er Suga geben wollte, was er in Suga sah. Was er in Suga sah.
"Weil ich dich sehe, wie du bist. Weil du mir erlaubt hast, in dein Leben zu treten und meine Hand genommen hast, als ich dich ins nächste Abenteuer gezogen habe und.. scheiße, ich..", ein leises, schüchternes Lachen entwich seiner Kehle, er konnte gar nicht in Worte fassen, wie er sich fühlte, was er fühlte, als Suga ihn so ansah, seine Lippen nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Er war es.. dieser Junge hatte ihm den Kopf verdreht, auf jede erdenkliche Art und Weise, und das schon bevor er überhaupt realisiert hatte, dass sich zwischen ihnen weitaus mehr als nur freundschaftliche Gefühle entwickelt hatten.
Er senkte den Blick ein wenig, nahm Sugas Hand langsam in Seine, streichelte mit seinem Daumen sanft über dessen feingliedrigen Handrücken. "Mir ist schon sehr früh klar geworden, dass ich dich nicht verlieren will.. dass ich für dich da sein, und irgendwie.. immer an deiner Seite sein will..", fing er vorsichtig an zu erzählen, die Klangfarbe seiner Stimme harmonierte perfekt mit den warmen Sonnenstrahlen, die sich über ihre Köpfe hinweg über das Wasser zogen. "Ich will dich zum Lachen bringen und ich will der Grund dafür sein, ich will dich bei mir haben wenn ich morgens aufwache und..", er stockte leicht, guckte auf und schüttelte lachend den Kopf, grinste schief, dümmlich romantisch. "Ich rede wieder zu viel, hm?"
Seine Finger verschränkten sich mit Sugas, er atmete tief durch, um den Rhythmus seines Herzes wieder in den Griff zu kriegen - leichter gesagt als getan. "Also.. Min Suga..", er kicherte bei der Anrede und legte seinen Kopf kurz in den Nacken, "Gott, was mach ich eigentlich, okay egal", was er angefangen hatte, musste er auch beenden - selbst wenn es für einen Sechzehnjährigen viel zu weit gedacht klang, meinte er nur eine Frage.
"Willst du mein Freund sein?"

Suga hatte nicht erwartet, dass Lucas Antwort ihn sogar noch mehr treffen würde, als dieser Kuss es gerade getan hatte. Auf seinen Lippen prickelte immer noch das verheißungsvolle Gefühl von Luca, diese zarte Berührung schien darauf zu verweilen, ihm zeigen zu wollen, dass er nicht träumte, dass das hier alles wirklich passierte. Und Lucas Worte klangen viel zu schön um wahr zu sein und Suga presste seine Lippen ein wenig zusammen, weil er das, was Luca ihm da alles sagte, nicht auf einmal schlucken konnte.
Er wollte ihn nicht verlieren. Er wollte an seiner Seite sein. Er wollte der Grund dafür sein, wieso er lachte und er wollte...ihn bei sich haben, wenn er morgens die Augen aufschlug. Das hier war genau das, worüber die ganzen dummen Liebeslieder waren, das hier waren genau die Worte, die sich in Sugas Kopf gedreht hatten, als er Serendipity und Let me love you geschrieben hatte, alles mit der festen Überzeugung, dass Luca niemals genau so empfinden könnte.
Doch Suga konnte ihn nicht aus den Augen lassen, hing an jedem dieser einzelnen Worte als würden sie ihn hypnotisieren und als Luca leicht lachte und ihn dann...so verliebt angrinste, machte sein Herz einen heftigen Satz. Suga hatte nicht gewusst, dass dieses Gefühl dem Wörtlichen so nahe kommen würde, denn wenn es noch ein wenig heftiger hüpfen würde, würde es gleich aus seiner Brust springen.
Er konnte gar nichts erwidern, auch wenn ein schwaches Lächeln seine Mundwinkel umspielte, als Luca ihn so förmlich Min Suga nannte und selbst kichern musste.
Und dann stellte er eine letzte Frage an ihn und Suga spürte, wie sich eine flüchtige Röte in seinen blassen Wangen manifestierte, als er Lucas Blick begegnete, er ihn so offen und ehrlich und warmherzig ansah, dass das „Ja" draußen war, bevor er es überhaupt realisiert hatte. Einen Moment starrte Suga in diese tiefen, schokoladenbraunen Augen, bevor er schnell und deutlicher nickte, eine Hand vor seinen Mund presste, weil er plötzlich den unfassbaren Drang hatte, breit zu lächeln. „Ja...scheiße, ja...“
Ein leises Geräusch drängte sich seine Kehle hinauf und das Lachen kam aus Suga herausgeblubbert, während er sein Gesicht hinter seinen langen Fingern versteckte.
Er wollte es. Verdammt, natürlich wollte er es...er konnte sich nicht mehr selbst im Weg stehen. Und wenn er Luca nicht haben konnte, durfte ihn sonst auch niemand haben.