Es war ein befreiendes, gar ein unvorstellbar erfüllendes Gefühl gewesen, Liams Lippen für einen kurzen, jedoch wertvollen Augenblick seines Lebens auf seinen Eigenen gespürt zu haben. Zayn war, auch nachdem er zurück ins Palast verschwunden war, nicht mit einer Art Reue oder Angst vor Konsequenzen erfüllt; ganz im Gegenteil. Er hatte sich einer Sache noch nie so dermaßen angenommen, sich darin absolut sicher sein zu können, das komplett Richtige getan zu haben. Denn er hatte sich schlussendlich doch von seinen Instinkten, seinem Herzen leiten lassen, dem er nichts vorschreiben konnte, wenn es seine eigenen Empfindungen besaß und Bedürfnisse zeigen wollte. Dies hatte nun zur Folge gehabt, dass Zayn nicht länger die Augen vor der Wahrheit hatte geschlossen lassen können - er empfand eine derart tiefe Liebe für seinen Ritter, diesen einzigartigen, besonderen Menschen, dem er begegnet war.. und er konnte es nicht leugnen. Selbst wenn er es weiterhin getan, versucht, oder praktiziert hätte; am Ende war es immer der Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen gewesen, die für sich gesprochen hatte. Und nicht irgendwas ausgesprochen, sondern die pure Wahrheit seiner Empfindungen für Liam.
Danach hatte Zayn an nichts anderes als diesen unbeschreiblichen, magischen Moment ihres Kusses denken können. Er war jung, er war ein Mensch; verliebt in die Liebe, die ihm soeben offenbart wurde. Er konnte es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen, ihm zu sagen, wie.. glücklich er war. Und zwar in allen Hinsichten. Da allerdings das Tattöwieren zuerst durchgeführt wurde, musste er auf eine andere Gelegenheit warten, in der er mit ihm sprechen konnte. Das Baden danach. Wahrscheinlich die ultimativste Spannung, der sich der Prinz selbst auslieferte - und er war viel zu sehr von dieser Absicht überzeugt, als dass er es sich abschlagen ließe, ihm... Gesellschaft zu leisten. Direkt mussten es seine Bediensteten ja nicht wissen, und ohne wirklich Lügengeschichten zu erzählen, schaffte er es, sich aus ihren Fängen der "Überwachung" loszureißen und zu den heiligen Bädern des Königspalastes zu eilen. Nichts weiter als sein weinrotes, langes Badegewand lag um seine Haut, das nur dazu diente, seinen Körper danach abzutrocknen und ihn auf den Weg dahin zu bedecken. Noch. Zayn war aufgeregt; fast wie am Anfang des Kampfes, nur auf eine andere Art und Weise. Aufgeregt, weil er Liam gleich wieder erblicken würde. Mit seinen neuen Tätowierungen, die seinen ansehnlichen Körper schmücken würden. Das Zeichen, dass er nur zu Zayn gehörte, und zu keinem anderen. Er konnte sein Herz deutlich schlagen hören, laut und in einem schnelleren Tempo, als er die ägyptische Badehalle langsam betrat. Leichtfüßig, wie die Schritte samtiger Pfoten eines majestätischen Katers, schlich er zu dem Becken, in welchem sich zu diesem Zeitpunkt die Person seines tiefen Begehrens aufhielt. Und es dauerte nicht lange, da hatte jene ihn erblickt. "Ich hoffe, du hast mich vermisst..", fragte er leise, fast schon wieder verspielt, nur mit diesem verführerischen Unterton, der zu seinem Erscheinungsbild eines schleichenden, majestätischen Katers perfekt passte. Zayn hatte ihn vermisst. Sehr sogar. Mittlerweile lagen immerhin mehrere Stunden zwischen ihrem letzten, besonderen Aufeinandertreffen, da das Tätowieren der Muster nicht ganz zeitlos gewesen war. Ein feines, vielsagendes Lächeln zierte das Gesicht des Prinzen, geleitet durch die funkelnden Augen, die auf seinem Ritter lagen, während er am Rand des Beckens entlang spazierte. Noch setzte er keinen Fuß in das Wasser; schließlich umrahmte der schwerer Stoff des roten Gewandes seinen Körper und hinderte ihn daran, sich sofort zu ihn zu gesellen. Außer... er würde es sich von seinen Schultern, und den Armen streifen. Damit würde Liam auch zum ersten Mal erkennen, warum es wichtig gewesen war, dass das Siegessymbol auf Liams Hand einer Rose glich. Nicht nur, weil es seine Lieblingsblume war.
Und tatsächlich provozierte der Prinz nicht mehr allzu lange sein kleines Spielchen aus, streifte sich den Stoff von den Schultern, welcher zu Boden raschelte, und entblößte seinen vergleichsweise betitelten Adoniskörper, der ohm nicht umsonst zu dem Titel des begehrtesten Mannes Ägyptens verholfen hatte. Damit stieg er, ohne seinen Gegenüber aus den Augen zu lassen, in das wassergefüllte Becken.

Zayn konnte aus dem Blick und dem gebannten Ausdruck in Liams Augen erkennen, dass es ihn nicht gerade unberührt ließ, den Prinzen so vor sich stehen zu haben. Der raue, beinahe flehende Unterton in Liams Worten hatte ihm jedoch eindeutig gezeigt, dass er es selbst wollte. Dass Zayn sich zu ihm gesellte. Und diesem stummen, reizvollen Wunsch ging er sehr gerne nach. Immerhin war er für nichts anderes als das hierher gekommen; nur für Liam, nur für sie Beide, nur für die Flammen der feurigen Liebe, die in seinem inneren entfacht wurden, sobald er seinen Ritter erblickte.
Das Lächeln auf Zayns Gesicht wurde tiefer, als er zu ihm ins Wasser stieg; das angenehm kühle, reine Badewasser schmiegte sich an seinen Körper wie eine zweite Haut; doch was zu der Gänsehaut führte, die er bekam, war darauf zurückzuführen, wie Liam auf ihn zugekommen, die Hände an seinen Hals gelegt und zu sich gezogen hatte. Willig ließ er sich von ihm in einen Kuss verwickeln, der die rote Lebensessenz in seinen Adern zum rauschen brachte; der sein pochendes Herz in einen konstant schneller werdenden Rhythmus geleiten ließ, und die oberflächlichen Gedanken in seinem Kopf einfach hinfortwehte, nichts als die tiefe, schwindelerregende Fülle des Gefühls dieser weichen Lippen zurückließ. Wie sehr hatte er das gewollt. Wie oft hatte er sich selbst dabei erwischt, daran gedacht zu haben, von diese Lippen zu kosten, die sich nun fordernd und intensiv gegen seine schmiegten, sie einnahmen, für ihren Besitzer beanspruchten. Der Gedanke daran, dass seine Gefühle in ihrer vollen Intensität erwidert wurden, was nicht offensichtlicher als jetzt hätte dargestellt werden können, jagte ihm ein mächtiges Kribbeln unter die nackte Haut. Zayn verlor sich in diesem Kuss wie eh und je; erwiderte ihn hingebungsvoll, mächtig sehnsüchtigem Verlangens. Er nahm den wunderbaren Geschmack seiner Lippen auf und wollte am liebsten nichts anderes mehr als diesen auf seiner Zunge tragen. Die kleinen Pausen sorgten nur dafür, dass er sich nach den nächsten Küssen viel mehr verzehrte, sodass er sich ständig in ihnen verlor. In einem wundervoll, immer kürzer werdenden Abständen. "Entschuldige dich nicht für etwas, das mich auch die ganze Zeit geplagt hat.", hauchte Zayn schnell zurück, öffnete nicht einmal seine Augen, sondern formte seine Lippen zu einem zufriedenen, verführerischem Lächeln, bevor er den Kuss wieder ordentlich belebte, obwohl er geplant hatte, sich von ihm zu lösen, im Falle eines Störenfrieds, der reinplatzen könnte. Doch dieser zwei-Sekunden-Gedanke war genau so schnell verflogen, wie er gekommen war. Dafür kostete er diesen Moment einfach viel zu sehr aus.
Die Hände des Prinzen wanderten nun ebenfalls an seinen Hals, ohne vorerst die tätowierte Haut zu berühren. Gott, er konnte sich einfach nicht von diesen Lippen lösen; es war nahe zu unmöglich. Besonders, da Zayn in diesem Moment nicht einmal anders konnte, als seinen schmaleren, allerdings kämpferisch trainierten, nackten Körper im Wasser leicht an den Liams zu schmiegen. Und als er merkte, dass sich seine Hände tatsächlich gerade daran wagten, sich in den braunen Haaren seines Ritters zu verirren, musste er seinem Handeln Einhalt bieten. So schwer es ihm auch fiel. "Kaum zu fassen, dass ich das sage.. du machst mich so verrückt..", warf er ihm vor, als er seine Lippen leicht von seinen löste, nur klang sein Vorwurf nicht ansatzweise nach einem, sondern viel zu verlangend, schnurrend. "Ich hätte eigentlich nur hierher kommen sollen, um mir deine Verewigungen auf dem Körper anzusehen." Wieso machte er es ihm denn so verlockend, auch wenn Zayn wusste, dass er das Gleiche so oder so herausprovoziert hätte - und auch hatte.

Dass er sich für seine fordernden Handlungen nie mehr entschuldigen würde, quittierte Zayn mit einem zufriedenem, leisen Kichern, das gegen die Lippen des Anderen vibrierte, bevor er sich wieder in dem nächsten Kuss verlor. Dabei kamen Liams Hände nicht zu kurz, die er langsam auf Wanderschaft an seinem Körper entlang schickte, was dem Prinzen einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. Da gerade die Rede von seinem Rücken gewesen war; dort verweilten die Hände seines Ritters schließlich und zogen ihn an sich, wodurch Zayn eben den Drang bekommen hatte, sich enger an ihn zu schmiegen. Natürlich war ihm sehr gut bewusst, dass sie Beide nackt waren - dass das schneller eskalieren könnte, als dass er bis Drei gezählt hatte. Doch sprachen in dem Augenblick zu viele Faktoren gegen diesen einen, speziellen Gedanken, sodass Zayn im Endeffekt dazu gezwungen war, sich zu beherrschen und zurückzuhalten. Es glich ohnehin bereits eines Risikos, dass sie eng aneinander geschmiegt intensive Küsse miteinander teilten.
Somit schaffte er es doch, sich von seinen Lippen zu lösen und erstmal etwas schwer durchzuatmen. Auf seinen "Vorwurf" hatte Liam die perfekte Antwort parat, die den jungen Prinzen sofort zum Lachen brachte. "Tatsachen bleiben Tatsachen.", kommentierte er dazu noch, schmunzelte frech, ehe er seine Hände von der Haut des anderen nahm, sodass er nicht mehr als zwei Schritte von ihm treten konnte. Viel zu siegreich, zufrieden und.. mit voller Genugtuung in den Augen, glitt Zayns Blick an seinem Oberkörper entlang, während er sprach, und sich anschließend im Wasser drehte, um ihm seinen Rücken zu präsentieren. Es war.. perfekt. Sie standen ihm mehr als gut; sie wirkten auf seiner Haut wie ein vollendetes Kunstwerk, das nur dem Prinzen zustehen würde. Und er ergötzte sich außerordentlich sehr an diesem Anblick. "Er hat wirklich gute Arbeit geleistet.", merkte er vollends zufrieden gestimmt an, schloss die kleine Distanz zwischen ihnen wieder, sah seinem Ritter jedoch tief in die Augen. Ohne seine Lippen zu berühren, auch wenn sie es beinahe taten - so nah war er seinem Leibwächter gekommen. "Weißt du eigentlich, warum es wichtig war, dass du diese Rose auf deiner Hand hast?", fragte er ihn, während er seine Hand aus dem Wasser zog und sie ganz sanft über seine Verewigungen an der Brust zu führen. Nur zärtlich strich er über die Konturen der schwarz-goldenen Elemente. "Es gibt immer ein Zeichen, das der Leibwächter mit seinem Herrscher gemeinsam haben muss.. das stärkt den Treueeid zwischen ihnen.", erzählte Zayn mit dieser flüssigen, wunderschönen Melodik seines Sprachgebrauches weiter, bevor seine Finger über die Schulter des Ritters an seinen Arm herunter glitten und seine Hand mit der Rose streifte. Nur an der Handinnenfläche. "Du hast es an mir nie gesehen weil meine Gewänder immer so zugeschnitten sind, dass es verdeckt wird. Es heißt, niemand darf es zu Gesicht bekommen, der meiner nicht würdig ist. ...natürlich lässt sich jetzt darüber streiten, ob die Bediensteten beim Ankleiden nicht doch kurz drauf gestarrt haben.", durchbrach er die kurze, mystische Ernsthaftigkeit, grinste leicht, bevor er sich drehte und ihm das Rosen-Mal zeigte, knapp am Fuße seines Nackens, dessen Dornenranken zwischen seinen Schulterblättern endeten. Mit dem 18. Lebensjahr eines Prinzen entschied er sich, welches Zeichen die Spieglung seiner Persönlichkeit, seines Herrscherblutes, und seiner Treue darstellen sollte. Und mit dieser Entscheidung wurde ihm an einer Stelle seines Körpers das Mal verewigt.

Tatsächlich kam es für den Kronprinzen überraschend, als er Liam die Arme um seinen Körper legte; nur um sich im nächsten Moment zu seinem Rosentattoo zu beugen und seine Haut an genau dieser einen Stelle mit einem Kuss zu bedecken. Sofort und ziemlich schnell atmete Zayn ein, ehe er die Augen unter einem feinen, genüsslichem Lächeln schloss und das Gefühl seiner weichen Lippen, die er davor noch geküsst hatte, nun an seiner warmen Haut zu spüren. Augenblicklich prickelte die Stelle unter dem Kuss, und Zayn wurde mit sofortiger Wirkung klar, dass diese Stelle seine Schwachstelle für Küssen sein würde. So schwach, wie es ihn machte und ihm in wohltuenden Maße die Knie erweichte, kein Wunder. Und dabei tat es unbeschreiblich gut.
Das angenehme Vibrieren an seiner Haut, das durch Liams Murmeln ausgelöst wurde, entlockte dem Prinzen kurz ein lauteren Atemzug, der sich von seinen Lippen stahl. Was danach kam, hatte er sich bereits vorstellen können: Sie müssten gehen, bevor es jemandem auffiel. Zayn war ein Freund von Geheimnissen und Geheimniskrämerei, da es etwas wahnsinnig herausforderndes, spannendes hatte und man diesen Nervenkitzel nicht los wurde. Allerdings war es in dem Fall ab und zu ziemlich störend, wenn es darauf ankam, jeden Moment erwischt werden zu können. Andererseits machte es das eben wieder so reizvoll. Zayn hatte wirklich ein Faible für Verbotenes. "Ja.. das sollten wir.", gab Zayn leise, jedoch nachdenklich von sich, ehe er sich zu Liam drehte und ihm in die Augen sah, wieder kurz näher kam. "Nacheinander rausgehen ist unauffälliger als zusammen..", überlegte er, schob jedoch ein kleines "... aber...", dazwischen. Denn nachdem ihm klar war, dass er sich, wenn er jetzt aus diesem Becken steigen würde, nach Liams Lippen sehnen würde, wollte er sich noch nicht für diesen Abend von ihm verabschieden. "Mich würde es freuen, wenn du später noch.. zu mir rüber kommst.", hauchte er verlangend gegen seine Lippen, verschloss sie zu einem unschuldigen, zärtlichen Kuss, aus dem sicherlich ein außerordentlich leidenschaftlicher hätte werden können, wenn er ihm seine Lippen nicht wieder provokant entzogen hätte. Er meinte deshalb später, weil auf seinem Tagesplan für heute Abend noch ein Gespräch mit seinem Vater stand, über dies und jenes. Wahrscheinlich über die Spiele und wie sie verlaufen sind, und wann Zayn vorhatte, das nächste Mal seine Jagdsaison zu eröffnen. Und wahrscheinlich noch die typischen König-und-sein-Sohn-Gespräche. "Bis später, mein Leibwächter.", meinte er, lächelte frech und trat die paar Schritte, die ihn aus dem Wasser führen sollten, heraus, bückte sich nach dem weinroten Gewand, das er sich anschließend um den nassen Körper legte, um mit einem letzten Schulterblick zu Liam hinter den Säulen in sein Gemach zu verschwinden.

Zayn musste wirklich enorm Acht geben, dass er nicht zu breit, zu verträumt, oder gar verliebt grinsend durch die Gegend spazierte. Zum Glück war er ein schauspielerischer Künstler, der seine Gesichtszüge der Situation anpassen konnte, egal welche Empfindungen er gerade verspürte - doch war er eben auch nur ein Mensch mit Gefühlen, sodass es ab und zu geschah, dass er kurz die Zügel aus der Hand verlor. So wie jetzt, als er in sein Gemach verschwand, sich ankleidete, und ein Bediensteter zu ihm kam, um ihn daran zu erinnern, dass sein Vater auf ihn wartete. Das verliebte, vorfreudige Lächeln zupfte noch leicht an seinen Mundwinkeln, als er zustimmte. Daraufhin, was ausschlaggebend dafür war, sich besser zu konzentrieren, wurde er gefragt, ob alles in Ordnung sei. Reiß dich zusammen., schoss es automatisch durch seinen Kopf, ehe er mit einem einfachen "Alles in bester Ordnung." den Gesichtsausdruck eines höflich vornehmen Prinzen annahm. Wenn der nur wüsste wie alles in bester Ordnung war.
Nach dem Gespräch mit seinem Vater ging Zayn wieder zurück in seine Gemächer, wo bereits der letzte Diener des heutigen Tages seine Anwesenheit schätzte und nach weiteren Wünschen fragte, die der Kronprinz eventuell noch haben könnte. Ein Glas Wasser, Früchte als Mitternachtsmahl; doch Zayn winkte nur dankend ab, sodass es nicht lange dauerte, bis auch jener verschwunden war. Und ab jetzt hieß es: Keine Störungen mehr, er war ganz für sich allein. Beziehungsweise, für Liam. Gerade, als Zayn sich die letzten Goldringe von den Fingern zog und auf den breiten, teuren Spiegeltisch vor sich legte, ging die Verbindungstür zwischen seinem und Liams Zimmer auf. Da sich der Spiegel direkt gegenüber davon befand, reichte für Zayn nur das Heben seines Blickes, um ihn mit einem feinen, scheinheilig unwissendem Lächeln empfing, das er ihm durch den Spiegel zusandte. "Welch Überraschung!", merkte er spielerisch überrascht an, bevor er daraufhin leise lachen musste und sich zu ihm drehte. "Warst du in meiner Abwesenheit sehr beschäftigt?", fragte er frecher Neugier nach, doch war ihm eigentlich bewusst, dass er sich wohl mit den ganzen Tagesabläufen, sämtlichen Terminen des Prinzen und noch vieles mehr beschäftigen hatte müssen.

Auf die Antwort mit der Leibwächtertätigkeit senkte Zayn den Blick lachend, leicht kopfschüttelnd, bevor er die Schublade neben sich zuschob und zu ihm gedreht hatte. Das feine, breite, und doch eine Spur freche Grinsen auf seinen Lippen, das so typisch für ihn war, wenn ihm eine Situation gerade wirklich zusagte und er sich daran amüsierte, wich kein Stück. Außer bei seiner ernsteren Antwort, die er auf Zayns kecker Frage hin parat für ihn hatte. Der Prinz neigte den Kopf leicht, nur ein kleines Stück, während er den Worten des anderen lauschte und erst langsam registrierte, dass er sich von dem Bettpfosten, an welchen er sich gerade noch gelehnt hatte, auf ihn zubwegte. Zayn spürte sofort, wie sein Herz schneller pochen anfing, bei jedem Schritt, den Liam auf ihn zutat. Und so, wie er ihn nicht aus den Augen ließ, konnte der Prinz, selbst wenn er es gewollt hätte, nicht wegsehen. Was Liam ihm aufzählte war ihm zwar gewiss, doch genoss er, es nochmal von ihm gehört zu bekommen. Wie er sich darauf konzentriert hatte, jedes kleinste Detail zu beachten. Und als Liam schließlich vor ihm zum Stehen kam, hatte Zayn fast schon vergessen, wie es ging zu atmen. Er machte ihn so verrückt... und diese Wirkung war er nicht gewohnt; das machte es so viel interessanter.. Zayn wollte mehr davon.
Die Intensität dieses Momentes stand buchstäblich in Zayns dunklen Augen geschrieben, die sich auf die seines Gegenüber fixierten, als er ihm so nahe kam; die Hand an seine Wange legte. Ihm so nahe kam, dass er der Sehnsucht nach seinen weichen Lippen kaum standhalten konnte. Und die Worte seines Leibwächters saßen; aber richtig. Die Lippen des Prinzen standen leicht offen, er holte leise Luft, um zu einer Antwort anzusetzen, über die er nicht hatte lange nachdenken müssen - doch die Stille, diese kleine Pause zwischen ihnen, legte seine Antwort für ein paar Sekunden auf's glatte Eis. "Ich würde dich lieber anflehen, in meiner Nähe zu bleiben, als es dir jemals zu verbieten..", flüsterte er gebannt, in einer Art verträumten, verführerischen Trance, die ihn durch die Liebe und das Verlangen nach Liam gepackt hatte. Das deutliche Funkeln in seinen Augen verstärkte sich, bis er es nicht mehr aushalten konnte und die Distanz zwischen ihnen schlagartig überbrückte. Sehnsüchtig küsste er seinen Ritter, verlangend, leidenschaftlich. Er war süchtig nach ihm. Und er konnte es nicht leugnen.

Mit jeder andauernden Sekunde dieses Kusses blühte in Zayns Innerem etwas auf, das nur Liam in ihm hätte erwecken können. Es war so viel mehr, als ein leidenschaftlicher Kuss, den die Beiden intensivierten und sogar um Atem ringen mussten, nur um daraufhin weiter zu machen. Zayn spürte, dass dieses Gefühl viel tiefer ging, als das oberflächliche Bedürfnis, eine Person küssen zu wollen. Er merkte, dass das nicht eine einmalige, oder eine gar nebensächliche Sache war; sein Herz pochte, raste nur für seinen Ritter. Sein Körper verzehrte sich nach ihm, sein Verstand wollte sich von ihm verdrehen, benebeln lassen.
Das leichte Ziehen in seinen Haaren, das durch Liams Hand ausgelöst wurde, entlockte dem Prinzen ein keuchendes Seufzen, das sich in den Kuss hineinmischte. Eng schmiegte er sich an seinen Körper, während seine Hände an den Hals des Anderes wanderten, dort kurz, fast schon zärtlich, was einen massiven Kontrast zu dem wilden Kuss gerade bildete, an sein Gesicht glitten, bevor er sie schnell, reizend zu seiner muskulösen Brust runterschob. Dort verweilten sie eine Weile, in der er wieder nach Luft schnappen musste, doch beirrte es ihn nicht einen Augenblick, die Lippen seines Gegenübers weiterhin wund zu küssen. Insbesondere dann nicht, als seine Hände leichten Druck ausübten, um ihn in eine ganz ausgefeilte Richtung zu dirigieren. Das Bett. Dafür löste er den Kuss sogar einen Moment, sah ihm bei seiner Aktion tief und bereits ziemlich schwer atmend in die Augen; ein schmales, verführerisches Lächeln zierte sein Gesicht. Zayn hatte erkannt, allein bei der Art, wie Liam ihn küsste, wie er ihn packte und anblickte, dass er derjenige war, der die Oberhand zwischen ihnen hatte. Aber, wenn der Prinz ehrlich war, wollte er das sehr gerne. Nichts lieber als das. Als Prinz konnte man jeden rumkommandieren, den man wollte, musste sich von niemandem führen lassen, außer vom König; aber hier.. hier würde das Spielchen anders laufen. Auch wenn er gerade derjenige war, der ihn zum Bett dirigierte, hieße das nicht, dass er dem anderen kein Spielraum ließ. Und ob er das tat. Zayn war nicht umsonst von der verspielten Sorte, wie Liam ihn mittlerweile auswendig kannte.

In der Zeit, in der sie sich voller Leidenschaft und Intensität küssten, entfiel dem Prinzen doch glatt, dass Liam eigentlich gar kein Wissen mehr über seine damaligen Lebenserfahrungen hatte; zwar tauchten sie hin und wieder über bestimmte Situationen auf, allerdings blieben die Details immer Außen vor. An Sachen wie das hier sollte man trotzdem irgendwelche Erinnerungen behalten haben; vielleicht nicht mit wem, wann und wo. Aber zu wissen, ob man es getan hatte, erforderte kein frisches Erinnerungsvermögen. Dass Liam Zayns Gefühle so erwiderte, wie vieles andere auch, hätte dem Prinzen jedoch beinahe zugesagt, dass er sich damit auskannte. So irgendwie. Jedenfalls kam es ihm nicht so vor, als wäre sich Liam seiner Handlungen oder seiner Sache nicht bewusst.
Als sein Ritter den Spieß nach seiner Aktion, ihn zum Bett zu dirigieren, umdrehte, musste Zayn verboten entzückt grinsen. Er begrüßte es sehr, dass er die Zügel in die Hand nahm, die der Prinz noch eben für ein paar Sekunden bei sich behalten hatte. Die Intention war ja auch von ihm gekommen; die Fortsetzung lag allerdings in den Händen seines Leibwächters. Im wahrsten Sinne des Wortes, schoss es verschmitzt durch seinen Kopf, als Liam ihn fest auf das riesige, königliche Himmelbett drückte, ausgestattet mit feinsten Stoffen Ägyptens, und sich geniert über ihn beugte, um ihre Lippen zu jenem intensiven, fordernden Kuss zu verschließen. Liams Hand in den dunklen Haaren des Prinzen signalisierte ihm, dass er sich seiner führenden Position deutlich im Klaren war - weshalb Zayn auch nicht anders konnte, als seine Hände über Liams Brust zu seinem Nacken gleiten zu lassen. Als er sein leises Geständnis vernahm, hielt er für einen kurzen Moment inne und öffnete die Augen. Nicht, weil er deswegen abbrechen wollte oder sonst irgendwas dergleichen, sondern weil er ihn dabei ansehen wollte, wenn er mit ihm sprach. "Da gibt es auch nicht viel dazu zu lernen. Im Endeffekt ist es das Gleiche, nur mit einem Mann und... ein paar Extras.", entgegnete der Prinz und musste bei seinen letzten Worten leise gegen die Lippen seines Ritters lachen. Dann veränderte sich jedoch sein Blick und wurde von der verführerischen, schleichenden Lust in seinen Augen gekennzeichnet. Seine Hände wanderten quälend, allerdings reizvoll langsam von Liams Hals, zurück zu seiner Brust und etwas weiter runter, wo er leichte Konturen seiner Muskeln unter dem Stoff ertasten konnte. "Das Wichtigste ist, dass du dich von dem Instinkt in dir antreiben lässt..", raunte er gegen seine Lippen, küsste ihn einmal, zweimal, fast schon wieder so verdammt und scheinheilig unschuldig, dass es einen wahnsinnig machen konnte. "Und dieser Instinkt in dir besagt vor allem", setzte er flüsternd an, führte eine seiner Hände zu Liams Hand, die in seinen Haaren ruhte, und schob sie von dort aus runter, zu seinen Lippen, wo er seine Fingerkuppeln genüsslich, zärtlich küsste. "dass du meinen Körper erkunden sollst.", beendete er seinen Satz mit einem lustvollen Funkeln in den Augen, dem er ihn zuwandte, bevor er seine eigene Hand samt die des Ritters an den Stoff seines Schlafgewandes führte.
Dass Zayn Erfahrung damit hatte, wir es war, mit einem Mann zu schlafen, lag nur an einer äußerst spontanen Angelegenheit, die ihm vor drei Jahren widerfahren war. Seine Schönheit hatte den Besucher, der das Reich des Königs betreten hatte, sehr fasziniert; natürlich, immerhin war er trotz seiner ansehnlichen Männlichkeit wahrlich zu graziös, zu schön, als dass so mancherlei Männer bei seinem Anblick unberührt bleiben könnten. Viel war zwischen dem Besucher und dem Prinzen nicht gelaufen als diese eine Sache, da er ohnehin bereits am nächsten Tag wieder aufgebrochen war. Wenn Zayn so darüber nachdachte, waren es tatsächlich nur oberflächliche Bedürfnisse gewesen, die ihn dazu getrieben hatten, den Kerl an sich ranzulassen. Das war gar kein Vergleich zu dem, was hier gerade zwischen ihm und seinem Ritter ablief. Das hier war viel intensiver, viel leidenschaftlicher, und... viel liebevoller. Weil Zayn sein Herz an ihn verloren hatte, an seinen persönlichen Rosenritter.