Der Prinz war sich wirklich nicht mehr sicher, wohin er die Schwerter gepackt hatte - oder besser gesagt, wohin sein Trainer die Extra-Anfertigungen abgestellt hatte. Wäre ein Jammer, wenn er sie nicht finden würde... Mit richtigen, geschärften und gefährlichen Waffen wollte er Liam nicht angreifen. Ganz sicher nicht. Alles in Zayn sträubte sich gegen den Gedanken, jemals ein Schwert gegen ihn zu erheben - das lag nicht in seiner Absicht, niemals. Und das würde er auch nie tun. Dafür lag das Vertrauen des Prinzen bereits viel zu tief in Liams Händen, wobei zu den anderen Dingen zählte, die Liam aus ihm entlockt hatten. Der Prinz war sich seinen Empfindungen nicht ganz bewusst, aber er spürte, dass da etwas zwischen ihnen lag, das weitaus tiefer ging, als eine brüderliche Freundschaft zwischen dem Leibwächter und seinem königlichem Schützling. Natürlich war es das, sonst hätte Zayn sich doch niemals in den Aufwand einer atemberaubenden - einer seiner besten Arbeiten - Zeichnung gestürzt; und das vollkommen aus freien Stücken. Nicht umsonst bekam er eine Gänsehaut, sobald er den tieferen Klang seiner Stimme vernahm, mit der er ihn ansprach. Oder das unscheinbare, mächtige Kribbeln, dass sich in seiner Magengegend abspielte, unter seiner Haut pulsierte, sobald Liam ihm eines seiner wunderschönsten, ehrlichsten Lächeln präsentierte, aus diesen warmen Augen, die einen zum dahin schmelzen verleiteten.
Und diese Empfindungen fielen ihm zu keinem geringerem Zeitpunkt auf als zu diesem, in welchem Liam zu ihm trat und ihn ansprach. Sofort, und doch mit der lieblichsten Grazie eines ägyptischen Kronprinzen, drehte er sich zu seinem Mitspieler und musste augenblicklich lächeln. Das Leuchten in seinen Augen implizierte, dass Liams Anwesenheit ihm mehr als nur gut zusprach. Und mit einem "Ah.. ja.. vielen Dank", nahm er das stumpfe Trainingsschwert entgegen, das er ihm reichte. Und sah ihn an. Zu schnell hatte er sich erneut in diesen warmen Augen verloren, spürte, wie das Kribbeln unsagbar erschwinglich über seine Haut prasselte. Besonders, als er auf die Rose zu sprechen kam, und ihm dabei so nah war, dass ihm der Atem beinahe weg blieb. Oh, wie gerne hätte er diese Lippen jetzt geküsst, zu welchen seine funkelnden Augen geglitten waren. Wie gerne würde er nicht dem Drang widerstehen, seine Arme um seinen Hals zu legen und an sich zu ziehen. Zayn nahm gar nicht wahr, wie sich ihre Gesichter näher kamen. Doch als es ihm auffiel, wandte er den Blick schnell von seinen Lippen ab, schaffte eine kleine Distanz zwischen sie, indem er, das Schwert locker in seiner rechten Hand schwingend, einen Schritt zurücktrat und dabei zu Boden lächelte. "Äh... das freut mich. Ich hab mir wirklich gewünscht, dass sie.. dir gefällt."

Zayn war sich bewusst, dass er diesen Gedanken nicht hätte zulassen dürfen - und dass es beinahe schief gelaufen wäre, hätte er nicht diese krampfhaft verankerte Disziplin in seinem Kopf, die ihn davor gewarnt hatte, Liam näher zu kommen als jemals zuvor. Das durfte er niemals tun; ägyptischer Kronprinz hin oder her, auch für ihn gab es Vorschriften, an die er sich halten musste. Unausgesprochene Vorschriften, an die er sich eigentlich halten musste. Eine Liebesaffäre mit seinem Leibwächter zu haben, war keine sonderlich angesehene Sache; besonders, da man ihm vorwerfen würde, dass er weitaus höhere Ränge für sich beanspruchen sollte. Als ob das für Zayn zählte. Ihn kümmerte die Herkunft oder der Status eines Einzelnen nicht, wenn es dabei hieß, sein Herz an ihn zu verlieren. Doch konnte er das eben nicht so einfach zeigen, wenn eine zu große auf seinen Schultern lag, die das ganz einfach nicht tolerierte.
Umso gelegentlicher kam es ihm, dass Liam ansprach, mit dem Training anzufangen. Dem "Training". Zayn war sehr gespannt, wie Liam kämpfte - um sich die Spannung nicht nehmen zu lassen, war er nicht dabei gewesen, als er sich ein wenig eingeübt hatte. Somit war es für ihn eine völlig neue Situation, als die Beiden auf dem Trainingsplatz des Königspalastes ankamen und sich gegenüberstanden. Bis zu diesem Punkt waren die Gedanken des Prinzen noch immer in verwirrender Reihenfolge durch sein Kopf gefegt; doch spätestens bei dem Grinsen des Anderen räumte er sie zur Seite und erwiderte das gewitzte Funkeln in Liams Augen mit einem gezügelten, allerdings von der feinen Spur an Angriffslust gezeichnetem Ausdruck im Braun seiner Iris. "Sehr erfreulich.", gab der Prinz beinahe ironisch von sich, grinste jedoch äußerst frech und musste sogar Schmunzeln, als Liam sich vor ihm verneigte. "Die Ehre liegt ganz meinerseits.", erwiderte er mit dem selben, spielerisch respektvollem Unterton direkt auf seine Worte, bevor ihre Schwerter blitzartig aufeinandertrafen. Darauf hatte er sich schon die ganze Zeit gefreut, und er musste zugeben, dass Liam sich sehr gut schlug. Viel zu gut. Doch wäre Zayn mit umsonst der Kronprinz Ägyptens, wenn er das nicht ordentlich zu erwidern wusste. Somit war es keinerlei Wunder, dass die Beiden in einem starken Duell um die Oberhand eins nach dem anderen agierten, dass Liam seine Angriffe abwehrte, dass der Prinz seinen Angriffen geschickt und trotz alldem mit einer angeborenen Eleganz in der Bewegung auswich. Bis sie ein wenig voneinander distanziert standen, schleichend in einem perfekt ergänzenden Kreis gegenüber des jeweils anderen voran schritten; ohne den Anderen ein einziges Mal aus den Augen zu lassen. Intensiv fixierte Zayn den anderen, ein mysteriöses Lächeln lag auf seinen Lippen, was andeutete, dass ihn der Kampf blendend amüsierte. "Nicht schlecht, nicht schlecht. Du überraschst mich jede Woche auf's Neue.", musste er anmerken, bevor er ihm auf einen Schlag wieder näher kam und zu einem perfekten Angriff ausgeholt hatte. Auch Zayn war schnell, agierte mit Grazie und Taktik. Er beobachtete immer zuerst, bevor er zum Angriff setzte. Meistens ließ er sich zuerst angreifen, doch manchmal ging es eben nicht anders, als dem anderen entgegen zu kommen. Damit kam es dazu, dass sie in einem schnellen Wechsel fechtend herumwirbelten, sich drehten, näher kamen - und wieder zu Nahe. Zayn konnte wahrlich den Liams Atem auf seinem Gesicht spüren; leicht, ein Hauch. Übermütig reckte Zayn das Kinn in die Höhe und betrachtete den Größeren aus halb geöffneten, fast schon verführerisch fesselnden Augen. "Du scheinst eine harte Nuss zu sein. Wenn es so weiter geht, könnte das wohl eine Weile dauern.", hauchte er provokant grinsend, ehe er sich wieder von ihm wegstieß. Er wusste, dass er gerade mit nichts anderem als seinen eigenen Empfindungen spielte, reizte. Soll's drum, wenn er ihn schon nicht küssen konnte.

Keine einzige Sekunde ließ der Prinz seinen Leibwächter aus den Augen, folgte jeder seiner Bewegungen, auch wenn es noch so verstrickt schien. Für Zayn als Beobachter gehörte es eben dazu, die Angriffe seines Gegenübers zu reflektieren - als Taktiker filterte er während dem Duell heraus, welche Strategie der andere verfolgte, oder wie seine Kampfart schlichtweg ausfiel. Und da er dafür bekannt war, seinen Gesandten, seinen Feinden, seiner Königsfamilie vorauszudenken, war es immer ein interessantes und spannender Kampf, den er mit seinen Mitspieler ausfechten wusste. Nur war Liam eben nicht irgendein Mitspieler - er war schwerer zu durchschauen als die Gegner, mit denen es Zayn sonst zutun hatte, was das Ganze schwieriger gestaltete. Doch genau auf sowas hatte er gehofft: Eine glatte, spannende Herausforderung.
Das mysteriöse Lächeln entwich seinem Gesicht nicht, kein einziges Mal drohte es, zu verrutschen. Die Spannungen, die zwischen ihnen knisterte, während sie wirbelnd, schwingend, gnadenlos die Klingen ihrer Schwerter miteinander tanzen ließen, wich ebenso nicht mit einem Mal. Langsam ging jedoch sein Atem schwer; natürlich. Jede kämpferische Herausforderung forderte ihre körperliche Anstrengung; und da die Lage sich von Sekunde zu Sekunde spannender zuspitzte, gaben sie nicht nach. Keiner von Beiden. Witziger- und ironischerweise, und Zayn wusste, dass er das nicht unterschätzen sollte, genoss er das Knistern zwischen ihnen, seine Nähe, wenn ihre Schwerter sich gefährlich in die Quere kamen; ein perfektes Match für jedes Augenmerk. Und dabei sei nicht nur vom Duell gesprochen.
Doch ergriff der Prinz eine Gelegenheit, die so schnell hätte wieder verstreichen können, wenn er nicht zum Zeitpunkt genau reagiert hätte; und wirbelte sein Schwert mit einer gezielten Bewegung, die seinen Gegenüber aus dem Gleichgewicht kommen ließ. Ohne zu zögern richtete er das Schwert aus, sodass Liam nicht anders konnte, als sich ihm zu "ergeben"; auch wenn Zayn in seinem Inneren bewusst war, dass das sicher nicht so weit gekommen wäre, wenn er konzentrierter gewesen wäre. Liam war ein starker Gegner, und für dass, dass er erst heute seine Genesung ausgesprochen bekommen hatte, hatte er Zayns größten Respekt, den man sich verdienen konnte. In unendlich tiefer, funkelnder Dunkelheit in dem Braun seiner Augen sah er auf ihn hinab, bevor ein schleichend breites Grinsen auf seinen Lippen erschien. "Als ob.", widersprach er ihm lachend, reichte ihm ritterlichem Gemütes den Arm, um ihm mit dem charakteristischem Griff eines jeden Kämpfers als Zeichen der Bruderschaft aufzuhelfen. Bruderschaft. Dass er nicht lachte. Vor einer gewissen Weile hatte das noch ganz anders ausgesehen. Der Prinz lächelte und winkte den Zuschauern, die applaudierten und jubelten, kurz zu, ehe er sich Liam wieder widmete. "Trotzdem ändert das nichts, dass ich... sehr beeindruckt bin. Deine Technik lässt sich mit den anderen gar nicht vergleichen.." Und das hieß mit anderen Worten, dass er auch so nicht herausfiltern konnte, aus welcher Gegend Liam stammte. Schade. Mit einem stolzen Leuchten in den Augen, dass allerdings nicht ihm selbst, sondern seinem Leibwächter galt, da er wirklich äußerst stolz darüber war, dass er zu ihm gehörte, blickte er zu ihm auf. Bis ihm ein wichtiges Detail auffiel, dass er ihm bis jetzt verschwiegen hatte. Immerhin war es auch nicht von Bedeutung gewesen, solange er nicht genesen gewesen war. "Ach jaaaa...", leitete der Kronprinz verzögert ein, drehte sich spielerisch um und trat, das Schwert in einer lockeren Bewegung über seine Schultern schwingend, ein paar Schritte von ihm weg. Wie gerne er einen auf Geheimnisvoll tat. "Da gibt es was, was du noch wissen solltest." Und damit warf er ihm ein scheinheilig unschuldigen Schulterblick zu. Eine weitere Spannung, die der Prinz genoss.

Ich sollte es mir abgewöhnen ihn zu duzen wenn andere da sind. So ein Mist., durchzog es die Gedanken des Prinzen, als er von der Höflichkeit seines Gegenübers förmlich erschlagen wurde. Nicht, dass er sich das anmerken ließ; immerhin war Zayn ein begabter Schauspieler, der seine Verwunderungen und andere Reaktionen zügeln konnte, sobald Dritte in seiner Umgebung waren. Doch ihm kamen die Höflichkeitsformen so fremd vor wie eh und je; dass er darauf kein einziges Mal geachtet hatte. Zum Glück entfernten sich die Zuschauer jedoch langsam vom Schauplatz, standen außer Hörweite und kümmerten sich um ihr eigenes Zeug. Gerade rechtzeitig für seine Ankündigung, die er machen wollte.
Das geheimniskrämerische, vielsagend schmale Lächeln auf seinen Lippen verriet, wie gerne er es registrierte, dass Liam neben ihm aufgetaucht war und Interesse an seinen Worten zeigte. Sein Blick lag allerdings auf einem unbestimmten Punkt in der Ferne, als er begann zu erzählen. "Da du noch nicht genesen warst, hat sich weder mein Vater, noch meine Bediensteten oder .. ich.. dazu bereiterklärt dir die.. nun ja, sagen wir mal Details deines Leibwächter Daseins zu erläutern. Denn, genau genommen", seine Augen glitten zur Seite, direkt zu den Seinen, "bist du noch nicht ganz mein Leibwächter. Jedenfalls nicht offiziell und... traditionell." Der junge Mann verlangsamte seine Schritte, drehte sich schließlich auf seinen Versen galant zu Liam und reckte das Kinn wieder ein wenig in die Höhe. "Du musst dich als dieser bewähren. Besonders einfach ist es natürlich nicht, schließlich geht es irgendwie um..", die tiefen Abgründe seiner Augen, die den funkelnden Schein an reizender, spielerischer Herausforderung in sich trugen, wanderten schleichend zu den seinen - und bohrten sich intensiv in jene, die sein Inneres ein wenig auf den Kopf stellten, ehe er seinen Satz mit einem einzigen, knappen Pronomen beendete. "..mich." Eine Weile lang hielt er die knisternde Spannung zwischen ihnen, in der für wenige Sekunden Schweigen eingetreten war, bis sein Grinsen die Tension durchbrach und er mit den Schultern zuckte. Genug Geheimniskrämerei und Orakelspruch-Atmosphäre. "So irgendwie, zumindest. In unserer Kultur ist der Leibwächter der vertrauteste und treuste Anhänger des Prinzen, oder des Königs, bis diesen der Tod ereilt und so weiter und sofort.", verkürzte er die Floskeln mit einer laschen Handbewegung. "Jedenfalls wird er in die Arena geschickt. Mit anderen Kämpfern des Palastes." Zayn neigte den Kopf etwas; da sie sich mit dem kleinen Spaziergang von eben auch aus dem Blickfeld der anderen gestohlen hatten, konnte er sich kleine Dinge einfach nicht verkneifen; auch wenn ihm irgendwo tief im Inneren bewusst war, dass es grenzwertig war. Seine Augen wanderten zu dem Oberkörper seines Gegenübers, das von Kleidung bedeckt war - natürlich. "Die wird das heilige Muster unserer Schriften auf den Oberkörper gemalt." Er hob seine Hand und zeichnete die Linien nach, die auf seinem Oberkörper erscheinen würden - allerdings nur andeutend; sein Finger war jedoch nur wenige Millimeter von dem Stoff seines Mitspielers entfernt. Nur wenige Millimeter. "Ungefähr hier. Und auf deinem Rücken ebenso." Und damit blickte er unter dem dichten, schwarzen Wimpernpaar wieder zu ihm auf. "Die Kämpfer werden versuchen, dir den Großteil der Muster auf welche Weise auch immer wegzuwischen. Nur, wenn du es schaffst, die Muster ansatzweise auf deinem Körper zu behalten, hast du das Spiel gewonnen. Und dann... dann folgt die Zeremonie." Welche Zeremonie er wohl meinte - das würd er ihm natürlich noch erläutern.

Zayn konnte durch den Ausdruck in dem warmen Braun Liams Augen erkennen, dass die Spannung nicht nur bei ihm selbst etwas auslöste - sondern auch bei seinem Leibwächter. Auch wenn der Prinz hätte vermuten können, dass er sich das einbilde, wusste ein wahnsinnig großer Teil in ihm, dass er das nicht tat; oder zumindest hoffte er sogar inständig, dass er sich nicht irrte. Nur, was brachte es ihm, wenn er sich nicht irrte? Was würde wohl geschehen, wenn in Erfahrung gebracht werden würde, dass.. nun ja, was war es denn? Selbst wenn der Kronprinz versuchte, seine merkwürdigen Hoffnungen zu erklären, stieß er immer auf das selbe Hindernis: Was war es, das ihn gewillt werden ließ, Spannungen zwischen Liam und sich aufzubauen? Auszureizen? Nach Regungen in seinen Gesichtszügen zu suchen? Oder in der Art und Weise, wie sich seine Brust hob und senkte, was er zunehmend besser vernehmen konnte, da seine zarten Fingerkuppeln über dem Stoff seines Hemdes schwebten. Zayn suchte tatsächlich nach Anzeichen; irgendwelchen Anzeichen, damit er sich wenigstens sagen konnte, mit diesem Gefühl nicht alleine zu sein. Da war etwas zwischen ihnen, etwas, das so viel mehr umfasste; und es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, eine ähnliche, anfängliche Empfindung nicht bereits schon bei ihrer ersten Begegnung gehabt zu haben - eine, die erst dazu beigetragen hatte, dass es nun so lief, wie es im Gange war.
Langsam nickte der Kronprinz Ägyptens und blickte wieder auf seine Brust hinab. "In der Zeremonie werden dir die Muster, die du nach dem Kampf noch versehrt an dir trägst, auf deinem Körper.. verewigt." Beinahe schlagartig glitten seine Augen zurück zu den Seinen, als suche er bereits nach Zweifel, die er eventuell haben könnte - nach dem Ausdruck am Abstreiten dieser Aufgabe. Nicht viele fühlten sich dazu bereit, diese Zeremonie auszuführen; niemand war dieser Aufgabe wirklich gewachsen gewesen. Deshalb besaß Zayn bis zum heutigen Tage kein Leibwächter, der es wert gewesen war. Doch, etwas in seinem Inneren verlor die eiserne Hoffnung nicht, dass Liam anders war. Anders als jeder, dem Zayn zuvor begegnet war. "Es ist ein Zeichen dafür, dass du.. zu mir gehörst und.. mir ewige treue schwörst." Schwer lasteten diese Worte in der Luft, Zayns Stimme war mittlerweile ernst, und nicht nur das; sie verbargen leichte.. Befürchtungen, Unsicherheit, ob Liam das wirklich tun wollte. Er wollte nicht, dass er sich dazu gezwungen fühlte - aber gleichzeitig wünschte er sich nichts sehnlicheres, als dass er sein Leibwächter wurde. Offiziell, und traditionell.
Lange blickte er seinem Gegenüber in die Augen, viel zu lange, ein weiteres Mal. Er spürte erneut dieses ungestillte Verlangen, ihm näher zu kommen - ein fehlerhafter Wunsch, eine unwirkliche Sehnsucht, der er sich nicht hingeben durfte. Zu guter Letzt lag es sowieso nach wie vor an der Vernunft ihres Pflichtbewusstseins, dass nicht mehr Zustande kam. Diesmal brach Liam die Wirkung, die sie aufeinander erzielt hatten, und ging wieder voran. Der Prinz hatte sich parallel zu ihm ebenfalls in Bewegung gesetzt, während er abwegig den Kopf leicht neigte. "So in etwa, ja..", bestätigte Zayn etwas schief lächelnd, bevor das Lächeln etwas unsicherer wurde. "Außer du.. willst das nicht.. noch kannst du von deinem Posten abdanken, wenn du dich der Sache nicht gewachsen fühlst oder...", der Rest seines Satzes blieb in der Luft hängen; was er mehr hatte sagen wollen, was ihm selbst gar nicht mal so klar.

Liam antwortete nicht. Er sagte nichts dazu, nichts zu alldem, was Zayn an ihn gerichtet hatte. Nichts. Weder zur Zeremonie, noch seinem Nachfragen.. und es machte den Prinzen nervös. Ungewollt, aber er merkte selbst, dass die Nervosität in seinem Inneren, sowie von Außen deutlich da war. Von eher in der Art und Weise, wie er versuchte, mit Liam Blickkontakt aufzunehmen oder irgendwas in dem Ausdruck, den er nicht ansatzweise gut interpretieren konnte, finden zu können - doch nichts. Er spannte den jungen Mann auf die Folter mit seiner Ungewissheit in der Brust - bis zurück zur Waffenkammer. Und bei Gott, Zayn war ein geduldiger Herrscher, aber nicht mit der Geduld eines normalen Menschen gesegnet - er war in solcherlei Hinsichten sogar ziemlich ungeduldig. Dass das in diesem Augenblick der Fall war, war unverkennbar - alleine, wie er zwei Schritte hinter Liam Stehen blieb, um ihn undefinierbaren Ausdruckes in den Augen anzustarren, fordernd nach einer Antwort oder irgendeiner Reaktion, und ertappt auf den schmalen, allerdings perfekt geschwungenen Unterlippe zu knabbern. Leicht, bedrückt, irgendwie niedlich für einen Kronprinzen. Doch als Liam sich wieder umdrehte und ihm direkt ins Gesicht sah, erfüllte sein Grinsen das komische, befremdende und unsichere Gefühl wieder komplett aus; als hätte es die letzten paar Sekunden nicht gegeben, in denen er ratlos nach seiner Antwort gesucht hatte. Hingegen all seinen Erwartungen ging - wortwörtlich - sein Gegenüber einen Schritt weiter, was dem Prinzen.. tatsächlich den Atem raubte. Ihm. Obwohl er der Künstler des Ausreizens war, und die letzten Stunden mit ihm nichts anderes getan hatte. Und jetzt lag es an Liam, den Kopf des Prinzen zu verdrehen - und zwar ordentlich. Er konnte den Schwall an gemischten Emotionen, die er auf der Stelle bekam, die auf der Stelle durch sein Inneres wühlten, gar nicht benennen, sich nicht mal darum kümmern, da das einzige, was für ihn zählte, die Nähe Liams war und seine Worte. Zayns Haut fing augenblicklich an, zu kribbeln; auf eine wohltuende Art und Weise, die ihn zwar bis auf's Äußerste verwirrte, umso besonders jedoch war. Schlichtweg aus dem Grund, weil Liam der einzige war, der das bei ihm auslösen konnte. Daran hätte Zayn eigentlich bereits festmachen können, dass seine Empfindungen weitaus tiefere Ebenen seines Verstandes erreichten. Sie erreichten sein Herz, sein verdammtes, treu- und sehnsüchtig liebendes Herz. Keine Frage, er genoss so sehr, dass Liam das gerade tat; auch wenn es ihm zum Zerreißen schwer fiel, nicht drauf anzuspringen; andererseits verfluchte er ihn innerlich dafür, eben weil er in ihm das Verlangen weckte, die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken und...
Liams Hand auf seiner Schulter brachte ihn zurück in die Realität. Zugegeben, Zayn hatte in der Mitte seiner Antwort nicht mehr gescheit folgen können; vernebelte Auffassungsgabe, woran er und seine verdammten Augen Schuld gewesen waren. Doch anhand der letzten Worte, gepaart mit diesem Lächeln, dass ihm gerade drohte, den Erdboden unter den Füßen zu reißen, so schwach wie es ihn machte, bekam er alles zu wissen, was er wissen sollte. Zayn konnte es gar nicht beeinflussen, wie seine Gefühle auf ihn reagierten, weshalb das kleine, niedlich erleichterte und treuherzige Lächeln auf seinen Lippen automatisch erschien. Sein Herz pochte wie verrückt, allerdings ignorierte er das gekonnt weg; er hatte ja auch keine andere Wahl, als das zu tun. "Dann würd ich mal sagen: Lasst die Spiele beginnen.", antwortete er pfiffig und grinste breit.