Wer?: ZEEEYUMMM
Datum?: ...2016/17?
Ort/Raum?: London
Was soll etwa passieren?: Seit Menschengedenken ist die menschliche Rasse in 3 Rangordnungen gegliedert. Alpha, Beta und Omega sind die Bezeichnungen der Kategorien, in die man die Menschen einordnet. Alphas sind die der höchste und kleinste Rang, die meisten Menschen sind Betas, jedoch gibt es auch eine gewisse Anzahl an Menschen, die zu den Omegas zählen. Sie sind die niedrigste Schicht in der Rangordnung und eigentlich nur dazu da, um Kinder der Betas und Alphas zu empfangen. Ab dem 18. Lebensjahr und einmal im Monat geraten Omegas in eine einige Stunden andauernde Phase, in der sie ein fast nicht auszuhaltendes Verlangen verspüren und eine Art Pheromone aussondern, die Betas und Alphas anlockt. Nehmen diese die Omega Pheromone wahr, sind sie wie Tiere und eigentlich nicht mehr zu halten, da Omegas in dieser Phase am besten dazu geeignet sind, Kinder zu empfangen. Omegas wissen nicht, wann genau sie in ihre Phasen geraten, weshalb es unter anderem auch ziemlich gefährlich für sie ist, sollte diese Wirkung auftreten, wenn sie sich gerade unter vielen Menschen befinden.
Nicht selten kommt es zu gewalttätigen Übergriffen auf die Omegas, ganz zu schweigen von sexueller Belästigung.
Raiting?: WHO THE FUCK EVEN CARES besides that, it's gonna be hot in here. So be prepared.

In meinem Kopf schrie ich. Panisch, ängstlich. Ich konnte nichts tun und diese Machtlosigkeit war es, die mich in den Wahnsinn trieb. In einen kaltblütigen, panischen Wahnsinn. Das Zittern meines Körpers wurde schlimmer, besonders, als der Kerl anfing, Hand an mich zu legen. An meinen Körper, der mir gehörte. Die Gedanken in meinem Kopf spielten mit den schlimmsten Szenarien, die sich jetzt ereignen könnten - an oberster Stelle natürlich ohne Zweifel eine Vergewaltigung. Wie ironisch, wenn das an meinem 18. Geburtstag passieren würde... womit hatte ich das verdient? Wieso ausgerechnet ich, wieso konnte sich dieser Perversling nicht zurückhalten? Am liebsten hätte ich ihn geschlagen, mit der Faust, hätte mich lieber in einer Prügelei wiedergefunden als es über mich ergehen lassen zu müssen.. aber anscheinend blieb mir nichts anderes übrig. Schlagartig drehte ich meinen Kopf zur Seite, als der Kerl mich tatsächlich küssen wollte. Nein, mein erster Kuss würde sicher nicht an einen Vergewaltiger gehen. Mit Sicherheit nicht. Dann würde er mich missbrauchen, aber wenn schon mein Körper nicht mir gehören könnte, dann wenigstens mein erster Kuss. Ich spürte, wie mir Tränen der Verzweiflung in die Augen stiegen, weshalb ich sie schnell zusammenkniff. Sehen musste ich das Ganze nicht...
Plötzlich entfernte sich die Person von mir, von einer Sekunden zur nächsten, ehe ich die Augen hatte öffnen können. Dem leicht benebelten Blickfeld war es zu verdanken, dass ich den Beta von nebenan nicht bemerkt hatte, doch reagierte der Mann vor mir, der mich aus der Misere geritten hatte, sofort. Perplex blickte ich zu ihm auf, als er mich an der Hand zu sich zog und ich automatisch gegen seine Brust stolperte. Wacklig auf den Beinen sah ich zu ihm auf, und erkannte, um wen es sich handelte. Der Typ, mit dem ich vor einem knappen Monat auf einer Party gesprochen hatte.. mittlerweile wusste ich auch, dass er ziemlich berühmt war. Danach war ich nie wieder in Kontakt mit ihm gestanden, bis... bis jetzt. Gebannt von seiner Ausstrahlung, und ich wusste nicht wieso, starrte ich ihn an, schwach und verschleierten Blickes. Durch den massiven Mangel meiner Aufmerksamkeit taumelte ich auch ziemlich, als er mich langsam weg führte. Ehrlich gesagt bekam ich das fast gar nicht mit, ich war.. ich hatte nur ihn im Kopf. Selbst seinen Namen, den ich bis vor einer Stunde bestimmt nicht mehr gewusst hatte. Mein Verstand erinnerte sich an ihn, komischerweise.. aber das war mein geringstes Problem.
Ich hatte vor lauter Konzentrationsmangel auch total vergessen, dass meine Cap noch in der Gasse lag, aber dafür war es ohnehin schon zu spät - und vermutlich würde es mir auch erst später einfallen. Jetzt standen wir in einem Aufzug, soweit kam meine beeinträchtigte Wahrnehmung noch mit, aber... diese konzentrierte sich echt nur auf Liam. Liam Silvo. Woah, woher weißt du das auf einmal wieder.., fragte ich mich in Gedanken, was jedoch in wenigen Sekunden wieder aus meinem Kopf gefegt wurde. Anstatt dass ich mich fragte, was er hier tat, was ich hier tat, und vor allem, wieso er mich mitnahm, fragte ich mich, warum ich seinen Namen wieder kannte. Das Kribbeln in meinem Bauch, das Zittern und dieses... komische, heftige Gefühl in meinem Körper, wurde durch seine Berührung verstärkt. Und das, das war noch seltsamer. Komplett abwesend und nicht wirklich im Stande, irgendwas zu sagen, ließ ich mich von ihm auf ein Sofa setzen. Wann waren wir hier reingekommen? Ich wusste es nicht... ich nahm alles nur eingeschränkt war, aber das, was Liam tat, umso schärfer. Für diesen Moment, jedenfalls. Und ich hatte keine Ahnung, warum das so war. Seine Frage nahm ich auf, verstand sie - doch antwortete ich nicht. Ich sah ihn nur an, unfähig, irgendetwas anderes zu tun. Ich war wie in... Trance. Ich.. ich wollte.. ich wollte ihn. Ich wollte, dass er zu mir kam, dass er mich anfasste, dass er mich in den Arm nahm, dass er- Was geht eigentlich mit dir?!, plärrte ich mich gedanklich an, was jedoch nur schleichend in meinem Verstand ankam. "Ich will... dich..", hauchte ich benommen. Und stockte sofort. "Wa..warte n..nein.. ich.." Was laberte ich eigentlich??? Was war das denn??? "Sorry ich... ich kann nicht..." sprechen, denken, aufhören mir vorzustellen, was du mit mir anstellen könntest. Alles Worte, die mir durch den Kopf geisterten. Letzteres war wieder... total.... ungewöhnlich. Komplett irritiert blinzelte ich, fuhr mir über mein Gesicht und versuchte meine innere Unruhe wieder zu ordnen. Aber es ging nicht.. es ging gar nicht. Ich verspürte so ein.. starkes Verlangen, nur.. wieso?

Liam hatte etwas an sich.. nicht nur, dass ich ihn anziehend und attraktiver fand, als ich es in dieser Situation eigentlich tun sollte - ich hatte es aufgegeben, nach dem wieso und weshalb zu fragen, da ich die Antworten auf meine Fragen sowieso nicht kannte. Aber Liam hatte etwas.. beruhigendes an sich. Seine Worte und sein Lächeln waren aufrichtig und.. warm. Auch wenn ich gefühlt nur auf seine Lippen zu starren schien; jedenfalls konnte ich meinen Blick nicht zielgerichtet auf seinen Augen lassen. Besonders, als er mir ein Glas hinstellte - und viel zu schnell wieder verschwand. Der Drang danach, von ihm berührt zu werden, war ungestillt und bis ins Unermessliche intensiv, tief in meinem Körper verankert. Für diesen Moment. Doch statt weiter darüber nachdenken zu können, griff ich geistesabwesend nach dem Glas und entschied für mich selbst, dass es besser wäre, einen Schluck zu trinken. Meine Mundhöhle war trocken geworden vor lauter... Verlangen. Es war so verrückt.. ich verstand es einfach nicht.
Etwas zittriger als beabsichtigt stellte ich das Glas wieder zurück, sogar hastiger, als geplant. Ich zwang mich dazu, Liam nicht beim Kochen zu sehen - einem Mann, den ich nur beim Namen kannte und eigentlich rein gar nichts über ihn wusste. Ja, klar, er war Sänger, berühmt.. doch das war's. Er war eigentlich.. ein Fremder. Fast. Nicht ganz. Komischerweise verspürte ich gerade aber alles andere als den Instinkt, gehen zu müssen, oder gar nach Hause zu wollen. Er hielt mich hier fest mit.. seinem Anblick. Mit seiner Körpersprache, die eigentlich dem Kochen galt und nicht mehr. Schau weg, verdammt, zwang ich mich dazu und senkte den Blick unruhig auf meine Hände, die sich in meinem Schoß ineinander verkeilt hatten.
Seine Worte erreichten mich sofort, sodass ich instinktiv aufschaute und mir gerade noch in die Zunge biss, um mich vor einer Antwort abzuhalten. Beinahe hätte ein enttäuschtes "Wieso?" meine Lippen verlassen. Allein die Tatsache, dass ich dagegen protestieren wollte, verwirrte mich wieder komplett. Das konnte doch nicht wahr sein, ich war noch nie so drauf gewesen. Bei niemandem, nicht mal bei den Personen, auf die ich mal gestanden war. Nein, es war... so verrückt... und trotzdem starrte ich ihn gebannt an, als er meinte, dass es ihm so ginge wie mir. Was. Hieß das, dass er... er auch dieses.. Verlangen spürte? Bildete ich mir das alles gerade ein oder war das wirklich ernst gemeint gewesen? Ich schwieg, auch obwohl mein Körper innerlich bebte. Ich wollte so viel antworten, so viel sagen, ich wollte.... ihn. Ich war so gewillt, meine Prioritäten über Bord zu werfen, nur für ihn... wie konnte das sein?
Immer noch einen irritierten, benommen Ausdruck im Gesicht, sah ich auf den Teller vor mir, den Liam mir hingestellt hatte, ehe meine Augen parallel zu seiner Erklärung - oder seine Angebot - zur dampfenden Teetasse glitten. Duschen? Hier? Wenn du dich ausziehst, springst du ihn noch an. "Danke..", murmelte ich leise zurück, traute mich aber nicht aufzusehen - trotzdem passierte es. Es war wie ein unaufhaltbarer Zwang, ein positiver Zwang, ihn ansehen zu müssen. Doch war es ebenso ein Fehler. "Ich bleib.. ich bleib bei dir.. ähh, Tee. Beim Tee.." Ich versprach mich die ganze Zeit, das war nicht normal. Ich atmete tief durch - was sehr rasselnd ausfiel, und... dadurch fegte das Kribbeln nur noch stärker durch mein Inneres - und tastete nach der Gabel. Eigentlich hatte ich Hunger auf.. ihn.. das würde jedoch laut seiner Aussage nicht vorkommen. Stumm stachelte ich in den Nudeln rum, lud mir was auf die Gabeln, beugte mich nach vorne und schob mir die Gabel in den Mund. Dabei... dabei sah ich zu ihm. Mein Blick kreuzte sich sofort mit dem Seinen, ohne, dass ich etwas dagegen hätte machen können. Und ich spürte, dass das Kribbeln mir weiche Knie verpasste. Das nur, weil ich Liam ansah, während ich.. die Soße von der Gabel leckte. Schlagartig ließ ich die Gabel los, schüttelte schnell den Kopf und schob den Teller von mir weg. So konnte ich doch nicht essen... nicht vor ihm. Nicht, wenn ich mich so komisch dabei fühlte. "S..sorry.. es.. es schmeckt echt super.. aber ich.." Ich war doch bescheuert. Sollte ich ihm jetzt weis machen, dass ich keinen Nudelteller essen konnte? Dass ich mich nicht dazu im Stande fühlte? So ein Schwachsinn.. aber tatsächlich gelang es mir nicht. Ich drückte meinen Handrücken leicht gegen meine Lippen und dachte jetzt ordentlich darüber nach, was ich sagen wollte. Etwas, was nicht falsch klingen durfte. "Ich.. ich ess es noch, versprochen..", versicherte ich ihm, stammelnd. "Ich bin nur total.. ich.. irgendwas stimmt nicht..", schaffte ich es doch, einen vernünftigen Gedanken zu fassen - was sofort wieder flöten ging, als ich Liam ansah. "Willst du.. dich nicht.. zu mir setzen?" Was war das für eine Frage. Wieso hatte ich die überhaupt gestellt... ich war so verwirrt.

Es war so offensichtlich, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Ich merkte das, natürlich tat ich das, immerhin war mir so eine Scheiße noch nie passiert.. nicht so, nicht in dieser Welt. Und wenn ich versuchte, darüber nachzudenken, schweiften meine Gedanken sofort wieder ab und wanderten zu dem Sänger, der gerade in der Küche gestanden und uns was zu Essen gemacht hatte. Doch seine Frage verriet mich in gewisser Weise, dass er wusste, was mit mir los war. Generell... generell machte er den Eindruck, als wäre ihm die Situation klar. Beinahe, nicht ganz. Irgendwas in seinen Augen sagte mir, dass mein "Benehmen", wie ich es jetzt betitelte, doch etwas... spezielles an sich hatte. Es war auch speziell, sehr speziell, wenn's nach mir ging. Wahrheitsgemäß schüttelte ich demnach meinen Kopf auf seine Frage, langsam, komplett verunsichert. Ich sah in meinem Zustand aber auch nicht danach aus, dass ich es wissen könnte, oder es in Erfahrung gebracht haben wollte. Selbst wenn ich jede Antwort kriegen mochte, die man mir geben konnte, würde ich in meiner Verfassung nicht imstande sein, diese Information in meinem.. vernebelten, wuschigen Kopf verarbeiten zu können. Kurz gesagt: Ernste Gespräche in diesem Zustand waren nicht möglich. Dafür dachte ich an...... was ganz anderes, als dass ich mich darauf konzentrieren könnte.
Die Gewissheit, dass ich heute hier schlafen durfte, erreichte mich noch nicht ganz. Ich verstand es zwar, aber vermutlich würde ich es morgen wieder vergessen haben.. jedenfalls hatte ich das im Gefühl. Es war unfassbar, wie verständnisvoll und hilfsbereit Liam war... Begreifen tat ich das nicht, doch dafür war meine Auffassungsgabe auch viel zu schlecht. Besonders in diesem Moment. Ich folgte seiner Erklärung, schluckte dabei leicht und wechselte meinen Blick, hin und her gerissen, zwischen seinen Augen und seinen Lippen. Mein Mund wurde sofort wieder trocken, als er mir ... tatsächlich sagte, dass er sich aus dem Grund nicht neben mich setzen konnte, weil er sonst... weil er sich sonst verlieren würde. Dabei wollte ich das... ich wollte es, nein nicht ich-ich, sondern dieses komische Gefühl in mir... das Verlangen. Gebannt starrte ich ihn, atmete flach und rasselnd, ehe ich den Blick senkte und mir über die Augen rieb. Das war so krank... wieso war ich nur so drauf... Vielleicht war es wirklich besser, wenn ich schlafen gehen würde. Ich fühlte mich immer noch so schwach, als könnte ich nichts ausrichten, gegen niemanden.. so wie vorhin bei dem Typen... ein Trauma. Ich nickte abwesend auf Liams Worte hin, erhob mich ebenfalls, langsam und benommen, und nahm die Tasse an mich. Einschlaftee wäre gar nicht so verkehrt, wenn ich ehrlich war.
Er erklärte mir, wo welche Zimmer waren, wobei ich da nicht ganz aufpasste und nur dem Klang seiner Stimme folgte, ehe er mich ins Gästezimmer führte und daraufhin kurz verschwand. Ich hielt die Tasse dicht bei mir, führte sie schließlich an meine Lippen und traute mich, einen kleinen Schluck zu nehme. Der beruhigte mich aber nicht - mein Körper wollte immer noch Liam bei sich haben. Ich legte die Tasse auf die Kommode neben dem Bett ab, in der Hoffnung, dass es später besser wirken würde, ehe Liam wieder reinkam - diesmal mit Schlafsachen von ihm, die er mir in die Hände drückte. Und für einen kurzen Augenblick war er mir so nahe, dass meine Knie fast wieder ihre Kraft aufgegeben hätten. "Danke..", murmelte ich leise, gebannt, ehe ich den Kopf leicht schüttelte, wieder vor lauter Irritation und ein schüchternes "Gute.. Nacht..", an ihn richtete und er die Tür hinter sich schließend aus dem Zimmer ging.
Seine Sachen waren mir zu groß - ja, ja das waren sie richtig. Ich sah in ihnen noch kleiner aus, als ich in seinen Armen eh schon gewirkt hatte... nur war das nicht das Problem daran. Es war sein Eigengeruch, der an ihnen hing. Das fiel mir auf, als ich mich ins Bett verkrochen hatte und ich in meinem seltsamen Gefühl für mich selbst war. Mir kreisten zehntausende Gedanken durch den Kopf, alle hauptsächlich über Liam... und sein Eigengeruch, der mir in die Nase stieg, machte es nicht besser. Kein Stück; eher genau das Gegenteil. Das Kribbeln wurde so stark, dass ich die Augen schloss und mich in seine Sachen kuschelte, über sie strich, den Saum des Shirtes zwischen die Finger nahm und ihn zu mir hochzog. Damit entblößte ich meinen halben Oberkörper, doch interessierte mich nur der Geruch des Stoffes, in das ich mein Gesicht vergrub. Oh Gott..., schoss es durch meinen Kopf, und ich wusste nicht, in welchem Zusammenhang ich das gemeint hatte. Oh Gott wegen seinem Geruch, oder Oh Gott was tat ich hier. Doch alleine, wie ich darauf reagierte, wie meine Hände über meinen eigenen Körper wanderten und mein Kopfkino spielte... es war abnormal. Ich biss mir in die Unterlippe und unterdrückte ein Seufzen. Ich musste mich beruhigen... und das ging nur auf die eine Art und Weise, das war mir klar. Und bevor sich mein Kopf komplett ins unermessliche Verlangen stürzte, rutschte meine Hand runter.

Mein Traum hatte dafür gesorgt, dass ich nach gefühlt zwei, drei Stunden Schlaf aufgeschreckt war. Anfangs war es ein ... ein Traum von Liam gewesen, doch hatte es in einem Albtraum geendet, als sich meine Fantasie mit den Ängsten aus der Gasse gemischt hatte. Mit dem Typen, der mich hatte missbrauchen wollen.. schlagartig hatte ich die Augen aufgerissen. Der erste Eindruck des Gästezimmers ließ mich für knapp vier Sekunden reglos verstummen, bis ich mich sofort im Bett aufrichtete und durch die Dunkelheit blickte. Was zum Geier.... wie war ich hierher gekommen? Ich erinnerte mich zwar an die meisten Dinge, aber längst nicht an alles. Eigentlich waren es mehr Bruchteile, die mehr oder weniger, ab und zu, zusammenhingen, aber mehr nicht. Was mir allerdings sofort auffiel: Das seltsame, übertrieben starke Verlangen war weg. Jetzt war ich nur noch... ich, der frisch 18 gewordene Zayn, der sich im Loft des berühmtesten Sängers Londons aufhielt; und das einfach so. Wenigstens angezogen, und nicht nackt... das wäre ja peinlich gewesen.
Mein Blick schweifte zur Seite - im fahlen Licht des Halbmondes erkannte ich, dass ich den Tee irgendwann ausgetrunken hatte. Wann war mir nicht klar... Beunruhigt fuhr ich mir über mein Gesicht. Ich musste mal aufstehen, bisschen rumgehen, irgendwie... mich irgendwie orientieren, hier.. und... ich blickte auf meine Jeanshose, die auf dem Boden lag. Augenblicklich rappelte ich mich aus dem Bett, zog die Hose zu mir und tastete sie nach meinem Handy ab. Nichts. Vermutlich hatte ich es im Wohnzimmer liegen lassen.. auf dem kleinen Tisch vor den Sesseln. Mit diesem Gedanken stand ich leise auf, tastete mich in der Dunkelheit relativ sicher zur Tür, öffnete diese so lautlos wie möglich und schlich auf den Gang raus. Wie seltsam das war, dass ich ... irgendwie... hier war...

Während ich die Treppen leise runterkam, hatte ich schon fast mit dem Gedanken gespielt, dass ich danach gehen würde. Also, nachdem ich mein Handy wieder gefunden hatte... dass ich mich umzog und mir irgendein Taxi bestellte, um von hier zu verschwinden. Ich wusste, dass es Liam gegenüber vielleicht unfair gewesen wäre... aber, was war daran eigentlich unfair? Ich wollte ihm nicht auf die Nerven gehen, ich schämte mich für das, was passiert war, und ich.. ich wollte einfach keine Umstände machen. Da wäre es viel besser, wenn ich einfach wieder ging, wir uns nicht mehr sahen und unsere eigenen Wege gingen.. so wie vor einem Monat. Es würde ihm, und mir wahrscheinlich auch, vieles ersparen.
Doch hörte ich selbst, dass er wach war - also, jemand, aber ich tippte natürlich auf ihn. Danke, Schicksal.. Ausgerechnet jetzt mussten wir zur selben Zeit wach sein. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und schob dieses unsichere, beschämte Gefühl zurück in meinen Kopf - nur ging das nicht so einfach, wie ich es vorgehabt hatte. Wenigstens empfing er mich... also war ihm meine Anwesenheit kein Verhängnis mehr. Genau so wenig wie mir, auch wenn es jetzt die peinliche Berührtheit war, die sich in mir breit machte. Leichtfüßig schlenderte ich zur Küche und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen; was mir unglücklicherweise misslang. "Ich... uhm... danke... ich hab nach meinem.. meinem Handy gesucht, also dachte ich..", rechtfertigte ich meinen Mitternachtsspaziergang durch sein Loft und gestikulierte vage in Richtung Wohnzimmer, ohne den Satz zu beenden. Die Unsicherheit von vorhin war nicht verschwunden - ganz im Gegenteil, sie war noch schlimmer geworden, da ich jetzt bei vollem Verstand war. Jedenfalls hoffte ich das. Unentschlossen stand ich noch kurz rum, überlegte, ob ich zuerst mein Handy holen oder mich zu ihm setzen sollte. Aus Höflichkeitsgründen entschied ich mich dann doch für letzteres und ging auf das Tresen zu; bis mir auffiel, dass er abgesehen von einer Jogginghose nichts trug. Ich presste meine Lippen leicht aufeinander, betete, dass mein kurzzeitiges Starren nicht offensichtlich gewesen war, und setzte mich gegenüber von ihm. Unsicher und zögerlich. Der komplette Gegensatz zu dem, der ich auf der Party gewesen war. Aber da hatten wir uns auch aus anderen Gründen ausgetauscht und kennengelernt und.. nicht unter solchen Umständen. Ich wich seinem Blick aus, richtete ihn stur auf den Teller vor mir und die Gabel, die ich zwischen die Finger genommen hatte, und damit gedankenverloren in den Nudeln rumstocherte. "Danke für's.. Kochen und.. Aufwärmen..", murmelte ich leise, sah kurz auf und - nein, ich konnte einfach nicht gescheit lächeln.. weil mir nicht nach Lächeln zumute war. Weil ich mich trotz seiner warmen Ausstrahlung nicht öffnen konnte, ich war so... ich wusste nicht, wie ich mich fühlte, es war einfach nur komisch. "Ich mein.. auch allgemein.. uhm... also wegen.. was da passiert ist", sprach ich weiter, während ich langsam essen anfing. Ich war hier doch völlig Fehl am Platz... ich sollte hier gar nicht sein. Ich sollte nicht mit Liam Silvo in seiner Küche sitzen und mich von ihm bekochen lassen, weil ein ekliger Typ mich belästigt hatte und er wahrscheinlich ehrliches Mitleid mit mir gehabt hatte.. "Danke für.. das alles.. ich weiß nicht, wie das passieren konnte, und ich.. tut mir Leid für mein Gelaber.."

Aus irgendeinem Grund merkte ich, dass Liam versuchte, mich zu beruhigen und.. naja, dass ich mich entspannte. Und ich wollte es, ich wollte es so sehr, aber ich tat mir so unendlich schwer dabei. Ich war so ein Noob, ich bekam echt nichts auf die Reihe. Und ich sollte jetzt als "erwachsen" gelten? Sicher. Klar, dass ich überfallen wurde, dafür konnte ich nichts. Sowas passierte, aber... ich wusste auch nicht, ich.. vielleicht war ich doch dran Schuld gewesen. Ich wusste einfach gar nichts, nichts und keine Antworten, jedoch bekam ich davon auch ehrlich gesagt nur Kopfschmerzen.
Als Liam mir antwortete und mit der wärmsten Stimme, die ich jemals gehört hatte, sagte, dass ich mich nicht bedanken musste, sah ich ihn etwas länger an. Wieso tat er das? Wieso.. wieso tat er das für mich? Er war viel zu nett für diese Welt, er hatte so ein reines Herz.. und das konnte ich behaupten, ohne ihn wirklich gut kennen zu müssen. Ich sah es, ich spürte es. "Trotzdem... Danke..", nuschelte ich, ehe ich verstummte und den den Blick auf meinen Teller senkte. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem Liam mich nochmal versuchte anzusprechen, ich mir gerade einen Gabel Nudeln in den Mund geschoben hatte, dabei aber abrupt inne hielt. Mittlerweile war ich mir fast schon sicher, dass er wusste, was mit mir los war - besser als ich es tat auf jeden Fall, ich schob es auf Drogen- oder Alkoholkonsum, obwohl ich eigentlich mit meinen Kumpels nichts heftiges genommen hatte. "Iss erst fertig", riet er mir hingegen, weshalb ich weiter aß; und auch fertig wurde.
Gemeinsam setzten wir uns auf das Sofa, nachdem er die Teller abgespült hatte, und diesmal wirklich nebeneinander anstatt gegenüber voneinander. Anscheinend fiel es uns Beiden einfacher - wobei ich immer noch nicht verstand, warum es für ihn einfacher war. Was hatte mein Trip mit ihm zutun? Als er mir vorschlug, das Mysterium aufzulösen, hätte ich beinahe gesagt, er solle es mir sagen - hielt jedoch inne. Sein schiefes Grinsen war aufbauend, irgendwie, trotzdem war ich so... zerstreut. Ich zog meine Beine auf die Couch und verschränkte sie zu einem Schneidersitz. Je länger ich über das nachdachte, was mit mir vorging.. desto unbehagener wurde mir. Desto mehr verschlimmerte sich die Panik in mir, dass mein Leben nicht so lief, wie ich es gedacht hatte. Desto heftiger wurde mir klar, dass es etwas schlimmeres war, als ein Trip. "Ich.. ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es.. gerade wissen will", meinte ich und spielte unruhig mit meinen Fingern am Stoff der Schlafhose, die ich von ihm geborgen bekommen hatte. "Ich.. ich fühl mich komisch, ich hab so viele Fragen, aber.. ich glaube ich will die Antwort gerade nicht wissen." Die Bilder in der Gasse tauchten wieder vor meinem Augen auf. "Ich will.. nicht dran denken, was passiert ist.. nur für ein paar Stunden noch." Irgendwann musst du es wissen, schallte es durch meinen Kopf. Diesen drehte ich zu Liam. "Ich..ich habe Angst, Liam."

Die meisten hätte es überrascht; die meisten wären entweder zurückgeschreckt, hätten sich gar nicht erst drauf eingelassen, oder wären komplett perplex aus Liams Handlung hervorgetreten. Aber mir.. mir kam das gelegen. Super gelegen. Ich bemerkte erst, dass ich mich wirklich danach gesehnt hatte, in den Arm genommen zu werden, als Liam es bereits getan hatte. Ich hatte gerade wirklich.. dringend eine Umarmung gebraucht. Geborgenheit. Und er hatte es ohne es zu wissen verstanden, er hatte aus dem Affekt heraus reagiert und... es tat gut. Ich fühlte mich wohl in seinen Armen, sie gaben mir Halt und spendeten mir den Trost, den ich brauchte. So ungläubig ich in jeder anderen Situation darüber spekuliert hätte - so natürlicher wirkte es ausgerechnet jetzt für mich. Und für ihn anscheinend auch, sonst.. sonst hätte er das ja nicht getan. Ich kuschelte mich in seine Umarmung, an seine warme Haut, und ließ es einfach zu. Ich ließ es zu, ließ mich drauf ein, und es war wahnsinnig.. heilsam für das wirre Chaos, das in meinem Kopf herrschte. Seine sanften Worte spendeten mir Gewissheit und... Sicherheit, irgendwie. Ich wusste nicht wieso, es.. es war einfach so.
Als ich mich dann doch trauen wollte, ihn beim Reden anzusehen, hob ich den Blick leicht. Diesmal war es zwar erträglicher, ihm so nahe zu sein, aber... trotzdem war da noch was. Etwas, worauf ich nicht näher eingehen sollte, wenn ich es mir Recht überlegte. Obwohl ich mich so wohl fühlte. Ich sollte mir keine Sorgen machen, sagte er, da es ihm selbst gut tat, Gesellschaft zu haben. "Ich bin.. auch froh, dass ich.. nicht alleine bin gerade..", gestand ich leise. Und es war die komplette Wahrheit: Eigentlich war ich mehr als nur froh, heilfroh, dass Liam da gewesen war. Dass er mich vor Schlimmeren bewahrt, und jetzt hier in seinem Loft, mitten in der Nacht, in den Arm genommen hatte. Ich fühlte mich.. so geborgen. Und am liebsten hätte ich diesen Moment irgendwie.. für immer so gelassen.
Meine innere Panik beruhigte sich wieder, meine Atmung synchronisierte sich automatisch mit Liams, während er den Fernseher anschaltete. Es war so verrückt, das alles war so verrückt.. aber ich wollte es nicht ändern. Ich wollte, dass es sich gut und sicher anfühlte, ich wollte es unbedingt zulassen, weil ich diese eine, üble Vorahnung hatte, die mir morgen den gesamten Tag zerstören könnte - oder vielleicht das gesamte Leben. Und bevor es zu diesem Break Down kommen sollte, brauchte ich Frieden. Frieden mit.. dem Mann, der mich gerettet hatte. Ich merkte selbst, wie ich wieder schläfriger wurde, wie mich Liams Anwesenheit so derart beruhigte, dass ich mich.. fallen lassen konnte. Als ich schon langsam auf dem Weg war einzuschlafen, spürte ich, wie meine Arme sich etwas zögerlich, aber dann doch automatisch um seine legten, die mich sanft umschlungen hielten. Ich war verblüfft darüber, dass ich nicht so heftig auf ihn reagierte wie vorher, obwohl er mich sogar halbnackt umarmte. Wahrscheinlich, weil Geborgenheit überwiegte.. und das beruhigte mich..

Jetzt zupfte doch noch ein Lächeln an meinen Mundwinkeln, brach aus der Starre der Frustration und Verzweiflung aus und erkämpfte sich seinen Platz auf meinen Lippen; einzig und allein wegen den Worten, die Liam an mich gerichtet hatte. Ja, irgendwie war das hier wirklich.. perfekt. Aber streng genommen sollte ich das nicht denken, und streng genommen sollte mich das eher wundern.. ich war mir nie wirklich sicher gewesen, welche sexuelle Orientierung ich hatte. Ich war sowohl mit Mädchen, als auch mit Typen nicht wirklich.. innig in Kontakt gekommen. Das wussten meine Leute jedoch nicht.. sie dachten sich ihren eigenen Teil, der auch etwas darauf basierte, dass ich nie wirklich über sowas sprach. Durch meine Kommentare, die hin und wieder etwas dreckiger ausfielen, umgaben mich viele Gerüchte über mein Liebesleben - die Wahrheit wusste jedoch keiner. Das war auch nicht wichtig, nur mir selbst war es das. Vermutlich sträubte ich mich genau deswegen nicht gegen Liams Umarmung, die für.. normale, freundschaftliche Verhältnisse eigentlich.. viel zu sanft ausfiel. Diesen Gedanken schob ich augenblicklich zurück.
Letztendlich war es ohnehin egal, was ich darüber dachte; ich wollte nur den friedlichen Moment genießen, in dem ich mir kurz das Recht rausnahm, mir keine Sorgen machen zu müssen. Nur für jetzt, nur für einen ruhigen Schlaf. Ich wusste, dass das eine komplett naive Vorstellung war. Doch wollte ich es; ich wollte naiv denken, weil das das Einzige war, das mich beruhigt bleiben ließ - und natürlich Liam, der mich in den Armen an sich gezogen hielt und eine Sofadecke über uns gezogen hatte. Mit den leisen Stimmen aus dem Fernseher wurde ich schläfriger, was ich mir auch erlaubte.. besser jetzt, als wenn ich es gar nicht mehr tun könnte. Ich schaltete meinen Kopf ab, erwiderte Liams Umarmung mit einer stummen Bewegung meine Arme und bekam fast nicht mehr mit, wie mein Kopf automatisch an seine Halsbeuge rutschte. Daran ändern konnte, und wollte ich aber nichts - dafür war ich bereits eingeschlafen, und das ziemlich... ruhig. In seiner Gegenwart, direkten Gegenwart, fühlte ich mich sicherer als.. als irgendwo anders. Das stand fest; diese Nacht hätte ich mich nirgendswo wohler gefühlt, als.. als hier. Verrückt... unbeschreiblich verrückt.
Ich schlief die ganze, übrig gebliebene Nacht durch und wurde von keinem zweiten Albtraum heimgesucht. Zum Glück.. Irgendwann, nach ein paar ruhigen Stunden des Schlafens wachte ich automatisch wieder auf. Das Morgenlicht war noch nicht sehr stark; es war bald Ende der Herbstzeit, hieß die Tage wurden kürze, die Nächte länger. Der Sonnenaufgang hielt sich noch dicht am Horizont auf, die ersten orangenen, hellen Sonnenstrahlen brachen die Himmelfläche leicht. Ich blinzelte, zog meine Hand, die aus irgendeinem Grund auf Liams nackter Brust gelegen war, vorsichtig zu mir und rieb mir über die Augen. Wir saßen immer noch hier.. Liam war also auch eingeschlafen. Mit mir in den Armen, ohne sich unwohl zu fühlen, oder es unbequem zu finden. So ging es auch mir.. ich hatte echt bequem geschlafen.. Ich hob den Kopf leicht und sah verschlafenen Blickes zu Liam hoch; sein Profil war.. so schön, wenn er schlief. Er sah so.. sanft und liebenswürdig dabei aus. Auf keinen Fall würde ich es riskieren, ihn aufzuwecken. Mir größter Vorsicht rutschte ich von ihm ab, schob seine Arme und die Decke langsam von mir runter und stand vom Sofa auf. Mein Handy erblickte ich in dem Moment auch direkt auf dem Wohnzimmertisch, mein eigentlicher Grund, weshalb ich mitten in der Nacht hier runter gekommen war.. doch bevor ich damit ins Bad verschwinden würde, nahm ich die Decke behutsam zwischen die Finger und deckte Liam zu. Er sollte weiterschlafen... er konnte nichts für meinen gestörten Schlafrhythmus. Schließlich bewegte ich mich leise von ihm weg, zog mein Handy an mich und verschwand ins Bad. Nachrichten um Nachrichten, noch keine Anrufe in Abwesenheit - wahrscheinlich dachte meine Mom, dass ich bei einem Kumpel gepennt hatte. Stimmte ja auch.. irgendwie.. nur das Detail mit dem Kumpel war.. speziell. Die Nachrichten waren hauptsächlich Glückwünsche von Freunden. Ich sah sie mir gar nicht richtig an, achtete eher auf die Zeit, die mir 8:27 Uhr anzeigte. Ich seufzte stumm, legte das Handy zur Seite und wusch mir das Gesicht. Und die Frage von gestern tauchte nochmal auf: Was war passiert? Was tat ich hier nochmal? Das ungute Gefühl versicherte mir, dass ich mit etwas heftigerem rechnen musste. Aber wie sollte man sich auf eine schlechte Nachricht vorbereiten? Ich trocknete mein Gesicht ab, nahm das Handy wieder mit und ging zögerlich wieder zurück ins Wohnzimmer. Ich spielte wieder mit dem Gedanken, einfach abzuhauen. Ich wollte die Wahrheit wirklich immer noch nicht hören... aber so würden sich meine Fragen nicht klären.