Allein bei dem Wort zocken schweiften meine Gedanken von meinem aktuellen Problem fast schon sofort ab, und konzentrierten sich auf die Spiele im Schränkchen, auf dem der zugegebenermaßen riesige Fernseher seinen Platz hatte. Das wäre definitiv eine Ablenkung wert. Vielleicht auch zwei. Oder drei. Meine Augen hatten schon den ein oder anderen Fang entdeckt, der mich sofort ansprach, doch unterdrückte ich vorerst jegliche Kommentare; dafür hätte ich während dem Zocken genug Zeit. "Oh wow.. bis ich mich mal entschieden hab..", murmelte ich nachdenklich, als ich mit meinem Blick durch die Reihen glitt, ehe ich meinen Kopf wieder zu Liam drehte. "Schätze ich bekomme so viel Zeit zum Überlegen, wie du für's Duschen brauchst.. richtig?", fragte ich und lächelte schmal, aber gequält; nicht von der Situation, sondern wegen der Tatsache, dass ich mich wahrscheinlich selbst danach nicht für ein Game entschieden hätte. "Okay ich.. ich schau einfach was sich finden lässt..", und das war eine ganze Menge.
Kurz nachdem Liam ins Bad verschwunden war, setzte ich mich auf den Boden, direkt vor den Fernseher, und strich mit meinem Zeigefinger abzählend über die Spielhüllen. Es waren echt.. viele Spiele, und so viele, die mir auch noch gefielen.. ich erwischte mich selbst dabei, wie ich den Namen gewisser Spiele zu laut aussprach, zu euphorisch, oder einfacher gesagt, zu begeistert.. aber mit sowas war ich sehr schnell zu beeindrucken - und abzulenken. Das war schon immer so gewesen, von Klein auf hatte sich das nie geändert. Für Konsolenspiele war ich in jeder Situation zu haben.
Irgendwann war ich so hin und her gerissen zwischen zwei Games, immerhin hatte ich mich WENIGSTENS auf Zwei geeinigt, dass ich mich auf den Boden, besser gesagt auf den weißen, weichen Teppich legte, die Arme von mir ausstreckte und die beiden Spiele in jeweils einer Hand konzentriert anstarrte. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden; Ballerspiel oder Streetfighters. Ballerspiel oder Streetfighters. Ich atmete, genervt von meiner Unentschlossenheit, tief durch und wechselte die Spiele zwischen meinen Händen, ehe ich meine Arme wieder in die Luft vor mir streckte. ...nein, das hatte die Entscheidung nicht einfacher gemacht.

Meine gesamte Konzentration lag auf den Games zwischen meinen Händen, was womöglich der Hauptgrund gewesen war, weshalb ich Liam nicht direkt zurückkommen gehört hatte. Erst, als er sich auf der Couch niederließ, nahm ich seine Anwesenheit in Kenntnis, starrte die Spiele allerdings trotzdem noch an. Die zusammengezogenen Augenbrauen ließen erahnen, dass ich mich bei der Entscheidung wirklich schwer tat. Eigentlich war es richtig bescheuert von mir, dass ich mich so benahm - mal von der Unentschlossenheit abgesehen, lag ich auf dem Teppich eines Weltstars, den ich unbeabsichtigt wie einen ganz normalen Kumpel behandelte und .. in seinen Sachen rumlief. Wow, wenn das jemand wissen würde, niemand würde mir diese Geschichte abkaufen. Aber jetzt hatte ich ja irgendwie auch keinen mehr, dem ich es hätte erzählen können - wenn ich es überhaupt gewollt hätte. Wie gesagt, für sowas war ich zu verschlossen, und zu privat. Und da mir nach der Erkenntnis des heutigen Tages sowieso klar war, dass meine Privatsphäre an oberster Stelle stehen würde, war das kein wirkliches Thema mehr.
"Ich kann mich nicht entscheiden", sprach ich das Offensichtlichste der Welt aus und meine Lippen verzogen sich zu einem unzufriedenen, leichten Schmollmund, der bei mir immer so automatisch kam, wenn mir was nicht passte, dass es mir gar nicht mehr auffiel. Ich ging in meinem Kopf nochmal pro und contra durch, ehe mir bewusst wurde, dass ein Gegnerspiel für heute nicht den Anfang bilden sollte - Teamplay würde.. unsere gesamte Lage, jedenfalls meine, viel besser.. beschreiben, irgendwie. Und da ich das Ballerspiel sowieso eine Mischung aus Galaxy, Aliens, Science Fiction und Ballern war, perfekt. "...Entscheidung gefallen!", verkündete ich, richtete mich auf und schob Streetfighter wieder zurück ins Schränkchen; ganz brav. Ich rappelte mich vom Boden auf, drehte mich zu Liam und präsentierte ihm sein Spiel Warframe. "Das hier! Unbedingt! Ich hab den vor knapp zwei Monaten im Laden getestet aber...", mein Gesichtsausdruck verriet, dass ich ihn mir aus preislichen Verhältnissen nicht hatte leisten können. Ausgemacht hatte mir das allerdings nicht; ich hatte mich noch nie auf viel Geld verlassen können, und trotzdem waren wir ganz gut über die Runden gekommen. Ich schob die CD in die Konsole, schnappte mir die beiden Controller und drehte mich wieder zu Liam, damit ich auf ihn zugehen konnte. Ich sah ihm in die Augen, lächelte leicht und warf ihm mit einem, eher rhetorischem, aber trotzdem fragendem "Partner?" den Controller zu. Das leichte Lächeln wurde sofort weicher, irgendwie, und ich setzte mich neben ihn. Sein Outfit war so lässig; das fand ich mega genial. Und die Cap.. die gefiel mir besonders.

Umso besser, dass ich Warframe ausgesucht hatte; er war dort noch nicht sehr weit gekommen, was hieß, dass ich eigentlich auch wissenstechnisch nicht im Rückstand stehen würde. Ich grinste leicht und setzte mich neben ihn, nachdem er den Controller aufgefangen hatte. "Mir hat Teamplay auch gerade mehr zugesagt", entgegnete ich wahrheitsgemäß und lächelte ihn kurz an, ehe ich Liam dabei zusah, wie er die jeweiligen Spieleinstellungen einrichtete. Auf seine Frage, ob ich Bock auf einen neuen Storymode hatte, wanderten die Augenbrauen automatisch überrascht hoch. Mein Blick schoss dabei zu Liam. "Du hast den freigeschaltet?", fragte ich, die neugierige Begeisterung in meinen Augen war definitiv nicht zu übersehen. "Auf jeden!", antwortete ich schließlich und richtete meinen Blick sofort gebannt auf den Bildschirm, den Controller spielbereit in den Händen.
Ich hatte zwar mit meinen Leuten oft gezockt, eigentlich fast immer, wenn wir nicht gerade draußen waren, aber.. irgendwie war es mit Liam anders. Lustiger, befreiender, irgendwie.. anders halt. Vor allem fiel mir im Laufe des Spiels auf, dass wir wahnsinnig gut zusammen agierten. Wir verstanden auf Anhieb, was der andere tat, wodurch man ihm helfen konnte, oder wer auf welche Seite glitt. Wir hielten uns immer gegenseitig im besten Zeitpunkt den Rücken frei und.. zockten zusammen, als hätten wir noch nie etwas anderes getan. Als wären wir bereits so geübt darin, im Team zu spielen. Das lenkte mich zum Glück wahnsinnig gut ab, ich vergaß sogar die Zeit neben dem Spiel. Neben Liam.

War ja sowieso nicht schon schrecklich genug, dass ich ein Omega war - nein, es musste auch noch so weit kommen, dass es wieder zu einem seltsamen Ausschuss kam, der eigentlich, und da war ich mir durch Liams Erklärungen sicher, nicht hätte sein sollen. Sein dürfen. Das Schicksal hatte es anscheinend nicht gut mit mir gemeint, denn das war sicher keine Einbildung - dieses Gefühl von gestern Nacht war da, und es wurde genau so intensiv mit jedem Schritt, den ich tat. Und mit jeder Berührung, die Liam mit mir teilte. Ob grob oder nicht, ich fuhr auf alles ab; das war wieder so dermaßen krank. Mein Verstand schaltete sich automatisch wieder ab, meine Knie fühlten sich an wie Pudding, und ich stolperte nahezu in die Kabine, in die mich Liam reingezwängt hatte. Ich hatte bis dahin nichtmal mitgekriegt, wohin wir gelaufen waren; dafür war ich viel zu sehr pseudo-konzentriert auf das Gefühl und darauf, es im Griff zu halten.
Was ich jetzt gerade wortwörtlich im Griff hielt, war die Tür und das Drehschloss. Meine Finger hatten sich unbewusst darauf gelegt, meine Wahrnehmung glich wieder einem einzigen Chaos. Liams harscher Forderung, meine Tür abzusperren, ging ausnahmsweise nach, das aber nur, weil es automatisch passierte. Weil das Vertrauen, dass er sich gestern langsam aufbaute, dadurch zum Vorschein kam - ich vertraute in das, was er mir sagte, und ich sprach dem mehr Bedeutung zu, als alles anderem in diesem Moment. Jedenfalls für knapp eine Minute, in der ich rasselnd durchatmete, das Kribbeln durch mein Körper fegte, wie ein unaufhaltsamer Wirbelwind und ich kurz erschrocken zusammenfuhr, als ich realisierte, dass noch jemand reingekommen war. Liams Knurren jagte den ungebetenen Gast hinaus, aber mich - mich machte es an. Wahnsinnig. Es war unbeschreiblich, wie sehr ich darauf abging. Ich atmete viel zu rasselnd, viel zu zittrig, und ich wollte.. ich wollte so sehr, dass dieses Verlangen gestillt wurde. Irgendwie, von irgendwem. Naja, nicht ganz von irgendwem - der einzige, der gerade in Frage kam, war Liam. Und ich.. ich, nein, das in mir, wollte es so sehr. Meine Finger tänzelten über die schwarze, abgekratzte Lackierung des Drehschlosses. "Liam..", hauchte ich leise, begriff nur leicht, wie verlangen das geklungen hatte, weshalb ich schnell die Augen zusammenkniff und meine Stirn gegen die Tür vor mir lehnte. Oh Gott, Omegas waren gestraft für's Leben. Ich war gestraft für's Leben. Aber darüber konnte ich beim besten Willen nicht nachdenken; dafür hatte ich ganz andere Dinge im Kopf, die ich dringender als alles andere.. brauchte. Anscheinend. Und ehe ich mich wirklich zusammenreißen konnte, drehten meine Finger an dem Schloss und sperrten die Tür wieder auf, allerdings rührte sich meine Hand an der Klinke nicht. Noch nicht.

Der Ruck an der Türklinke machte mir klar, dass Liam seine Hand schlagartig hoch dagegen drückte, sodass mir verweigert wurde aufzumachen. Seine alarmierenden Worte erreichten meinen Kopf, aber nicht meinen Verstand - jedenfalls nicht auf die Art und Weise, wie sie es eigentlich tun sollten. Als Warnung, als Appell an meinen gesunden Menschenverstand abseits des Omega Daseins. Ich seufzte unzufrieden, kniff die Augen allerdings sofort wieder zu. Das einzige, was ich produktiv beitrug, damit ich mich wieder zusammenreißen konnte. Jedoch war es so.. schwer. So unsagbar schwer. Mein Inneres wollte nicht dagegen ankämpfen, es wollte einfach... einfach freien Lauf. Es wollte sich fallen lassen und.. ja, genutzt werden. Deshalb regten sich die Finger an dem Schloss nicht, deshalb nahm ich die Hand auch nicht von der Klinke. In meinem Kopf kreiste ständig dieser eine Gedanke, wie sehr ich gerade... wie sehr sich mein Körper danach verzehrte, von Liam genommen zu werden, da er gerade der Einzige war, der es hätte übernehmen können. Und den ich durch seine Stimme, mit allem drum und dran, im Kopf hatte. Besonders, als er ein zweites Mal zum Sprechen ansetzte. "Ich.. ich versuch's doch...", sprach der Vernünftigere aus mir, für den Bruchteil einer Sekunde hatte er sich an die Oberfläche meines Verstandes gekämpft - doch löste sich diese Vernunft sofort wieder auf. Der Auslöser dafür: Seine letzte Aussage. Dagegen protestierte das Gefühl in meiner Bauch- und Unterleibgegend komplett. Der Schub wirbelte durch und meine Hand am Schloss verkrampfte sich. Ich wollte es so sehr unterdrücken, aber... gleichzeitig wollte mein Inneres genau den Mann da draußen. "Woher willst du das wissen", gab ich von mir, "Du weißt nicht was ich will." Ich atmete schwer durch, zittrig, die letzten Worte verfehlten ihre Wirkung besonders nicht. "Aber ich kann's dir sagen.. ich kann dir sagen, was ich will.." Meine Hand wich zwar von der Türklinke, doch legte ich sie fest an die Tür und strich fest an ihr herunter, sodass man das rutschende Geräusch deutlich hören konnte. Und ich wusste tief in mir ganz genau, wenn ich jetzt aussprechen würde, was ich wollte, dann.. ich wusste nicht, was dann passieren würde. Und ich wusste nicht, ob ich nicht genau das herausprovozieren wollte. Es wäre aus mit uns, wenn ich es aussprach. "Ich will-" Von draußen ging die Tür erneut auf, sodass ich abrupt innehielt. So dumm das auch klang, diesem Typen war es zu verdanken, dass ich kurz wieder aufmerksamer war und mich dazu zwang, gegen meinen Willen, die Tür abzuschließen.

Wie dumm ich eigentlich gerade war, dass ich etwas auf's Spiel setzte, das ich mir so lange aufgehoben hatte - mein erstes Mal, und mein erster Kuss. Das sickerte kein einziges Mal durch meinen vernebelten, tauben Verstand, der sich sowieso nicht mehr wagte zu äußern. Er hatte keine andere Wahl, als sich dem heftigen Schub zu ergeben; genau so wie Liam. Wir waren Beide durch mit der Nummer, dass wir uns davon fernhalten wollten; dass wir uns von uns selbst fernhalten sollten. Ich spürte keinerlei Reue, keinerlei Scham nach meinen Aussagen. Ganz im Gegenteil, ich wollte so viel mehr draufsetzen, ich wollte ihn so sehr dazu überreden, mit mir zu schlafen. Und glücklicherweise dauerte das nicht allzu lange. Die Schübe, die sich durch meinen Unterleib zogen und dafür sorgten, dass ich weiche Knie bekam und dem Drang nachgeben musste, von ihm gevögelt werden zu wollen, machten alle Arbeit. Allein Liams Worte brachten mich dazu, die Lippen leicht zu öffnen und sehnsüchtig zu seufzen. "Dann komm her", entgegnete ich zittrigen Atems, und kurz darauf passierte es wirklich. Er kam auf mich zu, legte seine Hand vorsichtig in meinen Nacken, und ich blickte ihn mit geweiteten Pupillen an. "Und ich lass es mit mir für dich machen..", war meine Antwort auf seine Aussage, weil ich in diesem Zeitpunkt so unbedingt wollte, dass er es genau so dringend verspürte, wie ich es tat. Dass ich.. mich ihm hingab, ihm und seinen reuevollen Sexfantasien, die er womöglich seit Beginn in seinem Kopf hatte - und nicht wusste wohin damit.
Ich sog die Luft so scharf ein, als er seine Lippen gegen meine presste, dass ich spürte, wie die Schübe nur so verrückt spielten. Sie schienen gar zu jubeln, und ich merkte sofort, dass ich mehr wollte. Dass ich mehr brauchte. Automatisch öffneten sich meine Lippen, und mit einem lustvollen, sehnsüchtigem Seufzen empfing ich Liams Zunge. Dass sich das für mich so natürlich anfühlte, würde ich im normalen Zustand nicht behaupten können. Das Dumme daran: Es gefiel mir. Tief in meinem Unterbewusstsein gefiel es mir wirklich. Es machte mich wahnsinnig scharf, und eigentlich hatte ich ja keine Ahnung, was ich tun musste; trotzdem erwiderte ich, also, das untervögelte Ich, den Kuss. Heiß und innig, gierig und ergeben. Ich konnte nichts tun, rein gar nichts, aber das wollte ich auch nicht. Liam zog mir das Handtuch weg, und im nächsten Moment hatte er mich, ohne den schwindelerregenden, innigen Zungenkuss zu lösen, auf seine Hüften gehoben. Dadurch, dass Liam seinen Oberkörper davor ebenfalls freigelegt hatte, traf seine nackte Haut direkt auf meine; jede Berührung löste ein Feuerwerk in mir aus, weshalb ich mich ohne es zu merken, eng an ihn schmiegte. Kraftlos fiel ich unter ihm auf sein Bett, er zwischen meinen Beinen, und schmiegte mich jedoch sofort an ihn. Sein Kuss war atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes, und ich drückte mein Unterleib währenddessen hingabevoll gegen seines. Mein Atem schlug heiß gegen seine Lippen, als das erste, leise Stöhnen aus meiner Kehle am, und ich mich für dieses Gefühl, das Funken in mir auslöste, noch enger an ihn schmiegte, noch verlangender gegen seinen Schritt drückte, damit er seine Bewegungen direkt auf meine Mitte trafen. Und das taten sie. Ein weiteres Stöhnen kam zittrig über meine Lippen, während meine Hände schwach über seine nackte Haut glitten. "Liam.. hör nicht auf", gab ich lustvoll von mir, und reagierte so wahnsinnig heftig auf ihn und seine Berührungen, dass das wirklich auf die Pheromonen zurückzuführen war. Sie sorgten dafür, dass wir Beide alles viel intensiver aufnahmen. Und ich.. ich fand viel zu viel Gefallen daran.