Ludwigs Besorgnis erreichte ihn natürlich, sowas entging ihm auf keinem Fall - nie. Ohnehin gehörte er zu den Menschen in seinem Umfeld, die ihn am besten kannten, und wussten, dass er oftmals, wenn nicht immer, das Wohl anderer über sein eigenes stellte. Daraus resultierte ebenso, dass er niemandem Sorgen bereiten wollte, wenn es ihm selbst mal schlecht ging, sowohl körperlich als auch innerlich. Und da ihm die meisten Sachen nicht gravierend erschienen, was nicht nur der Ader, dass er niemandem Sorgen bereiten wollte, zuzuschreiben war, sondern dieser Naivität, keine schlechten Einflüsse in seinen Kopf zu lassen. Aus jeder Situation holte er das Gute, das Positive heraus, egal wie aussichtslos es schien. Eine Gabe, könnte man schon sagen, mit der er jeden in seinem Umfeld, solange dieser nicht Leon hießen, mitziehen konnte. Aber selbst für seinen älteren Bruder, ob's ihm in den Kram passte oder nicht, würde er immer da sein, und seine Zweifel an jeglichen Dingen austreiben. Louis hatte einfach.. ein zu gutes Herz, sowohl bei den richtigen Menschen, als auch bei den Falschen. Bis zu einem gewissen Grad, jedenfalls.
Die sanften Massierbewegungen seines Freundes entspannten ihn, sodass er die Augen kurz schloss und ruhig durchatmete. Der Vorschlaghammer in seinem Kopf ließ von seiner Arbeit, ihn zu terrorisieren, ein wenig ab, schwoll zurück. Verdammt angenehm, wenn man in Betracht zog, dass er alle paar Stunden eigentlich Tabletten schlucken müsste, um die Schmerzen zu lindern. Oder zumindest schlafen. "Ich hätte vielleicht auch geschlafen, wenn-", er seufzte leise und lächelte stattdessen leicht. "Meinen Titel als Multitasking-Profi muss ich zumindest wenn Leon aus dem Haus ist verteidigen", witzelte er und nickte bei der Frage des Anderen. "Viel besser.. du hast echt ein Gefühl für sowas.."
Als Ludwig ihn auf das selbst errichtete Sofa zog, schob er sich mit der freien Hand erstmal den Beutel von der Schulter, und zögerte kurz. Seine Finger, die in der Hand des anderen lagen, strichen ein wenig herum. Als hadere er gerade mit sich selbst, sie ihm zu entziehen. "Wenn ich mich jetzt zu dir setze, dann war's das mit dem Text lernen", warnte er ihn, und sich selbst, schief lächelnd vor, doch war seinem Gesichtsausdruck deutlich zu entnehmen, wie sehr er sich zu ihm legen wollte. Am Ende gewann, wie es zu erwarten gewesen war, der Part in ihm, der sich unbedingt zu seinem Freund gesellte. Sein Kopf fand den Platz an Ludwigs Schulter, und den Blick auf einen unbestimmten Punkt irgendwo neben sich gerichtet, schmiegte er sich leicht an ihn. Augenblicklich lachte er leise auf und drehte den Kopf zu ihm hoch. Ludwig wusste, wie geruchsempfindlich Leon war - vermutlich hatte dieser alles daran gesetzt gehabt, um sich davon äußerlich nicht beirren zu lassen. "Pass auf, sonst gewöhnt er sich noch daran", scherzte er, und seine Augen glitten zu Ludwigs Lippen. Ich werde mich nicht dran gewöhnen können, schoss es ihm durch den Kopf - was er damit gemeint hatte, wusste er genau. An das hier, weil es ihm definitiv zu viel bedeutete, als sich daran gewöhnen zu können.

Louis schloss die Augen was Ludwig zum Lächeln brachte. Es funktionierte also tatsächlich und das war gut zu wissen. Dann konnte er so seine Kopfschmerzen noch eine weile im Zaum halten. Sicher nicht die ganze Zeit, auch weil sie nicht die ganze Zeit zusammen waren, aber zumindest in den Momenten, in denen sie tatsächlich alleine waren. Und im Moment waren sie ja alleine, also durfte er das ja machen. "Wenn du nicht immer so verdammt Pflichtbewusst wärst.", beendete Ludwig leise den Satz und schmunzelte dabei ein wenig, was zu einem kurzen Lachen wurde. "Ja klar.. Du bist immer besser als dein Bruder.", sagte er ehrlich und begann fast schon strahlend zu Lächeln. "Sehr gut! Sag bescheid, wenn es nochmal schlimmer wird.. Dann mach ich das wieder.", sagte er lächelnd und zog ihn ja dann schon zum Sofa. Das Ding war nur, dass er einen Moment nochmal aufgehalten wurde, denn Louis hatte einen Gedanken, den er zwar nachvollziehen konnte, der ihn aber jetzt nicht aufhalten würde. Stattdessen grinste er nur und fasste seine Hand noch ein wenig fester. "Wir können auch im sitzen ein bisschen lernen und ganz ehrlich: wenn du Kopfschmerzen hast, dann würde das gerade auch nicht so wirklich viel bringen.", gab er zu Bedenken und schaffte es tatsächlich ihn zu sich zu bringen und aufs Sofa zu ziehen. "Ach was! Ich sorge schon dafür, dass er sich nicht daran gewöhnt.", stellte er lachend fest und streichelte ihn weiter, während zu ihm nach unten sah und.. und nicht anders konnte als sich zu ihm zu beugen und ihn dann wieder sanft zu küssen. Nicht die Bequemste Position für ihn, aber in dem Kuss vergaß er das alles vollkommen. Jetzt gerade war alles gut, alles in Ordnung. Und genau das wollte er auch in all den anderen Zeiten und Welten haben. Er hoffte so sehr, dass er Glück hatte. Es würde auf jeden Fall so viel erklären und alles so viel einfacher machen. "Okay jetzt erzähl mal! Worum geht es, was spielst du, was für ein Charakter bist du?", fragte er schmunzelnd nach, nachdem er sich langsam wieder gelöst hatte.

Der Steinfeld neigte den Kopf leicht zur Seite und bedachte seinen Gegenüber mit einem ertappten Gesichtsausdruck. Er bereute es nie, pflichtbewusst zu sein - zumindest unterlag es seiner Persönlichkeit, offen und hilfsbereit für jeden zu sein. Abstreiten, dass es ihn dadurch nicht schon oft auf die Schnauze gelegt hatte, konnte er nicht. Aber seine Charaktereigeschaften, besonders diese, die ihn wahnsinnig ausmachten, würden sich nie ändern. Ob das gut oder schlecht war, würde wohl niemand eindeutig bestimmen können.
Du bist immer besser als dein Bruder. Dieser Satz setzte sich in seinen Gedanken fest, und eine sofortige Antwort fiel ihm darauf nicht ein. Vermutlich, weil Ludwig der Einzige war, der sowas behauptete. Und.. ernst meinte. Es wirkte schon beinahe mitleiderregend, wie seine Augen ein Hundewelpe-ähnliches, mattes Flackern durchzog, und er den Blick senkte. "Ja.. in deiner Welt.", entgegnete er, bei anderen hätte es wahrscheinlich verbittert oder verstimmt geklungen; bei Louis hingegen schwang lediglich Selbstzweifel in der Stimme mit, seine Aussage meinte er nicht ernst. Kurz, für den Bruchteil einer Sekunde, zupfte ein freudloses Lächeln an seinen Mundwinkeln. Eine Seltenheit, die ihm höchstens bei seinem Bruder passierte, oder wenn etwas in der Familie so dermaßen schief lief, das selbst sein Optimismus dahin schwand. Nicht vollständig, und ebenso nicht beständig, jedoch für einen Moment. Es war schlichtweg nicht einfach, einen älteren Bruder zu haben, der in den Augen aller Mitmenschen der Bessere war. Außer.. in Ludwigs.
"Red's mir jetzt nicht auch noch aus!", klagte Louis und lachte leise; gerade war er sowieso viel zu faul dafür, da reichte nur ein kleiner Funke an Bedenken und er würde das Lernen hinschmeißen. Aber, das durfte nicht infrage kommen. "Krieg ich schon geschaukelt", versicherte er ihm, doch erkannte er die leichte Skepsis bei seinem Freund. Gepaart mit Besorgnis. Er beugte sich leicht zu ihm. "Okay, wenn ich merke, dass es gar nicht mehr geht, dann sag ichs dir und wir.. pennen einfach für 'ne halbe Stunde zusammen. Deal?" Gerade, als sie den Deal fast mit einem Kuss besiegelt hätten, zog er seinen Kopf spitzbübisch grinsend weg und legte ihn stattdessen an Ludwigs Schulter ab. Den Kuss stahl er sich trotzdem von ihm, wobei Louis gestehen musste, dass er auch ziemlich offensichtlich darauf gewartet hatte - ohne es selbst zu bemerken. Das Kribbeln, das ihn wieder heimsuchte, irritierte ihn auf eine überwiegend, nein eigentlich komplett positiven Art und Weise. Wer hätte gedacht, dass er mit seinem.. Schulkameraden, besten Freund, Badboy mit Klasse zusammen kommen würde?
Als sich das Gespräch in Richtung Stück entwickelte, griff Louis blind hinter sich, tastete das Sofa nach dem Beutel ab und bekam es irgendwann zu greifen. "Intrigen und Drama um einen Mann. Kurz: Ich spiele einen tollen Hecht, bei dem drei Frauen versuchen, seine Gunst zu gewinnen." Er grinste breit, musste schließlich doch kurz einen Blick zur Tasche werfen und zog das Regiebuch erfolgreich heraus. "Es spielt im.. 19. Jahrhundert, der Kerl ist heiratsfähig und soll sich eine Frau suchen. Dabei kommen dann im Laufe des Stückes Geheimnisse heraus, dass zum Beispiel die eine eigentlich mal schwanger war und ihr Baby hat umbringen lassen, die andere hatte finanzielle Probleme und bespaßte sich eine Zeit lang mit dem Lord, bevor er starb bla bla bla", fasste er das Stück perfekt zusammen - Ironie - und blätterte durch die Seiten. "Gehobene Sprache.. viel Text.. das meiste hab ich schon drauf aber beim Finale wird's... happig."

Es war fast ein wenig seltsam für Ludwig wie still Louis jetzt gerade eben wurde, wie er fast schon etwas zusammen sackte nur, weil es um seinen Bruder ging und das machte ihn ziemlich traurig, wenn er ehrlich war. Klar wusste er, dass Louis so eigentlich gar nie so war und immer bei allem das Positive sah und nur das sehen wollte. Deswegen war es wohl auch kein Wunder, dass er nicht so richtig über die Kopfschmerzen reden wollte oder reden konnte. Er nahm sich für andere eben auch noch zurück und jetzt halt eben sowas.. Ludwig war da gar nicht so. Deswegen war es auch kein Wunder, dass er jetzt eine Hand unter Louis Kinn legte und seinen Kopf wieder hob. "Kann sein. Aber meine Welt, ist jede Welt. Ich kann durch die Zeit reisen und alle möglichen Welten besuchen, falls du das vergessen hast.", sagte er neckend und lachte dabei leise um ihn wieder etwas aufzumuntern. Er hasste es einfach ihn so zu sehen und dann noch wegen so einem arroganten, ekelhaften Arschloch. "Vergiss ihn einfach.", fügte er deshalb jetzt noch leise hinzu und küsste ihn einen Moment sanft auf die Lippen. Das sollte ja eigentlich ziehen oder?
"Na ach komm! Als ob du nicht das gleiche denken würdest.", stellte er lachend fest, immerhin würde Louis sich niemals so schnell überreden lassen, wenn er es nicht selber so wollen würde. So war Louis einfach nicht. Bei gar nichts. Ludwig auch nicht. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann machte er das und bekam alles, was er dafür brauchte. Nicht immer sofort, aber auf jeden Fall im Laufe der Zeit. Jetzt gerade bekam er es sofort. "Okay! Das klingt fair! Aber du musst wirklich ehrlich sein.", erklärte er grinsend und wollte den Deal schon besiegeln, aber Louis zog den Kopf zurück, weshalb Ludwig sich für seinen Kuss doch ziemlich verbiegen musste, was ihn zum Lachen brachte. Es sorgte nämlich sicher nicht dafür, dass er mit dem Küssen aufhörte. Das konnte er jetzt auch gar nicht mehr seit das Eis gebrochen war. Er musste ihn einfach die ganze Zeit küssen. Und streicheln. Und festhalten. Und mit ihm reden.
Deswegen sprach er jetzt auch das Stück an und erfuhr endlich mal mehr darüber. Breit grinsend hörte er dem ganzen zu und konnte irgendwann nicht mehr anders als zu lachen. "Sowas doofes, dass die alle keine Chance haben, weil du gar nicht auf Mädels stehst.", witzelte er lachend und küsste ihn gleich nochmal, ehe er ihm grinsend das Skript aus der Hand nahm und anfing durchzublättern. Immer wieder zitierte er dabei ein paar Sachen, vor allem von den Mädels und traf natürlich die Sprache perfekt. Auch wenn er ein wenig übertrieb. "Okay na gut.. dann also das Finale! Was läuft da genau nicht?", fragte er schmunzelnd und blätterte nach hinten.

Das Gute an Louis Persönlichkeit: Wenn man merkte, dass er geknickt war, was zu 99% nur Ludwig vergönnt war, musste man nicht viel tun, um ihn wieder auf andere Gedanken bringen und ihn aufmuntern zu können. Da er selbst keinerlei Interesse daran hatte, Trübsal zu blasen, kamen ihm Ablenkungen immer gelegen. Dahingehend traf sein Freund den Nagel auf den Kopf; mit seiner Aussage entlockte er ihm ein Lachen, das sein Gesicht erhellte. "Mein Freund hat ein Gendefekt das ihm ermöglicht durch die Zeit zu reisen.. kein Fakt, den man so schnell vergessen könnte", entgegnete er, und lächelte warm -- vor allem bei dem Ausdruck Mein Freund, den er benutzt hatte. Ludwig hatte, bezüglich des Themas, mit seiner Aussage leider verdammt akkurat und treffend Recht: Er lebte in jeder Welt, in der er wollte, also.. hielt seine Welt einen breiten Umfang für Louis bereit. Klar, er würde nicht von 0 auf 100 anfangen, die Sache mit seinem Bruder nicht mehr so nahe an sich ranzulassen, aber.. vermutlich war es einer der erforderlichen Schritte, um ihn auf diesen Weg zu leiten. Louis atmete durch, schüttelte damit die minimalen, negativen Emotionen einfach von seiner Brust und lächelte in den kurzweiligen Kuss hinein. "Wenn du so weiter machst wird mir das mit dem Vergessen nicht so schwer fallen", scherzte er, doch stand die Wahrheit durchaus in Großbuchstaben in seinen Worten geschrieben, was das leise, zufriedene Lachen unterstrich. Er hatte ganz sicher nichts dagegen, wenn Ludwig ihn mit Küssen davon abhalten würde, an seinen Bruder zu denken..
Auf seinen Deal hin, setzte der Nowak voraus, dass er ehrlich sein musste. Das reichte vollkommen aus, um diesen einzugehen - klang nach einer fairen Bedingung. "Ich bin immer ehrlich! Ich verschweige manchmal nur ein paar Details", kommentierte er, wie ein offenes Buch, und grinste seinen Freund dabei unschuldig an. Er hielt selbst für sich fest, dass es vermutlich ohnehin besser war, wenn er abbrach, sobald die Schmerzen unerträglich wurden. Im Augenblick hielten sie sich im Zaum, er hoffte darauf, dass das auch so bleiben würde. Ihm kam diese Migräne, wenn er ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, ziemlich.. seltsam vor. Zugeben wollte er das nicht so ganz; im Prinzip änderte das sowieso nichts an seiner Lage, die er seit Wochen mitverfolgte und von Tag zu Tag nicht auffallend besser wurde. Ob ihn das beunruhigte? Eher weniger. Er vermutete nichts schlimmes, höchstens Schlafmangel, Übermüdung, vielleicht trank er auch einfach zu wenig. Das waren seine Gedanken dazu, und.. damit lag er sehr, sehr falsch. Zu dem Zeitpunkt wusste das jedoch weder er, noch irgendjemand anderes, geschweige denn Ludwig.
Dessen Kommentar auf die Stückauswahl, besser gesagt dessen Inhalt, brachte Louis sofort zum Lachen. "Von meiner Gunst ist hier ja nicht die Rede", warf er zurück, und grinste seinen Freund von unten an. "Auf der steht dick und fett dein Name drauf." Und das beweiste Ludwig ihm sofort, indem er ihn erneut küsste. Nein, an dieses Gefühl konnte er sich nicht gewöhnen - es war viel zu schön, um wahr zu sein. Louis setzte sich etwas aufrechter hin und lachte immer wieder auf, wenn Ludwig den Text zitierte. "Du hättest auch locker eine Frauenrolle übernehmen können", scherzte er und stieß ihm mit dem Ellbogen leicht in die Seite. "Dann wäre die Entscheidung meiner Rolle vermutlich nicht so dramatisch ausgegangen." Und damit spielte er natürlich darauf an, dass er sich für Ludwig entschieden hätte. Ganz klar. Also, rein theoretisch. Bei der nächsten Frage kratzte er sich leicht am Hinterkopf und beäugte die letzten Seiten. "Naja.. also, meine Rolle führt ellenlange Monologe und stolpert ungefähr über tausend Gedankenstränge, und.. also es geht im Prinzip darum, dass er seinen Tod vortäuschen will, damit er sich nich mit dieser Heiratsfrage auseinander setzen muss. Und der hinterfragt dann so ziemlich den Sinn des Lebens in fünf Seiten." Den letzten Satz fügte er zum Verständnis hinzu, weil er sonst keine passendere Beschreibung für den Inhalt des ganzen Textes gefunden hätte. Er nahm Ludwig das Skript wieder aus der Hand und schlug die Textstelle auf, die ihm ein wenig zusetzte. "Hier. Ich versteh nicht, was er damit meint.. und wenn ich das nicht raff, dann kann ichs auch nicht.. gescheit spielen." Grundvoraussetzung, wenn er eine Rolle hatte: Er musste das, was er tat und sagte, in irgendeiner Hinsicht nachvollziehen und sich hineinversetzen können. Und wenn das logischerweise nicht gegeben war, tat er sich schwer darin, den Text zu lernen.

Ludwig wusste, dass nahe zu der einzige war, der sah wenn es Louis gerade mal nicht so gut ging, weil er meistens ja immerhin fröhlich und positiv war. Das war auch nichts, was Louis spielte. Er war einfach so. Wenn Ludwig mal schlecht drauf war, dann diskutierte er mehr, sagte es ganz klar und erklärte, was ihn störte, was ihn schon oft in problematische Situationen gebracht hatte, gerade in der "Sekte". Louis sah nur, dass es irgendwann besser wurde. Etwas, dass Ludwig bewunderte, aber gerade dann machte es ihn manchmal fertig ihn so zu sehen. Das gute an all dem war, dass man ihn schnell wieder aufmuntern konnte und tatsächlich lachte er kurz danach schon wieder, weshalb er anfing breit zu Grinsen und Lachen musste und immer noch grinste, weil Louis ihn gerade seinen Freund genannt hatte und das war bis dahin noch nie vorgekommen. "Hätte ich auch nicht von dir gedacht.", meinte er lachend und sogar ein wenig neckend, wobei er ihm kurz zuzwinkerte und dann weiter machte um ihn weiter abzulenken. Zum Glück funktionierte das wahnsinnig gut, schon alleine, weil er spürte, dass Louis wusste, wie ernst er es mit allem meinte. "Da fällt es mir doch direkt noch leichter so weiter zu machen.", stellte er lachend fest und küsste ihn direkt nochmal, wobei er einfach lachen musste, weil es nicht anders ging. Nicht, wenn er mit Louis alleine war.
Schmunzelnd sah Ludwig seinen Freund an und verdrehte dabei die Augen. "Mag sein. Aber jetzt verschweigst du auch keine Details! Ich will es wirklich wissen.", erklärte er ihm und meinte damit eigentlich, dass er es nicht nur jetzt gerade eben so haben wollte, sondern immer! Er glaubte aber, dass es diesmal funktionieren würde. Die Kopfschmerzen schienen ja wirklich schlimm zu sein, wenn er schon so ehrlich wurde bei all dem. Deswegen wollte er auch, dass er sich ablenkte und gleichzeitig ein wenig Auszeit hatte von all dem Stress.
Das schien ziemlich gut zu funktionieren, als sie anfingen über den Text zu sprechen. Er schien auf jeden Fall sehr viel besser drauf zu sein. Breit grinsend sah Ludwig deshalb zu ihm runter und musste dann wirklich lachen, als er das kommentierte, was Ludwig gerade eben noch wegen seiner Gunst gesagt hatte. "Ahhww wie süß von dir!", sagte er lachend fest und erwiderte sofort den Kuss, den Louis ihm als Beweis gab. "Was hab ich nur für ein Glück..", meinte er grinsend und küsste ihn dann gleich nochmal. Irgendwie seltsam, aber auch.. wundervoll. Nichts woran er sich so schnell gewöhnen würde und er hatte immer noch keine Ahnung, wie das in der Öffentlichkeit weiter gehen würde.
Bei Louis Witzeleien fing er an zu lachen und setzte sich sofort ein wenig weiblicher hin, nachdem Louis ihm in die Seite gestoßen hatte. "Ach findest du tatsächlich?", flötete er und konnte dann nicht anders als weiter zu lachen und wieder etwas zusammen zu fallen. "Hey das wäre doch mal ein Plottwist!! Am Ende kommt raus, dass deine Rolle die ganze Zeit über schwul war und rennt mit seinem heimlichen Geliebten, also mir, davon.", witzelte er laut lachend und knuddelte seinen Freund ganz automatisch durch, wobei er immer noch lachte. So lange, bis er ihn fragte, was sein Problem genau war und ihm dann dabei zuhörte, als er es erklärte und ihm dann zeigte. Mit leicht gerunzelter Stirn überflog Ludwig die Textstelle, die Louis meinte. Die Sprache kannte er zu genüge und zusammen mit dem Kontext, verstand er tatsächlich auch schnell, worum es ging. Er wusste nur nicht sofort, wie er Louis genau erklären sollte, was es bedeutete. "Also... im Prinzip sagt er, dass er sich fühlt, wie eine Blume, die dazu gezwungen werden soll in einen Stein zu wachsen, was sie zerstören würde, weshalb sie sich lieber selber zerstört, als zerstört zu werden. Also um genau zu sein: Die Ehe ist steif und scheiße, er sieht sich als Blume und er würde eher Selbstmord begehen, wie du ja schon gesagt hast. Das Ding ist aber, dass er da drauf kommt, in dem er quasi aus dem Fenster schaut und dabei die Kletterpflanzen an der Mauer beobachtet, die ja in Stein wachsen. Und er erklärt halt, dass es wohl der Sinn des Lebens sein musst aus der schönen Natur in den Stein, in seine Pflichten zu wachsen, er aber nicht verstehen kann, wie das der Sinn sein kann. Und dann wechselte er halt da drauf, dass er findet, dass Kletterpflanzen hässlich sind und redet erst mal über schöne und hässliche Pflanzen und dann darüber, dass er findet, dass alle Männer die er kennt hässlich werden so bald sie heiraten und dass die Frauen sowieso alle hässlich sind, immerhin sind sie für ihn der Stein und sie sind alle grau und langweilig und dann labbert er eben erst mal darüber um dann halt ganz am Ende dazu zu kommen, dass er selber eine wirkliche Blume ist die blüht und schön ist und farbenfroh und all das. Deswegen kommt er dann eben zu dem Schluss mit der Blume und dem Stein und dem Selbstmord und all dem.", erklärte er und konnte nicht anders als danach zu lachen. "Also ich muss schon sagen, dass das ziemlich gut getroffen ist! Also nicht auf dich, sondern auf die allgemeine Stimmung damals! Alle Leute, die gebildet waren, haben sich für etwas tolles und besseres und wunderschönes gehalten! Ob das jetzt eine Blume oder ein Schmetterling war, war ziemlich egal. Und Frauen wurden immer als dumm hingestellt. Spielzeuge die selber lachen und reden und sich bewegen konnten.", erzählte er lachend, auch wenn er bei dem zweiten Satz wieder etwas ruhiger wurde. Das war definitiv nichts lustiges. Aber so war das damals eben gewesen. "Aber ja das ist auf jeden Fall das, was er sagen möchte mit dem ganzen.", erzählte er grinsend. "Ich an deiner Stelle würde viel mit den Emotionen spielen. Nimm nicht eine Emotion für den ganzen Text! Die meiste Zeit ist er schon Melancholisch, aber es gibt Momente, in denen er arrogant ist und Moment in denen er fröhlich ist und in denen er wütend ist und so..", gab er Louis als Tipp auf den Weg und schmunzelte dabei ein wenig. "Willst dus mal probieren? Also mit Skript natürlich."

Louis hätte sich schon denken können, dass ihre Textlern-Session voller Blödeleien und Küsse enden würde, allein schon deswegen, weil sie sich so benahmen, wie sie eben waren. Der Steinfeld prustete bei Ludwigs Darstellung drauf los, schüttelte schnell den Kopf und legte seine Hände auf dessen Schultern. "Bitte bleib mir männlich, wenn schon denn schon", lachte er spielerisch flehentlich - und das meinte er sogar, im Grunde genommen, völlig ernst. Nicht, dass das bei Ludwig nötig gewesen wäre; an sich steckte eine gewisse Wahrheit dahinter. Das 'wenn schon denn schon' bezog sich darauf, dass wenn er schon mit einem Kerl zusammen war, dann aber auch wirklich einer, der keinerlei weiblichen Züge hatte. Ganz oder gar nicht, eben. Und er wusste nicht, ob man ihn verstehen würde, wenn er das so erklärte, aber.. er konnte mit einem Zwischending nichts anfangen. Wenn er auf einen Kerl stehen würde, der in sowohl seiner Persönlichkeit, als auch im Verhalten weiblich war, dann würde es ihm im Endeffekt zeigen, dass er Frauen bevorzugte; in seiner Logik, so wie er es empfand. Dass er sich in seinen Besten verliebt hatte, zeugte jedoch davon, dass er das.. dass er ihn wirklich wollte. Dass er sich genau in diesen Mann verguckt hatte, was er bei keinem anderen behaupten konnte. Und dabei fühlte er sich auch nicht schlecht, oder.. anders, oder sonst irgendwas. Es passte einfach, und das spürte er ziemlich stark in seinem Herzen.
"Für so'n Plottwist würd ich gerade ganz schön viel geben, dann müsste sich meine Rolle nicht mit drei verrückten Weibern rumschlagen", stimmte er in sein lautes Lachen mit ein und ließ sich breit grinsend von seinem Freund durchknuddeln, was tatsächlich ein verdammt niedliches Bild abgab. Wenn man es fotografiert hätte. Er hob seinen Kopf, lächelte gegen Ludwigs Lippen und küsste ihn liebevoll. "Die Kussszene hätten wir schon drauf." Zwei Fliegen mit einer Klappe. Rein hypothetisch. Ein Grinsen aus strahlend weißen Zähnen, ein typisches für Louis, wurde seinem Freund zuteil.
Nachdem sie tatsächlich noch auf sein Problem zu sprechen gekommen waren, las Louis im Wechsel zwischen den Zeilen nach, und guckte hin und wieder zu Ludwig. Es war unglaublich, wie viel er verstand, dass er sich damit so gut auskannte und die verschiedenen Metaphern, oder besser gesagt die geschwollene Sprache so deutlich interpretieren konnte. Es gefiel ihm, wenn er von diesem ganzen poetischen und melodramatisch-tragischen Stimmungslagen erzählte.. das machte ihn noch attraktiver, und Louis wusste, dass er nicht der Einzige war, der so dachte. Natürlich nicht - Ludwig wurde nicht umsonst als Frauenschwarm betitelt. Trotzdem ließ er sich, gezwungenermaßen für diese Stelle, damit er alles verstand, nicht aus der Konzentration bringen und nickte. Bis zu dem Moment, wo der Nowak selbst das Eis brach und lachen musste - anscheinend traf das Stück ziemlich gut auf die damalige Situation zu. "Du musst es ja wissen", schob Louis ein und neigte den Kopf spielerisch in seine Richtung, grinste, und erhob sich mühsam auf die Beine. "Viel Emotionen.. das dacht ich mir schon. Ja, ich probier's mal..", überlegte er und fuhr sich nachdenklich, dabei allerdings grinsend den Blick auf das Skript gerichtet, über den Nacken. Sein Blick glitt kurz zwischen Ludwig und der Schrift hin und her, bevor er ihn mit einer Handbewegung dazu animierte, aufzustehen. "Du musst mein imaginäres Gewissen sein", ordnete er ihm eine erfundene Rolle zu, die lediglich beinhaltete, dass Ludwig ihm bei gewissen Formulierungen half und ihm mehr zeigte, wenn er es brauchte.
Es brauchte ein wenig Überwindung, vor Ludwig so.. alleine zu spielen, nicht zuletzt, weil sie ständig lachen mussten wegen irgendwelchen banalen Kleinigkeiten aus denen sie jeden erdenklichen Scherz herauszogen. Doch schlussendlich lieferte er ein paar gute Stellen ab, musste nur ständig ins Skript gucken, weil er sich den meisten Schmarn nicht merken konnte. "Wer soll sich das merken.. das ist fast fünf Seiten durchgehend Monolog..", verzweifelte er murmelnd - und langsam setzten die Kopfschmerzen schon wieder ein, was das Ganze etwas schwieriger machte. Davon ließ er sich vorerst noch nichts anmerken.

Natürlich konnte Ludwig nicht einfach so ganz ernst bleiben bei all dem, denn egal wie ernst er sein konnte und egal wie fest er seine Meinung vertrat und wie erwachsen er schon wegen all seinen Erlebnissen war, etwas liebte er es herum zu albern, Witze zu machen, herum zu blödeln. Mit Louis war das sogar noch leichter als mit vielen anderen. Vielleicht, weil er es einfach so liebte, wenn Louis, der sonst selber so oft so ernst war, einfach lachen konnte. Nicht, dass Louis keinen Spaß verstand oder einfach nicht wusste, wie man fröhlich war Eher im Gegenteil, denn Louis sah wirklich alles Positiv, lächelte, war freundlich, lachte. Aber er war auch korrekt und gradlinig. Zumindest empfand Ludwig das so. Vielleicht bildete er sich das aber auch ein, weil er selber Menschen ab und zu auf Abstand hielt um nichts... abzubekommen. Klar er war offen, redete mit jedem, hatte Freunde und all so etwas, aber er hatte nicht unbedingt viele wirklich vertraute Menschen um sich herum abgesehen von seiner Mutter und Louis. Vielleicht... vielleicht ging es ja bei dem ganzen doch nur um ihn selber. Was auch immer es war, dass dafür sorgte, dass er das so gerne machte: Bei Louis Kommentar zu seinem herum geblödel konnte er nicht anders als noch lauter zu lachen, wobei er den Kopf in den Nacken legte und anfing eben diesen auch zu schütteln. "Oh Gott nein! Auf keinen Fall! Keine Angst!", versicherte er Louis schnell, ehe er anfing sehr breit zu Grinsen und Louis zu zuzwinkern. "Den weiblichen Part überlasse ich ganz dir.", fügte er neckend hinzu und grinste noch breiter. Er musste zugeben, dass sie darüber noch nie gesprochen hatten.. Irgendwie.. seltsam. Und im Moment wusste Ludwig gar nicht ob er überhaupt darüber sprechen wollte jetzt gerade eben. Deshalb sagte er auch nichts.. ernsthaftes dazu. Fakt war immerhin, dass sie beide eigentlich sehr männlich waren und er glaubte nicht, dass irgendjemand es ihnen anmerkte. Zumindest hatte ihn noch nie irgendjemand schief angeschaut, selbst wenn er Louis einfach so umarmt hatte. Klar so offen wie hier waren sie nicht, aber das war ja auch verständlich. Und dafür konnten sie sich hier so viel küssen wie sie wollten, weshalb es kein Wunder war, dass Louis sich wenig später wieder zu ihm streckte und ihn lächelnd küsste, was dafür sorgte, dass er selber ganz automatisch ebenfalls in den Kuss lächelte. "Besser als jeder andere jedenfalls.", stellte er breit grinsend fest und küsste Louis gleich nochmal. "Hast du denn Kussszenen?"; fragte er nach und strich leicht über Louis Rücken.
Etwas später ging es ja aber schon um ganz den Text an sich, worauf Ludwig sich konzentrieren wollte, auch wenn es ihm leicht viel. Es war ja trotzdem nicht seine Alltagssprache. Es war nur etwas, dass er schon öfter in Originaltonart gehört und gesprochen hatte. Nur deshalb fiel es ihm auch so leicht das alles auseinander u nehmen und Louis zu erklärten. Er wollte immerhin, dass er eine absolut perfekte Performance hinlegte. Er war sein Freund. Er wollte, dass er auf sich selbst Stolz war und Ludwig wollte auch auf ihn stolz war. Auch wenn er immer stolz auf ihn war. Grinsend merkte Ludwig wie konzentriert Louis wegen all dem war, weshalb er schließlich auch das Eis brach und Louis wieder zum lachen brachte. "Stimmt wohl.", meinte er grinsend und ließ ihn tatsächlich los, als er aufstand und seufzte dann tief, ehe er sich selber erhob, weil Louis ihn dazu aufmunterte. "Ich soll dein Übersetzer sein.", berichtigte er grinsend und küsste ihn schnell auf die Wange, ehe er sich hinstellte und ihm dabei zuhörte, wie er das alles probierte. Es klang schon ziemlich gut und Ludwig musste kaum jemals ein greifen. "Ah warte kurz! Das mit dem hässlich meinte er so richtig ernst! Also die Männer sind für ihn wirklich so richtig hässlich geworden! Äußerlich und nicht nur innerlich.", erklärte er schnell, als sie zu diesem Punkt kamen, ließ ihn dann aber wieder weiter machen und grinste, als es sich direkt besser anhörte. Am Ende war Ludwig schon ziemlich zufrieden mit ihm, auch wenn Louis das wohl nicht ganz so sah. Zumindest schien ihn die Länge des Textes zu stören, weshalb Ludwig aus Mitleid leise seufzte und seinen Freund dann in seine Arme zog. "Ich bring dir ein paar Merktechniken bei, wenn du willst, aber um ganz ehrlich zu sein: Wiederhol es so oft wie du kannst! und wenn du irgendwo eine Kleinigkeit anders sagen möchtest um es dir besser zu merken: Niemand wird es merken, also tu es.", erklärte er ihm schmunzelnd und kraulte sanft durch seinen Haaransatz. "Du bekommst das schon hin! Ganz sicher.", sagte er überzeugt und schmunzelte dabei ein wenig.

Amüsiert zog er eine Augenbraue hoch, glaubte doch fast sich verhört zu haben. Früher in der Grundschule hatte Louis vielleicht verweichlicht gewirkt, heutzutage kam das auch ab und zu vor, wenn die Pubertät nicht alle Hand daran gesetzt hatte, ihn zu einem attraktiven jungen Mann heranwachsen zu lassen - aber weiblich schien er nicht zu sein, und auch in seiner Persönlichkeit nicht werden zu wollen. Böse Zungen seiner Kindheit sagten ihm nach, er wäre für einen Jungen viel zu unsicher in mancherlei Situationen, und ließe sich demnach zu schnell verunsichern; doch, seit wann durften Jungs nicht auch Schwächen besitzen, die Unsicherheiten betrafen? Wo stand geschrieben, dass ein Mannsbild unbedingt der Selbstbewussteste seiner Art sein musste? Seit wann hatten Schwächen überhaupt Geschlechter. Louis hatte sogar einen Aufsatz darüber geschrieben, in der sechsten Klasse. Seine Lehrer behielten Recht, als sie behauptet hatten, er sei für sein Alter bereits wahnsinnig fortgeschritten gewesen. Natürlich wurde dieser Einfluss sofort seinem älteren Bruder zugeschrieben - und rein theoretisch ließen sich dabei Parallelen finden. Dadurch, dass seine Eltern, die er zwar über alles liebte, jedoch als Sandwichkind nunmal vernachlässigt und übersehen wurde, sich auf ihren Erstgeborenen, und daraufhin auf das Küken konzentriert hatten, entwickelte sich Louis ziemlich schnell. Das hieß nicht, dass nicht auch mal verdammt kindisch sein konnte; das lauteste Lachen im Klassenzimmer kam immer aus der letzten Reihe von Louis, sogar bei kompletter Stille brach es hervor. Aber.. was das Denken anging, was Lebensentscheidungen anging, oder soziale Angelegenheiten, da konnte er verdammt ernst sein. Das war schon immer so gewesen.
"Überleg dir das zweimal", konterte er gewieft zurück und wippte mit den Augenbrauen, stemmte sich sogar als Protest gegen seine Finger, die über seinen Rücken streichelten, doch verließ sofort ein helles Auflachen seine Lippen. Darüber ernsthaft gesprochen hatten sie noch nie, wie auch. Dafür waren sie noch nicht lange genug zusammen, und.. konnten es überhaupt nicht, in irgendeiner erdenklichen Art und Weise, austesten. Nicht einmal ansatzweise. Eilig hatten sie es jedoch nicht, wie es ihm selbst schien. Sie genossen es, sich langsam an diese Neuartigkeit anzutasten, zu sehen, wie es ihnen taugte - und das tat es gerade sehr. Allein an ihren Küssen war das zu erkennen, und an dem Kribbeln, das ihn durchfuhr. Etwas, dass er bei seinen Schauspielpartnerinnen nicht behaupten konnte. "Jap.. aber nur eine, nicht drei." Er grinste frech. "Die soll aber laut Skript von meiner Rolle aus ziemlich erzwungen und komplett überrascht wirken, weil der Kuss aus dem Nichts kommt. Die eine Olle sieht keinen Ausweg und versuchts mit den Waffen einer Frau, was aber im Endeffekt nur dafür sorgt, dass er sie hochkant rausschmeißt." Ein, fast schon schadenfreudiges Lachen kroch über seine Lippen. "Bei Lisa hab ich das Gefühl, dass sie's persönlich nehmen sollte..", gestand er schief dreinlächelnd. Lisa, seine Partnerin, machte nicht selten Anzeichen, dass sie was von ihm wollte. Am Anfang war Louis zu dumm gewesen, um das zu checken - mittlerweile entgeht ihm das nicht mehr. Eine verzwickte Lage, aber ein Theaterkuss bedeutete ohnehin rein gar nichts für ihn. Das ging ziemlich locker aus der Hand.
Als sich der werte Herr Steinfeld endlich dazu aufraffen konnte, seine Stellen konzentriert durchzugehen, kam er Dank seinem Freund auch gut hinterher. Fast schon erstklassig - an Ludwig würde er wohl nie rankommen. Aber daran störte er sich keineswegs. Als Entschädigung war er sein fester Freund geworden; damit gab er sich mehr als zufrieden. "Ah. Knackpunkt, das muss wahrscheinlich nochmal extra dramatisch und aufgeplustert klingen- Verzeihung, der vollkommen zornentbrannten Entrüstung zugrunde liegend, unverweigerlich verabscheuend", korrigierte er seine Aussage nochmal demonstrativ aus der geschwollenen Regieangabe herausgelesen, grinste schließlich und probierte es ein zweites, und drittes Mal. Um rein zu kommen, eben. Zwischendurch, um nicht immer so tot konzentriert sein zu müssen, fuchtelte er überschwänglicher als eigentlich nötig und warf seinem Freund schlussendlich das Skript melodramatisch zu. "Hinfort mit diesem Hirngespinst, ich muss freilich wagen zu behaupten es- geht mir komplett auf den Sack dass ich den Text nicht auswendig kann", ratterte er den letzten Satz ohne dramatisches Einspiel zu Ende und ließ die Schultern geschlagen lächelnd hängen. "Das ist zu viel, eh..", beschwerte er sich leise und nahm es super gerne in Empfang, dass Ludwig ihn in die Arme zog. Normalerweise entspannte ihn das Kraulen immer sehr, und er liebte es, wenn er das tat, aber im Augenblick.. überwog von Sekunde zu Sekunde der pochende Druck in seinem Kopf. Er verstand, was Ludwig zu ihm sagte, aber darauf eingehen fiel ihm auf einmal.. wahnsinnig schwer. "Ja.. klar..", erwiderte er, kniff die Augen kurz zusammen. Automatisch löste er sich ein wenig aus der Umarmung, obwohl das bei dem Schwindelgefühl, das ihn sogleich ereilte, keine gute Idee gewesen war. Er rieb sich über die Stirn, öffnete die Augen und starrte angestrengt vor sich hin, versuchte aber dabei nicht zu auffällig zu wirken. "Okay, ich glaub.. das war genug Buchstabensuppe für meinen Kopf..", stellte er scherzend fest, was nicht ganz so witzig klang wie geplant, sandte seinem Freund allerdings ein leichtes Lächeln zu. Er senkte den Blick leicht zu Boden, fuhr sich durch die Haare und.. auf einmal verschwamm sein Blickfeld, lauter schwarze Punkte schoben sich in seine Sicht, erschrocken hob er den Kopf, wenn auch langsam. "Mir ist- ich.. Lu-", und von einer Sekunde zur nächsten sackte sein Körper zu Boden, eingetaucht ins komplette Nichts voller Schwärze und Dunkelheit - und ohne Wahrnehmungen.

Bei Louis Blick wurde Ludwigs Grinsen sofort noch viel breiter. Er konnte einfach nicht anders. Die Reaktion war einfach zu perfekt in diesem Moment, denn natürlich war Louis nun wirklich so gar nicht weiblich. Manchmal vielleicht unsicherer als er selber oder zumindest ging er offener damit um, aber weiblich war er so gar nicht! Etwas, dass sicher niemand so genau wusste wie er selber und er hatte sich immerhin deswegen in ihn verliebt. Sonst hätte er auch wieder ein Mädchen haben können, aber das wollte er nicht. Er wollte den sanften jungen Mann der hier gerade eben mit ihm auf den Matratzen saß und in seinen Armen lag und ihn küsste. Zumindest bis gerade eben, denn jetzt gerade drückte er sich tatsächlich gegen Ludwigs Finger und wurde ziemlich frech, weshalb Ludwig sofort etwas mehr lachte und Louis einfach wieder an sicher heran zog. "Mach ich. Versprochen. Wir reden in ein paar Tagen nochmal.", antwortete er neckend und in einem Tonfall, der fast schon klar machte, dass er, auch wenn er es als Scherz meinte, nicht mit sich reden lassen würde. Natürlich waren das alles nur Witzeleien zwischen ihnen. Er meinte das auf keinen Fall ernst. Und Louis sollte das ganz genau wissen. Daran würde auch das, was sie im Schlafzimmer machten nichts ändern. Immerhin sagte das ja auch nichts darüber aus, ob einer jetzt eher weiblich war. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das bei ihnen sowieso nicht so ein Thema sein würde..
Als er das wegen der Kussszene erklärte legte Ludwig etwas den Kopf schief und nach hinten auf die Lehne, während seiner Finger weiter über seinen Rücken wanderten. Er war selber Schauspieler. Er wusste, wie das war. Er wusste, dass es nichts bedeutete. Und irgendwie störte es ihn gerade trotzdem ein wenig. Vielleicht auch, weil es Lisa war und er wusste, dass sie auf Louis stand und das schon ewig. Wie auch immer: Er wusste genau, dass es Louis nichts bedeutete und er wusste, dass er keine Angst haben musste... Aber es störte ihn trotzdem ein wenig. "Hmm.. Sollte sie. Sonst werf ich sie raus. Auf die harte Tour.", murmelte Ludwig und grinste schief um das abzumildern. So richtig funktionierte das aber nicht. Das spürte er irgendwie. Wie auch immer er wollte gar nicht mehr darüber nachdenken. Stattdessen küsste er seinen Freund lieber kurz, ehe sie sich ja schon ans üben machten. Es hörte sich irgendwie... seltsam an, wenn Louis so redete, aber auf eine so.. perfekte und schöne Art und Weise.. Es war schwer zu erklären. Es passte im ersten Moment nicht richtig, aber im zweiten war es einfach richtig wenn er so sprach. Lachend hörte er ihm zu und nickte. "Ganz genau richtig!", stimmte er breit grinsend zu und nickte, als er es wiederholte, weil es so auf jeden Fall besser war. Er traf den Ton beim dritten Mal sogar absolut genau. Es lief wirklich gut! Bis er fertig war und ihm am Ende das Textbuch entgegen warf, dass Ludwig natürlich sicher auffing, ehe er ja schon lachend die Arme um ihn herum legte. "Mach dir nicht so nen Druck Lou.. Das dauert eben, aber es wird. Ganz sicher.", versprach er ihm schmunzelnd und küsste ihn sanft auf die Stirn in der Hoffnung, dass es ihm wieder besser ging gleich. Das schien aber nicht zu funktionieren heute, denn stattdessen löste Lou sich sogar aus seinen Armen, sein Gesicht verzog sich und er fuhr sich über die Stirn. "Lou?", fragte er langsam und mit gerunzelter Stirn, machte wieder einen Schritt auf ihn zu. "Ist alles okay?", fragte er und legte dabei leicht eine Hand gegen seinen Arm. Er schmunzelte sogar kurz, als Louis einen Scherz machte, der nicht ganz so witzig klang wie wohl geplant. Und auch dieses leichte Schmunzeln von Ludwig hielt nicht lange, denn plötzlich schwankte sein Freund, stammelte nur noch etwas und.. kippte im nächsten Moment einfach so um. Gerade noch im letzten Moment schaffte Ludwig es Louis am Arm zu sich zu ziehen, so dass er einfach auf ihn drauf fiel und Ludwig ihn so auffangen konnte, aber das machte nichts besser, denn es änderte nichts daran, dass Louis gerade eben einfach so in seinen Armen ohnmächtig geworden war! einfach so! Er hätte eher gedacht, dass er sprang, so wie er ausgesehen hatte, aber das wäre immerhin zu früh gewesen. Stattdessen hielt er ihn jetzt im Arm und rastete innerlich schon aus, bevor er es überhaupt ausdrücken konnte. "Lou??? Louis!! LOUIS??!!" In dem Moment in dem es aber wirklich in ihm ankam, drehte er durch. Er hatte nicht bemerkt, wie er mit ihm im Arm auf den Boden gesunken war, aber jetzt kniete er da, Louis auf seinen Knien, ein Arm um ihn gelegt um ihn zu stützen, eine Hand an seiner Wange und mit riesigen, besorgten Augen, während er seinen Namen rief, versuchte ihn wieder hier her zurück zu bringen. Es schien nur überhaupt gar nichts zu bringen. Nichts. Louis zuckte nicht einmal. Er musste ihn ins Krankenhaus bringen. Sofort! Er dachte auch gar nicht darüber nach, dass er einen Krankenwagen rufen sollte oder irgendetwas. Er packte einfach nur ihre Rucksäcke mit seinen Helm und warf sich beides über die Schulter, ehe er, mit aller Kraft die er hatte, auch Louis hoch hob. Er war schwer, klar, aber Ludwig war im Moment so besorgt, dass er es gar nicht wirklich spürte. Er schaffte es einfach irgendwie ihn raus zu tragen, das Tor abzuschließen, Louis seinen Helm aufzusetzen, das Motorrad hinter der Hecke rauszuziehen und Louis so vor sich zu setzen, dass er ihn sicher hielt. Ohne länger nachzudenken fuhr er einfach los in das nächste Krankenhaus, das zum Glück nicht weit weg war. Er musste nicht einmal durch die Stadt fahren, was nochmal Glück war, weil ihm das wirklich zu gefährlich gewesen wäre. Alles daran war gerade gefährlich, wenn er ehrlich war und er wusste, dass Louis ihn umbringen würde, wenn er das erfahren würde. Immerhin wollte er ja eigentlich schon nicht, dass er Motorrad fuhr, aber dann noch ohne Helm und mit einem ohnmächtigen Beifahrer. Wie genau er es ins Krankenhaus und dort zu Dr. Löwe, der sein persönlicher Arzt war, schaffte, wusste er gar nicht so genau. Er wusste nur, dass er plötzlich in seinen Behandlungszimmer stand und Louis dort auf das Bett legen konnte. "Ludwig! Was.. was wird das denn? Was ist passiert?", fragte Dr. Löwe sofort, der mit einem Apfel in der Hand gerade aus dem Hinterzimmer kam, dass sein Büro war. "Louis! Er ist umgekippt! Einfach so! Also okay nicht ganz einfach so.. Er hatte den ganzen Tag Kopfschmerzen und die Tage vorher auch schon! Wir waren im Park und haben Text gelernt für das Theater und dann ist er einfach umgekippt!", erzählte Ludwig sofort hektisch und schnell. Seine Worte schienen sich fast schon zu überschlagen, genauso wie seine Stimme. Im Moment war es ihm auch vollkommen egal, dass sein Arzt sah, wie besorgt er war, wie durcheinander, weil er umgekippt war. "Bitte! Ich weiß gar nicht, was.. was los ist! Helfen sie ihm einfach okay! Ich.. das.. ich entschädige Sie! Das ist gar kein Problem!", fügte er schon noch hinzu, immerhin riss er ihn gerade eben sicher aus allem heraus. Sein Glück war, dass, obwohl der Arzt ein Freund seines Vaters war, er sofort abwinkte. "Nicht doch Ludwig! Ganz ruhig. Ich helfe natürlich.", sagte er mit seiner tiefen, ruhigen Arztstimme, lief rüber zu dem ohnmächtigen Jungen und fühlte erstmal seinen Puls. Einen Moment war es völlig still, wenn man davon absah, dass Ludwig nicht still stehen konnte und die ganze Zeit hin und her lief um irgendwie seine Besorgnis abzubauen. Das war zwar beinahe unmöglich, aber immerhin konnte er etwas durchatmen, als der Arzt wieder zu ihm sah. "Er ist stabil. So weit ist alles in Ordnung. Ich messe seinen Blutdruck, untersuche seinen Herzschlag und sehe, was ich jetzt gerade tun kann, aber für alles weitere müssen wir warten, bis er aufwacht.", erklärte der Arzt ruhig und zwang Ludwig schließlich auf einen Stuhl am Kopfende des Behandlungstisches auf dem Louis gerade eben lag. Fast automatisch fand seine Hand dessen Schulter, hielt sich irgendwie daran fest, weil er diesen Kontakt gerade brauchte. Es war ihm egal, dass der Arzt es sah, dass er bemerkte, wie es ihm ging oder dass er seine Blicke und Finger einfach nicht von ihm lassen konnte. Er konnte das sowieso nicht ändern im Moment. Er kaute sich sogar auf den Lippen während Dr. Löwe all das tat, was er gerade angekündigt hatte und am Ende ein wenig nickte. "Der Blutdruck ist zu niedrig. Ich lasse ihm eine Infusion legen um das zu stabilisieren, aber sonst ist alles in Ordnung. Er wird nicht lange ohnmächtig sein schätze ich, aber er muss auf jeden Fall erstmal hier bleiben. Schreib bitte seinen Eltern oder sonst einem Erziehungsberechtigten, damit sie herkommen.", erklärte er ruhig und rief wohl gleichzeitig jemanden über seinen Piepser. "Okay.. okay ja mach ich... ", sagte Ludwig schnell und schrieb dann tatsächlich schnell Louis Mutter und sagte auch seinem Vater grob Bescheid, immerhin würde er auf keinen Fall rechtzeitig wieder im Internat sein. Das war ihm aber auch egal. Sie konnten ihn, als Zeitreisenden und Weltenwandler, sowieso nicht von der Schule schmeißen. Auch wenn davon natürlich niemand wusste außer dem Rat, der gleichzeitig die Lehrer stellte. Wie er gedacht hatte reagierte sein Vater damit, dass er ihn mehrmals anrief, aber Ludwig hatte besseres zu tun, denn er erklärte Louis Mutter, was los war, während er dabei zusah, wie die Infusion gelegt wurde, ehe er dem Pfleger hinter her lief, der Louis auf einem richtig Bett in ein Krankenzimmer schob. Er hatte das Glück, dass er Dr. Ludwig so gut kannte, denn dieser Umstand sorgte dafür, dass er jetzt bleiben durfte und niemand ihn wegschickte. Louis Mutter, die wenig später kam, dachte daran natürlich auch keinen Moment. Auch nicht, als sie wieder gehen musste, weil Louis kleine Schwester sonst alleine zu Hause wäre. Normalerweise passte immerhin Louis auf sie auf, aber jetzt lag der hier, Leon war sonst wo und Louis Vater auf Geschäftsreise. Ludwig hatte deshalb sogar das Gefühl, dass sie froh war, dass er bleiben wollte, nachdem sie alles geklärt hatte und Ludwig war froh, dass niemand ihm das verwehren wollte. Auch wenn es nicht wirklich dafür sorgte, dass er ruhig wurde. Immerhin schaffte er es mittlerweile einfach auf dem Stuhl an Louis Bett sitzen zu bleiben, während er seine Hand hielt, ab und zu leicht durch seine Haare und über seine Wange strich und ständig nach irgendeinem Anzeichen für das Aufwachen suchte. Davor war er viel zu aufgewühlt gewesen um sitzen zu bleiben, weshalb er Louis erstmal mit seiner Mutter zusammen umgezogen hatte, was schon seltsam gewesen war, wenn man bedachte, dass seine Mutter gar keine Ahnung von der Beziehung hatte. Danach hatte er Dr. Löwe belagert und erst, als Louis Mutter ihn mit ihrer Erlaubnis u bleiben zurück ließ, wurde es besser. Vielleicht, weil er nicht mehr so viel Ablenkung hatte und sich besser auf seinen Freund konzentrieren konnte. Auch, weil er jetzt nicht mehr darauf achten musste, ob jemand irgendetwas merkte. Er küsste ihn jetzt sogar ab und zu auf die Wange oder auf die Hand, redete ab und zu leise mit ihm und konnte seine Finger immer noch nicht von ihm lassen. Es war einfach unmöglich. Es ging nicht. Wieder etwas das bewies, dass er ihn tatsächlich.. liebte. So seltsam wie das im ersten Moment für ihn selber klang: Er war sich jetzt sicher, dass er ihn liebte, weil er sich schon lange bevor sie zusammen gekommen waren in ihn verliebt hatte. Schon sehr lange davor. Da war es wohl egal wie lange man wirklich zusammen war.

Federleicht trugen ihn seine Füße durch einen langen, breiten Gang. Die nackten, champagnerfarbenen Wände erstreckten sich von seinen Seiten bis zu unendlichen Höhen, die er nicht mehr zu erreichen wagte, als er den Kopf hob und sich umsah. Die Nähe der hellen Wände erdrückte ihn nicht, stattdessen leiteten sie ihn eher in eine Richtung, die er ohne ihre Hilfe nicht gefunden hätte. Seine Augen glitten zu Boden; seine nackten Zehen berührten bei jedem Schritt das lilienweiße Tuch, das wie eine Art Teppich ausgebreitet wurde. Im Hintergrund begleitete ihn der liebliche Klang von Violinen, doch als er sich im Gehen umdrehte, ohne das Tuch unter den Füßen zu verlieren, entdeckte er nichts. Lediglich die Weite des Ganges kam ihm entgegen, was ihm eigentlich hätte unheimlich vorkommen sollen. Oder, ungewiss, da er nicht wusste, wie weit er schon gelaufen war, wie weit er noch gehen musste, was ihn am Ende des Ganges erwarten würde. Obwohl er auf dem Boden stand, sich bewegte, fühlte er sich komplett schwerelos; als wären seine Gliedmaßen zu einem Gesamtwerk verschmolzen, als müsse er nicht steuern, in welche Richtung er sich bewegen musste, da sie ganz genau wussten, auf was sie zusteuerten.
Plötzlich erschienen Gemälde an den Wänden, reihten sich auf, eins nach dem anderen, aus dem Nichts. Seine Schritte wurden schneller, zielstrebiger, obwohl er keinerlei Ahnung besaß, welches Ziel er vor Augen hatte, denn im selben Moment huschten seine ozeanblauen Augen von links nach rechts.Immer, sobald ein weiteres Bild erschien. Lauter Persönlichkeiten, die aus einer völlig fremden Zeit entsprungen aussahen, auf Gemälden festgehalten. An den roségoldenen Rahmen funkelte jeweils ein Edelstein, von Sekunde zu Sekunde tauchten immer mehr Gesichter mit einzigartigen Edelsteinen auf. Und der Junge, er ging weiter, eilte, schritt voran, kurz davor loszulaufen.
Eine Gestalt schnitt ihm den Weg ab, schob sich in sein Sichtfeld. Beinahe wäre er ihn sie hineingelaufen, konnte sich gerade noch stoppen. "Du bist es.
Deine Farben erreichen ihre Zeugen, wie du schimmerst.. wie du scheinst. Deine Kraft lodert in dir auf wie ein Feuer, deine Farben reflektieren deine Schönheit." Er verstand nicht einmal ansatzweise, was damit gemeint war - doch als seine Augen über seine Hände glitten, bemerkte er, dass seine Haut schimmerte. Sie wirkte durchsichtig, sodass sich das Sonnenlicht in ihm brach. "Die Farben des Feuers, der Meere, du schimmerst in allen Regenbogenfarben." Irritiert, und doch bemüht, zu verstehen, hob er den Blick und sah in das Gesicht der jungen Frau. Sie konnte nicht älter als 25 Jahre sein. Kennen tat er sie nicht; aber sie anscheinend ihn. Seine Füße schoben ihn an ihr vorbei, ihre Hand streifte seine und sie streckte diese nach ihm aus. "Geh weiter, stilles Glück! Du wirst gebraucht! Und nimm Acht vor Neidern, sie stellen dir Hindernisse in den Weg und wollen dich fallen sehen!"
Er schritt weiter, an seinen Seiten schlangen sich Flammen eines riesen Feuers an den Wänden entlang, er hörte Geflüster, Gemurmel, eine Art Turbachor - ausgehend von den Gemälden, die ins Leben geholt wurden. "Magisch - Träumender - strahle - Träumender - Sehnsucht - Feuer - Leidenschaft - lass dich leiten - leiten - doch das schönste - schönste - auch an dem schönsten Feuer - Feuer - kann man sich verbrennen." Die Stimmen überlagerten sich, vermischten ihre Klänge und Äußerungen, sodass es ihn maßlos überforderte. Doch als plötzlich bekannte Gesichter auftauchten, wie der Rat, die Mitglieder der Zeitreisenden, Leon.. an den Wänden erstreckten sich lange, schwarze Fäden, die mit aller Kraft versuchten, das Licht auszulöschen, das ihn beleuchtete. Böse, fluchende Wörter hallten wider, doch seine Haut schimmerte weiter, spiegelte das Farbspiel in sich, warf es zurück, während er vergebens versuchte, sich zu verdecken. Er fühlte sich derartig bedrängt, dass er versuchte, es selbst aufzuhalten; die Farben daran zu hindern, durchzudringen, weil es ihm bizarr vorkam. Er durfte nicht scheinen, es war nicht gerne gesehen. Er lief weiter, verstrickt in dem Konflikt, sich selbst verbergen zu wollen, er verhedderte sich in seinen eigenen Bewegungen, im weißen Tuch, das von Sekunde zu Sekunde pechschwarz wurde, stolperte, fiel zu Boden. Er rührte sich nicht mehr, lag zusammengekauert in der Mitte eines riesigen Raumes, in fahler Dunkelheit. Doch dann.. dann hörte er eine Stimme, er hörte sie ganz klar, laut, und durchdringend. Eine, die nicht von den Gemälden ausging, oder von den Schatten. Der Junge hob den Kopf, als er merkte, wie sich was in seiner Brust regte. Dort, wo sich sein Herz befand, strahlte ein Licht; erst so groß wie eine Erbse, allerdings breitete es sich aus, umso mehr er sich bewegte, umso mehr er den Mut zusammennahm, der Dunkelheit die Stirn zu bieten, sich aus seiner Position zu lösen, aufzurichten, aufzustehen. Und die Stimme hinter ihm kam näher, warm, vertrauenswürdig. Die Dunkelheit verblasste bei dem Scheinen hinter sich - und er drehte sich langsam um. Im Mondlicht stand Er, keine Figur aus den Gemälden, kein Schatten; kam auf ihn zu, reichte ihm die Hand. "Opal.."

Das Pochen in seinem Kopf schwoll ab, brachte ihn zurück in das Hier und Jetzt, von dem er nicht mitgekriegt hatte, überhaupt entrissen worden zu sein. Es fiel ihm.. viel, viel schwerer als sonst, die Augen zu öffnen; ihm kam es vor, als hätte er mindestens drei Tage geschlafen. Einfach nur geschlafen, nichts.. nichts besorgniserregendes. Seine Lider regten sich ein wenig, als sie den Versuch unternahmen, sich zu öffnen - und tatsächlich. Nach ein paar Ansätzen, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, schlug er die Augen auf. Flatternd. Das Schwarz hatte sich vollends verzogen, die Sehschärfe kam wieder zurück, und damit auch seine Wahrnehmungen für die Realität. Zuerst sah er nur die Umrisse der Decke, atmete schwerer aus, kniff die Augen nochmal kurz zusammen und drehte schließlich den Kopf leicht. Die Nadel in seinem Arm ließ ihn erahnen, dass er irgendwo in.. irgendeinem Behandlungszimmer sein musste. Doch, was ihn unter all den Einflüssen nach diesen wenigen Momenten sofort ereilte, war die Anwesenheit Ludwigs. Er gab undefinierbare, raue, leise Laute von sich, als er versuchte, die Trockenheit in seiner Kehle zu überwinden und zum Sprechen anzusetzen. "Das... das hätte.. echt ziemlich gut... auf die Szene mit dem... Selbstmord gepasst... super authentisch...", kam es ihm stockend über die Lippen, ein müdes Lächeln zog seine Mundwinkel in die Höhe und auch wenn der Traum, an den er sich im Augenblick fast gar nicht mehr erinnern konnte, für viele Turbulenzen in seiner Gefühlslage gesorgt hatte, verkniff er sich diesen Kommentar einfach nicht.

Die ganze Zeit über saß Ludwig einfach nur da, achtete auf nichts anders als auf Louis. Sogar das Essen, dass ihm irgendjemand irgendwann hinstelle, rührte er nicht an, ließ es kalt werden, bis es jemand wieder nahm und weg brachte. Er trank nicht einmal wirklich was aus Angst, aufs Klo zu müssen und etwas zu verpassen. Kein Wunder also, dass er sofort bemerkte, als Louis anfing sich leicht zu bewegen. Erst war es nur ein kleines Zucken seiner Hand die immer noch in seiner eigenen Hand lag, weil er ihn nicht eine Sekunde lang losgelassen hatte. Schon da war Ludwig sofort wieder hellwach, achtete noch viel mehr auf ihn und als sich dann endlich seine Lider bewegten und er schließlich auch die Augen öffnete. Er konnte jetzt auch gar nicht mehr sitzen bleiben, als er mit den Finger sanft über seine Wange strich, sich über ihn beugte. "Hey..", flüsterte er sanft und leise, auch wenn ihm danach fast schon kurz das Herz stehen blieb, bis er verstand, was Louis gerade eben tatsächlich gemeint hatte. "Ach halt die Klappe Louis!", warf er leise lachend ein und um dafür zu sorgen, dass er wirklich die Klappe hielt, legte er in diesem Moment sogar sanft seine Lippen auf die seines Freundes. "Wenn das so auf der Bühne aussehen würde, dann würde ich auf die Bühne stürmen, also wehe, du machst das so.", fügte er danach leise hinzu und strich ihm sanft über die Wange und durch die Haare und etwas am Nacken entlang. "Mach so etwas nie wieder. Nie wieder!", sagte er noch schnell, ehe er tief seufzte und nicht eine Sekunde den Kontakt zu ihm verlor. Es war ganz klar, dass Louis noch immer nicht ganz hundertprozentig wohl fühlte, noch nicht ganz da war, aber er war wach! Nach all den Stunden war er endlich wieder wach und Ludwig viel ein riesiger Stein vom Herzen. Eigentlich ein ganzer Felsblock oder ein ganzes Gebirge. Etwas, dass man sicher in seinen Augen an dem leichten Lächeln auf seinen Lippen sah.

Er verlor sich in den Steicheleinheiten, den sanften Berührungen seines Freundes, und schloss diesmal bewusst und warm lächelnd die Augen. Lediglich für einen kurzen Moment der friedlichen Stille und des angenehmen Gefühls wegen, ehe er einen Kommentar von sich gab, der die Besorgnis in Ludwigs Augen zur Seite wischte. Der Anflug eines Grinsens zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, doch wurde dieses durch einen sanften Kuss überbrückt. Instinktiv, auch wenn er seine Arme und Hände nicht so ganz heben konnte, oder die Kraft aufbringen wollte, hob er seine Finger leicht an und berührte den Saum seines Freundes, drückte leicht dagegen. Als wolle er ihn 'davon abhalten', näher zu kommen, obwohl er diesen Kuss echt dringend gebraucht hatte. “Wenn jemand reinkommt..“, äußerte er seine Bedenken, beendete den Satz jedoch nicht und seufzte stattdessen bei den Berührungen seines Freundes. “Den Schrecken will ich dir kein zweites Mal antun“, murmelte er leise, hob seine Hand doch noch und legte sie in Ludwigs Nacken, um ihn leicht am Haaransatz zu kraulen. Und... die Zuneigung, die er zu ihm verspürte, schien in diesem Augenblick stärker zu sein. Empfindsamer, zärtlich. “Ich bin froh, dass du an meiner Seite bist“, flüsterte Louis fast schon verträumt - dabei nicht weniger ehrlich -, als würde er sich Stück für Stück daran erinnern können, wer die letzte Person in seinem Traum gewesen war. Die Person, mit dessen Hilfe und Zuneigung er es wieder auf die Beine geschafft hatte..

Egal, wie sehr sich jede Faser seines Körpers dagegen sträuben würde - ihm war mittels der gewählten Worte Ludwigs schon von vorneherein klar gewesen, dass dieser gewinnen würde. Nicht nur, weil er den besten Freund Joker besaß - sondern den festen Freund Joker. Erst ließ er das noch eine Weile auf dem Nowak sitzen, antwortete nichts und 'bestrafte' ihn eher mit Stillschweigen, doch alsbald dieser über seine Wirbelsäule strich, jagte eine wohltuende Gänsehaut über seinen Nacken. Ludwig konnte oft ein verdammt.. überzeugender Gentleman sein. Etwas, das ihn weich machte. Und zusätzlich mit dem Vorschlag und der Tatsache, dass er ihn auf die Wange küsste, obwohl er sogar versucht hatte, ihm diese aus Trotz zu entziehen, konnte er nicht anders. Sein Herz spielte zu verrückt, als dass er es ignorieren könnte. Geschlagen seufzte er auf, drehte seinen Kopf zu Ludwig und ließ sich zu einem Lächeln hinreißen, das sogar etwas tiefer war. Die ganze Nacht ungestört.. um in meinen Geburtstag reinzufeiern. Damit könnte er sich zufrieden geben. “Okay.. gewonnen“, gab er sich geschlagen und neigte den Kopf ein wenig, bedachte seinen Freund aus halb geöffneten Augen. “Glaub nicht, dass du mich jedes Mal für sowas um den Finger wickeln kannst.“, warnte er scherzend, provokant, bevor er ihn kurz auf die Lippen küsste und sich die Beanie schließlich überzog, während er rückwärts zu seinem Schrank schlenderte. “Ich hoffe es gibt neben der Geisterbeschwörungsnummer Kuchen“, witzelte er weiter, griff nach dem Rucksack hinter dem Schrank und warf ihn sich über die Schulter. Klar, mit dem Aufzug einer normal alltäglichen Kleiderordnung mit dem.Hang nach Rebellion wirkte er nicht sonderlich feierlich - aber dafür wollte er sich jetzt auch nicht umziehen.
Mal ganz davon abgesehen, dass er sowieso nur ab und zu mit arroganten Seitenblicken beäugt wurde, hielt sich Ludwig tatsächlich die gabze Zeit über bei ihm auf. Keine Sekunde nahm er zu ihm Abstand, und eigentlich störte es Louis wirklich Null, nur.. war das in der Öffentlichkeit bis jetzt nie passiert. Also, nicht so, jedenfalls. Auffallen tat es den meisten Pseudowissenschaftlern hier zwar nicht, aber Louis selbst hatte es bemerkt. Er beschloss, es als eine Geste der Annäherung zum 'Outing' zu sehen und machte sich deswegen nichts draus. Nein, was ihn viel mehr beschäftigte war, dass ihm beim Smalltalk mit Lus Mutter im Bruchteil einer Sekunde wieder verschwommen vor den Augen wurde.Diesmal fühlte es sich aber.. komplett anders an. “NIcht.. nicht schon wieder..“, murmelte er entrüstet, als er spürte, dass ihm wohl gleich der Erdboden unter den Füßen gerissen werden würde. Das Einzige, was er aus dem Instinkt heraus tat war, nach Ludwigs Arm zu greifen bis - er aus dem Nichts zur Seite gerissen wurde und unsanft gegen Ludwig stolperte, im Dunkeln. In der selben... Halle. Aber... ohne Menschen. Ohne das Zeremoniell und.. wo waren die jetzt alle hin???