Wer: Loudwig
Wann: Beginn: Mitte Oktober
Ort: Ein extrem modernes, reiches und Großstadt-NewYork-erisches Hamburg
Was soll etwa passieren: Ein Spiel, das eine versteckte Manipulationskontrolleinheit der Regierung gegen die unteren Schichten darstellt, was jedoch keinem klar ist außer den wahren Strippenziehern selbst, geht als Trend herum; mit tödlicher Suchtgefahr.

Es gibt zwei Kategorien, das Spiel zu betreten:
Als Beobachter, oder als Spieler.

Die Beobachter entscheiden, manchmal unter verschiedenen Vorschlägen, die sie aussuchen und dafür abstimmen können, was die Spieler tun sollen.
Dabei schließen sie Wetten, die sie in Ruhm und Reichtum bringen können, profitieren in gewissen Maßen von den Erfolgen ihrer Spieler und sind die Träger der Weitergabe und "Werbung" für ihre Favoriten.

Die Spieler sind die Stars des Spiels, sehnen sich nach dem Rampenlicht und Adrenalinkicks vom aller Feinsten. Ihnen steht Anerkennung, Aufmerksamkeit, Ruhm und Reichtum in vollstem Maße zu, sie werden von Beobachtern gesponsert - natürlich nur unter der Voraussetzung, dass sie gut sind, am Ball bleiben und durch die Levels ihrer Aufgaben mit Erfolgen durchstarten. Einmal angefangen, gibt es keinen Weg raus. Wenn man aufgibt, verliert man nicht nur sein Vermögen - insgeheim auch sein Leben. Wenn man eine Aufgabe nicht schafft, gibt es genau zwei Möglichkeiten: Entweder man hat es trotz des Scheiterns lebend rausgeschafft und fliegt aus dem Spiel (ohne das erworbene Geld) oder der Tod brachte dem Spieler das Scheitern.

Doch für gewöhnlich achten die Teilnehmer dieses Spiels nur auf die guten Seiten, bis ihnen die bittere und grausame Wahrheit vor Augen geführ wird.
Ab da ist es dann allerdings bereits zu spät.

Die Nacht war schon angerückt, als Ludwig es endlich schaffte ins Bett zu kommen. Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte den freien Tag genossen, den er heute ausnahmsweise mal bekommen hatte. Normalerweise musste er immer irgendetwas machen, das ihn meistens auch im Haus hielt, denn sein Vater mochte es nicht, wenn er alleine draußen war und Ludwig wusste immerhin auch warum. Es war schließlich auch nichts, was er verstecken könnte. Gerade deswegen fühlte Ludwig sich aber auch immer seltsam mutig, wenn er an einem Tag wie diesem alleine draußen herum streifte oder mit seinen Freunden irgendetwas "verbotenes" machten. Dass das noch gar nichts war wusste er noch nicht zu diesem Zeitpunkt, was vermutlich auch der Grund war, aus dem er es schaffte so völlig ruhig zu duschen, in sein Ankleidezimmer zu gehen und sich dort die kurze Hose anzuziehen, die er als einziges zum schlafen trug. Es war noch warm zu dieser Zeit, auch in Hamburg, also war es sowieso klar, dass er nur so schlafen würde, aber sogar im Winter mochte er es nicht unbedingt mehr anzuziehen, als so eine Hose und vielleicht noch ein Shirt. Bevor er es jetzt aber geschafft hatte, noch irgendetwas anderes machen als sich anzuziehen, hörte er von draußen erst einen lauten Platscher, weshalb Ludwig schon hochschreckte. Normalerweise war hier nichts, was in den Pool fallen könnte. Ganz sicher nicht. Und diese Vermutung wurde nur noch verschlimmert und verstärkt, als er nur wenig später einen lauten Jubelschrei hörte. Sein Vater war das sicher nicht und von seinen Kumpel war auch absolut gar niemand hier, also gab es nur eine Möglichkeit: ein Fremder. Wie das möglich war wusste er nicht, aber bevor er weiter darüber nachdachte rannte er schon durch sein Zimmer, wo er noch schnell das Licht draußen anmachte, auf den Balkon und beugte sich über die Brüstung, von wo aus er ziemlich schnell den Jungen sah, der unten im Pool schwamm. "Alter?!!! Was geht denn hier ab man?", rief er nach unten und sah dann sich dann schnell um, um zu sehen, ob es noch mehr Leute gab. Und.. und ja es gab noch mehr. Einen mehr. Einen jungen, lässigen, etwas abgeratzten Mann nicht weit entfernt an einem Platz, von dem aus er alles gut beobachten konnte. Und selber nicht erkannt wurde. Ludwig selbst erkannte nicht mehr als die paar Details, die er schon festgestellt hatte. Obwohl dieser Mann seinen Blick gerade zu fesselte, ihn nicht los ließ. Warum wusste er nicht. Er hatte wirklich keine Ahnung. Er wusste nur, dass der andere, nachdem er sich doch endlich hatte los reißen können, schon durch ein Tor verschwunden war. Kurz fluchte Ludwig deshalb tatsächlich, aber er konnte sich gar nicht wirklich darauf konzentrieren, denn im nächsten Moment sah er schon wieder rüber zu dem anderen Mann... Ohne zu wissen, dass er oberkörperfrei im schwummrigen Licht auf dem Video des Players war. Und die ersten Watcher schon ihre Kommentare abgaben.

Im Laufe des Jubelschreies des Jungen im Pool zückte Louis sein Smartphone, lehnte weiterhin lässig, seitlich gegen die Hauswand auf der anderen Straßenseite, die fast komplett im Dunkeln eingetaucht war. Lediglich das fahle Licht der Straßenlaterne ein paar Meter weiter ermöglichte es, ein paar Details seines Gesichtes, seiner Statur und seiner Position zu zeigen. Der Steinfeld wirkte nahezu tiefenentspannt, fast schon desinteressiert, während er das Handy in den Händen hielt und belanglos durch die Nachrichten scrollte. Erst schien ihm die Unterhaltung im Chat viel zu langweilig, weswegen er kurz davor war, das Handy wieder wegzupacken - bis ein Aufschwung, nein eine Shitload an Nachrichten seinen Display sprengten, und das in einem Zeitintervall von zwei Sekunden. Die Erklärung ließ sich schnell holen; denn nicht nur die Reaktion des Jungen im Pools wurde festgehalten, sondern die eines passiv Mitwirkenden, der geradewegs aus der Villa heraus geschritten kam. Langsam glitten die eisigen, blauen Augen zurück zum Balkon; und mit sofortiger Wirkung schob sich ein neues Gesicht in sein Blickfeld. Eins, was davor noch nicht da gewesen war, ihm aber nicht vollkommen unbekannt war. Dessen Reaktion war vorhersehbar gewesen für jemanden, der in diesem Spiel keinerlei Ahnung besaß. Louis wandte den Blick nicht von ihm ab, vorerst jedenfalls nicht; nein, er provozierte sogar mit seinem stechenden Blick, mit der Aura, die er einfach an sich hatte, dass der Typ auf dem Balkon zu ihm schauen musste. Ihre Blicke kreuzten sich, und selbst obwohl Louis weit weg stand und nichts als eine Silhouette im Schatten einer Gasse war, konnte er ihn genau sehen. Beziehungsweise sein Gesicht, das vom penetranten, grellen Licht des Displays beschienen wurde.
Was der Junge im Pool tat war schnell vergessen; die Gespräche im Chat wandelten sich. Louis unterbrach den Augenkontakt, nicht aus Unsicherheit, auf gar keinen Fall. Sondern aus Bestimmung, weil er dem Chat unter seinem Pseudonym Noah mehr Aufmerksamkeit schenkte. Woah der Kerl ist ja halbnackt, Hottie, dass Louis nicht von seinem Anblick schon anfängt sich auszuziehen, zutrauen würd ichs ihm noch!!!, Louis könnte sich ihn doch locker krallen, das sollte mal seine neue Challenge werden, wie soll die denn bitte heißen? Verführe den reichen Arsch von Gegenüber?, steht der Typ da hinten überhaupt auf Kerle? Und für eine knappe, unberührte Antwort fuhren seine Daumen über den Touchscreen. Zeit um das herauszufinden.

Da das Gesicht des Jungen gegenüber wurde von dessen Handylicht so beleuchtet, dass es sogar von diesem Abstand aus ein Leichtes für Ludwig war, die Gesichtszüge des anderen ganz genau zu beobachten, sie sich fast schon direkt einzuprägen. Er konnte gar nicht anders. Sie waren so gestochen scharf, so perfekt, so.. außergewöhnlich. Er hatte ihn noch nie gesehen, da war er sich absolut sicher. So ein Gesicht hätte er niemals vergessen. Immerhin konnte er sich ja sogar jetzt nicht von diesem Anblick lösen, obwohl es ja gar nichts brachte hier so stehen, zu ihm herunter zu sehen. Es kam immerhin nicht einmal eine Reaktion von dem Typen zurück. Zu nichts. Er sah nur irgendwann nach unten auf sein Handy, wandte den Blick ab und ließ Ludwig die Möglichkeit sich wieder zu konzentrieren, erstmal weg zu sehen. Genau zu diesem Moment hörte er unten auch die Türe aufgehen und schwere Schritte unten im Flur. Sein Vater war nach Hause gekommen. Ganz automatisch drehte Ludwig seinen Kopf ein wenig nach hinten, sagte aber noch nichts. Er wusste, dass sein Vater es nicht mochte, wenn er zuerst rief. Darauf reagierte er meistens gar nicht erst. Deshalb wartete Ludwig immer, bis er gerufen wurde, was nie lange dauerte. Heute auch nicht, denn nur Sekunden, nachdem er die Schritte gehört hatte, hörte er auch schon die tiefe, bestimmte Stimme seines Vaters, die sich immer streng anhörte, egal was er sagte. "Hey Dad! ich bin oben auf dem Balkon!", rief er zurück und sah dann nochmal nach vorne zu dem Mann unter der Straßenlaterne. Was in dieser ganzen Zeit im Internet ablief, davon hatte er keine Ahnung. Nicht im Geringsten. Wie auch? Bis jetzt hatte er von diesem Underground Spiel noch nichts mit bekommen. Oder besser: nur sehr, sehr wenig und das meiste davon hielt er für puren Schwachsinn und Gerüchte, die von irgendwelchen Leuten in die Welt gesetzt wurden. Warum auch immer man so etwas nötig hatte. Vielleicht für einen kleinen extra Kick, den Ludwig so gar nicht nötig hatte. Natürlich nicht. Bei ihm lief immerhin alles und alleine die Sachen, die er machte, wenn sein Vater mal nicht da war, waren Adrenalin genug. So sah er das zumindest. Trotz allem und obwohl er nicht wusste, was hier abging, konnte er nicht einmal dann den Blick von dem Platz unter der Straßenlaterne abwenden, als er schon die Schritte seines Vaters auf der Treppe hörte. Erst, als er jetzt sogar an seiner Türe klopfte und diese dann öffnete, drehte er sich endlich um und lief zurück in sein Zimmer, wo er sofort abgefangen und ausgefragt wurde. Es gab gar kein wirkliches Hallo, keine lieben Worte, aber Ludwig hatte sich schon lange daran gewöhnt. So war es eben einfach in dieser "Familie". Da war es eben egal wie sehr er das alles hasste.

Um seine Aufmerksamkeit musste sich Louis nicht einmal ansatzweise bemühen; es passierte automatisch. Er hatte etwas an sich, das jeden in seinem Umfeld dazu verleitete, auf ihn und nur auf ihn zu achten. Das aber auch lediglich dann, wenn er es zuließ. Louis war als vorrangiger Strippenzieher darin geübt, sowohl Playern, als auch Watchern das zu zeigen, was er ihn zeigen wollte - und erlaubte. Umso besonderer war es, dass er dem Typen da oben gewährte, ihn aus seinem "Versteck" aus ansehen zu können. Der, er vermutete es Mal, Nowak gehörte nicht aktiv zum Spiel, weshalb es Louis prinzipiell nicht reizte, seine Aufmerksamkeit gewonnen zu haben, oder gar zu benötigen. Trotz dessen bewegte er sich nicht von der Stelle, konnte seinen Blick nicht von ihm nehmen. Nicht, dass es Louis juckte. Schließlich stand der Kerl nicht auf seiner Liste, also.. wozu sollte er sich schon beunruhigen lassen. Das wäre doch viel zu einfach gewesen.
Es dauerte nicht lange, bis Louis sein Handy wegsteckte und im selben Augenblick wie sich der Andere nach innen wandte, wegdrehte. Zwar nicht direkt danach, denn die Millisekunden, ihn dabei zu beobachten, wie er zurücl ins Haus verschwand, ließ er sich noch. Louis hatte alles und jedem im Auge, jeden Winkel dieser Stadt, jedes Drecksloch dieser Straßen; da behielt er, wie immer, den Überblick über die Abläufe und Geschehnisse um ihn herum. Nicht selten hatte er genau deswegen so viel gegen andere in seiner Hand, und nicht selten benutzte er genau das, um sie zu erpressen, zu manipulieren, ihr Leben Stück für Stück zunichte zu machen. Er war überall; nur schien das nicht immer herauszustechen. Wie gesagt, er zeigte nur das, was er auch zeigen wollte. Und damit gehörte sein Standort ebenfalls dazu. Worin er sich allerdings, und das wusste er zu dem Zeitpunkt nicht, gewaltig täuschte: Die Regierung wusste ganz genau, wo er war, wenn sie es wissen wollten.
Der nächste Tag im belebten Hamburg verlief ganz normal; fast schon zu normal. Das Spiel fand immerhin erst spät Abends, nachts, und zur frühsten Morgenstunde seinen Höhepunkt. Selten am helllichten Tag. Das war auch der Grund, warum sich Louis am Nachmittag selten blicken ließ. Erst wieder Richtung Abend, so gegen 7 Uhr, wo die Abendsonne den Horizont erreichte und den Himmel in seinen schauerigen, dunklen, orangeroten Tiefen ertrinken ließ, schlugen die ersten Stunde der neuen Aufgaben. So auch für den obersten der Liga, Louis. Die Chatgespräche von gestern hatten sich nach anderen Klicks wieder beruhigt, doch als er auf den Straßen unterwegs war, um sich neue Kippen zu holen, stach ihm, noch bevor einer der ersten Watcher hätte schreiben können, der Kerl von gestern ins Auge. Louis war ihnen, seinen Watchern, immer einen Schritt voraus, und konnte sich demnach schon denken, was sie wohl als Nächstes haben wollten. Da ist der Typ wieder!, Wir brauchen eine Mission, die ihn involviert., verdammt, wieso spielt der Kerl nicht auch mit??, tut er ja, ja aber nur passiv, ist doch auch schon was, dann lassen wir Louis springen vielleicht kann er ihn ja einbringen, alles Nachrichten, die in Binnen von Sekunden über seinen Display huschten. Doch schlussendlich blinkte die einzig und allein entscheidende Nachricht auf, die in Großbuchstaben als Tab auftauchte:
Rempel den letzten Augenzeugen deiner Mission an und begleite ihn bis zu sich nach Hause, ohne dass er es merkt.
[ Annehmen ] [ Ablehnen ]
Der Anflug eines gefährlichen, feinen Lächelns huschte über seine Lippen, bevor sein Daumen auf 'Annehmen' kam. Zu einfach. Und bevor noch weitere Chat-Nachrichten getippt werden konnte, ließ er sein Handy zurück in die Hintertasche seiner Jeans gleiten und - rempelte den Kerl genau so, dass es nicht gespielt schien, an.

Ludwig hatte seinem Vater erst mal, nicht ahnend, dass dieser viel mehr wusste als er wohl jemals zugeben würde, Rede und Antwort stehen müssen und ihm dabei natürlich alles mögliche aufgetischt abgesehen von der Wahrheit. Die konnte er ihm ja auch schlecht sagen, immerhin hatte er all das gemacht, was sein Vater nicht wollte das er tat. Und das nur, weil seine Mum damals in einer Seitenstraße umgebracht worden war. Natürlich hatte Ludwig das genauso mitgenommen. Es hatte ihn fertig gemacht um genau zu sein. Aber am Ende.. na ja.. Am Ende war er dazu übergegangen mutiger zu werden, mehr zu machen, die Welt zu entdecken. Er wollte sich auskennen, wollte zurück schlagen können. Sein Vater sah das ganz anders. Sein Vater wollte ihn einsperren, dafür sorgen, dass er nie wieder rauskam, dass er auf diese Art und Weise sicher war. Nur war er das nicht. Jetzt nicht mehr. Jetzt würde er nie wieder sicher sein, denn jetzt hatten die Watcher ihn im Visier.
Was das bedeutete wusste er bis jetzt allerdings noch nicht. Um Genau zu sein wusste er allgemein noch rein gar nichts davon und so war es kein Wunder, dass er am nächsten Tag ganz entspannt in der Stadt herum lief. Er hatte seinem Vater erzählt, dass er mit Freunden lernen und danach noch etwas besorgen würde und er sich keine Sorgen machen sollte. Mutter er ja auch eigentlich nicht, immerhin war er heute ja nicht in irgendwelchen dunklen Ecken unterwegs, sondern da, wo nichts passieren würde. Oder zumindest nichts passieren sollte. Er dachte auch, dass es so sein würde, dass ihm absolut nichts passieren würde. Hätte er damals schon mehr von diesem Spiel gewusst, dass ihn nur wenig später in seine Fänge ziehen würde, hätte er vielleicht auch mitbekommen, wie er erneut entdeckt wurde und wie Louis auf ihn zusteuerte. Dann hätte er sich vielleicht auch auf das vorbereiten können, was jetzt passieren würde. Da das alles aber nicht zutraf stolperte er vollkommen überrasch nach vorne als ihn plötzlich jemand anrempelte. "Alter?! Sag mal kannst du auch grade aus kucken oder was ist mit dir los?", platzte es sofort aus ihm heraus und er hätte vielleicht noch mehr gesagt, hätte er sich nicht in dem Moment umgedreht und... und den Typ von letzter Nacht entdeckt. Und plötzlich.. blieb ihm alles weitere im Hals stecken, weil er so dicht vor ihm stand und weil er sofort daran dachte, wie gut er eigentlich aussah und sich sofort deswegen verfluchte und nicht mehr wusste, was er wirklich noch denken sollte und weil all das einfach nur.. verwirrend war und er jetzt wirklich keine Ahnung mehr hatte, was gerade eben noch passiert war.

Louis hätte jetzt vieles antworten können - verdammt viel. Ihm schwebten etliche Antwortmöglichkeiten durch den Kopf, die meisten davon waren unfreundlich, aber auf eine psychotische Art und Weise, die wohl eher jemand geneckt als verärgert hätte. Doch.. diese Seite an ihm wollte er keinem Außenstehenden präsentieren, der noch keinerlei Ahnung davon hatte, wie diese Stadt eigentlich tickte; und ihre Bewohner dahinter. Sein mildes, gefährliches Grinsen, das der Nowak vor ihm nicht erahnen konnte, da sich dieser lautstark mit dem Rücken zu ihm beschwerte, verschwand hinter einer Maske eines kumpelhaften, freundlichen Hamburger-Bürgers - und das in Binnen von Sekunden, in welchen er in diese Rolle geschlüpft war. Irgendwas in seinen Augen flackerte allerdings auf, etwas, das dem Typen vor ihm die Sprache verschlug; doch darauf ging Louis nicht ein. Vielleicht war es dieses psychotische, wahnsinnige Funkeln gewesen, das seinen Gegenüber stocken ließ; allerdings verschwand es so schnell, wie es gekommen war. "Oh, sorry man. Einer der betrunkenen Penner hinter mir konnte sich nicht ganz zusammen reißen", entschuldigte er sein Verhalten und grinste schief, während seine Hände in die Jackentasche wanderten. "Ich sags denen jedes Mal: Alkohol löst eure Probleme auch nicht", sprach er nebensächlich weiter, schlenderte lässig an seinem Opfer für diese Aufgabe vorbei, drehte sich im Gehen und hob die Schultern ein wenig an beim Rückwärtslaufen, "Aber es gibt immer diese Ausreißer, die nicht das tun, was für sie besser wäre, stimmts?" Ein Satz, der das breite Grinsen auf seinem Gesicht eine Spur tiefer werden ließ, ehe er sich umdrehte und scheinbar davonging. Doch wusste er, dass er mit seiner manipulativ offen gelassenen Aussage bezwecken würde, dass er ihm hinterherging. Oder zumindest nebenher, denn.. so war das bei Louis. Er lockte seine Beute mit ganz simplen Mitteln an; den Mitteln eines Raubtieres, auf sich aufmerksam zu machen, ohne, dass sie die tatsächliche Gefahr erkannten.

Einen viel zu langen Moment schaffte Ludwig es nicht etwas zu sagen, an etwas anderes als diese fein gezogenen Lippen zu denken die so nah vor ihm waren. Erst, als diese sich bewegten und der andere ihn jetzt ansprach. Es brachte ihn wieder zurück in die Realität in der er sich nicht einfach von Männern angezogen fühlte. Vor allem nicht von Männern, die erst an seinem Haus herumlungerten und ihn dann auf offener Straße anrempelten. Schnell runzelte er die Stirn, sah einen Moment hinter Louis, dann wieder in sein Gesicht und zuckte die Schultern. "Jaa.. typisch von denen.. die schaffens nicht mal mehr gerade aus zu schauen.", stellte er fest und schaffte es jetzt sogar wieder zu Schmunzeln, auch wenn er eigentlich gar nicht so locker war und es dafür nicht hinbekam, seine Blicke von ihm abzuwenden, als er einfach an ihm vorbei lief, während er weiter redete, sich sogar nochmal zu ihm umdrehte. Auch wenn er komplett von ihm eingenommen war mittlerweile, erkannte er schnell, was er gerade versuchte, dass er wollte, dass Ludwig ihm folgte. Einen kurzen Moment war er schon versucht es zu lassen, aber am Ende machte er doch schon einen ersten Schritt, dann einen zweite und lief ihm dann tatsächlich hinter her. Nicht wegen seiner Aussage, sondern wegen etwas anderem. "Ich hab dich gesehen. An meinem Haus. Das warst zu hundert Prozent du. Was sollte das?", fragte er ernst, mit leicht gerunzelter Stirn und ohne ihn wirklich anzusehen. Natürlich behielt er ihn aus dem Augenwinkel im Blick, versuchte seine Reaktion zu erkennen, zu entscheiden, was er damit dann anfangen würde. Irgendetwas sagte ihm nämlich, dass mit diesem Jungen irgendetwas anders war. Vollkommen anders. Er hatte so etwas an sich, dass einen einfach stoppen ließ. Und nicht nur einen selbst, sondern bei Ludwig auch sein Herz und seinen Kopf. Es war verrückt. Verrückt und anziehend.

Augenblicklich verdunkelte sich der Ausdruck in Louis' Gesicht, als die Fasern seines Körpers die Anwesenheit des Anderen hinter sich wussten. Nicht etwa zu einer verfinsterten, oder bekümmerten Miene - nein, vielmehr zu einer boshaft lächelnden. Unmöglich, von jemand anderem bemerkt oder gesehen zu werden; so schnell. wie es wieder verging. Doch, mit dem offensichtlichsten hatte er zwar gerechnet, nur nicht unbedingt sofort: Er sprach ihn auf die Geschehnisse letzte Nacht an. Besser gesagt, konkret auf sein Auftreten, anstelle des eigentlichen Spektakels. Louis' Hände, die er kurz vorhin in seine Jackentaschen geschoben hatte, krallten sich etwas in den Stoff und er musste sich bemühen, die psychotischen Worte, die ihm auf der Zunge lagen, zurückzudrängen. Kein guter Start, wenn er sich dem Anderen schon so offen zeigte - Louis' zeigte nie seine Karten, mit denen er spielte.
Andererseits sah er auch keinen Grund darin, seine gestrige Anwesenheit zu leugnen. Beinahe belanglos schweifte Louis' Blick in der Ferne, während ein feines, kumpelhaftes Lächeln an seinem Mundwinkel zupfte. Er machte sich nichts aus der Ernsthaftigkeit, die in der Stimme des Anderen geschwungen war; rein gar nichts. "Krass, was der Kerl abgezogen hat, hm?" Dass er seine Frage ganz anders beantwortete war absolut gewollt. Damit trieb man die meisten Leute schnell in den Wahnsinn, um das von ihnen zu bekommen, was ihnen auf der Seele brannte: Neugierde. Das lag schlichtweg in der Natur des Menschen. Ein Schmunzeln verließ seine Lippen und er blickte kurz zu dem Nowak rüber, Belustigung funkelte in seinen einnehmend kühlen Augen auf. "Deine Reaktion war goldwert - aber verständlich." Für jemanden, der von der anderen Seite dieser Stadt keine Ahnung hat , fügte er in Gedanken hinzu und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Dass er geradewegs den Weg einschlug, der zu dem Nowak nach Hause führte, fiel nicht auf - schließlich war das auch das Ziel seiner Mission gewesen.

Louis wirkte... normal. Freundlich. Wie jeder andere Junge hier auf der Straße. Nicht verrückt, nicht verquer, nicht seltsam. Nicht wie ein Junge der Nachts unter Straßenlaternen steht um gefährliche Sprünge zu beobachten. Es schien irgendwie gar nicht zusammen zu passen. Das von gestern Nacht und das von jetzt gerade. Er sah einfach vollkommen anders aus jetzt bei Tageslicht. Aber das war ja auch irgendwie normal richtig? Die Hände in die Hosentasche gegraben lief Ludwig jetzt neben Louis her und hob langsam eine Augenbraue, als er dessen Worte hörte. "Vor allem war es ziemlich gefährlich.", antwortete er, auch wenn er eigentlich gar nicht das Gefühl gehabt hatte, dass es darauf wirklich eine Antwort gebraucht hätte. Es war eine dieser Theoretischen Fragen gewesen, die ganz automatisch dafür sorgten, dass man neugierig wurde. Ludwig war das klar, aber ihm war auch klar, dass es voll bei ihm zog. "Was hat er sich überhaupt dabei gedacht? Er hatte echt Glück, dass die Hunde eingesperrt waren..", stellte er fest und legte dann etwas den Kopf schief. "Ach findest du ja?", fragte er einfach zurück und seufzte dann leise. "Also.. was hast du da gemacht? Warum an diesem Haus?", fragte er weiter und hob ein wenig die Schultern. "Ist ja immerhin kein besonderes Haus, wenn wir mal ehrlich sind." Okay gut das war nicht ganz richtig. Es war ziemlich geiles Haus und der Pool war auch nicht von schlechten Eltern, aber für Ludwig war es meistens einfach ein Gefängnis und deshalb gab es viel zu viele Tage an denen er dieses Haus hasste und am liebsten nichts damit zu tun haben wollte. Sehr wahrscheinlich würde er auch heute, so bald er nach Hause kam, lernen müssen. Es war einfach der blanke Horror.

Vor allem war es ziemlich gefährlich. Oh, wenn er wüsste, wie diese Worte in seinem Kopf nachhallten und ihm wie Butter in seinem Verstand zergingen. Er liebte Gefahr, er liebte es, andere ins Verderben zu stürzen - diese Macht über sie zu haben. Wenn der Nowak neben ihm doch nur den geringsten Hauch einer Ahnung hätte, mit was für einem Psycho er sich gerade unterhielt. Im Bruchteil einer Sekunde blitzte ein Kommentar durch seinen Kopf, den er vor ein paar Monaten gelesen hatte. You're a psychopath. Und was hatte Louis darauf geantwortet? I prefer creative.
"Sonst hätte es ja nicht seinen Reiz gehabt", kommentierte er nüchtern, komplett locker - als hätte es in diesem Moment, als der Junge aus Metern Höhe mit seinem schmächtigen Körper aufs Wasser geklatscht war, keinerlei Konsequenzen gegeben, die sowohl ihm, als auch jedem anderen in seinem Umfeld nicht bekannt gewesen wären. Hunde?, schoss es ihm fragend durch den Kopf, schief grinsend schaute er wieder zu dem Anderen rüber. "Hunde? Ernsthaft? Sind die so aggressiv wie in den ganzen Gangster-Filmen oder..", fragte er,was nach einer absolut gewöhnlichen Teenager-Frage klang, der sich ein Kopfkino dabei nicht verkneifen konnte. Ein Lachen entwich kurz seiner Kehle. "Da hatte er echt Glück." Leider.
"Was ich gemacht habe?", wiederholte er und das feine Grinsen auf seinen Lippen wurde eine Spur amüsierter. "Ich hab 'nen Irren an der Reling gesehen und hab mich gefragt, was er da macht." Wie gut Louis in diesem Spiel war, Fragen sinnlich korrekt zu beantworten - dabei aber gänzlich zu missachten, dass es keine Antworten waren, die sein Gesprächspartner eigentlich hören wollte. Bei seiner Aussage über das Haus unterdrückte Louis ein gehässiges Auflachen, stattdessen schmunzelte er - diesmal etwas sarkastisch. "Also, wenn ich ehrlich bin hab ich nur darauf gewartet, bis eine Limousine vor der Tür anhält und Angelina Jolie aussteigt.", witzelte er ironischen Tonfalles. Dass er dieses Viertel, in welchem der Nowak wohnt, eigentlich wie die Pest verachtete, ließ er Außen vor.
"Du lebst schon dein ganzes Leben lang dort, oder?", tippte er mal ins Schwarze und warf ihm kurz einen unergründlichen Blick von Überlegenheit aus dem Augenwinkel zu. "Kriegst nicht viel von den Ereignissen draußen mit.", fügte er beiläufig hinzu und lächelte. Schmal. Gefährlich schmal. Louis tastete sich etwas heran, wollte wissen, wie weit er den Reichen in die Sache hineinziehen konnte.

Bei Louis Antwort hob Ludwig leicht eine Augenbraue und zuckte ein wenig die Schultern. "Aha.", meinte er nur und musste gleichzeitig an seine gefährlichen Motorradfahren, das Springen im alten Bergwerk und das Schwimmen im eiskalten Meer bei Sturm denken. Nur behielt er dabei immer die Kontrolle. Er wusste immer ganz genau, was wann wie und Wo funktionierte, was passieren konnte, auf was er sich einließ. Der Typ hatte das nicht mehr gewusst. Ganz sicher nicht, denn bei dieser Dunkelheit konnte er nicht mal den Abstand richtig abschätzen. Ludwig wusste das immerhin nur zu genau. Für den anderen schien das vollkommen egal zu sein. Trotz diesem kurzen Gedanken begann er schon kurz danach wieder zu Grinsen, als es danach um die Hunde ging und kratzte sich ein wenig im Nacken, während er versuchte nicht zu sehr darüber nachzudenken, warum er von Louis Überraschung selbst überrascht war. Es war so ein Gefühl in seinem Bauch, dass ihm sagte, dass Louis irgendwie mehr zu wissen schien. "Wenn du öfter an meinem Haus rumstehst, dann findest du es vielleicht irgendwann heraus.", stellte er einfach nur grinsend fest und war zum erstens Mal auch bei Louis so geheimnisvoll, wie sonst bei all den anderen Leuten mit denen er sprach. Bei Louis funktionierte das nur sonst irgendwie gar nicht ganz so gut. "Ja hatte er.", stellte er noch fest, musste aber etwas später leise lachen, wobei er eine Augenbraue hochzog. "Also streifst du gerne Nachts durch gesicherte Reichenviertel um zu schauen ob irgendwelche Leute an Geländern hängen?", fragte er fast etwas neckend und doch ziemlich ungläubig, weil er nicht glauben konnte, dass gerade so jemand da einfach nur zufällig herum rannte und das er dort nicht wohnte wusste er, weil man seine Nachbarn in so einem Viertel kannte. Immer. Vor allem, wenn an schon so lange dort lebte wie Ludwig.
"nicht ganz. Die ersten fünf Jahre haben wir in nem kleinen Dorf gelebt, aber davon weiß ich jetzt auch nicht so viel.", erzählte er und zuckte kurz die Schultern, ehe er bitter auflachte. "Ja ne. Wenns nach meinem Vater geht kein bisschen.", gab er zu und schmunzelte dann ein klein wenig, während er einfach vor sich auf die Straße sah und dann ein wenig die Schultern zuckte. "Es geht nur nicht immer nach meinem Vater.", fügte er noch hinzu.

Die Antwort des Anderen war.. gewagt. Und geheimnisvoll, woran Louis bei anderen nicht mehr ganz gewöhnt war. Er war bekannt dafür, andere mit seinen Worten, die er von sich gab, zappeln zu lassen; oder ihnen die Tatsachen direkt ins Gesicht zu klatschen. Da gab es nichts dazwischen, keine halben Sachen. Aber, dass bei ihm jemand einen kleinen Anschein darauf erweckte? Passierte äußerst selten. "War das eine Einladung?", entgegnete er gelassen und grinste ihn wissend an, bevor er ihm zuzwinkerte und den Blick wieder nach Vorne richtete. Louis erwartete auf seine 'Frage' keine Antwort; er würde seine betitelte Einladung nur zu gerne annehmen, wenn sich die Gelegenheit dazu wieder bieten würde. Aber nicht, weil er sich dort aufhalten wollte, sondern weil er im Viertel der Reichen ungemein gerne Chaos versuchen wollen würde.
"Deine Frage", leitete Louis ein und machte auf dem Absatz Kehrt, um vor dem Anderen rückwärts herzulaufen und ihm direkt in die Augen sehen zu können, "ist berechtigt. Und ich werde ganz ehrlich zu dir sein." Er setzte eine Pause, biss sich auf grinsend auf die Unterlippe und lehnte sich im Rückwärtsgehen leicht nach vorne zu dem Nowak. "Ja." Obwohl seine Antwort so klar, so direkt war, hing sie schwer in der Luft - als wäre sie eben nicht ganz klar. War sie ja auch nicht; dahinter steckte noch viel mehr, als ein einfaches 'Ja', nur ließ er ihn das nicht wissen. Nicht von selbst, jedenfalls. Wenn er weiterhin darauf beharren würde.. wer wusste, ob sich Louis nicht dazu hinreißen lassen würde, ihn mehr darüber erfahren zu lassen.
Er drehte sich wieder nach Vorne, markierte gedanklich die Stelle, an der sie vorbeigingen - schließlich verwies die goldene Aufschrift an der Mauer darauf, dass sie sich ins Reichenviertel begaben. Seine Mission war gleich geschafft. Trügerisch echt interessiert zog Louis die Augenbrauen hoch. "Auf dem Dorf.. ja, da war ich immer ziemlich gerne." Er bedachte den Anderen mit einem Seitenblick. "Bist auf deinen Alten nicht gut zu sprechen, hm?", stellte er das Offensichtliche fest und neigte den Kopf leicht. Kurzzeitig blitzte gefährliche Neugierde in den Augen des Steinfelds auf. "Nicht immer? Hab ich's hier mit einem Rebellen zutun?" Ein breites, trügerisch unbeschwert wirkendes Grinsen entblößte seine natürlich weißen Zähne. Sie waren gleich da, nur noch wenige Meter bis zu der Haustür des Nowaks.

Bei Louis Frage begann Ludwig nur zu Grinsen und sah zu dem geheimnisvollen Jungen rüber, den er einfach nicht einordnen konnte. Sein Gefühl sagte ihm sogar, dass er ihn gar nicht erst einordnen sollte. Das war nicht der Plan, den Louis verfolgte. Das zumindest konnte er sagen. Und er konnte ziemlich sicher sagen, dass Louis auf jeden Fall irgendwann wieder vor seiner Haustüre stehen würde. Er konnte es ihm ansehen. Und wenn es schon nicht wegen der Einladung war, dann, weil er wissen wollte, ob es da wirklich Hunde gab. Und was für Hunde das waren. So oder so würde er jetzt auf jeden Fall die Augen offen halten. Das sollte er wohl allgemein öfter mal tun. Es schien fast so, als würde direkt vor seiner Nase doch mehr abgehen, als er immer dachte.
Apropos vor seiner Nase: nur Sekunden später lief Louis plötzlich rückwärts vor ihm her, wobei Ludwig kein bisschen langsamer wurde und ein wenig die Augenbrauen hob. Ach tatsächlich.. dachte er nur und konnte kurze Zeit später nicht anders als zu Grinsen. "Ah ja alles klar... Dann hattest du gestern ja echt wahnsinniges Glück. So häufig passiert das nämlich gar nicht.", witzelte er und hoffte fast ein klein wenig darauf, dass er ihn so zu einer weiteren Antwort überreden würde. Auch wenn er sich da bei Louis nicht ganz so sicher war.
Auf seine Antwort wegen dem Dorf zuckte Ludwig nur ein wenig die Schultern. Wären sie dort gewesen, würde seine Mum vielleicht noch leben. Dad hatte war aber eben zu ambitioniert für all das gewesen. "Die Meisten in diesen Vierteln sind auf ein Elternteil nicht all zu gut zu sprechen.", wich er der Frage geschickt aus, ehe er anfing zu Grinsen und leise lachte. "Manchmal.", sagte er einfach ,was der Wahrheit nun wirklich gar nicht entsprach. Ludwig machte so gut nie wirklich das, was sein Vater von ihm wollte. Er war nur geschickt genug um ihn nicht alles wissen zu lassen. So geschickt musste er bei seinem Vater aber auch sein.
Ludwig hatte mittlerweile schon bemerkt, wo sie waren und er fragte sich ganz automatisch, ob das Absicht gewesen war und vor allem, warum sie jetzt hier standen. Er hatte diesen Weg nämlich sicher nicht eingeschlagen. Er sagte aber auch nichts weiter dazu, sondern lief einfach nur weiter neben dem mysteriös grinsenden Jungen her.

So häufig passiert das nicht?, wiederholte er gedanklich und lachte innerlich auf. "Was du nicht sagst..", erwiderte Louis leise, ein schmales Lächeln auf seinen Lippen, jedoch gewollt noch laut genug, um es Ludwig hören zu lassen. Schließlich war alles, was er in diesem Augenblick sagte, auch an ihn gerichtet. Und wie so oft hörten sich seine Worte nach mehr an; ein Umstand, den er zu gut im Griff hatte. "Du glaubst, da steckt mehr dahinter, stimmt's?" Louis sandte ihm ein Lächeln - diesmal anders. Anders als die, die er vorhin noch so unbeschwert an seinen Mundwinkeln gezupft hatten. Es war.. tiefgründiger. Und diesmal auch.. wesentlich geheimnisvoller als der Klang seiner Aussagen. In sein Blickfeld schob sich das Haus des Nowaks, es war nicht mehr allzu weit von ihnen entfernt. "Dass du nur manchmal ein Rebell bist glaub ich dir genau so wenig, wie du mir glaubst dass ich nur auf der Suche nach rumhängenden Idioten war", stellte er seine Worte nüchtern in Frage und konnte nicht ganz anders, als über diese Tatsache zu grinsen. "Wobei mein Punkt mehr Wahrheit in sich trägt als deiner." Und schon waren sie vor der Anlage gekommen, die die Nowaks für sich präsent hielten - und bei welcher sich der gestrige 16 Jährige schon auch in den Tod hätte stürzen können.
Er blieb stehen, zog unberührt sein Smartphone heraus und hielt das Szenario des Anwesens für die Watcher fest. Somit erfüllte er seine Mission, eine grüne Schrift tauchte auf seinem Display auf und verriet ihm dies. "Du willst wissen, was ich hier gestern gemacht habe?", ging er bei ihm sicher, ehe er sich seitlich gegen das Tor lehnte, das das Anwesen von der Straße trennte. Er schob sein Handy wieder zurück in die Hosentasche - streckte ihm jedoch kommentarlos den Arm entgegen, als fordere er was von ihm. Stumm, leicht grinsend blickte er seinem Gegenüber in die Augen. Was ihn genau dazu trieb, ihm den Zugang zu der Welt zu verschaffen, in welcher er sich als eine der Gefährlichsten herumtrieb, das wusste er nicht genau. Womöglich, weil er den Rebellen in dem Reichen erkannt hatte, und das auf einem Blick; etwas, was er bei wenigen in diesem Viertel wirklich behaupten konnte. "Dein Handy.", forderte er als Hinweis von ihm, und seine Augen glitten zu dessen Hosentaschen. Alsbald sich Lous Finger um sein Smartphone schlossen, eins von der teureren Sorte natürlich, öffnete er in wenigen Sekunden die Seite seines Begehrens - Nerve. Vermutlich dachte sein Gegenüber gerade, dass er seine Handynummer eintippte. Ganz im Gegenteil.
Kommentarlos reichte er ihm sein Handy wieder und blickte ihn an, ein gewitztes Funkeln durchzog seine blauen Augen. "Wenn du auf Risiko stehst, weißt du, wo du mich finden kannst." Und jetzt dachte der Nowak sich wahrscheinlich: Biitte was? Wie soll ich dich denn finden? Die Antwort darauf nahm Louis ihm schon vorweg, als er langsam an ihm vorbeiging und seinen Kopf so drehte, dass er ihm zuraunen konnte: "Du wirst schon sehen." Mit diesen Worten trat er von ihm ab und ging seines Weges, doch nicht ohne ein "Ich bin übrigens Louis." hinterher zu schicken.