Bei Louis Worten spürte Ludwig irgendwie sofort, dass da noch mehr dahinter steckte, dass da irgendwie etwas war, dass er nicht wusste. Nochmal erinnerte er sich selbst daran die Augen offen zu halten. Hatte er nicht noch irgendwo eine Kamera herum liegen? Damit könnte er zumindest die Straße vor seinem Haus im Blick behalten und würde immer mitbekommen, wenn sich so etwas nochmal vor seinem Haus abspielte. Und wenn sich nichts mehr abspielen würde wusste er immerhin, dass Louis nur eine große Klappe hatte und gerne so tat, als würde mehr dahinter stecken. Wie auch immer es war: er war jetzt schon gespannt, was hinter dem allem steckte.
"Ich bitte dich! Niemand streift einfach so durch Nachts durch unser Viertel. Es ist langweilig da.", stellte er lachend fest und schüttelte den Kopf, auch wenn ihm dieses tiefgründige Lächeln natürlich nicht entging. Kein bisschen. Er war sich absolut sicher, dass da wirklich mehr dahinter steckte. Es konnte gar nicht anders sein. Warum sonst sollte irgendjemand sich fast vor seinem Fenster nahezu in den Tod stürzen. Lachend sah er zu ihm und hob ein wenig die Augenbraue. "Ach meinst du ja?", fragte er grinsend nach und schüttelte etwas den Kopf, auch wenn sonst nichts mehr dazu sagte.
Das lag aber auch daran, dass Louis sein Handy rauszog und erstmal sein Haus filmte, ehe er ihn wieder ansah und diesmal tatsächlich mit irgendetwas rauszurücken schien. Deshalb unterbrach Ludwig ihn auch nicht, sondern nickte nur ganz langsam und legte ein wenig den Kopf schief, ehe er sein Handy herauszog und Louis tatsächlich in die Hand drückte, als dieser danach forderte. Mit leicht gehobener Augenbraue erwartete er schon fast dass er jetzt gleich eine neue Nummer in seinem Handy hatte. Erst, als er es zurück bekam erkannte er, dass es keine Nummer war. Es war eine App. Ein Spiel. Deutlich verwirrt sah er auf sein Handy, dann wieder zu Louis und hatte gefühlt tausend Fragen, die er ganz offensichtlich nicht beantwortet bekam, denn nur wenig später verschwand Louis schon mit ein paar letzten Worten. Und ohne Ludwigs Namen zu erfahren, denn dieser war immer noch zu verwirrt um direkt zu antworten. An Hand der Tatsache, dass der andere aber eh schon wusste, wo er wohnte, wuste er sicher auch schon, wie er hieß, also musste er dazu sicher nichts mehr sagen. Louis war einfach so jemand bei dem Ludwig erwartete, dass er mehr wusste, als er zugab. Jetzt musste er auf den gleichen Stand kommen, weshalb er jetzt schnell nach drinnen lief, seinem Vater einen Gruß zu rief, in sein Zimmer rannte und die App auf seinem Handy wieder öffnete.

Es gab nicht viel, was Louis mehr beeindrucken konnte, als ein Fremder, der sich blindlings in Gefahren und eventuell auch in den Tod stürzte. Warum das so war? Warum er den Anblick genoss, wenn jemand vor seinen Augen den Schlussstrich seines eigenen Lebens zog? Ganz einfach: Er war in seiner Vergangenheit zu einem Soziopathen getrimmt worden - und das nicht gerade freiwillig. Und es gab etwas, was er nicht ganz beschreiben, aber mit einem Wort vielleicht näher ausdrücken konnte: Todessehnsucht. Und warum? Weil er sich selbst nicht annähernd so lebendig fühlte, wie er es sollte. Louis brauchte Kicks, er brauchte die Bestätigung, dass es ein Ende gab - da es ihm selbst an einem Ende fehlte. Wenn er offen darüber sprechen würde, war klar: Er war krank. Aber das machte ihm nichts aus; eigentlich war man nicht krank, wenn man es selbst zugab - sondern ziemlich intelligent. Und das nicht nur im theoretischen Sinne; schließlich war Louis einer der führenden Hilfskräfte zum Konstrurieren und Einrichten des Spieles gewesen. Zu intelligente Menschen hatten es im Leben niemals einfach, denn sie dachten über alles nach. Einfach alles; und das nicht auf die gesunde Art und Weise.
Und was hatte es jetzt mit dem Nowak auf sich? Louis Blick lag konzentriert auf der grellen, neonpinken Schrift, die das Nachtleben wie kleine Blitzlichter erhellten, gedankenverloren. Er fragte sich, warum er ihm das Spiel wortwörtlich vor die Nase gehalten hatte - obwohl er nichtmal auf der Liste stand. Auf der Liste. Vielleicht, weil er austesten wollte, wie belastbar einer der größten Wichser - damit meinte er die Reichen - dieser Stadt sein konnte. Louis' Augen glitten zurück zu seinem Handy. Es wäre nicht das erste Mal, dass er für eine Challenge irgendwelche intimeren Sachen vor der Kamera tun müsste. Wobei es niemals so weit ging, dass man wirklich alles sehen musste. Ein kaltblütigeres, feines Lächeln lag auf seinen Lippen.

Louis. Direkt vor ihm, mitten im Zimmer, auf der Bettkante, saß er. Der Player, der ihn hier her gebracht hatte. Er hatte ihn seit dem nicht mehr gesehen und auch vor seinem Haus war nichts mehr abgegangen seit er die Kamera tatsächlich installiert hatte, aber davon ließ er sich sicher nicht täuschen. Hier schien es immerhin um mehr zu gehen und dass er gerade erst den Anfang erlebte erkannte er sofort. Deshalb war er wohl jetzt auch nur ganz kurz überrascht. Im Gegensatz zu Louis, bei dem er zum aller ersten Mal sehen konnte, dass er doch echte Gefühle hatte, denn diese Überraschung war wirklich echt. Zum ersten Mal. "Als Watcher wäre das ganze ja wohl ziemlich langweilig geworden.", stellte er fest und legte dann ein wenig den Kopf schief. "Also... was machen wir hier jetzt?", fragte er nach, immerhin hatte er seinen Auftrag erfüllt. Er war in Zimmer 205 und bis jetzt war nichts neues eingeflattert. Zumindest bis zu genau diesem einen Zeitpunkt, denn schon kurz nachdem er den Mund wieder geschlossen hatte, piepten beide Handys synchron und Ludwig sah mit hochgezogenen Augenbrauen auf sein Display.

Louis' rechter Mundwinkel zuckte nach oben. "Rebell.", entgegnete er lediglich schmunzelnd, und bemerkte, dass das in Zukunft wohl für immer sein Kosename, oder Codename bleiben würde. Zwar hatte Louis ihm das Spiel genau aus dem Grund vor wenigen Tagen in die Hand gedrückt, weil er wusste, dass er sich als Player einloggen würde - trotz alldem war er immer auf alles gefasst gewesen, und hatte genau so gut mit dem Gedanken gespielt, dass sein Gegenüber es auch einfach gelassen hätte. Aber Watcher wäre er definitiv nicht geworden... das war definitiv nicht seine Bestimmung - und Louis' sowieso nicht.
Als der Nowak fragte, was sie nun machen sollten, schüttelte Louis lediglich unwissend den Kopf - bis bereits das vertraute Piepen neben, und wenige Meter vor ihm ertönte. Die Vibration seines Handys hatte seine Fingerkuppeln erreicht; er nahm es wieder zu sich und betrachtete, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, die Mission, die ihm aufgetragen wurde.

Bei Louis geschmunzelter Antwort konnte Ludwig nicht anders als zu lachen und ein klein wenig den Kopf zu schütteln. "Das lässt du nicht mehr bleiben hm?", fragte er mit leicht hochgezogener Augenbraue, auch wenn es eher eine Feststellung war. "WAs hast du denn erwartet? Dass ich es bleiben lasse oder zum Watcher wird, wenn du mir so etwas zeigst?", fragte er schmunzelnd und schüttelte ein wenig den Kopf. Er war sich zwar nicht sicher, welche Absichten Louis da verfolgt hatte, aber er war sich absolut sicher, dass Louis gleich klar gewesen war, dass er ein Player sein würde. Alleine dieser Nervenkitzel schon jetzt gerade eben, war genau das, was er haben wollte.
Was Louis als Nachricht bekommen hatte wusste Ludwig nicht. Er wusste auch nicht, was dieser gerade eben vor hatte. Er checkte nur, wie er die Kamera anmachte und machte seine Eigene auch an, während er an der Türe stand. Damit er eben vorbereitet war, wenn das passieren würde, was wohl gleich passieren sollte. Er war so auf das alles konzentriert, dass er nicht einmal wirklich realisierte, wie Louis ihm immer näher kam. Nur bei seiner Frage sah er hoch und runzelte die Stirn. Natürlich hatte er daran gedacht mit anderen irgendetwas tun zu müssen. Bevor er Louis das aber sagen konnte, hatte dieser ihn plötzlich gepackt, zu sich gezogen und in einen so leidenschaftlichen Kuss verwickelt, dass Ludwig sich weder wehren, noch darüber nachdenken konnte. Er ging einfach sofort darauf ein. Dachte nicht daran, dass er einen Mann küsste. Und das alle Watcher gerade eben dabei zusehen konnten. Stattdessen legte er jetzt sogar eine Hand in den Nacken des anderen, hielt ihn fest und ließ sich zum Bett führen, wobei er es sogar noch schaffte sein Handy zu heben um zu zeigen, dass er es "genoss".
Ob er das alles gerade eben nur für die Watcher machte, für die Klicks, um zu rebellieren oder weil er seit dieser Begegnung in der Nacht seinen Kopf nicht von Louis weg bekam, war ihm in diesem Moment nicht klar. Er hatte aber auch zu wenig Luft um darüber nachzudenken und auch, als er plötzlich auf dem Bett lag, sich nach oben zog und sich dann sogar etwas auf seine Ellenbogen aufstützte um Louis aus dunklen Augen ansah, dachte er nicht weiter über das alles nach. Er merkte nur, dass er es gut fand. Wahnsinnig gut. Und er hatte absolut nichts gegen all das, was gerade eben passierte. Was eigentlich verrückt war, denn auch wenn er immerhin rebellisch war, immer gegen Regeln verstieß, sich austeste und andere austestete und auch so etwas nie vollkommen ausgeschlossen hatte, hatte er es nie zwingend gewollt oder es darauf angewiesen. "Meine Challenge ist es, das alles zu genießen.", antwortete er schmunzelnd und hatte ihn nur wenig später auf seinem Schoss sitzen und seine Lippen wieder direkt auf seinen eigenen. Und wie er es genoss... Er konnte gar nicht anders. Louis war ein unglaublich guter Küsser und Ludwig konnte nichts dagegen tun, dass es in seinem Körper kribbelte ohne Ende. "Ich heiße übrigens Ludwig.", meinte er noch breit grinsend und hielt sein Handy wieder auf sie Beide, während seine andere Hand sich ganz automatisch an Louis Hüfte legte, das Shirt sogar ein klein wenig hochschob und über seine nackte Haut fuhr. Es passierte vollkommen automatisch, aber gerade mit diesem Automatismus, kam ihm doch ein Gedanke, der ihn etwas nachdenklich machte. Seine Challenge hatte er schon längst bestanden, was ihm der leise Signalton zu verstehen gegeben hatte. Sie hörten aber trotzdem irgendwie nicht auf, denn bei Louis hatte man noch nichts gehört. "Wie weit.. wollen die denn.. dass wir hier.. gehen..", fragte er leise keuchend, wobei er sich immer noch kaum lösen konnte.

Zugegeben, der Steinfeld hatte nicht damit gerechnet, dass Ludwig just in diesem Moment drauf anspringen würde - er hatte eher erwartet, dass er ihn perplex anstarren, sich nicht bewegen, oder ihn gar von sich schieben würde. Doch, hingegen seiner Erwartungen, erwiderte er den leidenschaftlichen Kuss direkt, alsbald ihre Lippen wie zwei gigantische Wellen, die sich einander verschlangen, aufeinander trafen. Kurz mischte sich ein raues Schmunzeln in den Kuss hinein, ehe er Platz für die Lippen des anderen ließ und spürte, wie er seine Hand an seinen Nacken legte. Eine Bewegung, die er im Normalfall abgestreift hätte - aber im Augenblick zählte nur der Kuss, und die Watcherzahl des Nowaks.
Es glich sogar einem Kick, dass Louis im Hinterkopf behielt, dass ihnen mittlerweile tausende von Watchern dabei zusahen, wie er seinen 'Kunden' aufs Bett schubste, die Kontrolle über sein Handeln hatte, über das, was er mit ihm tun wollte - denn offensichtlich ließ er das mit sich machen. Ob es dabei um mehr als nur um die Challenge ging, kam Louis nicht einmal ansatzweise in den Sinn - er dachte nicht so. Und er würde nie so denken; dafür war er einfach nicht.. empathisch genug. Eher genau das Gegenteil. Das krasse Gegenteil. Er betrachtete das als ein Spiel, die ganze Stadt war für ihn wie ein einziges Spielbrett. Und die darin lebenden Menschen seine Schachfiguren - genau so, wie der Nowak vor ihm. Für diese Challenge hatte er aber wesentlich mehr für ihn übrig, als die Funktion einer jämmerlichen Schachfigur, die er irgendwann über die Kante schnippsen würde.
Er neigte für einen Augenblick den Kopf zur Seite, betrachtete ihn aus unergründlichen Augen - und zum ersten Mal durchdrang etwas Gefährliches das beeindruckte Farbspiel seiner Iris. Etwas wahnsinniges, was so viel bedeutete wie: Du gehörst jetzt voll und ganz mir. Doch im Bruchteil einer Sekunde verschwand das Funkeln wieder, und ließ Platz für weitaus oberflächlichere Empfindungen. Ein feines, verschmitztes Grinsen huschte über sein Gesicht bei den Worten des Anderen. "Klingt nach einer einfachen Aufgabe.", entgegnete er, setzte sich auf seinen Schoß und beugte sich zu ihm, seine Lippen hingen dicht an denen seines Gegenspielers, "Aber denk nicht, dass ich es dir so einfach mache." Er vergrub seine Zähne in die Unterlippe des Anderen, sanft - schließlich wollte er ihn nicht jetzt, nicht heute schon spüren lassen, was für ein kleiner Freak in ihm steckte. Wobei er das meistens nicht so gut kontrollieren konnte, wie manch andere Dinge. Dass er ein Kontrollfreak war, stand außer Frage - aber genau das konnte er eben nicht kontrollieren, im Sinne von verstecken. Ironie des Schicksals.
"Ludwig.", schnurrte er an seine Lippen und erwiderte sein Grinsen, dass er jedoch der Kamera widmete. Man könnte es auch als einen Kink bezeichnen, dass Louis die Aufmerksamkeit völlig Fremder in solchen Momenten wahnsinnig genoss. Seine Hand umfasste das Kinn des Anderen, ohne die Kamera aus den Augen zu lassen, drückte nur leicht zu. "Ich glaub ich versteh jetzt, wieso ihr ihn hierher gebracht habt." Er drehte seinen Kopf zu seinem Gegenspieler und betrachtete ihn aus halb geschlossenen Augen. "Sie stehen drauf, dich mit mir zusammen zu sehen." Weil es sonst keiner überlebt hätte, fügte er gedanklich hinzu, und schon trafen ihre Lippen wieder aufeinander. Als fehle ihnen sonst die Luft zum Atmen, wenn sie aufhörten, sich zu küssen. Die Intensität war förmlich durch die Kamera zu spüren, und das erklärte auch, wieso die Watcherzahl immer höher wurde.
Als Ludwig seine Hand unter Louis' Shirt schob, durchzog ein dunkler Alarmton den Kopf des Steinfelds. Eine gefährliche Zone, in die sich der Nowak begab - und das nicht ungestraft. Instinktiv, ohne dass es Louis' selbst hätte aufhalten können, vergrub er seine Zähne wieder in der Unterlippe des Anderen - diesmal fest. Seine Hand war dazu parallel zu dessen Handgelenk geschnellt, hatte dieses umgriffen und unsanft zurück in die Matratze gepinnt. Er schüttelte schmal lächelnd den Kopf, ein dunkler Zug umspielte seine Lippen. "Anfassen verboten.", meinte er scheinbar hauchender Stimmlage, doch klang die Drohung daraus deutlich heraus - und zwar schneidend echt. "So weit, bis du etwas schmeckst..", schätzte er auf Ludwigs Frage hin, ließ sein Handgelenk jedoch nicht los. Nichtmal den Griff darum lockerte er. "Interpretationssache, denk ich..", fügte er offen hinzu, bevor er ihre Lippen wieder verschloss - und seine Zunge geschickt mit einband. Schmecken bedeutete für Louis so viel, eine Reihe von Dingen, die ich mit ihm machen könnte, aber um es mal wortwörtlich zu nehmen lagen die Geschmacksknospen auf der Zunge. Also wäre ein schwindelerregender Zungenkuss definitiv genug, um die Challenge zu beenden. Eigentlich.

Ludwig bemerkte den kurzen Schimmer, auch wenn es nur eine Millisekunde gewesen war. Er konnte ihn nur nicht einordnen. Nicht vollständig zumindest, nicht so, dass er es wirklich klar sagen könnte. Es war nur gerade so, dass er irgendwie so ein Gefühl hatte. Das Gefühl ausgeliefert zu sein. Er war vollkommen in Louis Händen gefangen, an seinen Lippen, unter seinem Körper. Und es machte ihm nichts aus. Absolut gar nichts. Es war fast schon verrückt und irgendwie gruselig, wenn er mal ehrlich war. Er wollte aber nicht ehrlich sein. Kein bisschen. Er wollte sich einfach fallen lassen und das tat er. Deshalb grinste er gerade auch ein wenig, als Louis auf seine Challenge antwortete. "Ach nicht? Bis jetzt fühlt es sich aber ziemlich so an.", stellte er mit leicht hochgezogener Augenbraue und einem spitzbübischen Grinsen fest, wofür er auch sofort die Quittung bekam, als Louis seine Zähne in seiner Lippe vergrub. Völlig automatisch zuckte er ein klein wenig zurück und keuchte kurz. Allerdings nicht unbedingt vor Schmerz. So oder so: Die Watcher-Zahlen schossen immer weiter in die Höhe und Ludwig erwiderte die Küsse immer und immer wieder.
Die Reaktion auf die Nennung seines Namens ließ Ludwig einen Moment tatsächlich ein wenig stutzig werden. Er war sich sicher gewesen, dass Louis seinen Namen schon kannte und das gerade eben, hörte sich eher so an, als wäre es ihm bis jetzt noch nicht so wirklich klar gewesen. Seine nächste Reaktion fühlte sich allerdings ganz anders an, denn Louis grinste erst in die Kamera, ehe er anfing zu sprechen und dabei sein Kinn in die Hand nahm. Er war ihm ausgeliefert. Keine Frage. Er war ihm tatsächlich ausgeliefert. Und zum ersten Mal, seit er dieses Spiel spielte, fühlte er das Adrenalin tatsächlich durch seinen Körper pumpen. Bis jetzt war es langweilig gewesen. Alles, was er hatte tun müssen, hatte er schon mal getan. Alles. Bis auf das, das jetzt gerade eben passierte. Es war neu, aufregend, verrückt und fühlte sich unfassbar gut an. Gerade dieses Adrenalin war es, was dafür sorgte, dass er mutig genug war um eine Augenbraue zu heben und zu Grinsen. "Natürlich. Sieh uns an. Wie könnte man uns nicht zusammen sehen wollen.", stellte er gerade noch fest, ehe er schon wieder die Lippen des anderen auf seinen spürte und den nächsten schwindelerregenden Kuss erwiderte.
Allerdings schien das ganze Adrenalin und die vollkommene Atemlosigkeit ihn auch zu Handlungen zu treiben, die für Louis zu weit führten. Innerhalb von Sekunden war seine Hand an seinem Handgelenk, seine Zähne in seiner Lippe, dies Mal schmerzhafter und seine Hand wurde fest in die Matratze gedrückt. Noch im Kuss hob er leicht eine Augenbraue und sah dann in Louis Augen, als er sich wieder etwas löste. "Also so läuft das ja?", fragte er schmunzelnd nach und ließ sich von der Drohung nicht beeindrucken. Ihm war klar, dass es sicher jeden Anderen irgendwie beeindruckt hätte, aber bei ihm.. bei ihm war das irgendwie anders. Es war das, was er erwartet hatte. Er hatte erwartet, dass Louis irgendetwas tun würde, dass an ihm irgendetwas anders, mysteriöser war. Gefährlicher.
"Nette Aufgabe.", stellte er leise fest und grinste dabei schief, während er leichte eine Augenbraue hob und dann in die Kamera zwinkerte, die Louis aufgestellt hatte. Für mehr hatte er allerdings keine Zeit, denn schon kurz danach wurde er wieder geküsst und diesmal war es nicht einfach nur ein normaler Kuss. Diesmal schob sich seine Zunge zwischen seine Lippen, spielte mit seiner und Ludwig ließ es ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen zu, erwiderte es sogar, ließ den Kuss noch leidenschaftlicher werden. Das schien auf jeden Fall eine Interpretationsmöglichkeit zu sein.. Auch wenn Ludwig noch ziemlich viele weiteren einfielen.. Nur.. wie er darauf reagieren würde wusste er dann doch auch nicht so genau..

Den Mut, den Ludwig plötzlich ergriff, quittierte Louis mit einem schmalen Grinsen. Sein Daumen glitt von dessen Kinn zu Ludwigs Lippen und fuhr fast schon viel zu sanft über die feinen Konturen seiner Unterlippe. Dabei wandte er seinen Blick von der Kamera ab, und betrachtete den Nowak vor sich. "Mhm, wir geben gerade ein nettes Team ab.", stimmte er den Worten des Anderen zu, grinste fein und schob seinen Daumen weg, nur um ihm selbst mehr Platz für den nächsten Kuss zu schaffen. Seine Finger verweilten dabei an seinem Hals, fuhren leicht über die Halsschlagader, provokant schob er sich tiefer in den Schoß des Nowaks. Ein raues Schmunzeln mischte sich in den leidenschaftlichen Kuss. Louis küsste nicht zum ersten Mal einen Mann - er war bereits schon viel weiter gegangen als das.
Doch wendete sich das Blatt, als er Ludwig sichtlich spüren ließ, wer die Zügel in der Hand hielt. Zumindest, was das wie weit darf ich gehen Thema anging - denn das entschied Louis, und nur Louis selbst. Sein Griff umd Ludwigs Handgelenk wurde fester, als er dessen Frage hörte. Louis zog seinen Kopf nur minimal zurück. "Es wird nach meinen Regeln gespielt, Nowak.", klärte er ihn auf, das gefährlich verführerische Lächeln auf den Lippen; doch die Schärfe in seiner Stimme zeigte deutlich, dass es eine unveränderliche Tatsache war. Er schickte seine Lippen über dessen Wange, hauchzarte Küsse verteilend - der absolute Kontrast zu seinem Handgriff - bis er an seinem Ohr angekommen war. "Du kannst so rebellisch sein wie du willst - aber meine Regeln kannst du nicht brechen."
Schlagartig ließ er sein Handgelenk los, schickte seine Hände stattdessen über den Oberkörper des Anderen, während er damit begann, ihm eine Kostprobe seines Geschmackes zu geben. Seine Zunge spielte fordernd mit der des Anderen, seine Finger vergriffen sich in Ludwigs Shirt und zogen probeweise daran. Auch Louis kam bei der Leidenschaft, die sie in den Zungenkuss legten, zu schwerem Atem - aber das hatte er relativ gut im Griff. Genau so wie Ludwig, denn wenn er unerlaubte Dinge tun würde, würde Louis nicht zögern, ihm die Handgelenke noch fester auf die Matratze zu pinnen. Oder ihn an das Bett zu fesseln; das wäre kein Problem für ihn. Sicher nicht.

Bei Louis Grinsen wusste er sofort, dass er seinen Mut auf eine gewisse Art und Weise schätzte und auch wenn Ludwig immer so war, wie er war und sich nicht einfach veränderte, stand er darauf zu wissen, dass jemand wie Louis gerade das an ihm mochte. Er hatte sowieso das Gefühl, dass er Louis ab und zu überraschte, denn in manchen Momenten blitzte etwas in seinen Augen auf, dass er offensichtlich nicht unter Kontrolle hatte und Louis schien alles unter Kontrolle haben. Immer. So auch ihn während diesen Küssen, was man vor allem in dem Moment merkte, als er sein Handgelenk nach unten drückte. Langsam hob er eine Augenbraue während er da unter ihm lag und keine anderen Wahl hatte, als ihn anzusehen. "Das überrascht mich nicht.", stellte er fest, wobei seine Augen einen unbestimmten, aber tiefen, fast schon ernsten Ausdruck angenommen hatten. Wie seltsam, dass er bei diesem Punkt seinem Vater so ähnelte und Ludwig gleichzeitig nicht von ihm wegzukommen schien, weil er doch so vollkommen anders war als sein Vater. Sein Vater war glatt, aalig irgendwie. Louis war rau und kantig. So sehr, dass man sich nicht an ihm festhalten konnte ohne sich zu verletzen. Und Ludwig? Im Moment schien er der Stein zu sein, an dem Louis seine Kanten wetzte, schärfer machte. Ob er in irgendeinem Universum das Wasser sein könnte, dass die Kanten verschwinden lässt?
"Schön. Wir spielen nach deinen Regeln..", sagte Ludwig langsam, immer noch mit diesem tiefen, dunklen Blick, doch als Louis ihn los ließ, schoss seine Hand plötzlich nach oben, bis er Louis Hand auf seinem Körper zu fassen bekam, die er etwas hob. Seine Finger waren locker, sanft, aber sein Daumen fuhr im Gegensatz dazu fast schon fest und irgendwie intensiv über die Handinnenfläche seines Gegenspielers. "Aber nur hier. Sonst spielen wir beide nach den Regeln anderer richtig?" Es war mehr eine Aussage als eine Frage. Dank der vorherigen Küsse hatte er noch immer eine Gänsehaut und auch sein Hals und sein Ohr waren eindeutig sehr empfindliche Stellen, doch er schaffte es irgendwie sich zu konzentrieren und diesen ganz bestimmten Ton in seine Stimme zu legen, der fast schon dem von Louis glich, sich fast wie eine Drohung anhörte, denn all das, was er gerade noch gesagt hatte, stellte noch einmal klar, dass sie als Player eigentlich einen völligen Kontrollverlust eingingen. Die Watcher entschieden was sie wann wie taten und wenn man es nicht tat, war man raus.
Langsam ließ Ludwig die Hand des anderen wieder los, sah ihm noch einmal mit geweiteten Pupillen tief in die Augen und wurde schon Sekunden später wieder geküsst. erwiderte den heißen Zungenkuss, der jetzt ja wohl auch alle anderen, Watcher zufrieden stellen sollte. Und auch Louis, denn jetzt fasste Ludwig ihn tatsächlich nicht mehr an. Nicht mehr wirklich zumindest, denn so ganz konnte er die kleinen Berührungen einfach nicht sein lassen, auch wenn keine mehr so gewagt war die vorherige.

Louis ließ es sich nicht anmerken - das würde er niemals tun - doch irritierte ihn der ernste Ausdruck in Ludwigs Augen innerlich. Nicht so, dass er aufhören würde; ganz bestimmt nicht. Dafür war der Steinfeld viel zu sehr auf seinen eigenen Vorteil, sein eigenes Ego konzentriert. Aber.. er konnte es, selbst wenn er es sich selbst nicht eingestehen wollte, nicht leugnen. Der dunkle Ring um Ludwigs Pupille schien sich zu weiten, und das löste etwas in Louis aus. Tief in seinem Inneren, eine minimale Wirkung - aber schon genug, um ihn für wenige Sekunden fast schon zu.. paralysieren. Natürlich spielte sich das nicht von Außen ab; dahingehend fuhr er über den Oberkörper des anderen. Allerdings rechnete er nicht mit weiteren, unerwarteten Dingen, da ihn noch niemand nach seiner Drohung ein zweites Mal herausforderte. Sein feines Lächeln war wie in Stein gemeißelt, als er den Daumen des Anderen in seiner Handinnenfläche spürte. Intensiv, fest.. als würde er ihm auf Biegen und Brechen beweisen wollen, dass Louis ausgerechnet bei ihm nicht alles kontrollieren konnte. Louis ließ es zu; aber auch nur grenzwertig. Sehr, sehr grenzwertig. Sein Kiefer spannte sich immens an, sodass sich die Muskulatur markant an seinen Wangen abzeichnete. Ihm war komplett ungewiss, ob er diese Berührung genoss, oder.. verabscheute. Zwischen den zwei Dingen lag für ihn ein schmaler Grad seiner Empfindung - aber darüber wollte er nicht zu lange nachdenken.
Seine "Frage" entlockte dem Player ein tonloses Schmunzeln, seine Augen waren leicht verengt. "So geht das Spiel.", kommentierte er lediglich nüchtern, als würde ihm dieser Gedanke kein Bisschen was ausmachen. Tat es auch nicht; im Grunde genommen traute sich so oder so keiner der Watcher, Louis wirklich mit ihren Aufgaben in die Quere zu kommen. Im Gegensatz zu Ludwig; der kam ihm, wenn auch mit der kleine Geste seiner Hand, wahnsinnig in die Quere. Glücklicherweise ließ sich Louis davon nicht länger beirren, vielmehr verwickelte er seinen Gegenspieler in einen derartig leidenschaftlichen Zungenkuss, dass sie dieses Ereignis schnellstmöglich vergessen sollten.
Langsam glitt er mit seinen Küssen jedoch an den Hals des Nowaks, fordernd bahnte er sich einen Weg über seine weiche Haut zu seinen Schlüsselbeinen, die er mit seinen Fingern etwas freischob. Seine Augen verfingen sich dabei an Ludwigs Handykamera, ein verschmitztes Grinsen zog seinen rechten Mundwinkel hoch. "Ludwig ist nicht der Einzige, der das genießt, hab ich Recht?" Es war absolut klar, dass er damit die Watcher ansprach. Seine Finger umgriffen den Saum seines Shirts und schoben es abrupt hoch, seine Lippen rutschten, wie als würde er dem ganzen Nachdruck verleihen, an seine Bauchmuskeln. Oh, wenn er nicht so darauf fixiert wäre, den Nowak zappeln zu lassen, hätte er gerne weiter mit ihm gespielt. Seine Zunge glitt immer weiter runter, jetzt kreuzten sich seine Augen nicht mehr mit der Kameralinse, sondern denen Ludwigs. "Kommst du in meinen Genuss, Ludwig?", fragte er scheinheilig hauchend nach, zupfte mit seinen Zähnen an dem Verschluss seiner Hose. Oh, wie sehr er ihn doch auf die Folter spannen wollte.. mit weitaus intensiveren Fertigkeiten seiner Zunge. Gerade wo er den Kopf sinken ließ und einen Kuss aufdrückte, richtete er sich bei dem Piepton seines Handys wieder auf und streckte die Hand aus. Wie gut, dass er bei die Software seines eigenen Handys so umprogrammiert hatte, dass das Kamerasignal automatisch abschaltete, sobald er die Challenge fertig hatte. "Genug gesehen, jetzt wird's privat.", richtete er ans Handy seines Gegenspielers und deckte mit einem fiesen Lächeln die Kamera des Anderen ab. Noch immer auf seinem Schoß sitzend schaute er auf ihn hinab. "Ich bin kein Teamplayer, Nowak. Und das kommt bei mir auch nie vor. Aber diesmal war das wohl.. eine Ausnahme." Er stieg von ihm herunter, ging auf sein Handy zu und getrachtete es kurz, ehe er es unberührt einsteckte und gegen die Fensterbank lehnte. Seine Augen musterten Ludwig ziemlich genau.. als habe er etwas, was Louis ihm wegnehmen wollte.

Natürlich bemerkte er das Heraustreten von Louis Kiefermuskeln und den angespannten Ausdruck, auch wenn er sich sonst alle Mühe gab einfach weiter über seine Brust zu streichen. Einfach so hätte er es vielleicht nicht bemerkt, aber er hatte sich genau darauf konzentriert. Er hatte wissen wollen, was passierte, wenn er sich widersetzte, wenn er ihm nicht direkt Folge leistete. Jetzt wusste er es. Für heute schien er es zu dulden. Vielleicht nur, weil die Watcher zusahen.. das wusste er aber nicht genau. Aber es schien absolut klar zu sein, dass er es kein zweites Mal dulden würde. Eine schwierige Situation für den Nowak, denn er war jemand, der sich nicht einfach so an Regeln halten konnte, wenn er sich irgendwie anders fühlte und selber etwas anderes wollte.
Bei dem Schmunzeln legte er leicht den Kopf schief und nickte dann langsam, während er ihn einfach weiter ansah, allerdings nichts mehr dazu sagte. ER wollte nichts mehr dazu sagen. Konnte auch irgendwie nichts mehr dazu sagen. Der Kontrollverlust war für ihn das Adrenalin. Das, was er suchte. Aber Louis war so darauf fixiert jeder Zeit die absolute Kontrolle über ihn zu haben, dass er sich fragte, ob es bei ihm tatsächlich das gleiche war. Oder testete er sich selbst ebenfalls? Ging es für ihn darum? WAs auch immer es war es wurde von dem Zungenkuss und allem, was danach passierte überschattet.
Sogar Ludwig konnte im nächsten Moment nicht mehr wirklich klar denken, denn jetzt wanderten seine Küsse tiefer, folgten der Linie seines Halses bis zu seinen Schlüsselbeinen und Ludwig bekam ganz automatisch eine Gänsehaut die sich gewaschen hatte. Louis Lippen waren unfassbar intensiv und einnehmen. Etwas, dass er so vorher noch nie erlebt hatte. Bei niemandem. Deswegen konnte er wohl auch nicht anders als es zu genießen. Und zwar so richtig. Vor allem, als es nicht mehr nur Küsse am Hals und seinen Schlüsselbeinen waren, sondern sein Shirt plötzlich hochgezogen wurde und die intensiven Küsse jetzt seine Bauchmuskeln abtasteten, sogar tiefer wanderten. "Schon lange.", murmelte er grinsend auf die Frage und hielt dabei gerade noch ein Keuchen zurück, damit die Watcher nicht ganz so viel von all dem mitbekamen. Nicht mitbekamen wie sehr es ihm gefiel. Wie sehr er darauf stand.
Kaum, dass der Piepton von Louis Handy erklang fand er es sogar noch besser, dass er nicht all zu deutlich reagiert hatte, denn auch diesmal war Louis undurchschaubar, als er ihm plötzlich noch einen letzten Kuss aufdrückte, Ludwigs Kamera ausmachte und dann von oben auf ihn herunter sah. Eine Ausnahme also..
"Dafür, dass es nur eine Ausnahme war hast du ziemlich viel dafür getan, dass man uns zusammen gut findet.", stellte Ludwig fest, kaum, dass Louis von ihm herunter gestiegen und sich sein Handy geschnappt hatte. Langsam richtete Ludwig sich wieder auf und sah zu ihm herüber, erwiderte den ersten, festen Blick mit einem leichten Schmunzeln. "Also war ich quasi dein erstes Mal?", fragte er fast ein wenig frech. "Dein erster Mitspieler?", stellte er klar, ließ es aber immer noch ein wenig frech klingen. Er konnte nicht anders.

"Ich hab nur das getan, was man gerne sieht.", entgegnete Louis schulterzuckend und verkniff gerade noch so ein selbstgefälliges Lächeln, das sich trotz dessen ein wenig an den Mundwinkeln zeigte. Wenn Ludwig auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, und wüsste dass Louis nicht nur wusste, welche Hebel er wie zu betätigen hatte in diesem Spiel, sondern unmittelbar einer der Strippenzieher dahinter war - dann wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass Louis ziemlich geübt an diese Angelegenheiten heranging.
Der freche Unterton in der Stimme seines Gegenübers lockerte seine Züge, mit denen er ihn gemustert hatte, wieder. Ein belustigtes Schmunzeln kroch über Louis' Lippen. "Kann man so sagen. In der Mitspieler-Hinsicht.", stellte er klar, kurz darauf hob er das Kinn etwas an und betrachtete Ludwig aus wissenden Augen, die beinahe einschüchternd und doch zugleich charmant wirken konnten. "Aber das beruht bestimmt auf Gegenseitigkeit. Für alles gibtÄs ein erstes Mal", führte er weiter aus, drückte sich von der Fensterbank ab und ging langsam auf den anderen zu. "Und so wie ich das beurteilen kann, hab dir mit meiner Challenge 'n paar erste Male genommen." Einen Augenblick schien es so, als würden er ein Blickduell mit dem Anderen ausfochten - eines, das die Temperaturen um sie herum glatt ein zweites Mal in die Höhe schaukelte. Dass Blicke so viel intensiver sein konnten als Worte war für den Steinfeld keine Seltenheit. Dass er hinter einer undurchdringlichen und unerschütterlichen Maske geschickt vertuschte, dass auch Ludwig ihm nicht nur ein erstes Mal - Mitspieler sinngemäß - genommen, sondern gleich zwei mitgehen lassen hatte, konnte keiner erahnen.
Gerade, als es fast den Eindruck erweckte, die Spannung zwischen ihnen könnte sie zu einem zweiten Rummachen verleiten vibrierte Louis Hosentasche. Doch nicht das vertraute, kurze Vibrieren samt Signalton, wenn er eine neue Challenge bekam - es war ein Anruf. Was ein Klischee; der Moment wurde zerstört wegen einem Anrufer. Dezent, nicht gravierend, verwundert tastete er nach seinem Handy und senkte den Blick auf das Display. Unterdrückte Nummer. Das konnte nur eins bedeuten. Mit einem "Hallo?" nahm er den Anruf entgegen, schlenderte jedoch - nicht ohne Ludwig ein flüchtiges Handzeichen gegeben zu haben, à la Gib mir 'ne Sekunde - an ihm vorbei und öffnete die Tür, die nach draußen in den Gang des Stripclubs führte. Das sich neben ihm gelegentlich halbnackte - allerdings kostspielige - Weiber räkelten, und sich ab und zu Geschäftsmänner an ihm vorbei schoben, machte ihm nichts aus. Das, was am anderen Ende des Hörers gesagt wurde, war nur für seine Ohren bestimmt. Es war die tiefe Stimme seines.. tja, wie konnte man es nennen? Ziehvaters? Nein, er war nicht wie ein Vater für ihn - war es auch nie gewesen. Dafür war ihr Verhältnis von Anfang bis Ende viel zu geschäftlich abgelaufen, egal ob sie sich bereits seit beinahe fünf Jahren kannten. Noch lange keine Lebenszeit.
Doch was er zu ihm sagte, als sie darüber sprachen, wo sich Louis aufhielt, was er machte, warum er jemanden ins Spiel gebracht hatte, der nicht auf seiner Liste gestanden war - ihm wäre beinahe das Handy aus der Hand gerutscht. "Du Idiot hast den Sohn des Stadtratvorsitzenden unserer Gemeinde auf dem Gewissen!!!", donnerte es zornig an der anderen Seite, und Louis spürte nahezu, wie sein "Vater" die Zähne zusammenbiss und die Hände zu Fäusten ballte, um seiner Aggressivität Einhalt zu bieten. Louis' gesamte Kiefermuskulatur spannte sich an - ihm war zwar klar gewesen, dass es ein Risiko mit sich gebracht hatte, einen der Reichen, der hohen Gesellschaft, in die Todesfalle gelockt zu haben; aber, dass es unmittelbar einer von ihren eigenen Leuten war? Und.. dann hatte er es als Sohn nicht einmal gekannt? Beherrscht atmete Louis durch. "Du wusstest doch von Anfang an, welche potenziellen Spieler du uns aushändigen sollst, wieso hast du ihm davon erzählt?!" "Ich hätte nicht erwartet, dass es ein Problem darstellen würde", meinte er nüchtern, doch konnte er die Anspannung in seiner Stimme nicht voll und ganz unterdrücken. "Du IDIOT", plärrte er weiter, und weiter, und immer weiter; Louis umgriff sein Handy mittlerweile so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervorstanden und sein Kiefer gefährlich knackte. "Du wirst ihn da gefälligst rausnehmen, du-" "Nein." Abrupt kehrte Stille ein. "...wie bitte?!" "Ich kann ihn nicht rausholen." Augenblicklich formten sich seine Lippen langsam, Stück für Stück, zu einem psychotischen Lächeln. "Niemand kann das, schon vergessen? Ihr wolltet, dass es in diesem Spiel keinen Ausweg gibt. Keinen, außer den Tod." Auf einmal hörte er eine zweite Stimme donnern, und erst jetzt bemerkte er, dass er auf Lautsprecher gewesen war - und ein zweiter Mann einschaltete. "DU WAGST ES meinen NAMEN in den TOD ZU TREIBEN?!" Herr Nowak höchstpersönlich. Ein bitterer Zug huschte über sein Gesicht. "Dieses Spiel wurde aus einem bestimmten Grund konstruiert, und nur durch meine Hilfe ist sie überhaupt dazu im Stande, genau diese Dinge auszuführen. Wenn es für Sie außer Kontrolle gerät -", Louis setzte eine kurze Pause, "dann müssen Sie mich auf Knien anflehen, es wieder unter Kontrolle zu bekommen." Mit einem Mal schnitt er das Telefonat ab, legte auf - und bekam eine Benachrichtigung. Neue Challenge.

Ludwig dachte noch lange über das nach, was Louis ihm noch gesagt hatte, bevor er wegen einem überraschenden Anruf plötzlich aus dem Raum lief. Es war so ein ganz typischer Momentzerstörender Anruf gewesen, denn kurz zuvor hatte es sich tatsächlich noch so angefühlt, als würden sie sich gleich wieder küssen, nur eben ohne Challenge. Zumindest hatte es sich für Ludwig so angefühlt, aber bei Louis war er sich nicht so sicher. Er war sich bei gar nichts sicher, wenn es um ihn ging, wenn er mal so ganz ehrlich zu sich selbst war. Er war... anders. Anders als jeder, den er sonst so kannte, denn er war sich sicher, dass jeder andere ihn entweder direkt wieder oder gar nicht erst angefangen hätte ihn so zu küssen. Zumindest nicht ohne es wirklich zu wollen und ob Louis es wirklich gewollt oder tatsächlich nur für die Challenge getan hatte, wusste er wirklich nicht. Louis behauptete, er hätte es nur für die Watcher getan. Für all diejenigen, de sie nach oben pushten und die all das hatten sehen wollen. Und trotzdem... trotzdem hatte Ludwig das Gefühl noch mehr gespürt zu haben. Gerade weil er es bis jetzt noch nicht schaffte, bei ihm durchzusteigen, hatte er auch beschlossen bei Louis nicht ganz offen zu sein und als dieser die Behauptung aufgestellt hatte, dass er ihm einige erste Male abgenommen hatte, hatte Ludwig nur gegrinst und ein wenig den Kopf schief gelegt. "Das sehe ich eindeutig eher als Beleidigung..", erklärte er mysteriös. Nicht einmal seine Tonlage zeigte, dass Louis damit auf jeden Fall Recht hatte. Er hatte ihm wirklich einige erste Male gerade genommen. Oder besser die Watcher... Und gerade die schienen ihm jetzt noch ein erstes Mal abnehmen zu wollen, als mit einem Piepton eine neue Challenge herein kam.