Abwinkend schüttelte der Pakistani seinen Kopf - jedenfalls soweit, wie es sein Zustand zuließ - und versuchte sich in eine sitzende Position zu hieven. "Passt schon, is' halt 'n Kater..", entgegnete er und lachte leise auf, freudlos, matt.. Da war etwas, was der Slytherin um jeden Preis hätte vermeiden sollen. Diese seltsame, komische Spannung zwischen ihnen, dieses... Mittelding, dieses.. er konnte es nicht in Worte fassen. Und das, das machte ihm irgendwie.. Angst. Scheiße, das hätte ihm bei jedem passieren können. Bei jedem, bei irgendwelchen Weibern, die er am nächsten Tag höchstens im Schulgang mit einem knappen Zunicken grüßen würde, aber nicht.. nicht bei seinem Besten. Das Chaos, nicht das im Zimmer, sondern das Chaos im Verhältnis der Beiden wurde ihm erst jetzt bewusst. Das, was er angerichtet hatte.. Am liebsten wäre Zayn jetzt rausgelaufen und hätte geschrien vor Wut. Wie konnte ihm sowas passieren? Bei seinem.. besten Freund, den er doch gerade erst zurückbekommen hatte? Und jetzt.. jetzt fühlte sich das so komisch an. Wenn er es rückgängig machen könnte, irgendwie, dann hätte er das getan. Wegen ihrer Freundschaft, der nichts im Weg stehen sollte, denn Zayn konnte sich nicht damit abfinden, dass sie sowas vielleicht auseinander bringen würde. Einzig und allein, weil er sich nicht im Griff gehabt hatte.
Wenn er doch nur gewusst hätte, wie sehr er das alles eigentlich fehlinterpretierte.
"Ich-", fing er an, schnitt sich allerdings selbst das Wort ab und überlegte erstmal. Im Augenblick wäre nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, einfach drauf los zu reden.. er musste endlich mal darüber nachdenken, was er tat. Wieso kriegte er das nicht gebacken? Einmal? "An ein paar Sachen.. nicht alles, aber.." Er stoppte. Sein Blick wurde vorsichtig, fragend. "Wir.. wir haben aber nicht...?" Allein diese Frage war schon.. komplett daneben. Kopfschüttelnd vergrub er kurz das Gesicht zwischen den Händen, seufzte geschlagen, fast lautlos, massierte seine verspannten Gesichtsmuskeln und - startete den Versuch, sich von der Bettkante abzustoßen um aufzustehen. Klappte sogar, halbwegs. Zwar noch unbeholfen, einen relativ festen Stand hatte er trotz dessen. "Okay.. hör zu." Mhm, das berühmt berüchtigte Hör zu, von dem man ganz genau wusste, dass nichts Gutes danach kam. Solche Floskeln benutzte man doch wenn.. wenn man jemandem das Date absagen wollte, wenn man jeamnden friendzonen wollte, wenn man mit jemandem Schluss machte. Wieso.. wieso benutzte er es also? Nichts davon traf zu.. oder doch? Nachdenklich starrte Zayn noch vor sich hin, eine Pause, in der er sich die Worte zurecht legte, die er.. bedacht auswählen wollte. "Ich.. ich hab keine Ahnung, wie das passieren konnte. Und ich.. ich wollte dich da nicht mit reinziehen, ich hab- ich wusste nicht genau, was ich da tue. Du bist mein bester Freund, das- das hätte nicht passieren dürfen.. verdammte Scheiße, ich bin so ein Depp." Letzteres galt ihm selbst, was auch erklärte, warum er leiser geworden war und sich energisch durch die Haare fuhr. Schließlich wandte er sich wieder dem Hufflepuff zu, fast schon flehentlich. "Ich will nicht, dass das unsere Freundschaft kaputt macht, Liam.. ich will dich nicht verlieren, das wäre das.. aller Letzte, was ich damit hätte bezwecken wollen." Er dachte, dass Liam ihn vielleicht dafür verurteilen würde, was sie letzte Nacht getan hatten. Er betrachtete den Spieß nicht andersrum, sondern aus einer Perspektive, weil er nicht begriff, dass es um so viel mehr ging, als einen Fehler, der ihre Freundschaft gefährden könnte. "Bitte.. können wir das.. einfach vergessen?" Und er konnte ihn als besten Freund einfach nicht missen. Er durfte ihn nicht wegen sowas verlieren..

Auch wenn er sich sicher gewesen war, zumindest zu 80%, fiel ihm ein Stein vom Herzen bei Liams Antwort. Es hätte ihn auch überrascht, wenn es anders gewesen wäre... seine halb eingetrichterten - was das Gleichgeschlechtliche anging -, halb selbst verinnerlichten - was das erste Mal anging - Prinzipien warf er selbst betrunken nicht über Bord. Trotzdem war es ganz gut, das nochmal aus Liams Mund gehört zu bekommen.. Zayn nickte nur, immerhin schien ihm die Situation gerade viel zu unangemessen, als überhaupt darüber nachdenken zu wollen. Obwohl in seinem Kopf viele Fragen schwirrten, die er heute wohl nicht mehr geklärt bekommen würde. Vielleicht war das ganz gut so, vielleicht aber auch nicht. Er hoffte inständig, dass ihm das keine schlaflosen Nächte einbrocken würde. Das passierte häufig, wenn ihm die nötigen Dinge zum Nachdenken vorgegeben wurden.
Liams Antwort auf seine.. Rede, die versuchen wollte, das alles glimpflich enden zu lassen, schien.. total unberührt, irgendwie. Das überraschte den Slytherin, weswegen er auch kurz etwas unschlüssig dreinblickte. Wenn sie keine drei Jahre Funkstille gehabt hätten, was ihre Freundschaft anbelangt hatte, dann.. dann hätte Zayn es eigentlich besser wissen müssen. Er hätte bemerken sollen, dass Liam ihm gerade was vorspielte, und eigentlich schlug sein Bauchgefühl Alarm bei der Szene vor seinen Augen. Nur... irgendwas hielt ihn auf, es anzusprechen. Irgendwas. Er wusste allerdings nicht, was genau es war. Unbeholfen grinste der Slytherin ein wenig, schief, rieb sich über den Nacken und zuckte mit den Schultern. Er entschied sich, einfach mitzuziehen bei der... Show. “Stimmt schon.. ist ja nich so, als wäre mir das zum ersten Mal passiert.“ Ja, doch, eigentlich schon. Was das Geschlecht anging. “Also.. abgesehen davon, dass du'n Kerl bist. Und halt mein Bester.“ Und genau aus dem Grund durfte er nicht länger darüber nachdenken.
Er neigte seinen Kopf zur Seite und ließ den Halswirbel leicht knacken, um die Verspannung etwas zu lösen. Während Liam seine Sachen zusammensuchte, tat es der Pakistani ihm sogar nach und zog sich ebenfalls wieder an. Lediglich das Shirt ließ er aus und entschied sich dahingehend lieber für ein frisches - nach einem fetten Duschgang. Die letzten Worte bekam er allerdings noch mit, und.. naja, er konnte das ja nicht abstreiten. Aber wirklich drüber reden konnte er nüchtern.. auch nicht. Nein, vielmehr.. stieg ihm tatsächlich die Röte ins Gesicht. Schnell räusperte er sich wieder, drehte sich halb weg von Liam und sammelte sein eigenes Shirt vom Boden auf. Wieso wurde er denn.. auf einmal rot?

Zayns bester Freund war schwul. Das hatte er ihm, mehr oder minder, eigentlich direkt an den Kopf geworfen, nachdem sie für den Morgen auseinander gegangen waren. Das hatte dem Pakistani dermaßen überrumpelt, dass er nicht einmal darauf hatte antworten können, als mit einem gestammelten Bullshit. Wenigstens war der Bullshit diesmal nichts, was ihn in die Hölle bringen konnte. Nein, halt, er stand schon längst auf der Top10 Liste des Teufels. Wenn nicht an erster Stelle. Jetzt dachte man sich, dass Zayn übertrieb, überreagierte, schließlich war diese eine Sache nur einmal passiert - falsch. Der Grund für sein Empfinden, dass er in die Hölle kommen musste, war schlichtweg der, dass er nicht aufhören konnte, daran zu denken, was sie getan hatten. Wenn Liam doch nur die Klappe gehalten hätte; wenn er ihm nicht offen gestanden hätte, schwul zu sein, dann wäre das dabei geblieben. Dann hätte er die Nacht vorbeiziehen lassen können, sich nicht mehr großartig gedanklich drum kümmern müssen. Aber er.. er sah sich nicht fähig darin, es einfach so dabei zu belassen. Es war, als wäre ein Schalter in ihm integriert worden, nachdem Liam das Zauberwort 'schwul' benutzt hatte, und sobald sich Zayn in gewisser Maßen zu ihm hingezogen fühlte, oder besser gesagt zu den körperlichen Bedürfnissen, dann.. dann wurde der Schalter betätigt. Der Slytherin wusste, wie falsch das war, und wie.. arschig eigentlich, dass er nicht die Eier in der Hose besaß, zu sagen, was er wollte, und stattdessen auf die Alkoholnummer zurückgriff, um sich nicht.. schuldig fühlen zu müssen. Jedes Mal, wenn er diese Hände an seinem Körper spüren, diese Lippen wund küssen und die Muskeln des Anderen anfassen wollte; so griff er nach dem Alkohol, oder mischte es mit diversen anderen Dingen. Er redete sich ein, er tue das, um diese unzüchtigen Gedanken, wie es sein Vater nennen würde, zu unterdrücken; sie im Keim zu ersticken und zu vergessen. Jedoch geschah eher das komplette Gegenteil. Immer häufiger.
Vielleicht war es die Gewissheit, dass es sein Bester Freund war; dass er keine Angst haben musste, von ihm verpfiffen zu werden. Allerdings merkte er gegen seinen Willen, dass da weitaus mehr dahinter steckte. Dass Zayn dieser... beste-Freund-Sache bereits meilenweit voraus war, ohne es zugeben zu wollen. Zu dürfen. Er konnte sich dem nur einfach nicht stellen. Dass es ihn zu einem anderen Menschen machte, davor hatte er fast noch mehr Angst als vor den ganzen Konsequenzen, die das mit sich ziehen konnte. Was, wenn er sich das alles einbildete? Vielleicht fand er das nicht attraktiv, oder anziehend... vielleicht funkten keine Gefühle dazwischen, wenn er sah, wie Liam mit anderen sprach oder diese ihn anflirteten. Es war zum verrückt werden; und das sorgte nunmal nicht weniger dafür, dass sein Drogenkonsum mittlerweile auf Hochturen lief. Er versuchte nicht nur seine Krankheit zu unterdrücken, sondern.. ja, er unterdrückte sich selbst. Immer. Das hatte nicht mit der gleichgeschlechtlichen Sache angefangen, es wurde lediglich ein Teil davon.
Er stellte sich neben den sitzenden Hufflepuff, stütze seine Unterarme lässig auf der Balustrade ab und hielt die Kippenschachtel zwischen den Fingern. Nachdenklich lag sein Blick auf der Schachtel, während er damit rumspielte und das Feuerzeug aus der Packung zog. "Wann wusstest du, dass du schwul bist?" Noch bevor er sich selbst fragen konnte, woher das kam, und warum das so plötzlich von seinen Lippen gekommen war, ohne jeglichen Zusammenhang und.. ohne, dass er jemals wirklich mit ernsten Absichten dieses Wort ausgesprochen hatte, entzündete er sich eine Kippe und inhalierte die Schadstoffe ein. Wieso hatte er das Thema überhaupt angesprochen...

Da war es: Dieses verräterische Stolpern seines Herzens, als Liam ihm eine Antwort gab, und irgendwie, er wusste nicht wieso, schneller schlug. Was sollte das Ganze hier überhaupt, was wollte ihm das Schicksal damit beweisen? Dass er sein ganzes Leben lang gedacht hatte, jemand zu sein, der er nicht war? Dass sein bester Freund einen immensen Einfluss auf ihn hatte, was seine.. Gefühle, seine Orientierung anging? Jetzt wünschte er sich fast, er hätte nicht nachgefragt. Wieso machte ihn das alles neugierig, wieso fand er überhaupt eine Notwendigkeit darin, sich mit ihm darüber zu unterhalten. Klar, er hing selbst drin in der Sache, schließlich musste er herausfinden, warum er sich ständig auf solche Dinge einließ, wenn sie doch gegen seine Prinzipien sprachen. Die Antwort auf solche Fragen machte ihm allerdings im selben Moment wahnsinnige Angst.
"Ah..", gab er lediglich von sich; er hatte nicht mal den Kopf frei für dumme Kommentare oder dergleichen. Jedenfalls noch nicht. Lag vermutlich daran, weil er sich.. ertappt fühlte von dem, was sein Bester erzählt hatte. Nicht in allem, ganz sicher nicht; aber beim letzten Punkt ergriff ihn diese Panik, dass er sich auf etwas einließ, was er gar nicht durfte. Abwinkend rauchte er weiter, und ließ ein "Nur so." verlauten. Im Augenblick konnte man fast meinen, dass Zayn wirklich inständig darüber nachdachte, was er tat, sagte, und mitbekam. Dass er keinen Freiraum für scheiß Gelaber zur Verfügung stehen hatte; wieder einmal erwies sich das als Fehlschluss. "Ich meine, ich bin ja nicht so. Es ist schwer für mich, sowas in Betracht zu ziehen.", ein feines, überspielendes Grinsen zierte sein Gesicht. Was wollte er hier gerade beweisen.. waren es die zwei Joints vom Vormittag, die seinem Urteilsvermögen noch nicht ganz entzogen waren? Und jetzt, ohne sich etwas schlimmes dabei zu denken, schob er noch die kumpelhafte Nummer, indem er seinen Besten mit dem Ellbogen leicht in die Seite stupste. “Aber du kennst mich ja.“ ....oder? Sobald er diesen Satz ausgesprochen hatte, kam er ihm so fremd vor. Als würde es nicht stimmen. Denn, wie könnte ihn Liam jetzt kennen, wenn er selbst nicht wusste, wie.. oder wer er war.

*musikalische Untermalung bc I'm feeling it ~*


Und schon wieder überraschte ihn Liams Reaktion, als er ein unzufriedenes Seufzen von ihm hörte und er von der Balustrade absprang. Zayn drehte seinen Kopf fragend zu ihm, komplette Verwirrung auf dem Gesicht, die sich ebenso an den zusammengezogenen Augenbrauen erkennen ließ. Langsam löste er sich aus seiner Haltung, als sein Bester begann, ihm genau die Dinge an den Kopf zu werfen, die er kurz zuvor - nur harmloser - in Gedanken gehabt hatte. Die Kippe qualmte zwischen seinen Fingern vor sich hin, allerdings juckte ihn das überhaupt nicht; im Augenblick war er viel zu sehr damit beschäftigt, oder besser gesagt damit überfordert, die Worte Liams in einen Kontext zu bringen, der nicht dafür sorgte, dass sich sein Herz schmerzvoll zusammenzog. "Was...", seine Stimme war leise, entsetzt, irgendwie. Vor allem... machte es das nicht besser, wenn er merkte, dass es ihn verletzte. Überhaupt nicht.. denn, wenn er merkte, dass ihn etwas verletzte, wurde er abweisend. Kalt. Und insbesondere brökelte dann gerne mal die Fassade, die er hinter Drogen versteckte. Wir haben uns drei Jahre lang nicht gesehen und du hast immerhin nicht mal gewusst, dass ich schwul bin. Zayn war es Leid, sich schlecht dafür zu fühlen, dass sie keinen Kontakt mehr zueinander gehabt hatten. Und da tauchte es auf: Das kleine, wütende Monster, das er manifestiert hinter einer Mauer versteckt hatte, die gerade einstürzte. "Willst du mir das gerade vorwerfen, Liam? Willst du das wirklich? Frag dich doch mal, wer sich von uns Beiden auf einen anderen Kontinent verpisst hat." Er hatte nichtmal gemerkt, wie seine Stimme hochgefahren war. Wie sie in.. verbitterter Zorn umgeschwungen war. Er hätte noch so viel sagen können, doch er merkte, wie seine Finger schon zitterten. Abfällig schnaufend drehte er sich weg, um jegliche Ausraster zu umgehen. Er wollte ihm nicht zuhören. Er wollte gerade alles, aber Liam Aufmerksamkeit zu schenken gehörte nicht zu, was an seiner ignoranten Körperhaltung zu sehen war. Bis... bis er eindeutig vernahm, wie Liam ihm gestand, dass er.. in ihn verliebt war. Selbst tausende Tonnen Nikotin würden ihm nicht helfen, nach sowas runterzukommen, oder.. sein Hirn davon loslösen zu können. Irritiert, wahrlich unkoordiniert huschten seine Augen über die Balustrade vor ihm. Die Turbulenzen, die sofort in seinem Inneren tobten, alles niedermetzelten, richteten ein riesen Gefühlschaos an. "...was..?" Er drehte sich wieder zu dem Hufflepuff und.. und sah ihn an. So, als.. als hätte er nicht verstanden, was Liam damit gemeint hatte - obwohl man daran nichts missverstehen konnte. Sein bester Freund.. stand auf ihn? Und das schlimmste von allem... empfand er nicht auf was für ihn? Diese Erkenntnis warf ihn fast stärker, heftiger aus der Bahn. "Das.. nein.. verarsch mich nicht.." Er konnte es ihm nicht glauben. Gefühle waren Dinge, die ihn wirklich.. überforderten. Bei denen er nicht wusste, wie sie zu handhaben waren, ohne sich selbst an den Pranger stellen zu müssen. Aber.. Liam hatte Recht. Er hatte das alles getan, dieses ganze.. betrunken sein, um ihn in Bett zu kriegen, um ihm nahe zu sein, um ihn zu küssen.

...Liam hatte sich beinahe umgewandt zu gehen. Und, egal wie aufgewühlt Zayn gerade war, und wie logisch es fast gewesen wäre, seinen Besten vielleicht doch gehen zu lassen, konnte er das nicht zulassen. Sein Gesichtsausdruck schwang von zornig sofort zu.. hiflos erschrocken, irgendwie. "N-nein geh nicht..", hatte er mittendrin fast schon panisch rausgebracht, sogar einen Schritt in seine Richtung gewagt, die Hand leicht, halb nach ihm aussgestreckt - bis er sie langsam wieder sinken ließ, ebenso seinen Blick. Wenn Liam gehen würde, würde ein riesen Teil von Zayns Herzen mit ihm gehen.. und diesen Teil würde er sicherlich nicht - niemals - mit One-Night-Stands ersetzen können. Das wurde ihm zu keinem geringeren Zeitpunkt als diesem klar.. auch wenn er das nicht fassen konnte. Vermutlich redete er sich immer noch ein, dass er sich das einbildete; dass das lediglich durch sein Fehlverhalten in ihm hervorgerufen wurde. Als der Hufflepuff allerdings blieb, ihm sagte, dass er ihn nicht verarschte, und Zayn Angst hatte, in seine Augen zu sehen, da sich in ihnen die pure Wahrheit wiederspiegelte, vor der er sich fürchtete... in dem Moment regte sich was in seinem Inneren. In seinem Kopf, auch wenn dieser noch immer von verinnerlichten Prinzipien gehindert wurde.
Schweigen trat ein, legte sich wie eine schwere Decke aus Unbehagen und Ungewissheit über seine Schultern, schwer und lastend. Der Slytherin konnte den Blick nicht heben, er sah zur Seite, betrübt. Wieso hatte Liam ihm jetzt seine Gefühle gestanden... er konnte das doch nicht einfach so stehen lassen. Und das schlimmste daran: Zayn spürte, dass er nicht lügen könnte. Er.. er könnte ihm nicht in die Augen sehen und sagen, dass er nichts für ihn empfand; weil Liam einen Sinn dafür hatte, wenn Zayn über seine Gefühlslage log. Jedenfalls.. jedenfalls war das damals so gewesen. Das Risiko es auszuprobieren wäre für ihn.. viel zu hoch.
Unschlüssig stand er also da, schüttelte den Kopf und versuchte irgendwelche Worte zu finden. "Was.. was willst du denn von mir hören?", meinte er schließlich, hob den Kopf und blickte seinen Kindheitsfreund vorwurfsvoll an; was im ersten Moment abweisend aussah, allerdings im Zweiten viel zu verzweifelt wirkte. Er.. er wollte niemals zu denjenigen gehören, die Liam verletzten. Immerhin war er derjenige gewesen, der ihn damals vor all dem Grauen.. beschützt hatte. Für ihn da war, wenn er wieder gemobbt wurde, sich sogar mit den Kids geprügelt hatte, weil sie seinen besten Freund zurechtstutzen wollten. Zayn hatte alles für ihn gegeben, um ihm zu beweisen, dass die Welt es nicht darauf abgesehen hatte, Liam weh zu tun.. und jetzt sollte er selbst ein Grund sein? Das tat ihm.. noch mehr weh, als alles andere, was hier vor sich ging.
Und das war anhand seines Gesichtsausdruckes zu erkennen. Der Pakistani betrachtete den Hufflepuff fast schon.. irgendwie leidend. "Ich kann nicht, Liam! Verstehst du nicht, ich.. ich kann das nicht zugeben!" Ja, er war verzweifelt - weil sein Gefühlschaos ein schwarzes Loch hervorrief, in das er gerade fiel. Weil er nicht.. nicht wusste, ob das richtig war. Ob er durfte, ob er.. ob er sich selbst dafür nicht zu sehr im Weg stand. "Ja ich wollte dir nahe sein, okay, ich will es immer noch und ich weiß nicht wieso! Ich hab keine Ahnung was mit mir los ist, und dann.. dann sagst du, dass du in mich verliebt bist, und ich-" Sein Herz schrie lauter als die Gedanken in seinem Kopf, es zerriss ihm nahezu die Brust, um erhört zu werden. Er stockte, weil er das selbst merkte, weil er im Inbegriff war, es zuzugeben. Dass er für Liam etwas empfand, was er für keines der Mädchen jemals richtig empfunden hatte.. und auch für sonst niemanden. "Ich... ich...", er stockte schon wieder. Aber diesmal.. durfte er nicht schweigen, auch wenn ihm das lieber gewesen wäre. Er war seine besten Freund eine Erklärung schuldig. "Ich.. empfinde.. was für dich.." Nun gab es kein zurück mehr; obwohl es fast nur ein gestottertes Flüstern gewesen war.

Er ließ sich anschreien; im Moment hatte Zayn das Gefühl, dass er es verdient hatte. Schließlich waren Liams Worte Dinge, die etwas in ihm hervorriefen; Dinge, die ihn zum nachdenken anregten, und gegen seinen Willen einfach.. stimmten. Er ließ es über sich ergehen, da ihm die Worte fehlten, irgendwas dagegen halten zu können - und zustimmen, oder überhaupt irgendwas zu antworten, lag nicht in seiner Macht. Noch nicht. Aber eine Sache platzte doch aus ihm heraus. "Man Liam! Es.. es ist nicht so einfach, wie du denkst!!" Er schüttelte vehement den Kopf, drehte sich halb von ihm weg und suchte fieberhaft nach einem Ausweg, diesem Gefühlschaos zu entkommen. Doch es ging nicht.. es war ihm nicht möglich. Dafür hing sein... sein Herz bereits fiel zu sehr an seinem besten Freund, ohne dass er es wirklich realisiert hatte.
Als dieser hingegen weitersprach, die Worte nahe zu aus seinem Mund sprudelten und er ihm erklärte, wie es damals bei ihm gewesen war; da blickte Zayn wieder auf. Zögerlich, unsicher. Sein Verstand wechselte zwischen Richtig und Falsch, konnte nichts von all dem auseinander halten. Er fühlte mit, er identifizierte sich mit der Schilderung, die der Hufflepuff ausführte.. und das.. das erschreckte ihn. Zutiefst. Liam hatte irgendwie Recht, und das, was er fürchtete war, dass er sich selbst nicht kannte. Dass er einen Teil von sich immer unterdrückt hielt, weil ihm beigebracht wurde, dass es falsch sei. Nur deswegen war sein Kopf so belegt gewesen, aber als Liam ihm sagte, dass es... normal war, dass er das fühlte, dass er diese Dinge erlebt hatte, wovor Zayn sich fürchtete.. bekam er beinahe das Gefühl, als könnte er das.. nachempfinden. Insbesondere der letzte Satz traf ihn, direkt ins Herz, aber es stimmte. Er merkte selbst, dass er das nicht.. verbergen konnte, was er empfand. Vor allem nicht, nachdem es so explizit ins Gespräch gekommen war.
Geschlagen blickte Zayn zu Boden, fühlte sich so kraftlos, weil er dachte, alles falsch zu machen. Ausnahmslos alles. "Liam....-", er hob den Kopf wieder, drehte sich langsam zu seinem Freund zurück, doch war ihm dieser nach seinem Geständnis, das er so.. unsicher, so mühsam, und doch ehrlich über die Lippen bekommen hatte, zuvor gekommen. Denn plötzlich waren es nicht Worte, die sprachen, sondern Taten - eindeutig. Erst, als Liams Lippen auf seinen lagen, realisierte er, was hier gerade passierte. Der junge Zauberer dachte, er würde Magie in all seinen Facetten und Formen kennen.. aber nichts hatte ihn jemals so umgehauen, als das, was durch diesen Kuss in seinem Inneren vorging. Er.. er wollte es nicht zurückhalten, die Gefühle, die durch seinen Bauch tobten, die den Rhythmus seines Herzschlages in die Höhe trieben, die dafür sorgten, dass sein Körper vor Aufregung fast schon zitterte. Und es.. es tat so gut. Es tat so gut, diesen Kuss zu erwidern, auch wenn manche Dinge in ihm dagegen waren - aber nicht sein Herz, und auch nicht seine Gefühle. Die jubelten in jeglichen Oktaven und Dreiklängen einer Klavier-Sinfonie. Zayn küsste seinen.. besten Freund, und es fühlte sich.. fast richtig an. Wenn er sich nicht selbst im Weg stehen würde. "...was.. was ist, wenns nicht funktioniert?", fragte er leise in den Kuss hinein, wollte allerdings die Nähe zu ihm.. nicht verlieren. Die würde er niemals verlieren wollen, wenn er ehrlich war.

Er verkniff sich jegliche Antworten, da er nicht wusste, was er überhaupt dazu sagen sollte. Er wollte.. er wusste eben nicht, was er wollte, im Grunde genommen hatte er keine Ahnung, auf was er sich einließ; und ob irgendwas von dem, was er tat, richtig oder falsch war. Er tat sich im Augenblick ebenso unglaublich schwer darin, Liam die Wahrheit zu sagen. Nicht etwa deswegen, weil er ihm nicht vertraute oder dergleichen. Der Pakistani fand lediglich keine.. Worte, die das beschreiben, oder gar gut erklären konnten. Er hatte nicht nur wegen seinem Glauben Angst davor, oder wegen seines Vaters, was die größere der beiden Ursachen gewesen war; sondern.. vor sich selbst, dass er vielleicht nicht wusste, was er tat, dass er nicht im Stande war, die Person, die ihm so viel, so unglaublich viel bedeutete, die Liebe zu geben, die er verdiente. Denn wenn er eins aus ihrer Freundschaft gelernt, und gemerkt hatte, dann war es, dass Liam die Welt verdiente - ihm stand Liebe zu, Zuneigung und Wertschätzung in vollster Intensität. Und.. was war, wenn Zayn ihm dahingehend nicht gerecht werden konnte? Was in ihm sah Liam, in das er sich verliebt hatte? Fragen um Fragen.. dabei fehlte ihm eine explizite Antwort: Wie konnte er jemandem Liebe geben, wenn er nicht wusste, wie das ging?
Und genau dort lagen seine Bedenken.. seine Ängste, warum er daran zweifelte, dass es funktionieren sollte. Klar, er dachte auch an die äußeren Einflüsse. Von wegen 'outing' und so, was ihm.. wohl auf die Schnelle nicht leicht fallen würde. Obwohl er bei dem Kuss, den sie teilten, drei bestimmte Worte ziemlich stark auf der Zunge brannten, und er in diesem Augenblick gerne hinausgeschrien hätte, wie er fühlte. Doch, als die Zweifel erst einmal hochkamen, so schwiegen sie ebenso die Glücksgefühlsausbrüche tot; naja, nicht allzu heftig, aber.. er dachte eben an das 'was wenn es nicht klappt.' Er traute sich fast nicht, Liam dabei in die Augen zu sehen. Bei dem Ausdruck, den sein Bester in den Seinen liegen hatte, wurde er.. schwach. Und sein Herz deutlich wärmer, was er nunmal nicht kannte. Er müsste sich dran gewöhnen, dass einzig und allein Liam derjenige war, der sein Herz zum Schmelzen bringen konnte; und nur er.
Weniger zuhören tat der Slytherin ihm alledings nicht. Er hörte ihm sogar sehr.. sehr aufmerksam zu, und spürte, wie sensibel er darauf reagierte. War er wirklich für sowas.. bereit? Zayns Vertrauen, was die Liebe betraf, glich einer Porzellanpuppe. Wunderschön, wenn man es pflegte, gut und sicher zu handhaben wusste, kostbare Zeit hineininvestierte, doch einmal losgelassen, zerbrach das schöne, ebene und reine Porzellan auf dem kalten Boden der Enttäuschung. Zayns Herz war zerbrechlich, nicht kalt - ein großer Unterschied. Und wenn.. wenn er sich von seinen Gefühlen leiten lassen sollte.. dann musste er hoffen, dass es funktionierte. Er atmete tief durch, blickte zu dem Hufflepuff auf und.. fühlte sich so geborgen, als dieser seine Arme um seinen Körper legte. Sicherheit.. er versprach ihm Sicherheit. Auf seine eigenen Kosten. War es wirklich das, was Liam wollte? Konnte Zayn so egoistisch sein? Aber.. wenn es nunmal nicht anders ging, für den Anfang.. "Bist du dir sicher, dass du das willst?" Dass du mich willst.., hätte er beinahe korrigiert, seine Finger lagen still auf der Brust seines Besten, verborgen, um nicht vor Nervosität oder.. wie auch immer er es nennen wollte, zu zittern. "Wenn.. wenn du das wirklich willst, dann..", sein Blick glitt zu Liams Lippen, und schwenkte wieder zurück zu seinen Augen. "..dann will ich's auch."