Wer?: Sunny Davenport & Noah Aaronson
Datum?: Beginn: Mitte September 2020
Ort/Raum?: San Francisco und Umgebung
Was soll etwa passieren?: Ein Vampir trifft auf eine Schülerin und plötzlich wird ihrer beider Leben umgekrempelt.
Raiting?: FSK 16

"Es ist endlich mal eine eine Schulveranstaltung mit Kick. Komm schon, Sunny. Wann warst du das letzte Mal draußen? Also... so RICHTIG? Die Natur wird dir gut tun! Nicht ständig im Stadtbezirk rumhängen, oder in den kleinen Parks um die Ecke. Kannst auch unter freiem Sternehimmel am Lagerfeuer in dein Tagebuch schreiben! Und... ich wette die süßen Typen stehen schon Schlange, um sich ein Zelt mit dir zu teilen." Das wissende, vielsagende Lächeln meiner besten Freundin brachte mich automatisch dazu, den Blick lächelnd zu Boden zu senken. "Caroline..", gab ich leise lachend von mir, worauf sie sofort zu erwidern wusste: "Was denn? Ist doch so! Hast du mal Connors Blick gesehen? Wenn der dich nicht auf den Weihnachtsball einlädt, fress ich meine Highheels. Und ich rede nicht von meinen Schnäppchengütern, Schätzchen." Erneut bebten meine Schultern leicht vor Lachen und ich schüttelte den Kopf. Themenwechsel in einem Satz lag ihr schon immer im Blut. Sie hatte wirklich ein Gespür dafür, von einem zum nächsten zu springen, und trotzdem nichts dabei zu vergessen - oder gar unerwähnt zu lassen. Ich hob den Kopf wieder und zog meine Augenbrauen leicht hoch. "Ich will nichts von ihm. Wirklich nicht." Ein Augenbrauenwippen ihrerseits, ein frechen Kommentar dazu konnte sie sich natürlich nicht verkneifen. "Aber er sehr offensichtlich von dir! Lass dir das nicht entgehen! Außerdem kannst du mich nicht alleine lassen. Ich bin deine beste Freundin, halloooho?" Ihre blonden Locken fielen von ihren Schultern über ihren Rücken, als sie mit einem Kopfrucken ihre Aussage bekräftigte. Geschlagen seufzend hob ich die Hände und ergab mich, ihrem Wunsch Folge zu leisten. "Schon gut, schon gut.. Aber nur für dich!" Freudig klatschte sie sich ein paar Mal in die Hände, fiel mir - was in unserer Sitzposition ziemlich wacklig ausfiel - um meinen Hals und drückte mir einen Wangenkuss auf. "Du wirst es nicht bereuen, Sunny. Das werden super 3 Tage!" Ich ließ mich zu einem, wenn auch etwas unbeholfenem Lächeln hinreißen. Hoffentlich.

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"Also gehört das dahin und das... hä... nee.. okay Moment, aaalso. Das da kommt dahin, und... wo kommt das denn hin. Also irgendwie ist diese Anleitung falsch. ...wer soll das denn verstehen?!" Aufgebracht ließ Caroline die Karte in ihren Händen sinken und wollte gerade mit ihrem Gefluche fortfahren, als sie stockte. Ich richtete mich aus meiner gebückten Position auf, nachdem ich den letzten Halter fest in der Erde angebracht hatte, und klatschte mir den Dreck von den Händen. "Wie... wow", war das einzige, was meine Freundin verdattert von sich gab. Dass das Zelt bereits stand, ohne jegliche Hilfe ihrerseits, machte sie sprachlos. "Tante Jenna hatte schon immer ein Faible für's Zelten. Irgendwann.. merkt man sich's automatisch..", rechtfertigte ich mein Handeln und zuckte engelsgleich lächelnd mit den Schultern. "...Wie lange sind wir schon befreundet?", fragte mich Caroline - durch die Ironie in ihrer Stimme ließ sich erahnen, dass es eine rhetorische Frage gewesen war - und sie legte den Arm um meine Schultern. "Bin ich froh dass du dabei bist!" Gemeinsam verfielen wir in ein melodisches Lachen und ich stupste ihr in die Seite, als ich aus dem Augenwinkel eine Gestalt ausmachen konnte. "Achtung, Matt im Anmarsch. Ich.. lass euch mal alleine", gab ich flüsternd von mir, musste zuckersüß frech lächeln, und trat von den Beiden weg, ohne ihr die Chance zu lassen, sich über meine Aktion aufzuregen. "Dafür räche ich mich spä..! Oh, Hi Matt..", war das einzige, was ich noch vernommen hatte, bevor ich mich leise kichernd zu der einzigen Holzhütte begab, die hier zu finden war.
"Ahh, Sunny! Gut dass ich dich treffe. Ich hab die anderen bereits schon geschickt, aber wir brauchen unbedingt noch ein bisschen Feuerholz, alles klar?", ertönte eine männliche Stimme neben mir, welche von niemand anderem als Mr. Wellington sein konnte. Ich wandte meinen Blick zu ihm, nicht ganz wissend, was ich darauf jetzt antworten sollte. Klang in meinen Ohren nach einer Aufforderung, der ich nachgehen müsste. "Ähm.. ja klar.. kann ich machen", entgegnete ich daraufhin unüberlegt, auch wenn ich mir damit gerade selbst ins Bein geschossen hatte. Sofort retuschierte ich meine Unsicherheit hinter einem höflichen, feinen Lächeln; das letzte, was ich meinem Lehrer jetzt beichten würde, wäre meine Orientierungsschwäche. "Super, danke! Sobald du genug hast können wir uns auf ein schönes erstes Campfeuer für heute Abend freuen!" Mit einem breiten, enthusiastischem Grinsen wandte er sich von mir ab, während ich noch etwas unschlüssig an Platz und Stelle stand.
Okay... Feuerholz. Kann.. doch nicht so schwer sein, dachte ich mir, als ich nachdenklich auf meiner Unterlippe rumknabberte, meinen Blick herumschleifen ließ, und schließlich in die nächst beste Richtung steuerte. Einfach nur den Weg merken. Wie hat das Jenna immer gemacht.. Irgendwelche.. Zeichen zurücklassen erinnerte ich mich selbst daran, während ich mich langsam, allerdings immer weiter von der Gruppe entfernte und mir den Weg durch Bäume und Büsche bahnte.

Noah Aaronson lebte jetzt seit 2 Monaten in dem großen, alten Landhaus mitten in einem der Walder rund um San Francisco. Für einen Vampiren war es nicht weit in die Stadt, aber nicht mal er hörte den Lärm hier und es war so verlassen, dass niemand bemerkt hatte, wie er die letzte Eigentümerin des Hauses umgebracht und verbrannt hatte. Sie war schon alt gewesen und dazu paranoid, so dass sie nie bei den gleichen Leuten angerufen hat, um ihre Einkäufe zu bekommen. Sie hatte auch nie festgelegte Zeiten gehabt um rauszugehen, wenn sie denn überhaupt rausgegangen war und genug Geld gehorded um Noah fürs erste ein angenehmes Leben zu bescheren. Alles in allem war ihr Blut eher lasch gewesen, dass Haus aber der perfekte Platz um einige Zeit zu bleiben. Genau das hatte Noah auch vor, denn San Francisco wimmelte nur so von Nachtschwärmenden, hübschen, unvorsichtigen Mädchen und Kriminellen, denen er Morde in die Schuhe schieben konnte.
Da er langsam auch wieder Blut brauchen konnte, war er heute unterwegs in die Stadt. Zumindest war er eigentlich unterwegs, denn auf der Hälfte des Weges wurde der Geruch nach frischem Blut und der Lärm einiger Personen immer lauter, also war er blitzschnell in einen Baum geklettert und von Baum zu Baum näher an die Gruppe heran. Ein ganzer Haufen Jugendlicher, mitten in seinem Wald! Er müsste es nicht mal jemandem in die Schuhe schieben, sondern es einfach wie einen Unfall aussehen lassen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Züge des Vampiren, während er seinen Blick über die Schüler und ihren Lehrer schweifen ließ. Es waren ein paar Mädchen dabei. Weniger als Jungs, aber er konnte sich getrost eine aussuchen. Er musste nur auf eine Gelegenheit warten...
Es war, als gäbe es doch irgendeine Macht in diesem Universum, die ihm heute gnädig gestimmt war, denn tatsächlich entfernten sich kurz darauf einige Jungs vom Lager und nur Minuten später ein braunhaariges Mädchen. Schlank und schön genug um sein Opfer zu werden. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen, als er ihr lautlos folgte. Er wollte bis zum letzten Moment warten. Bis zu dem Moment, in dem sie sich umdrehte um zurück zu gehen, nur um sicher zu stellen, dass sie soweit wie möglich vom Lager weg waren. Und heute würde es schnell gehen. Keine Spielchen, kein langes Verführen, immerhin waren sie mitten im Wald. Er würde sie stellen, er würde ihre Angst sehen, riechen, schmecken und dann würde er sie töten. Einen Moment fragte er sich, was für Ängste sie überhaupt hatte, aber vermutlich waren es die gleichen wie bei jedem Mädchen in ihrem Alter. Die Angst keinen Freund zu bekommen oder betrogen zu werden, die Angst zu Versagen, die Angst sich zu blamieren. Kleinigkeiten die er schon so oft gesehen hatte, dass er es ihn nicht mehr reizte, ihm keinen Kick mehr gab. Das Mädchen schien weiter zu laufen und er sah, wie es langsam etwas dunkler wurde. Vielleicht konnte er den Plan ändern. Sie war eigentlich zu hübsch um sie einfach zu töten. Er könnte sie mit nehmen... Nur für eine Nacht... Und dann konnte er sie an einer Stelle ablegen, an der die anderen sie am nächsten Morgen finden würden. Dieser Plan klang fast noch besser und die blauen Augen des Vampiren glitzerten bei der Vorstellung.

Mit meiner Hand schob ich die Äste und Zweige, die sich mir in den Weg stellten, zur Seite, stieg über mal dünne, mal größere Baumstämme, die sich über den Pfad gelegt hatten. Dabei achtete ich stets darauf, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Erstens, das Feuerholz. Und Zweitens, den Weg zurück. Ich hatte bereits schon ein paar Tricks versucht anzuwenden, wie zum Beispiel die Bäume mit Beeren von den Büschen, an denen ich vorhin vorbei gekommen und eine handvoll roter Früchte mitgenommen hatte, leicht und flüchtig einzureiben, sodass diese einen Farbfleck hinterließen. Ich wollte ungern die Hoffnung verlieren, es nicht mehr zurückzuschaffen; diesmal strengte sich mich wirklich an. Außerdem würde Caroline sonst vor Sorge sterben, und das wollte ich ihr wirklich ersparen. Das hatte sie die letzten zwei Jahre schon genug tun müssen.
Obwohl ich mich dafür ins Zeug legte, irgendwas zu dieser Veranstaltung beizutragen, stellte ich schnell fest, dass ich noch nicht sehr weit mit meiner Aufgabe gekommen war. Ich beließ es bei den Beeren, die ich nun zu Genüge für meine Zwecke missbraucht hatte, und bückte mich stattdessen mal nach ein paar Stöcken, die recht brenntauglich aussahen. Immer wieder tat ich ein paar Schritte nach vorwärts und sammelte das Holz auf, das nicht durch die feuchte Erde durchnässt oder vermodert war. Leise seufzend versank ich schnell in meinen Gedanken. Ja, ich habe sehr viel Spaß.., schoss es mir sarkastisch durch den Kopf, als ich mich wieder aufgerichtet hatte. Ich musterte das unsagbar faszinierende Brennholz in meinen Händen kurz abschätzend; das würde schon reichen, wenn man davon ausging, dass die anderen ebenfalls unterwegs waren. Den Blick auf den Stöcken in meinen Händen gerichtet, drehte ich mich flach ausatmend wieder um und wollte den Rückmarsch antreten. Doch als ich den Blick im selben Moment hob, machte mein Herz einen gewaltigen Satz; augenblicklich war ich erschrocken nach Luft schnappend zusammengezuckt und hätte das Holz beinahe fallen gelassen. Instinktiv hatte ich dabei einen Schritt zurückgesetzt; die Person, die mir unmittelbar gegenüber stand, hatte ich nicht einmal ansatzweise kommen hören.

Der Sonnenuntergang war nicht mehr weit weg, weshalb Noah deutlich aufmerksamer wurde. Das Mädchen sammelte Feuerholz, obwohl es mehr dünne Äste waren und sicher nicht für mehr, als zum anzünden gebraucht werden könnten und sie schien ihren Weg markieren zu müssen, also würde sie sicher nicht mehr sonderlich lange durch den Wald streifen. Ein gefährliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er entspannt auf dem hohen Baum saß und sie beobachtete. Sie bückte sich noch ein, zweimal, dann schien sie genug zu haben und drehte sich um. In dem Moment, in dem Noah das registriert hatte, landete er schon lautlos auf dem federnden Waldboden, nur wenige Schritte von seinem heutigen Opfer entfernt. Für ihn schien eine kleine Weile zu vergehen, aber für das Mädchen war es nur eine Schrecksekunde, bevor sie schon zusammen zuckte und einen Schritt zurück machte, weshalb Noah mit einem vorsichtigen Lächeln die Hände hob. "Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken.", sagte er gerade so laut, dass sie es verstehen konnte, aber auch so leise, dass sie vielleicht wieder einen Schritt näher machen würde um besser zu hören. Ihre schreckhafte Reaktion hatte automatisch dazu geführt, dass sein Herz ein wenig schneller schlug und dank ihrem Blutgeruch atmete er tiefer. Oh das würde eine wundervolle Nacht werden. Besser als viele, da war er sich sicher. "Bist du.. alleine hier?", fragte er mit einem scheinbar besorgten Stirn runzeln, die Hände immer noch erhoben. Mit der Jeans, den festen Schuhen, dem Shirt und dem offenem Hemd darüber wirkte er wie jemand, der öfter mal im Wald war, was er beabsichtigt hatte. Nur deswegen hatte er auch das Hemd aufgemacht und er hoffte, dass es bei ihr zog. Immerhin wirkte er auch wie jemand in ihrem Alter.

Die Stimme des Fremden - der schätzungsweise höchstens 2 bis 3 Jahre älter als ich sein konnte - hatte etwas an sich, was mich von meinem flatternden Herzen befreite und mich wieder beruhigte. Ich schlug den Blick leicht nieder und schüttelte abwinkend den Kopf. "Kein.. kein Problem. Ich glaube ich habe auch einfach ein bisschen.. überreagiert", entgegnete ich auf seine Entschuldigung hin und guckte wieder auf. Meine warmen, braunen Augen trafen auf die beeindruckenden, eisig blauen des Dunkelhaarigen; die winzige, unscheinbare Wirkung, die sie auf mich hatten, verflog allerdings, als er erneut zum Sprechen ansetzte. Bist du alleine hier? Wenn er nicht wie jemand meines Alters ausgesehen hätte, und weder diese beruhigende, dunkle Stimme, noch diese leichte Besorgnis in den Augen gehabt hätte, wäre das dieser typische Satz gewesen, vor denen Mütter ihre Kinder warnten. Sprich nicht mit Fremden, steig nicht in das Auto fremder Leute ein, geh auf Abstand. Nur bekam ich dieses befremdende Gefühl nicht; schließlich war er nichts weiter als jemand, der eventuell auf ein Spaziergang hierher gekommen sein könnte. So wie ich es immer tat, wenn ich einen ruhigen Ort brauchte, um in mein Tagebuch zu schreiben. "Ähm.. ja, also.. eigentlich bin ich nur auf der Suche nach..", mein Blick glitt hinab auf das Holz, und ein feines, freundliches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, "..naja, Lagerfeuer. Campen. Solche Sachen eben." Ich betrachtete meinen Gegenüber und hob meine Schultern etwas. "Ist eigentlich nicht so meins.. aber..", ich ließ den Satz offen, presste meine Lippen leicht aufeinander und ließ meinen Blick wieder zur Seite schweifen.
Es würde bald dunkel werden, und wenn ich jetzt nicht gehen würde, würde ich wohl nicht mehr zurückfinden. Die Erinnerung an den Weg, den ich zurückgelegt hatte, verschwamm bereits, und ich hielt etwas Ausschau nach meinen Zeichen, die ich mir gelassen hatte. Das Stimmengewarr meiner Mitschüler konnte ich auch nicht mehr richtig ausmachen. "Ich.. ich sollte vielleicht wieder..", ich gestikulierte vage, so gut es eben mit Stöcken in den Händen möglich war, in eine unbestimmte Richtung und blickte zurück zu dem Dunkelhaarigen. "Vorausgesetzt ich finde den Weg zurück", fügte ich hinzu und lächelte eine Spur unsicher, da ich an meinen Orientierungsfähigkeiten mächtig zweifeln schien. Einerseits war ich eigentlich ein relativ aufgeschlossener und offener Mensch, doch sein Erscheinungsbild strahlte irgendwas aus, was ich nicht in Worte fassen konnte. Irgendetwas, was mich.. ein wenig einschüchterte. Und ich wusste wirklich nicht, woran das lag.

Ihr Herz schlug jetzt wieder ruhiger, als sie den Blick senkte und leicht den Kopf schüttelte, was dazu führte, dass Noah ganz leicht anfing zu lächeln. Also hatte er die richtige Wirkung auf sie. "Wir sind mitten im Wald, es überrascht mich eher, dass du nicht angefangen hast zu schreien." An seinem Lächeln konnte man den Witz spüren, aber in seinen Augen schimmerte es unsicher. Als wüsste er nicht, ob es witzig war und als wäre er daran gewohnt, dass er meistens falsch verstanden wurde, wenn er solche Scherze machte. Es war nicht zu auffällig. Noah wusste, wie er solche Gefühle ganz leicht in das Unterbewusstsein der Mädchen streute. Mädchen waren empfänglicher für sowas und sie machten sie oft und schnell Sorgen oder bekamen Mitleid. Langsam ließ er jetzt auch seine Hände sinken und schob die rechte in die Hosentasche, während die andere einfach nur herunter hing. Er ließ sich nichts an ihr entgehen, keine Regung, keinen Herzschlag, kein Atemgeräusch. In ein paar Stunden würde all das verschwinden. Oh ja sie war wunderschön... Genau nach seinem Geschmack.
Als würde er ihren ersten Satz nicht verstehen hob er leicht eine Augenbraue und sah dann auf das Holz, bevor er anfing ganz leise zu lachen. "Oh Lagerfeuer hm? Damit.. kommst du aber nichts weit.", stellte er, immer noch leise, aber amüsiert fest und sah ihr dann wieder in die Augen, bevor er die Stirn runzelte. "Wenn du es nicht magst.. warum machst du es dann?", fragte er, bevor er schnell den Blick senkte. "Entschuldige.. ", murmelte er, als würde er sich für seine lange Fragerei entschuldigen wollen. Durch die Bäume leuchtete das rot-orange des Sonnenunterganges. Bald würde der Himmel leicht grünlich schimmern und nach oben ins blau übergehen. Seine Lieblingstageszeit, abgesehen von Mitternacht.
Als sie wieder sprach sah er nach oben. "Oh.. ja...", murmelte er, hob dann aber wieder eine Augenbraue. Er wollte sie nicht gehen lassen. Er wollte, dass sie noch mehr Angst bekam und wenn sie diese Angst hatte, dann würde sie ihm unbedarft folgen und er würde sie noch etwas weiter weg führen. So bald ihn die Stimmen nicht mehr störten und die anderen ihre Schreie nicht mehr hören könnten, würde er sie packen und in das Haus bringen. Sie war hübsch genug um die erste zu sein, die dieses Haus mit ihm betrat. "Na ja.. es wird langsam dunkel.", sagte er leise, wobei seine Augen ein wenig heller funkelten. Er konzentrierte sich auf sie, stimmte seinen Herzschlag auf ihren ein und dann... nichts. Er versuchte ihre Gedanken zu fassen, aber er hatte keinen Anhaltspunkt, er konnte nicht in ihre Angst, konnte nichts heraus ziehen, ihr zeigen und sie voller Angst zusammen sinken lassen. Etwas verwirrt holte er tief Luft und versuchte es nochmal, aber wieder funktionierte es nicht. Ließ seine Gabe ihn im Stich? Nein.. bei dem Eichhörnchen funktionierte es. Er konnte sogar die Jugendlichen schwach erreichen, aber das Mädchen vor ihm schien es nicht mal wirklich zu bemerken. Sie war ein Mensch, keine Frage, aber sie war immun. Kurz hielt er die Luft an, dann fing er sich und lächelte sanft, den Blick Richtung Boden, die Augen wieder normal. "Du... du solltest nicht alleine hier herum streifen.. Besonders jetzt nicht. Ich begleite dich zurück okay?", sagte er warm und sah sie dann vorsichtig an. Sie würde heute nicht seine Mahlzeit werden. Er musste wissen, warum sie so war, warum sie immun gegen seine Gabe war, die über all die Jahre so viel Unheil angerichtet hatte. Es tat weh auf sie zu verzichten, aber er würde eine andere bekommen und die würde damit sterben müssen, dass sie seine zweite Wahl war. Zweite Wahlen hatten es bei ihm nie leicht.

Ich hob meine Augenbrauen ein wenig an bei seinen Worten. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, nicht kurz vor dem Schreien-Part gewesen zu sein, so plötzlich, wie er hinter mir gestanden war. Besonders, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass mir jemand auf den Fersen sein könnte. Und eigentlich war ich relativ wachsam, wahrscheinlich hatten mir meine Sinne und die Tatsache, dass ich kurz tief in Gedanken gewesen war, einen heftigen Streich gespielt. "Ich glaube die meisten Leute sind nicht daran gewöhnt dass sich jemand an sie anschleicht. Dazu.. gehöre ich auch, denk ich", erwiderte ich zaghaften Gesichtsausdruckes, ehe zum Ende meiner Antwort hin ein feines, ertapptes Lächeln an meinen Mundwinkeln zupfte. Ich war wirklich schreckhaft, und obwohl das schon damals ein paar meiner Freunde und Klassenkameraden jedes Mal auf's Neue ausgenutzt hatten, gewöhnte ich mich nie daran.
Seine lockere Haltung gab mir kurz die Möglichkeit, ihn unbewusst und auch nur flüchtig zu mustern. Kannte ich ihn irgendwoher? Ich versuchte mir im Kopf zu erklären, warum er hierher gekommen war. Nachfragen tat ich einfach nicht, ich hatte das Gefühl, dass es sonst danach klingen würde, als würde ich ihm irgendetwas unterstellen - was ihm womöglich nur nochmal eine weitere Entschuldigung entlocken würde. Unschlüssig stand ich mit meinem... tollen Brennholz auf den Armen rum und schämte mich beinahe schon ein wenig dafür, als er meinte, dass ich damit nicht sehr weit kommen würde. Ich starrte ihn unabsichtlich an, doch als ich das bemerkte, wandte ich meinen Blick schnell von ihm ab und senkte ihn so beiläufig wie es ging auf meine Erbeutung. "Ähh.. jaaa.. meine.. meine Mitschüler haben bestimmt auch noch was", versicherte ich, was nach einer kleinen, unsicheren Rechtfertigung geklungen hatte. Sein leises Lachen hatte mich.. irgendwie verunsichert. Bei seiner nächsten Frage stockte ich einen Moment, schaute mich leicht um, als suchte ich einen Grund dafür, warum ich hier Feuerholz suchte. Oder überhaupt an diese Veranstaltung teilgenommen hatte. "Meine beste Freundin wollte dass ich.. mitkomme, und dann kam sie mit der Begründung dass ich mich ablenken soll und.. Irgendeinem Typen der irgendwas von mir will und..", ich realisierte, was ich für unwichtige Dinge erzählte, und blieb deshalb - wieder - mitten im Satz hängen. Ich bekam seit der langen Wanderung keinen einzigen, gescheiten Satz mehr hin. Nicht fassend, wie blöd ich mich gerade anstellte, schüttelte ich leise über mich selbst lachend den Kopf. Vielleicht lag das auch daran, dass ich lange nicht mehr ein Gespräch mit jemanden geführt hatte, der ziemlich attraktiv auf mich wirkte. "Tut mir Leid, ich bin heute irgendwie nicht ganz bei der Sache", gab ich von mir, denn wenn es schon soweit war, dass ich einem völlig Fremden etwas aus meinem langweiligen Alltag erzählte, sollte ich mich echt entschuldigen.
Mein Blick streifte automatisch wieder zu den Bäumen meiner Rechten, zum Himmel, und der untergehenden Sonne am Rand des Horizontes, welche den blauen Himmel in ihre rötlich-orange Farbpalette eintauchen ließ. Mit der Abendsonne sanken auch die Temperaturen, weshalb ich, mit einem ehrlichen, zufriedenem Lächeln auf den Lippen aufgrund dieses wunderschönen Szenarios das sich in meinem Blickfeld befand, ein wenig frösteln anfing. Ich zog die Schultern hoch und atmete die Herbstluft ein; genau zu diesem Zeitpunkt merkte er an, dass es langsam dunkel werden würde. Von den langen Schatten, die die Bäume auf den Waldboden vor uns warfen, schaute ich zu ihm und begegnete diesmal einem Blick, der mich ein wenig zu irritieren wagte. Das eisige blau lag intensiv auf mir, als hätte er sich erst jetzt die Zeit genommen, mich genauer in Augenschein zu nehmen. Mein Gesichtsausdruck wurde eine leichte Spur verwirrter, meine Brauen zogen sich von selbst ein wenig zusammen. Seinen Blick kein Bisschen deuten könnend blickte ich etwas zur Seite, um vielleicht nach dem wahren Grund seines intensiven Blickes zu suchen. Doch auch neben mir war nichts, was mir erklären könnte, warum er mich gerade so anschaute.
Meine Augen wurden jedoch wieder von den Seinen angezogen; bis er schließlich lächelnd zu Boden guckte und mich für einen kurzen Augenblick verwundert zurückließ. Schnell blinzelte ich ein paar Mal und wandte den Blick auf verschiedene, unbestimmte Punkte auf den Boden. Seine Worte an mich ließen mich allerdings sofort aufblicken. "Äh.. das.." Augenblicklich kreiste Carolines Stimme durch meinen Kopf, welche mir schon unzählige Male eingetrichtert hatte, die Gentlemanhaftigkeit eines Mannes nicht immer abzulehnen, weil sie es sonst irgendwann verlernen würden. Innerlich ihre Stimme aus meinem Kopf jagend, versuchte ich ein dankbares Lächeln zu Stande zu bringen. Ich war einfach Grotten schlecht im Flirten geworden, das.. das war einfach so geworden. "Das ist wirklich nicht nötig..", setzte ich nochmal an und brachte auch ein akzeptables Lächeln zustande, für was ich aber wahrscheinlich von Caroline einen Schlag auf den Arm gekriegt hätte.

Als sie so die Augenbraue hob ließ Noah sein Lächeln schnell wieder verschwinden und sah sie sofort unsicher und entschuldigend an. Besonders als sie anfing zu reden, denn das klang nach etwas, was einem unsicheren Jungen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Das passierte bei Noah nicht, aber er wirkte etwas verunsichert. "Entschuldige.. ich bin es einfach gewohnt.", meinte er mit einem schiefen Lächeln. "Wenn ich mit meinem Onkel jagen gehe muss ich immer so leise sein.. Das hab ich mir angewohnt.", log er sich eine Erklärung zusammen, die sogar einen Lügendetektor ratlos zurück gelassen hätte und lächelte selber vorsichtig. Er mochte diese Rolle. Die Mädchen mochten sie auch. Nicht, dass sie sich in jemanden verlieben würden der so unsicher war, aber sie vertrauten solchen Typen und waren umso überraschter, wenn er sie dann plötzlich tötete.
Sie schien nicht weiter nachfragen zu wollen, aber selbst wenn sie es getan hätte, hätte er die richtigen Antworten parat gehabt. Er lebte eben schon lange genug um sich auf all das eingestellt zu haben. Auf die immer gleichen Fragen, die immer gleichen Reaktionen. Menschen hielten sich für Individuen, aber meistens ähnelten sie sich so extrem, dass man gar nicht anders konnte, als sie in Schubladen zu stecken. Nicht so dieses Mädchen vor ihm. Sie hatte etwas, dass ihr heute das Leben retten würde. Woran das lag wusste er noch nicht, aber er würde es rausfinden. Vielleicht war es etwas einmaliges und es passiert nur heute so, aber falls nicht, musste er das wissen.
"Oh.. na dann..", meinte er mit einem schiefen Lächeln und musterte sie, als sie sich so umsah. Sie wirkte, etwas verunsichert.. Fast so unsicher, wie er sich gerade gab und auch als sie weiter redete, änderte sich das nicht, obwohl sie tatsächlich ziemlich offen redete. "Aah und ein Camping Ausflug ist wohl der richtige Moment für.. Typen die etwas von einem wollen..", meinte er vorsichtig und fast fragend, wobei er sich innerlich vor Lachen krümmte. Auch er wollte etwas von ihr und für ihn wäre dieser Camping Ausflug genau der richtige Moment gewesen, auch wenn er ihn jetzt nicht nutzte änderte das nichts. Andererseits war diese Konkurrenz doch der perfekte Anreiz.
"Schon okay.. ich hab dich ja auch ziemlich aus dem Rhythmus gebracht.", meinte er vorsichtig und lächelte immer noch leicht. Er sprach auch weiterhin so leise wie am Anfang.
Erst nach seinem Vorschlag und ihren ersten zögerlichen Worten seufzte er und richtete sich jetzt auf. "Ich bestehe darauf. Ich habe dich erschreckt, dann kann ich es damit ja wieder gut machen.", sagte er mit einem weichen Lächeln und sah sie auffordernd an. Als ob er sich das entgehen lassen würde. Nach allem, was er bei ihr sah und vor allem nach allem, was er bei ihr nicht sah. Ein wunderschönes, immunes Mädchen, aber er würde nicht mal von ihrem Blut kosten. Er würde sich zurück halten bis er mehr wusste und er würde heute trotzdem noch jemanden finden. "Also... wo lang?", fragte er lächelnd.

Ein schlicht überraschter Ausdruck legte sich auf meine Gesichtszüge und ich konnte nicht anders als diesmal etwas offener, doch noch immer eher zurückhaltend zu Grinsen, als ich entgegnete: "Jagen? Dann muss dein Onkel ja.. verdammt stolz auf dich sein.." Ich hob die Schultern ahnungslos, in meinen rehbraunen Augen schimmerte ein warmes Funkeln, das im Kontrast zu dem Herbstwetter ein perfektes Foto ergeben würde. Auch wenn meine Antwort aus den Mündern anderer Mädchen einen flirt..hafteren Unterton gehabt hätte, erkannte man bei mir gerade das überhaupt nicht. Was ich auch nicht vorhatte. Und auch wenn ich es vorgehabt hätte, ich bezweifelte ehrlich gesagt, dass ich das hinkriegen würde. Egal wie oft mir Caroline das Mantra aufsagte, dass Jungs bei mir Schlange standen. Ich konnte mit keinem von ihnen richtig umgehen, und das Wissen, dass sie von mir etwas wollten, war für mich eher.. unangenehmes Hintergrundwissen.
Genau so wie die Tatsache, dass sich mein Gegenüber ständig bei mir entschuldigte. Tatsächlich machte es mich langsam irgendwie verlegen, und ich konnte nicht anders als meinen Blick wieder zu Boden gleiten zu lassen. Wieso war er so.. nett? So verständnisvoll und.. ein verdammt guter Gentleman? Caroline hätte ihn sich wahrscheinlich schon nach seinem Angebot, mich zurück begleiten zu wollen, eiskalt und ohne wenn und aber gekrallt. Ich hätte ihr ruhig den Vortritt gelassen, gerade war ich jedoch auf mich allein gestellt. Und das fing ich langsam an zu bereuen, als ich sein Kommentar vernahm, das mir ein kleines, verdutztes Dreinblicken entlockte. "Ähh.. Wahrscheinlich..", erwiderte ich, bemühte mich schnell darum, dass meine Stimme nicht irgendwie.. peinlich berührt klang, oder dergleichen. "Für mich aber.. definitiv nicht..", fügte ich hinzu und legte meine Lippen leicht aufeinander. Nein, das letzte was ich brauchte waren Typen, die sich erhofften, mir in diesen 3 Tagen irgendwie näher zu kommen.
Erst jetzt fiel mir auf, wie leise er sprach. Zwar so, dass ich ihn noch verstanden konnte, allerdings leiser, als man es gewöhnlich tun würde. Und das löste tief in meinem Inneren etwas aus, was mich.. anzog.. Innerlich schüttelte ich irritiert meinen Kopf über diesen Gedanken, und gab von Außen hin ein kleines, zaghaftes Lächeln zurück.
Meine Augen lagen weiterhin auf ihm, und ich atmete lautlos durch, als er nicht locker ließ. Ich neigte den Kopf leicht und schien mir damit schwer zu tun, sein Angebot anzunehmen. "Das.. das ist echt nett, nur.." Über sein aufforderndes Funkeln in den Augen konnte ich schließlich doch nicht hinwegsehen, ich fühlte mich schon dazu verpflichtet, es anzunehmen. Ein ergebendes Lächeln huschte über meine Gesicht und ich richtete mein Blick nachgebend in die Richtung, in die ich mich noch erinnerte, langgehen zu müssen. "Ich glaube.. da lang." Langsam setzte ich mich in Bewegung, sodass ich irgendwann neben ihm herging - die Stöcke noch immer in meinen Armen haltend.

Noah begann bei ihrem Grinsen zu lächeln und lachte dann sogar leise auf. "Was soll ich sagen? Ich schätze ich bin sehr leise.", stimmte er ihr zu und schmunzelte ein wenig. Sie war so.. zurückhaltend. Jedes andere Mädchen wäre vermutlich schon darauf angesprungen und gerade bei diesem Satz hätte man so leicht einen so verführenden Unterton annehmen können, dass die meisten Männer nicht hätten wiederstehen können. Nicht so das Mädchen vor ihm. Stattdessen funkelten ihre Augen nur leicht und Noah kam nicht darum herum sich vorzustellen, wie sie voller Angst aussehen würden nur um kurz darauf das Licht zu verlieren. Gebrochene Augen konnte man nicht nachstellen, aber einmal gesehen blieben sie jedem im Gedächtnis hängen und Noah mochte diesen Anblick.
Trotzdem hörte er auf darüber nachzudenken und konzentrierte sich wieder. Auch wenn es ihm nicht schwer fiel an mehrere Sachen gleichzeitig zu denken war es unhöflich in der Gegenwart eines solchen Mädchens, also lächelte er sie einfach weiter vorsichtig an. Bei ihrer nächsten Antwort hob er leicht eine Augenbraue und senkte den Kopf ein ganz kleines bisschen. Also doch keine wirkliche Konkurrenz für ihn. Nur Typen, die sich etwas einbildeten. "Wenn sie dir zu nahe kommen.. versuch es mit einem Schlag in die Magengrube oder in die Seiten.. oder.. die Weichteile.. für nichts davon muss man sonderlich stark sein, aber es ist sehr effektiv.", meinte er mit einem leisen Lachen, ohne sonst darauf einzugehen, dass sie nicht der Typ Mädchen war, der solche Wochenenden ausnutze. Immun, unschuldig, schüchtern. Er fragte sich, wie viel er noch herausfinden würde, dass sie gleichzeitig lebendig interessant machte und in ihm das Verlangen weckte sie zu töten. Ihre Schönheit vergaß er sicher nicht, aber schön waren viele Frauen. Nicht immer so natürlich wie das Mädchen vor ihm, aber sie waren es und das weckte nur seine Instinkte. Nicht sein Interesse.
Sie wollte ihm wieder widersprechen, aber wie so oft stockte sie mitten im Satz und Noah begann sanft zu lächeln, als auch sie lächelte. "Du glaubst? Dann ist es wirklich besser.", stellte er mit einem Schmunzeln fest. Er wartete bis sie neben ihm war, bevor er selber los lief, immer darauf bedacht, direkt neben ihr zu bleiben. Natürlich nicht so dicht, dass es aufdringlich wäre. Er umkreiste manche Bäume sogar auf der anderen Seite und er ließ ihr immer den Vortritt, während er neben ihr her lief. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, aber innerlich grinste er sehr breit. Sie war wie ein Reh, dass sich schlussendlich doch der Hand des Mannes ergab, nur um wenig später von ihm erschossen zu werden. "Also.. was ist das? Ein Ausflug von eurer.. Gruppe übers Wochenende?", fragte er einfach nach.

Sein Vorschlag brachte mich dazu, augenblicklich zu lachen. Dieses melodische, leise Lachen war etwas, was besonders mein Bruder sehr liebte. Vielleicht, weil es dem unserer Mutter glich. Tante Jenna hatte das jedenfalls auch ziemlich oft betont. Dass ich wie Mom klang. "Ich werde.. mein Bestes geben", richtete ich mich an ihn, schüttelte danach leicht den lächelnd Kopf und trat neben ihn, um den Rückmarsch anzutreten. Seine Tipps klangen ja schon fast wie ein Anfängerkurs in Selbstverteidigung.
Als er meine Worte schmunzelnd wiederholte, blickte ich etwas ertappt rein. "Jaa.. Orientierung ist.. so 'ne Sache bei mir..", gab ich kleinlaut zu und biss mir, wobei ein kleines, schiefes Lächeln an meinen Mundwinkeln zupfte, auf die Unterlippe; den Blick dabei entweder in die Ferne, oder vor mir gerichtet, während wir durch den Wald spazierten. Unsere Schatten lagen seitlich neben uns und genossen noch die letzten, orangeroten Strahlen. Trotz der Distanz, die ich gewollt zwischen uns schaffte, konnte ich seine Anwesenheit förmlich an mir spüren. Ich zwang mich, einfach stur nach vorne zu gucken, auch wenn ich seine Blicke in meinem Rücken spüren konnte. Ich wusste wirklich nicht, was an ihm diese Aura ausstrahlte, die mich teilweise ziemlich nervös machte.
"Sowas.. ähnliches. Meine Schule hat sich diesmal versucht etwas.. spannenderes als Wandertage auszudenken", fing ich an, langsam zu erzählen, und richtete meinen Blick wieder in die Ferne, "und, naja.. 3 Tage Campen war dann so ihr.. bester Vorschlag, schätz ich.." Ich verlangsamte meine Schritte ein wenig, als ich merkte, dass ich nicht mehr genau wusste, wo es jetzt lang ging. "Orientierung ist dabei eigentlich ein.. zentrales Thema..", gab ich kleinlaut zu, während mein Blick durch die Bäume huschte, und sich ein, diesmal ziemlich freudloses Lächeln auf meine Lippen stahl. Caroline wusste eigentlich, dass ich nicht der.. Naturfreak bin, und mich nicht so gut auskannte.. Abgesehen was Zelte aufbauen anging. Aber trotzdem hatte sie darauf bestanden, zweimal mit ihren getuschten Wimpern geklimpert und den Beste-Freundinnen-Joker gebracht, der immer zog.
Doch langsam, je weiter wir voran kamen, konnte ich bereits ein entferntes Stimmengewarr ausmachen.

Als sie anfing zu lachen begann Noah fast noch etwas mehr zu lächeln. Ihr Lachen klang.. schön. Nicht so wie das von vielen... so.. unecht. Es klang echt und es hatte eine ganz eigene Melodie, die auch Noah nicht komplett kalt lies. Nur, weil er Mädchen umbrachte um zu leben und weil es ihm Spaß machte, bedeutete das nicht, dass er nicht auch etwas so banales an ihnen schön finden konnte. Er hatte den Blick dafür nicht verloren, aber andererseits fand er auch den Okkultismus schön, also sollte man ihn wohl nicht nach seiner Meinung über Kunst fragen. "Gut. Ach und danach schreiend weg laufen hat schon immer am besten gezogen.", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
"Ah.. dann ist es noch leichtsinniger alleine in den Wald zu laufen nur, um Feuerholz zu sammeln.", stellte er fest. Oh sie wäre das perfekte Opfer gewesen! Vermutlich hätte sich nicht mal jemand gewundert, wenn sie weiter vom Weg abgekommen wäre. Aber Noah hatte sich entschieden und bei dieser Entscheidung würde es bleiben, auch wenn es ihm ausnahmsweise schwer fiel. Beides fiel ihm schwer um genau zu sein und auch deshalb konnte er seine Blicke einfach nicht von ihr nehmen. Sicher bemerkte sie es, aber immerhin behielt er den von ihr vorgegebenen Abstand und kam ihn nicht zu nahe.
"Aahh.", machte er bei ihren ersten Worten und hörte ihr dann weiter zu, bevor er leise seufzte. "Schulen hm? Und es gab nichts weiteres?", fragte er einfach weiter nach und konnte dann nicht anders als wieder leise zu lachen. "Oh. Na.. vielleicht lernst du ja etwas.", meinte er grinsend und zeigte dann nach vorne. "Da hinten hört es sich nach einer größeren Gruppe an.", stellte er mit einem leichten Lächeln fest. Eigentlich konnte er die Stimmen sogar auseinander halten und Worte ausmachen, aber das musste sie ja nicht wissen. Es war definitiv ihre Gruppe. Leicht lächelnd lief er mit ihr weiter, schweigend jetzt und die Stille im Wald zu genießen. Obwohl Stille ja nicht stimmte. Die ganzen Stimmen gingen ihm eigentlich sogar auf die Nerven, aber das ließ er sich nicht einen Moment anmerken. Stattdessen fiel er nur ganz leicht zurück, so dass er schräg hinter ihr lief. Bis zu dem Moment, in dem sie am Camp ankamen. Bevor ihn irgendjemand bemerken konnte sprang Noah, lautlos wie er war, auf einen der Bäume und kletterte so hoch, dass er von unten nicht mal mehr als Schatten auszumachen war. Mit einem leichten Lächeln bemerkte er, dass sie es nicht mal bemerkt hatte. Genauso wenig wie sie wohl bemerkt hatte, dass sie sich nicht vorgestellt hatten, aber das spielte auch keine Rolle. Sie würden sich wiedersehen. Bald.

Einen Moment hielt ich inne und begegnete seinem Blick mit einem leicht empörten und irgendwie, woher das auch immer kam, herausforderndem, von Widerstand zeugendem Funkeln in den Augen. "Nur weil Frauen als das schwächere Geschlecht abgestempelt werden heißt das noch lange nicht dass sie es nach einem Tritt nötig hätten, schreiend wegzulaufen", gab ich diesmal etwas selbstsicherer von mir, neigte den Kopf als Untermalung dafür leicht, ehe ich aufgeschlossen lächelnd wieder nach vorne guckte. Ich war keine Top Feministin, so wie manch andere an meinem Jahrgang, andererseits konnte ich auch mal durchaus eine Gegenargumentation zu etwas liefern, was sich widerlegen lassen konnte. Mal davon abgesehen, dass seine Art, wie er das gesagt hatte, sogar ein wenig überheblich geklungen hatte. Hinter jedem Gentleman konnte öfters ein Macho stecken, es brauchte nur seine Zeit, das zu erkennen.
"Nicht wirklich.. und dass ich dabei was lerne bezweifle ich ein.. bisschen..", entgegnete ich, während wir weitergingen, und unterdrückte ein Seufzen. Stattdessen glitten meine Augen zu den Baumstämmen, welche sich über den Weg legten. Genau dort war ich am Anfang vorbeigekommen, und ich konnte nicht anders, als dabei eine leichte Spur triumphierend zu lächeln. Zwar war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Weg nur gefunden hatte, weil der Dunkelhaarige mich gelotst hatte, aber.. ganz unbeteiligt war ich ja auch nicht gewesen. Als eine helle Stimme unter dem Stimmgewarr deutlich herauszuhören war, musste ich leise auflachen. "Ja, das klingt definitiv nach meiner Gruppe.." Ich beschleunigte meine Schritte ein wenig, konnte schließlich ein paar aus meinem Jahrgang ausmachen, und begegnete auch schon bereits aus der Ferne Carolines besorgtem Gesichtsausdruck. "Gott, Sunny! Wo warst du die ganze Zeit??", rief sie mir aufgebracht zu und stolzierte den Weg, der noch zwischen uns lag, mit zügigen Schritten entlang zu mir. Während ich ebenfalls auf sie zukam, hielt ich das Holz leicht nach oben, um zu zeigen, was ich gemacht hatte. "Alles gut, Caroline. War Feuerholz suchen für
..-" "Du warst Feuerholz suchen? Da drin? Und wie hast du zurückgefunden!", unterbrach sie mich, ehe sie so nach Luft schnappte, als hätte sie eine Erleuchtung gehabt, "Gibt's da guten Empfang? Hast du's mit Googlemaps versucht?" Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte nur schwer ein Lachen - Caroline hatte manchmal echt was.. klischeeblondes an sich. Doch genau so liebte ich sie. "Nein.. ich hab ihn getroffen, und..", ich drehte mich, während ich anfing zu erzählen, halb um und erwartete eigentlich, dass der Dunkelhaarige, der mich hierher begleitet hatte, noch direkt hinter mir stand... was er aber nicht tat. Abrupt stockte ich, meine Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. Caroline reckte den Kopf zur Seite, starrte in die Richtung, in die ich guckte, und blinzelte mich abwartend an. "...wer?", fragte sie extra blöd nach. "Ich.. ich hab ihn im Wald getroffen, er.. er stand plötzlich hinter mir und hat mir vorgeschlagen mich wieder hierher zu begleiten..", sprach ich weiter, nachdenklich noch immer mit den Augen den Weg nach ihm absuchend, ehe Caroline mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herumwedelte. "ähmmmm.. das klingt eher so, als hättest du dich wieder an zehn Stellen gleichzeitig verlaufen und hättest jetzt deshalb Halluzinationen.. Sunny, ich. bin. hiiiiier. Hörst du? Du bist wieder hiiier.", versuchte sie mich aus - ihre Meinung nach - meiner "Halluzination" zurückzuholen, doch ich schlug ihre Hand nur, wenn auch sanft, aber verärgert weg. "Ich halluziniere nicht, Caroline! Er.. er stand genau da und..", ich brach den Satz ab, als Mr. Wellington auf mich zukam und mir das Holz abnahm. "Auf geht's, Mädls! Das Lagerfeuer wartet auf uns!", unterbrach er unsere Unterhaltung, woraufhin Caroline mir ein Schulterzucken zusandte, und schließlich zur Mitte des Platzes ging. Noch ein letztes Mal drehte ich mich um, die Verwirrung stand mir direkt ins Gesicht geschrieben. Und doch löste ich mich aus meiner Starre und tat es den anderen nach. Auf dem Weg dorthin fiel mir eine Sache auf, die mich wieder zum Stehen bleiben brachte. ...sein.. sein Name. Ich weiß gar nicht wie er.. heißt.. Halluzinier ich echt?

~3 Tage später | Montag~

Noah hatte an dem Abend vor drei Tagen noch eine kleine Weile von seinem sicheren Versteck aus zugesehen und das Lachen am Anfang kaum zurück halten können. Eine Halluzination und Google Maps. Eigentlich war er sich sicher, dass er zuverlässiger als beides war, aber die Vorstellung war zu komisch. Erst, als sie sich alle in ihre Betten verzogen hatten, war er in die Stadt und hatte sich ein neues Mädchen gesucht. Er hatte keine gefunden, die es mit dem Mädchen hatte aufnehmen können und so war sie ziemlich brutal gestorben, bevor er sie mit Steinen im Meer begraben hatte. Zwischen einigen zerklüfteten Felsen würden die Fische sie jetzt zerfressen und nie würde sie jemand finden. Und wenn doch würde man feststellen, dass sie keine Zähne mehr hatte. Noah war sehr zufrieden mit dem Resultat und noch zufriedener war er mit dem, was er am nächsten Tag erledigte. Er erfand seinen Onkel in dem er einen bekannten Vampiren um einen Gefallen bat und war innerhalb von 2 Stunden an der San Francisco High eingetragen. Ein Jahrbuch später und er kannte sein Mädchen. Sunny Davenport. Und nicht nur das.. er hatte sogar Geschichte, Sport und Chemie mit ihr zusammen, weil sie in diesen Kursen höher eingestuft worden war. Eigentlich war er nämlich, dank gefälschtem Ausweis, eine Klasse über ihr, aber nicht mal diese eine Klasse würde ihm etwas ausmachen.
So war er an diesem Montag schon durch die ersten zwei Stunden durch und stand jetzt vorne neben dem Geschichtslehrer. Er sah anders aus als am letzten Freitag. Jeans, Hemd, die Sonnenbrille, die er nur abgezogen hatte, weil es in der Schule unhöflich war und die braune, teure Ledertasche über einer Schulter. Er stand heute auch aufrecht, die Schulter zurück und sein Lächeln war nicht mehr sanft, sondern selbstbewusst. Er würde es sich nicht nehmen lassen an so einer Schule schüchtern aufzutreten. Das hatte er hier nicht nötig. Gelassen huschte sein Blick über die Reihen der Schüler und ganz kurz funkelten seine Augen etwas mehr, als er Sunny entdeckte, ehe er sich schon wieder Mr. Black zuwandte, der die Klasse begrüßte und ihn dann dazu aufforderte sich vorzustellen. "Mein Name ist Noah Aaronson und ich bin 18 Jahre alt. Ich bin gerade erst mit meinem Onkel hier her gezogen, deswegen stoße ich so spät mit dazu, nur um solchen Fragen vorzubeugen.", meinte er mit einem Schmunzeln, was ihm ein paar Lacher einbrachte, bevor er mit erhobener Augenbraue zu Black sah und nickte, als dieser meinte er solle sich einen Platz suchen. Kurz huschte sein Blick durch den Klassenraum, dann blieb er an Sunny hängen und ein Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen. Betont gelassen schlenderte er durch die Reihen und ließ sich dann direkt hinter sie fallen. Oh sie roch so gut... Schade nur, dass sie offensichtlich immer noch immun war, sonst hätte er sie heute doch schon töten können.