"Blitzanmerkung: Ich bin grade erst unterwegs um einen zu holen.", antwortete er schmunzelnd und zwinkerte ihr zu, als er ihren besserwisserischen Blick bemerkte. "Sieh mich nicht so an Sunny...", meinte er mit einem schiefen Lächeln und lächelte noch ein wenig mehr, als er bemerkte, dass sie auch nicht anders konnte als zu lächeln. Irgendwie schaffte er das doch immer wieder und obwohl er immer noch nur in ihrer Nähe war um sie früher oder später zu töten, mochte er es, dass er diese Wirkung auf sie hatte. Auch wenn sie es sicher nie zugeben würde, lächelte sie doch ziemlich oft in seiner Nähe.
Dass sie tatsächlich so einfach mitkam ließ ihn grinsen und bei ihrer Antwort konnte er nicht anders als kurz zu lachen. "Okay nur wegen dem Chemieprojekt.", stimmte er ihr scheinbar zu, aber an dem Funkeln in seinen Augen merkte man eigentlich, dass er ihr das nicht so wirklich abnehmen wollte und für sich selbst beschloss, dass sie nicht nur deswegen mit ihm mit ging.
Dass sie nur einen Latte nahm, obwohl oder gerade weil er bezahlte, kommentierte er mit einem leichten Heben seiner Augenbrauen, sagte aber nichts dazu sondern bestellte es einfach. An sich war es ja süß, dass sie so Rücksicht nahm, auch wenn sie das wirklich nicht musste. Er beließ es aber dabei und beobachtete sie lieber unauffällig aus dem Augenwinkel, weshalb er auch bemerkte, wie sie sein Tattoo ansah. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor sie von ihrem Kaffee abgelenkt wurde. Da sie auch danach über Chemie sprachen, kam das Tattoo nicht zur Sprache und Noah würde es sicher nicht in das Gespräch mit einfließen lassen, obwohl er den Ärmel weiter hochgeschoben ließ und so tat, als wäre nichts dabei. Er hätte es sich nicht dort stechen lassen, wenn er gewollt hätte, dass niemand davon Wind bekam.
Mittlerweile liefen sie durch eine Straße mit kleinen, heimischen Läden. Viele davon waren Second Hand Läden oder Antiquitätenhändler, aber Noah mochte so etwas. Das Alte zog ihn praktisch an und so blieb er auch sofort stehen, als Sunny darum bat und sah dann hoch zu dem Schild des Plattenladens. Kurz musterte er das Schaufenster, dann Sunny und hielt ihr schließlich lächelnd die Türe auf. "Aber natürlich gerne.", sagte er einladend und folgte ihr kurz darauf in den Laden, wo er den letzten Schluck trank und den Becher in einem Mülleimer entsorgte. Einen Moment sah er zu Sunny, dann wandte er sich einer Abteilung weiter hinten zu. Auch wenn er bei Entwicklung des Platten noch nicht auf der Welt gewesen war, hatte er doch eine ganz schöne Entwicklung live erlebt und so strich er mit einem feinen Schmunzeln über die alten Platten, bis er doch tatsächlich eine aus den 30er Jahren entdeckte. Sofort leuchteten seine Augen ein bisschen, während er sie heraus zog, sich schnell umsah und sie dann auf einen der alten Plattenspieler legte. Wenige Handgriffe und eines seiner Lieblingslieder aus dieser Zeit wurde abgespielt, während er zu Sunny schlenderte und ihr mit einem sanften Lächeln die Hand hinhielt. "Tanzt du mit mir?"

Durch das Lächeln, das Noahs Lippen umspielte, wurde mir innerlich langsam eine Kleinigkeit klar, die ich so niemals offen zugeben würde, oder mir überhaupt erlaubt hätte, diesen Gedanken - oder besser gesagt dieses Gefühl zu haben. Tief in mir drinnen gefiel es mir doch irgendwo, dass er meine Nähe, und meine Aufmerksamkeit suchte. Dass ich mir vielleicht doch vorstellen konnte, ab und zu.. gerne Zeit mit ihm zu verbringen. Irgendetwas an ihm war anders, es unterschied ihn von den anderen Jungs, die versuchten, mich auszuführen oder sich mit mir zu verabreden. Bei ihm wirkte das so.. natürlich. So locker. Und was er auch zu seinem Vorteil nutzte: Man konnte ihn schwer abwimmeln, weil er einem eigentlich kaum die Möglichkeit dafür gab.
Aus meinem erwartungsvollem, beinahe schon niedlich bettelndem Lächeln formte sich ein siegreiches Grinsen, als er zustimmte, einen kleinen Abstecher zum Plattenladen zu machen. Ganz Gentleman-Noah-like hielt er mir die Tür auf, woraufhin ich leise lachend mit einem spielerisch dankendem Kopfnicken an ihm vorbei durch sie Tür ging. Mit meinem Kaffee in der Hand schaute ich mich für einen ersten Eindruck einmal um - und meine braunen Augen begannen automatisch wärmer zu leuchten. Während ich durch die Reihen ging war ich so in Gedanken versunken, dass mir gar nicht auffiel, was Noah tat. Ich stellte den Starbucksbecher, ohne den Blick dabei von einer Plattensammlung aus den 70ern zu nehmen auf einem kleinen Holztisch ab und begann sie ein wenig durchzuschauen. Interessiert auf meiner Unterlippe knabbernd musterte ich die verschiedenen Albencovers, ehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung vernahm, die mich wieder aufschauen ließ. Noahs charmantes Lächeln trieb mir einen verdutzten Ausdruck ein - woran seine Frage ebenfalls beteiligt war. Langsam rutschten meine Finger von den Platten ab und ich öffnete den Mund zögerlich. "Ähh.. i..ich.. ähm..", stammelte ich, überrumpelt von der Situation, und wechselte meinen Blick zwischen seiner Hand und seinen Augen. "..doch nicht mitten im Laden, Noah..", gab ich unsicher von mir und sah ihn ebenso unsicher an. Ich wusste, dass er es nicht dabei belassen würde. Das tat er nie. "Außerdem.. ich.. ich weiß doch gar nicht wie man darauf tanzt..", stammelte ich weiter, während ich meine Hände ziemlich unentschlossen auf Bauchebene leicht in der Luft hängen ließ.

Sunnys überraschter Blick war schon Goldwert, aber Noah behielt einfach sein Lächeln und streckte ihr die Hand weiter entgegen. Es waren sowieso nicht all zu viele Leute da, also war es auch nicht all zu komisch, wenn sie das machten. Er hatte nur Lust dazu und sie war so süß im Moment, weshalb er jetzt auch leise Lachte. "Warum denn nicht? Es ist kaum jemand da außer uns, also komm.", meinte er lächelnd und sah sie weiter mit seinem sanften Lächeln an. Er würde auch dieses Mal nicht aufgeben und er wusste, dass sie sich nicht lange dagegen wehren konnte. "aber ich, also komm.", meinte er schmunzelnd, bevor er sanft ihre Hand in seine nahm, sie zu sich zog und sie, ohne lange zu zögern, im richtigen Rhythmus sowohl sanft, als auch bestimmend führte. Schon als Mensch hatte er fürs tanzen ein Talent gehabt und als Vampir fiel es ihm noch leichter, weshalb Sunny eigentlich nichts weiter tun musste, als ihn führen zu lassen. Was sie dabei sicher nicht bemerkte war, dass er sie etwas näher hielt als es bei einem Tanz der 30er Jahre üblich gewesen wäre, denn diese Nähe war heute ganz normal. "Siehst du? Gar nicht so schwer.", meinte er mit einem leichten Lächeln, nachdem er sie gedreht und sicher aufgefangen hatte.

Unentschlossen glitten meine Augen von den Seinen zu der Hand, die meine nun sanft zu sich zog, und mir aufgrund dessen keine andere Wahl blieb als ihm entgegen zu kommen. Und so nahe, wie ich ihm jetzt gerade war, war ich ihm in diesen 2 Wochen nicht gekommen - und er mir auch nicht, was das Gange umso.. unangenehmer machte. Oder besser gesagt machte mich diese Nähe nervös, und ich wollte mir ehrlich gesagt nicht erklären warum das so war. Lag wahrscheinlich schlichtweg daran, dass ich mich gleich zum Affen machen könnte mit meiner Unfähigkeit, zu 30er Hits zu tanzen.
Doch ohne dass ich großartig viel tun musste, führte Noah mich im richtigen Takt der Musik. Da ich wirklich keine Ahnung davon hatte, ließ ich mich auch freiwillig von ihm führen - tausend Mal besser, als mich zu blamieren. Das Gefühl von seiner Hand, wie sie meine hielt, hinterließ ein unscheinbares Kribbeln auf meiner Haut, was mich selbst komplett verwunderte - und verwirrte. Innerlich. Äußerlich schaute ich ihm die ganze Zeit über in die Augen; bis er mich drehte und sanft wieder auffing. Meine andere, freie Hand fiel nach dieser Drehung auf seinen Brustkorb und blieb auch dort. Auf meinen Lippen bildete sich bei seinen Worten ein feines, verlegendes Lächeln, das ich sofort zu Boden richtete. "Kannst dich gerade glücklich schätzen dass ich keine Gleichgewichtsstörung habe..", merkte ich leise lachend an, ehe ich wieder aufblickte und sich unsere Augen für wenige Momente ineinander verirrten. Bis ich mich schließlich von ihnen riss, meine Hand aus seiner nahm und durch ein leises Räuspern Abstand zwischen uns schaffte. "Ja.. ähm.. danke nochmal, wegen..", ich blickte seitlich hinter mich zu Kaffee und nahm ihn wieder an mich, "und.. wegen dem Chemieprojekt. Ich denke, wenn wir das so machen, wird das schon klappen..", lenkte ich diese Situation schließlich auf das andere Thema. "Also, bis.. morgen", verabschiedete ich mich leicht lächelnd von ihm und trat den Weg nach Hause an.

~Halloween 2020~

Noah hatte nicht anders gekonnt, als auch danach immer wieder über den Tanz nachzudenken. Nicht, weil er plötzlich etwas empfand, sondern weil sie... er konnte es gar nicht erklären. Er musste sich nur eingestehen, dass er irgendwann aufgehört hatte nach einem Grund für Immunität zu suchen und sie trotzdem nicht umgebracht hatte. Er versuchte sich einzureden, dass er es nicht getan hatte, weil er leichtere Opfer gefunden hatte, aber sie war immer wieder mit ihm ausgegangen. Weil er es gewollt hatte, aber sie hatte es getan und er hatte mehr als genug Gelegenheiten bekommen um sie zu verschleppen und umzubringen. Er hatte Gelegenheiten bekommen um mehr von ihr zu nehmen, aber sie waren sich nur nahe gekommen, wenn er mit ihr getanzt hatte, was nach dem ersten Mal noch zwei mal vorgekommen war. Auch heute Abend, denn heute Abend hatte er sie auf die Halloweenparty von Caroline ausgeführt. Er hatte sie an dem Tag gefragt, an dem er auch die Einladung erhalten hatte schon alleine, weil er genau gehört hatte, wie Caroline Sunny darauf hingewiesen hatte, dass er kommen würde und sie mit ihm gehen müsste. Wie hätte er dabei wiederstehen können? Also war er direkt zu ihr gelaufen und hatte sie gefragt. Innerlich hatte er über ihren Blick in Richtung Caroline lachen müssen, aber immerhin hatte sie zugestimmt. Das Motto lautete: "Hauptsache Maske" und Noah hatte eine alte englische Uniform aus dem viktorianischen Zeitalter ausgewählt, zu der er eine Maske in der passenden Farbe trug. Sie wirkte etwas abgewetzt, was er absichtlich so gewollt hatte und verlieh dem ganzen Outfit etwas Steampunkmäßiges. Kurz hatte er überlegt als blutverschmierter Vampir aufzutauchen, aber irgendwie war ihm das zu makaber gewesen und außerdem stand Sunny das Kleid aus dieser Zeit einfach perfekt, denn er hatte natürlich dafür gesorgt, dass sie im Partnerlook gingen. Er konnte nicht anders als auch innerlich zuzugeben, dass sie wunderschön war und so war es kein Wunder, dass er sie immer wieder zum tanzen aufgefordert hatte und da das hier keine Tanzparty aus den 30er Jahren war, Noah aber auch nicht auf diese animalische Weise tanzte wie die meisten anderen Jungs und Mädchen hier, kamen sie sich auf eine unaufdringliche, natürliche Weise näher, die so voller Spannung war und die doch nichts erzwang. Er selbst konnte nicht mal etwas dagegen tun, dass es so war, außer es abzubrechen. Das tat er um kurz vor Mitternacht, denn er hatte ihrem Bruder versprochen, dass sie dann zu Hause sein würde. Er kannte Jace schon aus der Schule und Noah hatte keine Angst und hätte vielleicht nicht mal Respekt vor ihm, wenn Sunny nicht seine Schwester wäre. So aber akzeptierte er es und lief jetzt mit seiner Begleitung am Arm zu ihrem Haus. Die Maske hatte er mittlerweile aus dem Gesicht geschoben, so dass sie locker um seine Hals lag, aber seine Uniform saß noch immer perfekt, als er sich zu Sunny umdrehte und lächelnd in der Nähe ihrer Haustüre stehen blieb. "Mylady.. es war mir eine Ehre Euer Begleiter gewesen zu sein.", sagte er mit einem leicht schief lächeln, ehe er, ohne die Augen von ihren Augen abzuwenden, einen leichten Kuss auf ihren Handrücken hauchte. "Ich kann nur nochmal betonen, dass du wunderschön aussiehst in diesem Kleid und es mir fast weh tut dich jetzt gehen zu lassen, weil ich dich liebend gerne noch länger darin gesehen hätte.", murmelte er und meinte es tatsächlich so wie er es sagte. Sogar das Lächeln, dass diese Worte begleitete war absolut echt.

~ Halloween 2020 ~

Ich wusste nicht genau, was mich dazu geritten hatte, mit Noah zusammen auf Carolines Halloween Party gegangen zu sein. Vermutlich weil Carolines Gesichtsausdruck, als er mich gefragt hatte, keine Widerrede geduldet hatte. Und, vielleicht.. vielleicht war ich auch selbst nicht davon abgeneigt gewesen. In den bald schon zwei Monaten, in denen es ihm immer noch nicht langweilig geworden war, Zeit mit mir zu verbringen, lernte ich ihn besser kennen. Zwar brachte mich seine Art immer noch sehr oft an den Abgrund des Wahnsinns, aber.. ich kannte es nicht mehr anders. Und ich konnte es mir auch.. irgendwie nicht mehr anders vorstellen. In den letzten Wochen hatten mich schon ziemlich viele - an oberster Stelle natürlich Caroline, wobei sie sich das eigentlich immer selbst beantwortete - gefragt, ob wir zusammen wären, oder ob da jetzt irgendetwas laufen würde. Und von Tag zu Tag fiel es mir schwerer, ohne zu Stammeln nein zu sagen. Denn in letzter Zeit fühlte ich mich wohler in seiner Gegenwart als es am Anfang gewesen war. Trotzdem stellte sich mein Verstand dabei quer, mein Herz.. mein Herz machte das, was das Herz eines 17 Jährigen Mädchens so tat, wenn es bei diesen Gedanken nervös wurde. Ein wenig schneller schlagen.
Nach der Party ließ es sich Noah nicht nehmen, mich noch nach Hause zu begleiten. Er hatte nach einem kurzen Gespräch mit meinem - wohlgemerkt, eigentlich kleinem - Bruder geführt, und ihm versprochen, mich kurz vor Mitternacht Zuhause abzuladen. An seinem Arm untergeharkt gingen wir entspannt auf die lilienweiße Haustür zu, vor welcher sich allerdings noch eine gemütliche, kleine, einladende Terrasse befand. Das wunderschöne, viktorianische Kleid, das sich perfekt an meinen Körper schmiegte, als wäre ich direkt hinein gewachsen, gehörte eigentlich nicht mir. Noah hatte es mir gegeben, damit wir als Partner zusammen dort auftauchen konnten. Den ganzen Weg lang über lag ein kleines Lächeln auf meinen Lippen, bis wir schließlich vor der Tür angekommen waren. Dort drehte er sich zu mir, nahm meine Hand sanft in seine und hauchte mir, geleitet durch seine Worte, einen Kuss auf den Handrücken. Augenblicklich formten sich mein Lippen zu einem entzückten, niedlichem Lächeln, an dessen Mundwinkeln diese typischen Grübchen bei mir auftauchten. Mir wurde nach und nach klar, warum ich seine Anwesenheit.. mehr schätzte als die von anderen Jungs. Seine Art mit mir umzugehen war.. besonders. Wie aus einer anderen Zeit, und.. irgendwie gefiel mir das. Die Andeutung auf einen ladyliken Knicks meinerseits, und ich entgegnete: "Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite, Mylord." Ein leises Lachen entwich meinen Lippen, welches etwas verstummte, als er mir wieder Komplimente machte. Verlegen lächelnd senkte ich den Blick zu Boden und an mich herunter, um daraufhin leicht den den Kopf zu schütteln. "Das.. das löst nur dieses.. Wahnsinns-Kleid aus.. ich hab es einfach nur.. irgendwie in Szene gebracht", meinte ich abwinkend und hob den Blick erneut, um ihm in die Augen zu sehen. "Ihr seht aber auch noch.. äußerst anspruchsvoll aus, Mylord", scherzte ich gespielt wissendem Lächelns weiter - dass ich ihn mit allen möglichen Wörtern als anspruchsvoll hätte beschreiben können, behielt ich tief in meinem Kopf verborgen.
"Vielen Dank für den Abend. Es.. war wirklich schön", ließ ich ihn wissen, und schenkte ihm ein ehrliches, warmes Lächeln. "Das.. das Kleid gebe ich dir morgen zurück", fügte ich noch hinzu und guckte nochmal kurz flüchtig daran runter. Und zum dritten Mal am heutigen Abend fragte ich mich, wie er meine Größe so perfekt hatte treffen können. Als meine Augen wieder auf seine trafen, kam es mir vor wie eine Ewigkeit, in der wir uns ansahen, und.. einfach nichts taten. Die Stille um uns herum wirkte so friedlich, nur das beruhigende Zirpen ein paar Grillen war zu hören. Jedoch nahm auch dieser Moment sein Ende; die Tür neben uns ging plötzlich auf, und ich begegnete dem überraschten Ausdruck meiner Tante Jenna. "Sunny.. Du.. Jace meinte dass er dich unten gesehen hat und..", ich verblüffter Blick glitt zu Noah neben mir, und ich konnte ihr förmlich ansehen, dass sie ihren Augen nicht traute.

Noah bemerkte ihr kleines Lächeln bei diesem Kuss auf den Handrücken natürlich, weshalb er noch etwas mehr lächelte und dann sogar leise lachte, als sie vor ihm knickste und antwortete. "Wie schön, dass wir uns einig sind.", meinte er mit einem Schmunzeln und legte dann ein wenig den Kopf schief. Das Kleid stand ihr wirklich. Als hätte sie es in Auftrag gegeben und als hätte die Schneiderin sie vermessen. Das war so natürlich nicht passiert, aber Noah hatte es tatsächlich für sie ändern lassen, bis es sich perfekt an ihren Körper anschmiegte. Ein leichtes für ihn als Vampir. "Oh nein komm mir nicht so Sunny. Du lässt dieses Kleid erst so wahnsinnig aussehen.", sagte er lächelnd, während sein Blick noch immer auf ihren Augen lag. Bei ihren Worten musste er dann aber doch lachen und sah etwas zur Seite. "Anspruchsvoll hm? Ist das alles, was dir einfällt?", fragte er schmunzeln, und sah sie jetzt wieder sehr amüsiert an. Manchmal, so wie jetzt im Moment, war es so leicht mit ihr, dass er fast vergaß, aus welchem Grund er sich mit ihr abgab.
"Das war es allerdings.", stimmte er ihr lächelnd zu, seufzte dann aber und schüttelte den Kopf. "Auf gar keinen Fall Sunny. Es gehört dir. Wer weiß.. vielleicht brauchst du es irgendwann wieder. Ich brauche es jedenfalls nicht mehr und es passt dir perfekt.", entgegnete er und schenkte ihr diesen Blick, der keinen Wiederspruch zuließ. Seine Augen trafen wieder die ihren und auch Noah löste diesen Blick nicht, während er anfing sanft zu lächeln und mit dem Daumen etwas über ihren Handrücken zu streichen. Erst als plötzlich die Türe aufschwang und ihre Tante vor ihnen stand löste Noah den Blick und drehte sich mit einem leichten Lächeln zu Sunnys Tante. "Hallo. Sie müssen Sunnys Tante Jenna sein. Entschuldigen Sie bitte, aber ich hatte keine Möglichkeit mich vor der Party vorzustellen. Mein Name ist Noah Aaronson. ich gehe auf die gleiche Schule wie Sunny, daher kenne wir uns.", sagte er mit einem weichen Lächeln und gab ihr kurz die Hand, bevor er auf die Uhr sah. "Es ist Punkt Mitternacht wie versprochen. Ich denke ich verabschiede mich langsam.", sagte er mit einem Lächeln und nickte der offensichtlich sprachlosen Jenna noch einmal zu, bevor er zu Sunny sah. "Tu mir den Gefallen und verlauf dich nicht bis Montag.", neckte er sie mit einem leisen Lachen, bevor es zu einem lächeln wurde. "Gute Nacht, Miss Davenport." Noch einmal deutete er eine Verneigung an, bevor er sich abwandte um selber nach Hause zu gehen.

Ich wusste nicht, aus welchem Grund genau mein Herzschlag sich bei seiner Erwiderung auf meine Worte verschnellerte. Weil er noch einmal beteuert hatte, dass ich in seinen Augen.. schön aussah, oder wegen dem leicht rauen, dunklen Tonfall, mit dem er meinen Namen aussprach. Ehrlich gesagt fühlte ich mich gerade wie in einem Traum; einem viel zu.. glücklichen Traum. Ich entgegnete darauf nichts mehr, das war mir praktisch gar nicht mehr möglich. Ein geschlagenes, verlegenes Lächeln war das einzige, was zeigte, dass ich seine Worte in Kenntnis genommen hatte.
Ich lachte angenehm auf, als er mit seinem Kompliment von mir nicht zufrieden war, und lächelte auf meine folgende Antwort sogar eine Spur frecher. "Man bekommt nicht immer das zu hören, was man hören will. Aber vielleicht beim nächsten Mal." Mir fiel die Aussage meiner Worte erst im Nachhinein ein - dass ich es nicht mal ausschloss, mich wieder mit ihm für sowas zu verabreden. Und es war so natürlich über meine Lippen gekommen, dass ich.. es wirklich nicht bereute.
Meine Augen weiteten sich leicht und ich wollte schon instinktiv den Kopf schütteln, doch sah ich Noah die Ernsthaftigkeit an und.. der konnte ich nicht widersprechen, auch wenn ich es gewollt hätte. "Aber das..", ich stockte, beendete den Satz nicht so, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, sondern gab nach. Eigentlich sträubte sich alles in mir dagegen, dieses.. wunderschöne Kleid anzunehmen. Aber, was konnte ich schon machen? Er würde es nicht zurücknehmen, das hatte das eisige Blau seiner Augen bereits impliziert. "... danke..", gab ich schließlich leise von mir, ehe ich mich in den tiefen Abgründen seiner Augen verirrte. Dabei entging mir nicht die sanfte Streicheleinheit an meiner Hand, und mir wurde auf der Stelle ganz anders zumute. Mir wurde wärmer, in meinem Bauch kribbelte es.. leicht, aber im selben Atemzug wie verrückt. Meine Knie wurden weich, das spürte ich leider deutlicher, als mir lieb gewesen war.
Schlagartig glitt mein Blick allerdings zur Tür, als diese sich geöffnet hatte, und Jennas Gesichtsausdruck Bände sprach. Ertappt presste ich meine Lippen leicht aufeinander und starrte sie ein wenig unbeholfen an. Noah ergriff geschickt das Wort und stellte sich ihr vor - höflich und reserviert. Jennas verdutzte Verblüffung nahm nur noch zu, als er ihre Hand schüttelte, ehe ihr Blick zwischen uns Beiden hin und her wechselte. Sobald er meinen kreuzte, konnte ich sehen, wie ihr Blick von Sprachlosigkeit zu einem strahlendem, möglichst unauffälligem wow umschlug. Sein Charme zog offensichtlich auch bei ihr. "Ja ja.. klar.. ich warte dann mal.. drinnen..", meinte sie vorsichtig und ich konnte es fast spüren, dass sie sich ein verboten breites Grinsen verkneifen musste, "Hat mich gefreut, Noah", fügte sie noch hinzu, zwinkerte mir in Anhang leicht zu und lehnte die Tür an, sodass ich später noch reinkommen konnte.
Seinen gelungenen Neckversuch quittierte ich mit einem, dabei leise lachendem, Augenrollen, bis sich das Braun meiner Augen wieder mit seinen verschmolz. Sein Gute Nacht, Miss Davenport hallte in meinem Kopf, als er sich von mir wegbewegte und die wenigen Stufen der Terrasse herunterstieg. Genau bei diesem Anblick legte sich der Schalter in mir um. "...warte!", rief ich plötzlich, eilte mit schnellen Schritten zu ihm herunter und gab ihm einen zärtlichen Wangenkuss. "Gute Nacht..", flüsterte ich ihm entgegen, bis ich mich von der Stelle löste und ins Haus zurückging.

Endlich lächelte sie nur noch, was Noah dazu veranlasste ein wenig zu schmunzeln. Wenigstens nahm sie es endlich mal an. Es war fast anstrengend sie dazu zu bringen seine Komplimente anzunehmen, aber er hatte die Ewigkeit vor sich. Was schadete es da ein wenig länger darauf zu verwenden einem Mädchen Komplimente zu machen und die Türen aufzuhalten? So ähnlich hatte sein Vater es ihm bei beigebracht. Natürlich abgesehen von der Ewigkeit, aber Noah hielt noch immer daran fest und er sah seinen Grund es nicht zu tun.
Als sie so lachte schüttelte er ein wenig den Kopf und seufzte leise. "Das ist nicht sehr nett.", murmelte er leise, aber offensichtlich amüsiert, bevor er bei ihren folgenden Worten den Kopf hob. "Mmh.. wie wäre es mit nächste Woche Mittwoch? Ich lade dich ins Kino ein und du sagst mir die Wahrheit über diese Uniform.", schlug er mit schelmisch blitzenden Augen vor, denn den Kern der Aussage hatte er natürlich sofort heraus gehört.
Als ihre Augen immer größer wurden, wurde sein Blick nur fester. "Selbst wenn du es mir zurück geben würdest, würde ich es wieder hier her bringen.", sagte er ernst und schmunzelte dann, als sie, wie so oft, ihren Satz unbeendet ließ um mir nicht weiter zu wiedersprechen. Er mochte es, wenn sie nachgab, immerhin war er älter und vernünftiger. Na schön das vernünftiger war eine glatte Lüge, aber sie könnte nicht leugnen, dass sie etwas mehr Spaß hatte. Sie wirkte offener wenn er dabei war, fand er und hatte ein paar Mädchen gehört die das gleiche, nur sehr viel unfreundlicher, gesagt hatten. "Sehr gerne.", sagte er warm, wobei auch seine Augen wieder sanfter und wärmer wurden.
Natürlich bemerkte Noah jeden einzelnen Blick von Sunnys Tante, aber er zeigte es nicht mal sondern blieb bei dem sanften Lächeln und nickte dann. "Bis zum nächsten Mal.", sagte er mit einem Schmunzeln und neigte dann ganz leicht den Kopf. "Mich ebenfalls.", sagte er lächelnd, bevor er wieder zurück zu Sunny sah und leise lachte. "Du hast eine sehr nette Tante.", stellte er schmunzelnd fest.
Noah war schon fast die Stufen herunter, als er plötzlich Sunnys Stimme hörte, stehen blieb und sich halb umdrehte. "Ja?", fragte er lächelnd, bevor er sie schon auf sich zu laufen sah und überrascht innehielt, als sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. Er wusste nicht wirklich, was er damit anfangen sollte, auch nicht mit seinem Herzen, dass gerne das selbe bei ihr getan hätte. Er tat es nicht. Stattdessen lächelte er nur. "Gute Nacht.", sagte er weich und wartete, bis sie im Haus war, bevor er sich umdrehte und los lief. Um die erste Ecke lief er noch sehr langsam, aber um die zweite bog er schon in Vampirgeschwindigkeit, als ganz plötzlich ein Arm auftauchte und mit solcher Wucht gegen den Stamm einer dicken Palme donnerte, dass diese anfing zu schwanken. Kurz blieb Noah die Luft weg, aber während das bei einem normalen Menschen für Schwindelgefühl gesorgt hätte, machte es ihm nichts aus. Stattdessen packte er die Hand an seinem Kragen und starrte in die schwarzen Augen, die nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren, genauso wie das Grinsen. "Hallo Noah. Hast du mich vermisst?" - "Redford.. Ziemlich weit weg von deinem natürlichen Jagdgebiet." Noahs Antwort kam direkt, beinhaltete aber keine Drohung. Oh nein diesem Vampir würde er nie drohen. Nicht nur, dass er Noah hatte bei sich jagen lassen, er war auch viel älter und sehr viel stärker und Noah schuldete ihm noch immer einen Gefallen. Auch Redford wusste das, weshalb er ihn jetzt los ließ, so dass Noah sich wieder aufrichten konnte. Dass das Kostüm keinen Schaden genommen hatte war mehr ein Wunder, aber offensichtlich sollte er nicht verletzt werden. "Ja ich dachte ich sehe mich mal hier bei dir um. Wie läuft es so hm? Gut?", fragte der schwarzäugige Vampir, während er Noah nicht aus den Augen ließ. Dieser zuckte jetzt die Schultern. "Es gibt viele Mädchen hier und die meisten sind unvorsichtig. Die Kriminalrate ist auch nicht schlecht. Vor der Polizei muss man etwas aufpassen, aber nichts, was für uns zum Problem werden würde.", antwortete er und lehnte sich jetzt mit verschränkten Armen gegen Baum um nicht zu zeigen, dass ihm das alles hier nicht gefiel. "Aah keine Angst mein junger Freund. Ich bin nur auf der Durchreise und dachte ich besuche dich. Ein paar Jäger waren mir auf der Spur weißt du? Seit 5 Monaten schon, aber in der letzten Woche ist es schwerer geworden sich heraus zu wagen. Du scheinst dieses Problem ja nicht zu haben. Oder täusche ich mich? Immerhin hast du das Mädchen verschont." Darauf lief es also hinaus. Noah hätte ihn spüren sollen, aber Sunny hatten ihn zu sehr abgelenkt. Jetzt blieb ihm nicht viel übrig. "Was brauchst du Redford?", fragte er scheinbar völlig gelassen und hob leicht eine Augenbraue. "Blut. Und du hast ein Mädchen, dass dir vertraut und zu dir kommt. Sie ist leichte Beute und ich bin danach schnell wieder weg." Er hatte es gewusst. Darauf war er aus. Seine Instinkte machten sich bereit zu kämpfen, aber Noah unterdrückte dieses Verlangen. "So einen Gefallen schulde ich dir nicht. Ich werde sie nicht zu dir locken.", sagte er knapp, bevor er schon zusammen zuckte, weil Redford seine Hand um seine Kehle gelegt hatte und mit ausgefahrenen Zähnen vor ihm stand. "ich verwehre sie dir nicht. Du kannst sie haben. Ich werde sie nur nicht für dich holen. Die Arbeit musst du schön selber machen.", sagte er mit einem tiefen Knurren und zeigte jetzt auch seine ausgefahrenen Zähne, bevor er Redford mit einem heftigen Stoß von sich weg beförderte und im Dunkeln verschwand. Er dachte gar nicht erst darüber nach, was er getan hatte. Keine Sekunde lang. Er hatte sein wertvollstes Opfer an dieses Ekel übergeben, aber so war es eben. Sie war nur ein weiterer Mensch der einem Vampiren zum Opfer fiel.

Kaum war Noah weg begann Redford breit zu grinsen und ein Stück zum Haus der Davenports zu laufen. Er konnte das Mädchen oben erahnen, als sie das Kleid auszog und ein breiteres Grinsen legte sich auf seine Lippen. Das würde ein Spaß werden! Schon alleine, weil er die ganze Zeit Noah im Hinterkopf haben würde. Diesen Schwächling, der seine Opfer so einfach jemand anderem überlies. Ihn störte das nicht. Immerhin war er auch nicht sein Schützling. Wäre er das, würde Redford ihn züchtigen, bis er endlich lernte, dass man ein Opfer nicht hergab. Jetzt war es allerdings zu spät für ihn und Redford, der schon seit zwei Tagen in der Stadt war, wusste, wie er sie holen würde. Ein Handy, ein paar Tasten und einen panischen Anruf später und Sunny Davenport setzte sich alleine in ihr Auto um ihren vermeintlich betrunkenen Bruder am Strand abzuholen, wo Redford im Schatten der Felsen schon auf sie wartete. Grinsend und blutlüstern.

Noah war unterdessen bei seinem Haus angekommen und betrat sein Schlafzimmer, wo er sich eine normale Jeans und ein Hemd anzog. Er würde heute nicht mehr weg gehen um zu jagen. Er könnte, aber er musste nicht all zu dringend und er wollte Redford nicht in die Quere kommen. Redford, der gerade ein Mädchen dazu brachte aus dem Haus zu kommen. Redford, der sie irgendwohin locken würde. Redford, der mit ihr spielen würde. Redford, der sie am Ende beißen und leersaugen würde nur um sie dann so weit zu verstümmeln, dass niemand sie je wieder erkennen würde. Es war nur eben nicht irgendein Mädchen. Es war Sunny Davenport. Die Sunny Davenport, die er fast zwei Monate lang ausgeführt hatte und die ihm einen Kuss auf die Wange gegeben hatte, nachdem sie die meiste Zeit der Nacht miteinander getanzt hatten. Die Sunny, die er zum Kino eingeladen hatte, weil sie ihm praktisch gesagt hatte, dass sie ein erneutes Treffen wollte. Kurz zog er scharf die Luft ein, dann Schlug er mit solcher Wucht gegen die Wand, dass ein Stück heraus bracht, stürmte mit einem Knurren in den Keller und verließ nur Millisekunden später wieder sein Haus in Richtung Stadt.

Dass er sofort auf meine indirekte Andeutung eingegangen war, hatte mich nicht sonderlich gewundert. Leise lachend blickte ich zur Seite und schüttelte über ihn den Kopf. Er war so ein Idiot. Ich lehnte sein Angebot weder ab, noch an, doch wusste ich, dass es für ihn sowieso schon eine feststehende Sache war. Er war sich wirklich für nichts zu Schade, was mich betraf. Und diese.. Tatsache.. bereitete mir ein flaues Gefühl in der Magengegend. Eins wusste ich aber schon: Diesmal würd ich ihn nicht alles zahlen lassen. Er hatte mich schon genug ausgeführt und die Kosten dabei übernommen.
Der sanfte und warme Ausdruck in seinen Augen trug natürlich viel zu dem Gefühl in meinem Bauch bei, doch auch wenn ich versuchte mich nicht davon mitreißen zu lassen, konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Auf seine Feststellung über meine Tante hin lachte ich warm und erwiderte leise: "Jaa.. beruht auf Gegenseitigkeit, denk ich.." Ich hatte aus Jennas Augen herauslesen können, wie nett sie ihn gefunden hatte. Nur nicht für sie, nein, sie hatte ja Rick. Damit hatte sie sehr nett für mich angespielt.
Obwohl ich diejenige gewesen war, die den.. nächsten Schritt gewagt, und ihm einen Wangenkuss gegeben hatte, prasselten tausende Emotionen auf mich herab, als ich mich mit einem kleinen, ehrlichen Lächeln von ihm abwandte und im Haus verschwand. Ich hatte die ganze Zeit über die Luft angehalten, so kam es mir jedenfalls vor, weshalb ich, nachdem ich die Tür hinter meinem Rücken geschlossen hatte, erstmal heftig ausatmete. Ich spürte, eie aufgeregt mein Herz schlug, und wie sich mein Brustkorb bei jedem Atemzug schnell hob und senkte. Für einen Augenblick erlaubte ich es mir, die Augen zu schließen und meinen Kopf an dem kalten, weißen Holz hinter mir zu lehnen. Ich wagte es nicht, mir zu erklären, was gerade in mir vorging, und warum ich den nächsten Schritt getan hatte. Ich wusste nur eins: Es stimmte nicht, dass ich mich auf niemanden einließ.
Ich öffnete meine Augen wieder und atmete tief durch, zum selben Zeitpunkt kam Jenna aus der Küche; mit aufgeklapptem Mund, der allerdings zu einem offenen Grinsen geformt. "Okay Sunny, ich bin deine Tante, ich habe das Recht zu erfahren, was da läuft." Aufgeregt eilte sie auf mich zu und nahm meine Hände in ihre. "Schieß los! Seit wann kennst du ihn? Habt ihr schon viel miteinander unternommen? Und wieso hast du mir nicht von ihm erzählt??", platzten zehntausend Fragen aus ihr heraus, und ihre frech leuchtenden Augen fixierten mich. "Und dieses Kleid! Ich hätte ein Foto von euch machen müssen, verdammt.." "Tante Jenna! Tante Jenna! Können wir das bitte morgen besprechen? Ich bin echt müde.. und.. wenn ich noch länger in diesen Schuhen rumlaufe muss ich mir meine Füße implantieren lassen..", gab ich entschuldigend von mir, wobei ein teilweise bettelndes, teilweise gewollt leidiges Lächeln meine Lippen umspielte. "Mhhh na schön.. ab mit dir ins Bett. ABER morgen!" Sie zeigte gespielt warnend mit dem Zeigefinger wissen grinsend auf mich, woraufhin ich leise lachend zustimmte und mich zur Treppe wandte. Ich zog mir die Hölle auf Stelzern, meine farblich dazu passenden, hochhackigen Schuhe aus, hob den viktorianischen Rock samt Unterrock mit der freien Hand an, damit ich gefahrenlos die Stufen in mein Zimmer hochsteigen konnte. Dort angekommen warf ich sie unachtsam in eine Ecke, ging auf das verschlossene Schiebefenster meines Zimmers zu und zog die Vorhänge zu. In der selben Bewegung, in der ich mich von Fenster weggedreht hatte, band ich mir meine braunen Haare locker zusammen, damit sie mich beim Umziehen nicht störten.
Nachdem ich.. nun mein Kleid nach einer langen Weile des Anstarrens sorgsam in den Schrank gehängt hatte, hockte ich mich auf mein Bett, zog meine Beine, die in einer grauen, gemütlichen Jogginghose steckten, zu mir - so wie mein Handy. Dort erwartete mich, natürlich, eine Nachricht von Caroline. Uuuund? Habt ihr euch geküsst? Habt ihr?! Habt iiihr?! Darüber fassungslos grinsend war ich gerade dabei, eine Antwort zu schreiben, als plötzlich eine unbekannte Nummer auf meinem Display erschien. Nichtsahnend nahm ich den Anruf entgegen und legte das Handy an mein Ohr. "Hallo?" "Verzeihen Sie die Störung zu so später Stunde, aber es geht um ein Notfall. Spreche ich mit Sunshine Davenport?", antwortete eine seriöse, allerdings etwas besorgte Männerstimme am anderen Ende des Hörers. Augenblicklich stand ich von meinem Bett auf und meine Mimik veränderte sich. "Ja? Was.. Was für ein Notfall?", fragte ich nach und verschränkte meinen freien Arm unter dem angewinkelten, während sich meine Augenbrauen irritiert zusammenzogen. "Ich habe einen Jungen gefunden, stark alkoholisiert, er liegt schwer verletzt nahe der Treyana Strandbar. Er hat sich eine heftige Kopfwunde geholt. Er hat Ihren Namen gesagt als ich gefragt habe, ob es ihm gut geht..", sprach der Manb weiter, und meine Miene wurde von Sekunde zu Sekunde besorgter. Bitte.. bitte was? "Wie.. wo.. meinen Namen?", fragte ich, nun eine Spur panischer nach, "Ja, ihren. Er habe vor sich hin gesprochen, dass ich seine Schwester Sunny anrufen...", sofort schnappte ich nach Luft und hinderte den Mann daran, weiterzusprechen. "Jace!!", rief ich geschockt aus, "Wo.. ich.. ich bin unterwegs!! Bitte bleiben Sie bei ihm und rufen Sie den Krankenwagen, ich.. ich bin sofort da!", schoss es aus mir heraus, ehe ich den Anruf schon beendete, nach meiner Strickjacke über dem Stuhl gegenüber von mir schnappte und sie mir über das schwarze Top zog, das ich trug. Schnell lief ich die Treppen hinunter und wollte beinahe nach meiner Tante rufen, als ich entdeckte, dass sie seelenruhig auf der Couch schlief. Sie schlief schon seit Tagen nicht mehr gut, der kleine Streit zwischen ihr und Rick hatte ihr die letzten Nerven geraubt. Schnell blickte ich neben mich auf die Kommode, griff nach den meinen Schlüsseln, zog mir Sportschuhe an und ging aus dem Haus direkt Richtung Auto. Ich wollte Jenna jetzt nicht noch mehr Grund zur Sorge geben, ich war alt genug, um sowas selbst in die Hand zu nehmen.
Ich wusste nicht, wie schnell ich gefahren war, gegen die Geschwindigkeitsübergrenzung war es aber zum ersten Mal wirklich gegangen. Ich zog den Zündschlüssel schnell raus, als ich auf dem sandigen Parkplatz angekommen war, sperrte das Auto zu und lief - die Strickjacke eng um meinen Körper gezogen - zum Strand rauter. Das Rauschen des Meeres war zu hören, aber die Strandlampen hier waren nicht hell genug, um das Wasser richtig zu erkennen, weshalb ich damit auch keine Probleme hatte. Getrieben von meiner Besorgnis um Jace lief ich auf die Strandbar zu, die ich von weiter weg endlich erkannt hatte, verlangsamte meine Schritte allerdings, als sich dort niemand aufzuhalten schien. "..Hallo? Jace?", rief ich in Angst um meinen kleinen Bruder in die Nacht hinein, schlang meine Arme fest um meinen zitternden Oberkörper, da die Meeresbrise in der Nacht enorm kalt war. Ich reckte den Kopf und versuchte etwas zu erkennen, blickte zur Seite, sah aber nur in tiefes Schwarz. Als ich mich wieder umdrehte, stand mir ein Mann nur wenige Zentimeter gegenüber von mir. Zutiefst erschrocken zuckte ich zurück, meine Atmung hatte sich durch diesen schlimmen Schock um einiges verschnellert. "Hallo, Sunny.", begrüßte er mich und ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. Diese Stimme... war das nicht... "Na, konntest du deinen Bruder nicht finden? Jammer Schade.. ich denke, wenn das zu Ende ist, wird er dich auch nicht mehr finden können." Ich wusste nicht, was hier vor sich ging, was das alles zu bedeuten hatte, was.. was er meinte.. doch eins stand fest: Ich bekam es mit panischer Angst zutun.

~Redford~

Ich verstand langsam, warum Noah die Kleine nicht einfach getötet hatte. Es war nicht nur ihre Schönheit.. da war eine Aura um sie herum, die nicht einmal ich je so gesehen hatte. Sie schimmerte in einem tiefen Goldton und obwohl die Kanten klar umrissen waren, streckte sie sich in die Richtung der anderen. Nur vor meiner wich sie ganz offensichtlich zurück, was mir ein diabolisches Lächeln entlockte, als ich mich genau in dem Moment vor sie stellte, als sie sich umdrehte. "Hallo Sunny. Na, konntest du deinen Bruder nicht finden? Jammer Schade.. ich denke, wenn das zu Ende ist, wird er dich auch nicht mehr finden können." Niemand würde sie mehr finden können, wenn ich mit ihr fertig war, denn ich würde mir Zeit lassen. Ich hatte schon immer gerne mit meinen Opfern gespielt und dieses Opfer war noch reizvoller als die anderen vor ihr. Mit geschmeidigen Bewegungen lief um sie herum und ließ meine Finger dabei durch ihre Haare wandern. "Oh so wunderschön. Kein Wunder, dass er dich verschont hat.", flüsterte ich, bevor ich in ihrem Rücken anfing zu grinsen. Eine schnelle Bewegung, ein reißen und eine dünne rote Spur zog sich an ihrer Schulter über ihre Haut, während die Strickjacke zerriss und auf den Sand segelte. Nicht einmal einen Wimpern schlag später stand ich wieder vor ihr, die Hand an ihrem weißen, weichen Hals. "Hmmm dabei riecht dein Blut noch besser als du aussiehst.", flüsterte ich und leckte mir grinsend über den Finger, bevor ich die Augen verdrehte. "Und es schmeckt genauso gut." Wieder eine schnelle Bewegung und meine ausgefahrenen Reißzähne ritzten ihr den Hals auf. Ich könnte mir einen Blutstropfen, dann küsste ich sie nter ihrem Ohr, wobei ich ihren Geruch tief einsog. "Los lauf." Ich hauchte nur diese zwei Worte während ich sie los ließ und mich zurück beugte, aber sie zogen immer. Es war egal ob sie schon wussten, wie schnell ich war, die Mädchen rannten immer davon und ich konnte sie immer jagen und darauf freute ich mich seit Wochen. Noahs Mädchen tat mir diesen Gefallen, als sie herum wirbelte und los rannte und ich konnte nicht anders als leise zu lachen. Oh das war zu süß.. Ich ließ ihr einen Vorsprung, während ich mir die Finger mit ihrem Blut ableckte, bevor ich los rannte und ihr den Weg abschnitt. Mehr tat ich nicht. Das durfte ruhig noch ein bisschen gehen.

~Noah~

Noah hatte das Gefühl schneller zu rennen als jemals zuvor, aber das musste er auch. Er hatte realisiert, dass er nicht zulassen konnte, dass Sunny starb. Egal ob durch ihn oder nur von ihm genehmigt oder zufällig. Er wollte es nicht und er würde alles tun um das zu verhindert. Nur wenige Minuten nachdem er wieder los gestürmt war, stand er vor Sunnys Haus und war Sekunden später oben in ihrem Zimmer. Privatsphäre kümmerte ihn im Moment nicht wirklich. Er musste sie finden! Dringend! Aber sie war schon nicht mehr da. Ein lautloser Fluch huschte über seine Lippen, bevor er sich nach unten schlich. Jenna schlief auf dem Sofa und Jace stand offensichtlich draußen vor der Türe, weshalb Noah wieder zurück lief, aus dem Fenster sprang und das Haus umrundete, als Jace nach drinnen verschwand. Hier fiel ihm allerdings etwas auf, was gar nicht gut war. Ihr Auto war weg. Hätte Redford nur dafür sorgen wollen, dass sie ihm nicht fahrend entkam, hätte er die Reifen aufgeschlitzt, aber es sprach alles dafür, dass Sunny mit dem Auto weg gefahren war. "Verfluchter Nazidreck." Diesmal kam der leise gezischte Fluch doch aus seinem Mund, bevor er den Kopf in den Nacken legte. Redford würde wollen, dass er sie jagen konnte, also brauchte er ein ruhiges Plätzchen. Nicht ahnend was am Stand vor sich ging jagte Noah zu erst zum Waldrand. In der Nähe der Hauptdurchfahrtsstraße suchte er alles ab, aber hier war sie offensichtlich nie gewesen, sonst hätte er ihren Geruch in der Nase. Er hatte wertvolle Minuten verschwendet und fluchte nochmal, bevor er umdrehte und zum Strand raste. Wenn er nicht mit ihr im Wald war, dann da unten. Es gab keine andere Möglichkeit. Tatsächlich fand er erst ihr Auto, dann roch er sie. Und nicht nur sie, sondern ihr Blut, ganz intensiv und er roch Redford. Ohne auch nur eine Sekunde zu stoppen jagte er weiter und sprang genau in dem Moment auf den anderen Vampiren, als dieser sich auf Sunny stürzen wollte. Mit einem donnernden Knurren rollten die Beiden in einander verkeilt durch den Sand, bevor Redford die Oberhand bekam und die Jüngeren nach unten drückte. "Na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da? Also hab ich mich getäuscht.. Wie ist das? Empfindest du etwas für sie oder wird sie einfach nur ein späteres Opfer?" Die Stimme des schwarzäugigen Vampiren klang gelassen, aber Noah wusste, dass er lange kein Blut bekommen hatte. Zur Antwort knurrte er nur und tauchte dann blitzschnell unter einem Schlag gegen seine Kehle weg, die ihn sicher über längere Zeit Kampfunfähig gemacht hätte. Von dem Felsen, auf den er sich gerettet hatte, sag er jetzt nach unten zu Sunny und scannte sie auf ihre Wunden, bevor er wieder knurrte. Selbst eine einzige wäre zu viel für ihn gewesen und es gab ihm nur noch mehr Entschlossenheit.

Meine Angstzustände nahmen nicht ab, ganz im Gegenteil; mit jeder Sekunde, in der ich an Platz und Stelle verweilte, fing mein Körper noch heftiger zu zittern an. Das lag nicht mehr an den Temperaturen, die hier herrschten. Sondern ganz allein an diesem Mann, der mich, wie auch immer.. und wieso auch immer, hierher gelockt hatte. Und der Grund dafür blieb mir noch verwahrt, zumindest konnte ich mir aus seinen Worten keinen Reim bilden. Noch. Ich wusste, dass er mir irgendetwas antun wollte. Nur mit dem, was in weniger als 3 Sekunden hier bald im Gange war, hätte ich nie in meinem gesamten Leben gerechnet.
Ich war vor lauter Furcht so gelähmt, dass ich es nicht hinbekam, ihm mit meinen Augen zu folgen. Zitternd starrte ich in die pechschwarze Dunkelheit vor mich, in der sich das rauschende Meer befand. Seine Berührung durch mein Haar jagte mir einen unangenehmen, kalten Schauer über den Rücken. Pure, ungewisse Angst zierte mein Gesicht, als er flüstern begann. Ich versuchte einen Seitenblick zu erhaschen, doch stand er direkt hinter mir. Und auf ein zweites verstand ich seine Worte nicht, was jedoch sofort in den Hintergrund gerückt wurde, als ein stechender, scharfer Schmerz von meiner Schulter ausging. Ich schnappte fassungslos erschrocken nach Luft, der Schmerz drückte gewaltig auf meine Tränendrüsen; ich hatte kaum Zeit, die Wunde, die er mich hinzugefügt hatte, richtig zu realisieren, da stand er im Bruchteil einer Sekunde wieder vor mir. Einfach so. Das.. das ging alles viel zu schnell, wie.. wie war das überhaupt möglich.. Ich zuckte erneut zusammen und starrte ihn durch meine gelähmter Furcht einfach nur an, den Umstand ignorierend, dass er mir die Strickjacke vom Rücken gerissen hatte. Und zwar... wirklich... gerissen. Seine eiskalte Hand lag an meinem Hals, seine Worte wurden immer verwirrender. Wie.. mein.. mein Blut...? Und als er sich die Finger ableckte, an denen tatsächlich mein Blut haftete, weiteten sich meine Augen entsetzt. Ein.. ein Psychopath?? - nach dem, was im nächsten Moment passierte, wünschte ich, es wäre einer gewesen. Binnen weniger Sekunden konnte ich erkennen, wie aus seinem Mund scharfe, spitze Zähne herausragten, doch bevor ich diese Erkenntnis in Worte in meinen Gedanken fassen konnte, schnellte er nach vorne und biss mir in den Hals. Unwillkürlich verließ ein schmerzerfüllter Schrei meine Lippen, als der brennende, scharfkantige und unerträgliche Schmerz für ein paar Augenblicke meinen gesamten Körper durchzog. Als würde er sich für diesen Biss gerade entschuldigen wollen, hauchte er mir einen federleichten Kuss unter mein Ohr. Zu viele Bruchstückte von Gedanken rasten durch meinen Kopf, und kein einziger Klarer war darin vorhanden. Mein Körper bebte vor unterdrückter Furcht, die sich in mir aufstaute wie heißes Magma in einem Vulkan. Dann mischten sich unter diesem rasenden Gefühl zwei simple Worte unter. Los, lauf. Zum zweiten Mal in dieser Nacht legte sich ein Schalter in mir um, diesmal getrieben von der Angst, die durch mich hindurch fegte wie ein donnernder Tornado. Etwas in meinem Kopf machte gewaltig 'Klick', und im nächsten Moment hatte mich nichts mehr gehalten. Ich lief. Und lief. Und lief immer schneller. Ich war das Kaninchen, das vom Januar gejagt wurde. Das keine Chance hatte, zu entkommen, und trotzdem lief es weiter. Es lief, weil es darin Hoffnung sah. Und Hoffnung starb für gewöhnlich zuletzt. Auch wenn es davor anscheinend mein Körper sein musste, der zuerst sterben sollte.
Nicht einmal die Hälfte des Weges, den ich bis zur Strandbar zurückgelegt hatte, erreichend, tauchte er wieder direkt vor mir auf. Abrupt blieb ich stehen, der Schock stand mir erneut direkt ins Gesicht geschrieben. "Du siehst so niedlich aus wenn du läufst, Liebes", klirrte seine Stimme in der Stille der Nacht wider, und ich konnte die sanfte Mordlust förmlich heraushören. "Wie...wieso...", gab ich mit bebender Stimme von mir, doch diese bröckelte sofort wieder weg. "Hach, immer die selben Frage. Wer bist du, was machst du, wieso tust du das", zählte er beinahe belanglos auf und kam in einer fließenden Bewegung auf mich zu, ich hingegen immer darauf bedacht, Abstand zwischen uns zu bringen, "Aber du.. du hast es verdient eine klare Antwort zu bekommen." Den Gunst der Stunde nochmal ausnutzend machte ich augenblicklich Kehrt und lief erneut weg; er war erneut schneller. Natürlich war er das. Ich stolperte ein paar Schritte zurück, hielt mich allerdings wacker auf den Beinen. "Es wird mir eine große Freunde sein, dir jeden einzelnen Liter an Blut aus dem Körper zu saugen bis du nur noch ein leerer, lebloser Körper bist." Ich nahm seine Worte vor lauter Lähmungen nur gedämpft war, ich hatte nur noch eins vor Augen: Den Tod.
Er fletschte die Zähne und wollte sich gerade auf mich stürzen, als plötzlich jemand aus dem Nichts auf ihn stürzte und sie zu Boden fielen. Erschrocken wich ich instinktiv noch weiter zurück, bis mir bei diesen Zweikampf zwei wichtige Fakten klar wurde: Der, der aus dem Nichts aufgetaucht war, war Noah. Und, er hatte sie auch. Diese.. Zähne. Und ich war nicht dumm genug um zu übersehen, worum es hier die ganze Zeit ging. Ich war lediglich zu gelähmt, um es in meinen Gedanken auszusprechen. Der Zweikampf nahm eine kurze Pause, als Noah ihn für kurze Zeit ins Aus knockte, plötzlich auf einem der Felsen stand und... mich ansah. Der Schock saß noch immer tief in meinen Knochen, und das konnte man mir auch zu 100% ansehen. Jetzt war ich diejenige, die ihren Augen nicht traute. Er.... er ist...

Wie so oft traf Noahs Blick den von Sunny, aber diesmal war ihrer anders. Er konnte sehen, dass sie es wusste. Dass sie wusste, was er war und was Redford war und warum Redford hier war und er hätte gerne gehabt, dass es nie soweit gekommen wäre. Zumindest jetzt gerade in diesem Moment. Er hätte sie schon vor Wochen töten sollen, aber er hatte es nicht getan und jetzt würde er es nicht mehr können, dass war ihm klar. Gerade öffnete er den Mund, als ihm Redford auffiel, der sich wieder aufrappelte um sich Sunny zu schnappen. Seiner erhöhten Position war es zu verdanken, dass er schneller war. Kurz bevor Redford Sunny erwischen konnte, fasste Noah sie um die Taille und drehte sie aus der Reichweite, was allerdings dazu führte, dass der Ältere Vampir ihn übel am Rücken erwischte. Nur von den zusammengepressten Zähnen gedämpft gab Noah einen Schmerzenslaut von sich und ließ Sunny gerade noch los, bevor er auf dem Boden landete, den Vampiren über sich. "Jetzt verschwinde endlich!", zischte er Sunny entgegen, als er schon Redfords Hand im Nacken spürte. Er müsste nur schnell zudrücken und sein Genick wäre gebrochen. Bis er geheilt wäre, wäre Sunny schon lange tot. Außerdem fiel ihm auf, dass auch sein Rücken nicht heilte. "Ja Noah... Ich gehe nie unvorbereitet zu einem anderen Vampiren.. Daran wirst du noch deinen Spaß haben, immerhin warst du heute auch nicht jagen. Du warst zu sehr mit deiner viktorianischen Prinzessin beschäftigt.", sagte Redford mit einem Lachen. Eisenkraut also. Dieser elendige Misthaufen. Als er sich wieder Sunny zuwandte, wartete Noah scheinbar völlig ruhig ab, aber seine Hand wanderte in seine Hosentasche. "Wusstest du, dass ich im viktorianischen Zeitalter ein sehr angesehener Lord war? Damals war es noch leichter.. Keine langen Polizeiermittlungen und die Rate an vermissten und Toten war viel höher." Ein scheinbar deprimiertes Seufzen huschte über die Lippen des Älteren, aber nur Sekunden später wurde es zu einem Schrei, als Noah die Gabel aus reinem Silber in dessen Arm trieb, was dazu führte, dass er sich befreien konnte. Sofort war er wieder über seinem Widersacher und jetzt entbrannte endgültig ein Kampf auf Leben und Tod zwischen den Beiden, bei dem jeder von ihnen einstecken musste. Noah hatte auch nur so gute Chancen, weil Redford lange nicht getrunken hatte, was ihm klar war und weil Redford gegen seine Gabe nicht immun war. Immer wieder setzte er sie ein, konnte sich aber selten lange genug konzentrieren um die Oberhand die er da durch gewann auch wirklich zu behalten. Trotzdem half es seinen Gegner weiter zu schwächen. Er war jetzt schon langsamer, so dass Noah ihn schneller einholen konnte um ihn von Sunny weg zu zerren. Anfangs war es nicht selten knapp gewesen.

Die Gedanken und Bilder in meinem Kopf überschlugen sich, als ich versuchte, mir im Klaren zu werden, dass das alles kein verdammter Traum war; dass der Typ, den ich am Anfang nicht sehr positiv empfangen, und mich dann doch eventuell in den tiefen Abgründen seiner Augen verguckt hatte, mir etwas vorgelogen hatte; dass sich Binnen weniger Minuten mein komplettes Leben verändert hatte. Und... dass der besagte Typ gerade alles riskierte, dass mich der andere nicht erwischte. Er tat wirklich alles. Wie ein verschrecktes Reh guckte ich auf, als Noah direkt neben mir auftauchte und mich an meiner Taille von der Reichweite des anderen wegdrehte - nur um sich das, was der Mann vorgehabt hatte, selbst einzufangen. Erschrocken musste ich feststellen, dass es ihm offenbar sehr geschmerzt hatte, und wenn es gerade nicht anders gegangen wäre, hätte ich ihn nicht loslassen wollen. Stattdessen fiel der Andere erneut über ihn her, nahm den Dunkelhaarigen vor meinen Augen in die Mangel. Auf das Gezische Noahs achtete ich überhaupt nicht, ich würde ihn jetzt ganz sicher nicht einfach so.. zurücklassen, auch wenn ich nichts gegen den Mann ausrichten konnte. Ich war machtlos. Ich war wehrlos. Ich war... sterblich.
Dem brutalen Kampf zuzusehen, den die Beiden miteinander ausflochteten, schmerzte mir in so fern nicht deshalb, weil der eine es hin und wieder sogar kurz schaffte, mich zu schnappen, mir was flüchtiges anzutun, nur um von Noah daraufhin noch wilder angegriffen zu werden. Es schmerzte mir in sofern, weil ich sah, was Noah auf sich nahm. Auch wenn er kein Mensch war, und es unglaublich und völlig übernatürlich war das behaupten zu können, empfand er Schmerz - wie jedes Lebewesen.
Für einen Moment schien es tatsächlich so, als hätte der Mann es geschafft, Noah auf dem Boden zu behalten. Ich wusste nicht wie übel er ihn zugerichtet hatte, doch war es in sofern soweit, dass Noah für ein paar Augenblicke unfähig war, aufzustehen. Diese Gunst nutzte der Typ sofort aus, stürzte auf mich - die versucht hatte, unter all dem Chaos zu laufen, aber nicht weg, sondern zu Noah - und hielt mich fest auf dem sandigen Boden gedrückt. Ich wandte mich, wackelte rum, versuchte mich unter seinem Griff zu winden; alles schlug fehl. Er war zu stark. "Tut mir Leid, ich denke wir müssen das Spiel doch etwas beschleunigen.. kommen wir zum wichtigsten Teil der Geschichte", sprach er mich mordlustig sanft an und bückte sich zu meinem Hals herunter, "das Happy. End." Ich kniff die Augen zu, gab den Versuch immer noch nicht auf, mich wie verrückt aus seinem Griff zu befreien. Bis ein schmerzerfüllter, gepresster Laut seine Kehle verließ und seine Augen weit aufgerissen waren. Ich wusste nicht, was passiert war, hatte ehrlich gesagt auch Angst nachzuschauen. Doch als ich die Augen öffnete, weiteten sich meine genau so wie die des Mannes - er war... durchgespießt. Von.. von einem.. Schwert. Einem silbernem, kurzen Schwert. Dicht über meinem Brustkorb ragte die scharfe, silberne Spitze empor, die durch seine Brust gestoßen wurde. Und als ich meinen verschreckten Blick hob, wusste ich auch, wer das gewesen war. Noah..

Die Wunden heilten nicht, so wie es normalerweise taten und das alles zehrte an seinen Kräften, die immer weiter schwanden. Er brauchte wieder Blut, musste zu Atem kommen, aber das konnte er nicht, denn wenn er es täten, dann würde Redford Sunny wirklich erwischen und dann wäre es mit ihr vorbei. Das durfte und würde er nicht zulassen. Unter gar keinen Umständen. Immer wieder stürzte er sich auf den anderen Vampir, zog ihn zurück, fügte ihm mindestens genauso viele Wunden zu, wie dieser ihm und sorgte mit einem kleinen Messer aus Silber dafür, dass es bei ihm genauso schlecht heilte wie bei ihm. Aber um Sunny wirklich außer Gefahr zu haben musste er ihn töten und es sah nicht selten schlecht für ihn aus. Noch schlechter war es, dass Sunny nicht ging. Wäre sie weg, hätte er vielleicht kurz Zeit, aber so war sie ständig in der Nähe und er musste immer wieder darauf aufpassen sie nicht ausversehen zu treffen oder sie in die Gefahrenzone zu bringen. Wegen ihr verkniff er sich auch mehr schlecht als recht die Schmerzenslaute, aber als Redford mit seinen Eisenkraut verseuchten Fingern quer über seine Brust zog, konnte er nicht anders, als kurz aufzuschreien. Der Schmerz war zu real, zu durchdringend. Es war, als würde er in Flammen stehen und hätte er gewollt, hätte Redford ihn jetzt umbringen können, aber offensichtlich stürzte er sich lieber auf Sunny. Noah dagegen lag im ersten Moment nur da, darauf konzentriert den Schmerz niederzukämpfen. Noch einmal atmete Noah tief durch und hörte jetzt auch wieder was Redford sagte und was er sagte sorgte dafür, dass er aufsprang das Kurzschwert aus Silber hervorzog und eben dieses ohne noch länger zu zögern an der Stelle von Redfords Herzen durch seinen Körper rammte. Es sah für Sunny sicher knapp für sie aus, aber Noah hatte seine Kräfte perfekt dosiert und bevor Redford fallen konnte, hatte er ihn schon gepackt und zur Seite geschleudert. Mit besorgtem Blick, das Gesicht so blutverschmiert wie sein Hemd und die darunter schimmernde Haut, beugte Noah sich jetzt über Sunny, die Zähne wieder eingefahren, die Kampfhaltung aufgegeben. "Sunny.. ", setzte er an, kam sich dann aber lächerlich vor zu fragen, ob alles okay war. Es war nichts okay. Wegen ihm hatte ein Vampir sie angefallen und verletzt. Schnell richtete er sich wieder auf, zu schnell für seinen Körper, und zuckte zusammen, bevor er tief durchatmete und auch Sunny auf die Füße stellte. "Du musst heim.. Ich kümmere mich darum..", brachte er irgendwie hervor, aber als er zu Redford laufen wollte merkte er, dass es so nicht ging und er sich an einem Felsen abstützen musste. So würde er Redford nie bis in den Wald bringen geschweige denn es nach Hause schaffen. Wegen dem Blutverlust und den Schmerzen wurde ihm langsam auch übel und die seine Sicht verschwamm langsam, was das alles nicht besser machte.