„Fick deine Mutter, du Wichser!“
Den Mittelfinger über die runtergelassenen Fenster des knallroten Cabriolet streckend bretterte Suga über die frisch zementierte Kreuzung, bevor er um die nächste Ecke lenkte, die qualmende Zigarette dabei seinem Mundwinkel entnahm und die überstehende Asche aus dem Fenster schnipste.
Er hasste diese Ecke, die ganzen Schickimicki Autos, die Weiber, die in Bikinis den nahen Strandweg entlangflanierten, die schmierigen Typen, die sich alle naselang an sie ranzumachen versuchten...oh und die Verkehrsregelung. Die am allermeisten.
Gerade hatte er wieder mal die Vorfahrt genommen, sich trotzdem nicht nehmen lassen, dem hupenden Autofahrer zu seiner Rechten den Mittelfinger zu zeigen und ihn in einer Mischung aus Koreanisch und Englisch zu verfluchen.
Angepisst vor sich hinmurmelnd und dabei seine Zigarette im Rekordtempo aufrauchend bog er auf die Seitenstraße ein, in der das Hotel lag, in dem sie sich mit dem Dealer treffen sollten, bevor er dann ein wenig versetzt davor anhielt, den Motor ausschaltete und zu dem Brünetten auf dem Beifahrersitz sah.
„Lass die Kohle hier, wenn dieser Roy ’n Wichser ist und dich übers Ohr haut, kriegen wir sonst den Arsch voll. Er soll zuerst den Stoff rausrücken.“ Einen Blick auf die prall gefüllte Tüte Dollarscheine in Taes Schoß werfend, schmiss er seinen aufgerauchten Zigarettenstummel aus dem Fenster, fuhr sich dann durch die schwarzen Haare und lehnte sich in seinem Sitz zurück, öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds noch ein wenig weiter, weil die sengende Hitze auf ihn drückte wie eine schwere Decke.
„15 Minuten, klar? Und wenn ich dich mit seinem Schwanz im Hals erwische, reiß ich dir deinen ab. Beweg dein’ Arsch.“
Der kurze Seitenblick zu seinem Partner sprach Bände, Suga machte keine Witze. Allein die Tatsache, dass er es notwendig fand, diese Warnung auszusprechen, war schon so ne Sache für sich, aber bei Taehyung wusste man ja nie.
Kurz verdrehte er die Augen über den anderen, reckte sich dann hinter seinen Sitz und machte sich daran - unbekümmert von der Tatsache, dass sie sich mitten in der Öffentlichkeit befanden - sein Maschinengewehr zusammenzubauen, rieb dabei in aller Sorgfalt ein wenig Dreck von dem Lauf, bevor sein Blick an der Fassade hochwanderte, das Zimmer suchte, in dem der Deal laufen sollte.
Die Uhr tickte und Suga hatte wirklich keine Lust auf irgendwelche Reibereien, der Job hier war zwar was Größeres als alles, was sie bisher hatten drehen dürfen, trotzdem langweilte er den Schwarzhaarigen fast.
Seufzend schloss er die Augen, entzündete eine weitere Kippe zwischen seinen tätowierten Fingern, das Gewehr zwischen den Knien eingeklemmt.
15 Minuten waren eine lange Zeit, wenn man sie in einer Seitenstraße bei gefühlten 40 Grad im Schatten in Miami verbringen musste.

Lässig die Beine über dem Amaturenbrett lehnte sich Tae entspannt im Beifahrersitz zurück, zählte ein paar der Dollarscheine in der Tüte nach und legte den Rest mit einem finalen "50.000" zurück. "Zahltag, wie das duftet", kommentierte er seufzend und ließ sich von den Fahrkünsten seines Besten gar nicht beirren - weder in seiner Lässigkeit, noch sonst irgendwie. War'n scheiß großes Ding, dass sie hier durchzogen, und dass er so entspannt drüber wirkte zeugte nur davon, dass sie sich mit den Gefahren dieser Angelegenheiten bereis eindringlich beschäftigten. Kurz gesagt: So'n Dreck steckten sie schon seit Monaten, seit sie aus dem Knast draußen waren.
Aus Fehlern lernen? Nah, war nicht ihre Art. Mal davon abgesehen waren sie dafür viel zu schlau und auf der anderen Hemisphäre der Erde, von dem her.
Der Wagen blieb am Hotel stehen, an dem sie sich verabredet hatten, und Tae schob seine Bugatti Sonnenbrille ins schwarze Haar, während Suga sprach. "Alles klar, Chef", zwinkerte er ihm zu - er nannte ihn nicht mit ernsten Absichten Chef, das war sein Spitzname für ihn - und verstaute die Tüte unter dem Sitz. Bei dem nächsten Kommentar schmunzelte er vor sich hin und grinste ihn, die Tür dabei schon aufmachend, spitzbübisch an. "Keine Sorge, der Fick gestern hat mich ruhig gestillt. .....für die nächsten paar Stunden zumindest." Mit einem letzten Zwinkern schwang er sich aus dem Wagen, ließ die Beifahrertür ins Schloss fallen und salutierte ihm zu.
Sein Blick wanderte zur Seite, seine Hand fuhr durch die längeren Haare an seinem Nacken. Sein Kollege für diese Angelegenheit war diesmal nicht Suga selbst, hier ging es schließlich um was fetteres als nur'n paar Drogen - hier ging's um fucking Kilos. Strategie war alles, weswegen ihm ein Anderer diesmal zur Seite stand, der geradewegs aus dem Auto hinter ihnen ausstieg und zu ihm stieß. Einen Zahnstocher zwischen die Lippen schiebend nickte er ihm zu.
"Ohne den Stoff gibt's keine Transaktion, nachgeben is' nich drin, egal was er sagt. Heut is' lang aushalten angesagt", ließ er ihn wissen, bevor er ihm mit der Flachen Hand unter's Kinn täschelte und eine Schnute zog. "Zum Glück brauchen wir nicht deinen Schwanz." Für seine große Klappe hätten ihm schon sämtliche Typen eine reinhauen sollen, doch war es entweder sein schönes Gesicht, oder geile Sex, den man mit ihm haben konnte, was ihn meistens davor bewahrte. Nicht immer, definitiv nicht immer.
Gemeinsam gingen sie hinein, auf dem Weg in die oberen Etagen zog er sich die Sonnenbrille aus den Haaren, verstaute sie in seiner Hemdtasche und lenkte den Zahnstocher mit seiner Zunge auf die andere Seite. Kaum, dass er die Zimmernummer gefunden hatte, ließ er seine Knöchel leicht gegen das Holz klopfen und trat mit seinem Kollegen ein. "Mama ist Zuhause, Kinder", gab er relativ beiläufig von sich, vergrub seine Hände in der Hosentasche und hatte dabei mit seinen Fingern kurz den Lauf der kleinen Knarre unter seinem Bund erspürt. Man musste schließlich für jeden Fall vorbereitet sein, richtig?
Und das Ganze wäre auch beinahe einwandfrei abgelaufen, wären da nicht Misstrauen, blöde Sprüche, Verzögerung und Drohungen gewesen - denn die Ware wollte das Arsch nicht rausrücken, nicht bevor er das Geld bekam. Blöd nur, dass Taehyung nicht zu der Sorte gehörte, die leicht zu knacken war, ganz und gar nicht; und als die Typen nach ihren Waffen gezogen hatten, zögerte er keineswegs mit seiner eigenen. Schießen tat keiner, doch die Message war klar:
"Wie du mir, so ich dir, Kollege." Ein gewitztes, allerdings gefährlich Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. "Danken wir dem Herren für seine letzten Worte, bevor's hier abgeht."

Leider nahm das innerhalb weniger Minuten jedoch eine Wendung, die Tae überrumpelt hatte, verdammt scharf, und die Transaktion war nun nicht mehr als ein Folterspielchen. An einen Stuhl gefesselt, genau so wie sein Partner zu seiner Rechten, musste er die einen oder anderen Schläge einstecken, ins Gesicht, in den Bauch, und woah, pisste ihn das an. Unzufrieden spuckte er das Blut, dass sich in seinem Mund gesammelt hatte, zur Seite aus und warf dem Typen vor ihm einen finsteren Blick zu. Die Sache gefiel ihm nicht, und mittlerweile waren es mehr als 15 Minuten, die vergangen waren.
Doch rückte Tae nicht mit der Sprache raus, kein Bisschen, verriet ihnen nicht, wo das Geld war - und das zog Konsequenzen mit sich. Mächtige Konsequenzen. Das Geräusch einer Kettensäge ertönte hinter seinem Kopf, schlagartig drehte Tae diesen zur Seite, seine Augen weiteten sich. Eine fucking Kettensäge? Nicht zum Bäume absägen gedacht, nein.. nein, das wurde ihm in weniger als zwei Minuten verdammt klar. Viel, viel zu klar, dass er sofort zur anderen Seite guckte, die Augen schloss und tief durchatmete, versuchte alle möglichen Geräusche auszublenden und-
Blut befleckte seine eigenen Klamotten, noch immer öffnete er seine Augen nicht, warf keinen Blick auf das ein-Mann-Massaker, das ihm auf dem Silbertablett serviert wurde. Binnen von Sekunden wurde Tae klar, dass das hier genau so gut sein Ende sein konnte, die grobe Hand an seinem Kinn, die ihn dazu zwang, aufzusehen, gehörte dem Bastard, der ihn in diese Scheiße reingezogen hatte. Der Schwarzhaarige weigerte sich, neben sich zu blicken, und fuck, er hätte um sein Leben betteln sollen, als die blutige Kettensäge neben seinem Ohr war. Und er hatte Angst, scheiß Angst, sein Körper hätte fast Beben angefangen, seine Finger hinter seinem Rücken verkrampften sich, sein Kiefer zuckte unkontrolliert.
Doch gab er nicht nach.

Zehn Minuten vergingen, zwölf, dreizehn und Sugas Finger trommelten ungeduldig auf seinem Knie, sein dunkler Blick haftete auf den mit Jalousien verkleideten Fenstern im obersten Stockwerk. Um ihn herum herrschte das ganz normale Alltagstreiben und Suga ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Lehne fallen, atmete einmal tief aus, bevor er sich mit einem erneuten Blick zur Uhr aus dem Cabrio schwang. Kurz zögerte er, 50.000 Dollar in einem Wagen ohne Dach zu lassen war vielleicht keine so gute Idee, andererseits war ihm das gerade scheiß egal.
Er hatte Taehyung sogar ein wenig mehr als 15 Minuten gegeben und dass der Jüngere immer noch nicht aufgekreuzt war oder irgendein Lebenszeichen von sich gegeben hatte, konnte nur eins bedeuten: die Kacke war am Dampfen.
Innerlich vor sich hinfluchend huschte Suga an dem Hotel entlang und erklomm die Feuerleiter, die spindelförmig an der Hauswand verlief, übersprang immer eine Stufe, um schneller vorwärts zu kommen, bis er an der richtigen Fenster angekommen war.
Geduckt kletterte er von dort auf den Balkon, doch als das durch einen extra laut gedrehten Fernseher gedämpfte Geräusch einer surrenden Kettensäge an seine Ohren drang, richtete er sich schlagartig auf.
Es brauchte nur zwei Schüsse, um die Fenster in tausend Scherben zerplatzen zu lassen und Suga war im Zimmer, noch bevor irgendjemand richtig darauf reagieren konnte, ballerte gezielt um sich während der Rückschlag des Gewehr seinen ganzen Körper mit jedem Schuss durchzuckte, leere Patronenhülsen um ihn herum auf den Boden klimperten.
Nur kurz hatte er einen Blick auf das blutige Disaster geworfen, was neben Taehyung auf den Stuhl gekettet war, doch der Typ ging ihm am Arsch vorbei, war einer von Lopez' Männern und er hatte das Arschloch noch nie leiden können. Suga hätte in der Sekunde seinen Arsch darauf verwettet, dass der Handlanger sie extra diesen Auftrag hatte machen lassen, um sie so schnell und unkompliziert wie es ging, einfach loszuwerden.
Als das Feuer verstummte, war jedoch klar, dass sich das alles ein wenig anders abgespielt hatte und Suga stieg über die vollkommen zerfetzte Leiche des Typen, der augenscheinlich Roy gewesen war und seiner zwei Gorillas von Kumpanen, öffnete den schwarzen Koffer der auf dem Bett lag und brachte zwei weiß gefüllte Päckchen zum Vorschein.
„Bingo, baby.“, grinste er und klappte den Koffer wieder zu, sah dann zu Tae hinüber, der noch vollkommen blutbespritzt auf seinem Stuhl gefesselt saß.
„Mh, ich dachte immer du hältst nichts von Fesselspielchen, Taehyung.“
Ein schmales Grinsen im Gesicht kam der Schwarzhaarige auf seinen Partner zu und zückte sein Taschenmesser, zerschnitt die dicken Seile, mit der man dem Jüngeren die Arme auf den Rücken gebunden hatte, richtete sich dann auf und warf einen Blick auf die blutige Kettensäge auf dem Fußboden, dann zu der zerhackstückelten Leiche auf dem Stuhl nebenan. Appetitlich.
Kurz fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, trat dann an Tae heran und wischte ihm mit dem Daumen ein wenig von dem Blut von seiner Wange, nickte dann zu dem Koffer, dessen begehrter Inhalt sie überhaupt in diese Lage gebracht hatte.
„Schnapp dir den Koffer, wir hau’n ab."
Die Polizeisirenen waren schon in nicht allzu weiter Ferne zu hören, mal abgesehen davon hatte sein Rumgeballer auf der Straße mit Sicherheit einige Aufmerksamkeit erregt, doch keine Minute später saßen sie in dem roten Cabrio und Suga gab Gas.
„Was war das für ne Scheiße, huh?“
Dem Jüngeren einen Blick zuwerfend tastete er seine blutbespritzte Seite ab, doch er schien noch rechtzeitig gekommen zu sein, um ihn vor dem Schlimmsten zu bewahren.
Trotzdem begann ein Muskel in Sugas Kiefer zu zucken, während er das Fahrttempo noch ein wenig erhöhte, schließlich in der Nähe des Hafens anhielt, als sie genug Abstand zwischen sich und dieses Hotel gebracht hatten und sich zu Tae drehte.
„Hat er dich irgendwo erwischt?“, wollte er dann doch wissen und trotz seiner blasierten, undurchsichtigen Miene war doch zu erkennen, dass es ihn kümmerte.

Jeder andere in diesem Augenblick hätte vermutlich angefangen zu beten, zu Gott, Allah, Buddah, wem auch immer - und das Einzige, was Tae durch den Kopf ging, als sich die Kettensäge in seine Nähe bewegte, war, dass er Suga verdammt nochmal wenn's nötig war als Geist heimsuchen würde, bis zu seinem eigenen Tod. Klar, sterben wollte Taehyung nicht, besonders nicht durch eine Kettensäge - dafür war er sich doch etwas zu Schade.
Es ging hier also um Leben und Tod, der Schwarzhaarige leistete dem vernichtenden, mordlustigen Blick des Bastards grandios Widerstand, und wie auf's Stichwort kracht die Fensterscheibe ein. Fucking finally, schoss es ihm durch den Kopf, sofort duckte er sich, um Suga freien Lauf zu geben und ihm das Ziel hinter ihm frei zu machen. Nicht umsonst waren sie ein eingespieltes Team; und ihr Blutbad sollte definitiv größer sein, als das, was auf ihre Kosten errichtet wurde.
Noch immer weigerte sich Tae aufzu- beziehungsweise neben sich blicken, erst als die Schießerei verstummt war richtete er sich wieder auf und ruckte an den Fesseln.
"Hast dir echt Zeit gelassen", kommentierte er schnippisch, ein wenig schwerer von der abrupten Erleichterung atmend, und regte sich einmal ungeduldig auf seinem Stuhl. Ein Schnauben entwich ihm und er verdrehte die Augen, zischte leicht, als die Fesseln sich endlich nicht mehr in seine Handgelenke bohrten und ihm gefühlt das Blut abschnürten. Ohne auch nur einen Blick auf das Gestümmel neben sich zu werfen, erhob er sich und rieb die brennend rötlichen Druckstellen an seinen schmerzenden Handgelenken. "Bin nicht scharf drauf, es nochmal auszuprobieren.", ließ er verlauten und tat so, als würde er mit dem Mund spielerisch nach Sugas Daumen schnappen. Tae war an Leichen, Blutbäder und Sonstiges dieser Art schon beinahe gewöhnt, fühlte sich jedenfalls so an, allerdings konnte ihm der Anblick dessen, was neben ihm angerichtet wurde, gänzlich erspart bleiben. Nicht etwa, weil er es nicht hätte ertragen können - doch der Gedanke daran, dass er mit diesem Ding mal Sex gehabt hatte... ekelhaft. Sehr.
Wie angeordnet nahm er den Koffer an sich und in nicht weniger als zwanzig Sekunden saß er wieder im Caprio neben seinem Partner, sowohl mit dem Kokain, als auch dem Geld. Und selbst obwohl das 'n verdammt riesen Erfolg gewesen war, sah und hörte sich Tae ziemlich verärgert an. "Keine Ahnung man, dieser fucking Dreckssack hat meine Klamotten ruiniert! Dafür hätt ich ihm in die Eier schießen sollen", knurrte er als Antwort und zog sich im Handumdrehen das Shirt über den Kopf. Der widerwärtige Ausdruck auf seinem Gesicht sprach Bände, als er das Ding nach hinten warf und an sich runter blickte. Seinen hellen Jeans hatten auch ziemlich gut was abbekommen und er stöhnte genervt auf. Wie er es hasste, wenn seine Lieblingssachen mit Blut befleckt waren - hätte er gewusst, dass das in einem Blutbad enden würde, hätte er sicherlich 'n paar Lumpen angezogen und keine Markenklamotten.
Bei der Frage des Älteren sah der, nun Halbnackte zu ihm, dann wieder zu sich selbst, checkte seinen Körper ab mit "Finger, Hände, Arme, Brust, Bauch, Knie, Zehen" und zog sogar an seinen Jeans, um nach seinem "Schwanz" zu sehen. "Alles noch dran. Aber ich sag's dir", schamlos wie sonst auch immer fummelte er an seinem Hosenbund, allzeit bereit, sich die Hose auszuziehen. "Du schuldest mir'n Fick, Min. Der scheiß is' ätzend, ich will meine Belohnung."

Stumm sah Suga dem Jüngeren zu, wie er seinen Körper abcheckte, hatte auf seinen halben Striptease nur eine Augenbraue angehoben, bevor er den Motor wieder angeworfen hatte, um zurück zu dem Hotel am anderen Ende der Stadt zu fahren, in dem sie untergekommen waren.
Bevor er jedoch wieder wirklich dazu kam, bemerkte er, was der andere vorhatte und warf ihm einen kurzen, stechenden Blick zu.
„Lass deine scheiß Jeans an, bevor wir zurück sind und ich Lopez zusammengeschissen hab, schulde ich dir gar nichts.“, brummte er und rollte über den hartnäckigen Schwarzhaarigen die Augen.
Er kannte Taehyung nun schon eine ganze Weile und dass er ungefähr so regelmäßig Sex haben wie ein Hund Gassi gehen musste, war eins der ersten Dinge gewesen, die er über ihn gelernt hatte.
„Ne Belohnung?“ Der leichte Spott in seiner rauen Stimme war unverkennbar und er lachte tonlos auf. „Frag doch Lopez, wette der belohnt dich und deinen kleinen Arsch besonders gerne, wenn du ihm die Kohle und den Stoff wieder bringst.“
Ein dreckiges Funkeln in den Augen warf er einen Seitenblick zu Tae, um seine Reaktion auf diese - in Sugas Augen ziemlich ekelhafte - Vorstellung zu sehen, bevor er seufzte und kleinbei gab.
Tae würde nicht die Klappe halten, bis er ihn über den Kofferraum gepresst hatte und fuck, Suga war auch nur ein Mensch.
Keine fünf Minuten später hielt er den Wagen also an, war noch ein wenig weiter raus gefahren, öffnete ohne ein Wort zu sagen die Fahrertür und zerrte Tae an den Schultern zu sich, drehte ihn um und drückte ihn - eine Hand fest zwischen seinen Schulterblättern - auf die Motorhaube.
„Verdammte Hure...“, murmelte er und zerrte dem Jüngeren die knallenge Jeans runter, tauschte die Zigarette, die zwischen seinen Lippen hing, gegen seinen Zeige- und Mittelfinger und befeuchtete diese ausreichend.
Sich die qualmende Kippe wieder in den Mundwinkel schiebend ließ er seine Finger zu Taes Arsch wandern, schob mit seinem Fuß seine Füße ruckartig weiter auseinander, bevor er in derselben Bewegung bis zu seinen Knöcheln in ihn eindrang.
Tief und schnell. Genauso wie es ihr Ding war.
Soviel wie Tae mittlerweile rumvögelte, war es wahrscheinlich vollkommen unnötig ihn vorzubereiten aber Suga tat es trotzdem. Vielleicht, weil er es irgendwo genoss, dabei zuzusehen, wie Taes Körper leicht unter ihm auf der rot lackierten Motorhaube zuckte, wie herrlich er darauf reagierte, wenn Suga ihn mit seinen schlanken Fingern fickte.
Außerdem kam er mit ein wenig schnellem Foreplay auch schneller in Fahrt, ließ seine freie Hand über Taes nackte Haut wandern, bevor er schnell und hart zuschlug, den tief inhalierten Rauch seiner Zigarette durch die Nase ausstieß.
„Fuck, Taehyung...you sound like you haven’t been touched in years...you fucking slut.“, zischte er und ließ einen dritten Finger hinzukommen, spreizte sie in dem hitzigen Inneren des Jüngeren gnadenlos auseinander, öffnete mit einer Hand seine Gürtelschnalle, weil die flaue Wärme in seinem Unterleib bei dem Anblick, der sich ihm bot, sich zusehends verstärkte. Dazu noch diese nuttigen Geräusche, die Taehyung von sich gab...es brauchte nicht mehr als ein paar Stöße in seine eigene Hand, bis er selbst vollständig hart war und Suga entzog seine Finger langsam und qualvoll, bevor er sich mit einem tiefen, harten Stoß ohne Vorwarnung in Taehyung versenkte, die Zähne vor dem tiefen, fast stöhnenden Keuchen, zusammenbiss.
Unbeachtet fiel seine Kippe neben ihm zu Boden und Suga Hände legten sich fest um die schmale Hüfte seines Partners, drückten ihn unbarmherzig so weit zurück, bis er ihn komplett ausfüllte und sein Atem stockte, sein Kopf verdrehte sich in den Nacken, ein leiser Fluch glitt über seine Lippen.
Man konnte über ihre Beziehung sagen, was man wollte, aber der Sex war geil.
Vor allem unter freiem Himmel.

Der eisige Geschmack von Blut lag noch auf seiner Zunge, und dass sein Gesicht nicht mehr so frisch aussah wie vor knapp einer Stunde war nach den paar Schlägen nicht besonders verwunderlich, doch änderte das absolut nichts an seinem Verhalten - oder seinen Bedürfnissen. Körperliche Gewalt konnte Tae verdammt gut wegstecken, und die paar blauen Flecken, die sich an seinen Seiten zeigen würden, waren nichts, was ihn kümmerte, genau so wenig wie die kleinen Wunden in seinem Gesicht.
Wie er bereits erwähnt hatte, wollte er allerdings eine Belohnung für den Dreck, den er am Stecken hatte und für den Sudel auf seinen Klamotten. "Sag mir nich, was ich tun soll", zischte er auf Sugas Gebrumme - seine schlechte Laune über die Flecken projizierte er damit auf Suga, ein wenig - bevor er noch ein mattes "Als ob du das Zusammenscheißen mir vorziehen würdest." Ein arroganter, dreckiger Zug umspielte seine Mundwinkel, kurz ließ er seine Zunge verführerisch über seine etwas verwundete Unterlippe gleiten. "Don't bullshit yourself, buddy."
Bei den nächsten Worten verging ihm der dreckige Zug allerdings unwiderruflich und er verzog komplett angeekelt das Gesicht. "Woah fuck das Kopfkino wer jetzt echt nicht nötig gewesen du Arsch, ich kotz dir gleich im Strahl dein Auto voll." Und damit würde er sogar Recht behalten, sollte sich Suga ihm nicht endlich das geben, was er wollte. "Suga, you owe me a quick fuck now, I don't care, fuck me in or on your car, I d o n t c a r e but just fucking give in already God don't make me repeat myself", betonte er, sichtlich ungeduldiger; Sex war für ihn nicht nur ein Zeitvertreib und Spaß, sondern auch Stressabbau. Und das brauchte er jetzt, 'n richtig guten Fick.
Glücklicherweise passierte, wie zu erwarten war, genau das, genüsslich stöhnte er auf, als Suga ihn grob und flach auf den Bauch gegen den roten Kofferraum drückte. Auf seine Beleididung, die wie Musik in Taehyungs Ohren klang, grinste er nur breit und willig, bevor ein sehnsüchtiges, williges Stöhnen seine Kehle verließ. Oh, er hatte die Rolle einer Hure voll drauf, nahm Sugas Finger tief in sich auf und schloss die Augen, die Hände auf der roten Verkleidung liegend.
"Fuck yes", entglitt es ihm in aller dreckiger Manier, drückte sich seinen Fingern entgegen und ließ sich nur zu gerne von ihnen ficken. Gott, Sugas Finger enttäuschten ihn nie und es wäre gelogen, wenn er sich nicht schon auf dem Weg zu ihrem Auftrag gedacht hatte, dass er sich heute Abend von ihm noch einen Fick stehlen würde. Sex mit Suga war unkompliziert, unverbindlich und einfach nur geil.
Er wurde in Rekordzeit unglaublich hart und unterstrich diese Tatsache, sowie Sugas harten Schlag auf seinen nackten Arsch, in aller Schlampen Manier mit einem wohligen Stöhnen. "Don't pretend you wouldn't like it", hauchte er, drückte seinen Rücken ein wenig durch, um seine Finger noch tiefer aufzunehmen und - "God, fuck me already", presste er stöhnend heraus. Das war alles, was er brauchte, verdammt, einen schnellen, harten Fick und auch obwohl er unter anderen Umständen ein ziemlicher Foreplay Liebhaber war, so konnte er das gerade nicht länger als ein paar Sekunden ertragen.
Geräuschvoll sog er die Luft ein, scharf, sein gesamter Körper reagierte auf Sugas plötzliches Eindringen und er zog sich um ihn zusammen, eine seiner Hände glitt zu Sugas an seiner Hüfte. Das Tempo, dass er hinlegte, war genau sein Fall und Tae stöhnte ins Freie wie eine dreckige Nutte, die beste Nutte, die Suga jemals bekommen konnte. Der Wagen regte sich unter ihm und seine Laute nahmen an Lautstärke zu, an Geschwindigkeit, sein Brustkorb und Inneres brannten vor Lust und er sah verdammte Sterne, bis sich der Druck in seinen Lenden so massiv anstaute, dass er sich ein wenig aufrichtete und Suga entgegenreckte. Ein Fick im Freien heizte ihm nochmal mehr ein und es dauerte nicht lange, bis sein bebender Körper an sein Ziel kam, seine Beine und Schultern erzitterten und er sich so fest an Sugas Hand krallte, dass er ihm in einer gigantischen Ladung fast aufs Auto gekommen wäre.

Sie beide gehörten nicht zu der Sorte Mensch, die sich beim Sex zurückhielten, die Geräusche, die Tae ausstieß und das schnelle, unbarmherzige Tempo, in dem Suga ihn fickte, zeigten das deutlich genug.
Sie wussten genau, was sie voneinander wollten und einander geben konnten, und deswegen funktionierte es zwischen ihnen auch so gut. Keinerlei Gefühle, alles was im Vordergrund stand war ihre eigene Befriedigung. Es war einfach nur Sex.
Und trotzdem umspielte ein schmales, schmutziges Grinsen Sugas Lippen als Taes Stöhnen immer abgehackter, immer unregelmäßige rüber seine blutigen Lippen krochen, sein ganzer Körper unter ihm bebte, Sugas Hände seine Hüfte noch ein wenig fester packten.
Es war schon oft vorgekommen, dass er blaue Flecken auf Taehyungs Haut hinterlassen hatte, einfach in ihrem wilden Treiben zu fest zupackte, denn der Griff seiner Finger war auffallend unnachgiebig und fest, doch den Jüngeren schien es nicht zu stören.
Ihm schien es zu gefallen, dass Suga ihn so kontrollierte, er nach Belieben in ihn stieß, bis sie beide von ihrem Orgasmus überrollt wurden, der Schwarzhaarige sich ihn in letzter Sekunde entzog und auf seinem nackten Rücken kam, seine gebräunte Haut weiß sprenkelte.
Schwer atmend zog er seine Hände zurück und seine Hose wieder hoch, gab Tae dann einen festen Klaps auf den Arsch und warf ihm sein blutbeschmiertes Hemd zu, damit er sich sauber machen konnte, ein zufriedenes Funkeln in den Augen.
„Schuld beglichen, Taehyung."
Auch wenn der Deal in mancher Hinsicht scheiße gelaufen war...seine Laune war nun ein wenig besser.

~*~

„So jemand wie dich brauchen wir in unseren Reihen, Min. Ich will, dass du direkt für mich arbeitest, du weißt schon, die großen Dinger drehst, wirklich was in dieser Stadt zu sagen hast.“
Wortlos an seinem Gin nippend sah Suga den Mann über den polierten Glastisch an, ließ seinen Blick an den zahllosen Goldkettchen um seinen Hals wandern, zuckte dann nichtssagend ein wenig die Schultern.
„Du wirst feststellen, den Stoff ranzuschaffen ist nicht das größte Problem, sondern zu entscheiden, was zum Fick du mit dem ganzen Geld anstellst.“
Suga verzog keine Miene, hätte bei dem dreckigen Lachen seines Gegenübers jedoch gerne gekotzt. Oder sich zumindest ein wenig in seinem Mund erbrochen. „Ja, ich hoffe, ich hab irgendwann mal das Problem.“, sagte er schließlich und sein kühler, sarkastischer Tonfall schien den Drogenbaron zu amüsieren.
„Du kannst dir jeden Scheiß kaufen, Min. Autos, Klamotten, Weiber, Kerle - wenn du drauf stehst und...scheiße, holt mir Luca her, es ist spät.“ Aus den Augenwinkeln nahm der Schwarzhaarige wahr, wie einer der Angestellten hektisch das ausladende Zimmer verließ und er lehnte sich ein wenig weiter in dem teuren Leder zurück, richtete mit einer Hand den Sitz seines schwarzen Anzugs und nahm Lopez wieder in Augenschein und hörte ihm bei seinem belanglosen, aufgeblasenen Gequatsche zu, bis seine Aufmerksamkeit sich auf den gläsernen Aufzug richtete, der gerade bei ihnen ankam und er das Gin Glas, das er gerade an seine Lippen gehoben hatte, automatisch wieder sinken ließ.

Die Worte des Türstehers quittierte Luca mit dem selben, beinahe akzentfreien Spanisch, das er sich mittlerweile für ein paar Sätze hatte aneignen müssen und wandte sich dem Schminspiegel zu, an welchem er saß und seine Augen mit etwas Lidschatten nachschminkte. Unter anderen Umständen hätte er das gerne gemacht, seine Augen betont, sich schön hergerichtet, wenn er auf ein Essen eingeladen werden würde oder wusste, dass man ihm zum Tanzen ausgeführt hatte; aber er tat es nicht gerne. Nicht für den Anlass, mit dem er sich jeden einzelnen Tag seines Lebens auseinander setzen musste. Langsam ließ er den Pinsel sinken, legte ihn zurück an seinen Platz und tupfte sich noch etwas kirschrötliche Farbe auf die vollen Lippen, die jeder im Umkreis von dreißig Metern begehrte zu küssen, es ihnen jedoch untersagt war.
Einen Augenblick hielt er in seiner Bewegung, die süße Farbe auf seine sinnlichen Lippen zu tupfen, inne, sein Blick haftete auf der teuren, feinen Silberkette um seinen Hals, seine Finger streiften den kleinen Anhänger mit dem Zeichen des Empires, in welchem er lebte - gefangen saß. Und das schon seit Monaten, viel zu lange, als dass es jemand noch länger hätte aushalten können; doch blieb ihm keine andere Wahl.
Den teuren Pelz um seine Schultern legend richtete sich der Orangehaarige auf, er hatte gehört, dass nach ihm eindringlichst verlangt wurde und er wahrscheinlich wieder vorgeführt werden sollte. Von Gästen wusste Luca Bescheid, natürlich tat er das, allerdings interessierte es ihn nicht die Bohne; sein einziger Zweck bestand, im Falle von neuen Bekanntschaften, lediglich darin, Lopez' kostbares Schoßhündchen zu spielen, mit dem er weitaus mehr Dinge tat, als es nur zu streicheln.
Anmutig ließ er sich, wie er eben auf Schritt und Tritt verfolgt wurde, zum gläsernen Aufzug führen und stellte sich hinein. Ganz gleich, was ihn erwartete, es stimmte ihn vollkommen neutral und desinteressiert; er war nur einer der begehrtesten Statussymbole, das nun vor versammelter Mannschaft vorgeführt werden sollte. Kaum, dass sich die Türen öffneten und Luca seinen Pelz zurecht schob, trat er in aller unnahbar aufreizenden Manier heraus, ignorierte sämtliche Blicke und kam auf seinen.. 'Besitzer' zu.
Ihn kümmerten neue Gesichter nicht, noch nicht zumindest, und bevor er überhaupt den Mund hätte aufmachen können, stand der Drogenbaron, dem er angehörte, auf und zog ihn zu sich. Luca atmete unmerklich durch, schloss kurz die Augen bei dem Kuss in seinem Nacken, dem perversen Gemurmel, wie scharf er aussah und wie schön er sich für ihn hergerichtet hatte. Lucas unberührter Gesichtsausdruck veränderte sich nicht bei dem typischen Gelaber, das er von sich gab, Luca blieb stumm und erst, als er ihn seinem Gast vorstellen wollte, lag sein Blick auf dem Schwarzhaarigen vor ihnen.

Suga wusste, sie lebten schon lange nicht mehr in einer Zeit, in der davon auszugehen war, dass ein so mächtiger Mann wie Lopez sich nur mit schönen Frauen umgab. Er war trotzdem nicht darauf vorbereitet gewesen, was er sehen würde, als die gläsernen Aufzugtüren sich teilten.
Langsam glitt sein Blick an ihm abwärts, tastete das feminine Gesicht, die orangefarbenen Haare, die vollen Lippen und seine filigrane Statur ab, kurz blieben seine Augen an der feinen Kette hängen, die er wie ausgestellt um den Hals trug.
Er achtete überhaupt nicht darauf, wie Lopez den Kopf zu ihm umdrehte, dann aufstand, um Luca um die Hüfte an sich zu ziehen, nahm einfach einen weiteren Schluck des sündhaft teuren Gins, den sein Gastgeber ihm angeboten hatte, musterte ihn jedoch weiterhin über den Rand seines geschliffenen Glases.
Er war atemberaubend schön und das war vermutlich der einzige Grund wieso er hier war.
Er sagte kein Wort, starrte fast leblos nur vor sich hin, als müsste er die ganze Situation in absoluter Stille und Ergebenheit ertragen und Suga wandte kurz den Blick beiseite, als Lopez seinen Hals küsste, ihm dann etwas ins Ohr raunte.
Er wusste nicht was es war, aber etwas an diesem Anblick, der Vorstellung dieses delikate Wesen in den Händen dieses Dreckschweins zu wissen, widerte ihn so unglaublich an. Vor allem, weil es ersichtlich war, dass Luca hier sicher nicht freiwillig hier war.
Schließlich erhob er sich, kam auf den Orangehaarigen zu und ihre Augen trafen aufeinander, während Lopez neben ihnen schon Anstalten machte, sie einander vorzustellen, der Schwarzhaarige ihn jedoch überraschend zum Schweigen brachte.
„Ich denke, das kann er selbst tun.“
Sugas trockene Worte waren raus, noch bevor er richtig darüber nachgedacht hatte und er sah den Drogenbaron auch nicht an, sah Luca weiterhin ins Gesicht, bevor er den Kopf leicht neigte und ihm die Hand hinhielt. Wäre er eine Frau gewesen, hätte er ihm vielleicht die Hand küssen sollen, doch Suga war sich sicher, dass er seinem Gegenüber mit dieser Geste keinen Gefallen tun würde.
Bestimmt wurde er schon genug gegen seinen Willen angefasst. Weswegen er sich zurückhielt, ihm höflich und respektvoll seinen Abstand ließ, ihn jedoch immer noch ansah, als würde er so auf den Grund dieser geschundenen, einsamen Seele tauchen können.
Einen Moment herrschte Stille und Sugas Blick glitt für eine kurze Sekunde wieder zu der feinen Silberkette in seinem Ausschnitt. Er hätte genauso gut ein diamantenbesetztes Halsband und eine Leine tragen können wie eine teure Promenadenmischung.
Doch Luca war kein Schoßhündchen und vielleicht waren es die orangefarbenen Haare oder der intensive, irgendwie stolze Blick, der ihn zu dem Schluss kommen ließ: Er war ein Tiger. Ein Tiger in Ketten.
„Min Suga, my pleasure."

Luca hob ein wenig das Kinn, bedachte den Fremden mit einem Blick, der sämtliche Bodyguards in seinem Umfeld auf ihre Knie gezwungen hätte, um seine Füße zu küssen. Nicht etwa aus Angst, ganz im Gegenteil. Zwar war Luca nicht hier, weil er es wollte, und er wurde von dem Baron nicht wie der Diamant behandelt, mit dem er ihn eigentlich betitelte, doch hatte Luca sich über die Monate seinem 'Status' angenommen und strahlte damit eine mächtige Art von Anziehung aus. Aus den Augen des Schwarzhaarigen vor ihm las er nicht sonderlich viel, strengte sich auch nicht an, aus ihm schlau zu werden, denn mehr als ein Gast seines Besitzers würde er nicht sein - zumindest dachte er das bis vor wenigen Sekunden.
Dass ihn seine Worte ein wenig überraschten, ließ er sich nicht anmerken, seine Gesichtszüge blieben die Gleichen; innerlich gewann der Fremde gerade einen Punkt bei ihm. Langsam glitten Lucas tiefbraunen Augen zu dessen feingliedriger Hand, die er ihm hinhielt, in einer eleganten Bewegung reichte er ihm die Seine, spürte, das der Baron neben ihm ihn fast ein wenig enger an sich zog. Oh... sah er etwa Konkurrenz?
Dieser Gedanke und die Tatsache, dass sein Gegenüber ihn keine Sekunde lang aus den Augen ließ, hätte ihm beinahe ein schmales Lächeln entlockt - doch entschied er sich lieber dagegen und ließ stattdessen seinen eigenen Namen verlauten, während seine kleinere Hand noch immer in der filigranen Sugas lag, wie sich so eben raustellte. Ein Koreaner, so wie er es war.
"Park, Luca."
Seine Stimme klang angenehm, höher und gewährte bereits Einblicke darauf, wie verführerisch sie klingen könnte, sollte er sich zum Flirten entscheiden. Tat er, selbstverständlicherweise, nicht im Geringsten. Dafür hielt der Baron ihn zu eng an sich geschmiegt, als dass er sich dieses kleine Spielchen hätte leisten können.
Gegen die intensiven Blicke gab es allerdings nichts einzuwenden, richtig?
Luca nahm seine Hand wieder zurück, ließ sich von dem Baron seitlich zu ihm auf den teuren Ledersessel führen und setzte sich auf seinen Schoß, überschlug die Beine dabei grazil. Einen Arm um den Nacken Lopez' gelegt lehnte er sich nach vorne, füllte sich lieber was von dem Scotch ein und lehnte sich wieder zurück, ertrank seine aufgezwungene Hingabe im Alkohol. Er redete nicht mit ihnen, kein einziges Wort, musterte Suga lediglich stumm - und manchmal etwas mehr, als er ihm vielleicht hätte geben sollen. Aber etwas schien der Schwarzhaarige an sich zu haben, was seine Aufmerksamkeit auf ihn zog; simple, unbedeutende Neugier.
Sonst nichts.

Wie schnell sich Taehyung langweilen konnte, wenn er etwas überpünkltich zur besagten Uhrzeit ankam, ließ sich ziemlich schnell anhand seiner Haltung erkennen. Auf dem Stuhl vor dem abgenutzten Holzstisch kippelnd, die Beine über dem schwarzen Lederkoffer mit mehreren 100$ Scheinen geschlagen und den Blick auf seine Nägel gerichtet wartete er tiefen entspannt auf die Transaktion, die hier gleich stattfinden sollte. Diesmal war er alleine unterwegs, war auch nicht wirklich der riesen Auftrag, weswegen er relativ wenig zu befürchten hatte. Klar, ungefährlich war der ganze Scheiß trotzdem nicht, doch juckte ihn das relativ wenig.
Gelangweilt seufzend ließ er seinen Kopf in den Nacken fallen, schob den Zahnstocher zwischen seinen Lippen hin und her und streckte sich. Konnte der sich mal beeilen? Er hatte nicht vor, den ganzen Tag hier zu chillen; dafür wusste er mit seiner Zeit weitaus mehr anzufangen. "Komm schon man", stöhnte er unzufrieden, fischte sein Taschenmesser aus der Tasche seiner Jeansjacke und spielte damit herum. Auf eine Weise, die nicht jeder Trottel beherrschte - und sollte sich García nicht in den nächsten zwei Minuten melden, würde er aus Unzufriedenheit Amok laufen.
Schließlich hörte er jedoch Schritte an der Tür, und kaum, dass sich diese Öffnete, schwang sein Kopf wieder nach vorne. "Na endlich, alter, ich dachte schon dein Schwanz steckt in den aufgebrezelten Puffnutten um die Ecke f-", abrupt hielt er in seiner genervten Rage inne und starrte den jungen, tättowierten Mann, der reingekomen war, wie versteienert - und den Faden dabei verloren - an. Er brauchte eine Weile, in der sein Mund von dem Vorsatz, den er hatte sagen wollen, einfach offenstand - denn, Heilige Mutter Maria, wo war das 50 Jährige Sackgesicht abgeblieben?
"....yo García, warst du trainieren? Beim Frisör? 'n fucking Voodoo Meister bestechen?" Ein schiefes, sarkastisches Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen und er ließ sein Taschenmesser zurück ins Innere der weinroten Verkleidung schnellen. "Verdammt, ich dachte die Pubertät schlägt nur bei Kindern ein." Ja, und das war hier weder ein Kind, noch ein alter Sack, der ihm gegenüber stand - und seine Augen glitten systematisch an ihm herunter, an diesem Sexgott, der sich ihm offenbarte und nichtmal Jesus könnte ihm für die Gedanken vergeben, die er bei dem Anblick diesen Typens bekam. Tae befeuchtete seine Lippen und taxierte seinen Gegenüber aus gefährlich provozierenden Augen.
Versaut. Sehr, sehr versaut.

Das winzigste Anzeichen eines scharfen Lächelns umspielte Sugas Mundwinkel, als Luca seine Hand nahm, seine perfekt manikürten Finger fast in den seinen verschwanden, über die sich mehr oder weniger ordentlich gestochene Motive zogen und der Orangehaarige sich ihm vorstellte.
Selbst seine Stimme klang fast feminin, hoch und glockenhell und so ganz anders als seine eigene, ließ dem Schwarzhaarigen ein leichtes Prickeln in den Nacken kriechen, bevor er wieder auf seinem Sessel Platz nahm und die Beine bequem von sich streckte, so tat, als würde er Lopez zuhören, auch wenn seine Aufmerksamkeit eigentlich auf Luca lag, der sich in seinen Schoß gesetzt hatte und ihn ab und zu ansah.
Kurz rutschte Sugas Blick zu der Hand, die in seinem Rücken lag, ab und zu etwas tiefer rutschte, als würde der Ältere ihn streicheln und ein Muskel in Sugas Kiefer zuckte, weil er ihn wirklich behandelte wie ein...Haustier.
„Wunderbar.“, verließ es leise seine Lippen, wie immer - auch in Anwesenheit des wohl mächtigsten Mannes der Stadt - kurzangebunden und absolut unbeeindruckt, trotz der spendablen Einladung zu einer dieser High Society Partys, vor denen Suga in seiner Jugend immer rumgelungert hatte, um bei ein paar betrunkenen Neureichen Schmuck oder Geld zu stehlen.
Was für eine Ironie, das er eine schnelle Autofahrt später genau inmitten des Nachtclubs Babylon saß, in einer der ledergepolsterten Sitzecken lehnte und eine Zigarre rauchte.
Innerlich vor sich hingrinsend musste er daran denken, wie Taehyung sich schwarz ärgern würde, wenn er ihm auf die Nase band, dass Lopez ihm eine kubanische Zigarre spendiert hatte, paffte jedoch still vor sich hin und blieb ziemlich wortkarg, nickte meistens nur und gab einsilbige Antworten, wenn Lopez ihm irgendwelche wichtigen Männer an den Tisch zerrte oder ihn mit sexistischem und perversen Scheißdreck berieselte.
Wie so jemand es geschafft hatte, eine ganze Stadt unter sich gebracht zu haben, würde wohl bald als das achte Weltwunder gelten.
Teilnahmslos glitt Sugas Blick ein wenig zur Seite, streifte den von Luca, um den Lopez fast besitzergreifend den ganzen Abend lang einen Arm geschlungen hielt, bevor er sich in dem Getümmel auf der Fläche verlor.
Sie saßen hier ein wenig erhöht, hatten deswegen den Überblick über den kompletten Club und Suga verlor sich ein wenig in dem meistens pink und rot schillernden Licht, unter dem sich die Massen bewegten.
Es war zwar eine High Society Party, doch wieder einmal war zu sehen, dass auch die höhere Klasse Miamis es verstand, sich die Hände schmutzig zu machen. An jeder Ecke wurde gekokst, sich betrunken oder rumgemacht, starr beobachtete Suga wie ein Mann eine leicht bekleidete Frau in Richtung der Toiletten trieb, sie sich laut lachend an ihn klammerte, komplett von der Rolle und vermutlich high bis sonst wo hin.
Mittlerweile musste auch Lopez sicher schon mindestens einen Liter gesoffen haben, Suga hatte seine Gläser mitgezählt, doch gerade war er ins Gespräch mit irgendeinem anderen Hochstapler vertieft, was hieß, dass Suga sich ohne Probleme darauf verlegte, Luca anzusehen.
Ein paar Sekunden vergingen, in denen der Schwarzhaarige vor sich hinpaffte, den dichten Qualm zwischen den Zähnen ausstieß, bevor Luca sich erhob und augenblicklich sämtliche Tischgespräche verstummten.
Wortlos verfolgte Suga die kurze Konversation, die er mit Lopez hatte, der sich aber anscheinend nicht dazu herablassen wollte, mit dem Fußvolk zu tanzen - oder einfach zu strack war.
Dass Lucas Blick sich schließlich auf ihn senkte und er ihn fragte, ob er tanzen wollte, hatte Suga jedoch nicht erwartet, sah den Orangehaarigen dementsprechend einen Moment stumm an, bevor er die Zigarre einfach auf den Tisch schmiss und sich erhob, sich sein Jackett von den Schultern streifte und Luca nach unten folgte.
Sie redeten nicht, bis sie ganz unten waren, doch Suga wusste, Lopez würde sie wie ein Adler beobachten, weshalb er seine Hände sanft und behutsam auf Lucas Schultern legte, ihn durch die Menge dirigierte bis zu einem Punkt, von dem er wusste, dass er außerhalb des Sichtfelds des Anderen lag.
„Hier...“, meinte er schließlich und nahm seine Hände von Lucas Schultern, ließ sie als er sich zu ihm umdrehte, zu seiner rutschen.
Hier unten war die Musik lauter und es war einfach ihrem Rhythmus zu verfallen und Suga merkte schnell, dass Luca darin komplett aufzugehen schien, seinen Körper so anmutig und flüssig bewegte, als würde die Musik direkt durch ihn hindurchfließen.
Er schien das Tanzen zu lieben...vielleicht weil er dabei frei sein konnte, frei von allem, was ihn gefangen hielt.

Sich durch die vom Fahrtwind ein wenig zerzausten Haare fahrend stieg Minho von seinem Motorrad und griff nach dem schwarzen Koffer, den er während der Fahrt zwischen seine Beine geklemmt hatte.
Kurz glitt sein Blick an dem abgenutzten Gebäude, das vor ihm in den Himmel ragte auf und er rief sich die Zimmernummer, die er von seinem Vorgesetzten bekommen hatte, nochmal in den Kopf, bevor er die Treppen nach oben joggte, schließlich vor der entsprechenden Tür stehen blieb und sich noch ein letztes Mal versicherte.
Er war erst seit ein paar Wochen in Miami, war quasi von Orlando hierher versetzt worden, weil sich die Geschäfte hier erweitert hatten und mehr Dealer gebraucht wurden. Wenn er sich in seinen ersten Tagen einen Fehler erlaubte, würde man ihm die Hand abhacken. Oder den Schwanz. Was definitiv schlimmer wäre.
Ein wenig über sich selber seufzend öffnete Minho schließlich einfach die Tür und trat ein, automatisch fixierte sein Blick sich auf....einen jungen Kerl in seinem Alter, der am anderen Ende des Zimmers rumlungerte. Kurz war er sich doch unsicher, ob er sich nicht in der Tür geirrt hatte, doch die Reaktion des Anderen war dann doch eindeutig und auf Minhos Gesicht breitete sich ein vielsagendes Grinsen, als der Dunkelhaarige mitten in seinem Satz abbrach und ihn anstarrte.
Er hatte das Messer in seiner Hand schon bemerkt, sicher war er auch noch mit einer Knarre bewaffnet - doch das war Minho auch. In Orlando war er öfter in brenzlige Situationen reingeraten, aus denen er sich jedoch immer wieder hatte befreien können. Auf die manchmal mehr manchmal weniger brutale Weise.
Und er würde auch vor dem Anderen nicht Halt machen, wenn er ihm dumm kam. Auch wenn es um sein attraktives Gesicht und dieses verbotene Grinsen fast schade wäre.
Mit ein paar Schritten durchquerte er den Raum, stellte seinen Koffer auf dem Bett ab und lehnte sich mit der Hüfte gegen die abgenutzte Kommode daneben, seine durch das weiße Shirt freigelegten, tätowierten Arme vor der Brust verschränkt.
„Sorry, García hats erwischt...ich bin jetzt dein neuer Partner.“, verkündete er dem Schwarzhaarigen, erwiderte seinen provozierenden, irgendwie lüsternen Blick mit einem schiefen Grinsen.
„Überraschung.“
Zugegeben, er hatte alles erwartet, shady Gestalten von der Art her, wie er sie aus Orlando kannte, doch sein Gegenüber sah aus als wäre er aus einem Porno gekrochen und Minho grub seine Zähne ein wenig in seine Unterlippe, während er den anderen musterte, binnen weniger Sekunden die Spannung im Zimmer nur so zu knistern schien.
„Also...du hast was für mich, glaub ich.“, sagte er schließlich und neigte den Kopf spielerisch auf eine Seite, wippte seine Augenbrauen auffordernd in die Höhe.
Auch wenn in seinem Kopf schon ganz andere Dinge passierten...den Job musste er trotzdem erledigen.

Die ganze Zeit über hatte sich Luca nicht für das Gesagte interessiert, sondern nur für die Reaktionen, die der Schwarzhaarige von sich gab, und dabei war ihm eine entscheidende Sache aufgefallen: Er schien nicht beeindruckt. In keinster Weise, ganz gleich, was der Baron, auf dessen Schoß er saß, sagte. Ein Teil in Luca stellte damit mit sofortiger Wirkung fest, dass sich Suga grundlegend von vielen, die ihn besuchten, unterscheidete; allerdings würde er darüber kein Wort verlieren. Nicht, solange er es nicht für nötig empfand, und bis jetzt spielte Suga keine weitere Rolle in seinen Gedanken.
Das Gespräch verlegte sich auf Lopez berühmt berüchtigten High Society Parties, bei denen Luca wie sonst auch immer an ihn gebunden war, in seinem Schoß saß, sich von ihm küssen oder anfassen lassen musste, eben alles mitmachte, wonach ihm der Sinn stand - und was er seinen Männern gerne präsentiete. Luca war nicht mehr als ein Objekt seiner Fantasien, und das musste er schlichtweg über sich ergehen lassen, indem er selbst hier und da etwas Alkohol trank, von Lopez Zigarre ein paar Züge nahm und den majestätischen Liebhaber abgab, den er spielen sollte.
Glücklicherweise erlaubte ihm der Baron etwas mehr 'Freiraum', sobald er betrunken war - kam natürlich auf die Situation an, manchmal eskalierte es auch ins komplette Gegenteil - und der Orangehaarige erhob sich, streifte sich den teuren Pelz von den Schultern, gewährte erste Einblicke auf das weiße Oberteil, das an seinem Rücken transparent durchsichtig und mit Spitze versehen war. "Willst du mich nicht zum Tanzen auffordern?", fragte er ihn mit einem Unterton, der deutlich aussagte, dass er erwartet hätte, auch ihm etwas Spaß zu lassen, wenn er sonst nichts anderes tun dürfte als sein Schoßhündchen zu spielen. Allerdings verdrehte der Baron seine Worte und lachte dreckig, sagte sowas wie, dass er gerne für sie strippen konnte, wenn er wollte, was Luca ein leises Schnauben entlockte und er den Pelz neben ihn legte - nein, vielmehr hinwarf. "Oh, da fährt jemand die Krallen aus..", kommentierte einer der Männer lüsternen Blickes und ließ diesen an Luca herabgleiten, was er gekonnt ignorierte. "Ich will tanzen, auf der Tanzfläche. Unter den Leuten. Kannst du deinem Diamanten diesen Gefallen nicht tun?", versuchte er es ein zweites Mal, erfolglos.
Schließlich landete sein Blick auf dem Schwarzhaarigen, mit dem er ab und zu ein paar Blicke gewechselt hatte. Mal mehr, mal weniger intensiv; und das war der einzige Grund, warum er überhaupt einsah, ihn zu fragen. Er hatte absolut keine Lust, von den Männern hier beobachtet zu werden, sobald er alleine tanzte; er brauchte Gesellschaft.
"Min Suga.. right?" Der Redhead legte den Kopf ein wenig zur Seite. "What about you?" Es gab mit Abstand keinen, der ihm diesen Wunsch - abgesehen vom Baron - abgeschlagen hätte, weswegen es ihn nicht verwunderte, dass er bei ihm gezielt und getroffen hatte. Wenige Sekunden später fanden sie sich gemeinsam auf der Tanzfläche wieder, Luca mit einem ihm völlig Unbekannten, und doch war ihm das lieber als sich noch länger als nötig von dem Baron betatschen zu lassen. Er ließ sich von Suga in eine bestimmte Ecke dirigieren, drehte sich schließlich zu ihm und kaum, dass ihre Blicke aufeinander trafen und er dessen Hände an seiner Hüfte spürte, schlang er seine Arme automatisch um seinen Hals.
Eine einfache Tanzhaltung, die zu der Musik und dem dazugehörigen Rhythmus passte - nicht mehr, und nicht weniger. Automatisch fiel er, wie er sich es so lang ersehnt hatte, in den Rhythmus, bewegte sich frei von allem, was ihm auferlegt wurde, aufreizend und fließend. Die Musik war das Einzige, was ihm für wenigsten einen Moment Freiheit gab; und dass es ausgerechnet Suga war, der ihm das möglich gemacht hatte, würde er irgendwann vielleicht nochmal überdenken. Da er selbst schon etwas Alkohol intus hatte, ließ er es sich jetzt allerdings einfach fallen, die Arme stets um Sugas Hals geschlungen, manchmal spielerisch und der Atmosphäre angepasst an seine Brust rutschend.
"Also.. wieso bist du hier?", fragte er nach einer Weile, in welcher sie sich in den Augen des jeweils anderen verloren hatten, lediglich durch diese kommunziert und der Partymusik den Rest hatten machen lassen.

Eigentlich war Suga nicht so der Tänzer, hielt sich meistens subtil am Rand der Fläche an der Bar oder in den Sitzecken auf, schnorrte unbemerkt hier und da teure Zigarren und Alkohol und wenn es ihn doch zwischen die tanzenden Leute verschlug, dann meistens nur, wenn er etwas mehr intus hatte. Doch heute hatte er sein Limit eingehalten, wenn er Geschäfte mit Lopez machen wollte, wollte er das bei klarem Verstand tun und er wollte auch gerade jetzt auf der Fläche nicht den Eindruck machen, als wäre er genauso wie die Männer, die sie soeben hinter sich gelassen hatten.
Denn das war er ganz gewiss nicht und seine tätowierten Finger glitten im Fluss der Musik über Lucas Seiten, zogen ihn ein Stückchen näher, als ein Tanzpaar an ihnen vorbeizog, damit sie ihn nicht anrempelten.
Der silberne Anhänger glitzerte an Lucas Hals und Suga betrachtete ihn kurz, hob dann den Blick, weil es ihn wieder zurück zu diesen großen, dunklen Augen zog, die ihn unverwandt im Blick behielten und eine Weile bewegten sie sich einfach nur zu dem Rhythmus der Musik, Lucas Arme um seinen Hals, der unschuldige, sanfte Duft von Rosen begleitete ihn.
Schließlich schien Luca sich doch zu entscheiden, mit ihm zu sprechen und Suga überraschte es fast ein wenig, weil er gedacht hatte, Luca würde diesen Tanz einfach nur in aller Stille für sich genießen wollen, er schien ihm nicht die Person zu sein, die mehr redete als es unbedingt nötig war. Luca Park war zwar nur ein Haustier für Lopez, doch sein ganzes Auftreten, sein irgendwie stolzes, erhabenes Gesicht zeigte Suga, dass er trotzdem eine gewisse Macht inne hatte. Einem Tiger konnte man immerhin nicht seine gottgegebene Stärke nehmen...doch sicher hätte Luca sich auch einfach rausnehmen können, zu schweigen.
Einen Moment sah Suga ihn mit diesem Gedanken im Kopf also nur an, bevor er ihn eine Hand von seiner Hüfte nahm, nach seiner kleineren Hand an seiner Brust fasste und ihn elegant in seinem Arm eindrehte.
Sie beide fielen nicht aus dem Rhythmus, in dem sie sich bewegten und Sugas neigte den Kopf leicht zu seinem Ohr, trotz der lauten Musik blieb seine Stimme leise, angenehm kribbelnd:
„Weltherrschaft...du etwa nicht?“, fragte er und hatte Luca in der nächsten Sekunde wieder zu sich gedreht, zog ihn mit dem winzigsten Anzeichen eines Grinsens wieder zu sich und ließ seine Hände an seine ursprüngliche Position gleiten.
„Mhm...hab die richtigen Leute getötet, nehm ich an. Und Korea hat auch nicht die sichersten Gefängnisse, weißt du...“, sagte er dann und sah Luca dabei mit diesem minimalen Schmunzeln in seiner Stimme an, bei dem ein provokantes Glimmen in seine schmalen Augen stieg.
„Wieso bist du hier?“, stellte er dann die Gegenfrage und seine Hand strich Lucas Seite nach oben, bis er den silbernen Anhänger um seinen Hals auf seiner Fingerkuppe liegen hatte, leicht daran zupfte, ihm dabei jedoch weiter in die Augen sah, weil Luca sich nicht erlaubte, viel Emotionen zu zeigen.
Es war leicht, etwas zu verpassen, was in ihm vorging...doch Suga war ein konzentrierter Beobachter.