"Mieser Zug, Lexa."
Ein wenig schmollend die Unterlippe vorschiebend ließ Baekhyun sich seitwärts in den leicht ausgefransten Ledersitz fallen und streckte den Rücken durch, bevor seine ganze Haltung ein wenig in sich zusammensackte und er gelangweilt an der Kette an seiner Lippe zupfte, den Kopf über die Armlehne hängen ließ und aus dem Cockpit hinaus starrte. Es brauchte nur einen kurzen Blick auf die Konstellationen und das nahe Asteroidenfeld, um zu erkennen, dass er nicht mehr weit von Zuhause entfernt war und ein erleichterter Laut verließ seine Lippen.
Er hätte es keinen Tag länger mehr ausgehalten und die Tatsache, dass sein Raumschiff-Computer, den er liebevoll Lexa getauft hatte, ihn immer in diesem seltsamen Menschenspiel namens Schach schlug, kratzte mittlerweile wirklich an seinem Stolz.
Seufzend hievte er sich in eine aufrechte Position und brachte sich vor das Steuerpult, ein paar Knopfdrucke und sein Schiff trat in die Umlaufbahn ein und normalerweise hätte der Dunkelhaarige sich gemütlich wieder zurückgelehnt, doch bei dem Anblick aus der großen Scheibe saß er binnen Millisekunden wieder aufrecht da, blickte vollkommen erstarrt auf die sprichwörtliche Hölle die sich unter ihm auszubreiten schien, bevor er das Steuer herumriss und er durch die Luft zischte, die von dicken grauen Wolken durchzogen war.
Fluchend schoss er über den Himmel, kam dabei jedoch immer dichter über den Boden, um das Geschehen aus nächster Nähe zu betrachten und bei dem was er sah, drehte sich ihm sprichwörtlich der Magen um.
Flammen so weit das Auge reichte und wo vorher Felder und Wälder und blühende Natur gewesen war, ragten jetzt Aschegebirge in die Höhe, die durch die Antriebsmotoren seines Schiffes im Wind verwirbelt wurden.
Baekhyun wusste gar nicht, wie er so schnell in der Stadt und vor den Palasttoren angekommen war, vollkommen von Sinnen aus dem Cockpit stürzte, versuchte nicht rechts und links zu sehen, weil er wusste, alles würde voller verbrannter Leichen sein, seine Gedanken drehten sich im Kreis und sein Herz pochte wild in seiner Brust, während er sich - seine Waffe gegen die Brust gepresst - durch den Schutt und die Asche kämpfte, dabei so wenig wie möglich einatmete und die Augen gegen die stechende, giftige Luft zu Schlitzen zusammenzog.
Und bis auf das Flackern der Flammen war es entsetzlich still, als wäre die Welt um ihn herum verstummt und für ein paar Sekunden stand der Dunkelhaarige einfach nur da, bevor er losstürzte, über Überreste von Häusern, Brücken und Straßen sprang, durch die Palasttore rannte, alle Vorsicht außer Acht ließ, weil .... Kai.

"KAI!"
Von dem Palast war kaum noch etwas übrig, die prächtigen Türme in sich zusammengestürzt, zerbombt von einem Feind, über den Baekhyun sich noch keine Gedanken machen konnte, während er sich durch die Trümmer wühlte, die lähmende, quälende Angst langsam Besitz von seinem Körper ergriff. Er war allein, vollkommen mutterseelenallein und es gab nichts, was ihm je mehr Furcht bereitet hatte.
Trotzdem lief er tapfer weiter, durchkämmte jeden Winkel, bis er wieder in der Eingangshalle angekommen war und das winzigste, minimalste Ächzen aus einer Ecke ihn aufsehen ließ.
Klappernd fiel seine Waffe zu Boden als er neben dem Prinzen in die Knie sank, den Schutt, der ihn halb bedeckte von ihm schob und ihn panisch zu sich drehte, sein Gesicht abtastete. "Kai...Kai...hey, oh mein Gott, Kai...", nuschelte er und presste ihn kurz an sich, bevor er an ihm heruntersah und erst jetzt die Lache an Blut bemerkte, in die er sich gekniet hatte und die sich durch seine Kleider sog.
Entsetzt weiteten sich seine strahlend blauen Augen und ein leises Geräusch verließ Baekhyuns Lippen, denn sein bester Freund war kreidebleich und sah aus, als würde er jede Sekunde unter ihm zusammenbrechen.
"Kai, Kai, hey...ich bin hier, okay, wir-", das Brennen in seinen Augen kam ungewollt und Baekhyun presste die Lippen fest zusammen, unterdrückte das tiefe Schluchzen in seiner Kehle, während seine freie Hand sich auf den großen blutdurchtränkten Fleck auf seinem Oberkörper legte, er mit der anderen an seinem Arm zog, ihn über seine Schulter legte und versuchte, sich aufzurichten, dabei nicht mit einer Faser seines Verstandes daran dachte, dass er es kaum schaffen würde, den Anderen zu tragen, weil das pure Adrenalin durch seine Venen schoss, der einzige Grund dafür war, wieso er angesichts ihrer Lage noch nicht komplett die Nerven verlor.
"...du musst aufstehen, Kai...bitte, bitte steh auf!"

~ knapp zwei Stunden vorher ~

Die Fingerkuppeln des Prinzen strichen in feinster und säuberlicher Sanftheit über die gelblich-braun verblassten Seiten seines Buches, mit seinen mintgrünen Augen tastete er die schwarzgrauen, fast schon verkommen Buchstaben der Menschensprache ab. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen bei dem Bildchen, das auf der nächsten Seite abgebildet war und um sein Herz, das sich durch die Erzählung Peter Pans nach seiner Kindheit zu sehnen schien, wurde es warm.
Er war seinem Cousin ziemlich dankbar, dass er ihm dieses Geschenk mitgebracht - ein sehr teures, denn ein Buch von den Menschen, das vor mehr als zweitausend Jahren geschrieben und animiert wurde, galt auf seinem Planeten als eines der antiksten und wertvollsten Schätzen, die man besitzen konnte. Doch für seinen Geburtsag war niemandem, insbesondere seiner Familie, nichts zu teuer; das würde auch die kostspielige Geburtstagsfeier am Abend deutlich zu erkennen geben. "Ich wusste, dass es dir gefällt!", vernahm der Blonde und sah sogleich von dem Buch auf in das Gesicht seines Cousins. Ein Grinsen stahl sich in sein Gesicht, so strahlend und warm, dass selbst sein Merillia nicht mehr nötig gewesen wäre, um die Nation am Leben zu erhalten. "Vielen Dank nochmal", erwiderte Kai aufrichtig und legte das Buch auf die von Ranken getragene Kommode ab. "Gerne, Cousin - aber für heute ist Schluss, hast dich jetzt genug in deine kleine Traumwelt begeben. Du musst noch'n paar Formalitäten abschließen wegen deiner Volljährigkeit, Peter Tan muss leider warten." "Pan", korrigierte er ihn leise in sich hineinlachend, was dem Braunhaarigen ein "was auch immer", entlockte.
Leise seufzend richtete sich Kai aus seinem gemütlichen Stuhl auf, und gerade, als er ihn in seiner Traumwelt eines Besseren belehren und ihm die Geschichte Peter Pans erzählen wollte, erbebte urplötzlich, mit einem Schlag, der Boden unter seinen Füßen, begleitet von einem derartigen Knall, dass es die Wände hinter ihm erzittern ließ. Nur für einen kurzen Augenblick. Verwundert hob er den Blick, ließ diesen durch das hohe, von Efeu umrahmten Fenster hinausgleiten, sah, wie die Nachbeben einer Explosion in der Ferne lagen und sie bis hierhin erreicht hatten, eine Wolke so dicht, so schwer, und bevor er hätte reagieren können, war eine nächste Explosion im Gange. "Was-"
Krachend flogen die Türen seines Zimmers auf und die zwei Wachen stürmten herein, alarmierend, den blanken Horror im Gesicht. "Mein Prinz, wir wurden angegriffen", teilte einer der Beiden ihnen mit, Kai runzelte die Stirn und kam ihnen entgegen. "Was? Die Intention?" Er erkannte den Ernst der Lage mit einem einzigen Blick auf die Körpersprache der Wachen - sie zitterten am ganzen Leib, als ahnten sie, was ihnen nahen würde.
"Genozid."

...

Kai wusste, dass er im Sterben lag, ihm war der Tod so nahe wie noch nie zuvor in seinem ganzen Leben, Hand in Hand lief er mit der Form des Sensenmannes seiner Kultur in Richtung Tod. Er war nicht fähig, sich zu bewegen, oder einen Laut von sich zu geben, der Geruch von Leichen, Blut, Gift und Feuer lag in seiner empfindlichen Nase, seine Sinne gaben trotz der Tatsache, dass er seit einer guten halben Stunde langsam ausblutete, noch nicht ganz nach. Jedenfalls nicht vollständig. Seine Augen geschlossen, das Blut in seinem Inneren ansammelnd, zählte er die Sekunden, in denen er einfach wegdriften würde; jeder um ihn herum war tot, und die Tatsache, dass es bei ihm dauerte, konnte man als Segen oder Fluch sehen.
Sein Atem ging schwer, sehr schwer, das Blut in seinem Inneren hinderte ihn daran, ächzend und um sein Bewusstsein ringend lag er inmitten der Ruinen, das einst sein Zuhause gewesen war. Vage konnte er eine Figur neben sich ausmachen, verstand nicht, was sie sagte, bis eine, wenn auch schwache, Erkenntnis zu ihm durchdrang, dass es Baekhyun war, sein bester Freund. "B.....Baek......hyun...", krächzte er und versuchte seinem Flehen, das er vernahm, dem verzweifelten Versuch, ihn aus den Trümmern zu hieven, nachzukommen - und es schien hoffnungslos.
"B...Ba..Baek.... Baekinim....", verließ es nach den Anläufen, die sich durch die anbahnende Bewusstlosigkeit, oder war es doch der Tod, als eine Unmöglichkeit erwiesen, seine Lippen. Das in ihrer Sprache angeglichene -inim sagte aus, dass er ihn mein Bruder Baek ansprach, eine Anrede so vertraut und warm, die er von sich geben musste. Wenn es das Letzte gewesen wäre, was er sagen könnte.
Trotz allem, vielleicht war es die Stärke, die Gewissheit, dass er ihn hatte, dass sein Baekhyun heil und wieder zurückgekommen war, dass er ihn nicht alleine lassen durfte, weswegen er es schaffte, sich mit seiner Hilfe aufzurichten. Dass er es irgendwie schaffte, mit ihm zu gehen - auch wenn 'gehen' der völlig falsche Ausdruck dafür war.

Baekhyuns Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich - unter Kais Gewicht ein wenig schwankend - aufrichtete, eine Hand bestimmt um seine Hüfte legte und mit der anderen seinen Arm festhielt, damit er ihm nicht von der Schulter rutschte.
Seine Kleidung war mittlerweile voller Blut, doch alles, sämtliche Sinneswahrnehmungen, der Geruch von Tod und Verderben, der Anblick des Massakers um ihn herum, die Überreste seiner Heimat, die Tatsache, dass immer mehr warmes Blut über seine Hand, die er fest um die Taille des Prinzen gelegt hatte, lief, waren aus seinem Kopf gefegt.
Wie ein Roboter machte er Schritt um Schritt vorwärts, verfluchte sich dafür, dass er mit seinem Schiff nicht einfach mitten in den Trümmern des Palastes gelandet war. Es war zum Glück trotzdem nicht weit, doch Kai schien mit jedem Schritt schwächer zu werden und Baekhyun schüttelte ihn leicht durch, patschte ihm mit einer Hand gegen die blutverschmierte Wange, damit er bei ihm blieb.
"Kai! Kai, hey, bleib bei mir, ja?", versuchte er dem Blonden einzureden, fragte sich dabei kurz, woher er die Kraft nahm, noch so deutlich zu sprechen, wenn das alles hier ihm doch die Kehle zuschnürte und er kaum noch Luft bekam.
Es mochte an einem Wunder grenzen, dass er den Anderen schließlich in sein Schiff, das noch immer inmitten des Schutts und der Asche stand, gehievt bekam, ihn so sachte wie es ging, auf dem Boden ablegte, eine zusammengeknüllte Decke unter seinen Kopf schonb und mit zitternden Fingern sein Oberteil aufriss.
"Oh..", machte er und seine Stimme wurde entsetzlich dünn bei dem Anblick der tiefen Wunden, aus denen unablässig Blut zu quellen schien und Baekhyun hasste, verachtete sich dafür, dass er sich nie auch nur ansatzweise für das Heilen interessiert hatte, vielleicht ein paar Basissachen beherrschte, doch das würde hier nicht reichen.
Fest verschränkten sich seine Finger mit denen seines besten Freundes, während er neben ihm kniete, dann auf die Füße sprang, als das noch weit entfernte Brummen von Rotoren an seine sensiblen Ohren drang, begleitet von dem definitiven Geräusch von Geschossen.
"Okay....Kai?" Schnell wie der Blitz sank er wieder neben dem Blonden in die Knie, nahm seine Hand in seine und presste sie gegen seine Brust, streichelte mit der anderen sein Gesicht. "Ich bring uns hier weg, okay? Aber...aber du musst wachbleiben, okay? Okay, ich muss das Schiff raussteuern, okay...ich bring uns hier raus und dann..."
Fest gruben sich seine Zähne in seine Unterlippe, er wusste selbst, wie aussichtslos ihre Lage war und dass er bei bestem Willen nichts tun könnte, was sie beide retten würde und seine Stimme bebte so verräterisch und sein Herz pochte und - "...und dann wird alles wieder gut, ja? Ich versprech dir...alles wird wieder gut."
Tief durchatmend nahm er vor dem Steuerpult Platz, startete mit Handgriffen, die er mittlerweile im Schlaf beherrschte, die Maschine - ein letzter Blick auf das zerstörte Elend, was einmal ihre Heimat gewesen war und sie zischten davon.

Baekhyun war nicht weit geflogen, hatte sie nur so weit rausgebracht, dass ihnen keine feindlichen Schiffe folgen würden und dann die Koordinaten des nächstgelegenen Zwergplaneten eingegeben, auf dem sie landen und sich verstecken konnten. Zitternd und am ganzen Körper bebend hatte er mehrere Notsignale zur Stadt rausgesendet, riss sich, als er wieder bei Kai war, das Headset vom Kopf und versuchte, versuchte es so hart, doch alles was er zustande brachte, war das flaue bläuliche Glühen seiner schlanken Hände und damit hätte er nicht mal kleine Schnittwunden heilen können.
"K-Kai...alles wird gut, okay...alles wird gut...", flüsterte er und wusste gar nicht, ob er damit seinen besten Freund oder sich selbst beruhigte, während er dem Blonden so gut seine bebenden Finger es eben vermochten, einen Druckverband nach dem anderen anlegte, dabei immer weiter seinen Namen murmelte, damit er bei ihm blieb.
"H-Hey...", nuschelte er, pattete dem Blonden kurz gegen die Wange, als sein Kopf ein Stück beiseite sackte, bevor er sich ein wenig mehr aufrichtete, als er keine Reaktion bekam.
"KAI!" Verzweifelt schlug er ihm gegen die Wange, während sein Herz auf die Größe einer Wassermelone anschwoll, seine Kehle auseinanderdrückte, die Schluchzer und die Tränen, die er so tapfer drin behalten hatte, nach oben trieb. "K-Kai...nein, neinneinneinneinNEIN, KAI!", schrie er und rüttelte an seinen Schultern, seine Hände krochen zurück zu seinem Gesicht, drehten es in seine Richtung und seine Sicht verschwamm vor den aufkommenden Tränen.
"KAI, BITTE...bitte nicht...alles wird gut, Kai, ALLES WIRD GUT!"
Das dumpfe Geräusch ihrer Landung ließ ihn kurz aufsehen und als die Tür sich öffnete, stolperte er nach draußen, voller Blut und Dreck und seine blauen Augen durchkämmten die wüstenartige Landschaft in der sie gelandet waren, bevor er schrie, nach Hilfe brüllte, bis seine Lungen zu bersten schienen und er auf der Eingangsschwelle in sich zusammensackte, eine Hand gegen seine Lippen gepresst.
"...hilfe..."

"Man, ich weiß das Katzen nicht in ein Raumschiff gehören, aber das war meine einzige Aufgabe heute okay.. kann nicht jeder so 'cool' sein wie du und 'n paar spannendere Aufgaben erledigen, wobei..", auf dem Beifahrersitz kippelnd lehnte sich der Silberhaarige weit nach hinten, verdrehte den Kopf in den Nacken und beäugte die virtuelle Anzeigetafel mit Aufgaben, die ihnen entweder gemeinsam, oder einzeln aufgetragen wurden, aktivierte sein artificial eye um es anzuvisieren. Zwar war es schwieriger, die Buchstaben kopfüber zu eindeutigen Worten zusammenzusetzen, doch ermöglichte ihm das futuristische Feature, die Transplation seines rechten Auges, dass er die Punkte innerhalb weniger Sekunden in ihrer Reihenfolge im Blick hatte - und damit der Beweis, dass sein etwas jüngerer Halbbruder in der Zwischenzeit nicht weniger langweilige Missionen erledigt hatte.
"...hast ja auch nichts besonderes gemacht, also beschwer dich nicht!" Wie aufs Stichwort sprang ihm das fremde Katzenweibchen auf den Schoß und schnurrte ein wenig. "Nah nah nah, nicht ins Cockpit, m'lady, sonst kickt dich Uncle Sehun noch in ein schwarzes Loch, wenn dus ihm hier vollscheißt", warnte er den schneeweißen Fellknäul, nahm ihn auf den Arm und schnallte sich ab, um sie wieder in den hinteren Bereich zu bringen. "Sobald wir wieder zurück sind, muss ich die der Tochter des Ministers zurückbringen- oder war es der Doktor? Oder... der eine Typ vom-"
Eine Nachricht, die reinkam, unterbrach seinen Gedankengang abrupt und in der Bewegung, die Katze runter zu lassen, glitt sein Blick zu der Eilmeldung, die in Hologramform erschienen war. Mit Hilfe kleiner Roboter, die den Planeten, um den es sich handelte, filmten, wurde es ihnen ermöglicht, Einblicke in das Chaos zu bekommen, das hinterlassen wurde - die komplette Ausrottung eines ganzen Planeten. Chanyeols Augen weiteten sich, hart schluckte er den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, herunter. "...das sieht... gar nicht gut aus...", murmelte er schockiert und eilte schnell wieder auf den Platz neben seinem Bruder zurück, checkte die Koordinaten ab, die eingegangen waren. Konzentriert zählte er die Abstände der Gehzeitenlinien und die Anzahl der Lichtjahre ab, tippte auf dem Touchpat vor ihnen die Ergebnisse seiner Schätzungen ein. "Wenn es Überlebende geben sollte", richtete er an seinen Bruder und zoomte in die holografische Darstellung der Galaxie hinein, "dann müssen sie sich in dieser Umgebung aufhalten.-"
Gesagt, getan. Binnen von Sekunden durchstreiften sie die Asteroidenlandschaften der weiten Galaxie, hielten Ausschau nach anderen Platen, nach Anzeichen, die ihnen Hinweise auf Überlebende oder ungeklärte Mysterien geben würden. Und tatsächlich, Chans Auge war fix genug, um ein Schiff auf einem kleinen Zwergplaneten in der Ferne zu erblicken.
Wenige Handgriffe später landeten sie im sicheren, etwas weiteren Abstand zum fremden Schiff auf dem Grund, bei dem es sich sogar um einen mit, wenn auf eher geringem, Sauerstoffgehalt handelte. Länger als zwei Stunden sollten sie sich, ohne ihre Anzüge, nicht darauf befinden. Kaum, dass Chan einen Fuß ins freie gesetzt und nach einem Lebenszeichen hätte rufen können, durchschnitt ein markerschütternder, fremder Schrei die Luft. Schockiert riss der Silberhaarige den Kopf nach oben, blickte direkt in die Richtung des Schiffes und zögerte nicht, was seiner Intuition und eigener Sicherheit manchmal nicht sehr gut tat, direkt loszulaufen. Jetzt, wo er auch noch jemanden ausmachen konnte, beschleunigte er seinen Lauf und rief schonmal ein versicherndes, eindringliches "Wir sind da!" in seine Richtung. Er wusste nicht, um wen es sich bei den Überlebenden handelte, doch musste er eindeutig einer von ihnen sein, weswegen er vor dem fremden, in blut getränkten Wesen unwillkürlich in die Hocke ging. "Wir sind jetzt da, wir sind im Auftrag von der Stadt hier", benachrichtete er ihn, versuchte Augenkontakt mit dem Wesen aufzunehmen und hatte in seiner Alarmbereitschaft fast keine Zeit, um sich in den engelsgleichen, wunderschönen Augen dieses zerstörten, erschütterndem und zutiefst getroffenen Geschöpfs zu verlieren - fast. Kurz stockte ihm der Atem, doch wurde ihm bei dem Blut, das an seinen Fingern haftete, als er ihn vorsichtig und behutsamt berührt hatte, sofort wieder der Ernst der Lage klar.
"Wir sind hier um zu helfen, hab keine Angst.."

Baekhyun hatte davon gehört, dass einem vor Angst die Zähne klappern konnten, doch das er das irgendwann am eigenen Leib zu spüren bekommen würde, hätte er nie, niemals im Leben gedacht. Und dass der Grund dafür sein bester Freund, sein bester Freund, der wie es schien, nicht mehr aufwachte, sein würde, hätte er sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht auszumalen gewagt.
Immer wieder verließ ein zittriges "hilfe" seine Lippen, hin und wieder leuchteten seine Hände in einem schimmrigen Blau auf und seine Augen flackerten, sein ganzer Körper ließ ihn wissen, dass er kurz davor war, in eine hysterische Panik zu verfallen.
Starr blickte er gerade aus, zusammengekauert auf der Schwelle seines Schiffes, wagte es nicht mal den Kopf zu drehen und einen Blick auf Kai zu werfen, weil er wusste, er würde nur dem Tod ins Auge sehen.
Und er hatte so entsetzliche Angst davor, alleine gelassen zu werden. Alleine mit der Erkenntnis, dass er es nicht geschafft hatte, seinen besten Freund zu retten, weil er zu schwach gewesen war.
Dass er ihn hatte sterben lassen, ohne auch nur in der Lage zu sein, das Geringste dagegen zu tun.
Die plötzliche Bewegung an seiner Seite ließ ihn wie ein scheues Kaninchen aufschrecken und er kraxelte ein paar Schritte zurück, starrte den silberhaarigen Fremden vor sich aus geweiteten, schockierten Augen an, blieb an dem leuchtend roten Auge und den silbernen Haaren hängen. Ein Mensch. Auch wenn sein Gehör weitaus sensibler und ausgebildeter war als das von den meisten Spezies im Universum, hatte er ihn nicht kommen hören, das Rauschen in seinen Ohren war zu stark, flaute auch nur langsam ab, sodass er nur das letzte bisschen der Worte verstand, die der Fremde an ihn richtete. Aus der Stadt. Sie waren aus der Stadt.
Die sanfte Berührung an seiner Haut ließ ihn ein wenig zurückschrecken, doch die zarte, etwas tiefere Stimme seines Gegenübers hielt ihn davon ab, ihr komplett auszuweichen. Stattdessen starrte er den Silberhaarigen eindringlich an, legte eine blutverschmierte Hand an seine zog fast flehend die Augenbrauen zusammen.
"....H-Hilfe..."
Er hasste es, wie dünn und schwach seine Stimme sich anhörte, wie unsicher er sich aufrappelte, den Silberhaarigen ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden am Arm packte und mit sich ins Innere des Schiffes zog, seinem ohne Zweifel ebenfalls menschlichen Partner dabei kaum einen Blick schenkte. Hilfe. Hilfe war da.
"Bitte, bitte helft ihm...ich kann ihn nicht- ich kann ihn nicht heilen, er braucht Hilfe, bitte."
Wie zur Veranschaulichung seiner Worte glühten seine Hände wieder in dem sanften Blau auf und Baekhyun ging vorsichtig neben Kai auf die Knie, streichelte über sein erstarrtes, trotz allem irgendwie sanftes Gesicht. Er sah aus, als würde er schlafen und Baekhyun wusste, dass es noch eine winzige Chance gab, dass die Möglichkeit bestand, dass sie Kai retten konnten.
"Bitte, wir wurden angegriffen und- er muss in die Stadt, er kann wieder zurückkommen, seine...seine Seele - sie kommt wieder zurück, wenn sein Körper heilt, aber-"
Er wollte nicht weinen, nicht vor Fremden, dazu war er eigentlich viel zu stolz und gestand sich Schwächen nicht ein. Doch Kai war seine Schwäche, seine einzige Schwäche, der einzige Grund, wieso seine Heimat überhaupt ein Zuhause für ihn gewesen war. Nichts hatte ihn dort gehalten, keine Familie, keine Verantwortung, einzig und allein der Blonde, dessen Kopf in seinem Schoß lag und vielleicht immer noch um das Leben kämpfte.
Die Tränen liefen trotzdem, unaufhaltsam und bedingungslos und wollten auch nicht aufhören, als er den beiden Fremden auf wackligen Beinen in ihr Schiff folgte.

Chanyeol brauchte keine Worte seines Gegenüber, um zu verstehen, dass das Wesen vor ihm traumatisiert sein musste. Nach dem, was er auf dem Bildschirm gesehen hatte, und den Unmengen an getrocknetem sowie frischem Blut an seinen Händen, seinen andersartigen Klamotten; jeder Blinde hätte sofort erkannt, dass das eine der gewaltigsten Schicksalsschläge war, die ein Geschöpf, besonders ein Überlebendes, erleiden musste. Ein Geschöpf, das dem menschlichen Aussehen so ähnelte, und sich doch vollkommen von ihnen zu unterscheiden vermochte.
Seine Faszination rückte Chan allerdings in den tiefsten Winkel seines Verstandes, dafür blieb keine Zeit. Ohne Widerstand ließ er sich von dem verängstigten Wesen zu Quelle seiner Verzweiflung ziehen, wechselte mit seinem Halbbruder kurz einen Blick, bevor er sich wieder dem Schwarzhaarigen voll und ganz widmete, stets in seiner Nähe blieb, um ihm klar zu machen, dass sie da waren. Dass Hilfe wirklich da war - auch wenn ihm klar war, dass selbst sie nichts gegen den Tod ausrichten konnten. Menschen schon gar nicht.
Empathie gehörte zu Chans größten Stärken auf Missionen, die Feingefühl abverlangten, sobald sie auf Kriegsopfer, Überlebende, Kriegsflüchtige trafen - und das war ihm auch anzusehen. Diese Betroffenheit, dass das Wesen völlig fertig mit seinen Nerven war - verständlicherweise. Sein Blick haftete für einen Moment auf dem reglosen Körper seines Partners, genau so wie er atemberaubend schön, auf eine Art und Weise, die sich nicht erklären ließ. Sofort machte er sich daran, seine Werte zu analysieren, seine Wunden, tiefer hineinzusehen, mithilfe seines roten Auges unter die Haut zu gucken.
"Innere Blutungen..", murmelte er leise in Sehuns Richtung, denn selbst obwohl er schon tot war, sollte eine 'visuelle Autopsie' nicht ausgelassen werden. Die vollständige ihrer Art würde er Sehun erst geben, sobald der Kleinere neben ihm keinen Wind mehr davon bekam; er hatte schon genug gelitten. "Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir ihn ins Schiff bringen.. wenn er, wie er sagt, noch eine Möglichkeit zurück hat, dann sollten wir so behutsam wie möglich mit seinem Körper umgehen", riet Chanyeol seinem Halbbruder, bevor seine Augen wieder zurück zu dem Kleineren glitten. Instinktiv zog er seine Jacke aus, legte sie ihm um die Schultern und drückte seine Schultern sanft. Zwar war ihm im Klaren, dass er nicht wegen den Temperaturen zitterte, allerdings verspürte er den Drang, ihn damit zu komforten, ihm die Sicht auf das ganze Blut zu nehmen. "Wir nehmen euch jetzt auf unser Schiff, und.. dann musst du uns sagen, was passiert ist, okay? Aber zuerst müssen wir weg hier", klärte er den Anderen vorsichtig auf, ließ seine Hände langsam wieder von ihm ab und half Sehun dabei, den Blonden seiner Art so behutsam wie möglich auf seine Arme zu bringen. "Passt so, die Wunden halten es aus", versicherte er seinen Bruder leise, bevor sie sich auf den Weg zum Schiff machten und Chan den Weinenden mit einer Hand an seinem Rücken, versetzt hinter ihm, zu ihrem Schiff führte.
"Du bist- ihr seid jetzt in Sicherheit, versprochen."

Während der Kleinere im abgeschlossenen, kleinen Raum im hinteren Abteil des Schiffes seine blutige Kleidung gegen Chanyeols austauschte, gab er seinem Halbbruder, so gut wie es ging, Details über die Wunden des.. temporär - ? - Toten, bei dem es sich Recherchen zufolge um den Prinzen seines Volkes gehandelt hatte. "Was meinte er mit 'er kann zurückkommen wenn seine Seele..'? Er ist.. offensichtlich tot... nach den Werten zufolge sogar echt.. ziemlich tot..", gab der Silberhaarige von sich, mit gesenkter Stimme, um nicht zu riskieren, dass der Andere ihn hören würde. Nachdenklich, und ziemlich verwirrt, als würde er an einem Rätsel knobeln, verschränkte er seine Arme vor der Brust und tastete den Blonden mit seinem Blick ab, systematisch, von Kopf bis Fuß.
Details zu ihrer Spezies konnte er nicht finden.. blieben ihnen also nur Antworten aus erster Hand. Wie aufs Stichwort gingen die Türen mit eine Swoosh auf und er hob den Kopf, verschluckte sich allerdings fast an seinem eigenen Speichen bei dem Anblick des heimatlosen Wesens. Er sah.... unfassbar süß aus in seinem Shirt, das ihm viel, viel zu groß war, und Chan verfluchte sich dafür, dass er in so einem ernsten Moment innerlich fast hätte quietschen können.
"H...hey, fühlst du- gehts dir- das-", stotternd legte er seinen Stift und das Klemmbrett weg, schüttelte kurz den Kopf und führte ihn ins hintere Sitzabteil. "Wir.. wir hätten ein paar Fragen an dich, aber.. uhm..", etwas unbeholfen guckte er sich um, erblickte schließlich die weiße Katze schlafend unter dem Sitz und fischte sie aus ihrem Versteck heraus. "Hier.. deine Aufgabe ist es jetzt, auf sie aufzupassen. Und dann würd ich dir.. eventuell Fragen stellen, wäre das okay?" Kam ihm vor wie eine Therapiestunde - tatsächlich war die Intention dahinter eine Ähnliche. Mit einer Katze wäre es vielleicht erträglicher, über Sachen zu reden, die nicht leicht zu verdauen gewesen waren.

Wütend über sich selbst wischte Baekhyun sich die Tränenspuren von der Wange und versuchte sich mit dem Ärmel seines Oberteils, das Blut aus dem Gesicht zu reiben. Seine Hände hatte er wie ein Wahnsinniger geschrubbt, so lange bis seine Haut gebrannt hatte wie Feuer und seine Knöchel ein wenig aufgerissen waren, was er jedoch direkt hatte heilen können.
Natürlich, das bekam er hin aber Kai....Kai zu retten, an dem was wirklich zählte, daran scheiterte er. Zornig auf alles, aber am allermeisten auf sich selbst kratzte er das getrocknete Blut unter seinen Fingernägeln hervor, immer schneller und immer fahriger, bis ihm wieder ein gepresstes Schluchzen entfuhr und er den Kopf nach vorne gegen die glatte Fläche des kleinen Spiegels fallen ließ, seine Hände sich in dem weißen Waschbecken verkrampften.
Scheiße. Verdammte Scheiße.
Tief durchatmend richtete er sich wieder auf und zog ein wenig an dem Ausschnitt des Pullis, den der Fremde ihm gegeben hatte und der seine definitiv kleinere Statur fast komplett verschluckte.
Erst als er den letzten Rest Blut von seinem Gesicht und aus seinen schwarzen Haaren entfernt hatte und nur noch die leichte Rötung seiner blauen Augen darauf hinwies, dass er geweint hatte, verließ er den kleinen Raum und ging zu den beiden Menschen zurück, den Blick zu Boden gerichtet, wie jemand, der unter der Last der Schuldgefühle, die auf ihn niederdrückten, gebrochen war.
Kurz glitten seine Augen zu Kai, den der andere Mensch auf einer Art Liege abgelegt hatte, bevor er seinen Blick auf den Silberhaarigen richtete, der ihn ansprach.
Wortlos nickte er einfach und ließ sich von ihm ein wenig weiter hinten in das Schiff bringen, setzte sich zögernd auf einen der Sitze, seine Augen huschten immer wieder von seinem Gegenüber zu dem bisschen, was er noch von Kai sehen konnte. Die Frage nach seinem Zustand brannte ihm auf den Lippen, doch bevor er irgendwas sagen konnte, hatte der Größere ihm ein weißes Fellknäul in die Arme gedrückt und Baekhyun entwich ein kleiner Laut, als die Katze sofort zutraulich ihren Kopf gegen seine Hand schmiegte, seine Finger über ihr Köpfchen und die flauschigen Ohren wanderten und er sich sofort mit dem Tier in dem Sitz einigelte, die Knie an die Brust zog und sich in dem weichen Pulli, dem angenehmen Geruch, der von ihm ausging vergrub.
Er roch gut.
Das war das Erste, was er über sein Gegenüber lernte.
Stumm sah er den Anderen an, noch immer lag ein wenig Scheu und auch eine Spur Misstrauen in seinem Blick, doch das schnurrende Etwas in seinen Armen schob alle Skepsis in ihm beiseite und er fühlte sich einfach nur noch müde.
Müde und ausgelaugt angesichts der schrecklichen Dinge, die in viel zu kurzer Zeit auf ihn eingeprasselt waren.
"Okay...", machte er schließlich und vergrub seine Nase in dem weichen Fell , schielte zu dem namenlosen Retter hinüber.
"...wie heißt du?", stellte er dann selbst die erste Frage, ließ seinen Blick einmal an ihm herabwandern, als würde er dadurch rausfinden würden, welchen Namen sein Gegenüber hatte.

Eine Weile lang lag der Blick des Silberhaarigen auf den, wie es ihm jetzt auffiel, etwas hellbläulichen Haut seines Gesichts, sowie auf seiner Nase, seiner kleinen, definierten Stupsnase, den etwas verängstigten, vielleicht auch misstrauischen, blauen Augen, die ihn an cyanfarbene, azurblaue Schmetterlingsflügel erinnerten, den rabenschwarzen, verwuschelten Haaren, seine zusammengekauerte, eingeigelte Position auf dem Sitz des Schiffes mit der kontrastierenden, lilienweißen Katze an ihn geschmiegt.
In das Gesamtbild und den Details seines Gegenübers hätte er sich, wären sie nicht in einer derart ernsten Lage gewesen, in Null Komma Nix verlieren können - doch im Augenblick konnte er es sich nicht erlauben, geschweige denn mit reinem Gewissen über die Schönheit des Wesens vor ihm spekulieren.
Auf dem Sitz neben dem Überlebenden, der ihm die Sicht auf seinen temporär toten Freund habwegs nehmen sollte, ließ sich Chan langsam nieder und faltete die Hände ineinander, die Lippen presste er leicht aufeinander, als müsse er überlegen, wie er am Besten anfangen sollte - als wäre er ein Vater, der seinem Kind erklären müsste, dass seine Mami und er sich geschieden hatten. Allerdings kam ihm der Andere zuvor, fragte nach seinem Namen, was Chan schnell aufblicken ließ. Ah ja, der Name - das hatte er völlig vergessen.
"Ich bin Chanyeol, aber du kannst mich Chan nennen. Machen die meisten. Viele von ihnen wissen nicht mal mehr, dass Chanyeol mein Name ist, für die meisten bin ich Chan. Oder Chucky Chan, der Abklatsch, ich kann kein Karate- oder Kong Fu- ich wäre lieber Bruce Lee, aber das passt nicht auf meinen Nam-" Der Kommentar seines Halbbruders von hinten, er solle nicht abschweifen - nett ausgedrückt - ließ ihn abrupt aufhören und sich innerlich gegen die Stirn klatschen. Ein Idiot vom anderen Stern hätte es besser getroffen, dichtete er auf die Frage, wie er hieß, gedanklich hinzu.
"Jedenfalls.. uhm.. darf ich deinen Namen auch wissen?", stellte er ihm die Gegenfrage, kratzte sich leicht am Hinterkopf für den Nonsense, den er so von sich gab, fühlte sich eigentlich schon fast dazu verpflichtet, ihn darüber aufzuklären, dass er oft nur Scheiße verzapfte. Um ihn vorzuwarnen. Kurz glitt sein Blick zur Katze, dann zurück in das Gesicht des Wesens. "Bist wahrscheinlich.. ziemlich müde und geschafft.. aber ich müsste trotzdem ein paar Sachen wissen, dann lass ich dich in Ruhe", erklärte er ihm in seiner angenehmen, etwas tieferen Stimmlage. Daraufhin stellte er ihm die wichtigsten Fragen, eins nach dem anderen, nicht zu stürmisch oder überrumpelnd, und sobald er merkte, dass seinem Gegenüber manche Fragen schwerer fielen, versuchte er sie anders zu formulieren oder selbst auf den Knackpunkt zu kommen. Doch alsbald er die wichtigsten Fragen geklärt bekommen hatte, ließ es er sein, ging davon aus, dass Sehun mit halben Ohr mitgehört hatte, ansonsten würde er ihm die restlichen Antworten überbringen.
"Danke, wir werden jetzt.. unser Bestes versuchen", seine Hand glitt ebenfalls zu der Katze, mit der der Schwarhaarige kuschelte, streichelte kurz durch das Fell, streifte unabsichtlich die Wange des Anderen, weswegen er einen Augenblick ertappt stockte und die Finger, bloß nicht zu hektisch, zurückzog. "Hast du.. willst du auch mal Haustiere haben?", fragte er schnell, um die awkwarde Situation zu überspielen, während es in seinen Fingerkuppeln fast schon irgendwie kribbelte. Oh beim verdammten Pluto, Chan du Idiot.

Während sich die schneeweiße Katze schnurrend in seine Arme kuschelte, hörte Baekhyun seinem Gegenüber zu und seine Augen weiteten sich ein wenig bei dem Wortschwall, der aus seinem Mund kam und von dem der Dunkelhaarige nur die Hälfte verstand, irgendwie trotzdem fast ein wenig grinsen musste, als der andere Mensch ihn einen Idioten nannte und sich dabei selbst noch als Sehun vorstellte.
"Chan...Chanyeol?", wiederholte er langsam und nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte, auch wenn er trotzdem noch etwas verwirrt war. Was war bloß Bruce Lee?
"Baekhyun...oder Baek...aber nicht Bruce Lee.", stellte er sich dann selbst vor und machte eine kleine Handbewegung in Richtung des Silberhaarigen, eine Willkommensgeste, die - wenn er es besser gewusst hätte - dem menschlichen Händedruck entsprach, dann leicht gluckste als die Katze in seinen Armen gegen seine blassen, ein wenig bläulich schimmernden Finger stupste.
Bei den Worten des Größeren sah er ihn nochmal kurz an, suchte mit seinem Blick seine verschiedenen Augen, bevor er nickte. Er war müde und erschöpft, doch er wusste, dass Chanyeol und Sehun Informationen brauchten, wenn sie ihnen helfen wollten.
Und dass sie es wollten, zweifelte er auch nicht mehr an. Es mochte naiv sein, sein und Kais Schicksal einfach in die Hände zweier fremder Menschen zu legen, doch Baek konnte einfach nicht anders, er wollte keine Zweifel haben, wollte einfach darauf hoffen, dass er hier an gute Leute geraten war, die ihn nicht in einen Hinterhalt führen wollten.
Darüberhinaus fühlte er sich mit dem schnurrenden, weichen Knäul in seinen Armen und in Chanyeols Nähe auch einfach gerade...sicher. Geborgen. Als könnte er sich hier tatsächlich einfach in eine Ecke legen und einschlafen und ihm würde nichts passieren.
Die Antworten auf die Fragen, die er ihm stellte, gingen ihm auch einigermaßen leicht von den Lippen, nur hier und da stockte er kurz, fing sich aber wieder und tat sein Bestes, um Chanyeol die Informationen zu geben, die er brauchte. Trotzdem war er froh, als sie durch waren und vergrub sein Gesicht wieder in dem weißen Tier in seinen Armen, schloss die Augen, doch seine Lider hoben sich sofort wieder an, als er die leichte, warme Berührung an seinem Gesicht spürte.
Er hatte es nur kurz gespürt, Chanyeols Finger an seiner Wange, doch diese Berührung schien in seine Haut einzusickern, wie eine kleine warme Flamme durch ihn hindurch zu gehen und einen Moment sah er den Menschen einfach nur stumm an, betrachtete seine Gesichtszüge, die Art wie er sich in seiner sitzenden Position bewegte, wie seine Lippen sich teilten, wenn er sprach.
Er war noch nie einem Menschen so nah gewesen, um ihn in Ruhe aus nächster Nähe betrachten zu können und Baek versank fast ein wenig darin, während die eine Hälfte seines Gesichts noch immer in dem weichen Katzenfell vergraben war.
"Nein...aber ich behalte sie einfach.", beschloss er schließlich und setzte sich ein wenig auf, schenkte dem Silberhaarigen ein dünnes, aber ehrliches Lächeln, bevor sein Blick wieder zu Kai rutschte und seine Miene ein wenig in sich zusammenfiel.
"...es ist alles weg, oder? Zuhause, mein ich.", sagte er und zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen, zupfte mit einer Hand fast geistesabwesend an der Kette, die an seiner Unterlippe hing.
"Die Stadt...ihr kennt Leute, die ihm helfen können, oder? Die mit ihm reden können?"
Ihm war klar, dass er viel von jemandem verlangte, den er eigentlich überhaupt nicht kannte, der keinen Grund dafür hatte, sich überhaupt für sie und ihr Schicksal zu interessieren. Doch dass Baekhyun alles für Chanyeol und Sehun getan hatte, nur damit sie Kai halfen, stach neben der tiefen Dankbarkeit, die er empfand, deutlich aus seinen Augen heraus.
Er hätte für ihn einfach alles getan.

"Wenn du Bruce Lee gewesen oder gehießen hättest, hätt' ich mir schon längst ein Autogramm von dir geholt, aber.. da sind wir 2500 Jahre zu spät", scherzte er ein wenig und grinste leicht, versuchte, den Umständen - und seinem Idoten Dasein zu verdanken - entsprechend, die Sache etwas zu lockern. Einem, der schwere Traumata, womöglich, hatte erleiden müssen, sollte man den Ernst der Lage nicht ununterbrochen unter die Nase reiben, oder ständig vor Augen führen. Es reichte, wenn er seine Fragen beantwortete, und natürlich erwartete Chan nicht, dass Baekhyun - wie sich soeben herausgestellt hatte -aufhören würde, zu weinen oder daran zu verzweifeln, dass sein Freund tot war.
Aber ihm die Angst zu nehmen, wenigstens ein bisschen und ein paar Minuten lang, trug sich der Silberhaarige selbst als Aufgabe auf. Bei der Art und Weise, wie sich Baekhyun während ihres Gesprächs an die Katze kuschelte, ging Chans Herz immer mal wieder im Minutentakt auf, denn das war um genau zu sein ein Anblick, den er unbeschreiblich.. süß fand. So süß, dass er ihm am liebsten jeglichen Schmerz und jegliches Leid einfach gerne weggenommen hätte, ihn, wenn es irgendeine Möglichkeit gegeben hätte, davor hätte beschützen wollen.
Aber er war nur ein Mensch, ein Fremder seiner Spezies, und noch dazu eine der schwachsten Sorte von Lebensform, die es in der Galaxie so gab. Trotz alldem waren es die Menschen, die das Soldatentum am Besten beherrschten, den stärksten Sinn dafür zeigten. Mut bewiesen, und sich aus ihren Schwächen herauskämpften.
"Du willst sie.... aber, Baek, die ist eigentlich-", abrupt stockte Chan, seufzte schließlich lautlos und erwiderte das Lächeln des Schwarzhaarigen mit einem Warmen seinerseits. "Gut, dann braucht sie aber einen Namen. Du kannst kein Haustier haben ohne es zu benennen, erst dann ist es deins!" Mit seinem Zeigefinger stupste er leicht das kleine Näschen des weißen Fellknäuls, bevor er sich langsam aufrichtete, bei der Frage des Anderen jedoch inne hielt.
Etwas bedrückt sah er Baek an, wüschte sich, er könnte ihm Hoffnung zusprechen - doch nach dem, was er gesehen und welchen Status er über den Planeten bekommen hatte, der einst ihr Zuhause gewesen war, wäre jede Beschönigung fatal und unangemessen. Absolut Fehl am Platz. "Ja.. es ist nichts mehr übrig geblieben", gestand er demnach leise, hing allerdings ein ehrliches "Tut mir Leid", an. Er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es sein musste, seinen Planeten zu verlieren und alle ihre Bewohner - eine Tragödie. Brutal und kaltblütig.
Langsam ging Chan etwas in die Hocke, legte eine Hand behutsam, bedeutungsvoll, auf das Knie des Wesens. "Wir tun unser Bestes.. wenn er, wie du gesagt hast, noch zurückkommen kann, werden wir Wege einleiten, die genau darauf hinarbeiten. Mein Bruder Sehun wird wissen, was zutun ist", garantierte er dem kleinen, wie er ihn in seinem Kopf betitelte, Schmetterling und lächelte zutraulich. "Nicht den Kopf hängen lassen, es ist noch nicht verloren."
Hoffentlich. Denn worauf sich Chan selbst verließ, waren die Worte Baekhyuns, dass die Seele des Prinzen je nach Lage seines Körpers zurück in ihn hineinfinden würde, selbst obwohl ihm das noch ein riesen Rätsel war.
"Ruh dich aus, es dauert noch eine Weile, bis wir in der Stadt sind", riet er Baek, während er sich wieder erhob und visualisierte auch gleich mal seine Werte, um zu überprüfen, ob es Baek körperlich gut ging. "Wenn du was brauchst, sag Bescheid." Ein letztes, warmes Lächeln, und er ließ den Kleineren erstmal in Ruhe und gesellte sich zu seinem Halbbruder. Sie brauchten einen Plan, mehr Informationen, den Status der Lage, ihre Möglichkeiten - und vor allem, ein Wunder, wie Chan es sah. Ein Wunder, dass den Prinzen wieder zum Leben erwecken sollte.

Es war eigentlich einer dieser Tage gewesen, die Sehun damit verbrachte, die Füße auf das Steuerpult hochgelegt, von einem Nickerchen in das nächste zu rutschen, darauf wartend, dass ihnen ein Auftrag der Sorte spannend und der wenn möglich keine Rettung von Haustieren beinhaltete, zugeteilt wurde. Dass man ihn und Chanyeol gerne dazu degradierte, Drecksarbeit zu erledigen, weil sie beide noch so "jung und unerfahren" waren, war schon lange nichts Neues mehr, auch wenn sie beide schon bewiesen hatten, dass sie zu mehr als nur Haustierrettung fähig waren und das die Orden, die an seiner Uniformsjacke - die er natürlich nicht trug, sah nämlich scheiße aus - blitzten, nur bestätigten.
Dass der Dunkelhaarige und sein Halbbruder von einer Sekunde zur nächsten mit der Vernichtung eines ganzen Planeten überrumpelt werden würden, warf seinen ganzen Plan und die Aussicht auf sich endlos hinziehende Stunden voller Langeweile und Naps komplett über den Haufen.
Doch damit nicht genug.
Einen der Überlebenden, in Sehuns Augen jedoch schon längst Toten, ins Innere ihres Schiffs schleppend, gab er in schnellem Tempo die Koordinaten des Notrufs durch, der sie erreicht hatte, übermittelte der Stadt jedoch erst einmal nichts von der Tatsache, dass sie zwei der Bewohner an Bord hatten.
"Scheiße...", fluchte er leise und fuhr sich ein paar vereinzelte Strähnen aus der Stirn, nachdem er den Blonden auf einer provisorischen Liege abgelegt hatte und sich daran machte, seine Wunden zu untersuchen, bis Chanyeol, der seinen vollkommen aufgelösten Partner nach hinten gebracht hatte, wieder bei ihm auftauchte und er es ihm für einen kurzen Moment überließ, den Verletzten durchzuscannen.
Nachdem er sie wieder in die Luft gebracht hatte und sich die ihnen so bekannte Weite der Galaxie vor ihnen erstreckte, schaltete er auf Autopilot, damit sie auf dem schnellsten Weg zurück in die Stadt kommen würden, zog auf Chans gemurmelte Worte, dass der Blonde ziemlich, mehr als nur tot war, ein wenig die Augenbrauen zusammen und spannte den Kiefer an.
Bis jetzt hatten sie keine Informationen darüber, was überhaupt passiert war, dass einzige Sinnvolle, was sie aus dem Anderen herausbekommen hatten, war dass es sich bei dem Verletzten/Toten um den Prinzen handelte. Einen Prinzen. Sie hatten einen toten Prinzen an Bord.
"Fan-fucking-tastisch." Vor sich hinmurmelnd betätigte Sehun einen der Schalter an der Decke, stand dann auf und verschwand in der Bodenluke, kam dann mit sauberen Verbänden, warm befeuchteten Handtüchern und einer Handvoll nützlicher Medikamente und Utensilien zurück, die zwar eigentlich für ihre Außeneinsätze bestimmt waren, aber...fuck that.
"Sag mir seine Blutgruppe, er hat bestimmt n paar Liter Blut verloren...", ordnete er Chanyeol an, fummelte dabei schon an der Kanüle einer Spritze herum, um an dem Blonden einen Zugang zu legen, bis der Ältere ihm das Ergebnis lieferte. Jackpot.
"Mehr Glück als Verstand, mhm...lass sehen, ob du Menschenblut verträgst." Ohne mit der Wimper zu zucken schob er die Kanüle in die prominente Vene in seinem Unterarm und nahm an der Seite der Liege Platz, als das Blut durch den durchsichtigen Schlauch zu laufen begann.
Er überließ es seinem Halbbruder mit dem zweiten Unbekannten zu reden, der Silberhaarige war schon immer besser darin gewesen, mit Betroffenen, Opfern oder allgemein anderen Wesen, seien es Menschen oder andere Spezies, zu sprechen, vor allem in aussichtslosen und verzweifelten Lagen wie diesen.
Er beschäftigte sich im Stillen damit, die Wunden des Blonden vor ihm zu säubern, das ganze Blut von ihm zu entfernen, bis die weißen Handtücher scharlachrot gefärbt waren, hörte auf halbem Ohr zu und sah schließlich - eine Nadel, mit der er gerade die gröbste Wunde zugenäht hatte in der Hand - zu Chan auf, als er zu ihm zurückkam.
Kurz glitt sein Blick zu dem Dunkelhaarigen, der sich in der Ecke des Schiffes zusammengekauert hatte und hob eine Augenbraue an.
"Mein Bruder Sehun wird wissen was zu tun ist?", wiederholte er den Satz, den Chanyeol zu Baekhyun gesagt hatte und schüttelte ein wenig den Kopf, ein halbherziges Grinsen im Gesicht. "Dein Glaube in mich in Ehren, Chan, aber...er ist verdammt nochmal tot. Ich flicke einen Toten zusammen. Und bis jetzt ist die Menschheit noch nicht soweit, den Tod umzukehren, ist jedenfalls mein letzter Stand der Dinge...oder hab ich die Memo verpasst?"
Er hoffte natürlich, dass der unbekannte Prinz vor ihm wieder aufwachte, auch wenn er nicht so klang und man ihm nachsagte, er würde sich sowieso um niemanden anderen als sich und Chan kümmern, doch das stimme nicht.
Seufzend wandte er sich wieder um und ließ seinen Blick an dem so seltsam vollkommenen Wesen vor ihm empor wandern, beobachtete wie seine Haut je nach Lichteinfall leicht schimmerte, sein Gesicht jedoch ganz starr blieb, wie in den feinsten, weißen Marmor gemeißelt.
Zu vollkommen, um menschlich zu sein, auch wenn er den Menschen mehr glich, als je eine andere fremde Spezies es getan hatte.
Kai, so hatte Baekhyun ihn genannt und Sehun presste die Lippen ein wenig zusammen, riss sich dann von dem ihn so fesselnden Anblick des Blonden los und richtete sich auf, wischte sich die blutverschmierten Hände an einem der Tücher ab und ließ sich vor dem Steuerpult sinken, warf einen nachdenklichen Blick aus der Frontscheibe.

Zurück bei seinem Bruder und ihrem königlichen, nicht mehr ganz so lebendigem Gast angekommen visierte sein rotes Auge automatisch die versorgten Wunden an. "Wow, du kniest dich echt rein...", ließ er verlauten, was für andere vielleicht so geklungen hätte, als würden solche Taten seinem Bruder nicht ähnlich sehen, doch enstprach es genau dem Gegenteil. Chan war einer der wenigen, wenn nicht der Einzige, der wusste, dass sein Bruder weitaus mehr war als der eher kühle, arrogante und sarkastische Menschensoldat; er war alles, was Andere nicht sahen.
Trotz dessen, oder eben genau deswegen, verwunderte es ihn eher weniger in der Hinsicht, dass Sehun sich so viel Aufwand machte, sondern, dass er es für einen Toten tat. Den Todeszeitpunkt hatte Chan schließlich vor wenigen Minuten anhand der Wunden und dem Blutverlust präzise feststellen können, allerdings glaubte der kleine Gegenpart des blonden Wesens daran, dass er wieder zurückkommen würde.
Und ob Chan ihm dahingehend falsche Hoffnugnen gemacht hatte, wusste er nicht so wirklich, bis Sehun seine Worte wieder aufgriff. Unbeholfen kratzte er sich am Hinterkopf, zog die Schultern etwas hoch, wie ein Welpe, der sich verantworten musste, auf den Teppich gepinkelt zu haben. "Ich weiß.. ich weiß, aber ich konnte ihn nicht so.. ganz ohne Hoffnung da sitzen lassen. Ich meine, ich weiß selbst, dass er tot ist okay aber..", seine verschiedenfarbigen Augen glitten zu dem starren, wunderschönen Gesicht des Prinzen, "er hat was von seiner Seele erzählt, dass das bei ihnen anders abläuft und der Tod eigentlich irgendwie eine Illlusion ihres Körpers ist aber ihre Seele rein ist und irgendwas von der Vereinigung von Körper und Geist und- klingt nach einer Mischung aus Matrix und Bibelzitaten, wenn ich ehrlich bin..."
Tief seufzend fuhr er sich durch's silbrige Haar, tat es seinem Halbbruder gleich, nach einem absichernden Blick rüber zu Baekhyun, und ließ sich wieder auf dem Beifahrersitz nieder. Nachdenklich legte er sein Kinn in der Innenfläche seiner Hand ab, den Ellbogen gegen die Armlehne gestützt, kaute ein wenig auf dem Nagel seines kleinen Fingers, bevor er zu einem, eher ungefestigtem, Entschluss kam. "Wir müssen es dem General sagen, wenn dann wird er wissen, mit was wir es hier zutun haben.." Etwas anderes würde ihnen nicht übrig bleiben, oder?

Sehun entfuhr ein leises Schnauben, doch er zuckte auf Chanyeols Worte nur die Schultern, während er sich das kleine Headset wieder ins Ohr schob und von Autopilot auf manuelle Steuerung zurückschaltete. Er würde sich nicht dafür verantwortlich machen lassen, dass Kai zu Tode gekommen war, auch wenn er innerlich darauf hoffte, dass irgendein Wunder geschehen würde.
Die Leiche eines Prinzen einer fremden Spezies an Bord zu haben, stand nämlich so ziemlich weit unten auf seiner Top Liste von Dingen, mit denen er sich jemals konfrontiert sehen wollte.
Als Chan sich neben ihn fallen ließ, sandte er ihm einen kurzen Blick, bevor er auf seine Worte die Augenbrauen ein wenig zusammen zog.
"Und dann? Wahrscheinlich sezieren sie ihn, wenn sie zu dem Entschluss kommen, dass er tot ist.", murmelte er und schüttelte ein wenig den Kopf, wandte sich wieder nach vorne und spannte den Kiefer ein wenig an, nach einer weiteren Lösung suchend.
"Wenn der Kleine sagt, er wacht wieder auf...dann warten wir, bis er es tut. Wird zwar scheiße, dann zu erklären, wo er her kommt, aber ihn der Regierung zu übergeben...ich glaub nicht, dass du den Kleinen denen überlassen willst."
Ein schmales Grinsen zupfte an Sehuns Lippen, als er zu seinem Halbbruder hinüber sah, sich dann in dem Sitz leicht umdrehte, um einen Blick auf den eingeigelten Schwarzhaarigen zu werfen.
Er wusste, dass er Chanyeol mit seinem Appell an seine Empathie und sein Mitgefühl immer rumkriegen würde, weil er sich die Schicksale anderer viel zu schnell auf die eigenen Schultern lud und mit sich rumschleppte, am liebsten wohl der ganzen Galaxis den Schmerz und das Elend genommen hätte, was ihr widerfuhr.
"Wir bringen sie zu uns...ich hab eventuell ne Idee, wie wir - wow das klingt absolut abgefuckt, wenn du's laut aussprichst - Kontakt zu seiner Seele herstellen können."
Ein wenig ironisch lächelnd lehnte der Dunkelhaarige sich in seinem Sitz zurück und fischte in einem der vollgestopften Seitenfächer nach einer schwarzen Visitenkarte, die er Chan ohne ihn anzusehen rüberreichte.
"Schonmal ins Jenseits telefoniert, Bruder?"