Luca bekam keine der Gesprächsfetzen zwischen Sejin und Minho mit, nichts davon, wie er Minho zurecht stutzte und ihm Dinge an den Kopf warf, die ihn härter trafen als erwartet. Vermutlich meinte das Schicksal, es wäre besser so, dass Luca die Worte des Managers nicht vernommen hatte. Zum Schluss hätte er seine Klappe so weit aufgerissen und ihn angeschrien, dass er verdammt nochmal kein Recht damit behielt, Minho auf diese Weise eine überzubraten.
Aber, das Gespräch zwischen den Beiden blieb vorerst auch nur bei ihnen, weswegen Luca seine Emotionen so weit in den Hintergrund rückte, dass er es mitsamt dabei beließ, auch nicht nachzufragen. Noch nicht. Zudem, so wie er Minho kannte, würde er ihm nicht die die komplette Wahrheit sagen.
Der Blonde ließ dem Leader den Vortritt, kurz hielt Sejin ihn jedoch, alsbald er aus seinem Sichtfeld verschwunden war, an der Schulter auf. Mit gesenkter, strenger Stimme flüsterte er ihm zu: "Achte darauf, dass ihr euch in der Öffentlichkeit nicht zu nahstehend gebt. Diese ganze Sache von vorhin hat schon genug für Verwirrung gesorgt. Mittlerweile könnte das Minhos Ruf schaden." ..bitte was? Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, geschweige denn überhaupt etwas dagegen zu sagen. Eisern schluckte er den Protest herunter und nickte höflich lächelnd, bevor er ebenfalls zurück auf die Bühne ging und seine Gefühle so gut es ging für den Rest des Fansigns abschaltete. Mehr schlecht als Recht; allerdings konnte Minho bezeugen, dass Luca der geborene Schauspieler war. Ein Naturtalent. Erschreckend echt.
Seinen empfindlichen Verstand schaltete er sogar insofern ab, dass er nicht über Sejins Worte nachdachte. Außer eben den Teil, dass er Minho nicht so viele Blicke zuwarf und sich stattdessen voll und ganz auf die Fans konzentrierte. Nach einem Gruppenbild hieß es dann Schluss für heute, mit tosendem Applaus verschwanden die Jungs hinter dem Backstagebereich und ließen sich entkabeln. Luca guckte die anderen nicht einmal an, wechselte kein Wort mit ihnen, mit niemandem, außer knappe Standardklauseln wie 'alles gut, danke, bitte, okay', bis sie aus dem Gebäude heraustraten und wieder in die Wägen stiegen. Eine von den Bodyguards richtete an ihn, er solle den Fans per Twitter ausrichten, dass ihm gut ginge und dass das alles nichts zu bedeuten hatte.
Richtig, die hässlichen Schattenseiten durften sie ja nicht sehen.
Auf der Fahrt sagte er ebenso wenig, lächelte die Jungs hier und da mal an, kaschierte jedes Anzeichen hinter unbeschwertem Auflachen und Kopfschütteln. Schnell tippte er einen Tweet an die Fans und entschuldigte sich für sein plötzliches Verschwinden, verwickelte es in einer guten Portion Humor und kündigte an, dass er sich wahnsinnig auf das Comeback freute. Und, dass der Countdown für die nächsten drei Stunden nun lief.
Morgen stand der Flug zurück in die Staaten an, also mussten die Koffer heut Abend gepackt werden. Den Rest des Tages bekamen sie frei, konnten sich auf die kommenden Tourtage vorbereiten und das Reaction Video drehen, sobald Mic Drop draußen war.
Kaum waren sie im Loft angekommen, verzog sich Luca mit einer müden Entschuldigung in sein Zimmer, versprach ihnen, zum Reaction Video pünktlich da zu sein, trennte sich von ihnen und zog sich gemütlichere Klamotten an. Ganz in weiß, ripped skinny jeans und ein Oversize Pulli. Er hatte Angst davor, mit ihnen zu sprechen. Er hatte Angst davor, mit Minho zu sprechen. Ihm machte der Gedanke an das, was Sejin an ihn gerichtet hatte, unheimlich Angst. Das könnte seinem Ruf schaden. Lucas Blick glitt zu dem Smartphone, das er auf sein Bett geschmissen hatte.
#Luminho hatte wirklich ein Unmaß an Beiträgen jeder Art. Sogar von dem Interview heute kamen mehrere hundert Neue dazu. Ein unscharfes, eher wackeliges Fanvideo zeigte den Moment, in welchem Luca aufgestanden und die Bühne verlassen hatte. Und, wie Minho wenige Minuten später folgte. Die Fantheories, welche sich darunter befanden, reichten bis in Unermessliche.. aber ständig im Zusammenhang mit einer Beziehung zwischen ihm und Minho.
Achte darauf, dass ihr euch in der Öffentlichkeit nicht zu nahstehend gebt. War das der Grund, wieso Sejin es ihm befohlen hatte? Wegen diesen Gerüchten? Die Kommentare gingen weiter, überschlugen sich. Minho achtet immer auf Luca, er ist so süß!, was hatte Luca denn?, hä ist der einfach von der Bühne abgehauen oder was?, ist Luca dünner geworden?, hat er sein Shirt ausgezogen??? Aber dann kam dieser eine User, dieser eine.. der wahrscheinlich nicht mal ein Fan war. Wie kann sich der Member eigentlich erlauben, einfach abzuhauen? Der Leader hätte ihn gefälligst wieder zurückzerren sollen, sowas macht man einfach nicht.
Die Kommentare verliefen immer im selben Schema. Von #Luminho zu den Kritiken, die Luca nicht mehr verkraftete. Sein Aussehen, sein Benehmen, alles wurde kritisiert. Und das schlimmste daran: Minho wurde involviert.
Das könnte seinem Ruf schaden.

Das Fenster in seinem Zimmer stand offen, die Gardinen wehten im Wind und waren die stumme Zeugen, dass er sich an der Feuerleiter hoch auf's Dach geschwungen hatte. Er saß auf dem Boden, starrte über die Gebäude hinweg zu dem riesen BigHit Wolkenkratzer, das obwohl es so weit weg stand, mächtig in der Mitte Seouls thronte. Schweigend betrachtete er den Verkehr, die gestressten Menschen, die sich über die Straßen schoben und von einem Laden zum nächsten hetzten. So gut waren sie nicht zu erkennen, das Loft der Jungs war ziemlich weit oben und versteckt vor verrückten Fans, die versucht hatten, ihren Wohnort rauzubekommen.
Er senkte die Stirn auf seine Knie. War er bereit für ein Comeback? Wer er bereit, den Fans und ihren Ansprüchen gerecht zu werden? War er bereit, sich wie angeordnet von Minho.. fernzuhalten? Fragen.. zu viele Fragen, die Gedanken in seinem Kopf waren ein Einziges Chaos. Sein Herz schmerzte, er fühlte sich so leer und gleichzeitig strömte ein Tornado durch sein Inneres. Ein riesen Chaos, eben.
Mechanisch tastete er nach seinem Handy, als das nächste Lied, das es abspielte, eines war, womit er sich identifizierte. Sehr, sehr stark identifizierte. Er drehte die Lautstärke etwas auf, schob es zurück, schloss die Augen - und wurde von den Worten, der Musik, und dem Beat ergriffen. Sein Kopf kreiste im Nacken, seine Hände suchten Halt auf dem Boden, fanden ihn nicht. Er fand sich selbst nicht, er wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Und das zeigte der gefühlvolle Ausdruckstanz, der durch seine Venen pulsierte. Jeder Beat zog an ihm, riss ihn anmutig auf die Beine, seine Lunge brannte vor sanfter Verzweiflung. Seine Augen blieben geschlossen, der Wind wurde sein Begleiter und er fühlte jede einzelne Note, jedes einzelne Wort, fiel auf die Knie, drehte sich in einer eleganten Figur, stand wieder auf, trat nach vorne, hob den Arm Richtung Sonne. til the sky is on fire and my head won't just die. Seine Mimik war ein einziges Trauerspiel, ein starkes, unglaublich einnehmendes Trauerspiel. Cause I just feel so tired, like it's move or slowly die. They say you ain't you when you're like this, this ain't you and you know it. But ain't that just the point?
Er war so gebrochen.

Auch Minho war auf der Rückfahrt auffallend still, vergrub sich in seinem Handy, twitterte ein paar Eindrücke vom Interview und entschuldigte sich dann nochmal mit einem Selfie, formte dabei mit seinen Fingern das charakteristische Herz Zeichen in die Kamera und grinste schief.
Auch wenn ihm alles andere als zum Grinsen zumute war. Kurz nach ihm tauchte auch Lucas Post auf seinem Feed auf und Minho sandte dem Blonden über den Rücksitz hinweg einen kurzen, bekümmerten Blick.
All die Lügen, all die gefälschten Lächeln und versichernden "Mir geht es gut" Floskeln. Er war es so verdammt Leid.
Daheim angekommen verschwand Luca direkt in seinem Zimmer und Minho hielt nur kurz Rücksprache mit den Jungs, sprach nochmal kurz über den restlichen Tagesplan und sie verabredeten sich für in knapp 2 Stunden im Wohnbereich, um dort das Reaction Video aufzunehmen.
Dumpf fiel die Tür unter Minhos Gewicht ins Schloss, er hatte sich einfach dagegengelehnt, den Kopf in den Nacken geschoben und die Augen geschlossen. Neben ihm flog seine sündhaft teure Jacke ungeachtet zu Boden und er ließ sich an seinem Schreibtisch nieder, lehnte die Stirn auf die Platte und gab sich krampfhaft Mühe, nicht irgendwas durch die Gegend zu werfen.
Er war so müde, er war so scheiße müde.
Du hast dich nicht im Griff, wenn es um Luca geht.
Er wusste, dass er von Luca in diesem Moment vielleicht zwei Meter entfernt war, dass nur eine einzige Wand sie voneinander trennte und trotzdem fühlte er sich, als hätte Sejin versucht, mit seinen Worten einen Keil zwischen sie zu schlagen, einen tiefen Abgrund dorthin zu reißen, wo ihre Freundschaft stand. Als wäre er Luca gerade fremder als je zuvor, als würde er ihn nicht erreichen können und als würde...niemand wollen, dass er ihn erreichen konnte.
Stumm vergrub Minho sein Gesicht in seinen Armen, biss die Zähne so fest zusammen, bis sein Kiefer schmerzte, wieso sollte er sich schlecht dafür fühlen, dass er sich Sorgen um seinen besten Freund machte? In was für einer Welt lebten sie, dass es ihm untersagt wurde, sich um den Mensch, der ihm am allernächsten stand, zu kümmern?
Er drehte den Kopf beiseite, öffnete die Augen einen Spaltbreit, ließ sie über die große Fotowand an der Frontseite seines Zimmers wandern. Alle ihre gemeinsamen Momente, ob auf der Bühne oder sonst wo, hatten dort ihren Platz und Minhos Blick blieb schließlich an einem ihrer ersten gemeinsamen Gruppenfotos hängen.
Es war vier Jahre her, dass sie sich in ihrer damaligen Wohnung auf dem Sofa zusammengequetscht hatten und in Minhos Kehle wuchs ein Kloß, als er sah wie unbeschwert Luca auf dem Bild aussah, wie er die Arme um ihn und Suga geschlungen in die Kamera lachte und das so ausgelassen und fröhlich, als würde ihn nichts auf der Welt belasten. Niemals, niemals hätte Minho gedacht, dass es Luca treffen würde, dass er als erstes unter dem ganzen Druck auf diese Weise leiden würde, dass er sich selbst verbiegen und zerbrechen würde, nur um niemanden zu enttäuschen.
Damals war alles anders gewesen, sie waren anders gewesen. Auch wenn Minho immer den Anschein machte, er hätte in den vier Jahren mit Pulse nichts bis wenig seiner flirty und aufgeschlossenen Art eingebüßt, sah das in der Realität doch ganz anders aus. Mit jedem Tag wuchs die Verantwortung, die auf seinen Schultern lag und er häufte sich immer und immer mehr auf.
Die Stille, die ihn umgab, wurde mit Sekunde zu Sekunde drückender, kroch auf ihn zu wie eine Spinne, die eine Fliege umwob und das betäubende, ratlose, vollkommen mit allem überforderte Gefühl in Minhos Brust wurde mit jeder verstreichenden Minute stärker, bis er aufstand, sich - nur um seine Hände mit irgendwas zu beschäftigen - in eine schwarze Jogginghose und das nächstbeste Shirt warf und die Tür öffnete.
Als er sein Handy entsperrte, hatte er immer noch die Sucheinträge zu diesem lächerlichen Hashtag vor Augen und Minho schloss die App so schnell er konnte, verbannte das alles aus seinem Kopf.
Er hielt das nicht aus. Er hielt das Gefühl nicht aus, dass irgendwas zwischen ihn und Luca getrieben wurde. Er konnte sich nicht von ihm fernhalten, nicht einfach aufhören sich um ihn zu sorgen, auch wenn es das war was Sejin von ihm verlangte.
"Können wir reden?"
Seine Nachricht an Luca war kurz und knapp und Minho stand eigentlich schon vor seinem Zimmer als er sie abgeschickt hatte, blieb einen Moment davor stehen, bevor er die Klinke drückte und einfach eintrat.
Der Luftzug, der durch das Öffnen der Tür entstand bauschte die weißen Vorhänge vor dem Fenster auf und für exakt drei Herzschläge stand Minho einfach im Türrahmen, starrte mit einer Mischung aus Entsetzen und Panik auf das geöffnete Fenster. Sie waren hier im...7. Stock und...und Luca...
Minho spürte, wie sein Sichtfeld leicht zu flackern begann und er erstmal wie in Trance einen Schritt nach vorne machte, dann auf das Fenster zustürzte und sich mit dem Gefühl gleich ohnmächtig zu werden, über die Fensterbank rausbeugte.
Erst jetzt hörte er die Musik, die vom Dach aus zu ihm herunterklang und Minho stieß ein bitteres, kleines Lachen aus, sackte dabei halb auf der Fensterbank zusammen und fuhr sich durch die Haare, versuchte sein wild pochendes Herz zu beruhigen.
Es war erbärmlich, armselig, was er jetzt schon von Luca dachte, was er befürchtete, dass er sich antun könnte...zu was ihn dieser selbstzerstörerische Drang nach Perfektion schlussendlich treiben würde.
Kraftlos ließ er sich auf den Boden gleiten, vergrub das Gesicht in den Händen, während die leisen, drückend traurigen Lyrics an seine Ohren drangen, während Luca dort oben ganz alleine auf dem Dach tanzte.
Er war es so Leid, er war das alles so verdammt Leid.

Die Schlussnoten des Liedes verklangen im Wind, wurden von ihm hinfort geweht und ließen einen einsamen, weiß gekleideten Tänzer zurück, der noch immer die Augen geschlossen hielt. Erst langsam blinzelte er gegen das Sonnenlicht, senkte den Blick ein wenig und - realisierte, dass er genau zwei Schritte von dem Abgrund entfernt stand. Zwei kleine Schritte. Der Gedanke daran, dass er in seiner Trance auch hätte darüber hinaus tanzen können, erst mit dem Fall, Stockwerk für Stockwerk, realisiert hätte, wohin ihn sein Verstand getrieben hatte.. er schüttelte schnell den Kopf, löste sich aus seiner Starre und ging zurück zu seinem Handy, das er vom Boden aufhob. Das Benachrichtigungsfeld zeigte ihm an, dass ihm jemand geschrieben hatte. Minho.
'Können wir reden?'
Kurz fasste er sich an den Kopf, warf einen Blick zurück über die Dachschwelle, rüber zu dem BigHit Gebäude. Hier konnten sie die Beiden nicht kontrollieren, zurecht stutzen, schimpfen, drohen.. hier wussten sie nicht, was hinter geschlossenen Türen passierte. Und das war ganz gut so.
Das Smartphone in seine Hosentasche schiebend kraxelte er die Feuerleiter wieder runter, schob sein Knie schon über die Fensterbank und wollte sich durch den Rahmen schwingen, als er direkt neben dem Fenster Minho auf dem Boden sitzen sah. Das Gesicht in den Händen vergraben. Abrupt stockte ihm der Atem, vorsichtig streckte er den Kopf weiter rein. ".....Min?", flüsterte er leise, verunsichert, bevor er sich langsam über die Fensterbank schwang und sich automatisch neben dem Dunkelhaarigen niederließ. "Ist was passiert?" Seine Stimme klang besorgt, irgendwie zerbrechlich, und trotzdem bildete Minho das Zentrum seiner Gedanken, wehte alles, was er bis vor ein paar Sekunden noch gedacht hatte, hinfort. Minho war das Zentrum seines Herzens.
Betreten zog er seine Knie eng an sich, schlang seine Arme drum und haderte mit sich selbst, ob er ihn drauf ansprechen sollte. Die Angst, dass dieses Gespräch irgendetwas zwischen ihnen ändern könnte.. jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. "Wenn du über den Vorfall in der Kammer reden willst.. ich.. es tut mir Leid, ich wollte das wirklich nicht, es war nur-" Seine Stimme brach ab, aufgelöst atmete er durch, schloss die Augen und lehnte seine Wange gegen das Knie. "Ich wollte nicht, dass du in Schwierigkeiten kommst..", flüsterte er leise, schuldbewusst und traute sich nicht ganz, Minho dabei anzusehen. Das könnte seinen Ruf schaden. Immer und immer wieder tauchten diese Worte in seinem Kopf auf, und am liebsten hätte er das Gegenteil behauptet.
Aber vielleicht stimmte es ja. Vielleicht tat Luca ihm nicht gut.

Immer und immer wieder musste Minho sich in Gedanken rufen, dass Luca da oben war, dass er nicht aus diesem Fenster gesprungen war, wie er es im ersten Moment gedacht hatte. Doch das drückende, betäubende, eiskalte Gefühl in seiner Brust ließ ihn nicht los und Minho begriff erst nach einer Weile, nachdem sein Atem sich langsam wieder eingependelt hatte, dass es Angst war. Dass er verdammte Scheiße Angst hatte.
Bisher hatte der Schwarzhaarige in seinem Leben noch nicht viele Schicksalsschläge erleiden müssen, um ehrlich zu sein gar keine, er war eigentlich immer ein Glückskind gewesen und böse Zungen hätten behaupten können, ihm fiel alles in den Schoß.
Doch Minho hatte immer daneben gestanden, war immer der stille Tröster gewesen, hatte nach dem Tod seiner Mum nächtelang neben Suga gesessen und gewartet, bis er irgendwann doch einschlief und Minho hatte sich solche Sachen immer mehr zu Herzen genommen, als gesund für ihn war. So auch jetzt. Doch diesmal bekam er das am eigenen Leib zu spüren. Diese Angst, diese unbändige Angst lähmte seinen ganzen Körper, hinderte ihn daran, sich zu bewegen, auch als Luca den Kopf durch das Fenster steckte, seinen Namen flüsterte und sich dann neben ihn setzte.
Unbewegt starrte Minho geradeaus, bis er seinen Blick langsam zu dem Blonden lenkte.
"Ich...", fing er an, konnte es aber nicht mal aussprechen, was er gedacht hatte, was sich in seinen Kopf gegraben hatte, was das für ein Gedanke war, der seinen Kopf Achterbahn fahren ließ.
Fest presste er die Lippen zusammen, ließ Luca erstmal reden, auch wenn ihn seine erneute Entschuldigung schon wieder so ins Herz stach, dass der Schmerz für den Bruchteil einer Sekunde deutlich über sein Gesicht huschte.
Er wollte nicht, dass er in Schwierigkeiten geriet. Wieder zuckten die Worte des Managers durch Minhos Geist und er grub seine Zähne in die Unterlippe, wusste nicht recht wo er anfangen sollte.
"...er hat zu mir gesagt, ich hätte mich nicht im Griff, wenn es um dich geht. Dass ich aufhören soll, mich so um dich zu kümmern.", meinte er schließlich leise, auch wenn er in dem Moment lieber vor Frust und Wut geschrien hätte.
"...er hat auch was zu dir gesagt, oder?", setzte er dann hinzu und stützte sein Kinn auf seinen Knien ab, sah Luca von der Seite an, auch wenn er sich fast davor fürchtete, was Sejin an ihn für Worte gerichtet hatte.
"Ich will, dass du weißt, dass ich das heute jederzeit wieder tun würde, selbst wenn ich wüsste, dass es negativ auf Pulse zurückfällt. Das war mir in dem Moment egal, Luca..."
Minho presste die Lippen zusammen, sah Luca aus seinen dunklen Augen traurig an. Er war ein so viel besserer Freund als Leader...vielleicht sollte er doch noch mit RM reden und für das Wohl von Pulse, für die Zufriedenheit von BigHit den Posten an ihn abgeben.

Der Ausdruck auf Minhos Gesicht steigerte die Sorge in seinem Brustkorb ungemein. Was lag Minho auf dem Herzen, dass er nahezu erstarrt war vor.. Angst? Sprachlosigkeit? Auch, als Luca danach fragte, konnte er keine richtige Antwort geben.. doch egal was es war, Luca würde nicht wollen, dass es ihn auffraß. Und da er darauf tippte, dass es um den Vorfall bei Dazed ging, entschuldigte er sich sofort, versuchte seine Panikattacke zu begründen oder zumindest, wieso er abgehauen war - scheiterte jedoch kläglich daran. Schlussendlich musste er ihm sagen, dass er ihn nicht in Schwierigkeiten bringen wollte.. nie. Das wäre das Letzte, was er seinem Besten antun wollen würde.
Die Antwort seines Gegenübers traf ihn aus dem Nichts; mit solchen Worten hatte seitens Sejin nicht gerechnet. Verdutzt glitten Lucas Augen zu dem Anderen; jetzt machte das, was der Manager zuvor an ihn gerichtet hatte, weitaus mehr Sinn. Schmerzhaft mehr. Bedrückt zog er seine Ärmel über die Handknöchel, blickte auf den teuren Pakettboden vor sich und versuchte sich ein Reim darauf zu bilden. Es.. stimmte.. Minho ließ für ihn alles fallen, sogar seinen eigenen Schlaf - nur, weil es Luca nicht gut ging. Nur weil er auf einem Trip der Perfektion unterwegs war, bei welcher jeder Fehler ein vernichtender Schlag in die Magengrube war; oder vielmehr ein Schuss in den Kopf.
"Ja, er..", fing der Blonde leise an, senkte den Blick auf seine Knie und brauchte etwas, um die Worte tatsächlich auszusprechen. "Er will nicht, dass wir uns in der Öffenlichkeit so.. nahe stehen. Er meint, es sorgt für Verwirrung und.." Parteiergreifung. Das war es, was Sejin damit gemeint hatte. Minho ergriff Partei und das passte ihm nicht in den Kram, sowohl geschäftlich, als auch wegen der Publicity. Aufgelöst atmete er durch und schüttelte leicht den Kopf. Er hatte Recht. Luca beanspruchte Minho unbewusst für sich, er war egoistisch. Richtig? Er war egoistisch.
"Ich schade deinem Ruf." Er drehte den Kopf zu Minho, ein schmerzliches, gebrochenes Lächeln auf den Lippen, entschuldigend, reumütig. Ich schade deinem Ruf, Minho. Er wünschte, es würde danach klingen, als wären es seine eigenen Worte - aber ihm wurde durch die Klangfarbe seiner Stimme, das leichte Zittern dahinter, klar, dass er seinem Besten die Worte Sejins nicht als seine eigenen verkaufen konnte.
Obwohl er vielleicht nicht falsch lag.
"Siehst du..", meinte er leise, wandte den Blick wieder von Minho ab und schlang seine Arme fast noch etwas fester um seine Beine. "Er hat Recht. Ich tu dir nicht gut. Ich beanspruche dich für mich, wenn ich dich brauche..", seine Stimme klang so dünn, so hauch zart, dass er gar nicht merkte, wie sich Risse um sein Herz herum bildeten. "...und du tust es." Sein Blick traf auf den des Jüngeren. "Ich bin nur einer von Sieben, und in der Theorie nur einer von Hunderten." Er spürte ein leichtes Brennen in seinen Augen. "Ich brauche dich, Minho. Du bist alles, woran ich glaube.." Diese Ansprache eskalierte ins Emotionale, er durfte nicht zulassen, dass er sich noch fester an Minho klammerte. Schnell löste er sich von seiner Position, erhob sich und blieb stehen.
"Aber ich darf dich nicht besitzen." Er drehte sich zu dem Jüngeren, ein trauriges Lächeln auf den Lippen. "Verstehst du? Wir sind keine Kinder mehr. Ich darf dich nicht mehr für mich beanspruchen."
Und da war es; dieser vertraute, widerliche Riss, diese Splitter, die von seinem Herzen zersprangen. Wieso fühlte es sich so an, als hätten sie.. Schluss gemacht, ohne überhaupt zusammen gewesen zu sein.

Minho war schon lange klar, dass er sich nicht mehr selbst gehörte, dass er sich an BigHit, an die Öffentlichkeit, an seine Fans verkauft hatte und wäre er alleine damit, hätte er schon längst aufgegeben. Allein der Tatsache, dass er sechs weitere um sich hatte, die sein Schicksal, diese Bestimmung teilten, war es zu verdanken, dass er nicht schon längst hingeworfen hatte, dass er damit okay war, dass er für alle nur noch Minho Yoon, Pulse' Leader war und nicht mehr Minho Yoon, der gerne fotografierte, der die Sterne liebte, der es nichtmal hinbekam, Nudeln ordentlich zu kochen und der besessen von Tattoos war.
Sie alle waren nur noch das, was man ihnen erlaubte zu sein, und auch nur das Beste von ihnen wurde erlaubt. Das Beste an Minho war vermutlich, dass er zu gut darin war, alles auf sich zu nehmen, alles zu seiner Verantwortung zu machen, für alle gerade zu stehen und das ohne groß darüber nachzudenken.
Doch er war auch nicht alleine da oben, Luca war bei ihm, strahlte an seiner Seite wie der hellste Stern am Firmament und auch wenn er drohte zu erlöschen, schaffte seine alleinige Präsenz es, dass Minho weitermachte. Er konnte nicht ohne Luca, würde er nie können und als der Blonde neben ihm leise damit rausrückte, was Sejin zu ihm gesagt hatte, traf es Minho wie ein heftiger Schlag in die Magengrube.
Es war so unfair, es war so scheiße unfair, dass ihm die Zornestränen in die Augen stiegen und Minho sein Gesicht schlagartig wieder in seinen Ärmeln vergrub um diese verräterischen Zeichen von Schwäche fortzuwischen. Er hatte Luca gesagt, er würde seinem Ruf schaden...es so klingen lassen, als wäre Luca nicht gut für ihn...als würde er ihn schwach machen.
In dem Moment hasste Minho ihn für das alles, dafür, dass er Luca das tatsächlich glauben ließ, dass Luca dachte es wäre schlimm, dass er ihn beanspruchte.
Stumm ließ er Lucas Worte über sich ergehen, versuchte seine Schultern nicht vor innerlichem Schmerz beben zu lassen, hob dann aber doch den Kopf als Luca sich aufrichtete und ein paar Schritte ins Zimmer machte.
"...das glaubst du doch selbst nicht...", meinte er leise und seine Worte waren nur ein entsetzlich verletztes, gebrochenes Flüstern. "...das kannst du nicht ernst meinen, Luca." Er stand auf, war ehe er es sich versah auf den Beinen und auf Luca zugetreten, hielt ihn an den Unterarmen fest und blieb direkt vor ihm stehen, so dicht, dass er ohne Probleme jede einzelne Wimper um seine dunklen Augen hätte zählen können.
"Wenn du vorhast vor mir wegzulaufen...nur weil Sejin sagt, du würdest mir schaden...ich sag dir eins, ich werde dir hinterherlaufen...egal, wie sehr du versuchst zu flüchten, weil du dir einredest, es wäre besser für uns zwei.", fing er an, musste dann jedoch innehalten, weil ihm das normale Atmen plötzlich so schwer fiel. Verdammte Scheiße, er würde sich lieber eintausendmal von Luca besitzen lassen als von irgendwem sonst...
"So sehr wie das gerade weh tut, kann das nicht gut sein, Luca...und wenn du versuchst, zu flüchten, ich folg dir...und ich hol dich wieder ein. Versprochen."
Er lächelte ein wenig und hinter all dem Schmerz in seinen Augen funkelte dieser kleine Schimmer Zuversicht. Er würde Luca nie aufgeben und wenn er dafür alles hinwerfen musste, alles hinter sich lassen musste, es war ihm egal.
Er, Minho Yoon, würde Luca Park niemals aufgeben.

Seine Worte, obwohl sie der Wahrheit und nur der Wahrheit seines Empfindens entsprachen, waren falsch gewählt gewesen, er hätte Minho nicht direkt ins Gesicht sagen sollen, dass er alles für ihn war. Absolut alles, und sich trotzdem von ihm fernhalten müsste, weil ihm dieses Absolute nicht zustand. Nicht zustehen durfte. Es brach ihm das Herz, doch lieber würde er sich das Herz jedes Mal aufs Neue rausreißen, mit seinen eigenen Händen, als zu riskieren, dass Minho unter seinem Trip leiden musste. Nicht nur durch ihn selbst, sondern auch von Außen, von Faktoren, die sich vermeiden ließen, würde Luca jetzt die Notbremse ziehen. Und er versuchte es. Er schnitt sich ins eigene Fleisch, um Minho atmen zu lassen. Um ihn davor zu beschützen, in ein dunkles, schwarzes Loch aus Verzweiflung gezogen zu werden. Das hatte Minho nicht verdient. Und Luca hatte Minhos Loyalität nicht verdient.
Der Leader schien das anders zu sehen, zog ihn an seinen Unterarmen zu sich und hielt ihn fest genug, um ihn vom Gehen abzuhalten. Lucas Augen waren durchzogen von.. Schmerz, Trauer, Sehnsucht, Verletzlichkeit.. aber vor allem zeichnete sich in ihnen deutlich, wie sehr ihm das Nahe ging. Wie sehr ihn die Worte des anderen berührten. "Minho..", versuchte er ihn leise zu unterbrechen, doch hörte er nicht auf. Minho wollte seine.. notgedrungene Entscheidung nicht akzeptieren, wohl wissend, dass Luca selbst einen steilen Weg vor sich hätte, seine 'eigene Entscheidung' überhaupt in die Tat umzusetzen.
Luca wusste genau so gut wie Minho, dass er sich von ihm nicht fernhalten konnte. Und diese Erkenntnis schlug so heftig in seinem Kopf ein, dass der Rhythmus seines Herzschlages stolperte, ein leeres Bauchgefühl durch sein Inneres fegte. "...du hast dich wirklich nicht im Griff, wenn's um mich geht...", murmelte er sprachlos, hauchend. Er konnte es nicht fassen, wie sehr sich Minho auf ihn fixierte - für welchen Preis?
"Du folgst mir...?", fragte er nach, seine Stimme war nur noch ein Flüstern, seine Augen glitten zu den Lippen des Jüngeren. "Du weißt, dass das keine gute Idee ist.." Wieso nahm Minho ihn so ein? Wieso gab er ihm so schnell nach, obwohl er ihn im Endeffekt vor sich selbst beschützen wollte? Sein Herz schlug kräftiger gegen seine Brust, die Nähe zu ihm versetzte ihn in einen Trancezustand. Aber nicht der, der ihn beinahe vom Dach geschubst hätte - es war eine komplett andere Art von Trance.
Sein Atem ging flach, ihre Gesichter schienen sich von Sekunde zu Sekunde um Millimeter für Millimeter anzunähern. Ich brauche dich, Minho. So sehr, dass es weh tut. Und für einen winzigen Moment konnte er den Atem seines Gegenübers auf seinen Lippen spüren, war bereits im Inbegriff, die Augen zu schließen, dem, as auch immer hier geschah, zu erlauben ins Universum einzugreifen. Jede Faser seines Körpers schrie danach, pochte darauf, und-
Ein Klopfen an der Tür riss ihn erbarmungslos aus der Trance, in Rekordzeit wich er von Minho zurück und drehte sich zur Tür. "..ja?" Jin öffnete vorsichtig die Tür, streckte den Kopf hinein und vergewisserte sich, ob zwischen ihnen alles gut war. "In einer halben Stunde beginnt der Live Stream", ließ er die Beiden sanft lächelnd wissen, wechselte einen Blick mit Minho und fragte erst gar nicht, wieso sie mehr oder weniger ertappt drein guckten. Irgendwas dahinter vermuten tat er nicht, weshalb er die Tür wieder schloss und die Beiden wieder alleine ließ.

Ein schwaches Lächeln umspielte Minhos Mundwinkel, nein, nein er hatte sich wirklich absolut und gar nicht im Griff wenn es um Luca ging. "Vielleicht will ich das ja auch gar nicht...", meinte er leise und zog die Augenbrauen bei Lucas folgenden Worten zusammen.
Ein kurzes, jedoch eher trauriges Lachen kam über seine Lippen und seine Hände rutschten von Lucas Armen zu seinen Fingern, verschränkte diese mit seinen eigenen und er hielt sie fest, lehnte seinen Kopf leicht vor, bis er Lucas Stirn streifte.
"Überall hin.", versprach er dann, seine Augen fest mit denen des Kleineren verankert. Er wollte nicht, dass Luca dachte, er wäre schlecht für ihn, doch wie sollte er ihm das am besten zeigen? Wie sollte er ihm erklären, dass er das Beste war, was Minho in seinem Leben hatte zustoßen können?
Langsam rutschte sein Blick ein Stück abwärts, zu diesen vollen, perfekten Lippen, die diese traurigen, schmerzvollen Worte formten und Minho wollte sich in dem Moment einfach vorlehnen, das bisschen Abstand zwischen ihnen überwinden, diese Worte, all die Zweifel, in Lucas Mund ersticken, bevor sie an die Oberfläche traten.
Luca hatte ihm gesagt, dass er ihn brauchte. Und Minho brauchte ihn genauso. Er brauchte ihn, um sein Gleichgewicht zu halten, er brauchte ihm, damit er immer wieder einen Schritt vorwärts tat, er brauchte ihn, damit er morgens einen Grund fand aufzustehen.
Er brauchte ihn so, so sehr und es zog ihn so sehr zu ihm, dass Minhos Atem schwand, sein Herz in seinem Brustkorb raste als wäre er auf Drogen, dann jedoch auf einmal so langsam und ruhig schlug, weil er tief in seinem Inneren wusste, dass das hier das einzig richtige war.
Er war ihm so nah, so nah, dass sein Atem gegen seine Haut schlug und dann...klopfte es an der Tür.
Sie sprangen fast auseinander und Minho vergrub die Hände in seinen Hosentaschen, machte ein so unschuldiges Gesicht wie er in diesem Moment nur konnte und nickte Jin dann nur kurz bestätigend zu. Lieb von ihm, dass er Luca noch wegen des Streams informieren wollte, doch gerade in diesem Moment hätte der Leader dem Ältesten gerne die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Glücklicherweise verzog sich Jin dann jedoch auch wieder und Minho war bei Luca, noch bevor dieser wirklich reagieren konnte, hatte binnen Sekundenbruchteilen sein Gesicht eingefangen und beugte sich zu ihm. Jetzt. Jetzt oder nie.
"Luca Park...", flüsterte er leise seinen Namen, ein hauchzartes Grinsen umspielte seine geschwungenen Lippen, während seine Finger in Lucas Nacken wanderten. Du weißt, dass das keine gute Idee ist. "...das ist die beste Idee der Welt." Und dann küsste er ihn, senkte seine Lippen auf seine, so liebevoll, sorgsam und vorsichtig als würde Luca unter seinen Berührungen zerbrechen, an seinen Lippen zerschellen können und Minho wurde gleichzeitig heiß und kalt, als er merkte, dass sein Kuss nicht unerwidert blieb.

Als Jin den Raum wieder verließ, atmete Luca kurz durch und wollte sich gerade mit einem schiefen, ertappten Lächeln zu Minho drehen - bis Genannter sich vor ihn stellte, sein Gesicht zwischen die Hände nahm und die Distanz zwischen ihnen auf ein Minimum reduzierte. Verdattert guckte er den Größenunterschied zu ihm auf, sofort kehre dieser verschnellerte Herzschlag zurück, diesmal weitaus schlimmer und kräftiger. Seine Finger zitterten, positiv, vor Aufregung, und als der Dunkelhaarige ihre Lippen miteinander verschloss, kam es ihm so vor, als würde jede Art von Anspannung der letzten 48 Stunden mit einem Mal aus seinen Gliedmaßen verschwinden. Seine Knie erweichten unter der hauchzarten Berührung seiner weichen Lippen, Gott er hatte fast vergessen, wie sich das anfühlte. Jemanden zu küssen. Jemanden zu... lieben. Und in keinem anderen als diesem Augenblick fiel es ihm auf, fiel ihm auf, wofür die Beiden die letzten Jahre so blind gewesen waren. Blind vor Stress, Auftritten, Reisen, Tonstudioaufnahmen, Interviews - vor der Bedingung, dass sie kein Liebesleben führen durften.
Das ist die beste Idee der Welt. Und die riskanteste, aber daran wollte Luca partout nicht denken. Nicht jetzt, nicht, wenn er was weitaus besseres mit seinen Gedanken anstellen könnte. Beispielsweise, sie dazu anzuregen, den Kuss zu erwidern, was er unwiderruflich tat. Seine Arme legten sich umarmend um die Hüfte des Dunkelhaarigen, der Kuss beflügelte seine Sinne und ließ ihn.. lebendig fühlen. Jede seiner Poren lechzte nach Minhos Nähe, nach seinem Kuss, seinen Lippen, seiner Liebe. In geschmeidigen, unschuldigen Bewegungen ergänzten sich seine vollen Lippen nahezu perfekt mit denen seines Gegenübers. Er reckte sich dem Kuss sogar entgegen, wollte jedes Bisschen, das er kriegen durfte, davon ausschöpfen - ohne eine Sekunde lang an Konsequenzen zu denken. Weder für ihre Freundschaft, noch für ihre Karriere oder sonst irgendwas. Nichts hatte von Bedeutung, als dieser Augenblick.
In that moment, I swear, we were infinite.
Sie konnten sich kaum voneinander lösen, der Kuss war viel zu einnehmend, zärtlich, und trotz dessen intensiv genug, um ihn kurz nach Luft schnappen zu lassen. Die Lieder gesenkt lehnte er seine Stirn gegen Minhos, atmete leise durch und... lächelte. So ehrlich, so aufrichtig und warm, so.. verliebt. Wie lange hat es gebraucht, dass ich das.. dass wir das verstehen? "Du bist verrückt..", hauchte Luca fassungslos, irgendwie verträumt gegen die Lippen des Anderen. Sie waren gemeinsam ins kalte Wasser gesprungen, hatten alles und jeden für diesen Moment hinter sich gelassen und mindestens tausend Regeln gebrochen. Wie konnten sich Regelbrüche so richtig anfühlen?

Auch wenn Minho Luca gerne mit ihrem Größenunterschied aufgezogen hatte, in dem Moment fühlte es sich einfach so unglaublich gut an, wie der Blonde sich in den Kuss hineinreckte, versuchte seine Lippen noch ein wenig mehr einzufangen und Minho grinste ein wenig, nutzte seine Größe aus, um den Kuss gezielt ein wenig zu vertiefen, während seine Finger langsam durch Lucas blonde Haare krochen.
Er war ganz ruhig, so ruhig, wie er die letzten Monate nicht mehr gewesen war und der Leader begann langsam zu realisieren, dass er das alles hätte schon viel früher haben können, dass die Wings teilweise schon Momente bemerkt hatten, die ihm nie so aufgefallen waren, die er nie als irgendwas Tiefergehendes eingeschätzt hätte.
Jede noch so kleine Geste, jedes Grinsen zueinander, jeder heiße Blick auf der Bühne, jedes Foto, das Minho von ihm geschossen hatte, die Art wie sie vor Publikum miteinander agierten, als wären sie eins, als würden ihre Herzen im absoluten Einklang schlagen...all das hatten sie selbst nicht bemerkt, und dabei hätten sie es so sehr gebraucht.
Dieses warme Gefühl in seinem Magen, diese Realisation, dass er ihn innerlich gleichzeitig verrückt machte und so sehr beruhigte, war das nicht das, was die Leute Liebe nannten, über was er und die Jungs schon in unzähligen Liedern gesungen hatten, ohne selbst zu wissen, was dieses betörende Gefühl überhaupt genau war? Weil man ihnen genau das verwehrte, weil man ihnen nicht erlaubte, Beziehungen einzugehen, Verlangen nachzugeben, weil man ihnen nicht erlaubte, richtig glücklich zu sein.
Sich so vollständig zu fühlen, wie Minho es gerade tat.
Plötzlich machte alles so viel mehr Sinn und alle Songs, die Minho je zu Papier gebracht hatte, waren plötzlich über Luca und nur über Luca.
Er grinste immernoch als sie sich voneinander lösten und Luca seine Stirn an seine lehnte, dabei so bildschön lächelte, dass Minho die Zähne in seine Unterlippe grub, um sich davon abzuhalten, sich diese Lippen nicht direkt wieder zu eigen zu machen.
"Nein...du machst mich verrückt.", korrigierte er ihn leise und das entsprach der Wahrheit. Minhos Haut prickelte und er konnte nicht eine Sekunde den Blick von dem Blonden nehmen, diesen echten, wahren Moment genießen, in denen sie beide nicht die gefeiertsten Kpop Idols der Welt sondern einfach nur Luca und Minho waren.

Dieser Tag hatte eine Wendung von 180 Grad durchgemacht, und das einzig und allein weil.. sie das Gegenteil von dem taten, was ihnen eigentlich angeordnet wurde. Minho als Leader, und Luca als Member - und anstatt es zu berücksichtigen, obwohl Luca sogar inständig versucht hatte, diese Entscheidung zu seiner eigenen zu machen, hatte es sich in die komplett entgegengesetzte Richtung entwickelt. Ein Flashback tauchte vor seinem inneren Auge auf, das war nicht das erste Mal gewesen, dass er Minho hatte küssen wollen. Aber im Gegensatz zum letzten Mal, dass knapp ein Jahr zurücklag, hatte ihn Minho von einem Rückzieher abgehalten. Wie blöd er sich gerade vorkam... die Anzeichen waren schon immer da gewesen, Verdrängung war das Schlüsselwort in dieser Angelegenheit. Schlichtweg, weil sie viel zu viel im Kopf gehabt hatten und diese Bedingung, kein Liebesleben zu haben, wie eine Mauer quer durch sein Verstand erbaut worden war, dass er es nicht einmal in Erwägung gezogen hatte.
Mehr als zehn Jahre Freundschaft verband Minho und ihn.. und daraus war tatsächlich.. Liebe geworden? Und das erfuhren sie an einem Tag, der nicht schlechter hätte laufen können. Karma traf wohl jeden, sowohl schlechtes als auch gutes. Luca bemerkte das Grinsen auf den Lippen seines.. was waren sie denn jetzt? Hatte der Kuss schon alles besiegelt, oder dachte er für sowas wieder viel zu weit? Die Worte wirbelten das leere Bauchgefühl allerdings wieder auf, ein flattriges Gefühl stieß gegen seinen Magen und er musste leise, beschämt kichern. Er machte ihn verrückt.. allein diese Aussage schwang seine Gemütslage auf Wolke Sieben. "Idiot..", entgegnete er nicht halb so standhaft, ehe seine Arme nach oben wanderten und er die mit seinen beiden Daumen über die Konturen seiner Lippen strichen. Nicht nur, weil er sie abtasten wollte, sondern weil er sowohl sich selbst, als auch ihn, davon abhalten musste, weitere Küsse miteinander zu teilen. Die Sehnsucht wuchs mit jeder andauernden Sekunde, ihr erster Kuss hatte seine Sinne erweckt, seine Leidenschaft für die Liebe.. diese Notwendigkeit, Luca brauchte Liebe. Vermutlich einer der Faktoren, die ihn in seine Selbstzerstörung reingeritten hatten - weil er diese Art von Liebe einfach nicht mehr hatte abbekommen dürfen.
Er war schlecht darin, sowas anzusprechen. "Okay.. wir.. in knapp zwanzig Minuten beginnt der Live Stream und.. ich kann mich jetzt nicht mehr wirklich drauf konzentrieren, also mach's nicht noch schlimmer, Minho..", gestand er leise, konnte sich aber nicht von seiner Stirn lösen, geschweigedenn die Daumen von seinen Lippen nehmen. Sie fühlten sich so gut unter seinen Fingerkuppeln an.. so weich, so.. kissable.
Er seufzte leise. Dass diese Sache erstmal zwischen ihnen bleiben sollte, stand außer Frage. Schließlich hatten sie eine Regel nach der anderen gebrochen, und.. vielelicht wäre es wirklich erstmal besser, wenn niemand davon bescheid wüsste, außer die Beiden selbst.

Minhos Grinsen wurde unter der leichten Berührung von Lucas Fingern noch ein wenig breiter und seine dunklen Augen funkelten anzüglich, während er sacht seine Lippen teilte und den Kopf leicht drehte, sanft in Lucas Fingerspitze biss, ihn dabei aber nicht aus den Augen ließ.
"Mhm...danach haben wir ja noch mehr als genug Zeit oder?", meinte er und hielt Lucas rechtes Handgelenk fest, um es an seine Lippen zu führen und ein paar verheißungsvolle, kleine Küsse dorthin setzte, wo Lucas Puls pochte.
Ein unheilvolles Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er den Blick wieder hob und in der nächsten Sekunde hatte er Luca einfach unter den Kniekehlen gepackt, hob ihn wie eine Braut hoch und drehte sich mit ihm einmal um die eigene Achse, bevor sie beide lachend in Lucas Bett und die weichen kissen fielen, Minho über ihn gestützt und er ihn einfach wieder tief und sinnlich küsste.
Gott, wie lange war es her, dass er jemandem so nah gewesen war...doch es war nicht irgendjemand, der da unter ihm lag, der seine Küsse so sehnsüchtig erwiderte, als würde er sie zum Atmen brauchen.
Es war sein Freund seit Kindertagen, der Mensch, der ihn die letzten vier Jahre an jedem Tag seines Lebens begleitet hatte, der mit ihm Höhen und Tiefen durchgestanden hatte, der soviel mit ihm teilte und soviel über ihn wusste.
10 Minuten später fiel ihnen dann doch ein, dass sie für den Livestream vielleicht doch nicht so aussehen sollten, als hätte ein Wirbelsturm durch ihre Haare gefegt und Minho richtete sich zu seinem eigenen Bedauern auf, nachdem er Luca einen Kuss auf seine niedliche Nase gesetzt hatte und schob sich vor Lucas Spiegel, um seine total zerwühlten Haare zu richten.
Dabei wollte das Grinsen nicht von seinem Gesicht weichen, auch als sie beide 10 Minuten später mit den anderen im Halbkreis um JHopes Laptop saßen und V den Aufnahmeknopf der Kamera betätigte, lächelte er immer noch übers ganze Gesicht, versuchte sich dann aber auf das MV zu konzentrieren, nachdem sie die Zuschauer begrüßt hatten.
Gespannt beobachtete er den Bildschirm, man sah zuerst Steve reinkommen, an sein Mischpult treten, bevor der Beat losging und die Pulse Jungs erstmal in lautes "Ohhhh" und "Ahhhh" ausbrachen. "JHoooooope!", tönte Suga neben ihm als der Rothaarige anfing zu rappen und Minho schlug dem Älteren aufgeregt gegen den Arm, doch sein Blick haftete eigentlich die ganze Zeit nur auf Luca.
Auch als ihre Lieblingsstelle kam, in der sie von den Seilen weggerissen wurden, bekamen sie erstmal von allen Seiten gesagt wie cool sie dabei aussahen und Minho zwinkerte vielsagend in die Kamera, die Editoren hatten wirklich hervorragende Arbeit geleistet und er wippte immer mal wieder zu dem catchy Beat mit, ließ es sich auch nicht nehmen, im Sitzen die Moves von anderen Membern nachzuahmen.
"Ahhh, Luca, deine Schultern mal wieder, du kannst dich aber auch nicht zurückhalten.", seufzte V und legte sich theatralisch eine Hand an die Brust als Luca in der Formation ins Center kam und seinen typischen Move machte, indem er seine Jacke von seiner Schulter rutschen ließ.
Minho grinste darüber nur breit, auch wenn ihm bei der Szene einige Sachen in den Kopf gekommen waren, die er aber bei Gott nicht laut aussprechen würde. Stattdessen gestikulierte er dann in der Gegend rum als die Jungs bei seinem Part total darüber ausrasteten, dass der Kameramann nicht in dem vermeintlichen Spiegel hinter ihm zu sehen war. "Wir haben das zwei Mal gefilmt, einmal von hinten und vorne.", erklärte er in die Kamera und JHope schlang ihm grinsend einen Arm um die Schulter, formte dabei eine Fingergun in Richtung der Zuschauer.
"Von hinten siehts auch fast noch besser aus!", kommentierte er, was dem Rest der Group natürlich ein lautes Lachen entlockte und Minho stolz grinsen ließ.

Eine Gänsehaut kroch über Lucas Schultern, als er seinen Besten dabei beobachtete, wie er seine Fingerspitzen zwischen die Lippen nahm und ihn dabei genaustens ansah. Gepresst drang ein Lachen aus seiner Kehle, diese Worte waren nicht nur mitsamt seines Blickes sehr anzüglich, nein auch die Aktion daraufhin schien sie in ihrer Bedeutung zu betonen. Von eins auf hundert wurde er schon wieder so schwach, seine Knie wollten fast unter der Gänsehaut nachgeben - doch wie aufs Stichwort hob der Größere ihn hoch, drehte sich mit ihm auf den Armen und nach langer Zeit erklang endlich mal wieder sein typisches, aufrichtig glockenhelles Lachen. Diese Art, bei welcher er seine Augen zusammenkniff und sich kleine Freudenfältchen rund um seine Augenwinkel bildeten.
Kaum zu glauben, dass er heute schon mehrere Tiefs gehabt hätte, und nun mit Minho über ihm lachend in seinem Bett lag. Kurz blickte er dem Jüngeren in die Augen, ein breites, sanftes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, und das nächste Kichern ging unter den Lippen des Dunkelhaarigen unter. Eine verdammte Shitload an Glücksgefühlen durchströmte seine Venen, seine Hände wanderten in den Nacken seines Kindheitsfreundes und er erwiderte den sinnlichen Kuss, als wäre es alles, was er besaß. Alles, was er brauchte - denn im Augenblick war es das wirklich. Unfassbar, dass eine befohlene Distanz zwischen ihnen der Katalysator zu ihrem geheimen, kleinen Glück in ihren eigenen vier Wänden gewesen war.
Im Rausch dieser frischen Liebe schob er seine Finger tiefer in die dunklen Haare des Leaders, schöpfte jeden Winkel dieser weichen Lippen aus, immer wieder vibrierte ein Kichern gegen diese. Er konnte sich nicht fangen, er.. Minho hatte es in Rekordzeit geschafft, diese Bedrückung, diese Traurigkeit aus seinem Kopf zu schlagen und Platz für Liebe zu machen. Was die anderen wohl denken müssten; das laute Lachen von vorhin war bestimmt nicht zu überhören gewesen. Aber sowas, wie es gerade hier auf Lucas Bett stattfand, damit würden sie vermutlich nicht rechnen.
Damit hatte Luca bis vor zehn Minuten ja selbst nicht gerechnet.
Bei dem Kuss auf seine Nase zog er seine Hände, die in seinen Ärmeln steckten, zu sich und vergrub sein Gesicht in dem Stoff. Er hasste es, wenn er spürte, dass ihm die Röte ins Gesicht stieg. Wenige Sekunden später gesellte er sich neben ihn, richtete seine Haare ebenfalls und - wie konnte es anders sein - alberten sie sogar vor dem Spiegel weiter rum, schlangen ihre Arme um den anderen, zupften sich gegenseitig an den Haarsträhnen rum, doch irgendwann, als Minho seinen an Lucas Halsbeuge vergrub, trommelte er gegen seine Brust und ermahnte ihn, dass er jetzt gefälligst rausgehen sollte.
Sie benahmen sich wie ein Pärchen, und das sicherlich nicht zum ersten Mal. Diesmal mit dem Feature, dass sie sich sogar küssten. Natürlich nur hinter verschlossenen Türen.
Der Live Stream fing an und bis dahin hatte Luca eigentlich komplett vergessen, dass er bei Videos wahnsinnig selbstkritisch war. Er bildete die Mitte der Jungs, lachte sogar diesmal mehr als heute Nachmittag - allerdings schwanden seine Selbstzweifel nicht einfach so. Egal, wie glücklich ihn die Küsse mit Minho gestimmt hatten; am Ende kehrte diese hässliche Seite zurück, die ihn in die Dunkelheit zurückriss. Konzentriert starrte er auf den Bildschirm, prägte sich jede Details ein, jede Bewegung, die er tat; und war ziemlich enttäuscht. Von sich selbst, nicht von dem Video insgesamt. Aber das versteckte er so gut es ging, das einzige, was eben auffiel, war seine starre Konzentration.
So schnell konnte es gehen, seine Gemütslage kippte wieder ins Negative. Er gefiel sich einfach nicht, ganz gleich, was die anderen sagten. In einem Moment schlug er Minho sogar in die Seite und betonte leise, fast schon energisch, dass er so gut aussah in der einen Szene. Wie stellte Minho das eigentlich an? Wie konnte er.. nur in jedem Video so gutaussehend sein? Ugh.
Der Rest des Videos verlief jedoch relativ lustig, Luca kam etwas aus sich heraus und verkörperte beinahe sein früheres Selbstbild. Sie verabschiedeten sich von den Fans, JHope legte sich fast komplett auf alle drauf und auch Jin bestand auf ein krüppliges Gruppenkuscheln. Es schien wie einer dieser Tage, an denen Pulse ihren Träumen gefolgt waren und nicht unbeschwerter hätten drauf sein können. Manchmal kamen solche Momente zurück, erinnerte sie alle daran, wie es mal gewesen war - wie es wieder sein konnte. Aber am Ende holte sie die Realität ein, direkt nach dem Live Stream bekam Minho einen Anruf, dass sie ihre Koffer packen und um drei Uhr morgens auf der Matte stehen sollten.

Lachend gab sich Minho der gelösten Stimmung einfach hin, genoss es, dass sie für den Moment wirklich so ausgelassen und crazy sein konnten, wie sie am Anfang gewesen waren, dass sie sich wieder so benehmen konnten, wie ihre Fans sie liebten und wie sie sie zu lieben gelernt hatten.
Apropos, bei dem Gruppenkuscheln schob Minho sich extra an JHope vorbei, legte seinen Arm um Luca und zog ihn nah zu sich, bevor sie alle in einem riesigen Group Hug untergingen. Frech grinste Minho in die Kamera, ein kleiner Teil von ihm hoffte fast, dass Sejin das sehen würde, dass er sah, dass Minho einen Fick auf seine scheiß Regeln gab, dass er es nie schaffen würde, sich von Luca fern zu halten.
Du nimmst dir zuviel raus, weil du denkst du wärst unersetzbar. Aber da liegst du falsch.
Er hatte diese Worte nicht vergessen, doch in diesem Moment fühlte Minho sich als könnte er Berge versetzen, als wäre er unverwundbar, als könnte sich ihnen nichts in den Weg stellen.
Als JHope die Kamera ausschaltete, nachdem sie alle fröhlich gewunken hatten, lehnte er sich immer noch leicht lachend gegen das nahe Sofa und ließ sein Kopf auf die Kante sinken, bevor das schrille Klingeln seines Handys ihn zurück in die Wirklichkeit holte.
Für einen kurzen Moment befürchtete er, es würde Sejin sein, doch die Mitteilung, dass sie heute Nacht um 3 von den Wagen zum Flughafen gebracht wurden, kam zum Glück nicht von ihm. Minho bestätigte, legte dann auf und warf dann einen zufriedenen Blick zu den Jungs, die aufgeregt plappernd vor dem Laptop saßen und sich das Video noch ein zweites Mal anschauten. Grinsend lehnte Minho sich zu ihnen hinüber, gab sich nochmal ein paar Szenen, nutzte es aber eigentlich nur als Vorwand, um Luca aus den Augenwinkeln zu beobachten.
Irgendwann war er in seinem Zimmer verschwunden und Minho wartete noch ein wenig, richtete sich dann mit einem "Ich geh dann mal packen...gute Arbeit, Jungs." auf, klopfte ihnen kollektiv auf die Schultern und überließ es den Membern den Stream auf Youtube hochzuladen.
Luca stand noch inmitten seines Zimmers, hatte anscheinend auf ihn gewartet und in Minhos Brust begann dieses warme Gefühl erneut sich auszubreiten, wie eine frisch erblühende Blume zu sprießen und er schob sich dicht hinter den Älteren, ließ seine Hände über seine Hüfte nach vorne wanderten, strich leicht über den Saum seines Shirts, bis er seine Finger frech darunterwandern ließ.
Gleichzeitig vergrub er sein Gesicht in seinem Hals, fuhr mit seiner Nase über Lucas Kieferlinie und atmete leicht gegen die empfindliche Haut unter seinem Ohr.
"Du sahst so geil in dem Video aus, Luca.", raunte er leise und ließ seine tätowierten Finger ein wenig höher über Lucas Bauchdecke, seine Hüftknochen streifen. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie sehr er sich nach solchen Berührungen verzehrt hatte, wie sehr er es vermisst hatte, jemanden auf diese Weise anzufassen, doch jetzt, da ihm dieses deutliche Verlangen in Form von einem heißen Prickeln in den Nacken kroch und sich von dort in seinem ganzen Körper ausbreitete, konnte er sich kaum mehr zurückhalten.
Er wollte ihn, und nur ihn und das so sehr, dass jede Faser seines Körpers danach verlangte, sich enger, näher an den Blonden zu drängen.

Irgendwann lag es wieder an Luca, dass er die Gruppe als erster verließ - mit dem Vorwand, seine Koffer packen zu müssen. Insgeheim wollte er sich das Video auch nicht mehr wirklich.. ansehen. In seiner Gesamheit war es wirklich gut, aber ihn störte dieser Fakt, dass er.. sich nicht gefiel. Es störte ihn ungemein, und das war keine Seltenheit bei ihm. Allerdings blieb ihm keine andere Wahl, als es so hinzunehmen und darauf zu hoffen, dass niemandem aufgefallen war, dass er sich absolut nicht darin leiden konnte.
In seinem Zimmer angekommen, hoffte ein kleiner Teil - okay, wen wollte er damit an der Nase herumführen, ein großer Teil, dass Minho bald zu ihm stoßen würde. Bis dahin zückte er kurz sein Smartphone, tippte ein paar kurze Worte an die Fanbase auf Twitter mit dem Titel Mic Drop Remix, who's ready?~~~~ bis ihm auffiel, dass er den Hashtag noch offen hatte. Diesen.. diesen Hashtag. Wow. Sie hatten erst vor wenigen Stunden davon erfahren, und jetzt-
Zwei Arme legten sich um seinen Körper, mit sofortiger Wirkung stieg diese flattrige, einnehmende Wärme in seinem Körper auf und er musste leicht in sich hineinlächeln. Endlich.. sie waren nichtmal zehn Minuten voneinander getrennt gewesen, und er hatte sich schon nach Minhos Nähe gesehnt. Verrückt, wie dieser Tag seinen Lauf nahm. Verrückt, wie seine Gefühle spielten.. und wie sehr er für seine Berührungen lebte.
Vielleicht lag es auch daran, dass er seit gut zwei Jahren keine Berührungen dieser Art mit irgendjemandem hatte teilen dürfen. Aber das galt Minho genau so, wie ihm selbst. Er sprang so sehr auf Minhos geraunten Worte an, auf seine Streicheleinheiten unter seinem Oberteil, sog die Luft scharf ein und ließ seinen Kopf einfach in den Nacken kippen. Automatisch schloss er die Augen, seine Haut kribbelte an jeder Stelle, die Minho mit seinen tätowierten Fingern abtastete, lechtze nach mehr. Da war es, das Verlangen, das sie seit zwei Jahren hatten unterdrücken müssen.. oder zumindest mit niemandem hatten teilen dürfen. Mit Minho kam nicht nur die Sehnsucht nach Liebe, nach Zuneigung und Zärtlichkeit.. sondern die Lust, das starke Verlangen nach seinem Körper. Wer konnte es ihnen verübeln, dass sie sofort darauf ansprangen.. zwei Jahre waren eine verdammt lange Zeit.
Ein leises Seufzen entwich seinen halb geöffneten Lippen, er drehte den Kopf etwas zur Seite und schloss genüsslich die Augen. "Mhh.. ich weiß nich..", entgegnete er etwas verstimmt, konnte sich aber nicht mal auf seine eigene Unzufriedenheit konzentrieren. "Du sahst verdammt gut aus", meinte er stattdessen und atmete flach aus. Kaum zu fassen, dass Minho ihm verfallen war. Minho.