Minho begann zu lachen, als Luca bemerkte, was er hier gerade getan hatte und brachte sich und seine Kamera schnell in Sicherheit, indem er ein wenig Abstand zwischen sie brachte.
"Wieso?", fragte er dann und stützte sich auf die Ellenbogen, um das Foto besser betrachten zu können, bevor er sich wieder näher an Luca kuschelte und ihn unschuldig ansah.
"Ich mache Bilder von Momenten, die ich wunderschön finde.", erklärte er und zuckte dabei die Schultern, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Einen Moment lang sah er Luca noch grinsend an und wuschelte ihm dann durch die Haare, bevor es an der Tür klopfte und V den Kopf reinstreckte.
Kichernd richtete Minho sich auf und streckte die Arme über den Kopf sodass seine Schultern knackten, bevor er dem gelben Deckenhügel neben sich einen Klaps gab.
"Ja, zu beidem.", antwortete er dem Grauhaarigen dann und schwang die Beine aus dem Bett, lehnte sich zu V in die Tür und sah kurz den Flur runter, legte grinsend zwei Finger an die Schläfe um J Hope und Jin zu zusalutieren. "Gib uns noch paar Minuten...", meinte er dann mit gesenkter Stimme zu V und ruckte unauffällig mit dem Kopf in Lucas Richtung, worauf der Ältere nur kurz besorgt die Stirn runzelte, aber nickte.
"War er wieder...?", fing er leise an und der Jüngere presste die Lippen ein wenig zusammen, was V seine Frage schon beantwortete und er verstummte, schloss die Tür dann wieder und Minho wandte sich zu Luca um, der unter seiner Decke herauslinste.
Mit einem leichten Grinsen im Gesicht verschwand er in Lucas angrenzendem Zimmer und der Küche und kam ein paar Sekunden später mit der Packung Tabletten und dem Wasserglas zurück, im Mund seine Zahnbürste.
"Hier, Dornröschen..." Er reichte Luca beides und fuhr sich dann kurz durch die schwarzen, verstrubbelten Haare, bevor er sich vor seinen Kleiderschrank stellte und wahllos darin herumkramte, sich dabei sein T Shirt über den Kopf zog und in Richtung des Bettes pfefferte.
Vor den Jungs komplett blank zu ziehen war was, an dass sie sich alle gewöhnt hatten weswegen Minho auch gar keine Gedanken daran verschwendete und sich einfach neben Luca fertig machte, bis er ziemlich classy in schwarzen Slacks, weißem Shirt und einer dunklen taillierten Jacke mit goldenen Highlights und Stickereien vor dem Spiegel stand und sich prüfend einmal um die eigene Achse drehte.
Sein von der Übernächtigung gezeichnetes Gesicht und die wilde Frisur mal außen vorgelassen - denn da würde sich Yura vor Ort drum kümmern - war er doch eigentlich ganz zufrieden mit seiner Wahl und schenkte Luca durch den Spiegel ein anzügliches Lächeln, bevor er sich zu ihm umdrehte.
"Sieht mein Arsch dadrin fett aus?", fragte er und grinste breit, ließ seine Augenbrauen dabei seine Stirn nach oben schnellen.
Keine Frage, die Hose die er trug war wie gemacht für ein Comeback, gerade eng und definiert genug, dass er sich wieder reihenweise Tweets mit dem Hashtag #minhosthighs ansehen durfte. Dazu die frisch schwarz gefärbten Haare, die seine Augen noch ein wenig dunkler wirken ließen, die Tatsache, dass er in der letzten Zeit sein Training ein wenig intensiviert hatte...Pulse musste sich zum Comeback von ihrer besten Seite zeigen und Minho hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, eine gute Figur zu machen.

Wenn Luca nicht so fertig gewesen wäre, hätte er alles Mögliche versucht, um Minho die Kamera aus der Hand zu nehmen und sein Bild zu löschen - aber das hatte noch nie geklappt. Egal wie oft er es versuchte, am Ende musste er dem Anderen nachgeben und sich damit abfinden, ein weiteres, unvorbereitetes Bild auf seiner Kamera zu haben. Als er die Worte des Jüngeren vernahm, drehte er sein Gesicht ein winziges Bisschen und blinzelte aus einem Auge zu ihm hoch; sagte vorerst nichts dazu. Von Momenten, die ich wunderschön finde. Er achtete strengstens darauf, ganz gleich wie müde er war, dass sein Gesichtsausdruck nicht zu erkennen war. Er konnte förmlich spüren, wie es in seinen Wangen leicht kribbelte und warm wurde; vermutlich stieg ihm, was er befürchtete, ein rötlicher Schimmer auf. Wunderschön.. Er hätte ihm gerne geglaubt. Aber das tat.. konnte er nicht. Dieses Wort existierte nicht in seinem Wortschatz, jedenfalls nicht in Bezug auf sich selbst.
Ein quengelnder Laut kam über seine Lippen, als ihm der Dunkelhaarige durch die Haare wuschelte, bevor er sich entschieden unter die Bettdecke eingebuddelt hatte. Von dem Gespräch zwischen V und Minho bekam er nichts mit, lediglich ein leises Gemurmel. Er wusste selbst, dass es aufgefallen sein musste, dass er von Tag zu Tag immer schwerer aus dem Bett zu kriegen war. Und trotzdem schaffte er es im Verlauf des Tages eine Glanzleistung abzulegen - also würde das heute nicht anders werden.
Die wenigen Sekunden, in denen Minho seiner Bitte nachging, döste er halb vor sich hin - schlussendlich lag es jedoch auch an ihm, dass er sich zusammenriss und wenigstens mal aufsetzte. Lautlos seufzend schob er sich die Decke bis zur Hüfte, stützte sich auf seinen Unterarmen ab und nahm Minho das Glas und die Tabletten ab. "Merci, mon chéri", säuselte er spielerisch charmant, was in seiner verschlafenen Verfassung wahrscheinlich wie ein schlechter Witz wirkte, ein schiefes Lächeln zupfte an seinem rechten Mundwinkel. Er nahm seine Tablette ein, spülte sie mit dem Wasser runter und stellte das Glas auf den angrenzenden Nachttisch.
Um sich davon abzuhalten, wieder in die Kissen zu fallen, rutschte er bis ans Kopfende und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, rieb sich über das Gesicht, gähnte. Abrupt verschluckte er sich an seinem Gähnen, da er aufgrund Minhos Kommentar gleichzeitig hatte lachen müssen und hustete kurz eine Runde durch. "Dein Arsch", fing er an, lehnte den Hinterkopf gegen die Wand und hob seine beiden Hände, um den Hintern seines Besten regisseurmäßig in Szene zu bringen. Abschätzend schürzte er die Lippen, bevor er seinen Zeigefinger und Daumen zu eine 'Perfekt/OK' Zeichen formte und grinste. "Der ultimative Test kommt aber noch", warf er ein, schwang seine Beine über das Bett und hatte somit den besten Grund, um aufzustehen. Er joggte die paar Schritte zu Minho rüber, zog sich den Ärmel seines Schlafoberteils hoch und klapste ihm auf den Arsch. Ein schöner Klatschton hallte durch den Raum, mit einem Kichern wandte er sich von seinem Besten ab und hob den Daumen. Die Bestätigung dafür, dass sein Arsch perfekt saß. Auf Minhos Arsch könnte Luca stundenlang starren, so wohlgeformt war er.
Auf dem Weg zu seinem eigenen Zimmer begrüßte er die Anderen, ein breites Lächeln auf den Lippen - und ließ gekonnt Außen vor, dass ihm bei jedem Schritt der Boden unter den Füßen vor seinem Auge verschwamm. Tief durchatmend stützte er sich an seinem Kleiderschrank ab und fasste sich kurz an die Stirn. Reiß dich zusammen, Luca.
Fünfzehn Minuten später kam er in den Wohnbereich, wo die Jungs ihn bereits erwarteten. "Morgen, peeps", begrüßte er sie grinsend, so lange mit ihnen quatschen war jedoch nicht drin - denn der Wagen wartete draußen bereits auf sie, um sie zunächst ans Set zu den Stylisten zu fahren, und dann zum Dazed Gebäude. Kurz bevor sie die Treppen runtergingen, fing Jin ihn kurz ab. "Wie geht's dir?", fragte er ehrlich besorgt, pattete ihm sanft über die pailettenbesetzte, bunte Jacke, was Luca jedoch mit einem unbeschwerten Grinsen quittierte. "Bin hyped für's Interview, wie schaut's bei dir aus hmm?" Er schnippste kichernd gegen seine Nasenspitze und stieg lässig die Treppen hinunter. Er sah die Sorge seiner Member nicht. Wollte sie nicht wahr haben. Mir geht's gut.

Als Luca zu ihnen ins Wohnzimmer stieß, hatte Minho bereits seine ersten beiden Tassen Kaffee unten und reichte dem Blonden eine Dose Energy, damit auch er den Tag überstand, bevor er sich aus seinem Sessel erhob und in die Runde grinste.
Die anderen hatten ihn natürlich versucht, über Luca auszufragen, doch Minho hatte in seiner Erzählung Lucas Zustand ziemlich abgeschwächt, nur berichtet, dass er ihn gestern Nacht mal wieder vom Training hatte holen müssen.
Das reichte schon aus, um auf den Gesichtern der Jungs tiefe Sorge hervorzurufen und Minho hatte nur gequält gelächelt, wenn sie nur die ganze Geschichte kennen würden...
Doch das würde er für sich behalten, erstmal schauen, inwiefern er Luca beiseite stehen konnte, was in seiner Macht als Leader und bester Freund stand.
"Die Wagen sind schon da.", teilte V ihnen schließlich von seinem Platz am Fenster mit und keine zwei Minuten später saß Minho zusammen mit Luca, V und RM im Auto, der sie ans Set und von dort dann zum Interview fuhr.
Wie vorausgesagt hatte Yura ihnen allen, vor allem Minho und Luca eine Standpauke vom Feinsten gehalten, dann aber doch ihr weiches Herz bewiesen und sie beim Schminken schlafen lassen. Müde tastete Minho nach seinen Augen als sie wieder im Auto saßen, die grauen Kontaktlinsen die er trug kamen ihm heute besonders unbequem vor, doch als sie sich dem Dazed Gebäude näherten und sich die ersten Anzeichen einer wartenden Fanmeile mittels hohem Geschrei ankündigten, begann er automatisch und wie auf Knopfdruck zu grinsen.
"Los gehts."
Kurz warf er Luca noch einen Blick zu, bevor ihm die Tür geöffnet wurde und Minho als erster ausstieg, binnen von Sekunden in einem Blitzlichtgewitter gebadet wurde. Der Lärmpegel war unglaublich und Minho hob grinsend die Hand, wank ausgiebig in die Runde kreischender Fans, die ihre Namen brüllten, während die Bodyguards ihnen den Weg zum Haupteingang freimachten, ihn dann zum Weitergehen animierten.
Kurz blieb Minho stehen, drehte sich zu Luca, der hinter ihm ausgestiegen war und schenkte ihm ein kurzes Lächeln, ehe er neben ihm herging, eine Hand dabei sachte an seinen Rücken legte und ihn neben sich herführte, ihm die Sicherheit, den stützenden Support gab, den er in dem Moment brauchte, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ.
Es war nicht wirklich Zeit, sich großartig mit den Fans zu beschäftigen, das Lächeln und Zwinkern in die Menge würde fürs erste reichen müssen, denn der Zeitplan war stramm und als sich die großen Flügeltüren hinter ihnen schlossen und der Tumult draußen nur noch gedämpft zu vernehmen war, atmete er fast erleichtert aus.
Eine Viertelstunde später hatte man ihn und den Rest von Pulse verkabelt und Minho stand mit dem Rest der Jungs hinter der Bühne, wartete darauf, dass der Moderator sie ankündigen würde. Sie waren schon öfter von Dazed interviewt worden, das erste Mal knapp nach ihrem Debüt und hier zu stehen gab dem Leader solche Flashbacks, dass er unwillkürlich leicht lächelte.
"Hnn ich weiß noch, wie ich hier das erste Mal vor vier Jahren mit euch gestanden habt...und damals hat kein einziger von euch drei Schichten Concealer gebraucht." Yura stand neben ihm, in der Hand ihre Puderdose und korrigierte gerade etwas an Sugas Makeup, warf dabei ihm und Luca einen ernsten Blick zu, den Minho nur mit einem entschuldigenden Blick erwiderte, bevor er Luca einen Arm um die Schulter legte.
"Guck nicht so skeptisch, du bist wunderschön.", meinte er leise und piekste ihm einen tätowierten Finger in die Seite, sah Luca dabei durch die Glasscheibe, vor der er stand an und lächelte.
Luca war wunderschön, er sah nicht wunderschön aus, nein, er war wunderschön und das war ein entscheidender Unterschied, auf den die meisten Leute aber nie zu achten schienen.

Insgeheim schlug die Wirkungs des Energy Drinks nicht mehr so effektiv an; er schätzte, dass es daran liegen müsste, dass sein Immunsystem mittlerweile mehr von dem Koffein brauchte als nur eine einzige Dose. Davon ließ er sich, außer beim Schminken, die einzige Möglichkeit etwas Schlaf nachzuholen, jedoch nichts anmerken. Luca schien fast wie der Alte, als er sich auf die Rückbank schwang, für die anderen Drei durchrutschte und kurz daraufhin sein Smartphone zückte. Die Kontaktlinsen in seinen Augen stachen ein wenig, allerdings trimmte er sich ziemlich drauf, sich in Rekordzeit daran zu gewöhnen und hielt das Handy für ein kurzes Video hoch.
Er sprach nicht sehr viel, es diente lediglich für ein kurzes Update - er zeigte ein Peace, zwinkerte in die Kamera, schwang sie rüber zu Minho, V und Rm und winkte ihnen schließlich zum Abschied. "We love you, Wings", sprach er zu den Viewern, genannt Wings, bevor er das Video beendete und es online stellte mit dem Titel On the way to Dazed~~~. Fanservice und -updates waren Gang und Gebe, mussten oft am Tag erfolgen; insbesondere, da es um ihre eigene Promotion ging und der Kontakt zu ihren Fans mitsamt der wichtigste Bestandteil war. Ein Bezug zu der Fanbase zu haben machte einen guten Eindruck, und davon mal abgesehen standen sich Pulse und ihre Fans definitiv näher als andere Groups. Sie gabe ihnen sogar ihren eigenen Fandomnamen, Wings, da sie überhaupt der Grund dafür waren, dass Pulse es so hoch an die Spitze der Kpop Industrie geschafft hatten. Der gleichnamige Outro Songs ihres Albums 'You never walk alone' galt ihnen, und der Hype darum war der Wahnsinn gewesen. Sie fühlten sich als Fandom von ihren Idols bin ins Unermessliche geschätzt, geliebt, und gefeiert.
On top of the world, wie etliche Bildunterschriften über Pulse aussagten.
Hatte sowohl Vor-, als auch seine Nachteile. Doch die hässlichen Schattenseiten durften sie nicht sehen. Dürften sie niemals.
Nach einer relativ kurzen Fahrzeit kamen sie vor dem Gebäude an, die Fans aus ihrer Heimat standen in Reih und Glied zusammen und schlagartig schwang der Lärmpegel um ein Vierfaches in die Höhe. Alleine beim Anblick der heranfahrenden Wägen. Luca warf dem Leader ein zuversichtliches, feines Lächeln, bevor er als erster ausstieg und danach Luca mitsamt den anderen Beiden folgte. Kurz tauschten RM und er ein paar Worte aus, nicht mehr als "Das Comeback startet schonmal ziemlich groß", was Luca leicht zum Lachen brachte und er nickte dem Blitzlichtgewitter professionell lächelnd zu. Ihm kam es ganz gut, dass sie relativ schnell durch die Fanreihen durch mussten; blöderweise war er heute etwas kamerascheu, kaschierte das jedoch hinter einem kleinen, liebevollen Lächeln an die Fans. Die Hand in seinem Rücken, mochte die Berührung noch so leicht sein, gab ihm die Gewissheit, dass Minho bei ihm war und ihn führte. Selbst wenn es nicht exakt danach aussah; ohne Minho an seiner Seite würde er vermutlich scheu den Kopf senken. Man müsste meinen, sie waren schon daran gewöhnt, von Blitzlichtgewitter und hunderten, kreischenden Fans empfangen zu werden - aber sobald ein Comeback anstand, das so lang ersehnt wurde, fiel es ihm jedes Mal wieder etwas schwerer.
Vor allem nach dem Fehler der gestrigen Trainingseinheit.
Bevor er hätte Trübsal blasen können, kamen sie hinter der Bühne an und wurden erstmal ordnungsgemäß verkabelt, sowie über den Ablauf aufgeklärt. Yura richtete mit wenigen Handgriffen etwas an dem Make Up, kam bei Suga zum Stehen und warf Minho und ihm einen ernsten Blick zu. Darauf reagierte Luca nicht einmal wirklich, vielmehr war er auf sein eigenes, verglastes Spiegelbild fokussiert, das er kritisch betrachtete. Nicht, weil er Augenringe erkannte - auf gar keinen Fall. Die Stylisten hatten verdammt gute Arbeit geleistet. Ihm ging es vielmehr darum, was er da sah. Ihm gefiel es nicht. Er gefiel sich selbst nicht.
Er sandte seinem Besten ein feines, müdes Lächeln zu und schüttelte ungläubig den Kopf. Wunderschön.. da war es wieder. Am liebsten hätte er Minho eine reingehauen dafür. Er war nicht wunderschön.. er sollte aufhören, sowas zu sagen. Es machte absolut keinen Sinn.

Als der Lärmpegel wieder anstieg und ein kräftiger Applaus für Pulse angekündigt wurde, hieß es Showtime - und die sieben gefeierten Stars betraten eins nach dem anderen die Bühne. Ein langer, weißgedeckter Tisch mit jeweils sieben Mikrofon tat sich vor ihnen auf und lud sie automatisch dazu ein, an ihm Platz zu nehmen. Im Hintergrund prangte eine Leinwand, die kurz bevor sie reingekommen waren ein Intro-Video gezeigt hatte. Die ersten und zweiten Reihen waren voll von Paparazzi und Co-Interviewern, doch die Führung behielt der Hauptmoderator von Dazed. Knapp zehn weitere Reihen waren gefüllt von Wings, die das Glück gehabt hatten, das Interview live zu besuchen. Lucas Platz war zwischen Minho und Suga, er lächelte sanft in die Menge und winkte kurz den ein oder anderen zu, die seinen Namen riefen.
Es kamen Fragen wie, "Also, Pulse, euer Comeback steht heute an. Seid ihr schon aufgeregt?", gefolgt von "Wie fühlt sich das an, der Erfolg in Amerika?" und bei der Frage, wie es mit Steve Aoki gewesen war, kam auch Luca mal zu Wort. "Er ist ein großartiger Mensch, mit ihm zusammen zu arbeiten war eine riesen Ehre", erwiderte er aufrichtig. "Er hatte so viele Ideen für den Remix und seine Musik ist unglaublich gut. Suga und ich haben kurz vor dem Aufnahmetag bei ihm vorbeigeschaut und ich hatte das Gefühl, er und Aoki machen gleich ein Solo-Demo." Ein glockenhelles Lachen entwich seiner Kehle und er stupste Suga freundschaftlich von der Seite an. "In den Aufnahmetagen ist er wie ein Familienmitglied für uns geworden", fügte RM stolz zu, was den Fangirls gleich ein "DADDY JOON", entlockte und Luca spitzbübisch in sich hineinlächelte. Normalerweise wäre er derjenige gewesen, der am lautesten drauf losgelacht hätte - aber heute war das etwas anders.
Als es zu den Fanfragen ging, kam direkt "Habt ihr das Video schon gesehen? Könnt ihr irgendeinen Hint dazu geben?", jedenfalls war es das, was sie unter zwei Ansätzen rausbrachte.

Minho hatte bei diesem müden, nicht gerade überzeugenden Lächeln seines Besten ein wenig die Augenbrauen zusammengezogen, gab ihm dann jedoch nur noch einen aufmunternden Klaps auf die Schulter, weil Pulse in dem Moment angekündigt wurde und sie auf die Bühne geschoben wurden.
Minho schob erstmal JHope, RM und Jin vor, bevor er dann selbst die Bühne betrat, ein kokettes Grinsen ins Publikum warf und kurz die Hand hob. Der Beifall schien erstmal nicht enden zu wollen, auch als sie schon saßen und der Moderator musste erstmal amüsiert um Ruhe beten, bevor das Interview begann.
Die Beine locker überschlagen lehnte Minho sich in seinem Stuhl zurück, überließ erstmal den anderen das Reden, auch wenn er der Leader war, sträubte er sich meistens dagegen, sich als Repräsentant von Pulse zu sehen oder irgendwie höher gestellt als die restlichen Mitglieder. Dazu respektierte und liebte er sie alle viel zu sehr und wäre nicht jeder einzelne von ihnen an seiner Seite würde Minho sich manchmal überhaupt nicht in der Lage sehen, diese Aufgabe zu meistern. Auch wenn es besser geworden war, manchmal zweifelte er doch daran, ob nicht lieber jemand wie RM diesen Posten hätte übernehmen sollen.
Als Luca neben ihm auf die Frage zu Steve Aoki antwortete, schielte Minho leicht zu ihm rüber und beobachtete ihn. Er war definitiv ruhiger als sonst, lachte nicht so laut, wie er es für gewöhnlich tat und Minho tat es fast weh zu wissen, dass das die letzten Male wohl meistens nur eine Farce gewesen war. Er kannte Lucas echtes Lachen mittlerweile und er wusste, wann er sich dazu zwang.
Trotz allem begann Minho zu lachen als ein einheitliches Kreischen aus der Menge kam und er fuhr sich kurz durch die schwarzen Haare, bevor es zu den Fanfragen ging und Wings natürlich gleich etwas über das neue MV wissen wollte.
Minho blies leicht die Backen auf, ehe er Luca ein leichtes Grinsen schenkte. "Wir haben selbst noch nicht das Endprodukt gesehen, ihr dürft euch also wieder auf ein Reaction Video von uns freuen..." Hier ertönte erstmal aufgeregtes Geschrei und Minho lachte ins Mikro, sah das Mädchen, das die Frage gestellt hatte, aber immer noch an. "...aber ich kann dir verraten, dass Luca und ich nach diesem Dreh eine Karriere als Stuntmen in Betracht gezogen haben."
Der Dreh war hart gewesen und Minho hatte in den zwei Tagen kein Auge zugemacht, weil jeder Knochen in seinem Körper geschrien hatte vor Schmerzen, doch was er bis jetzt an Rohmaterial zu Gesicht bekommen hatte, konnte sich definitiv sehen lassen. Die Szene, in der er und Luca mittels Stahlseilen durch die Luft gezogen worden waren, hatte natürlich am meisten Spaß gemacht, auch wenn es ewig gedauert hatte, die Szene in den Kasten zu bekommen, weil sie beide die Chance natürlich genutzt hatten, um lauter Blödsinn zu machen.
Es folgten ein paar weitere Fragen aus dem Publikum, die meisten auf einzelne Mitglieder spezialisiert und als Minho nach seinen neuen Tattoos gefragt wurde, musste er natürlich unter aufforderndem Beifall aufstehen, seine Jacke ausziehen und die neuen Verzierungen auf seiner Brust freilegen. Breit grinsend warf er sich neben Luca wieder in den Sessel und steckte den Wings kombiniert mit einem flirty Zwinkern die Zunge raus.
Trotz all dem Stress und den Sorgen, die er hatte, blühte Minho ziemlich auf, er war einfach gemacht für die Bühne und ein Meister darin, sich charmant und flirty, aber trotzdem sympathisch zu geben. Das funktionierte jedenfalls so lange, bis eine Frage kam, die ihn dann doch ein wenig aus der Bahn warf und bei der die ganze Tischreihe erstmal zu ihm und Luca rüberglotzte, die Hälfte der Jungs am Grinsen, die andere eher schockiert.
"Ist Luca und dir eigentlich klar, dass man euch shippt und ihr einen eigenen Twitter Hashtag habt?
"...moment, was.", fragte er nach und hob die Augenbrauen, war sich in dem Moment nicht ganz sicher, ob er das Mädchen in der letzten Reihe überhaupt richtig verstanden hatte, doch das hohe Kreischen und die anzüglichen Pfiffe aus dem Publikum waren eigentlich Zeichen genug. "Ich...uh...nein, ist mir neu." Leicht grinsend schob Minho seine Hand in den Nacken und warf einen eher hilfesuchenden Blick zu Luca neben sich, doch der Moderator nahm dem Blonden die Chance, irgendwas zu sagen und forderte ganz Pulse mit einem Grinsen dazu auf, den Hashtag durchzuscrollen.
Minho machte den Mund auf und dann wieder zu, bevor er gezwungenermaßen sein eigenes Handy nahm und die App öffnete. Schon die Anzahl der Sucheinträge ließ seine Kehle ein wenig trocken werden, doch als er die Treffer durchzuscrollen begann, musste er leicht lachen.
"Das hier ist süß." Grinsend hob er sein Handy in die Höhe und präsentierte die Fanart, die auf seinem Screen zu sehen war und die den Moment zeigte, in dem Luca Minho bei einem Fanmeet letztes Jahr einen Kuss auf den Hals gedrückt hatte. "Luca-hyung, erinnerst du dich noch?"
Minho war zu gut darin, das Spiel einfach mitzuspielen, einfach drüber zu grinsen, auch wenn er es irgendwie befremdlich fand, dass es Wings gab, die ihn und Luca als Pärchen sahen, auch wenn sein Herz warum auch immer schneller zu schlagen begann.
Neben ihm schienen sich JHope und Jin prächtig über die Sucheinträge zu amüsieren, jedenfalls zeigten sie sich gegenseitig immer irgendwelche Bilder und lachten wie die Bescheuerten, begannen leise Ausschnitte aus Fanfictions zu rezitieren und als Minho einen Blick auf einen Edit, der ganz sicher nicht jugendfrei war, warf, wurde ihm das dann aber doch zu bunt.
"Wir schätzen die Arbeit und Leidenschaft, die Wings in so etwas stecken, aber...", fing er an, wurde jedoch von einem Schrei aus den hinteren Reihen unterbrochen.
"VOR-LE-SEN!" Dass sich mittlerweile ganz Pulse darauf verlegt hatte, unter dem Tisch Fanfictions zu lesen, war aufgefallen und Minho ließ seine Stirn auf den Tisch sinken, vergrub den leichten Scham, der sich nun doch in ihm breitmachte, unter einem Lachen und drehte den Kopf schließlich leicht, um Luca ein gequältes Lächeln zu schenken.
Da hatten sie was losgetreten.

Luca beobachtete zwischendrin seinen Nachbarn und seufzte innerlich tief und schwer. Er erinnerte sich an die Zeit, in welcher er selbst noch so lässig und flirty drauf gewesen war.. er beneidete den Dunkelhaarigen darum, dass er sich und Pulse so gut im Griff hatte. Dass er sich selbst nie aus den Augen verlor. Natürlich, sie waren alle zu erwachseneren Menschen geworden - oder zumindest auf dem Papier -, sie wurden älter und mit dem Fame änderten sich die ein oder anderen Dinge. Quirky habits blieben quirky habits, dass er sein Freundschaftsarmband von Minho der 3. Klasse, und von Suga seit knapp vier Jahren bei Veranstaltungen und Auftritten immer bei sich trug. Die Persönlichkeit der Jungs litt nicht darunter. Luca hingegen.. er hatte sich in seiner Persönlichkeit, in seiner Gewissheit zu wissen, was er konnte und was nicht, verändert. Er sah sich mit anderen Augen, als vor vier Jahren. Mit ganz anderen Augen. Bei ihm handelte es sich um den Ersten, der die Kommentare zu seinen Vogue Shootings las und sich von ihnen beeinflussen ließ. Der Luca, der früher nichts auf Meinungen anderer gegeben hatte.. den gab es nicht mehr.
Bei der Aussage des Leaders, dass sie sich ja überlegt hatten, Stuntmen zu werden, entwich dem Blonden ein leises Lachen. "Ja.. ich glaub ich hab immer noch blaue Flecken. Hauptberuflich wäre das definitiv was", witzelte er in seine Richtung und ein kleines Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, bevor die Jungs Kommentare einwarfen und die restlichen Fragen weitergingen.
Als Minho seine Tattoos präsentiert hatte, verkniff sich der Blonde ein breites Grinsen und senkte den Blick stattdessen auf das Wasserglas vor sich, das er diskret an sich nahm und davon trank. Was ihm dabei nicht auffiel, waren die ein oder anderen Handyaufnahmen, die jeden einzelnen Moment, in welchen er in irgendeiner Hinsicht mit Minho interagierte, festhielten. Luca needs to recover after he saw his boyfriend nearly getting undressed in front of him., postete eines der Fanmädchen auf ihre Story, was er selbstverständlich nicht mitbekam. Nicht mal ansatzweise.
Allerdings bot diese Aktion eine perfekte Steilvorlage für die nächste Frage, für welche Luca sogar abrupt aufschaute und das Glas langsam wieder zurückstellte. "...geshippt? Geshippt wohin?", fragte er ziemlich.. dumm ins Mikro und sichtlich verwirrt lächelnd, woraufhin eine Welle lautes Gelächter durch die Reihen ging. Er nahm seinen Blick vom Publikum ab, als er realisierte, dass er vermutlich den Stuss des Jahrtausends von sich gegeben hatte. Er kannte sich mit diesen Begriffen nicht aus.. irgendwie. Irritiert wanderten seine durch die Kontaktlinsen grauen Augen zu Minho. Ein unsicherer Ausdruck funkelte in ihnen, kaschiert durch ein schiefes Lächeln, das sich auf seinen Lippen bildete und er zuckte sichtlich unwissend mit den Schultern. Suga eilte ihm zur Rettung, lehnte sich zu ihm rüber, deckte das Mikro leicht ab und flüsterte ihm zu, was mit shippen eigentlich gemeint war. Schlagartig weiteten sich seine Augen einen Moment, seine Lippen formten ein stummes 'O' und er starrte den Rapper etwas verdattert an. Du meinst.. so richtig als.. Couple?, fragte er nochmal nach, nur wer wirklich aufmerksam Lippenlesen konnte, hätte seine Frage mitbekommen. Suga nickte schief grinsend und schielte rüber zu den Jungs, die sich der Aufforderung des Moderators hingegeben und den Hashtag auf ihren Inhalt durchsucht hatten.
Er war etwas überforderter mit dieser Situation als die anderen, was unschwer zu erkennen war - allerdings nahm er es mit Humor und beugte sich näher an Minhos Handy, um das Bild besser angucken zu können. "Oh.. ja.. das ist wirklich süß, daran erinner ich mich", meinte er gutgläubig grinsend, tastete jedoch erst gar nicht nach seinem eigenen Handy. Was genau ihn daran hinderte, den Hashtag aufzurufen.. er wusste es nicht. Die Erkenntnis, dass man sie shippte, drang noch nicht richtig vor und irgendwie kam ihm das wie eine Verarsche vor.. aber das war es nicht. #Luminho trendete seit Wochen unglaublich stark und lange auf Twitter, und sie hatten es nicht.. gemerkt? "Luminho... so nenn' ich meinen Erstgeborenen", gab V lachend von sich und wippte anzüglich mit den Augenbrauen in Richtung Luca, der es mit einem verunsicherten Gekicher abtat und ungläubig den Kopf schüttelte. "Luminho passt so gut, weil im Lateinischen lumen, luminis Licht bedeutet. Und ihr strahlt zusammen immer über das ganze Gesicht, wenn ihr auf der Bühne seid oder wenn ihr gemeinsam unterwegs seid", erklärte der selbstbewusstere Fan nun auch aufgeregt und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Von den verschiedenen Einwürfen und dem einbrechendem Stimmenwirrwarr überfordert, warf Luca einen Blick zu Suga. Was passiert hier gerade?, sagte sein Gesicht aus, bevor die Aufforderung kam, sie sollen eine Fanfiction vorlesen. Die anderen Jungs machten sich eben einen Spaß draus und supporteten diese Aktion, weswegen JHope dem Blonden sein Handy zuschob. "Lies mal, die klingt richtig wie ein Shojo Manga!", lachte er gut gelaunt - was sich hinter der Bühne abspielte, wusste niemand von ihnen. Dass sich beispielsweise die Manager gerade Haare ausrissen, weil diese Sache nicht so lief, wie geplant, und dass sie gerade auf einen Abbruch plädierten. Bis dieser erstmal durchgesetzt wurde, dauerte es jedoch.
"Ähh.." "BITTE, LUCA-HYUNG", kam es aus den hintere Reihen, "WIR LIEBEN DICH, WIR LIEBEN LUMINHO", so gesehen blieb ihm nichts anderes übrig, als einen Blick auf die Zeilen zu werfen. "Okay..", lachte er verunsichert, räusperte sich spaßeshalber und scrollte leicht runter. "Die Fanfiction heißt.. by your side. Oh, ein schöner Titel", kommentierte er lächelnd, und die Jungs lehnten sich grinsend zurück bei seinem kleinen Auftritt. Er las einen kleinen Abschnitt vor, in welchem nicht viel passierte. Es wurde aus Minhos Sicht erzählt, und manchmal verlas er sich sogar an manchen Stellen und bat aufrichtig um Entschuldigung, was die Fangirls zum Quieken brachte.
Er las lediglich einen kleinen Ausschnitt vor, der tatsächlich sehr niedlich geklungen hatte - und, womit JHope richtig gelegen war, wie der Anfang eines Shojo Mangas. Als jedoch eine der Backstageleute mit Klemmbrett auf Luca zukam, das Mikro abdeckten und Luca darum baten, das Thema zu beenden, schob er das Handy wieder seinem Partner zu und richtete sich an die Fans. "Um.. die nächste Frage?" Daraufhin drehte sich jedoch ständig alles um.. das eine. Es kamen keine anderen Fragen als sind Minho und du zusammen?, habt ihr euch mal geküsst?, habt ihr feste Freundinnen?, was das Ausmaß sprengte und schließlich die Manager eingreifen ließ, sowie das komplette Team. Sie orderten an, die Kameras auszumachen, stuften solche Art von Fragen als 'unzulässig' ein und wollten nichts weiter in diese Richtung hören.
Zum ersten Mal seit langer Zeit erlebte Pulse mit, dass ihre Manager ein riesen Drama um potentielle und nicht vorhandene Liebesleben machten. Doch besonders diese Art schien ihnen gewaltig gegen den Zeiger zu gehen. Erst nach gut fünfzehn Minuten ging es für den Schlussteil, der vielleicht noch fünf Minuten dauerte, weiter - und damit war das Interview beendet und die Kameras mussten wieder aufhören zu filmen.

Minho hatte sich ganz drauf verlegt, sein Gesicht in seinen Armen zu vergraben und zu Luca rüberzuschielen, dabei leicht zu grinsen. JHope musste da natürlich noch einen drauf setzen und schob Luca das Handy zu, welches Minho mit einem absichtlich übertriebenen Mix aus Angst und Skepsis anstarrte, bevor er wieder lachte und seine Lippen gegen seine Hand stützte, um Luca zuzuhören.
Hinter seinen Fingern bildete sich ein breites Grinsen und er schloss ab und zu die Augen, versucht sich ein Lachen zu verkneifen, doch als plötzlich jemand vom Team hinter ihnen stand und das Thema beendete, gefror das Lächeln in seinem Gesicht ein wenig.
Erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass das Management das sicher nicht witzig fand, was hier für Gerüchte und Unterstellungen in den Raum gestellt wurden und er richtete sich ein wenig gerader in seinem Sessel auf.
Doch manche Wings waren gnadenlos, die ganze Luminho Thematik schien ihnen gerade wichtiger zu sein als der Grund weshalb sie eigentlich hier waren, für ihr Comeback und Minho konnte es sich nur hart verkneifen, ein wenig nervös in seinem Stuhl rumzurutschen.
"Bitte habt Verständnis dafür, dass wir auf solche sehr privaten Fragen nicht antworten können, wir...", fing er schließlich an, versuchte wenigstens in dem ausgebrochenen Chaos für ein wenig Ruhe zu sorgen, da der Moderator nicht wirklich etwas dagegen unternahm.
Schließlich passierte das, was Minho mit allen Mitteln hatte verhindern wollen und die Kameras wurden ausgeschaltet, die Aufnahme unterbrochen und das Publikum zurecht gewiesen, solche Fragen zu unterlassen.
Fast ein wenig peinlich berührt starrte Minho auf den Tisch, lächelte dann jedoch wieder entschuldigend als das Interview fortgesetzt wurde. Viel Zeit blieb nicht mehr und der Rest der Fragen konzentrierte sich auf das übliche Gerede über die restlichen Pläne für dieses Jahr, ihre Tour in Amerika und und und.
Als der Hauptmoderator seinen Part für beendet erklärte und hinter der Bühne verschwand, sah Minho ihm kurz nach und presste die Lippen zusammen. Er würde den Anschiss seines Lebens kriegen, dafür dass er das ganze Thema noch total angestachelt hatte...und er würde die Bekanntschaft mit dem gnadenlosen Management von BigHit machen.
Innerlich seufzend wandte er sich Luca zu und stützte sein Kinn in seine Hand. Eigentlich hätte er sich gerne zu ihm gebeugt und etwas gesagt, doch er hielt sich bewusst zurück, wechselte stattdessen ein paar Worte mit JHope zu seiner Linken, während hinter ihnen die Bodyguards auftauchten, die aufpassten, dass das anschließende Fansign ordentlich ablief.
Und Minho war froh drum, dass die Wings die zu ihm nach vorne kamen, ihn nicht weiter mit Luca löcherten und er wurde wieder ganz der Alte, alberte rum, machte Selfies, verteilte großzügig Highfives und hielt sogar Händchen.
Nur am Rand bekam er mit, was um ihn herum passierte, da er drauf achtete, sich immer auf den Fan vor ihm zu konzentrieren, ihr für die eine Minute, die er mit ihr reden konnte, volle Aufmerksamkeit zu schenken. Doch ganz ignorieren konnte er die Fragen, die neben ihm an Luca gerichtet wurden, dann auch nicht.
"Luca-hyung, bitte trainier wieder mehr, wir vermissen deine Muskeln." Augenblicklich hob Minho den Kopf, starrte das Mädchen neben ihm für ein paar Sekunden fassungslos an, bis er so wirklich realisierte, was sie gerade zu dem Blonden gesagt hatte.
Als wäre das nicht schlimm genug, setzte sie noch einen drauf. "Du sahst so sexy aus, als du noch besser gebaut warst." Sie selbst schien nicht mal zu bemerken, dass der Leader sie gerade mit seinem Blick durchlöcherte und auch Minho brauchte einen Moment, um sich wieder auf den Fan vor sich zu konzentrieren.
"Sorry, wie war dein Name nochmal?", fragte er nach und lächelte schief, unterschrieb dann in das kleine Notizbuch, das sie ihm hingehalten hatte und glücklicherweise ging sie dann auch direkt zu JHope weiter, doch das Mädchen stand immer noch bei Luca und Minho spannte den Kiefer an, sah angestrengt beiseite. Wieder schob sich dieses Bild, das sich ihm gestern Nacht geboten hatte, vor Augen. Luca, der am Boden kniete, brüllte vor Wut und Verzweiflung und der von ihnen allen am meisten darunter litt, von so vielen Menschen tagtäglich gesehen und beurteilt zu werden.
Unter dem Tisch spannte Minho seine Hände an, bis seine Fingerknochen leise knackten.
Halt den Mund, halt den Mund, Minho Yoon, halt deinen verdammten Mund.
Doch eigentlich wollte er, dass sie die Klappe hielt, dass sie aufhörte zu reden, denn...sie bettelte Luca nahezu an und Minho kostete es alles, wirklich alles, stumm daneben zu sitzen und Lucas Reaktion zu beobachten.

Die Zeit, um über diese Thematik überhaupt in Ruhe nachzudenken, hatten weder Luca, noch die anderen - es ging direkt weiter mit dem Fansign. Er hatte nicht bemerkt, wie trocken seine Kehle geworden war, wie sehr er sich mit der Beantwortung der Fragen überfordert gefühlt hatte. Erneut griff er nach dem Wasserglas, nahm ein paar Schlucke und lächelte sofort dem Mädchen zu, das um ein Autogramm bat. Luca war ein Engel, wenn es um Fanmeetings ging. Selbst an seinen schlechtesten Tagen kam er den Wünschen der Fans ohne zu zögern nach, nahm sich stark bis vollständig zurück und merkte sich sogar die einen oder anderen Gesichter, erinnerte sie daran, dass er sie schonmal bei einem Treffen gesehen hatte. Er gab ihnen ein gutes Gefühl, ein Gefühl von Besonderheit und- als Gegenleistung trafen ihn Dinge, auf welche er sehr empfindlich reagierte. Sehr, sehr empfindlich.
Aber das wusste niemand. Zumindest redete er sich das ein, er lebte in dieser Illusion. Liebevoll lächelnd unterschrieb er für das Mädchen vor sich, allerdings verrutschte dieses, als sie ihm eines dieser Dinge an den Kopf warf. Wir vermissen deine Muskeln. Er stockte, sein Lächeln verblasste ein wenig, doch riss er sich am Riemen. Den kurzen Moment seines Innehaltens überwunden, lachte er leise in sich hinein. Ein aufgesetztes, einstudiertes Lachen, das den wahren Glockenklang seiner Stimmlage nicht erreichte. "Äh, ich-" Aber sie sprach weiter. Sie fügte etwas hinzu, was ihm eindeutig den Rest gab. Insbesondere, als das andere Mädchen neben ihr eifrig zustimmte und davon schwärmen anfing, wie er sich immer die Klamotten vom Leib gerissen hatte, vor knapp zwei Jahren. Der Stift in seinen Fingern zitterte, krampfhaft hielt er dem Zittern Stand und schaffte es in Rekordzeit, seine bebenden Hände unter Kontrolle zu kriegen. So, dass es nicht bemerkt wurde. Innerlich krachte ein gewaltiges Imperium aus Glas in sich zusammen, stürzte in die Tiefe seines Bewusstseins und sorgte dafür, dass ihm Schwarz vor Augen wurde. Seine Gedanken kreisten um dieses eine Wort, um diese eine Aussage, die hinter ihren Worten steckte. Du warst mal besser.
"Ich werd's versuchen", versprach er dem Mädchen halbherzig lächelnd, senkte scheu den Blick auf das Buch, malte noch ein Herz rein und reichte ihr das Buch wieder.
"Wir lieben deine Muskeln, Luca!", unterstrich sie nochmal quiekend, bevor sie weiter zu Minho ging. Und Luca? Er saß wie festgegossen auf seinem Platz, starrte auf den Punkt, an welchem das Mädchen noch gestanden war. Das Lächeln in seinem Gesicht war wie in Stein gemeißelt, seine Augen leer.. der nächste Fan vor ihm schien das nicht zu realisieren, kein Bisschen, sie laberte ihn voll und rieb ihm das Buch unter die Nase, genau so wie die nächsten Beiden, die es kaum abwarten konnten, mit Luca zu sprechen. "Bitte entschuldigt mich, ich bin.. ich bin gleich wieder da, Entschuldigung", gab er von sich, sandte ihnen ein sanftes, viel zu gekünsteltes Lächeln zu und erhob sich sofort von seinem Platz. Dem Bodyguard versicherte er, er müsse schnell auf die Toilette und würde gleich wieder kommen.
Er kam nicht wieder. Er konnte nicht wieder kommen.
Irgendwo in einer Ecke des Backstagebereiches, eine Ecke hinter mehreren Kleiderstangen und Klappstühlen, saß er auf dem Boden und hielt sich die Ohren zu. Niemand konnte ihn hier sehen, niemand konnte ihn hier finden. Er wollte auch niemanden sehen, nicht auf der Toilette, nicht auf der Bühne, nirgendswo. Er musste runterkommen. Er musste von dem Trip, in dem er sich gerade befand, schleunigst runterkommen, bevor er schreien anfangen würde. Angestrengt kniff er die Augen zusammen, lehnte seine Stirn gegen die Knie und redete auf sich ein. Nicht schreien.. du darfst nicht schreien. Und nicht weinen. Bloß nicht. Reiß dich zusammen.. reiß dich zusammen.. Wie konnte er den Fans unter die Augen treten, wenn er ihnen nicht mehr gefiel? Wenn sie jemand anderen in ihm sehen wollten... wenn sie offensichtlich nicht zufrieden mit seinem Aussehen waren? Seine Finger trennten sich in seinem Blonden Haar, aufgebracht durchatmend glitten sie in seinen Nacken, das Gesicht immer noch an den Knien vergraben. Früh oder später musste er hier wieder raus, er konnte nicht einfach.. nicht kommen.
Er konnte nicht einfach weg sein.
Oder?

Minho brach fast den Stift in seinen Fingern entzwei als sich noch ein weiterer Fan einschaltete, sie beide von Lucas damaligen, recht oft vorkommenden Striptease auf der Bühne zu schwärmen anfingen. Ja, es war wahr, Luca hatte sich damals noch anders präsentiert, komplett anders und ja, irgendwann hatte er sich von diesem buffen, breiten Körperbau verabschiedet und sich auf eine schlankere, wendigere Statur konzentriert.
Auch einfach, weil es unglaublich schwer war, den Anteil an Muskeln aufrecht zu erhalten, wenn man so wie sie ständig unter Stress und Druck stand. Minho presste die Lippen zusammen, seine Kieferlinie bildete einen geraden Strich und als das Mädchen sich schließlich von Luca zu ihm herüberschob, war sein Lächeln hauchdünn, so falsch und schneidend wie die Klinge eines Messers.
Er hatte es gehört, er hatte es basically gehört, wie Lucas ganze Fassade, seine Maske in sich zusammengebrochen war wie ein schlecht konstruiertes Gebäude. Unauffällig schlich sein Blick zu seiner Uhr, der Fansign war für eine ganze Stunde angesetzt und sie hatten nichtmal die Hälfte geschafft. Konzentriert hielt er seinen Blick auf das Notizbuch vor sich gesenkt, fragte sein Gegenüber das erste Mal an diesem Tag und das erste Mal in seiner gesamten Karriere nicht nach ihrem Namen und schob ihr das Buch schließlich wortlos wieder hin.
Sie schien irritiert, doch das war Minho in diesem Moment gleich.
Und als Luca aufstand, mit einer schnellen Entschuldigung zu den Bodyguards hinter der Bühne verschwand, war es ganz vorbei.
"...sorry...", murmelte er nur, schmiss den Stift hin und war Luca hinterher gestürzt, bevor JHope oder Suga oder irgendjemand ihn daran hindern konnte. Einer der Bodyguards wollte ihn davon abhalten, doch Minho drückte sich einfach an ihm vorbei, beachtete seine Einwände gar nicht, ohne ein Wort der Erklärung durchkämmte er den Backstagebereich, riss sich dabei das verkabelte Mikro vom Körper und schmiss es auf den nächsten Tisch.
Sein Herz hämmerte ihm bis zum Hals und so etwas wie kalte Panik begann seine Schultern hochzukriechen, er bemerkte gar nicht, wie jemand von den Managern auf ihn zukam und ihn fest an der Schulter packte.
"Was glaubst du, was du hier tust, Minho? Draußen warten die Fans auf dich und...", keifte er ihn an, doch der Schwarzhaarige hörte ihm gar nicht richtig zu, konnte nur zurückstarren, biss dann fest die Zähne zusammen und ließ ihn einfach stehen. Er würde Ärger bekommen, verdammt riesigen Ärger...egal. Es war ihm so scheiß egal.
Wahllos riss er irgendwelche Türen auf, durchsuchte jede Ecke, jede Toilette, bis er schließlich vor einer Art Abstellkammer landete und einen Blick hineinwarf. Es war stockdunkel und er konnte außer ein paar Kleiderstangen und Stühlen kaum was erkennen, doch Minho wäre nicht Minho, wenn er nicht irgendwie trotzdem gewusst hätte, dass er Luca gefunden hatte. Er hatte sich verkrochen, hatte sich versteckt, damit niemand sehen musste, wie gebrochen er war, wie sehr er litt und Minho fiel es plötzlich schwer zu atmen, es tat ihm selbst so weh, Luca so zu sehen, dass er kaum Luft bekam.
Trotzdem...er musste jetzt irgendwie Fassung wahren. Er musste.
Kurz warf Minho einen Blick über seine Schulter, schloss die Tür dann einfach hinter sich und tauchte sie beide in vollkommene Dunkelheit. Tastend machte er einen Schritt vorwärts und quetschte sich schließlich zu Luca auf den Boden, berührte seine Hände, sein Gesicht, strich leicht durch die blonden Strähnen.
Was würde er dafür geben, die Zeit zurückdrehen zu können, verhindern zu können, dass dieses dumme, dumme Mädchen ihn mit so etwas konfrontierte. Gerade jetzt, wo er eh so nah am Abgrund entlang balancierte, jederzeit stürzen und abrutschen konnte.
"Verdammt, Luca...", murmelte er leise und legte sein Kinn auf den Kopf des Jüngeren, hielt ihn so gut es in diesem engen Räumchen ging, fest.
Was sollte er sagen, was um Himmelswillen sollte er sagen?
Es ist okay, Luca. Es ist alles okay. Es ist okay, verletzt zu sein, es ist okay, sich so zu fühlen, wie du dich gerade fühlst.
Bitte, bitte denk niemals es wäre irgendwas an deinen Gefühlen falsch. Bitte, bitte lass dir nicht sagen, wie du auszusehen hast.
Und bitte, bitte, lass mich nicht tatenlos dabei zusehen, wie du zerbrichst.

Luca fixierte sich zum Zerreißen darauf, nicht in einem Nervenzusammenbruch wie letzte Nacht zu enden. Alleine, in einem abgeschlossenen Raum tief in der Nacht war das eine - aber in der Öffentlichkeit, an einem ungewissen Ort, an einem, wo ihn keiner schützen oder vor den Augen anderer verbergen konnte.. nein. Hier durfte er es sich einfach nicht erlauben, an den Erwartungen der Fans zu zerbrechen. Das musste er selbst regeln, er musste schleunigst einen Weg finden, sich wieder zu sammeln und auf die Bühne zurückzuschreiten, als wäre nichts gewesen. Als hätte er nicht an seiner kompletten Existenz gezweifelt.
Seine Gedanken waren ein einziges Chaos, und sie drehten sich mit jeder Sekunde stärker um das Zentrum der Ursache. Die Kontaktlinsen in seinen Augen stachen drohend gegen seine Augäpfel, erinnerten ihn daran, dass sie einen weiteren Faktor bildeten, der ihn vom Weinen abhalten sollte. Er würde sie alle enttäuschen, er musste zurück. Aber.. die Fans. Dachten sie so über ihn? War er nicht genug? Waren sie nicht zufrieden? Eine Zerrissenheit übermannte seine Gefühlslage, metzelte ihn nieder, zwang ihn in die Knie und entlockte ihm einen gequälten, unterdrückten und verdammt leisen Laut. Er musste zurück, er hatte keine andere Wahl. Sonst würde Minho Schwierigkeiten bekommen, und-
Plötzlich bemerkte er die Anwesenheit einer zweiten Person, sein Minho Sensor schlug mit sofortiger Wirkung an, weswegen er nicht einmal den Kopf hochriss, um sich zu vergewissern, ob er es wirklich war. Er spürte es. Es war Minho. Das bestätigte ihm die Wärme, die von seiner Umarmung aus ging, an der Art und Weise, wie er ihn berührte, ihn streichelte. Er war ein verschrecktes, scheues und zitterndes Kaninchen, das sich vor der großen, bösen Welt der Raubtiere versteckte. Gefressen oder gefressen werden.. bei ihm traf seit längerer Zeit der zweite Fall eher zu.
Verdammt, Luca.., hörte er die Stimme des Leaders, rührte sich nicht vom Fleck und bemühte sich krampfhaft, das Zittern seines Körpers unter Kontrolle zu kriegen. Ihm war kalt, eisig kalt. Die Worte hatten ihm jegliche Wärme aus den Gliedmaßen gezogen, seine Körpertemperatur müsste bestimmt gesunken sein. So fühlte es sich jedenfalls an. "Geh.. zurück, Minho..", brach seine Stimme ab, trotz dessen drang sie an die Oberfläche. "Du.. solltest nicht hier sein.." Die Fans warten. Sie wollen uns sehen, sie wollen ihre perfekten Idols sehen, ohne Macken, ohne Fehler, ohne Nervenzusammenbrüche. Noch immer regte er sich kein Bisschen, verharrte in seiner zusammengekauerten Position und verfluchte sich innerlich so unglaublich sehr für sein Verhalten. Wegen ihm würde Minho Schwierigkeiten bekommen.. wegen ihm waren die Menschen nicht zufrieden. Die Fans. Die Manager. Er machte sie alle unglücklich.
Er wollte nicht alleine sein, und dass sein Bester bei ihm war, brauchte er. Aber.. es war ein falscher Zeitpunkt. Sein Zusammenbruch kam zu einem verdammt falschen Zeitpunkt, und den musste er selbst ausbaden. Auf eigene Faust, auch wenn er wusste, dass er das nicht konnte. Er zog Minho immer tiefer mit rein, gefährdete damit sein Ansehen bei den Managern. Er durfte einfach nicht hier sein.
"Bitte geh, Minho.." Geh, sonst wird es für dich schlimmer.

Minho hatte geglaubt, es könnte nicht noch mehr in seinem Herzen ziehen, doch als Luca ihn mit bebender Stimme versuchte, wegzuschicken, wurde es noch so, so viel schlimmer. Er wusste genau, dass Luca nicht alleine sein wollte, dass er es hasste, alleine mit sich und seinen Gedanken zu sein und dass er das nur sagte, damit Minho keinen Ärger bekam.
Dafür war es sowieso schon zu spät, aber das musste Luca ja nicht wissen. Dass er sich später noch was vom Management anhören durfte, war in diesem Augenblick gerade mehr als nur nebensächlich.
"Vergiss es.", sagte er also leise und hielt Luca noch ein wenig fester bei sich, strich ihm dabei beruhigend durch die Haare. "Ich lass dich ganz sicher nicht alleine."
Nur über seine Leiche und wenn hier das versammelte Management auflaufen würde, um ihn zurück auf die Bühne zu bringen. Seine Impulsivität, seine Schwierigkeiten, zu balancieren, was gut für Pulse' Ansehen und was gut für Pulse' Member war - denn das war bei weitem nicht immer dasselbe - , hatte ihm schon vorher Probleme gemacht, er hatte sich da schon einige halbherzige Standpauken anhören dürfen.
"Ich klär das später alles, überlass das mir...wir beruhigen dich jetzt erstmal wieder."
Sanft strich er über Lucas Wangen, brainstormte innerlich schon jede Ausrede, die er später vorbringen konnte und gleichzeitig suchte er nach irgendwelchen Worten, irgendwas, was jetzt gerade richtig wäre, zu sagen.
"...wir hätten im Bett bleiben sollen." Ein freudloses Lächeln schlich sich auf Minhos Lippen als er sich zu Luca rüberbeugte und ihm einen sachten Kuss auf den blonden Schopf hauchte, dabei nicht aufhörte, über seinen in sich zusammengekauerte Körper zu fahren, seinen Rücken, seine bebenden Schultern zu streicheln.
Von draußen war nichts zu hören, doch Minho wusste, dass Team würde nach ihnen suchen und soviel Zeit blieb ihnen nicht. Über Lucas Kopf hinweg tippte er eine rasche Nachricht an RM, er traute ihm in diesem Moment am ehesten zu, die Situation unter Kontrolle zu bringen, den Fans zu sagen, Luca würde sich nicht gut fühlen und sich für das alles entschuldigen. Dass er das Management so leicht täuschen konnte, war Minho klar, doch da würde er sich später Sorgen drum machen. Gerade dominierte Luca seinen Verstand und weil er nichts besseres wusste, weil ihm die Worte fehlten, weil er in diesem Moment durch keinen gesprochenen Satz zum Ausdruck hätte bringen können, was er Luca sagen wollte, fing er an zu singen.
Leise und langsam und so, dass man es von draußen nicht hören würde und dabei vergrub er sein Gesicht leicht an Lucas Haaren, lehnte seinen Kopf von der Seite gegen ihn und sang für ihn in diesen abgelegenen Kammer, denn er wusste nichts anderes, um den Älteren zu beruhigen.

Oh, his eyes, his eyes make the stars look like they're not shining
His hair, his hair falls perfectly without him trying
He's so beautiful and I tell him everyday.
Yeah, I know, I know when I compliment him, he won't believe me
And it's so, it's so sad to think that he doesn't see what I see
But every time he asks me do I look okay?
I say, when I see your face
There's not a thing that I would change
'Cause you're amazing just the way you are

Wann hatte das alles angefangen? Wann waren ihm die Meinungen anderer so zu Kopf gestiegen, wann war der Zeitpunkt gewesen, an dem er aufgehört hatte, an sich selbst zu glauben? Um die Antwort auf diese Fragen zu finden, war er im Augenblick zu aufgebracht, zu aufgelöst. Und sich diese Fragen überhaupt zu stellen, auf diese Idee kam Luca erst gar nicht. Er suchte den Fehler bei sich, ständig, überall. Und das machte ihn von Zeit zu Zeit immer weiter kaputt, strapazierte seine Psyche, zerrte an seinem gesunden Menschenverstand. Er war schon lange nicht mehr gesund. Jedoch wurde es schwieriger, eine Krankheit zu behandeln, die nicht von Außen zu erkennen und heilen war; sondern im Kopf begann, im Zentrum des Denkens. Früher hatte er nicht nachgedacht, und nun? Nun überdachte er jeden kleinsten Schritt, den er tat, jedes Staubkörnchen, das um ihn herumwirbelte und auf den ersten Blick unbedeutend schien. Aber das war der Butterfly Effekt. Ein kleiner Hauch, ein kleiner Zünder konnte der Auslöser für etwas Katastrophales werden. Der Katalysator einer Reaktion, die niemand kommen sehen würde.
Und Luca war die tickende Zeitbombe.
Minho ließ sich davon nicht abschrecken, kein Bisschen. Er blieb an Lucas Seite, widersprach seinen Worten und sträubte sich dagegen, ihn in seinem Tiefpunkt alleine zu lassen, streichelte ihn, versuchte ihn mit allen möglichen Mitteln zu beruhigen. Normalerweise klappte das ja auch.. aber nicht an einem fremden Ort, wo er sich wie ausgeliefert vorkam. Seine Panikzustände erreichten mit der Zeit Maße, die ihn selbst aus der Bahn warfen. Er war davon überzeugt gewesen, in der Öffentlichkeit definitiv nicht zusammenbrechen zu können. Wie man sich in der menschlichen Psyche doch täuschte..
Selbst für ein Auflachen war es zu spät, zu schwerwiegend. Die Worte des Mädchen schnürten ihm noch immer die Atemwege zu, seine Lunge schmerzte unter dem Druck, in seiner Brust zog es sich schmerzhaft zusammen. Auf einmal durchbrach die leise Singstimme seines Besten die Stille, ließ Lucas strapazierten Nerven und Panikschüben inne halten. Minhos Stimme in seinem Ohr brachte die durchdrehenden Schaltkreise langsam wieder zum in Ordnung, die Anspannung wich von Sekunde zu Sekunde aus seinem Körper. Sein Verstand konzentriere sich, nein, hielt sich sofort an Minhos Stimme fest, klammerte sich dran wie an einem Rettungsring. Er liebte Minhos Stimme, die Gefühle darin, die samtig weiche Klangfarbe.. und dass er sich Just the way you are von Bruno Mars ausgesucht hatte, erwärmte seine erfrorenen Gliedmaßen. Angefangen aber in seinem Brustkorb. Sein Herz schlug nicht mehr rasend vor Panik, sondern pendelte sich in ein normales, angenehmes Tempo ein - und gleichzeitig wurde ihm ganz flau im Magen. Der Panikzustand wurde von einem Anderen ersetzt, und.. dieses Andere.. dieses Andere wollte nicht von Minho weg.
Niedergeschlagen von der verbrauchten Energie seiner Attacke lehnte er sich in Minhos Umarmung, hob den Kopf endlich und vergrub ihn stattdessen in seiner Schulter. An seinem Hals. Wie ein Beruhigungsmittel atmete er den Geruch des Jüngeren ein, bemerkte erst jetzt die leichte, parfümerierte Note und entspannte sich. Wie schaffte Minho das.. was für eine massive Wirkung konnte er nur auf ihn haben, dass er sich ihm und seiner Beruhigung so sehr hingab, selbst wenn alles in ihm zuvor noch im polyphonen Stimmsatz kreuz und quer durcheinander geplärrt hatte?
Nicht weinen, Luca. Eng kuschelte er sich an den Leader und atmete endlich durch. “Minho..“, murmelte er schuldbewusst, völlig betreten aufgrund der Tatsache, dass er sich einfach nicht im Griff haben konnte. “Es tut mir so Leid..“ Und da war es wieder. Der Drang, sich für seine.. Panikattacke zu entschuldigen. Sich für alles, was er verkörperte, zu entschuldigen.
“..danke.“ Ein Flüstern, das so von Schmerz und purer Dankbarkeit durchzogen war, dass es einem das Herz hätte rausreißen können. Danke, dass es dich gibt. Danke, dass du an meiner Seite bist.

Er wusste selbst nicht, woher er die Kraft nahm, bei alldem was gerade vor sich ging, dieses Lied anzustimmen, doch Minho dachte da gar nicht drüber nach. Die Lyrics kamen von selbst, schwebten zwischen ihnen in der Dunkelheit und Minho spürte, wie Luca sich langsam, ganz langsam aus seiner Starre regte, sich in seine Umarmung lehnte, an ihn kuschelte.
Trotzdem hörte Minho nicht auf zu singen, bis das letzte, langsame just the way you are, yeah seine Lippen verlassen hatte, ließ all das, was er Luca nicht so sagen konnte, in seine Stimme miteinfließen, Gefühle, von denen er gar nicht wusste, was genau sie waren und wieso sie sich so warm in seiner Brust anfühlten.
Als er geendet hatte, herrschte kurz Stille zwischen ihnen und Minho bewegte sich nicht, lehnte einfach nur mit Luca im Arm an der Wand und als der Blonde seinen Namen flüsterte, nickte er nur leicht und strich ihm leicht über die Wange.
Ihm tat es Leid.
Nein, Luca, mir tut es Leid. Doch das sagte er nicht, drehte nur leicht den Kopf zu dem Blonden und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. "Ist okay...", murmelte er leise und setzte sich ein wenig gerader hin, streichelte weiter durch seine Haare.
"Du musst dich nicht für das entschuldigen, was du fühlst, Luca..." Und Minho würde immer und immer wieder alles riskieren, um bei ihm zu sein, ihm beizustehen, wenn er drohte, zu zerbrechen, unter der Last, die er sich selbst auf die Schultern lud, einzuknicken. Minho würde ihm die Hand reichen und ihn festhalten, ihn nicht noch weiter fallen lassen, denn was er um jeden Preis verhindern wollte war, dass Luca sich wenn auch nur eine Sekunde in seinem Leben verlassen fühlen musste.
Sein leises Danke war schwer zu schlucken, so voller Traurigkeit und Verletzlichkeit und unter all den seltsamen, uneindeutigen Gefühlen in Minhos Herz mischte sich ein leicht zündender Funken Wut. Wut auf sich selbst, dass er nicht rechtzeitig eingegriffen hatte, dass er Luca nicht so gut es ging von solchen Menschen fernhielt, die ihn an sich zweifeln ließen, die ihn denken ließen, er wäre nicht genug.
"Du bist genug für uns, für mich...das ist, was zählt." Nicht jeder Mensch würde ihn lieben, niemand wurde von allen geliebt. Die meisten Menschen liebten nicht einmal sich selbst. Eine Erkenntnis die Minho zu dem Titel ihrer letzten EP verleitet hatte: Love yourself.
Stimmengewirr von draußen ließ den Schwarzhaarigen aufsehen und unter dem Türspalt konnte er den Schatten einer Person erkennen, die sich der Tür näherte, die Klinke drückte.
Innerlich betete Minho, es würde sich nicht als wer vom Management rausstellen doch zu seiner Erleichterung handelte es sich bei der jungen Frau im Türrahmen nicht um wen von BigHit. Jedenfalls nicht wirklich.
"Minho? Luca?" Yura hatte die beiden Jungs erspäht und sah sich rasch um, wank sie dann nach draußen. Offenbar war gerade niemand in der Nähe, der sie hätte sehen können und Minho richtete sich mit Luca zusammen auf, hielt ihn dabei fest und bestimmend an der Hand. Er wusste in dem Moment nicht, ob es schlau war, mit Luca einfach wieder zu dem Fansign zurückzugehen, andererseits wollte er den Älteren heute eigentlich niemandem mehr aussetzen, wollte ihm eigentlich nicht von der Seite weichen.
"Alle rasten total aus, Min und das Meet geht noch 20 Minuten...du solltest zurückgehen.", meinte Yura leise und wechselte zwischen ihrem Bruder und Luca einen kurzen Blick, den dieser unentschlossen erwiderte. "Ich bleib solang bei Luca, wie wärs? RM hat den Fans gesagt, er wär am kränkeln und ich denke, sie habens geschluckt. Aber..."
"Minho!" Augenblicklich klappte Yura den Mund zu und biss sich auf die Unterlippe, während Minho bei der ernsten und strengen Stimme ihres Managers aufgesehen hatte. Sejin kam gerade durch den Gang auf sie zu, hatte den Rest von BigHit mit sich im Schlepptau und sah alles andere als zufrieden aus. Ohne eine Miene zu verziehen löste Minho sich von Luca und schenkte ihm ein kurzes Lächeln.
"Bleib bei Yura, ich regel das, ja?"
Damit ließ er ihn bei seinem Zwilling stehen und kam dem Management absichtlich entgegen, er wollte nicht, dass Luca den Anschiss, den er vor sich hatte, jetzt live noch mitbekam und hoffte einfach, dass Yura so hartnäckig war und ihn mit sich schleifte, bevor er da was gegen tun konnte.
"Wir beide müssen jetzt mal ein ernstes Wort miteinander reden. Was du da getan hast und das vor den Augen von knapp hundert Fans und Paparazzi, hat mich mal wieder daran zweifeln lassen, ob du dir deiner Position als Leader überhaupt richtig bewusst bist, Minho. Und ob du das in Zukunft überhaupt auf die Reihe kriegst."
Minho biss die Zähne zusammen, wollte aber auch keine Diskussion vom Zaun brechen, weil er wusste worin das resultieren würde. Die Fans hatten bezahlt, um ihre Idole zu sehen, hatten nicht das bekommen, was sie erwartet hatten und das würde jetzt negativ auf Pulse zurückfallen. Gerade für ihr Comeback machte das keinen guten ersten Eindruck.
‚Können wir das nicht später besprechen, dann kann ich jetzt noch zurück.‘‘, fing er an und nickte in Richtung der Bühne, doch allein die Tatsache dass er den Mund aufmachte, schien Sejin vor Wut anschwellen zu lassen. Ihn einfach so stehen zu lassen war wirklich keine gute Idee gewesen.

Der Kuss auf die Stirn spendete ihm Halt, Trost und.. Liebe. Irgendwie. Immerhin war es ein Zeichen, Luca legte insgeheim.. viel Wert auf Stirnküsse. Sie waren diejenigen, bei denen er sich in solchen Momenten, in solchen zerbrechlichen Augenblicken am wohlsten fühlte. Weil ihm die Zuversicht zugesprochen wird, dass er von Minho beschützt wurde. Dass es nichts gab, wofür er ihn verurteilte, dass er ihn nicht alleine lassen würde. Nie. Minho hatte ihn noch nie seinem eigenen Schicksal ausgesetzt, stand ihm bei jeder folgenschweren Veränderung in seinem Leben bei, selbst wenn es nur ein Absturz auf einer Party gewesen wäre. Minho nahm sich zurück, um für Luca da zu sein.
In der Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich, und trotzdem bekam er es selbst nicht mehr in den Griff.
Du musst dich nicht für das entschuldigen, was du fühlst. Du bist genug für uns, für mich. Luca vergrub sein Gesicht an dem Hals des Anderen, an der weichen, warmen Haut, er klammerte sich so sehr an Minho fest. So sehr. Und trotzdem konnte er nicht aufhören, sich selbst über seine Grenzen hinaus zu pushen. Er konnte es einfach nicht. Diese Pflicht, diese.. Zwangsstörung, jeden Erwartungen gerecht zu werden und diese auch noch zu sprengen war zu stark, hatte sich zu tief in sein Hirn gebrannt, zu oft für Risse an seinem Herzen gesorgt, sollte er scheitern. Er durfte nicht scheitern.
Langsam hob er den Kopf, als eine Schattenfigur vor dem Zimmer auftauchte und beinahe wäre er zurück in die dunkelste Ecke gerutscht, wenn es sich bei dieser Person nicht um Minhos Zwillingsschwester gehandelt hätte. Sie erhoben sich gemeinsam, Luca traute sich nicht hinter Minho vorzukommen und blieb aufgrunddessen etwas versetzt hinter ihm stehen. Seine Hand haltend, den Blick beschämt zu Boden gesenkt. Er hatte das Fansign versaut, er hatte den kompletten Zeitplan gecrasht und für Unzufriedenheit gesorgt - egal, ob Yura eine Ausrede gefunden hatte. Diese Ausrede würde dem Team nicht gefallen, insbesondere dem Management. Wie auf's Stichwort ergriff Sejin das Wort, Luca war noch nie in seinem Leben so heftig zusammenzuckt wie unter der strengen Stimme des Mannes. Oh nein.. Schuldbewusst blickte er zu Minho und wollte ihn an seiner Hand bei sich behalten, allerdings blieb ihm keine andere Wahl und er musste sich dem Ärger stellen, das Luca verursacht hatte. "Yura.. ich muss ihm doch sagen, dass das meine Schuld-" "Lass Minho erstmal mit ihm sprechen, ich glaube, Sejin wäre noch schlechter gelaunt, wenn du dich mit einschaltest..", riet die Brünette ihm einfühlsam, drehte ihm vom Szenario weg und führte ihn in Richtung Toiletten. "Erstmal nachpudern, ich seh schon wieder die fiesen dunklen Akzente unter deinen Augen!" Gerne hätte Luca auf diese Worte hin gelächelt, ihr gezeigt, dass er ihr dankbar war, dass sie versuchte, ihn auf andere Gedanken zu bringen. So einfach war das nur leider nicht, jetzt, wo Sejin sogar einschaltete.
Yura konnte eine Furie sein, aber am Ende blieb sie immer der Engel auf Erden, der sich um das Wohlergehen der Jungs fast genau so sehr sorgte, wie Minho selbst. Vor dem großzügig eingerichteten Spiegel der Toilette tupfte sie hier und da ein paar Kleinigkeiten nach, redete über Gott und die Welt, um Lucas Gedanken vom Ärger wegzulenken. Früh oder später brannte es ihm allerdings auf der Zunge, betreten senkte er den Blick zu Boden. "Ich hab's vermasselt.. ich hab alles vermasselt, Yura." Aufrichtiges Mitleid zierte ihr Gesicht; dass Luca sich so fertig machte, war für jeden nicht schön mit anzusehen. "Luca.. sei nicht so hart zu dir. Du bist immer noch ein Mensch", sie hob sein Kinn sanft an, blickte ihm tief in die Augen und lächelte liebevoll. "Wir machen alle Fehler. Du darfst sie dir nicht so zu Herzen nehmen." Oh, wenn sie wüsste, was er sich alles zu Herzen nahm.. Fehler waren ein geringer Teil von dem, was ihn Nachts nicht schlafen ließ.
Aber darüber konnte er nicht sprechen. Mit niemandem. Es fiel ihm schon schwer genug, Minho in die Augen zu sehen, weil er es.. kapiert hatte.
Eine Schaltreaktion in seinem Körper, die er sich regelrecht aus dem Fleisch schnitt, stellte ihn zwangsläufig um. "Ich geh wieder raus." Yuras Gesichtszüge veränderten sich schlagartig, als Luca sich entschieden von ihr wegdrehte und die Tür der Toiletten öffnete. "Nein, Luca...!" Doch es war schon zu spät. Das war's mit deinem Zusammenbruch. Schluck's gefälligst runter.
Er trat hinter den Backstagebereich, wo sich noch immer Sejin und Minho unterhielten. Höflich stellte er sich dazu, verbeugte sich leicht als Zeichen des Respekts und entschuldigte sich aufrichtig für sein Benehmen, begründete seine Abwesenheit mit den Worten, er habe kurz unter Übelkeit gelitten und Angst gehabt, sich übergeben zu müssen. 'Nach dem abgelaufenen Joghurt gegriffen', war seine Rechtfertigung gewesen, bevor Sejin ihn mit einem kritischen Blick abcheckte und nochmal sicher ging, ob das Übelkeitsgefühl endlich weg wäre. Entschlossen nickte er, drehte sich zu Minho und schenkte ihm ein perfektioniertes, zuversichtliches Lächeln.
Manchmal musste ein Mensch zu einer Maschine werden, bevor er an seinen eigenen Gefühlen zerbrach.

Nur aus den Augenwinkeln bekam Minho mit, wie Yura Luca in Richtung der Toiletten bugsierte und der Blonde sich ihr zum Glück auch fügte, nicht wie Minho befürchtet hatte, darauf bestand, die ganze Schuld auf sich zu nehmen.
Erleichtert wandte er sich wieder dem Manager zu, der ihn immer noch mit seinem Blick erdolchte. Normalerweise war Sejin der, der sich noch am meisten von allen zurücknahm, Minho und den anderen durch eisernes, strafendes Schweigen eher dazu trieb, Fehler einzusehen.
Dass er jetzt so am Ausrasten war, verdeutlichte Minho nochmal den Ernst der Lage und er senkte schuldbewusst den Blick.
"Es tut mir Leid, Sejin. Ich hab mir Sorgen um Luca gemacht.", erklärte er sein Verhalten und entlockte seinem Gegenüber damit ein Schnauben. "Jeder aus dem Team hätte sich in dem Moment um ihn kümmern können, das ist nicht deine Pflicht, sich um..."
"Doch, ist es. Ich bin der Leader, wenn es nicht meine Pflicht ist, wessen dann?"
"Minho..." Sejin schloss für einen Moment die Augen, atmete durch und der Schwarzhaarige reckte stur das Kinn, er dachte in dem Moment gar nicht daran, kleinbei zu geben. "Du hast dich Pulse verpflichtet, den Fans und BigHit. Luca gehört zu deinem Verantwortungsbereich aber das heißt nicht, dass du für ihn alles stehen und liegen lassen kannst, nur weil du dir Sorgen um ihn machst. Ihr habt alle ein ganzes Team von Leuten um euch, die sich um ihn hätten kümmern können. Deine Aktion zeigt nur mal wieder, dass du dich nicht im Griff hast, wenn es um ihn geht."
Das war ein Schlag ins Gesicht und Minhos Miene versteinerte sich automatisch, bis er aussah als wäre er aus Marmor gemeißelt. Er hatte sich nicht im Griff, wenn es um Luca ging.
Sejin fuhr jedoch gnadenlos fort, hatte sehr wohl gemerkt, dass er damit einen wunden Punkt getroffen hatte.
"Du wirst da jetzt wieder rausgehen, für dein Verhalten um Verzeihung bitten und den Fans, die du hast warten lassen, was als Entschuldigung bieten. Und ich akzeptiere keine Widerworte, verstanden?"
"...ja, Sir."
"Gut." Minho wollte gerade an ihm vorbei gehen, sich wieder von wem aus dem Team verkabeln lassen, da hielt Sejin ihm am Arm fest und zog ihn ein Stück zu sich. "Und noch was: Denk nicht, dass dein Ruf und deine Beliebtheit bei deinen Fans dich dazu ermächtigt, uns auf der Nase rumzutanzen, Minho. Du nimmst dir zuviel raus, weil du denkst du wärst unersetzbar. Aber da liegst du falsch. Hast du mich verstanden?"
Wie auf Knopfdruck breitete sich ein Lächeln auf Minhos Lippen aus und er neigte leicht den Kopf, obwohl diese fast drohenden Worte seinen ganzen Körper für eine Sekunde betäubt hatten: "Ja, Sir.", wiederholte er schließlich respektvoll, machte den Anschein, als wäre das hier eine normale Konversation gewesen, denn er hatte gesehen, dass Luca sich anscheinend doch von Yura losgerissen hatte und nun auf sie zukam.
Während Luca sich nochmal persönlich bei Sejin entschuldigte, wurde Minho erneut das Mikro angesteckt und wieder auf die Bühne geschickt, nachdem Yura sein Makeup nochmal gecheckt hatte. Stumm tauschten die Zwillinge in dem Moment ihre Blicke aus und Minho musste gar nichts sagen, Yura verstand, dass er wollte, dass sie bei Luca blieb, bis der Meet zuende war.
Sie war momentan die einzige Person aus dem Team, der er Luca anvertraut hätte.
"Wir sehen uns gleich.", meinte er dann und schenkte Luca noch ein kurzes Lächeln, ehe er wieder unter erleichtertem Beifall die Stage betrat. Er verbeugte sich erstmal tief vor der Menge, entschuldigte sich für sein Verhalten und nahm sich dann den Rest der Zeit, um für jeden Wings, der noch hoffnungsvoll auf ihn gewartet hatte, hinter dem Tisch hervorzukommen und ihnen ein wenig special treatment zu geben.
In seinem Nacken prickelten die besorgten Blicke der Jungs, doch er versuchte das alles auszublenden, gab sich so aufmerksam und charmant wie gewohnt und schoss zum Abschluss des Fansigns noch ein großes Gruppenfoto mit Pulse und den Fans, bevor sie sich unter tosendem Applaus verabschiedeten und backstage gingen.