Wer?: Kuroken gnihihihi.
Datum?: uhmmmmmmmm irgendwann 2020 rum i guess?
Ort/Raum?: Rakuzan High - im Bundeststaat Illinois
Was soll etwa passieren?: ........Kuroo struggelt hart mit dem Fakt, dass er bei Kenma anscheinend ständig in der Friendzone rumgammelt. #MAINTASKLMAO
Raiting?: *insert pedomoon* but they're still the cutest and most innocent ones when it comes to da smut.

Grinsend ließ ich mir von unserem Quidditchkapitän noch einmal auf den Rücken klopfen, bevor dieser in seinem Zimmer verschwand. Ich schulterte meinen Besen ein wenig höher und fuhr mir mit der freien Hand durch die schwarzen Haare, die durch das anstrengende Training und den ganzen Flugwind nun noch mehr in alle Richtungen abstanden als sonst.
Kurz warf ich einen Blick in eins der Fenster, das ich passierte und grinste mein Spiegelbild an. Ich sah aus, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gerollt.
Innerlich ziemlich zufrieden mit mir ging ich weiter, demnächst stand ein wichtiges Spiel gegen das Team der Kampfsportler an und der Kapitän hatte uns heute noch mehr gedrillt als sonst.
Ich hatte - wie immer beim Sport - mein Bestes gegeben und das spürte ich auch gerade ziemlich in meinen Armen. Morgen würde mein Bizeps vor Schmerzen schreien.
Gerade bog ich in den Gang ein, in dem sich meins und Kenmas Zimmer befand und mein charakteristisches Grinsen wurde in Erwartung des kleinen Schwarzhaarigen sogar noch eine Spur breiter, als ein ohrenbetäubender Lärm auf einmal die Wände zum Wackeln brachte.
Ich riss ein wenig die Augen auf und verschnellerte automatisch meine Schritte, riss die Tür zu unseren Zimmer, aus dem der Krach kam auf, und blieb ziemlich dumm aus der Wäsche guckend im Türrahmen stehen. Ich hätte alles erwartet, wirklich alles. Nur nicht das, dessen Anblick sich mir hier bot.
Langsam sank der Besen von meiner Schulter, während mein Blick Kenma fixierte, der mit dem Rücken zu mir saß und dieser "Musik" in aller Seelenruhe zuzuhören schien.
Was zur Hölle...? In all den Jahren, in denen wir uns nun schon kannten und Freunde waren, hätte ich niemals auch nur einen Schokoriegel darauf verwettet, dass Kenma sich freiwillig so etwas anhören würde.
"Ken...KENMA! HEY!", brüllte ich halb gegen den donnernden Bass an und näherte mich meinem besten Freund von hinten, gab ihm dann einen kleinen Schubs, der vermutlich jeden anderen so aus dem Nichts zu Tode erschreckt hätte.

Ab und zu blinzelte ich, doch mehr als das konnte mir der Song nicht entlocken. Kein mitreißendes Gefühl, kein Enthusiasmus, kein Drang ebenfalls drauf losgrölen zu wollen.. nichts. Ich fühlte mich genau so wie vorher. Der einzige Unterschied: die Musik im Hintergrund. Innerlich war ich sogar ein wenig enttäuscht, dass es mich so unberührt ließ. Jeder andere hätte wenigstens irgendeine Reaktion drauf gehabt, aber das konnte ich bei mir nicht erzwingen. Noch so eine Sache an mir: Ich war absolut nicht anpassungsfähig, und konnte mich demnach nicht nach Belieben verstellen. Ich war.. ich. Und das würde sich so schnell nicht ändern - offensichtlich. Selbst wenn es mich manchmal störte, am Ende des Tages kümmerte es mich nicht mehr, dass ich nicht so viel mit anderen gemeinsam hatte.
Ich war in meiner stoischen Ruhe so vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie Kuroo reinkam. Als ich aus dem Nichts einen leichten Schubser von hinten bekam, war es lediglich so, als wäre ich aus einem Schlafzustand erwacht. Ich drehte meinen Kopf, minimal verwundert, zu meinem Sandkastenfreund. Im selben Moment griff ich entspannt nach meinem Zauberstab und ließ die Musik verstummen. “Oh, Hi. Wie war das Training?“, fragte ich nüchtern und neigte den Kopf leicht. Ich wusste, dass ich gerade so wirkte, als wäre alles beim Alten und nichts ungewöhnliches passiert - was daran lag, dass es sich für mich auch so anfühlte. Abgesehen von der kurzen Abweichung, die auf reiner Wissbegierde zurückzuführen war. Und vielleicht, weil ich dachte, ich.. könnte mal dazugehören.
Ich zog die Ärmel meines dunkelgrauen Sweaters bis über die Fingerknöchel. Ich konnte Kuroo die Verwirrung, die im buchstäblich ins Gesicht geschrieben stand, ablesen. Vermutlich hatte ich ihn mit dieser Aktion ein wenig überrascht, wenigstens konnte ich somit beweisen, dass ich auch mal was Unerwartetes tun konnte.

"Wie das Training war?", wiederholte ich, halb lachend, halb schockiert und ließ mich - noch in meinen Quidditchsachen - auf Kenmas Bettkante nieder, nahm ihn dann ein wenig genauer in Augenschein.
Kenma war mit Abstand der undurchsichtigste Mensch, den ich kannte und doch konnte ich normalerweise immer mehr in ihm sehen, als die meisten. Aber nichts - wirklich gar nichts - fiel mir in diesem Moment ein, dass rechtfertigen würde, wieso Kenma sich - und die ganze Etage - mit dieser Musik zugeballert hatte.
"Ist das hier irgendwie versteckte Kamera oder so? Kommen gleich überall die Jungs rausgesprungen und lachen mich aus?", wollte ich mit einem schiefen Grinsen wissen und neigte den Kopf leicht zur Seite, ein spielerischer Zug zupfte an meinen Lippen.
"Wieso bei Merlins Unterhose hörst du..." Ich warf einen Blick auf den Screen des Laptops, um den Namen der Metal-Band rauszufinden, musste dann jedoch leicht lachen. Ich kannte mich nicht mit dieser Art von Musik aus, aber Slipknot war meines Erachtens nach die ultimativste Klischee Metal Band, die es je gegeben hatte, auch wenn ihr Stuff schon etwas älter war. "...sowas?", schloss ich dann und fuhr mir lachend über die Stirn.
Irgendeinen Grund würde es geben und vermutlich würde ich ihn - bescheuert und verknallt wie ich eben war - ihn noch total süß finden. Mein Blick ging zurück zu dem Kleineren, der sich in seinen dunklen Sweater einmummelte und mich so ausdruckslos ansah.
Sofort konnte ich spüren, wie mein Grinsen eine Spur breiter wurde.
Verdammt.

Kommen gleich überall die Jungs rausgesprungen und lachen mich aus? Die ganze Zeit über hatte ich meinen Sandkastenfreund ausdruckslos beäugt, als er sich mit seinen Quidditchklamotten auf mein Bett gesetzt hatte - doch bei diesem Satz zuckten meine Mundwinkel minimal in die Höhe. Versteckte Kamera.. war es so abwegig, dass ich Metal Musik hörte? Diese Frage konnte ich eigentlich selbst beantworten.. Ich rutschte mit dem Rücken gegen die Wand, streckte meine Beine, die in schwarzen, ripped Skinny Jeans steckten, von mir, ehe ich sie aufstellte und meine Hände in der Bauchtasche meines Sweaters vergrub. Meine Finger waren immer kalt, genau so wie meine Füße. Der Begriff Frostbeule traf ziemlich gut auf mich zu, zu fast jeder Jahreszeit, mit Ausnahme von warmen Sommertagen.
Bei seinem Blick zum Musikvideo, das ich angehalten hatte, wusste ich, dass er versuchte, einen Grund für meinen.. "Sinneswandel" zu finden. Teilnahmslos zuckte ich mit den Schultern, meine Augen glitten vom Bildschirm zu ihm. "Wollte was Neues ausprobieren." Die halbe Wahrheit, und Kuroo kannte mich gut genug, um zu erahnen, dass da.. etwas mehr dahinter steckte, als ich mit einem einzigen Satz zugeben würde. Ich senkte den Blick auf meinen Schoss. "Sie haben gesagt, ich wäre nicht männlich, wenn ich nicht wenigstens Metal höre." Ich wurde ständig in eine Schublade gesteckt; so unsichtbar wie ich auch war. Sobald man mich bemerkte, wollte man mich schnellstmöglich in eine ihrer Hierachien einordnen. Nerd, Geek, nicht-männlich, Weirdo.. sie dachten alle, ich kriegte es nicht mit. Falsch gedacht.
Meine Augen trafen auf meinen Besten, dessen Haare wilder zur Seite standen, als sonst. Quidditch Spielen lag mir nicht wirklich. Obwohl ich in Multitasking einer der Besten war, kam ich mit Fliegen, Ballspielen, Ausweichen und Angriff zur selben Zeit einfach nicht klar. Volleyball war der erste, und einzige Sport, den ich wirklich - und, auch wenn es nicht so wirkte, aus Leidenschaft - betrieb. Ich zog eine Hand kurz aus der Tasche, hob den Finger leicht und gestikulierte leicht an meinem eigenen Kopf. "Deine Frisur könnte mir gerade das beste Highspeed Netz geben", kommentierte ich fast schon zu sachlich, allerdings durchbrach ein feines, kleines Lächeln meine Lippen.

Nicht gerade überzeugt hob ich eine dunkle Augenbraue an und stand dann auf, um mir meinen Quidditchumhang von den Schultern zu streifen und mich umzuziehen. Ich musste gar nichts sagen, Kenma wusste, dass ich ihm kein Wort abkaufte und tatsächlich rückte der Jüngere schließlich mit der Wahrheit raus.
Einer Wahrheit, die mich abrupt innehalten ließ. Langsam ließen meine Finger den Saum meines Pullovers, den ich mir gerade über den Kopf hatte ziehen wollen, los und ich drehte mich zu Kenma um, ein leichtes Funkeln in den Augen.
Irgendjemand - und ich ahnte schon wer dahinter steckte, hatte die Bosheit besessen und Kenma eingeredet, er müsse sich dieses Gebrüll geben, um sich unter Beweis zu stellen. Und naiv wie er war, hatte er auch noch auf sie gehört.
Meine Kieferknochen spannten sich leicht an, während ich meinen besten Freund wortlos ansah, dabei spürte wie mich langsam der Zorn überkam. Auch sein folgender Kommentar, der für seine Verhältnisse fast witzig war, schaffte es nicht, den Schatten, der hinter meine ohnehin schon dunklen Augen gehuscht war, zu vertreiben.
"Diese Typen...haben keine Ahnung, wer du bist, Kenma. Du solltest dir von ihnen nicht sagen lassen, was du zu tun hast." Da sprach ganz klar der pflichtbewusste Teamkapitän aus mir und ich war fast verwundert, dass meine Stimme so fest und ruhig klang, obwohl ich innerlich vor Wut schäumte.
Ich war alles andere als jemand, der schnell zornig wurde, eigentlich gehörte ich zu der tiefenentspannten Sorte Mensch...doch ich hatte meine Momente, meine Ausnahmen. Kenma war eine Ausnahme.
Einen Moment stand ich noch da, blickte starr durch das Zimmer, bevor ich die Zähne ein wenig fester zusammenbiss und mich dem Schwarzhaarigen auf dem Bett näherte, mich direkt vor ihn hinsetzte.
"Ich weiß, dass du so Musik nicht magst. Du magst DS Spiele und Katzen und Pizza und verdammten Erdbeerkuchen...", fing ich an und musste bei dem Kuchen schon wieder grinsen. "Und es ist völlig egal ob diese Wichser das als männlich erachten oder nicht."

Ich hielt den Blick bedacht gesenkt, als ich mit der Wahrheit rausgerückt war. Äußerlich, wie sonst auch immer, machte ich nicht gerade den Anschein, als würde es mich belasten. Oder auf jegliche Art und Weise emotional berühren. Meine Worte hörten sich mehr nach einer neutralen Feststellung an - als würde ich einen wissenswerten Fakt erwähnt haben. Nur, dass dieser, vorübergehend bezeichneter 'Fakt' im Gegensatz zu mir meinen Besten alles andere als unberührt ließ.
Und wenn ich nicht stur vor mich hinstarren würde, als würde ich die Szene, die sich vor knapp zwei Stunden im Gemeinschaftsraum abgespielt hatte, nochmal vor meinem inneren Auge abrufen, hätte ich diesen Anschein bewahrt. Ich zupfte an einzelnen, lose und schlecht eingearbeiteten Fäden im Inneren der Bauchtasche. Soziale Interaktion war nicht meine Stärke, und ich tat auch nichts dafür, dass sich das änderte; ich war gerne alleine und von anderen abgeschottet. Aber, das hieß nicht, dass es mir egal war, was andere über mich dachten. Leider.
Erst, als ich Kuroos Blick auf mir lasten und seinen aufkeimenden Zorn förmlich spüren konnte, richtete sich das Blau meiner Iris auf sein Gesicht. Seine Kiefermuskulatur zeichnete sich deutlich an seinen Wangen ab, das Funkeln in seinen Augen war nicht zu übersehen. Seine ruhige, aber nicht weniger feste Stimme machte mir deutlich, dass er es nicht tolerierte, mich so behandeln.. oder besser gesagt beeinflussen zu lassen. "Ja. Ich weiß..", gab ich knapp zurück, und zuckte mit den Schultern. "Aber deswegen sagen sie sowas ja auch." Meine Mimik veränderte sich etwas, sie wurde eine Spur matter. "Ich lass es mir nicht sagen, ich.. probier es aus. Das hab ich entschieden." Eine logische Konsequenz, wenn mich jemand kritisierte. Ich sah es als Gelegenheit, Dinge auszuprobieren, die mir vielleicht im ersten Augenblick fremd waren - und meistens auch fremd blieben.
Und das war der Moment, in dem ich wieder merkte, dass ich anders war.
Der Anflug eines eher freudlosen Lächelns flackerte über mein Gesicht und ich rutschte von der Wand näher an Kuroo, der umgezogen mir gegenüber saß. "Das stimmt. Ich hatte lange kein Erdbeerkuchen mehr.. ist wohl nicht mehr die richtige Jahreszeit dafür", überlegte ich, bevor er weitersprach. "..findest du es männlich?", fragte ich plötzlich, ohne auf den eigentlichen Sinn in seiner Aussage einzugehen. DS, Katzen Pizza, Erdbeerkuchen.. war das meine Art von Männlichkeit? Es zerbrach mir den Kopf, und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich lieber damit aufgehört, darüber nachzudenken. Klang einfacher als es war..
Meine Augen wanderten wieder zu seinen Haaren, die durch den Pullover noch verwuschelter aussahen. Kommentarlos hob ich eine meiner Hände und begann, seine Strähnen zu sortieren, flacher zu streichen, in seine natürliche Art von typischer Unordentlichkeit zu frisieren.

Mein Grinsen wurde ein wenig blasser, als Kenma mir Widerworte gab. Natürlich ließ er es sich sagen. Nur zu gerne hätte ich jetzt angefangen mit ihm zu diskutieren, ihm gesagt, dass ich es wusste. Dass ich wusste, dass er - auch wenn er nicht so wirken mochte - doch noch etwas auf das gab, was andere von ihm dachten. Selbst wenn es die größten Arschlöcher auf diesem Planeten waren.
Kenma nahm sich viel mehr zu Herzen, als man denken mochte und gerade diese Annahme, dass ihn nichts wirklich berührte, weil er sich immer von allen abgrenzte und sich lieber mit seinem DS vergrub als auf Partys zu gehen, machte ihn zum perfekten Opfer solcher Aktionen.
Es gefiel mir nicht, doch wirklich ändern konnte ich daran auch nichts.
Ich hatte einige Leute schon "zur Rede gestellt", vielleicht eher ihnen gedroht, ihnen alle Knochen zu brechen, wenn sie Kenma nicht in Frieden ließen, aber solche bescheuerten Typen gab es leider wie Sand am Meer, auch auf der Rakuzan.
Wortlos blickte ich ihn an, als er ein wenig näher zu mir rutschte und irgendwas von Erdbeerkuchen sagte. Ich hörte nur in dem Moment gar nicht richtig zu, sogar meine düsteren Gedanken setzten kurz aus und dieser verdammte Drang, einfach den letzten Abstand zwischen uns zu überwinden, kroch in meine Knochen, sorgte dafür, dass ich Kenmas Blick auswich.
Seine Frage ließ mich jedoch wieder den Kopf heben und ein einseitiges Grinsen umspielte meine Lippen. "Es ist einfach deine Art.", antwortete ich schulterzuckend und neigte den Kopf ein wenig beiseite, grinste etwas breiter. "Frag mich sowas nicht, ich bin dein bester Freund, seit du einen Ball passen kannst." Damit stieß ich dem Kleineren kurz gegen die Schulter und lachte auf, verstummte dann als Kenmas kühle Finger in meine Haare wanderten, er mit dem ausdruckslosesten Gesicht der Welt anfing, in dieses Nest so etwas Ordnung reinzubringen.
Ein wenig gequält lächelnd wanderte mein Blick auf die Bettdecke.
Zur Hölle mit männlich oder nicht männlich.
Kenma könnte rosa Glitzereinhörner, Ballett und Hello Kitty toll finden und ich wäre trotzdem so blöd, mich in ihn zu verknallen.

Kuroo und ich kannten uns schon sehr, sehr lange - und er war auch der einzige, zu dem ich eine enge, tiefgehende Freundschaft hegte. Ich vertraute in seine Entscheidungen als Kapitän, und in seine Freundschaft zu mir. Er gab mir die absolute Gewissheit, mich so zu akzeptieren, wie ich war. Und mehr als das, egal ob ich mich seines Erachtens von anderen beeinflussen ließ, brauchte ich nicht. Solange er mich akzeptierte, und das rief ich mir so oft wie möglich in Erinnerung, konnte mich nichts runterziehen.
Manchmal fragte ich mich, ob ich überhaupt zu etwas fähig wäre, wenn ich Kuroo nicht kennengelernt hätte.
Für ein paar Sekunden stahl sich ein ehrliches, kleines Lächeln auf meine Lippen. Es gab wenige Augenblicke, in denen ich mehr als eine Regung im Gesicht zeigte - Kuroo bekam sie zu sehen. "Passen konnte ich schon immer gut."
Während ich seine Haare bändigte, verfiel ich in mein natürliches Stillschweigen. Selbst das akzeptierte Kuroo schon von Anfang an; immerhin hatte ich zu Beginn unserer Freundschaft kaum gesprochen, mit niemandem. Er war der Einzige gewesen, der diese Stille an mir geschätzt und selbst so etwas mit mir unternommen hatte. Ich konnte stundenlang neben Kuroo sitzen, nicht mir ihm reden, etwas anderes machen, mit oder ohne ihm; und er würde sich nie beschweren. Ich brauchte manchmal keine Worte, um Zeit mit ihm zu verbringen. Manchmal brauchte ich ihn einfach nur neben mir.
Und wenn ich ehrlich war, war heute so ein Ta-
"YOOO KUROO!" Kai kam ins Zimmer reingeplatzt, natürlich ohne Anzuklopfen (warum auch.) und wurde sich seiner Aktion erst im Nachhinein bewusst. Ich zog meine Hand aus Kuroos Haaren, vergrub sie in meinem Schoß und blickte zu meinem Teamkameraden. "Ah, oh- sorry. Hab ich euch gestört?" Er grinste schief und kratzte sich am Hinterkopf, woraufhin ich lediglich den Kopf schüttelte. "Ähm.. ich wollte eigentlich nur fragen, wie's eigentlich heut Abend mit dir-", sein Blick wanderte sofort zu mir, und er korrigierte "euch, aussieht. Also, wegen der kleinen Party des Fußballvereins.." Bei dem Wort Party schaltete mein Kopf ganz automatisch ab, und ich drehte den Kopf zu Kuroo. Zwar hatte Kai uns beide darauf angesprochen, aber war jedem in diesem und den nächsten dreißig Räumen klar, dass ich meine vier Wände nicht gegen Partyangelegenheiten eintauschte. Nie.

"Gut ist untertrieben. Du bist der Beste.", grinste ich - aufgrund des kleinen Lächelns von Kenma vielleicht ein wenig zu breit - und meinte das auch vollkommen ernst. Es war schon ironisch, dass Kenma seit Anbeginn die Position des Setters spielte, des Spielers, der sich mit am meisten auf andere Spieler abstimmen und mit ihnen kommunizieren musste. Kenma oblag soviel Verantwortung auf dem Feld und mit jedem einzelnen Match wurde er besser.
Jeder im Team durchlebte eine gewisse Wandlung, wenn er auf dem Feld stand, jeder wurde ernster, verbissener oder auch ruhiger. Doch Kenma machte jedesmal eine 180 Grad Wendung, spielte besser im Team als jeder andere von uns.

Krachend flog die Zimmertür raus und ich fuhr zusammen, während Kenma einfach nur seelenruhig die Hand aus meinen Haaren zog und sich Kai, der ins Zimmer geplatzt war, zuwandte.
Meine Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen, nahmen unseren Libero ins Visier und ich versprach ihm mit nur einem Blick, dass ich ihn dafür, dass er diesen Moment zerstört hatte, später kalt machen würde. Er und das ganze Team wussten, was abging. Jeder wusste es.
Entsprechend wortlos reagierte ich auf seine Frage, ob er irgendwie gestört hätte. JA VERDAMMT HAST DU.
Seufzend stand ich auf und fuhr mir mit der Hand durch den Nacken, rollte dann leicht die Augen und setzte mein charakteristisch, schiefes Grinsen auf als der Kleinere von Party bei den Fußballern erzählte. Kleine Party war hierbei ziemlich untertrieben, Rakuzans Fußballer hatten vor zwei Tagen einen enormen Sieg errungen und dass der natürlich mit den anderen Vereinen aus dem Zweig gefeiert werden musste, stand außer Frage. Eigentlich war ich für Partys immer zu haben, nur hielt ich von den Fußballern nicht wirklich viel.
"Uhm..." Kurz kletterte mein Blick zu Kenma, der seinen Blick schon auf mich gerichtet hatte und ich verzog ein wenig unsicher das Gesicht.
"Ich komm vielleicht später nach, ich bin ziemlich kaputt vom Training und...ja, wartet nicht auf mich. Machst du die Tür zu, wenn du gehst? Dankeeee~"
Mit dem größten Zahnpastalächeln aller Zeiten grinste ich wieder zu Kai, der nur noch kurz zwischen mir und Kenma hin und her sah, dann verdächtig breit und auffällig grinste und sich aus dem Staub machte. Geräuschlos stieß ich die Luft zwischen den Zähnen aus, als die Tür ins Schloss fiel und machte mich daran, meine Quidditchklamotten, die ich eben nur aufs Bett geschmissen hatte, wegzuräumen.
"Die Fußballer...die scheren sich doch sonst auch keinen Dreck um uns und schauen auf die restlichen Vereine runter als wären sie die Könige der Schule.", brummte ich und pfefferte meinen Besen in die nächste Ecke, ließ mich dann auf mein Bett sinken und streckte mich aus, bis mein Rücken knackte.
Langsam wanderte mein Blick wieder zu Kenma und ich drehte mich auf den Bauch, bettete mein Kinn auf meinen verschränkten Armen.
Ich wollte gar nicht auf diese Party, wenn die Alternative darin bestand, in diesem Zimmer bei ihm zu bleiben und den ganzen Tag zu faulenzen. Volleyballtraining stand erst morgen früh wieder an...
"Ich mach Kai und die anderen kalt, wenn sie morgen verkatert zum Training kommen. Vielleicht sollte ich doch gehen und aufpassen, dass sie alle nur Capri Sonne trinken.", brummte ich und grinste Kenma dann schief an. Wir wussten beide, dass das vollkommen utopisch war...wir waren zwar alle Sportler und achteten auf unsere Gesundheit...aber das traf bei einigen mehr zu als bei anderen.

So etwas wie ein Gefühl von Stolz kribbelte kurz in meinem Inneren. Es tat gut zu hören, dass Kuroo stolz auf mich war - immerhin war er der Kapitän unserer Mannschaft, und unsere Spiele waren mir sehr wichtig. Das Training versäumte ich nie, ich drückte mich nur gerne vor Aufwärmübungen wie Runden Laufen oder sowas.. Auf dem Spielfeld sah alles anders aus. Und sobald ich einen Volleyball in der Hand hielt, ebenso.
Meine Gebete, dass Kuroo mich heute ausnahmsweise nicht so schnell wieder alleine ließ, wurden offensichtlich erhört. Du hättest ihm auch sagen können, dass du nicht willst, dass er geht., schoss es mir durch den Kopf, als er noch einen kurzen Augenblick mit Kai sprach. Aber dann wirkst du egoistisch. Vielleicht war ich das ja auch, jedenfalls was Kuroo anging. Egoistisch. Er war mein einziger, nahestehender Freund - mein bester Freund seit ich denken konnte. Dass wir in zwei unterschiedlichen Jahrgängen rumlungerten, sorgte sowieso zusätzlich dafür, dass eine dunkle Stimme in meinem Kopf Panik schob, ihn verlieren zu können. An andere, eben. Coolere Leute.
Ich wusste, dass es Quatsch war. Eigentlich.
Teilweise war ihm das ebenso bewusst, teilweise aber auch nicht. Wenn ich schlecht gelaunt oder von seinen anderen Freunden genervt war, ließ ich ihn das wissen. Und das nicht unbedingt auf die.. netteste Art und Weise.
Als Kai mit einem Grinsen im Gesicht verschwand und ich ihm leicht zuwinkte zum Abschied, glitt mein Blick zurück zu Kuroo, der erst sein Zeug vom Bett räumte, und sich schließlich drauf sinken ließ. "Dabei sind sie nicht mal der beliebteste Sport in Amerika..", meinte ich auf seine Worte hin, ehe ich noch ein, für mich schon immer endgültig gewesenes "und der langweiligste.", hinzufügte. Ich mochte Fußball nicht, das tat ich noch nie. Viel zu.. unpraktisch. Ich ließ mich zur Seite fallen, rollte auf den Rücken, streckte die Arme aus und starrte gegen die Decke. "Fußball ist auf Platz 7 in der Rangliste.. Basketball ist der zweitbeliebteste Sport", erzählte ich, in monotoner Stimmlage, weiter und drehte den Kopf in Kuroos Richtung. "Ich bin froh, dass wir hier keine Footballspieler haben. Dafür sind die ganzen Colleges und ihre Stipendien zuständig." College.. damals war es immer mein Traum gewesen, auf's College zu gehen. Klang ziemlich minimalistisch für jemanden, der magisches Blut in sich trug.
"Ich bin dafür, dass wir ausschlafen. Die packen das so früh sowieso nicht", sagte ich voraus und schob nebensächlich meinen Zauberstab unter das Kopfkissen. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, ihm zu sagen, dass ich ihn selbst für's Babysitten nicht zur Party gehen lassen wollte.. schließlich hatte er es nicht ausgeschlossen.

Ein mattes Kichern kam über meine Lippen als Kenma meinen Kommentar über die Fußballer aufgriff und erstmal das Statement aufstellte, dass Fußball in den Staaten eh nicht beliebt war. Da gab ich ihm allerdings Recht, Fußball war mehr der Shit in Europa und der Verein an der Rakuzan entsprechend klein. Doch hier gab es nun mal Zweige und Kurse für alles und jeden, auch für die eingebildeten und hochnäsigen Fußballer.
Brummend rollte ich mich auf die Seite und nahm Kenma in Augenschein, als er meinte, wir sollten morgen einfach ausschlafen.
Instinktiv hob ich eine dunkle Augenbraue an, bevor mein Grinsen ein wenig gefährlichere Züge annahm, ich kurzerhand mein Kissen nahm und es zielgenau auf den Kleineren im Bett neben mir pfefferte.
"Würde dir wohl so passen mh. Eher hör ich mir die 10 Stunden Version von dem Lied eben an, als den Faulpelzen sowas durchgehen zu lassen. Die tanzen morgen pünktlich an und wenn ich ihnen einzeln in den Arsch treten muss."
Ruckartig erhob ich mich und setzte mich zu Kenma gewandt in den Schneidersitz. Wir wären nicht so erfolgreich, wenn ich nicht so unerbittlich und unbarmherzig beim Training wäre.
Die Jungs hatten sich bei mir schon öfter beschwert, dass ich Kenma doch schon einiges durchgehen ließ, mehr als den anderen und ihn unabsichtlich bevorzugte. Dass das in einem gewissen Grad der Wahrheit entsprach, stritt ich gar nicht ab.
Doch Kenma und ich waren auch ein eingespieltes Team, er verstand meine Strategien und Spielzüge, meine Art auf dem Feld zu denken viel besser als die anderen. Er brauchte vieles nicht mehr, weil wir uns einfach schon ewig kannten. Mein Blick glitt wieder zu Kenmas Computer, über den bereits der Bildschirmschoner huschte. Erneut ballte sich dieser Zorn in mir zusammen, ließ mich ein wenig die Zähne zusammenbeißen.
Eigentlich...müsste ich gleich noch losgehen und den Typen aus dem Tennis die Köpfe einschlagen. Wir trainierten oft in der Halle neben ihnen und zur selben Zeit und seit sie einen neuen Kapitän bekommen hatten, schienen sie es darauf anzulegen, Kenma schaden zu wollen, weil er einfach aus der Menge rausstach, schon vom Äußeren her.
Seit Anfang dieses Schuljahres war mir dieser Scheißtrupp schon ein Dorn im Auge und eigentlich hatten sie es jetzt schon viel zu weit getrieben.

Gerade, als ich meinen Kopf wieder gegen die Decke gedreht hatte, landete Kuroos Kissen wie aus dem Nichts direkt auf mir. Meiner instinktiven Reaktion aus dem Volleyballspielen war es zu verdanken, dass ich meine Arme noch schnell hoch gerissen und das Ding von meinem Gesicht abgewehrt hatte. Sicher hielt das Kissen zwischen den Fingern und stützte mich auf meinem Unterarm ab, mit der Absicht, den Gegenangriff zu starten - jedoch kam mir Kuroo zuvor und setzte sich sofort wieder auf mein Bett. Naja.. so konnte ich ihn noch direkter als direkt treffen. "Dann lass mich wenigstens ausschlafen, mit verkaterten Teammitgliedern kann ich nicht spielen!" Meine Miene veränderte sich nicht, auch die monotone Klangfarbe meiner Stimme unterschied sich kaum; außer in dem Punkt, dass sie eine winzige Spur aufmüpfiger als sonst war. Nur insofern,weil ich ihn im nächsten Moment volle Kanne mit dem Kissen bewarf. Fast so, als wolle ich ihn aus meinem Bett schubsen. Aber, bis er sein Gleichgewicht verlieren würde, brauchte es etwas mehr als ein Kiss; es bräuchte mich und das Kissen gleichzeitig. Dafür war ich allerdings zu faul.
Ich setzte mich ebenfalls auf, zog den Zauberstab unter meinem eigenen Kissen wieder hervor und schwenkte ihn leicht. Augenblicklich dröhnte die Musik auf, das Gegröle ging weiter - und ich, ich ließ mich zu einem kleinen Grinsen hinreißen. Ich hatte in seinen Augen gesehen, in seiner Mimik, die so viel mehr verriet als meine es je tun würde, dass es ihm nicht passte, dass ich.. dass andere versuchten mich zu beeinflussen, wie ich es nannte. Seine zornigen Gedanken wollte ich ihm austreiben, indem ich es mit stillem Humor entgegennahm - und das Lied extra weiterspielen ließ. Ich war still, ja. Ich war unscheinbar, ja. Ich fiel nicht positiv auf, ja. Aber das hieß nicht, dass ich mit meinem besten Freund nicht rumblödeln konnte. Selbst wenn ich vielleicht nicht so laut lachte wie andere, so breit grinste wie Kuroo, so enthusiastisch ins Leben voranschritt wie der Rest der Welt, wo es vor Individualisten nur so wimmelte.
Das hinderte mich nicht daran, Spaß zu haben - eben auf meine Art und Weise.

"....von mir aus." Einen Moment sah ich Kenma fast verstimmt an, ich hatte den Mund aufgemacht ohne drüber nachzudenken, ihm schon wieder Privilegien eingeräumt, von denen der Rest des Teams nur träumen konnte. Innerlich fuhr ich mir schon an die Stirn und der Drang, meinen Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen rührte sich in meinen Knochen.
Was war ich nur für ein blöder Trottel?
Doch mein Gesicht verzog sich sofort wieder zu einem Grinsen, ich konnte gar nicht anders als dieses winzige Zucken um Kenmas Mundwinkel zu erwidern als er diese grässliche Mucke wieder ertönen ließ.
"Ist das das, was man akustische Folter nennt?", brüllte ich ihm halb über den Bass zu und ließ mir das Rumgegröhle noch ein paar Sekunden gefallen, bevor ich aufstand und Kenma einfach kurzerhand den Stecker zog.
Schon wollte ich mich zu einem fiesen Kommentar herablassen, als auf dem Gang draußen ziemlich lautes Gelächter zu vernehmen war, bevor mehrere Fäuste gegen die Wand und Tür hämmerten. Augenblicklich versteinerte meine Miene ein wenig und ich wechselte einen kurzen Blick mit Kenma, bevor draußen jemand deutlich seinen Namen rief: "Hey Todd, wir sind beeindruckt! Die meisten von uns haben gewettet, du hast nicht die Eier in der Hose, dir sowas anzuhören und scheißt dich dabei ein! Aber weißt du, die meisten von uns denken immer noch, dass du eigentlich n Weib bist! Wahrscheinlich ist dass der wahre Grund, wieso Leathan dich ins Team geholt hat, er will dich einfach nur ordentlich durch-..." Der Rest des Satzes ging in höhnischem, dreckigem Gelächter unter und mit einem lauten Ratsch riss das, was von meinem Geduldsfaden noch übrig geblieben war und ich durchquerte binnen einer Sekunde das Zimmer und riss die Tür auf.
Zuerst schlug mir der deutliche Geruch von Alkohol entgegen, die Tennisleute schienen schon ordentlich vorzuglühen für heute Abend, doch der Gedanke manifestierte sich nicht mal richtig in meinem Kopf, ehe einer von ihnen reagieren konnte, hatte ich Leon Andrews, den Kapitän, am Kragen gepackt und donnerte ihn gegen die nächste Wand.
Auszuholen und zuzuschlagen war eins und das eklige Knacken von gebrochenen Knochen schien den Rest von Leons Leuten in die Wirklichkeit zurückzuholen. Ein dutzend Hände legten sich um meine Arme, versuchten mich wegzureißen, doch ich schlug wieder zu, diesmal fester und als ich erneut ausholte, klebte schon eine beachtliche Masse Blut an meinen Fingern. Ich war größer als sie alle, überragte sogar Leon um ein paar Zentimeter, doch es war nur meinem Zorn zu verdanken, dass ich mich gerade gegen alle von ihnen behaupten konnte.
"Wenn sich einer von euch...Kenma noch ein einziges Mal auf 10 Meter nähert...mach ich euch das Leben zur Hölle! Und ich fang mit dir an, Andrews!", knurrte ich Leon entgegen, die Augen zu schwarzen Schlitzen verengt, während das pure Adrenalin durch meine Adern rauschte.
Ich hatte lange genug diese Kommentare überhört, so getan, als würde ich ihre Blicke nicht mitbekommen. Ich hatte lange genug zugelassen, dass sie Kenma drangsalierten.

Bei dem Begriff 'akustische Folter' zuckte ich scheinheilig mit den Schultern. Wenn er schon meinte, er würde sich diese Musik lieber in Dauerschleife geben, als das Team ausschlafen zu lassen.. dann sollte er auch eine zweite Kostprobe davon bekommen! Nicht besonders widerwillig ließ ich ihn den Stecker ziehen und wollte mich gerade wieder hinlegen, als es an der Tür klopfte. Nein, Klopfen war das nicht.. es war aggressives Hämmern. Mein Blick verriet vielleicht nicht viel, innerlich stellte ich mir allerdings die Frage, wer das sein könnte. Ich tippte eher auf jemanden aus Kuroos Bekanntenkreis, als ich jedoch die Stimmen hörte, drehte ich den Kopf mechanisch zur Tür.
Die Worte, die sie mir durch die Tür gedämpft zuriefen und das dazu gehörige Gelächter, ignorierte ich wie auf Knopfdruck. Ich konnte zwar nicht verhindern, dass die meisten Wortfetzen noch zu mir durchdrangen, insbesondere der entscheidende Part - aber ich wollte es nicht hören. Ich war gut darin, so zu tun, nichts gehört zu haben. Und mich davon im Großen und Ganzen nicht beirren zu lassen. Jedenfalls im ersten Moment, und von Außen betrachtet.
Kaum, dass ich aufgestanden war und mich eigentlich dafür entschied, die Jungs kommentarlos an Ort und Stelle stehen zu lassen, damit sie sich irgendwann von selbst entfernten, schreitete Kuroo ein. Schneller, als ich mich zu ihm gedreht und ihn davon hätte abhalten können.
Die Tür flog krachend auf, Kuroo pfefferte den Teamcaptain des Tennisclubs unsanft gegen die nächste Wand und sorgte in Rekordzeit dafür, dass ihm und jedem anderen das Lachen verging. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm dabei zuzusehen - auch wenn etwas in mir schrie, dazwischen zu gehen. Ich konnte dieser Stimme, diesem.. Mut keine Folge leisten. Ich war alles andere als mutig.. und ich hasste mich dafür. Selbst in Ausmaßsituationen konnte ich nicht.. reagieren, jedenfalls nicht so, wie ich es sollte. Wollte. Müsste. Auf dem Spielfeld war es anders. Aber in der Realität..
Wieso tat Kuroo das für mich? Er schlägerte sich, schon seit ich ganz klein war, mit Leuten, wenn sie mich mobbten. Egal auf welche Art und Weise. Er tat es, ohne zu zögern. Erst, als mein erstarrter Blick zu Kuroos Hand glitt, wurde mir der Ernst der Lage bewusst. Er ist.. verletzt! Der einzige Antrieb, der stärker war als mein feiges Gemüt: Kuroos Befinden.
Schnell lief ich auf das Geschehen vor unserer Tür zu, der Geruch der Alkoholfahne, die von den Jungs ausging, lag schwer in der Luft. Sie waren betrunken.. und Betrunkene waren zu einigem fähig. Die Blicke verwunderter, und auch schockierter Schüler, die gelegentlich am anderen Ende des Ganges vorbeikamen, blieben an uns hängen. Hört auf! wollte ich rufen, aber mir blieben sowohl die Worte, als auch meine Stimme im Hals stecken, sodass ich an der Türschwelle wieder erstarrte. Der unzufriedene Ausdruck auf Leons Gesicht, und die korrespondierenden der Anderen wechselten zwischen Kuroo und mir hin und her. "Der Kleine bedeutet dir wohl was, huh Leathan? Glaub nicht, du kannst ihn ewig vor uns verstecken." Das beunruhigende Gefühl, dass Kuroo gleich ein drittes, viertes, fünftes Mal ausholen würde, und eine Massenprügelei stattfinden könnte, übermannte mich auf einen Schlag. Dadurch, dass die Anderen Jungs mit ihrem Reaktionsvermögen nicht die Hellsten waren, und sogar gesunden Abstand von Kuroo genommen hatten, ergriff ich die Chance und zog Kuroo eindringlich an seinem anderen Arm vom Teamcaptain weg. Ob mit Erfolg oder nicht, war mir gerade gleich - im Moment schien es erfolgreich.
Leon hielt sich eine Hand unter seine Nase, verzog das Gesicht und registrierte erst jetzt, dass sie wie aus einem Wasserhahn blutete. Auch er erkannte allmählich, dass es wohl das Beste wäre, uns in Ruhe zu lassen. Denn Kuroo war ihnen, obwohl wir in der Unterzahl waren, überlegen. Das war deutlich zu erkennen.
"Kommt Jungs, wir lassen diese Schwuchtel alleine." Ich hätte drauf wetten können, dass Kuroo alleine deswegen wieder auf sie zugestürzt wäre, weswegen es mich einiges mehr an Kraft kostete, ihn zurückzuhalten und die Zimmertür hinter uns ins Schloss fallen zu lassen. Ich blockierte ihm den Weg, damit er die Tür im Zweifelsfall nicht nochmal aufreißen und ihnen hinterher jagen könnte. "Kuroo, beruhig dich.. sie sind weg, okay? Sie lassen uns jetzt in Ruhe", redete ich auf ihn ein, als wäre er derjenige gewesen, dem sie ans Bein gepinkelt hätten - und nicht ich. Wenn sein Zorn entfacht war, lag es mir eher am Herzen, ihn schnellstmöglich zu beruhigen, anstatt in Selbstmitleid zu ertrinken. Ehrlich besorgt sah ich zu seiner Hand, dann zu ihm auf. "Tuts sehr weh? Soll ich was holen? Sollen wir in den Krankenflügel?"