Alec merkte, wie Amanda langsam einschlief, ließ sie aber einfach weiter schlafen. Sie hatte die Ruhe sicher nötig nach diesem ereignisreichen Tag und auch der Abend würde sicher nicht weniger werden.. Zumindest hatte Alec das im Gefühl, weshalb er sich auch eher darüber Gedanken machte als zu schlafen.
Amanda wachte aber auch in dem Moment wieder auf, als sie vor dem Camp in Griechenland ankamen und Alec musste bei ihren Worten leise lachen. "Es ist Abend. Du darfst also gleich weiter schlafen.", murmelte er warm und zwinkerte ihr zu, während er nach unten sah. Er war auch eigentlich noch nicht bereit sie los zu lassen oder gar auszusteigen, lockerte seinen Griff aber doch ein kleines bisschen, als sie nach draußen sah. Ihr Angefangener Gedankengang ließen ihn sogar kurz auflachen, bevor er nickte. "Ja.. Griechenland.. Eine ziemliche Veränderung im Gegensatz zu New York hm?", meinte er schmunzelnd und seufzte dann leise. "Na komm lass uns los.", murmelte er und stieg dann auch schon kurz danach aus. Apollo quasselte irgendetwas vor sich her, aber Alec interessierte sich gar nicht dafür, sondern warf sich den Rucksack über die Schultern und nahm auch dieses Mal wieder einfach Amandas Hand in seine. "Büro?", fragte er in Richtung Apoll und unterbrach ihn da durch, was der Gott ihm aber gerade gar nicht übel nahm. "Nein. Gerichtssaal. Sind nämlich alle da.", meinte er fröhlich und lief grinsend durchs Tor, wobei sich seine Gestalt mit dem Schritt komplett veränderte. Jetzt war er 3 Meter groß, breiter als vorher, trug eine goldene, griechische Rüstung, einen goldenen Speer in der Hand und ein passendes Schild mit dem Abbild einer Sonne auf dem Rücken. Auf seinen glitzernden Haaren thronte jetzt ein goldener Reif aus funkelnden goldenen Edelsteinen, die sich ständig zu verändern und gar nicht wirklich zusammen gehalten schienen. Alec atmete einmal tief durch, dann lächelte er Amy schief an. "Nicht erschrecken, am besten nicht zu lange in die Augen sehen und bleib einfach bei mir.", meinte er leise, bevor er mit ihr an der Hand durch das Tor trat und von dort über den Weg hinter Apollo herlief. An Alec hatte sich nicht wirklich was verändert. Abgesehen von dem sonst einfachen, geflochtenen Armband an seinem rechten Handgelenk. Das war jetzt nämlich etwas breiter, ganz aus Silber und abwechselnd schwarzen und blauen Steinen. Während die Steine ständig in den verschiedensten Schattierungen funkelnden, schienen sich die Verzierungen auf dem Silberreif ebenfalls ständig zu verändern. Von Darstellungen des Mondes über alle möglichen Tiere bis hin zu griechischen Schriftzeichen. Alec selber nahm es mittlerweile kaum noch wirklich wahr, immerhin gehörte es zu ihm wie seine Piercings, aber heute sah er doch kurz etwas länger darauf herunter, bevor er einfach weiterlief. Es war irgendwie seltsam, dass es jetzt doch wieder an seinem Arm schimmerte, wo er sich heute Morgen doch noch hatte umbringen wollen..
Während sie nebeneinander zu dem Tempel auf einem kleinen Hügel liefen, redete Alec nicht wirklich viel, drückte Amandas Hand aber sanft, damit sie wusste, dass er da war und nicht verschwinden würde. Erst vor dem Eingang des Tempels blieb er doch nochmal kurz stehen. "Letzte Chance Amy.. Gehen wir rein?", fragte er ernst und wartete wirklich so lange ab, bis er ihre Bestätigung hatte. Erst dann lief er mit ihr durch die offen stehenden Tempeltüren, durch den Vorraum, den Raum für die Opfer und schließlich eine breite Treppe hinunter in einen halbrunden Raum. Direkt gegenüber des Eingangs, verteilt auf die Ränge saßen alle 3 Meter großen Götter des Olymps in ihren offiziellen Kleidern. Ganz vorne saßen 3 Götter direkt hinter einer Feuerschale, die für Hades stand, der niemals ins Camp gab. Diese drei Götter waren Alecs Götter. Poseidon mit seinen Meeresblauen Augen und den braunen Haaren in einer Silber-Grün schimmerten Rüstung mit einem meeresblauen Umhang, der wie die blauen Steine auf Alecs Armband die Farbe wechselte, und einem großen Dreizack. Rechts neben ihm Artemis, deren Rüstung aussah wie die von Apollo, nur ganz in Silber mit silberschimmernden Haaren, dunkelgrünen Augen und einem Bogen in der Form einer Mondsichel, mit einem Köcher auf dem die Abbildungen wechselten, wie auch auf Alecs Armband. Links von Poseidon saß Morpheus und jeder würde wohl zugeben, dass Morpheus am endspanntesten wirkte. Der Gott hatte vollkommen schwarze Augen in denen sich alles auf absurde Art zu spiegeln schien, genauso schwarze Augen, in denen sich silberene Strähnen fanden, ebenso wie in seinem Bart, weshalb man fast denken könnte, er wäre alt, nur, dass alles sonst an ihm wirkte, als wäre er gerade 25. Mit seinem dunklen Shirt, dass handgemacht aussah und der einfachen, griechischen Hose, wirkte er auch fast modern, würde man nicht sehen, dass alles irgendwie altertümlich wirkte. Lediglich sein schwarzer Umhang und der dunkle, funkelnden Brustharnisch zeichneten ihn aus und ließen ihn herausstechen, da in beidem die verschiedensten und unmöglichsten Farben durcheinander wirbelten und immer wieder neue Formen bildeten. Es war schwer, nicht hinzu sehen.

"Eine ziemliche Veränderung wäre.. Miami. Das ist ein.. verdammter.. Bombeneinschlag", gab die Banshee mit anerkennenden Augen von sich und lachte leise auf, verstummte allerdings wieder, als es darum ging, dass sie nun aussteigen müssten. Amy hatte, seitdem sie von Hades zu einer seiner treuen Seelen erwählt worden war, ihr Haus nur selten verlassen - eigentlich immer nur dann, wenn es ihr Wesen von ihr abverlangt hatte. Nun war es ein gewaltiger Schritt für sie, sich auf dem Erdboden eines komplett anderen, unbekannten Landes zu bewegen. Wie viele Leichen sie hier finden würde? Resigniert schüttelte sie ihren Kopf leicht, um solche Gedanken loszuwerden. Das war das letzte, woran sie denken wollte. Blöd nur, dass es sich in dem Kopf ihres gesamten Wesens leider ständig um dieses Thema drehte - ob bewusst oder unbewusst.
Schnell griff Amy, während sie auf der Rückbank zur Tür rutschte, nach ihrem Rucksack auf dem Boden und stieg aus dem Wagen. Augenblicklich prasselten die verschiedensten Eindrücke auf sie ein; wenn Alecs Hand nicht gewesen wäre, welche ihre hielt, wäre sie vermutlich an jeder Ecke stechen geblieben und hätte sich alles Mögliche genauer angesehen. Ihre Augen wanderten zu dem goldenen Tor, durch welches die Drei hindurch gingen, bis sie lauthals nach Luft schnappte und sich im Bruchteil einer Sekunde an Alecs Arm klammerte. Ihre vor Schock geweiteten Augen lagen auf dem drei Meter Riesen neben ihr, der gerade eben noch 1,87m gefasst hatte. Was zur Hölle.. Doch musste Amy zugeben, dass sie das auf dem zweiten Blick ziemlich... faszinierte. Schnell lockerte sie ihren Griff wieder und räusperte sich etwas peinlich berührt, ehe Alecs Worte den Weg zu ihren Ohren fanden. Am besten nicht zu lange in die Augen sehen. Der Drei-Meter-Apollo bekam noch einen letzten, starrenden Blick von Amy zu spüren, bevor sie sich instinktiv von seinem Anblick löste - zur Sicherheit hob sie ihre freie Hand und hielt sich diese seitlich ans Gesicht, damit sie ihn vom Augenwinkel aus ausblenden konnte. Ignoriervorgang wird eingeleitet.
Das ging sogar ziemlich gut, da nun etwas ganz anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte: Alecs Armband. Der Silberreif mit seinen Verzierungen faszinierte den Silberschopf, und diesmal ohne sich davor erschreckt haben zu müssen. Die Symbole und Steine, die abwechselnd um sein Handgelenk spielten, brachten sie zum Lächeln. Neugierig. Interessiert. Begeistert. "Das ist.. echt schön", ließ sie ihn wissen und hob den Blick. Das ehrliche, begeisterte Funkeln in ihren Augen war kaum zu übersehen.
Der magische Weg zu einem Tempel auf dem zentralen Hügel dieser Region erwies sich nicht als schwer; tatsächlich find er schnell und schon waren sie vor dem Eingang angekommen. Amy wollte bereits weitergehen, als der Halbgott stehen blieb. Die Banshee drehte ihren Kopf fragend zu dem Älteren, bis ihr sein Anliegen klar wurde. Er wollte sich sicher sein, dass sie das auch ernsthaft durchziehen wollte. Zusammen. Entschieden nickte die 17 Jährige, einen Rückzieher würde sie auf keinen Fall machen. Auch wenn das heißen würde, dass jetzt mindestens 12 Augenpaare riesiger Giganten auf ihr lasten würde.
Und dem war auch so. Beim Anblick der Götter bildete sich ein Kloß in Amys Hals, ihr Herz schlug vor Nervosität ein viel schnelleres Tempo ein, und sie betete, dass ihr Herzschlag sich nicht zu einem körperlichen Zittern umwandeln würde. Innerlich zitterte alles vor Ehrfurcht. Und Einschüchterung. Die hohen Decken des Tempels trugen ihren Teil dazu bei, sodass Amys Beine sich immer stärker dagegen wehrten weiterzulaufen, je näher sie den griechischen Göttern kamen. Durch den Umstand, dass sie ein wenig hinterherhinkte, stand sie nun dicht hinter Alec versetzt, ihre Hand griff sich an seiner fest, sie widerstand dem Drang, sich wieder an ihn zu klammern. Unbehagen biss sie ihre Zähne zusammen und bemühte sich um eine kontrollierte Atmung; Fehlschlag. Im wahrsten Sinne des Wortes. Morpheus, Poseidon und Artemis nahmen sie in Empfang, indem die Drei den Mittelpunkt der Gemeinschaft bildeten. Die Banshee übermannte das Gefühl von kompletter Nervositätsüblekeit. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so winzig gefühlt.

Bei Amys Anmerkung musste Alec leise Lachen. "Hmm okay ja das stimmt allerdings.", gab er grinsend zu. "und um ehrlich zu sein.. beim ersten Mal hab ich auch so geschaut.", murmelte er nur für sie hörbar, während er ihre Hand ein kleines bisschen mehr drückte. Kurz bevor sie dann tatsächlich durch das Tor traten verschränkte er auch seine Finger mit ihren und insgeheim wollte er so schon auch zeigen, dass er auf sie aufpasste, sie zu ihm gehörte und sie keine Angst haben musste. Da störte es dann ja auch nicht, dass sein Magen kribbelte und sein Herz schneller schlug als sonst. Beides lag nämlich bestimmt nicht an der Aufregung.
ER bemerkte natürlich Amys geschockten Blick und musste ein kleines bisschen Schmunzeln dabei. "Ja deswegen nicht erschrecken.. die sind alle so groß..", murmelte er in ihr Ohr und zwinkerte ihr dann kurz, bevor er doch wieder lachen musste, weil Amanda ihre "Ignorierphase" einleitete, was er sofort an ihrem verhalten bemerkte. Er fand das einfach Zuckersüß, wie sie dann immer schaute, weshalb er früher nie hatte ernst bleiben können, wenn sie das bei ihm gemacht hatte. Diesmal verstummte er dann aber doch wieder etwas schneller als sonst und lächelte erst wieder schwach, als Amanda sein Armband erwähnte. "ist es.. Aber manchmal fühlt es sich an wie eine Hundemarke.", meinte er mit einem kleinen Lächeln, bevor er ihr wieder in die Augen sah. "Aber meistens ist es schon okay und du hast recht.. es ist wirklich schön.", fügte er hinzu und lächelte jetzt richtig, weil ihre Augen so funkelnden. Fast noch schöner als sein Armband.
Alec spürte, dass Amanda sehr dicht hinter ihm stand, aber es machte ihm nichts aus. Eher im Gegenteil. Sie könnte sich auch wieder an ihm festhalten, ohne, dass es ihn stören würde. Er war im Moment immerhin komplett entspannt, auch wenn sein Gesichtsausdruck eher verschlossen war, als er noch etwas näher auf seine drei Götter zu trat und das leise Kichern auf einem der Plätze ignorierte. Das es von Aphrodite kam, wusste er immerhin auch so. Aphrodite, deren Kleider die ganze Zeit genauso wechselten wie ihre gesamte Gestalt, denn Liebe konnte man überall finden und Schönheit ebenso. Das war allerdings am Anfang ziemlich verwirrend, auch für jemanden wie Alec. Nur hatte er sich mittlerweile daran gewöhnt und ignorierte sogar die Tatsache, dass sie gerade kichernd Amanda widerspiegelte. Nur in riesengroß. Kurz darauf wechselte ihre Gestalt aber auch schon wieder, weil Poseidon sich mit Morpheus und Artemis erhob. "Alec Scamander. Schön, dass du hier her gekommen bist. Amanda Hudson. Schön, dass du hier her gekommen bist.", sagte er mit tönender Stimme, wobei beim zweiten Teil kurz das Feuer hoher loderte und schließlich die feurige Gestalt von Hades zeigte, der sich kurz vor Amanda verneigte. "Amanda, meine Tochter. Willkommen im Camp. Für gewöhnlich kommen Seelen nicht hier her, aber das hier kann auch für dich ein zu Hause werden. Da ich selber nicht hier sein kann, werden mein Bruder Poseidon und meine Geschwister Artemis und Morpheus für dich zuständig sein. Ich danke dir sehr für dein kommen." Hades Stimme war autoritär, dabei aber sehr sanft, als er mit Amanda sprach, bevor sein Feuer langsam wieder zurück ging und er Poseidon wieder das Feld überlies. Dieser ließ seinen Blick erst über beide schweifen, bevor er langsam nickte. "Wie Apollo euch sicher schon übermittelt hat, hat das Orakel eine Weissagung für euch. Für euch beide zusammen, deshalb seid ihr auch hier. Es ist neu für uns eine Seele zu beherbergen, weshalb es kein eigenes Haus für dich gibt, aber wir können dich in einem der Gästehäuser unterbringen." - "Sie kann bei mir schlafen." Alec hätte den Gott am liebsten sofort unterbrochen, aber vor Poseidon hatte er sehr viel Respekt, weshalb er gewartet hatte. Trotzdem war seine Stimme bestimmt. Er spürte immerhin wie Amanda sich an ihn klammerte und er könnte nicht ruhig schlafen, wenn sie nicht in seiner Nähe wäre. "Ich kann ihr alles zeigen und wir der Orakelspruch ist sowieso für uns beide. Es ist einfacher so.", erklärte er sich und drückte Amandas Hand sanft, wobei er ganz kurz zu ihr sah und ihr ermutigend zulächelte. Dass sie etwas dagegen hätte, dachte er gar nicht, immerhin hatten sie früher schon oft bei dem jeweils anderen übernachtet und er hatte immerhin Bett und Sofa. Kurz zögerte Poseidon und Artemis kniff die Lippen zusammen, während Apollo und Aphrodite zusammen tuschelten und leise lachten. "Schön. Das Orakel ist morgen vor dem Frühstück für euch bereit. Ihr solltet jetzt in die Hütte gehen und euch ausruhen.", sagte Poseidon schließlich, woraufhin Morpheus ein kleines bisschen lächelte. "Denkt heute Nacht an mich und ich garantiere euch einen ruhigen Schlaf. Auch dir Amanda.", sagte der Gott in seiner sanften, klingenden Stimme, bevor sich die Götter wieder setzen und Alec sich mit Amanda an der Hand umdrehte und zurück aus dem Tempel heraus lief, wo er ganz kurz tief durch atmete und dann zu Amanda sah. "Alles okay mit dir? Ich hoffe es ist okay, dass du in meiner Hütte bist..", sagte er sanft und drückte ihre Hand nochmal kurz. Er wartete ihre Antwort ab, lief aber schon mal mit ihr den Weg wieder herunter und dann ans Wasser. Ein Platz, der den Erwählten des Poseidons vorbehalten war und wo natürlich auch seine Hütte stand, die er aufschloss und der Banshee dann den Vortritt ließ. "Es ist nicht besonders groß..", murmelte mit einem schiefen Lächeln. Die Hütte bestand nur aus drei Räumen: Einem Bad mit Dusche und Badewanne, einer kleinen Küche, in dem es einen Wasserkoche, einen Kühlschrank, eine Mikrowelle und zwei Kochplatten gab, sollte man zwischen dem eigentlichen Essen mal Hunger haben und eben einem Wohn- und Schlafbereich, in dem ein wirklich großes Bett stand, sowie ein kleines Zweiersofa gegenüber von einem Bücherregal und einem kleinen Schrank mit Fernseher. An der einen Seite stand noch ein kleiner Schreibtisch und gegenüber davon war ein riesiges Fenster eingelassen, durch das man direkt auf den See sah. "Fühl dich wie zu Hause.", meinte er mit einem leichten Schmunzeln und lief zum Sofa wo er seinen Rucksack abstellte, ehe er sich zu Amanda drehte. Mittlerweile ging auch schon die Sonne unter und sogar er merkte, wie er langsam müde wurde und Amanda hatte immerhin vorher auch schon geschlafen und das nur zwei Stunden. "Also.. ich weiß nicht, ob du irgendwas dabei hast, aber du kannst gerne ein Shirt und eine Hose oder so von mir haben zum schlafen.", murmelte er, wobei er auf eine Truhe zeigte, in dem seine Klamotten und seine Rüstung lagerten.

Amys Nervosität spiegelte sich bereits in ihren Augen wieder, welche unsicher durch die Reihe an Göttern glitten; in dem ganzen Bild wirkte sie wie ein kleines, zahmes, verschrecktes Kaninchen, dass nicht wusste wohin. Und auch nicht wusste, wohin mit dem Blick. Doch Aphrodite nahm ihr diese Frage mit Leichtigkeit ab, indem sich plötzlich ihre Gestalt zu Amandas veränderte und der Banshee eine riesen Darstellung ihres Aussehens geboten wurde. Nur mit dem Unterschied, dass die exakte Kopie von ihr kicherte, grinste, und selbstbewusster nicht aussehen konnte. Wie verrückt, schoss es dem Silberschopf im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, verunsichert glitt ihr Blick an ihr herunter und zu den weißen Sneakers an den Füßen, die der Schuhgröße 36 bis 37 entsprachen. Definitiv ein massiver Unterschied zu dem, was Aphrodite gerade verkörpert hatte.
Parallel dazu, dass Poseidon, Artemis und Morpheus sich erhoben, hob auch Amy wieder den Blick und sah die Drei an. Poseidons Gruß füllte die griechisch schlicht prunkvoll gestaltete Tempelhalle, noch nie in Amys Leben war sie jemandem mit so viel Respekt entgegen getreten als der Art wie ihr Name von Poseidon ausgesprochen wurde. Die Flammen schossen höher, was ihr Augenmerk sofort auf sie zog, und aus den Flammen erhoben sich die feurige Flügel der Gestalt Hades'. So sah die Banshee in zum ersten Mal, erkannte ihn allerdings nach drei überwältigten Wimpernschlägen. Doch als er sie Willkommen hieß, mit dieser gewissen, besonderes sanften Note in dem autoritären Tonfall, und das auch als Tochter, wurde ihr ein Stück von ihrer Anspannung genommen. Kaum zu glauben für jemanden wie sie, dennoch wahr: In Hades Gegenwart fühlte sie sich nicht unwohl, im Gegenteil. Amanda war neben anderen Banshees eine ganz besondere Seele, welche von Hades sehr geschätzt wurde und welche er Lieb gewonnen hatte. Nicht zuletzt, weil sie die Jüngste war, die er jemals zu einer Banshee erschaffen hatte. Das Nesthäkchen der Unterwelt - mit einer schicksalhaften Bestimmung.
Eine Weissagung. Dieses Wort kreiste in einer endlosen Schleife durch ihren Kopf, sogleich Poseidon es ausgesprochen hatte. Eine völlig neue Erfahrung. Ein nächster Lebensabschnitt als Banshee. Beinahe automatisch drückte Amy die Hand des Halbgottes neben ihr eine sanfte Spur fester, ehe dieser dem Gott des Meeres kurz nach seiner Ansprache ins Wort fiel. Die Hudson hob ihren Blick, und starrte direkt in seine Augen. Sie hatte schon, als Poseidon gemeint hatte, sie in ein Gasthaus einteilen zu wollen, einen noch größeren Kloß im Hals bekommen, und dabei krampfhaft mit dem Gedanken gespielt, dagegen zu sprechen. Doch war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen, was sie hätte sagen können. Nettes Angebot, aber ich würde gern, wenn's Alec nichts ausmacht, bei ihm schlafen. Nein, definitiv nicht. Zu ihrer Erleichterung kam allerdings der Halbgott selbst auf diese Idee, weshalb ihr innerlich ein verdammt großer Stein vom Herzen fiel.
Apollos und Aphrodites Getuschel ignorierte Amy weg, auch wenn sie sich vorstellen konnte, was sie wohl gerade beredeten. Naja, wenn sie ehrlich war, würde sie genau das Gleiche von Alec und ihr denken, säße sie als Liebesgöttin vor zwei Auserwählten, die den Göttern Hand in Hand gegenüber standen. Und trotzdem bereute sie es kein bisschen, dass die Götter die Beiden so sah. Sie schämte sich nicht dafür. Vielleicht war es etwas unangenehm, das auch nur eben genau wegen diesen Blicken. Doch dachte der Silberschopf nicht einmal im Traum daran, ihre Hand aus seiner zu ziehen.
Die abschließenden Worte Morpheus' quittierte die Banshee mit einem schüchternem Nicken samt feinem Lächeln, bevor die Sitzung vorbei war und sie den Tempel zusammen mit Alec endlich verlassen konnte. Erleichtert atmete die 17 Jährige durch, als sie wieder vor dem Eingang des Tempels angekommen waren. "Ja, ja.. das.. nichts lieber als das", gab sie schnell von sich. Sie hatte es sich gar nicht vorstellen wollen, nicht in Alecs Nähe schlafen zu können. Auch noch in einer ihr völlig fremden Gegend. Sie war ihm einfach nur so unglaublich dankbar, dass sie an seiner Seite geblieben war - und immer noch blieb.
Seine Hand in ihrer, und die Welt fühlte sich nicht halb so angsteinflößend an.
An seiner Hütte angekommen hatte Amy sich das leichte, interessierte Staunen nicht nehmen lassen können. "Wow.. die Lage ist echt.. nicht schlecht", sagte sie, während Alec die Tür aufschloss und ihr Blick kurz um due Hütte herum huschte, ehe sie eintreten konnten. Auf sein Kommentar ging sie noch nicht ein, erst wollte sie sich ihr eigenes Bild machen. Und das tat sie auch. Neugierig wanderten ihre Augen, während sie den halben Weg durch das Zimmer ging, von einem Fleck zum nächsten. Wie ein kleines, beeindrucktes Kind lief sie ein paar Schritte auf die Kommode zu, betrachtete das Bild von seinen Eltern darauf und ließ ihren Finger feinfühlig über den Bilderrahmen fahren. Er hatte sein Zimmer individuell gestaltet, und das sprach die Banshee in jeder Hinsicht total an. Noch einmal glitt ihr Blick an den Wänden entlang, ein entzücktes Lächeln auf ihren Lippen. "Ich schätze mehr.. die kleinen Dinge im Leben", ließ sie den Dunkelhaarigen wissen, in ihrer Stimme lag dabei so viel Aufrichtigkeit, dass ihr Lächeln dazu perfekt harmonierte.
Schließlich nahm sie ebenfalls ihren Rucksack von den Schultern, legte ihn auf dem Boden ab und blickte zu der Truhe, die Alec gerade erwähnte. Oh shit.. ich hab echt nichts dabei.. Es war so klar gewesen, dass sie das wichtigste vergessen hatte. Was zum Schlafen. Sie hatte nur eine zweite Jeans zum wechseln, und ihre Strickjacke in die Tasche gestopft. "Mhhhh wenn das so ist daaaann.. Auf geht's Stöbern!", verkündete Amy vorhabend grinsend, lief auf besagte Truhe zu und kniete sich vor ihr hin. "Scheiß auf Kleiderschränke, zu mainstream", warf sie munter lachend ein, als sie die Truhe öffnete und ihr Blick auf allerlei Dinge fiel. "....das sieht doch bequem aus..", überlegte sie laut, ehe sie irgendein Rüstungsteil hinauszog, sich dieses einfach wahllos über den Kopf legte und schließlich blöd zu Alec hochgrinste.

Erleichtert stellte Alec fest, dass Amanda wirklich nichts auszumachen schien, dass er sie einfach in seiner Hütte untergebracht hatte. Nicht einmal das Getuschel schien sie zu stören, obwohl Aphrodite sie offensichtlich kurz verwirrt hatte. Kein Wunder.. aber so hatte sie immerhin nicht mitbekommen, warum die Göttin das getan hatte und er musste keine Erklärung liefern. Ihr schien im Moment sowieso genug durch den Kopf zu gehen. "Es ist der beste Platz.", antwortete Alec mit einem schiefen Grinsen und einem kurzen Zwinkern, bevor er hinter ihr die Hütte betrat. Hier lagerten viele Erinnerungsstücke und einige Dinge von zu Hause, die er einfach hatte mitnehmen müssen, weshalb das kleine Zimmer zwar schlicht, aber trotzdem individuell eingerichtet war. Irgendwo gab es sogar ein Bild von ihm und Amanda in ihren Kindheitstagen, weshalb er kurz Schmunzeln musste, während er die Banshee dabei beobachtete, wie sie sich in dem kleinen Zimmer umsah.
"Na was hab ich für ein Glück.", meinte er schmunzelnd und lehnte sich jetzt gegen das Sofa, wobei er die Arme leicht verschränkte und sich kurz umsah, ehe sein Blick schon wieder zurück zu Amanda huschte. Natürlich hatte sie nichts mitgenommen. Eigentlich war es ihm schon vor seiner Frage klar gewesen, weshalb er jetzt nicht anders konnte als zu lachen, während er einladend mit der Hand zur Truhe zeigte. "Nur zu. Nimm was dir gefällt.", neckte er sie grinsend. Er selber musste schon lange nichts mehr hin und her schleppen, weshalb er auch total vergessen hatte ihr zu sagen, dass sie so etwas brauchen würde, aber eigentlich gefiel ihm auch die Tatsache, dass sie gleich seine Sachen tragen würde. "Kleiderschränke sind langweilig. Das kann jeder. Und im übrigen passen Rüstungen und Waffen da nicht so gut rein.", meinte er schmunzelnd und legte dann den Kopf schief, als sie etwas heraus zog, es sich über den Kopf zog und am Ende in einem viel zu großen Brustharnisch vor ihm stand und diesmal konnte er wirklich nicht anders als laut zu lachen. "Steht dir!", brachte er grinsend heraus, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte und lief jetzt doch zu ihr rüber, wo er ihr den Harnisch wieder abnahm und ihr dafür ein Shirt von ihm zusammen mit einer kurzen Sporthose in die Hand drückte. "Die Hose rutscht auf jeden Fall, aber ist ja nur zum schlafen.", meinte er schmunzelnd, bevor er sich etwas weiter nach unten beugte und sich selbst eine kurze Schlafhose aus den Kleidern zog. Er schlief zwar grundsätzlich ohne Shirt, aber eine Hose war für ihn Pflicht. "Du kannst dich im Bad umziehen und fertig machen, wenn du willst. Ich richte mir so lange das Sofa.", meinte er mit einem schiefen Lächeln, wobei er eher auf ihre Nase, als in ihre Augen sah. Auch wenn er sofort gesagt hatte, dass sie bei ihm schlafen würde, war er zu viel Gentelman, als dass er sich auch einfach zu ihr ins Bett einladen würde und dass sie im Bett schlafen würde stand außer Frage. Das Sofa war super bequem, so lange man nur einen Film anschaute, aber zum schlafen war es wirklich nichts, vor allem, weil es eigentlich ein gutes Stück zu klein für ihn war. Trotzdem war es für ihn selbstverständlich, dass er dort schlafen würde. Auch wenn er am liebsten keinen Zentimeter von ihr entfernt wäre.

Diese lockere und lässige Art hatte Amy schon immer an Alec bewundert. Das hatte sich ebenfalls nicht geändert. Er war nicht laut, sondern ein ruhiger, humorvoller Beobachter der direkten Sorte, mit dem die Banshee immer Scherze machen, oder ernst reden konnte. Ihre Freundschaft zu Alec hatte sie sehr geschätzt, und obwohl dieser Kontaktabbruch zwischen sie gekommen war, hatte sie ihm das nie böse anrechnen können. Einfach weil.. weil sie auch schlichtweg nie auf ihn sauer sein konnte - könnte. Das ließ die Wirkung seiner Persönlichkeit nicht zu. Und dass eine innige Freundschaft wieder zu sich gefunden hatte, konnte sie als ihr größtes Glück beschreiben, das sie endlich mal gehabt hatte. Obwohl sie zugeben musste, dass das zwischen ihnen keine gewöhnliche Freundschaft mehr war. Jedenfalls fühlte es sich nicht so an, nicht mehr vollkommen. Bei seinem Grinsen, seinem Schmunzeln, der Berührung seiner Hand, die ihre die vergangenen Stunden festgehalten hatte - das löste in ihrem Bauch Dinge aus, von denen sie bei ihm damals nie etwas zu spüren bekommen hatte.
Nur zu. Nimm was dir gefällt. "Ohh, das werd ich!" Frech streckte sie dem Älteren die Zunge aus und wandte sich lachend der Truhe zu. Dabei erblickte sie neben den Rüstungen auch ein paar Waffen, zeitgleich, als Alec dies erwähnte. "Merk schon.. ich hab ja auch immer Waffen in meiner Sockenschublade, normal", entgegnete die Banshee gespielt belanglos, zuckte zur Verdeutlichung mit den Schultern, grinste allerdings dabei amüsiert vor sich hin. Und als sie das erbeutet hatte, wonach sie natürlich gesucht hatte, klar, wurde ihr Grinsen extra dämlich. Repräsentativ nahm sie ein paar Posen ein, nicht zuletzt den Klassiker, den Denker, und verfiel in ein amüsiertes Lachen über sich selbst. "Okay, ich muss zugeben.. schlafen wird darin vielleicht ein biiisschen schwierig.."
Mit einer schiefen, niedlichen Grimasse ließ sie sich den Brustharnisch abnehmen und nahm stattdessen die Klamotten an sich, die Alec ihr rüber gereicht hatte. Auf seine Erklärung hin war es die Hose, die sie von sich streckte und mit einem prüfendem Blick bedachte. Danach glitten ihre Augen zurück zu Alec, ein Nicken folgte, doch hielt sie abrupt inne, als er meinte, sich das Sofa vorbereiten zu wollen. "Ähh.. das Sofa?", fragte Amy ziemlich bescheuert stutzend nach. Ihr Blick wanderte zu besagtem Sofa, und auch wenn ihr Augenmaß nicht ganz verlässlich war, behauptete sie instinktiv: "Da passt du gar nich mal richtig drauf.. ich meine.. ich könnte grad noch so drauf passen.." Sie biss sich ein wenig ertappt auf die Unterlippe. Erstens, weil sie irgendwie selbst nicht wirklich auf der Couch schlafen wollte. Zweitens, weil sie insgeheim eigentlich wollte, dass Alec bei ihr in seinem Bett schlief. "Ich kann auch reinrutschen, das Bett ist groß genug für Zwei!", fügte sie viel zu schnell hinzu, als dass es unauffällig gewesen wäre.

Klar würde sie sich nehmen was sie wollte. Wann hatte sie das schon mal nicht, selbst wenn er ihr vorher einen Rat gegeben hatte. Er würde sie zwar nicht Beratungsresistend nennen, aber sie tat eben, was ihr gefiel. Im Moment war das alberne Posen in seinem Brustharnisch zu machen und Alec damit zu belustigen. "Aber nur vielleicht und nur ein bisschen.", antwortete er neckend und zwinkerte ihr grinsend zu. "Und das hier ist eine Truhe, wie sie Offiziere in der Antike mit in die Kämpfe genommen haben. Sie erinnert mich auch an meine Siege.", erklärte er, auf ihre Bemerkung wegen der Sockenschublade hin, wobei er auf eines der eingeprägten Bilder zeigte. Jedes einzelne Bild zeigte einen seiner Kämpfe. "Die Mitte des Deckels wird mit dem Tod des Besitzer geprägt. Findet man keine Leiche, wird die Truhe verbrannt.", fügte er noch hinzu und strich kurz über den leeren Deckel, bevor er wieder lächelnd zu Amy sah. "Ziemlich viel Magie hie.", meinte er, um das ganze nicht mehr so ernst klingen zu lassen. Amy wechselte dann ja aber zum Glück sowieso das Thema, als sie wegen der Erwähnung des Sofas stutzte. "Ja.. das Sofa.", antwortete er mit einem Schulter zucken und beobachtete sie kurz, bevor er den Blick wieder etwas senkte und dann schmunzelte. "Könntest du vielleicht, musst du aber nicht. Du schläfst im Bett keine Angst.", sagte er mit einem Zwinkern, biss sich dann aber auf die Lippe. Klar war es groß genug für zwei. Seine Schwester war immerhin manchmal Nachts mit in sein Bett gekrabbelt, also wusste er das ziemlich genau und er würde liebend gerne mit ihr in einem Bett schlafen.. Das seine Gefühle für sie nur noch der Freundschaft entsprachen brauchte er sich eigentlich nicht mehr einzureden. Er fühlte es viel zu genau und hätte Amanda ihm nicht gesagt, was seine Schwester ihr gesagt hatte, hätte er ein schlechtes Gewissen deswegen, aber so.. "Vielleicht ist es gar nicht so ratsam neben einem Erwählten von Morpheus zu schlafen.", witzelte er, atmete dann aber tief durch und sah ihr jetzt doch in die Augen. "Wenn das für dich okay geht ist mir ein Platz neben dir im Bett auch lieber.", gab er schließlich mit einem süßen Lächeln zu, bei dem er den Kopf ein kleines bisschen schief legte. "Wir.. sollten uns dann aber trotzdem vorher umziehen.", meinte er grinsend, bevor er einen Schritt zurück machte um nichts dummes zu tun. Er war ihr irgendwie doch sehr nahe gewesen bis gerade eben.

Je länger Alec über die Kiste vor ihr sprach, umso faszinierter wurde der Ausdruck in ihren Augen. Wahnsinnig interessiert wanderte Amys Blick zu den Einprägungen in der Mitte des Deckels; unwillkürlich näherte sie sich mit dem Kopf den Bildern, die darauf zu erkennen waren. "Krass..", flüsterte sie beeindruckt und - sie musste einfach, sie konnte nicht anders - im nächsten Moment fuhren ihre Finger die Konturen der Einprägungen nach. Mit dem aufgeweckten Funkeln in ihren Augen blickte die Banshee zu dem Halbgott auf. "Ich liebe Magie! Und das..", sie drehte ihren Kopf wieder zur Truhe und ihren Inhalt, "das ist echt.. wahnsinnig interessant.. Kleiderschränke sind einfach nur überbewertet.."
Niedlich auflachend richtete der Silberschopf sich auf, ehe sie bereits seine Klamotten für sie in die Hände gedrückt bekommen hatte und das Sofa-Thema zur Sprache gebracht wurde. Innerlich klatschte sie sich gerade selbst eine, weil sein Zwinkern ein verdammt dummes Kribbeln in ihr ausgelöst hatte, von dem sie sich nicht ablenken lassen durfte. Auf seinen Scherz wusste sie durchaus den nötigen Witz zu erwidern, doch dann hielt sie inne. "Für mich.. wirst du immer mein.. Alec bleiben..", sagte sie leise, und sah ihn dabei aus treuen Augen an. Ihr war es wichtig, dass ihm bewusst war, dass sie in ihm nicht den großartigen Halbgott sah, auf dem vermutlich eben genau diese Last lag.. sondern ihren Freund. Ihren.. Alec. Dem Jungen, dem sie immer blind vertraut hatte. Und das würde sich durch sein Schicksal niemals ändern.
Und eine zweite, innerliche Schelle folgte. Diesmal wuchtiger. Weil es jetzt auch noch ihr dummes Herz war, dass ein wenig schneller schlagen begann. Sowohl wegen seiner Zustimmung, dass er lieber bei ihr schlafen würde, als auch wegen diesem einen Lächeln, das sich auf ewig in ihren Kopf einbrennen würde. "Ähh Ja, Ja! Natürlich! Ich.. ja.. umziehen", stotterte sie niedlich unbeholfen, versteckte diese Verpeiltheit - mehr oder minder - hinter einem schiefen Lächeln und drehte sich schnell um, um in Richtung Badezimmer zu gehen. In ihrem Inneren schlug sich die Banshee gefühlte tausend Mal gegen die Stirn.
"Jaaap.. die Hose ist zu groß", merkte sie an, als sie nach ein paar Minuten aus dem Badezimmer hinaustrat und in seinem Shirt samt Shorts im Zimmer stand. Alles war ihr zu groß, aber sie konnte gar nicht beschreiben, wie wohl sie sich gerade darin fühlte. So pudelwohl, dass ihr Herz zufrieden schneller schlug. Und dieser Eigengeruch... sie war bereits im Badezimmer deswegen halb gestorben, und wenn sie sich jetzt auch noch vorstellte, dass sie in seinem Bett schlafen würde, mit ihm direkt neben ihr, dann... Adieu, voll-funktionsfähige Knie, und halloooo Wackelpudding.

Schmunzelnd beobachtete Alec wie Amanda sich näher zu den Bildern beugte und nickte. "Ziemlich.. Wenn wir morgen vom Orakel zurück kommen kannst du sie dir gerne genauer anschauen.", bot er mit einem Schulter zucken an. Früher hatten ihm diese Bilder etwas bedeutet. Erst hatte er Angst gehabt, weil sie ihn so immer wieder daran erinnerten, was er getan hatte. Dann war es stolz gewesen, weil die Bilder kleiner wurden, da der Platz knapp wurde. Aber jetzt bedeuteten sie nur noch eine Last für ihn. Und schmerzliche Erinnerungen an die Kiste seiner Schwester. "Jah.. Magie hat schon was.", gab er grinsend zu und lachte dann leise, wegen ihrem Kommentar über Kleiderschränke.
Alec erwartete eigentlich fast, dass sie irgendeinen Witz machen würde, aber als sie dann sprach trafen ihre Worte einen Punkt in ihm, der alles in ihm vibrieren ließ. Für einen Moment konnte er nicht anders als sie einfach nur anzustarren, bevor er sich räusperte und wieder los riss. "Danke. Wirklich. Das... bedeutet mir wahnsinnig viel Amy. Besonders von dir.", brachte er schließlich hervor und schaffte es sogar zu lächeln. Vermutlich würde sie nicht mal mit seinen Worten jemals herausfinden, wie viel ihm das wirklich bedeutete. Die Tatsache, dass sie ihn, obwohl sie mit ihm hier war, obwohl sie die Götter gesehen hatte, obwohl sie vor seiner Truhe stand, obwohl morgen das Orakel irgendeinen Spruch über sie abgeben würde, ihn immer noch als Menschen sah. Als Freund. Als er selber. Es war mehr, als er jemals erwartet oder zu wünschen gewagt hätte und sie sprach es so einfach aus. Alec versuchte die ganzen Gedankengänge irgendwie hinter seinem Lächeln zu verstecken, was aber erst dann wirklich gelang, als er wegen ihrem Gestottere doch leise lachen musste. "Genau. Umziehen.", antwortete er grinsend und sah ihr kurz schmunzelnd hinter her, bevor er leise seufzte, einmal tief durchatmete und sich dann auch schnell die Schlafshorts anzog. Er hatte gerade seine Sachen in den Wäschesack geworfen, als Amy wieder aus dem Badezimmer kam und ihm schon ein Grinsen entlockte, bevor er sich zu ihr umdrehte. Als er sie dann aber wirklich ansah musste er aufpassen, dass es nicht verblasste. Natürlich waren ihr die Sachen viel zu groß, aber gleichzeitig waren es eben seine Sachen die sie da trug und das ließ sein Herz irgendwie aussetzen, bevor er noch schneller weiter schlug als davor schon. Schnell räusperte er sich und zuckte dann die Schultern. "So lange es zum schlafen geht.", meinte er mit einem schiefen Grinsen und nickte zum Bett. "Ich mach nur noch schnell den Rollladen runter.", sagte er vielleicht etwas zu schnell, bevor er schon drüben war und mit ein paar kräftigen Zügen den Rollladen nach unten ließ. Jetzt ohne Shirt konnte man auch sehen, dass er nicht nur die typischen Schlanker-Junge Muskeln hatte, sondern dass sie wirklich trainiert waren. Eher athletisch, was er sicher von seiner Verbindung zu Artemis hatte, und nicht wie bei diesen Muskelprotzen, die Ares für sich erwählte, aber eben doch muskulös. Etwas, was Alec doch auch irgendwie an sich mochte, weshalb er auch jetzt nicht mal im Ansatz daran dachte ein Shirt anzuziehen. Stattdessen lief er jetzt rüber zu Amy und rutschte schnell zu ihr unter die Decke, bevor die Stille zwischen ihnen peinlich wurde.

Die Emotionen, die sich bei ihren Worten durch Alecs Augen zogen wie ein alter Filmband, konnte sie erkennen. Ob das daran lag, weil sie als Banshee sowieso noch ein weitaus ausgeprägteres Gefühl von Empathie hatte, oder ob es daran lag, weil sie ihn trotz der drei Jahre immer noch verdammt gut zu verstehen und hin und wieder auch zu durchschauen wusste, blieb nun offen. Amy selbst vermutete, dass es eine Mischung aus Beidem war, aber egal was es war, sie bemerkte, dass ihre Aussage etwas in ihm berührt haben musste. Kommentarlos, still blickte sie ihn ehrlich lächelnd an, das war genug. Weiter würde sie nicht drauf eingehen, tiefer graben, Wunden aufreißen lassen, die womöglich nicht verheilt waren. Sonst hätte ihn die Worte seiner ehemaligen besten Freundin nicht so aus.. dem Konzept gebracht.
In den Klamotten des Älteren sah Amy wirklich fabelhaft niedlich aus. Da sie ohnehin schon einen eher zierlichere Statur hatte, wirkte sie in diesem dunklen Shirt und den Shorts dazu wie eine Fünf Jährige, die sich die Sachen ihres 13 Jährigen Bruders gekrallt hatte. Nur dass das zwischen Alec und Amy keine Geschwisterliebe war. Nicht mehr. Und das erkannte sie selbst auch daran, wie er auf sie wirkte. Besonders, als sie ihn zu dem ganzen, neuen Gefühlschaos oberkörperfrei vor sich stehen hatte. Und wie. Etwas zu lange, als dass man es in ihrem Kopf gesund nennen konnte, starrte sie auf den trainierten Körper des Halbgottes, ehe sie ihren Blick schnell auf das Bett wandte und mit zusammengepressten Lippen zum Bett rüberhüpfte - einfach, um ihre.. Überwältigung von seinem.. Körper und im Grunde genommen gerade alles an ihm zu überspielen. Im Hüpfen wippten ihre silbrig weißen Haare, die locker nach oben gebunden waren, ein wenig mit. "Uh shit.. die Hose..", gab sie unbeholfen von sich, als sie so schlau gewesen war, durch zusätzliches Hüpfen den "Rutschfall" der Hose zu verstärken, weshalb sie sich schnell ins Bett rettete und sich unter der Decke vergrub. Und, verdammt, dieser Eigengeruch... doch der eigentliche Übeltäter für ihr flatterndes Herz war natürlich Alec, der auf direktem Wege zu ihr in sein Bett war, nachdem er die Rolladen noch schnell herunter gelassen hatte, und das Zimmer nun in vage Dunkelheit getränkt war. Die Stille, die sich danach über die beiden legte, war so derart peinlich, dass Amy kurz unsicher die Wangen aufblies. Ausgerechnet jetzt meldete sich auch noch ihr Kuschelinstinkt. Wirklich, Amy?! Wirklich?! Schiefen, unschuldigen Ausdruckes drehte sie ihren Kopf vorsichtig zu Alec, versuchte ihr pochendes Herz irgendwie weg zu ignorieren. Wenn das so einfach wäre. Schnell nahm sie ihren Mut samt Kuschelinstinkt zusammen, verdrängte dir Tatsache, dass seine Nähe sie vermutlich zur Ohnmacht treiben könnte, und drehte sich unter der Decke zur Seite - direkt zu ihm. Neben ihm. Jedenfalls, näher. "...buh", flüsterte die 17 Jährige und brach damit die Stille, indem sie leise kicherte.

Alec nahm nicht wirklich wahr, dass Amy das Gefühlschaos in ihm bemerkte. Natürlich kannten sie sich gut und sie war immerhin eine Banshee, aber für diesen Moment war er von sich selbst zu abgelenkt, als das er etwas dazu hätte sagen können. Oder als das er überhaupt wirklich darüber nachdenken könnte. Er behielt nur ihre Worte und schloss sie in seinem Herzen ein. Er war sich auch so sicher, dass er sie niemals wieder vergessen würde, denn diese Worte bedeuteten alles für ihn. Nicht nur, weil er mehr für sie empfand, als er zugeben wollte.
Das merkte er auch, als er jetzt neben ihr im Bett lag. Gerade auf dem Rücken und irgendwie gleichzeitig mit dem verlangen sie wieder in die Arme zu nehmen und der Ungewissheit, ob er das tun sollte. Vorhin im Wagen war es noch so einfach gewesen, aber jetzt durch die Pause und der Sache mit dem Bett, in seinen eigenen vier Wänden.. Vorher hatte er sich noch einreden können ihr Kissen zu sein und er zu abgelenkt gewesen um sich richtig Gedanken zu machen. Jetzt wirbelten seine Gedanken zwar auch abgelenkt durch seinen Kopf, drehten sich aber nur um das silberhaarige Mädchen neben ihm, dass er in dem wenigen, schummrigen Licht, nur als Schatten erkennen konnte. So bemerkte er bei ihrer Bewegung auch nicht sofort, dass sie sich zu ihm drehte, bis sie plötzlich so nah lag, dass sie ihn schon fast berührte. "Hmm du solltest mich nicht so erschrecken.", murmelte er grinsend und mit gespielt drohendem Unterton zurück, bevor seine Gedanken plötzlich egal waren. Die Ruhe kam zurück in den Scamander Jungen während er sich drehte, die Arme etwas ausstreckte und schließlich um seine Kindheitsfreundin legte. Fast vorsichtig zog er sie näher, bis sie an seiner Brust zum liegen kam. Fast wie eine Stunde zuvor in Apolls Auto. "Sonst muss ich dich am Ende fesseln, damit du es nicht nochmal machst..", murmelte er gespielt drohend, aber viel zu leise und viel zu nahe an ihrer Wange, weil er die Entfernung nicht hatte abschätzen können. Und bevor er selber damit rechnete berührten seine Lippen ihre weiche Haut, seine Arme legten sich etwas fester um sie und sein Herz schlug noch schneller. Würde sie jetzt zurückweichen könnte er gerade noch behaupten sie nur freundschaftlich festzuhalten. Gerade noch so. Nicht aber eine halbe Minute später, in der sie immer noch nicht zurückgewichen war und seine Lippen weiter gerutscht waren, bis sie schon den Mundwinkel des zuckersüßen, zierlichen Mädchens in seinen Armen berührten. Alec konnte nicht anders als den Atem anzuhalten und innerlich zu beten, dass Amanda auch jetzt nicht wegrutschen oder den Moment unterbrechen würde um ihm zu sagen, dass er das nicht tun sollte.

"Zu späät, das mach ich viel zu gerne", merkte Amy mit einem verspieltem Flüsterton an und lachte leise in sich hinein - auch wenn sie in ihrem Inneren nervöser nicht sein könnte. Allerdings nicht diese Art von Nervosität, die sie bei den Göttern verspürt hatte. Im Gegensatz zu der Versammlung im Tempel war ihr Nervositätsgefühl nicht mit Unbehagen und Angst verbunden, sondern mit... Aufgeregtheit. Aufgeregtheit deshalb, weil sie mit ihrem ehemaligem Kindheitsfreund in seinem Bett lag, direkt neben ihm, in seinen Klamotten; und sein Eigengeruch dabei nicht betörender hätte sein können. Insbesondere eben genau weil er direkt neben ihr lag.
Umso verrückter wühlte es das Innere der Banshee komplett auf, als sie aus dem nichts Alecs Arm um ihre Taille spürte. Und der Halbgott sich das liebevolle Recht nahm, sie sanft an seine Brust zu ziehen. Genau in diesem Augenblick hatte dem Silberschopf praktisch automatisch der Atem gestockt, ihre Augen hatten sich eine Spur geweitet, und sie hoffte, betete, dass er ihren Herzschlag nicht spüren würde, welcher mittlerweile deutlich lauter zu schlagen schien.
Ihre Arme hatte sie zu sich an ihre Brust gezogen, damit sie nicht einfach wahllos zwischen ihr und Alec liegen würden. Doch damit hatte sie erreicht, dass sie nicht nur an ihrer Brust lagen, sondern zeitgleich auch die nackte Brust des Halbgottes berührten. Die Wärme, die von dort aus ausging, und das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes bescherten der 17 Jährigen eine Gänsehaut. Der Versuch, sich um eine kontrollierte Atmung zu bemühen, schlug fehl. Dass er sie so in die Arme nahm, machte sie komplett wuschig im Kopf. Seine Worte hatte sie nur halb wahrgenommen, schaffte es aber noch, ein leises, nahe zu lautloses Aufgekicher zur Überspielung ihres Gefühlswirbelwindes in ihr von sich zu geben.
Doch gerade, als sie gedacht hatte, mit seiner Nähe, seiner Umarmung, und einfach seiner ganzen Präsenz umgehen zu können, spürte sie seine Lippen an ihrer Wange. Sofort hielt sie den Atem an, sie könnte gerade schwören, dass sie blau anlaufen könnte, so aufgeregt war sie. Die Banshee traute sich nicht, auch nur einen einzigen Mucks von sich zu geben, oder sich in irgendeiner Art zu bewegen, soll es noch so eine kleine Bewegung sein, aus Angst, sie könnte diesen Moment damit sonst zerstören. Denn so, wie seine Lippen ihre Wange gestreift hatten, hatte sich ihr ein Wunsch in den Kopf gesetzt, den sie nicht verleugnen konnte: Küss mich...
Und genau zu diesem Zeitpunkt schien ihre Bitte sich fast zu erfüllen: Alecs Lippen waren tatsächlich weiter zu ihren gewandert und streiften nun ihren Mundwinkel. Es kostete nur noch eine winzig kleine Bewegung ihrerseits, und der Wunsch würde sich erfüllen. Rückblickend konnte sie für sich festhalten, dass sie nicht Mal bei ihrem ersten Freund diese Art von Gefühlen verspürt hatte, wie Alec sie gerade in ihr auslösten. Langsam drehte der Silberschopf den Kopf ein Stück zu ihm, zu seinen Lippen, sodass vielleicht nur noch vier Millimeter zwischen ihnen lag.

"Dachte ich mir fast..", murmelte Alec so leise, dass sie es vermutlich gerade noch so hören konnte, es aber nicht eine Sekunde lang die Spannung zwischen ihnen zerstörte. Die Spannung, die jetzt noch viel greifbarer wurde. Alec war sich zu absolut 100 % sicher, dass er so eine Spannung noch nie gefühlt hatte. So intensiv und trotzdem nicht unangenehm, sondern so, dass man noch viel mehr davon wollte. So viel mehr, bis man es nicht mehr aushielt und sich Spannung in einem Augenblick komplett entlud. Fast wie in einem Zweikampf, nur so viel schöner. Nicht mal bei den zwei Freundinnen die er vorher gehabt hatte, war es so gewesen und Alec war klar, dass mit Amy sowieso alles so viel anders war. So viel schöner, so viel besser, so viel intensiver und so viel vertrauter.
Gerade, als er das zu Ende gedacht hatte, drehte Amanda tatsächlich ganz leicht ihren Kopf, bis ihre Lippen nur noch Millimeter von seinen entfernt waren. Ganz kurz hielt Alec noch die Spannung, wartete darauf, dass sie vielleicht etwas sagte, ihn doch von sich schob, mit ihren zierlichen Händen, die auf seiner Brust lagen. Aber das tat sie nicht. Sie blieb einfach so in seinen Armen liegen und dann überbrückte Alec auch noch das letzte bisschen Luft, das sie trennte. Ganz zärtlich legten sich seine Lippen auf ihre, blieben einen Moment einfach nur liegen, bevor sie sich sanft gegen ihre bewegten. Genauso sanft schoben seine Arme sich jetzt weiter um sie herum, zogen sie enger an sich heran, bis nichts mehr zwischen sie gepasst hätte. Als er bemerkte, dass Amy anscheinend nichts dagegen hatte, konnte er auch nicht anders, als innerlich mehr als nur breit zu grinsen, während sein Herz offensichtlich anfing zu jubeln und er für einen ganz kurzen Moment seiner Schwester dafür dankte, dass sie ein Leben für ihn wollte, denn wenn es ein Leben mit Amy werden würde, und für ihn war klar, dass das hier auf keinen Fall irgendeine kurze Sache sein würde, dann nahm er dieses Leben auch liebend gerne an. Jetzt brachte es auch nichts mehr vor sich selbst zu behaupten, er würde nicht mehr für die zierliche Banshee empfinden, die gerade in seinen Armen lag. Er empfand viel für sie. Als beste Freundin, als Kindheitserinnerung, als Vertraute, als Mädchen an seiner Seite, als das Mädchen, dass er küsste und in den Armen hielt und nicht mehr los lassen wollte. Er wusste, dass ihm das wenige zutrauen würde, aber er hoffte, dass Amanda das schon wusste und eigentlich.. eigentlich zweifelte er nicht daran. Immerhin war das hier immer noch seine Amy.

Es war, als würde eine federleicht zarte Erleichterung, die jedoch die Größe eines gigantischen Felsens in der Brandung hatte, von ihrem pochendem Herzen fallen. Die Lippen des Halbgottes auf ihren löste ein Orkan aus Schmetterlingen in ihr aus, die ihren Weg durch jeden Winkel ihres Bauches auf sich nahmen und von einer Seite zur nächsten flatterten; anmutig, geschmeidig, kribbelnd. Wenn die Banshee gestanden wäre, hätte sie jegliche Kraft in ihren Knien verloren, um noch weiter stehen bleiben zu können. Sie hätte niemals gedacht, dass es sie so hart erwischt hatte. Dass sie sich tatsächlich, innerhalb weniger Stunden, so stark in ihn verliebt hatte - Alec Scamander, den sie davor bewahrt hatte, sich von der Welt abzudanken. Für den es sich jederzeit lohnen würde, über jegliche Grenzen in ihrem Leben hinauszuschreiten, und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um an seiner Seite zu bleiben. Sie wusste nicht, warum ausgerechnet dieser Gedanke der stärkste war, der sich durch ihren leer gefegten Kopf zog wie ein Mantra. An deiner Seite. Da gehöre ich hin.
Zärtlich erwiderte sie den Kuss, ihre Lippen fügten sich den Bewegungen seiner. Und für einen Moment verlor sie jede Kontrolle über ihr Denkvermögen, über ihr Handeln, dass ihre Hand zögerlich von seiner Brust an seinen Hals wanderte. Am Übergang zwischen Hals und Wange blieb sie liegen, ihr zierlicher Körper, der in den Klamotten des jungen Halbgottes gehüllt war, schmiegte sich der Länge nach an seinen. Und je länger sie an seinen weichen Lippen hing, umso größere, wohltuende Tornados an Glücksgefühlen wirbelten ihr Inneres auf und hinterließen die Spuren eines einzigen Gefühls: Liebe. Es fühlte sich an wie wahre Liebe, obwohl Amy es selbst nicht in Worte fassen konnte, wie genau sie das ausdrücken konnte. Es war ein Gefühl, dass ihr in genau diesem Moment sagte: Er ist es. Das war die Magie einer schicksalhaften Begegnung, die zwischen den Beiden knisterte und zusammengeführt hatte.
Den langen, zärtlichen Kuss erwiderte sie mit so viel Hingabe wie sie es noch nie getan hatte - zumindest war es etwas völlig anderes als die Küsse, die sie mit ihrem Ex geteilt hatte. Natürlich, Alec war nämlich nicht irgendjemand, er war der eine. Langsam löste sie ihren ersten, gemeinsamen Kuss, doch ließ sie keinen Abstand über Millimeter zu. Als sie die Augen wieder öffnete, erkannte sie nur die schemenhaften Konturen seines Gesichtes, konnte jegliche Regungen darin allerdings förmlich spüren. Ihre Hand ruhte noch immer an seinem Hals, während sie im Inneren darum rang, irgendwas dazu zu sagen.

Nein er musste wirklich nicht nachfragen. Sie war es. Dieses eine Mädchen, nachdem er nie hatte suchen können, weil er viel zu tief in die alten Mythen verstrickt war und jetzt fand er sie, ganz plötzlich und unerwartet und doch irgendwie nicht überraschend, genau in dieser Welt. Er hatte nie wirklich an Schicksal geglaubt oder an Vorhersehung, aber in diesem Fall machte er eine Ausnahme. Wie war es sonst zu erklären, dass die Banshee, die jetzt sein Grund zu Leben war, ihn in dem Moment gefunden hatte, in dem er sein Schicksal in die Hände des Hades hatte legen wollen? Wie war es sonst zu erklären, dass sich jetzt Berührung mit ihr Stück für Stück intensiver angefühlt hatte, dass Kribbeln von nervös über freudig bis hin zu diesem diffusen Gefühl, dass man nur hatte, wenn man im Begriff war sich zu verlieben, gewechselt hatte? Oder dass er sie jetzt im Moment küsste und sie nicht zurück wich, sich nicht erschreckte, nicht einmal zögerte, ehe sie seinen Kuss erwiderte?
Mit sanftem Druck wanderte seine Hand jetzt nach oben, bis sie in ihrem Nacken zum liegen kam. Fast zeitgleich mit ihrer, die während dessen von seiner Brust nach oben und an seinen Hals wanderte, wo sie liegen blieb und bei dem Sohn des Poseidons eine Gänsehaut auslöste, die auch nicht weg ging, als Amy den Kuss löste. Wirklich von einander weg gingen sie ja sowieso nicht und Alec hielt sogar noch ein bisschen die Augen geschlossen, während sich langsam ein Lächeln auf seine Lippen legte. Erst nach einigen Sekunden öffnete er die Augen und obwohl er Amanda nicht wirklich sah, konnte er sie erkennen, was wohl hauptsächlich an seiner Abstammung lag. Trotzdem konnte er so all die Emotionen in ihrem Gesicht lesen und er konnte spüren, dass es auch für sie nicht irgendein Kuss gewesen war. Das hier war so viel mehr als ein Kuss oder als eine erzwungene gemeinsame Nacht. Das hier war alles, was er sich, heimlich und alleine, erträumt hatte und ausgerechnet seine Kindheitsfreundin erfüllte diese Wünsche, ohne davon zu wissen. Kurz überlegte er, was er sagen sollte und ihr schien es nicht anders zu gehen, bevor die Worte schon einfach so kamen. "Das.. für mich war das nicht irgendein Kuss Amy.. Ich.. Egal was morgen passiert ich werde nicht mehr von dir weg gehen. Nie wieder und du musst auch nicht mehr von mir weg, weil nie wieder irgendetwas zwischen uns kommen wird.", flüsterte er in die Stille hinein, während seine Finger leicht über ihren Nacken strichen und sein Herz anfing ruhiger, aber kräftiger zu schlagen, als wollte es seine Worte für ihn nochmal bestätigen. Nein er würde nie wieder von ihr weg gehen und er würde sie mit jeder Faser seiner Körpers beschützen. Er würde nicht nochmal zulassen, dass jemand den er liebte, jemand den er so liebte, wegen den Götter sterben würde. Vor allem nicht Amy.