Wer? yoonmin
Wann? uh 2017
Wo? Justizvollzugsanstalt für Schwerverbrecher, Seoul
Was? yoonmin in prison, nough said
Rating? u want sum fuk

~ * ~

Die weiße Kreide schabte kratzend über die steinerne Wand, hinterließ dort einen weiteren schmalen Strich.
1 Jahr und 18 Tage waren nun vergangen, seitdem man Suga in diese Zelle gesteckt hatte, seitdem man ihn vor den Augen von gefühlt einer Millionen Reporter und neugieriger Zuschauer abgeführt hatte.
Lautlos seufzend ließ sich Suga wieder nach hinten auf sein Bett sinken, verschränkte die nackten tätowierten Arme hinter dem Kopf und betrachtete die Ansammlung von Kreidespuren an der Wand während die Kippe zwischen seinen Lippen weiterqualmte.
Eigentlich war es verboten, die Wände zu beschmieren - mit was auch immer - aber da Suga sowieso den Rest seines Lebens hier verbringen würde und es immer seine Zelle bleiben würde, ließ man es ihm irgendwie trotzdem durchgehen. Der Lattenrost unter ihm knarzte leicht, als er sich bewegte, seine schmalen Augen auf das leere Bett auf der anderen Seite der Zelle richtete.
Namjoon hatte durchscheinen lassen, dass er sich bald auf Gesellschaft freuen könnte und Suga damit ein verstimmtes Stirnrunzeln ins Gesicht getrieben. Es war eine Weile her, dass er einen Zellengenossen gehabt hatte und...was mit dem passiert war, nun das war eine andere Geschichte. Langsam kletterte Sugas Blick zu dem kleinen Fenster, das direkt unter der Decke lag, die ganze Zelle in ein kaltes, eher dämmriges Licht flutete. Es mochte vielleicht 10 Uhr sein, was bedeutete, dass es noch 2 Stunden dauerte, bis man die Zellen aufsperrte und sie sich frei bewegen durften.
Seinen Gedanken nachhängend zog Suga an seiner Kippe, schnipste die überstehende Asche ohne hinzusehen in den zweckentfremdeten Joghurtbecher in dem Regal hinter seinem Kopf, drehte sich dann gelangweilt wieder auf den Rücken, schloss die Augen.
Das Geräusch von Schritten ließ den Blonden den Kopf beiseite drehen und seine dunklen Augen öffneten sich einen Spaltbreit, huschten aus der Zelle in den Gang. Gemächlich zog er sich in eine sitzende Position, fuhr sich durch die gebleichten Haare, schob die Kippe zwischen seine aufgesprungenen Lippen und näherte sich den Gitterstäben. Den giftigen Rauch in seine Lunge ziehend stützte er seinen Unterarm gegen das kalte Metall und neigte den Kopf leicht, während die Schritte näherkamen, Stimmen erklangen.
Aufmerksam beobachtete er wie zwei der Wärter um die Ecke kamen - zu seinem Bedauern nicht Namjoon - , in ihrer Mitte einen Jungen, der... vollkommen fehl am Platz aussah. Sugas Augen begannen zu funkeln, als er ihn mit seinem Blick abtastete, an seinen sanften Gesichtszügen hängen blieb, oh, er war hübsch, hätte problemlos eins von diesen Kpop Idols sein können. Und trotzdem war er hier, sah aus wie ein Welpe, den man in ein Wolfsgehege geworfen hatte und Sugas Lippen umspielte ein fast mitleidloses Grinsen, als die Wärter vor seiner Zelle Halt machten, dem Neuen die Handschellen abnahmen und die Tür aufschlossen.
„Gesellschaft für dich, Min.“, meinte der eine und lachte, schob den Rosahaarigen in die Zelle und schloss die Tür mit einem lauten, unnötigen Krachen wieder. Suga sagte nichts, hatte sich von seiner Position an den Gitter nicht wegbewegt, doch seine Augen waren dem Jüngeren gefolgt, lagen noch immer fast lauernd auf ihm. Erst als die Wärter sich verzogen hatten, drehte er sich um, lehnte sich in seiner dunkelblauen Gefängniskluft gegen die kalten Stäbe und kippte den Kopf auf die Seite, während er an seiner Zigarette zog, seine Miene blieb undeutbar.
„Willkommen, Frischling."

Hätte man Luca gefragt, wie die Haftanstalt von innen aussah, hätte er keinerlei Antwort geben können. Den gesamten Weg bis hierher hatte er kein einziges Mal aufgeschaut, sich nicht die Mühe gemacht darauf zu achten, wohin er trat, wenn er ohnehin wie ein Hund an der Zwangsleine geführt wurde. Aus dem Augenwinkel konnte er zwar erkennen, dass ihn jeder anstarrte, die Blicke der Häftlinge bohrten sich regelrecht in seinen Rücken, brannten an ihm und obwohl er diese, ihm fast etwas zu groß scheinende - da sie keine Größe gefunden hatten die ihm exakt passte-, Gefängniskluft trug, fühlte er sich nackt. Diese Art von Aufmerksamkeit riss an ihm und machte ihn fertig, seine social anxiety wurde dadurch nicht gerade gelindert und er konnte partout nicht den Blick heben, selbst wenn er es gewollt hätte.
Aber er wollte nicht. Er wollte gar nichts. Absolut nichts. Nicht einmal die Aussicht auf Freiheit. Das würde nichts daran ändern, wie er sich fühlte - und auf ewig fühlen würde.
Schuldig.
Sicher, es befanden sich weitaus schlimmere Kerle hier, die wesentlich schwerer Straftaten begannen hatten - doch für Luca war das, was er getan hatte, schon Grund genug, um ihm die Lebensfreude zu nehmen. Ihm, der Inbegriff der strahlenden Fröhlichkeit - was ein selbst zu verantwortender Tod doch alles ändern konnte.
Seine pinken Strähnen hingen in ihm ins Gesicht, im Gesamtbilb hob er sich massiv von den anderen ab. Nicht nur in seinem Aussehen, dass sei so dahin gestellt, sondern was seine Mimik anbelangte. Luca hatte nichts Aggressives an sich, nichts Böses, nichts, was irgendwie hätte rechtfertigen können, warum er hierher geschleppt wurde. Und trotzdem befand er sich an einem Ort wie diesen, vor der Zelle seines zukünftigen Aufenthalts. Er fühlte sich nicht echt an, ihm kam das alles wie einer seiner Albträume vor, in denen er nicht von Realität und Hirngespinst unterscheiden konnte. Er war so.. leer. Aber bereit, für seine Tat zu büßen; und das sein ganzes Leben lang.
Er hatte die Präsenz des Anderen bemerkt, als ihm die Handschellen von den Gelenken abgenommen und er kurz darauf in die Zelle geschoben wurde. Das Krachen hinter ihm erschrak ihn, kurz zuckte er zusammen, der Krach hallte in seinen Gliedmaßen wider, ohne den Blick vom Boden zu heben. Langsam raffte er sich dazu auf, zur Seite zu gucken, lediglich ein scheuer Blick auf die Schuhe des Anderen; es interessierte ihn nicht, mit wem er hier eingesperrt war. Es interessierte ihn nicht, wie lange er hier sitzen müsste, zu welchen Tageszeiten sie rausgehen durften; es interessierte ihn nicht.
Irgendwann vielleicht, wenn ihm wieder auffiel, dass er alleine noch verlorener war als zu Zweit.
Mechanisch ging er auf das leere Bett zu, ließ sich zögerlich darauf sinken und drehte sich der Höflichkeit wegen kurz zu seinem Zellengenossen. Ein 'Willkommen' sollte er nicht ignorieren.. egal wie ironsich es war. Trotzdem guckte er ihm nicht ins Gesicht, ließ das Kinn für eine in Kenntnis nehmende und dankende Geste sinken, bevor er sich mit dem Rücken bis zur Wand nach hinten schob, die Knie an sich zog und seinen Kopf auf den Armen abstützte, die Augen schloss. Er war müde, immer, er hatte wenig Energie, da er keine zu sich nahm; aber schlafen könnte er hier eine ganze Weile lang nicht.

Er bekam keine Antwort auf seine Begrüßung, was Sugas Augenbraue leicht nach oben zucken ließ. Der leichte Schmerz in seiner Stirn ließ ihn das jedoch ziemlich schnell sein lassen, noch immer prangte das Klammerpflaster über seinem rechten Auge, bedeckte die unschöne Platzwunde und die Klammern in seiner Haut, ein Resultat seiner letzten Auseinandersetzung im Ring.
Sein undurchsichtiger Blick haftete weiterhin auf dem Jüngeren, der so klein und zerbrechlich aussah und sich - wie ging das überhaupt - auf dem Bett noch kleiner machte, sich wie ein Häufchen Elend zusammenrollte.
Wortlos sah Suga sich das einen Moment an, bevor er sich von seiner Position löste und nach der fast leeren Packung Zigaretten in seinem Regal kramte, dann in einem kleinen Abstand vor dem Bett des Jüngeren in die Hocke ging, ihn aus seinen schmalen Augen betrachtete.
„Hier. Beruhigt die Nerven und du hörst schneller auf, dir selbst Leid zu tun.“, bot er ihm an und entzündete dem Jüngern eine der Kippen, hielt sie ihm auffordernd hin, nutzte dabei den Moment, um ihn näher zu betrachten.
Er konnte einem fast Leid tun, allein sein Äußeres sprach Bände, sein starrer Blick, der fast darauf schließen ließ, dass er geistig nicht wirklich anwesend war. Er sah so verschwindend klein aus, so als wollte er sich am liebsten selbst vor allen verstecken...wie alt war er überhaupt? 19, höchstens Anfang 20? Er wirkte viel zu jung, um hier unter den ganzen Schwerverbrechern zu verrotten.
Der Blonde wusste nicht mal, was ihn dazu verleitete, mit ihm zu reden, seinen letzten Zellengenossen hatte er mit absoluter Verachtung und Stille gestraft, doch der Neue hatte irgendwas an sich, irgendwas war in diesem gebrochenen, fast reuevollen Blick.
Und Suga verstand es in der Sekunde, in der er ihn ansah.
Menschenkenntnis war etwas, dass er sich damals über die Jahre hatte aneignen müssen, um sich gegen jeden behaupten zu können und Suga war besser darin, andere zu lesen, als man dachte.
Der Kleine vor ihm tat sich nicht selbst Leid.
Er wurde davon aufgefressen, was er getan hatte.

Der Pinkhaarige rührte sich nicht, blendete alles und jeden um ihn herum aus und hörte sich das erbarmungslose Plärren seines schlechten Gewissens an. Das Gerichtsverfahren spielte sich vor seinem inneren Auge ab, die weinenden Eltern des Jungen, den er in den Tod gefahren hatte, die kleine Schwester, welcher er immer Nachhilfe in Koreanisch und Mathe gegeben hatte, seine eigenen, aufgelösten Eltern, die nicht bereit gewesen waren, ihren letzten Sohn ans Gefängnis zu verlieren. Er durfte nicht daran denken, er durfte nicht mit seinen Gedanken alleine sein.. aber das war er.
Allein.
Nachdem seine Schwester ihn verlassen hatte, dachte er, es gäbe nichts schlimmeres als den Verlust eines Familienmitglieds.
Aber nein, es ging immer.. immer schlimmer. Seine Gedanken kreisten in einem schier endlosen Zirkel, und wenn er was im Magen gehabt hätte außer Magensäure, hätte er es gerne ausgekotzt.
Wie durch Watte sickerte die Erkenntnis, dass sein Zellengenosse ihn ansprach, durch seinen Verstand, er musste an sich reißen, die Augen wieder zu öffnen, blinzelte gegen den Anblick der Gitterstäbe, drehte seinen Kopf jedoch noch nicht. Erst, als die monotonere, etwas tiefere Stimme als die Seine am Ende des Satzes angekommen ist, brauchte es ein paar Anläufe, innerlich, bis er den Kopf ein wenig drehte. Seine Augen lagen direkt auf der entzündeten Zigarette, die ihm hingehalten wurde, ehe sie zu dem Gesicht des Blonden in der Hocke vor ihm wanderten.
Das erste, was ihm sofort ins Auge stach, war der Ausdruck in dem dunkelbraun seiner Iris, als könne er einem direkt in die Seele gucken, wenn er wollte - danach fiel ihm das Pflaster auf. Luca hatte noch nie abseits vom Partyrauchen jemals wirklich das Verlangen danach verspürt.. aber jetzt, so elendig wie er sich fühlte, so angespannt und zermürbend seine Nerven blank liegen, brauchte er das vielleicht.
Er brauchte jemandem, der ihm die Hand reichte - egal, auf welcher Art und Weise.
Langsam löste er einen Arm von seinen Knien, streckte ihn nach der Kippe aus und nahm sie stumm entgegen. Wenn er sich beruhigen sollte, bräuchte er definitiv mehr als eine.. und mehr als nur Zigaretten. Aber dass er sich lieber in der Bewusstlosigkeit wiederfinden wollen würde, verschwieg er.
Schweigend saßen sie nun da, der Blonde in der Hocke vor seinem Bett, er selbst saß wenigstens etwas aufrechter, wenn auch nicht viel mehr als vorher. Nach ein paar Zügen hielt er seinem Zellengenossen den Glimmstängel wieder hin, wollte ihm sein Zeug nicht einfach wegrauchen, wenn er selbst nicht mehr so viele hatte. "Danke..", murmelte er, seine Stimme klang brüchig, aber nicht weniger aufrichtig.

„Nah...behalt sie. Is das Beste, was ich dir geben kann...außer du willst Heroin, aber...fang damit besser erst gar nicht an, is hart wieder wegzukommen.“ Suga schob die Hand des Jüngeren wieder zurück, als er ihm die Kippe zurückgeben wollte und das auf eine fast sanfte Art, die man ihm auf den ersten Blick sicher nicht zugetraut hätte, so wie er aussah.
Seine Stimme blieb ruhig, was typisch für ihn war, seine charakteristische formlose und saloppe Ausdrucksweise war das einzige, das davon zeugte, dass er in den ärmsten Vierteln, im Ghetto der Hauptstadt aufgewachsen war. Doch hinter dem legeren Tonfall in seiner Stimme, schwang so etwas wie trockenes Amüsement darin mit, der Pinkhaarige sah nicht so aus, als hätte er sich in seinem Leben schon jemals einen Schuss gesetzt.
So leblos wie er in die Gegend starrte, als wäre er innerlich schon gestorben, hätte er aber vielleicht genau diesen Kick gebraucht, doch Suga war nicht gerade scharf drauf, diesem Kind in die Sucht zu verhelfen.
Sein eigener Entzug war grausam gewesen und ganz verheilt waren die Male in seinen Armbeugen nie. Dass man sich die Junkies hier, die sowieso nie aus ihrer Sucht rauskommen würden, zunutze machte...war wieder eine andere Sache.
Einen Moment blieb er noch vor dem Neuankömmling sitzen, erhob sich dann und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf - nur leicht, aber völlig aus dem Nichts raus.
„Reiß dich zusammen, Kleiner.“, meinte er und seine Stimme wurde ein wenig ernster, bevor er sich von dem Jüngeren abwandte und auf seinem Bett Platz nahm, die Knie leicht anzog und seinen Rücken gegen die mit Kreidestrichen übersäte Zellenwand lehnte.
Kurz lag sein Blick noch auf seinem Gegenüber, bevor er sich das nächste Buch aus dem Regal angelte und sich darin vertiefte, jedoch ohne wirklich zu lesen. Seine Gedanken glitten immer wieder zu dem Neuen, der so gottverlassen aussah, dass es jedem normalen Menschen wohl das Herz gebrochen hätte.
Er war jetzt Sugas Zellengenosse....bedeutete, der Blonde musste ihm später die Anlage zeigen, es lag an ihm, ihm die Abläufe und Regeln - die offiziellen, sowie die inoffiziellen - zu erklären, von der Sitzordnung in der Cafeteria bis zu der Benutzung der Telefone. Sicher hatte er da draußen Familie, Freunde, ein hübsches Mädchen...langsam hob Suga den Kopf, richtete seinen Blick wieder auf den Pinkhaarigen.
Das Leben war nicht fair.
Vor allem nicht zu Menschen wie ihm.

Heroin.. vielleicht hätte er das sogar in Erwägung gezogen, wenn er sich nicht so sehr davor fürchten würde. Drogen waren nie etwas gewesen, das er angerührt hatte; schlichtweg, weil er riesen Respekt.. nein, Ehrfurcht vor ihrer Wirkung hatte, ihrem Level an Abhängigkeit, dem Risiko. Ob er es nicht doch irgendwann in Betracht ziehen würde, wusste keiner.. hatte schließlich auch niemand erwartet, dass er in den Knast kommen würde.
Die Berührung des Anderen ließ ihn abrupt den Atem anhalten, sie war kurz und verging ziemlich schnell. Aber es war das erste Mal seit Langem, dass er nicht bei unerwartetem Körperkontakt zusammenzuckte, dass eine Hand an seiner eigenen sich irgendwie.. nicht schlecht anfühlte.
Er ließ den Blick auf die Zigarette sinken, betrachtete sie einen kurzen Moment, bevor er sich sicher sein konnte, dass er sie ohne schlechtes Gewissen - zumindest in dem Fall - zuende rauchen konnte. Der Klaps auf den Hinterkopf kam unerwartet, er riss die Augen ein wenig auf und verschluckte sich an dem Rauch, oder an seinem eigenen Speichel, hustete überfordert und starrte dem Blonden verdattert hinterher.
Reiß dich zusammen, Kleiner.
Kommentarlos zog er seine Knie wieder enger an sich, legte seinen Kopf auf den Armen ab, diesmal mit dem Unterschied, die Kippe zu rauchen. Er wusste nicht, was er mit diesem Satz.. diesem Rat.. dieser, was auch immer es war, Aussage anfangen sollte. Von einer zur nächsten Sekunde würde er sich das nicht zu Herzen nehmen können, sicher auch nicht für die nächsten zwei Wochen. Seine Gedanken fingen wieder an, um dieses eine und das selbe Thema zu kreisen, seine Schuldgefühle fraßen sich durch seine Organe, seine Lunge, sein Herz, zerfraßen ihn von Innen, auch wenn es bereits von Außen zu erkennen war.
Langsam drehte er den Kopf wieder, die qualmende Kippe ziwschen den Fingern, seine eine Gesichtshälfte vergruben. Und in dem Moment, wo der Blonde von seinem Buch aufguckte, trafen ihre Blicke aufeinander.
Lange. Lange sah er ihn einfach nur an, wusste nicht, was das in ihm auslöste, aber irgendwas konnte er spüren. Etwas Kleines. Diese Hoffnung, dass.. er ihn nicht alleine lassen würde. Er kannte ihn nicht, nicht einmal ansatzweise, er wusste nicht, warum er hier saß, was er verbrochen hatte - aber er hoffte, dass es nicht das einzige Mal gewesen, dass sie sich die Hände reichten.
Oder dass sie sich berührten. Und er sprach nicht vom Körperlichen.
Und plötzlich richtete er ein leises, verzweifeltes Wort an ihn. Eine Antwort auf seine.. Aussage vorhin, die er sich offensichtlich nicht selbst geben konnte. Weil er nicht konnte, weil er seit Jahren micht sich kämpfte, dieses 'reiß dich zusammen' nicht erreichte, selbst wenn es immer so schien. Jetzt war klar, dass es ihm unfassbar schwer fiel, dass er jemanden brauchte, der das Licht auffing und ihm einen Platz gab.
"Wie?"

Zum ersten Mal schien der Pinkhaarige ihn wirklich anzusehen und Suga konnte, wollte den Blick gar nicht von ihm abwenden, klappte bei seiner leisen Frage das Buch, ließ den Daumen aber zwischen den Seiten.
Einen Moment lang sah er den Jüngeren einfach nur stumm an, ehe sich seine Schultern unter dem dunkelblauen Oberteil leicht hoben.
„Lass dich nicht von Schuld auffressen, du brauchst einen klaren Kopf, wenn du hier drin nicht untergehen willst.“, fing er an und seine Mundwinkel hoben sich leicht in die Höhe, sein Grinsen war so schneidend und scharf wie eine Rasierklinge, denn Schuld und schlechtes Gewissen waren es, die ihn dazu brachten, sich wie ein getretener Hund in die Ecke zu kauern.
Er war nur ein Kind, vermutlich Collegestudent, der irgendwie in dumme Scheiße verwickelt worden war, zur falschen Zeit am falschen Ort oder sowas, denn Suga wusste eins...der Pinkhaarige war kein Krimineller, er gehörte nicht zu dem Abschaum, der hier zu Recht weggesperrt wurde, er war in gewissermaßen ein Opfer der Umstände, nichts weiter.
„Lass sie nicht spüren, dass du verletzlich bist. Sei stark, aber provozier keinen Ärger, vor allem nicht als Neuling. Erkennen sie deine Schwäche, werden sie die zu ihrem Vorteil nutzen. Guck, dass du nie das schwächste Glied der Kette bist. Sei schlauer als alle anderen.“, zählte er dann auf, ließ den Kleinen dabei nicht aus den Augen.
In gewisser Weise waren es die Worte, die sein Vater ihm eingetrichtert hatte, damals, als ihnen beiden diese ungebändigte Macht über soviele Leben und Schicksale in die Hände gelegt wurde und Suga neigte den Kopf leicht zur Seite, legte sein Buch dann beiseite und stand auf, reichte dem Jüngeren den zum Aschenbecher umfunktionierten Joghurtbecher, damit er die aufgerauchte Kippe hineinschmeißen konnte.
Der Kleine musste einen verflixten Schutzengel haben, dass man ihn direkt in diese Zelle geführt hatte, denn jeder andere hätte vermutlich genau das getan, vor dem Suga ihn gerade gewarnt hatte, sie hätten sich zunutze gemacht, dass er so klein und verzweifelt und wehrlos schien.
Den Blonden hielt etwas davon ab, das zu tun...er war kein guter Mensch und würde es nie sein, aber der Pinkhaarige löste in ihm etwas aus, was es zu beschützen galt. Er wusste nicht, was es war. Aber er wollte ihn nicht an der Gefangenschaft zerbrechen lassen.
„In ner halben Stunde etwa sperren sie die Zellen hier auf und wir dürfen uns frei bewegen...krieg dich bis dahin in den Griff.“, ordnete er dann an und ließ seinen Blick an dem Jüngeren runtergleiten. „Und mach dein Namensschild irgendwo fest oder du kriegst Ärger mit den Wärtern.“
Kurz tippte er gegen die einlaminierte Karte, die von einer Klammer an seiner Brusttasche festgehalten wurde und die sein Foto, seinen Namen, Größe, Gewicht und Blutgruppe enthielt.

All die Punkte, die der Blonde an ihn richete, schienen ihm so fern wie noch nie zuvor - schließlich tat er genau das. Er war verletzlich, und nicht standhaft. Er war schwach, und nicht stark. Er war das schwächste Glied in der Kette, die sich wie eine Schlinge um seine Kehle legen und ihn erwürgen würde, das wusste er. Vielleicht sollte genau das passieren, vielleicht würde es ihm den Schmerz nehmen, den er nicht betäuben konnte.
Stumm streckte er den Arm nach dem Becher, nahm ihn entgegen und legte es vor sich aufs Bett. Als wäre es das Einzige, mit was er sich gerade hochkonzentriert beschäftigen wollen würde, schabte er die verbrannte Asche am Becherrand ab, nahm weitere Züge und ließ seinen Kopf schließlich kraftlos zur Seite rollen. Ich bin nicht stark.
Der Andere schien zu wissen, wovon er sprach, ordnete ihm an, sich in den Griff zu kriegen, bis sie sich auf freiem Fuße bewegen dürften. Luca rauchte die letzten Reste an Nikotin auf, versank den Filter im Joghurtbecher und zupfte sich das Namenschild aus der Brusttasche. Den Rest der Zeit verbrachte er einfach nur damit, in seiner zusammengekauerten Position die Augen zu schließen, in sich zu gehen, sich mental auf die nächsten.. wie lange auch immer hier bleiben musste, vorzubereiten, insbesondere die nächsten Stunden.
Als Neuling war man eben Frischfleisch - und er hoffte, dass sein Gegenüber, vor dem er sich erhoffte, ihn nicht alleine zu lassen, Vegetarier war.
Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, als er das Geräusch klimpernder Schlüssel vernahm, müde den Kopf hob und dem Wärter dabei zusah, die Zellentür zu öffnen. Seinem Zellengenossen wurde mehr oder weniger befohlen, ihm die Räumlichkeiten zu zeigen und Tagesabläufe zu erklären - natürlich nur, wenn er das für nötig empfand. Das abfällige "Wenn er nicht klar kommt, soll er schauen wie er weiterkommt.", überhört der Pinkhaarige gewollt, rieb sich über die Augen und blinzelte unberührt. Langsam löste er sich aus seiner Position und stellte sich zu.. "...Suga..?", fragte er leise und seine Augen glitten von dem einlaminierten Schild zum Gesicht des Blonden.
Und er hoffte, er hoffte so sehr, dass er ihn nicht alleine ließ. Bitte.

Suga hatte sich wieder auf seinem Bett ausgestreckt, sich in sein Buch vertieft und währenddessen noch eine geraucht. Als das altbekannte Geräusch des sich im Zellenschloss drehenden Schlüssels ertönte, drehte er den Kopf leicht und schielte zu dem Neuen hinüber. Luca Park - wie er auf seinem Namensschild hatte erkennen können sah aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht und Suga begab sich in eine aufrechte Position, fuhr sich kurz durch die blonden Haare und warf dem Wärter auf seine Anordnung nur einen stummen Blick zu.
Wichser.
Luca trat neben ihn und Suga sah ihn kurz an, legte dann eine Hand fast sachte gegen seinen unteren Rücken und schob ihn aus der Zelle nach draußen. Er hatte ihn angesehen wie ein kleiner, getretener Welpe und bei den Göttern, unter normalen Umständen hätte er vielleicht wirklich einen Fick drauf gegeben, ob sich Frischlinge im Gefängnis zurecht fanden oder nicht.
Stattdessen - aus welchem Grund auch immer - ging er mit Luca systematisch die ganze Einrichtung durch, über die verschiedenen Zellenblocks, die Bäder („Geh morgens duschen, wenn du was vom warmen Wasser abhaben willst.“), den Knastladen, die Cafeteria („Wenn du einigermaßen kochen kannst, versuch n’ Job hier zu kriegen."), die Bibliothek, die Kapelle („Benutzen die meisten nur zum ungestört ficken."), den Hof und schlussendlich - die Grube.
Während ihrem Rundgang war man ihnen - oder vielmehr ihm - wie immer aus dem Weg gegangen, die meisten Gespräche verstummten oder wurden leiser, wann immer Suga um die Ecke kam und das hatte sich auch seit einem verfickten Jahr in dieser Anstalt nicht geändert. Suga war das egal, die Furcht, die er immer noch in die Herzen der Menschen trieb, würde nie verschwinden und er hatte sich daran gewöhnt, tat einfach so, als würde er die anderen Insassen überhaupt nicht bemerken, als wäre er sich ihrer bloßen Existenz nicht bewusst.
Als sie schließlich im Freien vor dem eingezäunten Areal standen, das einer Mischung aus Boxring und Tigerkäfig glich, lehnte Suga sich gegen den Zaun und ruckte leicht mit dem Kopf. „Von dem Scheiß hier hältst du dich besser fern...so gut du eben kannst. Wirst wahrscheinlich keine Wahl haben, alle landen früher oder später in der Grube. Dadrin is alles erlaubt, die einzige Regel ist, dass du nur zu zweit kämpfst und du keine Waffen trägst.“, erklärte er monoton und ließ seinen Blick zum Podium gleiten, auf dem die Kämpfe ausgetragen wurden.
„Die Wärter holen dich da auch nicht raus, das ist wie’n Gladiatorenkampf für die. Manchmal schließen die Wichser sogar Wetten ab. Wenn du Glück hast kommen Jin oder Namjoon vorbei. Jin ist n’ Doc, wahrscheinlich hat er dich untersucht, bevor du hier reingekommen bist. Namjoon ist einer von den Wärtern...aber er’s anständig.“ Langsam glitt Sugas Blick zurück zu Luca und er schenkte ihm ein schiefes Grinsen, das jedoch keinerlei echte Emotion enthielt. Er hatte selbst erst vor drei Tagen im Ring gestanden und die fette Platzwunde und das Klammerpflaster auf seiner Stirn sowie die zahlreichen blauen Flecken auf seinem Körper zeugten nur zu gut davon, wie brutal es in der Grube zugehen konnte.

Zu Lucas Glück zeigte ihm der Blonde wirklich die Einrichtungen und begleitete ihn von einem Ende zum anderen. Er versuchte sich seine Worte, nicht wie ein Schwächling zu wirken oder ein leichtes Ziel für andere zu sein, wirklich zu Herzen zu nehmen, strengte sich an, den Kopf nicht hängen und den Blick stets nach vorne gerichtet zu lassen. Doch kam er nicht drumherum, von jedem angestarrt zu werden - ob das an der Tatsache lag, dass er pinke Haare hatte, nicht ganz in seinen Overall reinpasste oder Suga sein Begleiter war, konnte Luca nicht sagen. Nicht einmal ansatzweise.
Allerdings sagte er selbst auch kein Wort, verhielt sich still, jedoch nicht weniger aufmerksam und merkte sich im Handumdrehen, wo sich was befand. Selbst wenn er die meisten Orte wohl niemals besuchen würde, sein Gedächtnis war mit Abstand seine größte, und vielleicht einzige, Stärke. Sowohl Segen, als auch Fluch.
Beim letzten Ort, der 'Grube', wie sich herausstellte, wurde der Ausdruck in seinem, über die Monate schmaleres Gesicht irritierter, fast schon perplex. Gewalt.. zwanghaft, und jeder musste damit etwas am Hut haben? Jeder wurde mal reingesteckt? Was für Aussichten..
Gerade, als er sich dafür entschied zu erwähnen, dass er Gewaltverherrlichung nicht leiden konnte, erschien eine plärrende Figur in seinem Blickfeld. "NEIN fuck der sieht ja süß aus!" Das schlanke Ebenbild eines Psychopaten stahl sich zu ihnen, und ging vor ihm leicht in die Hocke, als würde es sich bei Luca um einen 10 Jährigen handeln. "Ohww, Jin hatte Recht, du bist sooo klein! Dich wird man hier mit Haut und Haaren fressen.", richtete er makaber verträumt an ihn, was dem Jüngeren einen scheuen Blick entlockte. Kurz tauschten er und Suga ein paar, nicht gerade nette, Worte aus, bevor der Braunhaarige trällernd wieder verschwand.
"Wer..", fing Luca an, verstummte jedoch mitten bei seiner Frage - denn mehr war nicht nötig, um seinen Gedankengang nachvollziehen zu können.

Suga war sich gerade tastend an den Kopf gefahren, hatte an der zugeklammerten Wunde über seinem Auge gekratzt. Jin würde ihm dafür wohl eins überbraten, er hatte ihm eingeschärft, die Finger davon gelassen, bis es ganz zugeheilt war und Suga hatte mehr oder minder zustimmen müssen, denn sonst hätte der gefängniseigene Doc ihn wohl nie gehen lassen.
Luca war die ganze Zeit ziemlich still gewesen und er erwartete nicht wirklich eine großartige Reaktion von ihm, doch eigentlich war ihm das ganz recht. Er gehörte ja selbst eigentlich zu der stilleren Sorte, die nicht allzu viel von sich gab...doch die Idylle wurde natürlich gestört und Suga ließ leise seufzend seinen Hinterkopf gegen den Zaun hinter sich sinken, als Tae sich auf Luca stürzte und ihm - ganz auf seine Weise - willkommen hieß.
„Verpiss dich...“ Suga richtete sich auf und schob seine schlanken Hände in die Taschen seiner dunkelblauen Hose, rollte auf seine Worte hin die Augen und gab dem Jüngeren einen festen Stoß vor die Brust, zischte ihm etwas auf Russisch zu - von dem er sehr wohl wusste, dass Tae es verstehen würde - und sah ihm dann kurz nach, als er sich trollte.
„Tae. Keine Sorge, der will nur spielen...“, beantwortete er Lucas Frage knapp, bevor er an ihm vorbeiging und den Kleineren mit sich zur Cafeteria schleifte, um was zu Essen abzustauben. Nichts, absolut nichts in seinem Gesicht, seiner Haltung oder seiner Stimme wies darauf hin, dass ihn einmal - vor einer gefühlten Ewigkeit - mehr mit dem Anderen verbunden hatte. Mehr, als es je in Worte zu fassen gab.

~ * ~

Luca war irgendwann von einem der Wärter zum Direktor geführt worden, um mit ihm über die Gefängnisjobs zu sprechen, was Suga letztendlich an seinen üblichen Platz auf dem Hof getrieben hatte. Vor noch 2 Jahren hätte man ihm mit dem Gedanken, er würde mal auf einem Gefängnishof in Seoul Basketball spielen, ein mattes, schmales Lächeln ins Gesicht getrieben, doch hier war er nun und die steil am Himmel stehende Sonne trieb ihm die ersten Schweißtropfen auf die Stirn. Doch das stetige Körbe werfen, erfüllte seinen Zweck: Ablenkung. Zeitvertreib.
Irgendwann zog das immer lauter werdende Johlen auf der anderen Seite des Hofes, der sich U-förmig um das Gefängnisgebäude erstreckte, seine Aufmerksamkeit auf sich und Suga schlenderte mehr oder mäßig interessiert über den asphaltierten Platz, blieb dann ein wenig abseits stehen als er das übliche Getümmel um die Grube herum bemerkte. Schon hatte er sich wieder abwenden wollen, als ihn die Worte durchzuckten, die er vor knapp drei Stunden noch an Luca gerichtet hatte. Dass er früher oder später in der Grube landen würde.
Langsam wandte er sich um und die meisten Insassen machten ihm sogar Platz, als er sich in die vorderste Reihe an den Zaun drängte, schließlich - wie könnte es auch anders sein - neben Tae zum Stehen kam. Er beachtete den Brünetten jedoch gar nicht, wie festgefahren klebte sein Blick auf dem Kämpfer, der von seinem Gegenspieler gerade brutal zu Boden gerungen wurde.
Luca.

Ironie des Schicksals - Luca hinterfragte nichtmal, wieso es ausgerechnet er gewesen war, der den nächst besten Prollen über den Weg gelaufen war und von ihnen angehalten wurde, nur um wenige Sekunden später zur Grube geschubst worden zu sein. Dabei hatte er Augenkontakt vermieden, hatte versucht, sich um seinen Kram zu kümmern, nicht aufzufallen - was beinahe unmöglich war als Frischling - und sich in seine Zelle zurückzubegeben. Falsch gedacht; diese Gelegenheit wurde ihm verwährt, ein Wimpernschlag später stand er in der Höhle des Löwen, oder vielmehr im Zentrum des, wie es sein Zellengenosse genannt hatte, Gladiatorenkampfes. Er, der sich mit Gewalt nicht auseinandersetzte und sich einmal in seinem Leben geprügelt hatte, weil man damals in der Highschool auf einen kleinen Jungen im Gang gespuckt hatte.
Luca war kein schlechter Kerl. Er gehörte hier nicht her, er gehörte nicht an diesen Ort und erst Recht nicht in die Grube.
Reglos stand er in der Mitte, seine Augen glitten unruhig durch die Reihen, die meisten klebten regelrecht am Gitter und feuerten seinen Gegner an, warfen irgendwelche Sachen ein, Luca hatte absolut keine Ahnung, wie ihm geschieh - er konnte, und wollte sich nicht bewegen. Er war müde und gleichzeitig panisch, er wollte nicht.. er wollte einfach nicht, und man würde ihn nicht dazu zwingen können.
Selbst als ihm sein Gegner entgegen rief, er solle ihn angreifen - Luca schüttelte den Kopf. Mehrfach rief er ihm Dinge entgegen, dass er sich nicht wie eine Pussy verhalten sollte, dass er ihm sonst den Schädel aufschlagen würde und dass er sich beweisen sollte. Er schüttelte erneut den Kopf, riskierte, dass der Andere sich vor ihm aufbaute und seine Aggression auf den Kleinen steigern musste. Und kaum, dass er mit der Wimper hätte zucken können, traf ihn ein Schlag ins Gesicht, so wuchtig, dass er abrupt nach hinten taumelte und beinahe sein Gleichgewicht verloren hätte. Benommen blickte er auf, zog seine Hand wieder weg - und schlug nicht zurück, ganz gleich, was er sagte. Selbst als er ihn damit anbrüllte, dass er ihn gefälligst zurückschlagen sollte, als Verdeutlichung nochmal, und nochmal ausholte, Luca schließlich doch das Gleichgewicht verlor - und das nicht zuletzt, weil der andere ihn wie beim Wresling zu Boden gerissen hatte.
Sein geschundes Gesicht bildete den wohl stärksten Kontrast zu seinen Haare, seinen zierlichen Händen, er war nicht brutal und nichts an ihm sah brutal aus - Luca war eine Blume. Und diese schien mit jedem Schlag, mit jedem Zerren und herumschmeißen, mit jedem Mal, das er mit dem Rücken auf dem Boden aufkam und Sterne sah, zu verwelken - bis ihm regelrecht schwarz vor Augen wurde, und er befürchtete, in die Bewusstlosigkeit geprügelt zu werden - obwohl er absolut nichts tat.
Vielleicht genau deswegen. Weil er nichts tat. Weil er besser als sie war.

„Poor candyboy, he’s gonna kill him." In Sugas Gesicht zuckte ein Muskel, denn ja, es sah tatsächlich genauso aus, wie Tae es formulierte und für den Blonden war Gewalt ganz sicher nichts neues, nein, aber irgendetwas in ihm regte sich bei jedem Schlag, den Luca einstecken musste, bei jedem Mal, dass der Andere ihn auf den Boden schlug. „Shut ur trap, Tae.“, zischte er schließlich und schob sich an dem Jüngeren vorbei, sprang über die Absperrung und ging mit zügigen Schritten um den eingezäunten Ring herum.
„Verpisst euch.“ Es brauchte nicht mehr als zwei Worte an die Typen, die den Eingang der Grube versperrten und sie machten ihm Platz und Suga war in den Ring getreten, bevor irgendwer ihn aufhalten konnte.
Von allen Insassen hatte sich natürlich einer der Größten und Breitesten Luca aussuchen müssen, Luca, der sich nicht mal verteidigt hatte, der sich einfach niederprügeln hatte lassen als würde er denken, dass er es verdient hatte.
Kurz streifte Suga seinen zusammengekrümmten Körper auf dem Boden, bevor er seinem Angreifer einen tödlichen Blick zu warf, als dieser auf ihn zukam und unwirsch beiseite schieben wollte.
„Hey, Wichser! Hast du’s nötig, einen zu verprügeln, der nicht mal zurückschlägt, huh?“ Schraubstockartig legten sich Sugas Finger um sein Handgelenk und er gab ihm einen festen Schlag vor den Brustkorb, schubste ihn so ein Stück zurück, sein Blick dunkel und unnachgiebig.
„Was denn, Min? Stehst du auf den Kleinen?“ Es brauchte nicht mehr als das höhnische Lachen seines Gegenübers und Suga war vorgeschossen, schlug zu, versenkte seine geballte Faust direkt in seiner Kehle und machte dann ein paar Schritte zurück als der Andere röchelnd vor ihm auf die Knie krachte.
Seine Hand ausschüttelnd beugte Suga sich zu ihm runter und packte ihm grob unters Kinn, sodass er ihm in ins Gesicht sah und in seinen Augen funkelte die verdorbene, pure Mordlust. „Prince Min, du Stück Dreck.“, raunte er, ließ ihn dann los und drehte sich um, um neben Luca in die Hocke zu gehen.
Kurz legte er eine Hand an seine aufgerissene Wange, bevor er ihm kurzerhand unter die Knie und den Rücken packte und ihn hochhob, den Ring verließ. Für eine Sekunde lang streifte sein Blick zu Tae hinüber, bevor er mit dem halb Bewusstlosen um die Ecke verschwand.
Der Gang zu Jin war ihm mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen und während er mit Luca extra durch die abgelegeneren Gänge ging, versuchte er mit seinem Ärmel ein wenig von dem Blut aus seinem Gesicht zu wischen, trat die Tür zu dem Älteren schließlich mit dem Fuß auf.
„Jin...ich hab Arbeit für dich."