Meine Mädls hinterfragten gar nicht, was mit mir los war, immerhin störte es sie eigentlich nicht, wenn ich badass drauf war. Ganz im Gegenteil, sie fanden das immer klasse. Und dass das den meisten hier gefiel, war mir scheiß egal. Ich wollte damit sowieso nur eine Sache bewirken; ob ich das im Endeffekt erreicht hatte, da musste ich mich nicht vergewissern. Ich wusste es einfach. Ethan hatte von mir die ganzen Trainingsstunde lang keinen einzigen Blick abbekommen. Ignorant, wie ich drauf sein konnte, hatte ich mich nur um mein Business gekümmert und mit meinen Mädls rumgehangen, als wäre nie etwas gewesen. Als hätte unsere "Beziehung" nie existiert, als hätten meine Gefühle nie existiert. Das vorzugeben gelang nicht vielen, traurigerweise hatte ich das mittlerweile im Blut.
Das Selbstbewusstsein in Person schnappte ich mir meine Tasche, als die Stunden vorbei waren, verabschiedete mich mit einer lässigen, winkenden Handbewegung bei den Mädls, und stolzierte durch die Tür. Die meisten Typen in meiner Nähe gafften wie blöd, weshalb ich ihnen einen giftigen Blick zusandte. Von Typen hatte ich jetzt erstmal gestrichen die Nase voll. Immerhin hatte ich genug Probleme mit meinem eigenen. Mein Gesichtsausdruck verwandelte sich sofort in eine verwirrte Miene. Was hast du gerade gedacht?! Er war nicht mehr mein Typ. Dafür hatte ich getrost gesorgt, und so würde das auch bleiben. Ich brauchte ihn nicht. Und das wusste jeder; ich war unabhängig und stolz.
Doch genau dieser wollte jetzt mit mir sprechen. Ich hatte mich mental schon drauf eingestellt, dass er das versuchen wollen würde, hatte jedoch für mich festgehalten, es zu ignorieren. Das gelang mir auch locker, bis er mich am Handgelenk nahm und dazu zwang, stehen zu bleiben. Etwas, was ich hasste. Energisch drehte ich mich zu ihm um, entzog ihm aber sofort meine Hand. "Fass mich nicht an.", fauchte ich gefährlich. "Es gibt nichts zu reden. Es ist alles gesagt. Oder soll ich's nochmal wiederholen?" Eine rhetorische Frage, auf die ich keinerlei Antwort verlangte, weshalb ich mich wieder umdrehte und weiterging.

Natürlich ignorierte sie ihn. Sie war eben verdammt gut darin ihn zu ignorieren oder allgemein alles zu ignorieren, was ihr gerade nicht passte. Und im Moment passte er ihr eben nicht. Verständlich, aber wenn sie ihm mal zuhören würde, dann würde sie es vielleicht irgendwie verstehen! Oder zumindest verstehen, warum es gar nicht so zwingend was mit ihm zu tun hatte. Beziehungsweise warum er eigentlich keinen Mist gebaut hatte!! Aber sie wollte einfach nicht stehen bleiben, bis er sie schließlich am Handgelenk fasste, obwohl er wusste, dass sie das hasste. "Gemma..", fing er an, wurde aber sofort wieder von ihr unterbrochen, weil sie ihn anfuhr, weshalb er wirklich die Hände von ihr ließ. Er wusste, dass damit nicht zu spaßen war. Sie könnte ihm ganz schöne Schmerzen zufügen und er war sich sicher, dass sie da auch nicht wirklich zögern würde. Nicht nach dem, was er ihrer Meinung nach getan hatte. "Verflucht Gemma!!", stieß er aus, aber da lief sie schon weiter, weshalb er tief seufzte und ihr weiter hinter her lief. "jetzt mir doch mal zu! Ich weiß, was du gesagt hast, aber hör dir doch mal an, was ich zusagen hab!", sagte er schnell, musste ihr aber immer noch weiter folgen, weil sie offenbar nicht hören wollte. Vor allem nichts von ihm. Weshalb sie sich am Ende den Ort aussuchte, der für ihn am schwierigsten war: Das Dach. Und wenn er es nicht ernst gemeint hätte, dann wäre er jetzt wohl echt stehen geblieben, aber er meinte es ernst. ER meinte es verdammt ernst. Deshalb folgte er ihr aufs Dach, obwohl sein Herz jetzt raste und sein Atem schwer ging und seine Hände schwitziger wurden. Er hatte keine Medikamente genommen heute, weil er mit sowas natürlich nicht gerechnet hatte, aber jetzt war es zu spät um über so etwas nachzudenken und er beschloss einfach es zu ignorieren. "Gemma! Verfluchter Mist! Jetzt bleib endlich stehen und hör mir wenigstens einmal zu!! Komm schon!!", rief er ihr zu und bevor er darüber nachgedacht hatte, wurde seine Stimme noch lauter. "VERDAMMT NOCH MAL GEMMA! ICH LIEBE DICH OKAY!!" Es klang fast schon nach fluchen, was natürlich nicht stimmte und das machte er sofort klar, als er weiter redete, jetzt wieder etwas kontrollierter. "Ich liebe dich und ich hab dich auch vorher schon geliebt! Ich habe dich geliebt, seit wir das erste Mal auf dem Dach waren und ich fand dich vorher schon toll! So toll, dass ich niemandem von dem Kuss in der U-Bahn erzählt hab! Ich hab allgemein niemandem von irgendwas erzählt, das wir gemacht haben! Sie haben uns gesehen und deswegen meinte einer er müsste seine Wette einlösen und es direkt noch sagen, aber ich hab nicht einmal irgendwas eingelöst!! Nicht ein einziges Mal!!"

Ich schenkte ihm keine Beachtung, weder seinen Worten, noch seinen Schritten, die mir zu folgen schienen. Das einzige, was ich tat, war schnurstracks meinen eigenen Weg gehen, was ich auch am besten konnte. Er kapierte einfach nicht, dass ich nichts von ihm wissen wollte, dass ich seine Fresse nicht mehr sehen wollte, dass ich es ganz einfach nicht ertragen konnte. Ja, ich konnte es verdammt nochmal nicht ertragen, wenn er versuchte mit mir zu reden, weil ich mich dann in seiner Stimme verlor und wenn er mich ansah, bekam ich Herzklopfen. Herzklopfen eines gebrochenen Herzens. Ich wollte diese ganze Scheiße nicht noch ein zweites Mal machen, ich hatte genug Probleme und Leid mit meiner letzten Beziehung hinter mich. Da brauchte ich keinen mehr, der mit meinen Gefühlen, von denen ich eh gedacht hätte, sie nie wieder jemanden präsentieren zu wollen, spielte wie mit einer Schachfigur. Es tat einfach weh, wenn er noch länger in meiner Gegenwart nach meiner Aufmerksamkeit bat. Und deshalb wollte ich weit, weit weg von ihm.
Mein Ziel fiel auf das Dach, auf das ich zielstrebig zu stolzierte. Er würde mir spätestens ab hier nicht mehr folgen, ganz sicher nicht. Er hatte doch Höhenangst. Deshalb warf ich meine Tasche hoch, nahm Anlauf und hievte mich am Vorsprung hoch, um mich auf das Dach zu schwingen. Hingegen meinen Erwartungen folgte er mir immer noch... was mich tatsächlich zum Stehen bleiben brachte. Trotz dessen drehte ich mich nicht um, bis.... bis er brüllte. Er brüllte richtig. Aber es ging mir nicht darum, es waren die Bedeutung seiner Worte. Er warf mir Dinge an den Kopf, die im übertragenen Sinne ... ein... Liebesgeständnis waren. Und angebliche Wahrheiten... und trotzdem war ich wütend. Ich drehte mich schlagartig um und holte schon zum widersprechen aus, bis... bis mir auffiel wie er drauf war. Mein Mund war zwar offen, aber es kam kein einziger Ton heraus. "Geh wieder runter, Ethan.", sagte ich ihm, eindringlich ernst. Aus... aus Sorge um ihn. Ich konnte seine Worte noch nicht verarbeiten, ich.. ich konnte es noch nicht begreifen. Aber ich merkte, dass es ihm nicht gut tat, wenn er hier war, und auch wenn ich wie die eisigste Person auf dieser Insel schien - ich hatte kein Herz aus Stein. Vor allem nicht, wenn... wenn es Ethan war.

Ethan wusste, dass er sie verletzt hatte und er wusste, dass sie ihn hasste und wütend auf ihn war und das alles, aber das passierte aus einem Grund, der nicht wirklich echt war, weil das alles nie wirklich passiert war! Er musste das einfach klar stellen! Und noch viel wichtiger: er musste sie zurück gewinnen. Er wusste nicht, wohin das alles führen würde, aber Gemma hatte sein Herz wirklich berührt. Sie hatte dafür gesorgt, dass er auftaute, dass er Gefühle zuließ, dass er aufhörte ein Arschloch zu sein. Sie hatte seine wahre Seite heraus gekitzelt, hatte dafür gesorgt, dass er die Maske, die er eigentlich gar nicht bemerkt hatte, ablegte. Und jetzt konnte er sie nicht mehr los lassen. Er konnte einfach nicht. Auch nicht, als sie sich zu ihm umdrehte und ihn wieder anschreien wollte, bis sie bemerkte, was gerade eigentlich los war. Ethan jedenfalls war das ziemlich klar, immerhin spürte er sein rasendes Herz und er merkte, dass er richtig zitterte. Es ging ihm nicht gut, gar nicht gut und ja er sollte dringend runter, aber das war gerade einfach nicht möglich. "nein!", erklärte er und schüttelte den Kopf, während er einen Schritt auf sie zumachte. "Nein keine Chance! Ich gehe nicht ohne dich und nicht ohne, dass du mir verziehen!", erklärte er wieder heftiger, als vielleicht nötig, aber er musste, damit ihn die Angst nicht im Griff behielt. "Verflucht nochmal Gemma... Du bist mir verdammt wichtig! Du hast gar keine Ahnung wie sehr, aber ja du bist mir so wichtig, dass ich jetzt gerade hier bin um dir zu erklären, dass ich das alles nie getan habe. Ich habe nie versucht Wetten mit dir zu gewinnen oder irgendetwas in die Richtung. Ich hab dich nie ausgenutzt und nie belogen! Nicht einmal. Weil ich mich in dich verliebt habe. Vom ersten Moment an fand ich dich so wahnsinnig interessant und dann war es schon irgendwie.. irgendwie einfach nur gut alles. ", erklärte er, während er weiter vorsichtig auf sie zu lief und schief lächelte. "Kannst du.. kannst du mir bitte irgendwie verzeihen?? Irgendwie? Weil ehrlich gesagt halte ich das hier nicht mehr lange aus und ich will wirklich nicht, dass mich am Ende die Feuerwehr hier runter holen muss..", versuchte er es mit einem Witz.

Ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, was mir Ethan an den Kopf geworfen hatte; was gerade zählte war, dass er verdammt nochmal runter vom Dach ging. Ich wollte das nicht, ich wollte nicht, dass er wegen mir unter seiner Angst litt. Aber er redete vehement dagegen. Er würde erst runtergehen, wenn ich ihm verziehen hatte. Das war.... Erpressung! Er nutzte meine Sorge voll aus, dieser Arsch... und ich bekam Herzklopfen deswegen. Heftiges Herzklopfen, und nicht nur wegen meiner Sorge um ihn. "Ethan, geh run-", probierte ich es nochmal, ernst und wirklich, verdammt eindringlich, weil ich nicht wollte, dass er das noch länger machte, doch sprach er weiter. Und mich ließ der Gedanke nicht los, dass das, was er mir gestand, auch der Wahrheit entsprach.. obwohl ich nicht klar denken konnte, weil meine Sorge gerade definitiv überwog.
Ich setzte einen Schritt an und wollte auf ihn zugehen. Weil ich mich in dich verliebt habe, hallte es durch meinen Kopf, und ich blieb abrupt stehen. Mein Gesicht verzog sich zu einem irritierten Ausdruck. "....was?", gab ich ungläubig von mir, verwirrt. Er hatte das schon vorhin gesagt, sogar die drei Zauberworte, wie ich mich gerade daran erinnerte. Das, und seine Erklärung, gab mir gerade verdammt zu denken. Deswegen war es mir auch nicht möglich, irgendetwas anderes zu sagen, ehe er vorsichtig auf mich zukam. "Nein Ethan geh zurück!!", rief ich sofort etwas wütender und kam ihm schneller, als Hindernis, entgegen, weil er einfach mal nicht das tat, was ich sagte!! Das war ja nicht für mich, das war für ihn!! Ich ging soweit auf ihn zu, dass ich damit eigentlich bezwecken wollte, dass er zurückging, stattdessen kam er allerdings ebenfalls weiter auf mich zu, sodass wir uns in wenigen Sekunden gegenüberstanden. Und das ziemlich nahe; näher als mir noch vorhin lieb gewesen wäre. Vorhin.
Sein Witz lockerte die Stimmung ein wenig, und ich erwischte mich selbst dabei, wie ich kurz unter den ernsten Gesichtszügen schmunzelnd den Kopf schüttelte. "..du bist ein Idiot.", entgegnete ich nach einer Pause, in der ich auf den Boden geblickt und nachgedacht hatte. "Du bist so ein Idiot!", meinte ich lauter und schlug ihn leicht, aber durchaus mit reizender Festigkeit, gegen die Brust. "Das ist Erpressung. Und wenn ich dir nicht glauben würde, würde ich dich stehen lassen." Ja, ich hatte die Wahrheit in seinen Worten erkannt.. nur würde ich das nicht zugeben. Jedenfalls nicht komplett, sondern halbwegs, wie ich es gerade eben getan hatte. Ich konnte nicht so gut damit umgehen, wenn jemand wirklich.. wirklich in mich verliebt war, und gerade alles dafür riskierte, um mich.. wieder zu gewinnen. Ich wusste nur, dass es mir gefiel, und dass ich selbst.. naja. Dass er mein Idiot war. Bevor ich es ihm aber noch zeigen könnte, ging ich an ihm vorbei und sprang den Vorsprung wieder runter auf die abgeschottete, gesicherte Ebene. "Erstens: Bilde dir ja nichts drauf ein. Zweitens: Ich hätte dir sicher nicht die Feuerwehr geholt.", zählte ich auf, "Und drittens:", meine Gesichtszüge wurden... weicher wurden. ".. ich hab dich vermisst." Und das, das war ein riesen Schritt... weil in meinen Augen genau das geschrieben stand, weil.. weil ich nicht weit davon entfernt war, selbst die drei Worte zu sagen.

Sie lief jetzt auch auf ihn zu, was am Ende dafür sorgte, dass sie innerhalb von Sekunden voreinander standen und zwar so dicht, dass er sie am liebsten sofort in seine Arme gezogen hätte. Nicht nur, weil er sie endlich wieder haben wollte, sondern auch, weil er dann etwas hätte, an dem er sich festhalten könnte. Das Problem war nur, dass er das ja gerade nicht einfach konnte. "Und Jah man! Zum tausendsten Mal: Ich hab mich in dich verliebt! Ich liebe dich!", fügte er jetzt noch mal hinzu, wobei er hart und tief durchatmete und versuchte das alles irgendwie in den Griff zu bekommen. Seine Angst, die Tatsache, dass er ihr gerade alles gestanden hatte, all die verrückten Sachen hier drum herum. Alles einfach irgendwie, aber das war kaum möglich, weil die Angst ihn komplett im Griff hatte. Vielleicht hätte er ihr sonst auch gar nicht alles so einfach gestanden. "ich weiß.", antwortete er und grinste dann schief, bevor sie es nochmal sagte und er wieder mit einem "Ich weiß" antwortete, was direkt einen Schlag gegen seine Brust nach sich zog, der dafür sorgte, dass er ein klein wenig taumelte, weil er schon unsicher war, aber er wehrte sie nicht ab. Zumindest das hatte er trotz allem verdient. Auch wenn er gar nicht der Idiot war, für den sie ihn hielt. "Vielleicht..", murmelte er schon, aber da redete sie schon weiter und er fing voller Erleichterung an zu Grinsen, was direkt dafür sorgte, dass die Angst ein kleines bisschen nachließ oder zumindest die Nervosität, die Angst wär nämlich immer noch übermächtig. Auch, als sie sich an ihm vorbei schob und kurz danach von Vorsprung wieder runtersprang, weshalb er ihr schnell folgte. Das musste er einfach, weil es sich hier schon mal etwas besser anfühlte. Breit grinsend sah er sie an und legte ein wenig den Kopf schief, während er immer wieder ncikte und nickte und nickte, bis sie den letzten Satz sagte und alles an ihr zeigte, dass sie es ernst meinte. Das mit allem zusammen sorgte am Ende dafür, dass Ethan doch einen schnellen Schritt auf sie zu machte, die Hand in ihren Nacken legte und sie nur wenig später einfach küsste. Ungeachtet der Tatsache, dass sie ihn dafür umbringen könnte, wenn sie wollte. Es war ihm egal. Er liebte sie, er wollte sie zurück und sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn vermisst hatte und dass sie ihm glaubte. Das war alles, was er wissen musste, alles was er brauchte, weil er sie wollte und brauchte. "Bring mich dafür bitte nicht um! Es wird auch so schwer genug wieder nach unten zu kommen.", witzelte er an ihre Lippen, ehe er sie noch mal küsste. Er konnte einfach nicht anders.

Seine Worte schwirrten wie eine hängen gebliebene, alte Green Day CD in meinem Kopf, wiederholten immer und immer wieder diese eine Stelle. Die, in der er noch einmal wiederholt hatte, dass er sich in mich verliebt hatte, und dass er mich liebte. Es fühlte sich... seltsam an. Komplett seltsam, komisch, und trotzdem... gut. Ich beschloss es allerdings für's Erste, weil es das Beste war, was ich konnte, und was mein Stolz auch nicht anders zuließ, zu ignorieren. Stattdessen sprang ich runter, eine stumme Geste, dass er ebenfalls folgen sollte, immerhin war ich jetzt extra für ihn runter gegangen. Und bevor ich auf jegliche Worte eingehen würde, die irgendwie mit seinen bedeutungsvollen Worten zusammenhingen, zählte ich Dinge auf, die ich ihn wissen lassen musste. Dazu gehörte besonders das letzte, was ich aufgezählt hatte - auch wenn ich es mir bis dato nicht eingestehen wollte; es war die Wahrheit. Ich hatte diesen Idioten vermisst, und mein Herz hatte seine Entschuldigung, seine Erklärung, seine komplette Ehrlichkeit eingesaugt wie ein Schwamm. Ich konnte es nicht fassen, wie schnell ich ihm nachgegeben hatte; doch ich wollte es, leider. Ich wollte es zu sehr, ich wollte ihm glauben.
Und das tat ich auch.
Überrascht war ich schon, als er plötzlich auf mich zukam und mich küsste - falsch anfühlen tat sich das nicht. Überhaupt nicht. Und obwohl ich ihm vermutlich in jeder anderen Lage eine reingehauen hätte dafür, protestierten meine Gefühle vehement dagegen und gaben dem Idioten nach, der mein Herz gestohlen hatte. Um ihn zappeln zu lassen, erwiderte ich den Kuss nicht; noch nicht, jedenfalls. Seine Worte dazu quittierte ich mit einem Schmunzeln und einem Augenverdrehen. "Halt die Klappe und küss mich einfach." Damit war klar: Ich hatte ihm verziehen. Mit allem drum und dran. Spätestens jetzt kam der Kuss von beiden Seiten, und ich spürte, wie gut sich das anfühlte. Und wie sehr ich das vermisst hatte. Meine Arme fanden ihren Weg zu seinem Hals, schlangen sich um diesen, während mein Körper seine Nähe suchte und sich an ihn schmiegte. Lange dauerte der Kuss an, wurde inniger, bis ich mich etwas von ihm löste. "Wehe ich höre so'n Scheiß nochmal.", drohte ich ihm, allerdings verführerischer als strafender, "Dann werde ich noch unangenehmer." Damit biss ich ihm in die Unterlippe, etwas, was er von mir schon kannte.

Für Ethan war es egal, dass sie sein Liebesgeständnis nicht erwiderte oder besser fast schon ignorierte. Für ihn zählte es nur, dass sie ihm gerade eben verzieh, weil er sie kannte und wusste, dass das eigentlich schon eher einem Liebesgeständnis glitt, als wenn sie es ihm wirklich sagen würde. So war das mit Gemma. Aber deswegen liebte er sie ja auch so sehr. Weil sie eben war, wie sie war und sich nicht verbog. Für niemanden. Eben auch nicht für ihn. Er schätzte das, weil es bei ihm genauso war. Er konnte Kompromisse eingehen, aber verbiegen lassen würde er sich sicher nicht. Keine Chance. Niemals. Dafür machte er so verrückte Sachen wie für sein Mädchen auf ein Dach zu klettern, nur, um ihr zu erklären, dass alles nicht stimmte und dass er sie liebte und sie zurück wollte. Er war verrückt. Verrückt nach ihr und nach allem von ihr. Deswegen küsste er sie ja auch einfach so, nachdem sie endlich wieder ein bisschen sicherer standen, obwohl es immer noch nicht super für ihn war. Die Tatsache, dass sie den Kuss zuerst nicht erwiderte, machte es auch nicht gerade besser. Aber er wusste, dass er das nochmal verdient hatte. Immerhin schlug sie ihn nicht und das zeigte ihm schon, dass sie ihm wirklich verziehen hatte. Und ihre nächsten Worte zeigten ihm das nochmal deutlicher, weshalb er breit grinste und sie tatsächlich wieder küsste und diesmal erwiderte sie den Kuss tatsächlich, weshalb er in den Kuss lächeln musste und sie noch länger und inniger küsste, während sie die Arme in seinen Nacken legte und sich an ihn schmiegte. Mit einem kleinen Schmunzelnd legte er die Arme jetzt um ihre Taille, wie vorher auch so oft und zog sie enger an sich heran. "Keine Angst, wirst du nicht.", versprach er sanfter und ernster, auch wenn sie sich eher verführerisch anhörte, aber als sie ihn dann wirklich in die Unterlippe biss, konnte er nicht anders, als leise zu lachen. "Okay. Okay. Aber das wird nicht passieren. Keine Angst. Wirklich nicht!", versprach er nochmal grinsend und küsste sie dann nochmal, ehe er tief durchatmete. "Allsooo.. jetzt.. da das geklärt ist.. können wir hier runter und essen? Ich hab echt Hunger.", meinte er lachend und sorgte dann auch dafür, dass sie wirklich schnell vom Dach runterkamen, weil er langsam echt kurz vor nem Panikanfall stand. Unten legte er Gemma aber direkt wieder den Arm um die Schulter und zog sie zu sich. Er hatte sie so unglaublich sehr vermisst.

~3 Wochen später~

Ethan konnte es manchmal kaum glauben, dass Gemma wirklich wieder ihm gehörte. Und ja er bezeichnete das liebend gerne so. Sie gehörte ihm. Zu ihm. War sein Mädchen. Seines ganz allein. Zwar erst wieder seit drei Wochen, aber sogar die hatte er schon wieder genutzt, in dem er jedem gezeigt hatte, wie sehr er sie wollte und dass niemand anderes an sie heran kommen sollte. Er würde jedenfalls nicht zu lassen, dass sie nochmal von ihm weg ging und dieses Wochenende würde genau damit dazu zählen! Sie waren beide wahnsinnig spontan, weshalb sie auch super zusammen passten und solche Sachen wie heute ganz einfach funktionierten. Deswegen hatte Ethan auch einfach beschlossen, dass sie zusammen campen gingen! Sie waren erst ein Stück weit mit dem Auto gefahren, aber Ethan wusste genau, wohin er wollte und erstens würden sie da mit dem Auto gar nicht hinkommen und zweitens, wollten sie beide unbedingt auch noch ein wenig wandern. Das passte einfach zu ihnen beiden. Ethan kannte seine Gemma mittlerweile gut genug um zu wissen, dass Abenteuer für sie in der Natur stattfanden und auch wenn das heute keine Entdeckungstour werden würde, war mit Gemma sowieso alles ein Abenteuer. Immerhin konnte sie nicht still stehen oder sitzen. Nicht mal im Auto, wo sie sich um die Musik kümmerte und dann doch irgendwann seine Hand nahm, weshalb er ganz automatisch lächeln musste und kurz zu ihr rüber sah. Er konnte dabei das leichte Kribbeln in seinem Bauch nicht wirklich verhindern. Es passierte einfach. Jedes Mal, wenn sie so etwas machte oder wenn er sie ansah passierte es und es störte ihn nicht mal, obwohl er normalerweise ja eher der harte Kerl war. Bei ihr war er gerne auch mal der Softie. Nicht so, als sie endlich ankamen und Ethan sofort nach hinten ging, wo er mit einem kräftigen Zug beide Rucksäcke aus dem Kofferraum zog. Einen davon behielt er aber nicht lange in der Hand, denn Gemma nahm ihm ihren schnell ab, nicht ohne ihm noch einen Kuss auf die Lippen zu drücken, welche er leise lachend erwiderte, nur, um sich ebenfalls schnell den Rucksack auf den Rücken zu werfen, ihr schnell hinter her zu laufen und sie kurz ein wenig anzurempeln. Nur ein wenig allerdings, ehe er lachend neben ihr weiter lief. Er wusste wohin er wollte, immerhin kannte er hier alles wie seine Westentasche und er wollte Gemma gerne ein paar seiner Lieblingsstellen zeigen. Heute würde es eben diese sein. Es dauerte auch nur 20 Minuten, bis sie tatsächlich dort waren, wo er hin wollte und offensichtlich gefiel es Gemma sofort hier, weshalb er lächelte, während er seinen Rucksack an einer Stelle abstellte. Als er sich wieder aufrichtete, drehte Gemma sich schon zu ihm, weshalb er sofort anfing zu Lächeln und seine Hände auf ihre Hüfte legte. "Hmm warte, bis ich das Zelt aufstelle und Feuer mache.", witzelte er lachend auf ihre Worte, auch wenn man ihm zugute halten musste, dass er beides ohne Probleme und Hilfsmittel hinbekam. Schmunzelnd zog er sie noch etwas näher, als sie an seinem Hemdkragen spielte. "Freut mich..", murmelte er mit einem leisen Brummen in der Stimme und bereitete sich eigentlich schon darauf vor, sie zu küssen, als sie ihn mal wieder überraschte, zurück wich und wenig später in Klamotten runter zum mehr rannte. Alles daran sorgte dafür, dass Ethan einfach lachen musste, ehe er zumindest das Hemd auszog und dann in kurzer Jeans und weißem Shirt hinter ihr her rannte. Kurz bevor sie das Meer erreichte, war er direkt hinter ihr, aber statt langsamer zu werden, schnappte er sie sich nur, hob sie hoch und rannte kurz danach schon so weit ins Meer hinein, bis er umfiel und lachend wieder mit ihr auftauchte.

Es war keine Überraschung für mich, dass Ethan mir folgte. Und zwar genau so spontan wie ich - weil er sich nunmal auf meine verrückte, spontane und flippige Art und Weise einließ. Immer. Musste er ja auch, wenn er mit mir mithalten wollte. Anders hätte er mein Herz nicht gewonnen, wenn er nicht genau wüsste, was mir Spaß machte, und was mich wahnsinnig gut auflegte. Da ich sowieso knappe Sachen trug, das hieß so viel wie zerrissene Jeansshorts, die knapp unter meinem Hintern endeten, und ein eng anliegendes, weißes Crop Top, war ich nicht davon abgeneigt gewesen, direkt mit meinen Klamotten ins Wasser zu laufen. Ethan nahm mir diese Aufgabe ab, indem er hinter mir auftauchte und mich schwungvoll hochhob, sodass ich lachend meine Arme um seine legte und extra ein wenig zappelte, um es ihm schwerer zu machen. Das hielt ihn kein bisschen davon ab, weiterzulaufen, und am Ende fielen wir Beide ins Wasser. Die Kühle des Wassers schlug sofort das Adrenalin in mir an und ich tauchte auf. Ethan stimmte in mein Lachen mit ein, und kurz darauf schwamm ich ein wenig vor mich hin. "Wie gut, dass du mit mir mithältst.", merkte ich neckend an, grinste übermütig. Das Wasser war super kalt, aber genau das fand ich gerade am tollsten daran. "Denkst du, du kriegst mich?", fragte ich ihn, hob übermütig das Kinn und lächelte selbstsicher. "Hol dir deinen Kuss.", sagte ich noch, deutete mit meinem Zeigefinger an, dass er herkommen sollte, ehe ich untertauchte und weiter hinaus schwamm.

Das Wasser war natürlich eiskalt, was hauptsächlich auch an dem Schatten hier lag und daran, dass das hier eine Bucht war. Deswegen kamen hier nicht all zu viele warme Strömungen rein und wenn, dann nur zu ganz bestimmten Jahreszeiten und während einem Beben oder sowas. Dann war es eine Zeitlang wärmer, aber die Kälte störte Ethan nicht. Ihm immer warm und da tat ihm die Abkühlung jetzt gerade sogar gut. Und Gemma fing immerhin auch sofort an zu lachen. Ein mehr als gutes Zeichen, dass ihm sagte, dass sie die Kälte auch eher nur als Adrenalinschub sah. Lachen sah er zu ihr rüber und konnte nicht anders als sofort zu ihrem durchsichtig werdenden Crop Top zu schauen, was sein Grinsen direkt noch breiter und ein wenig dreckig werden ließ. "Wie gut, dass du so unglaublich heiß aussieht, dass ich mit dir mithalten will.", antwortete er witzelnd und lachte dann wieder, ehe er eine Augenbraue hob. "Natürlich krieg ich dich!", rief er ihr lachend zu, wobei seine Augen schon abenteuerlustig blitzten. Er ließ ihr trotzdem ganz kurz einen kleinen Vorsprung, da er sie sonst ja wirklich direkt wieder gehabt hätte, ehe er ihr dann aber doch hinter her tauchten. Ein bisschen jagte er sie, bis er sie in einer Kuhle zwischen drei glatten Felsen in die Ecke trieb. Hier konnte er sogar wieder auf dem glatten Felsenboden stehen, auch wenn sogar ihm das Wasser bis knapp unter die Schlüsselbeine reichte, während sie noch schwimmen musste, weshalb er wieder etwas über ihr aufragte, als er sie gegen den Felsen drückte. "Ich hab dich.", flüsterte er und küsste sie schon im nächsten Moment heiß, wobei er sie festhielt, damit sie nicht schwimmen musste.

Mir war bewusst, dass weiß eine Farbe war, die einem im Wasser sofort freie Sicht geben würde. Zwar nicht so, wie es ohne weiß unter dem Oberteil aussehen würde, jedoch wesentlich mehr als alle anderen Shirts - was man bei ihm jedoch genau so gut behaupten konnte. Zwar war das Rot, das mein Dessous weitgehenst neben dem Schwarz ausmachte, wesentlich sichtbarer; aber unwohl dabei fühlen tat ich mich nicht. Ganz und gar nicht; sonst hätte ich niemals so auffällige Dessous angehabt, wenn ich mich nicht wohl fühlen würde. Und da es fast schon einem Bikini zu gleichen schien, war es sowieso keine Rede wert - nur den Blicken Ethans.
Doch bevor er den Anblick überhaupt gescheit, und länger, genießen konnte, hatte ich ihn frech herausgefordert und war bereits untergetaucht. Ich war eine gute Schwimmern, so war'S nicht - aber Ethan war stärker. Trotzdem hieße das nicht, dass ich mich nicht gerne von ihm fangen lassen wollte. Das war der ganze Clou an der Geschichte. Ich erkannte sein Vorhaben, was ich mit einem breiten, kecken Grinsen in Kenntnis nahm, ehe ich auftauchte und mich zu ihm drehte, da ich aufrund der Kuhle nicht mehr ausweichen konnte. Weil ich so klein war, hatte er den Vorteil, dass er langsam wieder stehen konnte; ich hingegen musste mich über Wasser halten, was mich aber kein Bisschen einschüchterte.
Dass er mich so einengte, kam mir gerade ganz gelegen. Automatisch zog ich meine Arme aus dem Wasser, schlang sie um seinen Hals und erwiderte den heißen Kuss, den er unter einem Flüstern mit mir teilte. Und zwar wie. Meine Beine schlang ich ebenfalls um seinen Körper und überkreuzte die meine Fußknöchel hinter ihm im Wasser. "Mir gefällt der Anblick auch ziemlich.", meinte ich, als ich meine Hände an seinem Hals entlang zu seiner Brust gleiten ließ. Ein verführerisch gefährliches Funkeln in meinen Augen und das Lächeln, das an meinem Mundwinkel zupfte, zeigte, dass ich sehr, sehr gut drauf war.